18.04.2024

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Preußische Allgemeine Zeitung - Aktuelle Ausgabe

© Preußische Allgemeine Zeitung Folge 47/15 vom 21.11.2015

S. 1 Preußische Allgemeine Zeitung

Spiel mit dem Feuer
Geradezu zwanghaft verwirft die Politik die notwendigen Schlüsse aus Paris

Die Bluttat hat die Gefährlichkeit ungezügelter Zuwanderung brutal sichtbar gemacht. Doch Berlin will davon nichts wissen.

Die ersten Reaktionen der Großen Koalition ebenso wie der Bundestagsopposition auf das radikalislamische Blutbad von Paris hat die ganze Absurdität der derzeitigen Zuwanderungs- und Sicherheitspolitik offengelegt. Während der Schutz von Asylheimen aus Furcht vor Racheakten verstärkt wird, sollen die deutschen Außengrenzen weiter ungeschützt bleiben.

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) warnt davor, „einen Bogen zu schlagen“ vom Terror zur „Flüchtlingsfrage“, SPD-Chef Sigmar Gabriel beharrt: „Durch Paris darf sich in Deutschland nichts ändern.“ Dabei ist mindestens ein Attentäter als Flüchtling getarnt über die Balkan-Route nach Frankreich gelangt. Damit ist alles bodenlose Gerede, dass IS-Terroristen unsere ungeschützten Grenzen nicht ausnutzten, um unbemerkt ins Land zu kommen, widerlegt.

Nun versuchen Politiker, den Terror als „hausgemacht“ zu bezeichnen, weil er „aus der Mitte unserer Gesellschaft“ komme. Doch genau von dort kommt er eben nicht.

Die in Frankreich oder Belgien rekrutierten jungen Muslime sind nicht „in der Mitte der Gesellschaft“ geprägt worden, sondern in abgehängten Parallelwelten, in den Einwanderer-Ghettos. Derzeit strömen Hunderttausende, bald Millionen Menschen aus dem muslimisch-orientalischen und afrikanischen Raum zu uns, von denen ein Großteil später ebenfalls in jenen Ghettos landen wird, wo Islamistengruppen hoffnungslose junge Menschen anwerben. Der Bildungsstand der Mehrheit der Neuzuwanderer ist ernüchternd, ihre Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind miserabel. Und die Masse der hereinströmenden Niedrigqualifizierten wird die Lage der ohnehin Hoffnungsarmen, die schon hier sind, weiter schmälern.

Wer all dies nicht sehen will, der ignoriert die Erfahrungen von fünf Jahrzehnen Integrations- und Desintegrationsgeschichte auf sträfliche Weise. Er legt die Basis für weiteren Terror, der die deutsche wie die französische Bevölkerung fast zwangsläufig ebenfalls radikalisieren wird. Das schon zwanghaft wirkende „Wir schaffen das“-Gerede der Bundeskanzlerin macht immer mehr Deutsche wütend, wenn Merkel weiterhin darauf besteht, dass es „keine Obergrenzen“ bei der Asylflut geben dürfe.            Derweil streift bereits eine Viertelmillion junger, männlicher Zuwanderer durch Deutschland, die nicht einmal irgendwo registriert worden sind.

Die Politik spielt mit dem Feuer. Sobald die deutschen Bürger zu dem Schluss kommen sollten, dass ihre politische Führung sie weder schützen will noch schützen kann vor den Bedrohungen durch Terror, unkontrollierte Grenzen und sprunghaft anwachsende, explosive Parallelgesellschaften, dann sind bürgerkriegsartige Ausbrüche nicht mehr fern.      Hans Heckel


Ungewöhnlich spendabel
Die Vertriebenen sind dem Bund im nächsten Jahr einiges wert

Die Zustimmung durch den  Bundestag am 27. November wird nur noch Formsache sein. Dann werden die im Haushaltsausschuss beschlossenen Fördermaßnahmen für Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten im Bundeshaushalt 2016 auch offiziell abgesegnet sein. Für die wichtige Bevölkerungsgruppe ist einiges vorgesehen: „Die Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa erfährt eine maßgebliche Stärkung“, erklärt Klaus Brähmig, im Bundestag Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Fraktion.

So stellt der Bund für die Überarbeitung der Dauerausstellung des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg eine Million Euro zur Verfügung. Auch das Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold wird gefördert. Für das Jahr 2016 sind 200000 Euro vorgesehen. Für die folgenden vier Jahre weitere 800000. „Für die deutschen Minderheiten im östlichen Europa werden ebenfalls wichtige Signale gesetzt“, ist Brähmig überzeugt. 20,4 Millionen Euro sollen die Aktivitäten der Deutschen Minderheit in Polen sichern. Mehr Geld gibt es auch für das muttersprachliche deutsche Schulwesen in Rumänien. „Die Mittel zur Besoldung von deutschen Lehrkräften werden um 250000 Euro erhöht“, so der sächsische CDU-Politiker. Seine „Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten“ umfasst im Bundestag 70 Mitglieder und hat somit Landesgruppenstärke. Sie versteht sich unter anderem als Ansprechpartner im Parlament für die Vertreter dieser Bevölkerungsgruppen. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Förderung des kulturellen Erbes der Deutschen im östlichen Europa, denn sie stellt einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität dar.                 Frank Horns

                (siehe Seite 2)


Geld für Zwangsarbeiter
Einst von den Sowjets verschleppt, nun endlich eine Entschädigung

Die Vertriebenenverbände, allen voran die Landsmannschaft Ostpreußen, haben lange darum gekämpft: eine Entschädigung für deutsche Zwangsarbeiter. Für jene Zehntausende, die – zumeist von den sowjetischen Besatzern – verschleppt wurden. Fast ausschließlich waren es Frauen, ältere Menschen und Kinder. Als „menschliche Kriegsreparationen“ wurden sie oft unter unmenschlichsten Bedingungen zur Arbeit gezwungen.

Im achten Jahrzehnt nach Kriegsende gewährt die Bundesrepublik den Überlebenden nun endlich eine finanzielle Anerkennung. Vorige Woche beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestags dafür in den kommenden drei Jahren insgesamt 50 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.

„Ich freue mich sehr, dass wir es geschafft haben, eines der Hauptanliegen des Bundes der Vertriebenen endlich auf einen guten Weg zu bringen“, erklärt BdV-Präsident Bernd Fabritius.

Die Wegstrecke zuvor aber war lang und hindernisreich: 2001 schloss sich die Landsmannschaft Ostpreußen mit acht weiteren Landsmannschaften und dem Bund Stalinistisch Verfolgter zum Arbeitskreis Deutscher Zwangsarbeiter (AKDZ) zusammen. Seitdem setzt sich der AKDZ für die Verschleppten von einst ein. Noch 2011 allerdings lehnte der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) eine Entschädigung mit Verweis auf die schlechte Kassenlage des Bundes ab. Nun vier Jahre später die Wende: Wird der Haushalt für 2016 am 27. November beschlossen, werden nächstes Jahr die ersten 20 Millionen Euro ausbezahlt. Für die Jahre 2017 und 2018 sind je 15 Millionen Euro eingeplant. BdV und AKDZ werden sich dafür einsetzen, dass die Gelder so unbürokratisch wie möglich ausbezahlt werden.              F. H.


Jan Heitmann:
Gegenmodell

Deutschland trauert um seinen politischen Übervater. Dass Helmut Schmidt im Alter so etwas wie eine Kultfigur wurde, hatte weniger mit herausragenden historischen Leistungen als mit seiner Persönlichkeit zu tun. Auch wenn niemand demonstrativ hanseatischer sein konnte als er, war er auch ein Preuße. Ein Preuße in Gesinnung und Haltung. Und er war ein Patriot. Die Pflichterfüllung für die Nation, der Dienst am Staat und seinen Bürgern war für ihn die Richtschnur seines Handelns. Selbst junge Leute, die sich an seine Regierungszeit gar nicht erinnern konnten, sahen in ihm den idealen Typus des Politikers, des wahren Volksvertreters, der sich zu allererst vom Allgemeinwohl leiten ließ. Die Verehrung des greisen Altkanzlers war vor allem auch Ausdruck der Sehnsucht nach fähigen, realistischen,  ideologiefreien, charakterstarken und bei allem bodenständigen Gestaltern, an denen es der Politikerkaste heute fehlt, obwohl sie dringender denn je gebraucht werden. Schmidt verkörperte gewissermaßen das Gegenmodell zu den zeitgeistverformten Politikerfiguren unserer Tage.

Die Toten von Paris wecken unweigerlich Erinnerungen an die Zeiten des RAF-Terrors. Damals hat Schmidt die schwierige, als existenzielle Bedrohung empfundene Situation mit  Pragmatismus, Mut und Stärke ge- meistert. Und er hat den Menschen ihre Angst genommen. Viele wünschen sich angesichts der aktuellen Bedrohung durch den Terror, dass er noch immer im Kanzleramt säße. Merkel & Co. glänzen dagegen durch Realitätsverlust, Verantwortungslosigkeit und Inkompetenz. Bei Schmidt haben sich die Menschen in guten Händen gefühlt, heute fühlen sie sich dem Terror ausgeliefert.


S. 2 Aktuell

»Das Besondere, das Einzigartige«
Endlich mehr Geld für das Ostpreußische Landesmuseum – Direktor Joachim Mähnert im Interview

Freude im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg. Eine Million Euro zusätzlich hat der Haushaltsausschuss des Bundestages gerade für den großen Umbau und die Modernisierung des Museums bewillligt. Warum das  Geld hervorragend angelegt ist, erklärte Direktor Joachim Mähnert der PAZ.

PAZ: Herr Mähnert, eine tolle Nachricht. Wie haben Sie davon erfahren? Wie war ihre Reaktion?

Joachim Mähnert: Erste Kenntnis erhielt ich noch am Sitzungstag selbst. Mitten bei einer spannenden Veranstaltung im Bundesinnenministerium „Heimat – Identität – Glaube“ erreichten mich die E-Mails unserer Lüneburger Abgeordneten Hiltrud Lotze und Eckard Pols. Die Begeisterung war natürlich groß. Noch während des Empfangs konnte mit Kollegen angestoßen werden.

PAZ: In Zeiten klammer Kassen ist die Höhe der Summe besonders erfreulich. Sie sollen zur Überarbeitung der Dauerausstellung genutzt werden. Worauf führen sie den Geldsegen zurück?

Mähnert: Die Ostpreußische Kulturstiftung hatte bereits bei Antragstellung vor sechs Jahren erklärt, dass eine neue Dauerausstellung mit den damaligen Mittelansätzen keinesfalls in befriedigender Qualität umsetzbar sein würde. Dieser Umstand war so eindeutig, dass unsere politischen Kontakte von der Notwendigkeit einer Nachbewilligung rasch überzeugt werden konnten – und nunmehr wohl auch die Haushälter im Bundestag. Wir sind außerordentlich dankbar, dass unsere Sorgen erfolgreich durchgedrungen sind und wir in Berlin so engagierte Streiter für unsere Sache gefunden haben. Zugleich darf man aber diese Finanzspritze nicht überbewerten. Gute Museumsarbeit hat einfach ihren Preis. In der gleichen Sitzung vorige Woche wurden für das Hafenmuseum und das Museum für Hamburgische Geschichte zusammen 136 Millionen Euro gebilligt. Da sind wir Ostpreußen mit unserem Bedarf bescheidener.

PAZ: Für Umbau, Neubau, die Einrichtung einer deutschbaltischen Abteilung und Modernisierung der Dauerausstellung stehen ihnen nun statt 5,5 Millionen Euro 6,5 Millionen zur Verfügung. Was bedeutet die zusätzliche Summe konkret?

Mähnert: Das kann man noch gar nicht überschätzen. Nur mit diesen Geldern können wir überhaupt eine familienfreundliche, attraktive Ausstellung realisieren, sodass wir viele Menschen für die einzigartige Kulturgeschichte Ostpreußens begeistern können.

PAZ: Schon die alte Dauerausstellung hat eine Menge Besucher auch von weither nach Lüneburg und ihrem Museum gelockt. Was ist das Erfolgsrezept?

Mähnert: Immerhin sind wir nicht nur in Deutschland, sondern sogar weltweit das einzige Haus, welches sich umfassend diesem besonderen Landstrich widmet. Die Dauerausstellung ist  der zentrale Informationsort für Interessierte. Was wird denn in 20 Jahren, wenn die Zeitzeugen verschwunden sind, den Reichtum, das Besondere, das Einzigartige Ostpreußens authentisch vermitteln, wenn nicht die „dinglichen Zeitzeugen“, also die Objekte in unserer Ausstellung?

PAZ: Welche Änderungen beziehungsweise Neuerungen planen Sie?

Mähnert: Viel und wenig. Natürlich zeigen wir erstmals eine ganze Reihe besonderer Schätze, die wir in den letzten Jahren erhalten haben, aber naturgemäß sind die alten Glanzlichter auch zukünftig zu sehen. Wir werden Flucht und Vertreibung ausführlicher darstellen und erstmals abbilden, was aus den Ostpreußen geworden ist, nachdem sie aus ihrer Heimat vertrieben worden waren. In den Sonntagsreden wird gerne von der gelungenen Integration der Heimatvertriebenen gesprochen. Das ist nicht falsch, verschweigt aber die nicht seltenen äußerst schwierigen Anfänge in der neuen, oft „kalten“ Heimat. Bekanntlich wird auch eine Deutschbaltische Abteilung eingerichtet werden. Vorrangig wollen wir uns aber der Aufgabe stellen, dass die neue Ausstellung auch all diejenigen erreicht, die bisher wenig oder gar nichts über Ostpreußen wissen – eine Erfahrung, die wir bei dem Großteil unserer „jüngeren“ Besucher – unter 50 Jahre – machen müssen.

PAZ: Wissen sie schon, wo Sie das Geld schwerpunktmäßig einsetzen werden? Reicht es überhaupt?

Mähnert: Ein Stück weit werden wir jetzt neu planen müssen. Manches, von dem wir bislang nur geträumt haben, kann jetzt Wirklichkeit werden – Mitmachstationen, Inszenierungen, Medien, wenn auch nur in kleinem Rahmen. Zuerst kommen die Basisaufgaben: LED-Lichttechnik, staubfreie Vitrinen; UV-Glas für die wertvollen Bernsteinexponate. Erfreulicherweise können wir nun mit 800 Euro pro Quadratmeter rechnen; den meisten Landesmuseen stehen andererseits sogar 1000 bis 1300 Euro pro Quadratmeter zur Verfügung. Aber wo das Geld knapper ist, muss man mit Kreativität und Inspiration ausgleichen. Lassen Sie sich überraschen – wir werden etwas Schönes, Unterhaltsames und Aufklärendes mit den vorhandenen Mitteln zaubern. Die Dauerausstellung soll – und wird – die Menschen für Ostpreußen begeistern.

PAZ: Das alles macht wirklich neugierig. Wann wird sie eröffnet werden?

Mähnert: Wir planen für Herbst 2016. Aber diesen Termin bedingen viele Faktoren. Allein bis die neuen Gelder realiter zur Verfügung stehen, liegt noch viel Papierkrieg vor uns. Dabei müssten wir eigentlich schon heute mit den neuen Geldern rechnen und arbeiten dürfen. Aber so schnell schießen weder die Preußen noch die hiesige Ministerialbürokratie. Gut Ding will eben wie so oft Weile haben.

Das Gespräch führte Frank Horns


500 Millionen Dollar für 180 Kämpfer
Militärisches Ausbildungsprogramm der USA für Syriens Opposition erweist sich als »Flop«

Für das laufende Jahr hatte das Pentagon 500 Millionen US-Dollar bereitgestellt, um 3000 der sogenannten gemäßigten Rebellen gegen die syrische Regierung des Baschar al-Assad auszubilden. Davon sind bisher 384 Millionen ausgegeben worden, doch eine Ausbildung erhielten nur 180 Kämpfer. Von diesen nahmen nur vier oder fünf Mann an Gefechten teil, wie der Kommandeur des United States Central Command (CENTCOM, Zentralkommando der Vereinigten Staaten), General Lloyd Austin, jüngst im Kongress eingestehen musste. Der Rest ist unauffindbar. Der Aufenthaltsort der Rebellen, die am US-Trainings- und -Ausstattungsprogramm teilgenommen hätten, sei unbekannt, so der Sprecher des Pentagons, Peter Cook: „Wir sind besorgt über den Aufenthalt all dieser Personen. Ich kann nicht genau sagen, wo jeder von ihnen landete.“ Der US-Senator und Präsidentschafts-Bewerber der Republikaner Lindsey Graham nannte das Pentagon-Programm zur Ausbildung von Kämpfern der sogenannten gemäßigten syrischen Opposition einen Flop.

Mittlerweile wurde das Programm des Pentagons vorerst eingestellt, einschließlich der geplanten Fortsetzung im kommenden Jahre, in dem man 5000 Mann schulen wollte. Die Zeitschrift „US Today“ errechnete unschwer, dass ein ausgebildeter „Moderater“ die USA zwei Millionen Dollar gekostet hat.

Misserfolge wie dieser sind im Zusammenhang mit dem US-Ausbildungspro-gramm an der Tagesordnung. Es ist vorgekommen, dass eine ganze Einheit samt Waffen mit der Begründung zum „Islamischen Staat“ (IS) übergelaufen ist, man habe an der Ausbildung nur deshalb teilgenommen, damit man auf diese Weise zu neuen amerikanischen Waffen gelangen könne. Eine andere Gruppe ist in Bausch und Bogen von der Al-Nusra-Front entführt worden, eine dritte, die der Freien Syrischen Armee zugerechnet wird, hat der Al-Nusra-Front freiwillig Waffen und Munition ausgehändigt, damit sie dessen Gebiet unbehelligt passieren durfte.

Oberst Patrick Ryder, Sprecher des CENTCOM, bestätigte: „Heute setzte sich eine NSF-Einheit (Freie Syrische Armee) mit Vertretern der Koalition in Verbindung und teilte uns mit, dass sie einem Vermittler der Gruppierung Dschabhat al-Nusra angeblich sechs kleine Lastautos und einen Teil ihrer Munition übergeben haben. Das macht ungefähr 25 Prozent der Ausrüstung aus, die ihnen zugeteilt worden war.“

Dass die USA ihr Ausbildungsprogramm angesichts solcher Debakel eingefroren haben, betrifft nicht nur Syrien. In einer Rede vor der Militärakademie „West Point“ im Mai 2014 zählte US-Präsident Barack Obama dieses Programm noch zu den „Schlüsselaufgaben“. Das Ergebnis ist indes ernüchternd. Für die Ausbildung der irakischen Armee hat das Pentagon 25 Milliarden Dollar ausgegeben, für Streitkräfte und Polizei in Afghanistan 65 Milliarden. Dazu kommen die 500 Millionen für Syrien. Und der Erfolg? Der frühere US-Botschafter in Afghanistan Karl Eikenberry kann für dort Bescheid geben: „Die Ergebnisse beim Aufbau der Sicherheitskräfte in den vergangenen 15 Jahren sind nicht gerade erfreulich.“

Besser sieht es auch im Irak nicht aus. Das Programm wurde auch dort gestoppt, weil nicht genug Rekruten aufzutreiben waren. Schiitische Soldaten und Polizisten machten sich davon und flüchteten nach Europa. In der irakischen Provinz Anbar mussten die dortigen schiitischen Volksheerkämpfer mit Sunniten verstärkt werden, die aber Zusammenstöße mit IS-Terroristen vermeiden. Der einzige Lichtblick im Irak sind die Kurden. Im Norden Afrikas – von Marokko bis Tschad – steckten die USA 600 Millionen Dollar angeblich in die Bekämpfung der islamistischen Gefahr, eine Wirkung aber ist nicht festzustellen.

Trotz der desaströsen Ergebnisse denkt man im Pentagon nicht daran, das Ausbildungsprogramm für fremde Armeen endgültig zu beenden. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass sich die USA auf diesem Weg einen dauerhaften Einfluss in den Machtstrukturen der betreffenden Länder sichern. Zu den Misserfolgen sagt Pentagon-Sprecher Cook: „Wir ziehen nach wie vor Lehren daraus, und wir werden mit diesem Programm auch weiter fortschreiten.“

Im Jemen scheint indes ein neues Konzept erprobt zu werden. Nachdem das bitterarme Land über Monate von US-Drohnen mürbe gemacht worden war, starteten die Saudis auf Anweisung der USA eine umfangreiche Bo-denoffensive, unter anderem mit über 100 Panzern. Das lenkt den Hass der geschundenen Jemeniten ein wenig ab von den USA und hin auf die Saudis, auch wenn diese nur Befehlsempfänger sind. Für die USA hat das Arrangement einen zweiten Vorteil: Die Kosten für den Krieg tragen nun die Saudis.

Diese wiederum haben den Gedanken, man könne abhängige Völker für sich kämpfen lassen, aufgenommen und selber nutzbringend angewandt. Riad heuerte 800 Söldner aus Kolumbien an, einem jener südamerikanischen Länder, die unter der Fuchtel der USA stehen. Das System stimmt, und die Kolumbianer werden gut bezahlt.                Florian Stumfall


MELDUNGEN

Unabhängigkeit vorerst verboten

Madrid – Das spanische Verfassungsgericht hat die Pläne zur Abspaltung Kataloniens fürs erste gestoppt. Einstimmig ließen die Richter eine Verfassungsklage der spanischen Regierung gegen einen Unabhängigkeitsbeschluss des katalonischen Regionalparlaments zu. Bis zu einem endgültigen Urteilsspruch ist damit das Vorhaben, Katalonien in die Unabhängigkeit zu führen, bis auf Weiteres als illegal eingestuft. Anlass der Klage war ein Beschluss des am 27. September neugewählten Regionalparlaments, Katalonien in einem 18-monatigen Prozess aus dem spanischen Staatsverband herauszulösen. Kataloniens Regierung hat mittlerweile angekündigt, das Verbot des Verfassungsgerichts nicht anzuerkennen.          N.H.

 

Janukowitsch entlastet

Den Haag – Die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs, Fatou Bensouda, hat in einem Bericht den ukrainischen Ex-Präsidenten Viktor Janukowitsch entlastet. Trotz des gezielten Vorgehens gegen die Zivilbevölkerung gebe es keine ausreichenden Beweise für „systematisch oder weitreichend angewandte Gewalt“ auf dem Majdan-Platz. Zwar seien schwere Menschenrechtsverletzungen verübt worden, nicht aber Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In den Wochen von November 2013 bis zum Sturz Janukowitschs im Februar 2014 gab es in Kiew gewalttätige Auseinandersetzungen, bei denen rund 100 Menschen getötet wurden. Das ukrainische Parlament hat sich der Rechtsprechung des Gerichts über die Ereignisse unterworfen, obwohl das Land keine Vertragspartei des Internationalen Strafgerichtshofs ist.            J.H.


S. 3 Deutschland

Der Mann der Stunde
Seine hohe Verantwortungsethik bekam Helmut Schmidt als Soldat vermittelt

Die Geschichte hat ihn und er hat die Geschichte geprägt. Als Macher und Welterklärer wird Helmut Schmidt in Erinnerung bleiben.

Lange nach seinem Ausscheiden aus dem Kanzleramt hat Helmut Schmidt einmal bekannt, einen großen Fehler gemacht zu haben. Er habe nämlich nie die massenpsychologische Bedeutung der „großen Geste“ erkannt. Dabei dürfte er an den Kniefall Willy Brandts und die Handreichung Helmut Kohls und François Mitterands auf den Gräbern von Verdun gedacht haben. Man muss ihm energisch widersprechen: Er hat keinen Fehler gemacht. Mehrmals war er der Mann der Stunde und durch die Macht der Tat hat er mehr bewirkt als es die größte Geste je hätte können. Das heißt beileibe nicht, dass der bis zur Überheblichkeit mit einem gesunden Selbstbewusstsein Gesegnete darauf verzichtete, sich öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen. Diese Disziplin beherrschte der stets akkurat herausgeputzte und daher mit dem Spitznamen „Schmidt-Schnieke“ bedachte Schmidt sogar meisterlich. Übelgenommen hat man ihm das nie, denn die Selbstinszenierung ruhte auf der Basis solider Substanz.

Die Pflichterfüllung für die Nation stand bei ihm stets im Vordergrund, und in dieser Hinsicht hat ihn der Militärdienst geprägt. Über diese Jahre hat Schmidt immer offen gesprochen. Dabei hat er stets scharf zwischen seinem Vaterland, dem er als Soldat aus Überzeugung gedient, und dem Regime, das er abgelehnt hat, unterschieden. Er stand zu dem, was er getan und unterlassen hat. Seine Vorgesetzten bescheinigten ihm herausragende Anlagen und Leistungen. Kaum dem Knabenalter entwachsen, war er durch das Kriegserlebnis innerhalb kurzer Zeit zu einer gereiften Persönlichkeit geworden.

Der Mann der Stunde, das war Schmidt zum ersten Mal 1962 im Angesicht einer verheerenden Flutkatastrophe. Was andere schamhaft verschwiegen hätten, gab er später offen zu: Das Rüstzeug zur Bewältigung dieser Aufgabe hatte er als Soldat erhalten. An der Front hatte er gelernt, dass es in kritischer Lage einer einheitlichen Führung und vor allem eines entschlossenen Führers bedarf. Und er hatte die Erfahrung gemacht, dass in einer solchen Lage Vorschriften oftmals nicht nur nicht weiterhelfen, sondern dem Erfolg sogar im Wege stehen können. Also übernahm er kurzerhand das Kommando und tat das, was er für richtig hielt. Bedenkenträger und Zauderer ließ er gar nicht erst zu Wort kommen. Durch sein beherztes und unkonventionelles Vorgehen rettete er Tausenden das Leben und erwarb damit als „Flutbezwinger“, entschlossener Macher und – zumindest für „seine“ Hamburger – auch als Held unsterblichen Ruhm.

Damit hatte sich Schmidt, der sich schon im Bundestag als Hansdampf einen Namen gemacht hatte, endgültig für Höheres empfohlen. Als er 1974 ins Kanzleramt einzog, ruhten daher große Erwartungen auf ihm, denen er indes nur teilweise gerecht wurde. Vier Themen beherrschen mehr oder minder durchgehend die acht Jahre seiner Kanzlerschaft: die Wirtschaftskrise, das Ost-West-Verhältnis, der Rüstungswettlauf und der Terrorismus.

Obwohl er als ökonomischer Vordenker seiner Partei galt und ein stetes Wirtschaftswachstum als Grundlage einer erfolgreichen Gesellschaftspolitik postulierte, war gerade das der Bereich, in dem er am wenigsten reüssieren konnte. Die wirtschaftspolitische Bilanz seiner Regierungszeit war geradezu verheerend, denn er hinterließ Massenarbeitslosigkeit und einen Schuldenberg, der sich während seiner Kanzlerschaft auf 305 Milliarden Mark mehr als verfünffacht hatte.

Erfolg hingegen war seiner Außenpolitik beschieden. Er setzte die Entspannungspolitik Willy Brandts fort, konnte aber nichts grundsätzlich Neues mehr gestalten, denn die Weichen hatte sein Vorgänger gestellt. So setzte er sich das Ziel, das Erreichte zu bewahren und „das praktisch Mögliche hinzuzufügen“, was ihm auch gelang.

Für ihn bestand Ende der 70er Jahre kein Zweifel, dass die Nato-Staaten an allen Komponenten ihrer Abschreckungsstrategie festhalten und auch bereit sein müssten, dafür ausreichende und richtige Mittel bereitzustellen. Deshalb setzte er sich ungeachtet aller Widerstände im eigenen Land unbeirrbar für den Ausbau des westlichen Mittelstreckenraketenarsenals im Rahmen des sogenannten Doppelbeschlusses ein, was in letzter Konsequenz zu seinem Machtverlust beitrug. Dafür gebührt ihm Dank, denn wäre er in dieser Sache nachgiebig gewesen, wären die letzten 30 Jahre wohl anders verlaufen.

In die Geschichte eingegangen ist Schmidt indes weder durch seine Wirtschafts- noch durch seine Außen- und Sicherheitspolitik, sondern durch sein kompromissloses, ernsthaftes und verantwortungsvolles Handeln auf dem Höhepunkt des Terrorismus im Herbst 1977. Wieder war er der Mann der Stunde. Von Anfang an war ihm bewusst, dass er durch Unterlassen wie durch Handeln gleichermaßen schuldig werden würde. Dieser Herausforderung hat er sich selbstlos gestellt, denn in dieser Extremsituation kam das in seiner Jugend verinnerlichte soldatische Verantwortungsethos zum Vorschein, von dem er sich auch jetzt leiten ließ: Die Pflicht, der Dienst am Staat und seinen Bürgern steht über den eigenen Interessen. Schmidt wusste, dass man im Krieg schwere Entscheidungen treffen muss, die zum Tod anderer führen können. Und er hatte keinen Zweifel daran, dass sich das Land in einem Krieg befand. So fiel seine Abwägung der Schutzpflicht des Staates für den Einzelnen gegenüber der Schutzpflicht des Staates für die Gesamtheit aller Bürger zu Ungunsten seines Freundes Hanns Martin Schleyer aus. Schmidt hat diese Verantwortung allein auf sich genommen und bis an sein Lebensende schwer daran getragen.

Als fast schon über den Parteien stehender Staatsmann schied er fünf Jahre später aus dem Amt. Der Elder Statesman entwickelte sich zum viel gefragten Vordenker und, eigentlich vollkommen unverständlich, zum bewunderten Weltökonomen. Politische Korrektheit interessierte ihn nicht. So wiederholte er seine schon zu Zeiten seiner Kanzlerschaft geäußerte Warnung vor einer überbordenden Zuwanderung und kritisierte die Haltung des Westens gegenüber Putins Russland. Vehement wehrte er sich gegen die Verunglimpfung des deutschen Soldaten und dagegen, „die deutsche Geschichte zu einem Verbrecheralbum umzuschreiben“. Mit den Jahren wurde der „greise Weise von der Waterkant“ zum Gegenstand einer überzogenen Verklärung, zur professoralen, fast schon gottgleichen Überfigur, zum Welterklärer schlechthin erhoben.

Kurz vor seinem Tod hat sich Schmidt gewünscht, dass man eines Tages von ihm sagen werde, er habe seine Arbeit „gut gemacht“.  Das hat er. Aus Pflichtgefühl und Überzeugung, mit Anstand, Würde und Stil.                Jan Heitmann


Angst vor Kriminalität
Steigendes Interesse der Deutschen an Selbstverteidigungsmitteln

Steigende Zuwanderungszahlen, die anhaltend hohe Einbruchskriminalität und der Verlust des Sicherheitsgefühls haben die Nachfrage nach Selbstverteidigungsmitteln massiv steigen lassen. Medienberichten zufolge berichten Waffenhändler von explosionsartig angestiegenen Umsätzen, die sich in Einzelfällen in der letzten Zeit sogar verzehnfacht haben sollen. So gibt es einem Bericht des Magazins „Focus“ zufolge mittlerweile deutschlandweit Lieferschwierigkeiten bei Pfefferspray. Wie berichtet wird, soll die Nachfrage nach dem offiziell nur als Tierabwehrmittel zugelassenem Pfefferspray im Vergleich zum Vorjahr um 600 Prozent gestiegen sein, sodass Händler teilweise mit Lieferzeiten von bis zu fünf Wochen rechnen müssen. Gefragt ist allerdings nicht nur Pfefferspray. Ebenfalls sprunghaft angestiegen ist die Nachfrage bei Selbstverteidigungskursen. „Zu unseren Kursen kommen mindestens 25 Prozent mehr Menschen als noch vor einem Jahr. Es wird ganz deutlich, dass die Menschen gestiegene Befürchtungen und Ängste haben“, so der Betreiber einer Dresdner Kampfsportschule.

Der Eindruck, dass ein beachtlicher Teil der Deutschen angesichts der unkontrollierten Zuwanderung inzwischen Angst um die eigene Sicherheit hat, wird mittlerweile durch Umfrageergebnisse bestätigt. Bereits am 2. und 3. November hatte Infratest dimap 1003 wahlberechtigte Bürger im Auftrag der ARD-„Tagesthemen“ und der Tageszeitung „Die Welt“ zu ihrer Einschätzung der Sicherheitslage in Deutschland befragt. Noch vor den Anschlägen in Paris hatten dabei 75 bis 78 Prozent der Befragten angegeben, sie würden von einer Zunahme der Terrorgefahr in Deutschland ausgehen sowie ein Ansteigen der Kriminalität und einen zu starken Einfluss des Islam befürchten.

Von Vertretern der Sicherheitsbehörden liegen indessen unterschiedliche Einschätzungen vor. So vertritt das Bundeskriminalamt (BKA) die These, die sogenannten Flüchtlinge würden in Deutschland nicht mehr Straftaten als die einheimische Bevölkerung begehen. Dass die Ängste vieler Deutscher dennoch berechtigt sind, macht die Forderung nach Aufstockung personeller und materieller Ressourcen aus den Reihen des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) deutlich. So warnt André Schulz, der Vorsitzende des BDK, dass die derzeitige Belastung für die Polizei so hoch sei, dass in einigen Bereichen kaum noch Ermittlungen betrieben werden können.

                Norman Hanert


Trügerisches Olympiafieber
Hamburger stimmen über die Spiele im Jahr 2024 ab

Rund 1,3 Millionen Hamburger haben in den vergangenen Tagen Post von ihrem Parlament erhalten. Darin werden sie aufgefordert, noch bis zum 29. November am Referendum zur Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele im Jahr 2024 teilzunehmen. Per Stimmzettel kann man mit Ja oder Nein antworten, aber dank der von lokalen Medien aufgeputschten euphorischen Stimmung pro Olympia, kann man von einer deutlichen Zustimmung ausgehen.

Dass die – optimistisch – veranschlagten Kosten bei 11,2 Milliarden Euro liegen sollen, scheint die lokalpatriotisch gesonnenen Hamburger nicht zu schocken. Seit dem Kostendesaster um die Elbphilharmonie ist man an der Elbe einiges gewohnt. In Anbetracht dessen lehnte sich Bürgermeister Olaf Scholz weit aus dem Fenster, als er sagte: „Dieses ist die am besten durchgerechnete Bewerbung, nicht nur in Deutschland, ever“ und sogar versprach, er werde die Finanzen der Stadt nicht ruinieren.

Scholz hat gut reden. Sollten die Spiele in neun Jahren in der Stadt stattfinden, wird er wohl kaum noch Bürgermeister sein und muss sich politisch nicht mehr für Kostenexplosionen verantworten. Dass die kommen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Laut einer Studie der Universität Oxford von 2012 lag die Kostenüberschreitung Olympischer Spiele seit 1960 im Schnitt bei 179 Prozent. Im Fall von Hamburg dürften die Kosten dann am Ende realistisch bei über 30 Milliarden Euro liegen.

Aber außer den Olympiakritikern von den Linken und der Initiative „Nolympia“ spricht davon keiner. Selbst die Grünen haben sich aus Gründen des Machtgewinns vom Saulus zum Paulus gewandelt. Als Opposition noch strikt gegen Olympia haben sie nach der Bürgerschaftswahl im Februar dieses Jahres, als die SPD einen Regierungspartner benötigte, hinsichtlich Olympia einzig die Volksabstimmung zur Koalitionsbedingung gemacht.

Das Referendum haben die Hamburger also den Grünen zu verdanken, und der derzeitige Verlauf spricht für einen vollen Erfolg. Zeigen sich die Hanseaten bei Bundestags- oder Bürgerschaftswahlen zunehmend wahlmüde, so sind sie bei Volksbefragungen hellwach. Bislang haben per Briefwahl schon rund 25 Prozent der Wähler abgestimmt. Damit ist bereits das Quorum weit übertroffen, das für eine Zustimmung für Olympia nötig ist.

Solange die Stimmzettel nicht ausgewertet sind, ist unklar, wie viel sich bislang für Olympia ausgesprochen haben. Wer jetzt seine Stimme abgibt, könnte aber unter dem Einfluss der Pariser Terroranschläge seine Meinung zu Olympia geändert haben. Standen bisher nur die Vorteile im Blick­punkt, die Hamburg von einer Bewerbung genießen könnte – positives Image in der Welt, mehr Touristen, ausgebaute Infrastruktur und ein attraktives Hafenumfeld durch den Bau von Sportstätten direkt an der

Elbe –, so könnten nun die Sicherheits-Nachteile im Blickpunkt stehen. Nicht wenige befürchten, dass ihre Stadt im Visier von Terroristen stehen könnte und Polizeikontrollen und -absperrungen ihnen das Leben schwer machen könnten.

Ohnehin könnte alles zur Makulatur werden, wenn eine der anderen Bewerberstädte das Internationale Olympische Komitee mit einer großen Geldspende von sich überzeugen kann. Nach den Erfahrungen um die WM-Vergabe von 2006 wird Hamburg von so etwas sicher die Hände lassen.             Harald Tews

(Siehe Kommentar Seite 8)  


MELDUNGEN

ifo korrigiert Kostenschätzung

München – Das ifo Institut für Wirtschaftsforschung geht davon aus, dass die Zuwanderungswelle dem deutschen Staat allein in diesem Jahr 21,1 Milliarden Euro an Kosten verursachen wird. Grundlage für diese Schätzung ist die Annahme, dass 1,1 Millionen Menschen nach Deutschland kommen werden. Die Summe schließt die Kosten für Unterbringung, Ernährung, Kinderbetreuung, Schulen, Deutschkurse, Ausbildung und Verwaltung ein. Bislang hatte das Institut die Kosten für den Staat auf zehn Milliarden Euro geschätzt, nur für Unterbringung und Ernährung von zunächst erwarteten 800000 Menschen. Viele Zuwandere seien schlecht ausgebildet. Die Außengrenze des Schengen-Raumes müsse gesichert und der Binnenmarkt funktionsfähig gehalten werden, so das Institut weiter. Eine wirksame Einreisekontrolle an der deutschen Grenze hält es für „nützlich“.            J.H.

 

30000 Asylanten in Kasernen

Berlin – In bundeseigenen Liegenschaften sind rund 120000 Asylbewerber untergebracht, 30000 davon in noch genutzten Kasernen. Das geht aus einer Unterrichtung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) an den Bundestagsbauausschuss hervor. Dort heißt es weiter, im Hinblick auf die Unterstützung von Kommunen und Ländern habe die Immobilienanstalt inzwischen Verkäufe, die in der Regel zu Höchstpreisen in einem Bieterverfahren abgewickelt werden, zurückgestellt. Priorität habe die mietfreie Überlassung an Kommunen und Länder. Außerdem übernehme die Bima inzwischen die Herrichtungskosten. Bei ehemals militärisch genutzten Anlagen hätten Kommunen zudem die Möglichkeit, von einem Erst-Zugriffsrecht Gebrauch zu machen und die Liegenschaft verbilligt vom Bund zu kaufen.      J.H.


S. 4 Helmut Schmidt

Der Kanzler
Ölkrise, RAF, Doppelbeschluss: Am Ende scheiterte er an seiner eigenen Partei

Helmut Schmidts Kanzlerschaft endete mit einem Donnerschlag. Am 17. September 1982 baten die vier FDP-Mitglieder seines Kabinetts um ihre Entlassung. 13 Jahre SPD/FDP-Koalition waren Geschichte. Am   1. Oktober wählte die neue Mehrheit CDU-Chef Helmut Kohl zu Schmidts Nachfolger. Die FDP nagelte sich mit dieser Entscheidung selbst an den Pranger. Als „Königsmörder“ gebrandmarkt, sackte die Partei, die zur Bundestagswahl 1980 mit 10,6 Prozent ihr bis dahin drittbestes Ergebnis einfuhr, in Umfragen auf zwei Prozent.

Dabei wurde (wohl bewusst) übersehen, dass Schmidt vor allem von seiner eigenen Partei „verraten“ worden war. Sie folgte ihm nicht mehr bei seiner Außen- und Sicherheitspolitik. Die Masse der Sozialdemokraten lief Sturm gegen den von Schmidt selbst entworfenen Nato-Doppelbeschluss. Als die Haltung zum Doppelbeschlusses auf dem SPD-Parteitag im November 1982 erneut zur Abstimmung gestellt wurde, stand Schmidt mit sehr wenigen Getreuen wie Hans Apel oder Hans-Jürgen Wischnewski allein auf weiter Flur.

Als Sympathieträger in seiner Partei taugte der spröde Schmidt ohnehin kaum. 1974 löste er den „Visionär“ Willy Brandt ab, der über die Guillome-Affäre gestolpert war. Schon der wirtschaftlichen Lage wegen war 1974 kühler Pragmatismus eher gefragt als Pathos und große Gesten wie 1969, als Brandt das Land übernommen hatte mit vollen Kassen, Null-Arbeitslosigkeit und einer ideologisch aufgewühlten Jugend.

Seit 1973 hatte die Ölkrise einen wirtschaftlichen Schock ausgelöst, Schmidt sah sich, kaum im Amt, einer rapide steigenden Arbeitslosigkeit gegenüber, die 1975 die Eine-Million-Grenze überschreiten sollte. Angesichts der damals noch vielen Haushalte, in denen Frau und Kinder von nur einem Ernährer getragen werden mussten, eine beängstigende Zahl.

Schmidt reagierte mit Rezepten, die in der Zeit der Großen Koalition 1966 bis 1969, als er SPD-Fraktionschef in Bonn war, gewirkt hatten: Milliardenschwere Konjunkturprogramme sollten die Wirtschaft erneut aus dem Tal holen. Doch die Programme verpufften diesmal, weil es sich nicht wie 1967 um einen kurzen Aussetzer handelte. Die Ölkrise hatte schwerwiegende Strukturprobleme offengelegt, die so nicht zu beheben waren. Ab 1977 schadeten die Programme sogar, als sich staatliche und private Bau-Investitionen gegenseitig in die Quere kamen.

Seine Feuerprobe bestand Schmidt 1977, als er die mordende RAF mit eiserner Stärke besiegte. Das trug ihm dauerhaften Ruhm ein, der – im Unterschied zu dem Ruf, ein guter Ökonom zu sein – durchaus seine Berechtigung hat.

1979 überzeugte er seine Partner in Washington, Paris und London von der Idee, der sowjetischen Raketen-Aufrüstung in Europa mit einer Doppelstrategie zu begegnen: Man solle Moskau Verhandlungen zur Wiederabrüstung anbieten und für den Fall der Ablehnung durch den Kreml gleichzeitig mit eigener Nachrüstung drohen.

Dieser Beschluss löste eine, maßgeblich von Ost-Berlin mit beeinflusste, „Friedensbewegung“ aus, die bis weit in die SPD hineinreichte. Als gleichzeitig die Wirtschaft 1981 erneut einbrach, geriet Schmidts Regierung von allen Seiten unter Druck.

Schließlich hielt es der kleine Koalitionspartner FDP nicht mehr aus: Der eingeschlagene Weg, so die richtige Einschätzung der Liberalen, konnte nur noch mit der Union fortgesetzt werden. So en­dete Schmidts Kanzlerschaft ironischerweise deshalb, weil seine eigene Politik nur mehr sein Gegner, Kohl realisieren konnte, weil die SPD ihm nicht mehr gefolgt war.               Hans Heckel


Der Senator
Sein Einsatz bei der Sturmflut begründete seinen Ruf als Macher

Eine machtlose Oppositionsexistenz, Bonner Schlendrian, das war nichts für den ehrgeizigen Bundestagsabgeordneten Helmut Schmidt. Er wollte gestalten, Anordnungen treffen, wollte Macht ausüben. Deshalb folgte er dem Ruf seiner Vaterstadt und wurde Ende 1961 Hamburger Polizeisenator. Kaum im Amt, war es im wahrsten Sinne höhere Gewalt, die ihm die Gelegenheit dazu gab. Spät in der Nacht von einer Dienstreise aus Berlin zurückgekehrt, erfuhr Schmidt erst am frühen Morgen des 17. Februar 1962, dass eine schwere Sturmflut ganze Stadtteile unter Wasser gesetzt hatte.

Bei seinem Eintreffen im Polizeipräsidium fand er ein heilloses Durcheinander vor. Zwar waren Polizei, Feuerwehr und zivile Hilfsdienste im Einsatz, aber der war nicht koordiniert. Und bis auf wenige Soldaten, die von ihren Führern eigenmächtig in Marsch gesetzt worden waren, fehlte die Bundeswehr an der Hochwasserfront. Das hatte seinen Grund, denn der Einsatz von Soldaten im Inland war nach der damaligen Gesetzeslage nicht zulässig. Schmidt war aber sofort klar, dass nur das Militär die zur Rettung tausender vom Ertrinken und Erfrieren bedrohter Menschen benötigten Kapazitäten zur Verfügung stellen konnte. Deshalb rief er zunächst den ihm persönlich bekannten Nato-Oberbefehlshaber in Paris an und bat um Hubschrauber. Dieser schickte sofort Hilfe. So waren die ersten Hubschrauber, die in Hamburg auftauchten, kanadische.

Ohne sich um Ressortgrenzen oder Zuständigkeiten zu kümmern, zog Schmidt, der formal noch nicht einmal über die Feuerwehr verfügen durfte, alle Entscheidungsvollmachten an sich und unterstellte sich kurzerhand alle Rettungs- und Hilfskräfte einschließlich der Bundeswehr. Dass er dabei außerhalb der Legalität agierte, interessierte ihn im Interesse der Menschen, deren Leben es zu retten galt, nicht. Seine Lagebesprechungen in jenen Stunden glichen militärischen Befehlsausgaben und endeten stets mit Schmidts Worten: „Ich erwarte schnellste Vollzugsmeldung.“ Niemand wagte einen Widerspruch. Selbst gestandene Bundeswehrkommandeure schlugen die Hacken zusammen und eilten davon, um die Aufträge, die der forsche Zivilist ihnen gegeben hatte, auszuführen. So konnten dank Schmidts schnellen, beherzten und unbürokratischen Handelns Tausende gerettet werden.

Später stellte eine Senatskommission fest, die Auswirkungen der Katastrophe hätten „abgeschwächt“ werden können, „wenn die verantwortlichen Dienststellen besser auf den möglichen Katastropheneintritt und die Abwehr von Katastrophenfolgen vorbereitet gewesen wären“. Für Schmidt bedeutete dies vor allem die Notwendigkeit, die wichtigsten Kompetenzen in einer Hand zu konzentrieren. Deshalb setzte er die Erweiterung seines Ressorts zu einem Innenministerium und die Schaffung eines „Zentralen Ka­tastrophendienststabes“ unter dessen Dach durch. Seither unterstehen dem Innensenator nicht nur die Polizei, sondern unter anderem auch die Feuerwehr und der Verfassungsschutz. Zudem ist seine Behörde im Ernstfall gegenüber allen anderen Hamburger Behörden weisungsbefugt. Diese Regelung hat sich bis heute bewährt.   J.H.


Der Soldat

Was seinen Lebenslauf bis 1945 angeht, gleicht der Helmut Schmidts dem Millionen anderer seiner Generation: Von der Schulbank in die Uniform und weiter in den Krieg. Nach dem Abitur musste Schmidt zum Reichsarbeitsdienst und wurde beim Deichbau in seiner Heimatstadt eingesetzt – also ausgerechnet an einer Stelle, die ein Vierteljahrhundert später sein Leben schicksalhaft beeinflussen sollte. Nach der Reichsarbeitsdienstzeit wurde er zur Ableistung seiner zweijährigen Wehrpflichtzeit zur Flakartillerie nach Bremen-Vegesack eingezogen. Anschließend wollte er Architektur und Städteplanung studieren, doch der Kriegsausbruch machte diese Pläne zunichte.

Schmidt blieb zwangsweise Soldat, diente zunächst in Flak­einheiten in der Heimatverteidigung und wurde nach der Ernennung zum Offizier als Referent für Maschinenwaffen ins Oberkommando der Luftwaffe (OKL) nach Berlin versetzt. Mit dem geregelten Dienst weitab vom Kriegsgeschehen hätte er zufrieden sein können, doch er wollte „nicht als Feigling dastehen“. So meldete er sich im August 1941 freiwillig an die Front nach Russland, wurde aber nach wenigen Monaten ins OKL zurück­beordert. Im Dezember 1944 kam er als Batteriechef an die Westfront und geriet im April 1945 bei Soltau in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er im August entlassen wurde.

Weil er den Dienst an der Waffe unter den gegebenen politischen Umständen grundsätzlich bejahte und zeigen wollte, dass auch ein Sozialdemokrat guten Gewissens Soldat sein konnte, meldete sich der nunmehrige Bundestagsabgeordnete Schmidt 1958 trotz starker Vorbehalte vieler seiner Parteifreunde freiwillig zu einer vierwöchigen Reserveübung bei der Bundesluftwaffe, in deren Verlauf er zum Hauptmann befördert wurde. Mit der Begründung, er sei „Militarist“, wurde er noch während der Übung aus dem Fraktionsvorstand ausgeschlossen, wovon er aus der Zeitung erfuhr. 1978 wurde Schmidt altersbedingt ausgemustert.     J.H.


Zeitzeugen

Fritz Erler – Obwohl der profilierte SPD-Opositionsführer nur fünf Jahre älter war als Helmut Schmidt, sah dieser ihn als sein „Vorbild und politischen Erzieher“. Als einer der ersten in seiner Partei bekannte sich Erler wie Schmidt zu einer Verteidigungspolitik im Rahmen der Nato. Er wurde Schmidts wichtigster Mentor.

Hannelore Schmidt – Helmut und Loki, das war so etwas wie ein Doppelwesen. 81 Jahre lang war sie an seiner Seite, davon 68 Jahre als seine Ehefrau. Nie ließ sich die eigenständige und selbstbewusste Lehrerin auf die repräsentative Rolle der Minister- oder Kanzlergattin reduzieren. Stattdessen blieb sie noch lange im Beruf und machte sich anschließend als weltbeachtete Botanikerin einen Namen. Mit ihrem Tod verlor Schmidt seine engste Vertraute und wichtigste Beraterin.

Hans-Jürgen Wischnewski – Der wegen seiner guten Kontakte in die arabische Welt „Ben Wisch“ genannte Staatsminister war Schmidts Mann für heikle Fälle. Nach der Schleyer-Entführung verhandelte er in den Hauptstädten der Länder, in die die freigepressten Terroristen gebracht werden wollten. Außerdem folgte er der entführten Lufthansa-Maschine und erreichte in Verhandlungen, dass die GSG 9 die Maschine in Mogadischu stürmen durfte.

Oskar Kröger – Schmidts Vorgesetzter im Oberkommando der Luftwaffe hielt große Stücke auf den jungen Mann. Damit dieser heil aus dem Krieg zurückkommen konnte, ließ er ihn nach kurzem Fronteinsatz ins sichere Berlin zurückversetzen. „Das hat er bei mir gelernt“, brüstete sich der Oberst a.D. 1962 nach Schmidts Bravourstück bei der Sturmflut und prophezeite: „Der wird noch mal Bundeskanzler.“

Karl Wilhelm Berkhan – Er habe sich „an vielen Stationen des Lebens“ dem Urteil Berkhans anvertraut und sei gut damit gefahren, erklärte Schmidt nach dem Tod seines langjährigen Freundes und engen politischen Weggefährten. Beide gehörten zu den wenigen Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen, die in den 50er Jahren gegen viele Widerstände beharrlich daran arbeiteten, die Bundeswehr in das parlamentarisch-demokratische Verfassungsgefüge und die Gesellschaft einzubetten.


S. 5 Preussen/Berlin

Potsdam: Streit unter Genossen
SPD und Linkspartei auf Kollisionskurs – tiefe Risse bei Rot-Rot in Brandenburg

Große Pannen und Herausforderungen sind Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) bislang erspart geblieben, seitdem er im November 2014 ins Amt gekommen ist. Ärger droht allerdings nun ausgerechnet der Koalitionspartner „Die Linke“ zu machen.

Nach den schweren Stimmenverlusten bei der Landtagswahl 2014 hat Brandenburgs „Linke“-Chef Christian Görke bereits am 7. und 8. November auf einem Parteitag angekündigt, dass sich die SPD künftig auf einen weniger pflegeleichten Koalitionspartner einstellen sollte. „Wir müssen für unsere Projekte kämpfen und nicht für die der SPD!“, so Görke, der als Finanzminister selbst im rot-roten Kabinett sitzt.

Absehbar ist inzwischen auch, auf welchen Gebieten der Linkspartei-Chef den angekündigten Konfrontationskurs ausprobieren will. Woidke muss sich darauf einrichten, dass sich Brandenburgs Linkspartei in Teilen gegen die für ihn wichtige Kreisgebietsreform stellt und obendrein auch noch auf die Einführung von Gemeinschaftsschulen drängen wird. Brandenburgs SPD-Generalsekretärin Klara Geywitz hielt es angesichts solcher Aussichten inzwischen offenbar für nötig, den Regierungspartner daran zu erinnern, dass der ausgehandelte Koalitionsvertrag mit seinen Aussagen zur Kreisgebietsreform und Schulstruktur noch bis 2019 gilt.

Ob die Ermahnung ausreicht, um die Reihen in der zerstrittenen rot-roten Koalition wieder zu schließen, ist zweifelhaft. Brandenburgs Dunkelrote fühlen sich in der Koalition untergebuttert und fürchten daher um künftige Wahlchancen. Sollten Görkes Genossen von nun an versuchen, in Abgrenzung zur SPD ihr Profil zu schärfen und auf diese Weise bei den Bürgern zu punkten, kann dies für Ministerpräsident Woidke durchaus gefährlich werden.

Auch innerhalb der SPD formiert sich nämlich Widerstand gegen die Kreisreform. Insbesondere die kreisfreien Städte samt SPD-Mandatsträgern wehren sich heftig gegen einen Verlust ihrer Eigenständigkeit.

Allein schon der in Aussicht gestellte Konfrontationskurs der murrenden Linkspartei könnte genügen, um bei den Wählern den Eindruck von Zerstrittenheit in der Koalition zu erzeugen. Meutern bei der Gebietsreform zudem noch Teile der eigenen Partei, dürfte dies dem Ansehen Woidkes erheblich schaden. Mehr noch: Für Woidke besteht die Gefahr, dass die Linken ihren neuen Kontrakurs auf weitere Politikfelder ausweiten.

Schon die Landtagswahl 2014 war für die Linkspartei mit Verlusten von mehr als acht Prozentpunkten und einem dritten Platz hinter SPD und CDU ein Alarmsignal. Was der Partei angesichts der anhaltenden Massenzuwanderung nach Deutschland künftig droht, hat vor wenigen Wochen die Landratswahl im Landkreis Dahme-Spreewald deutlich gemacht: Neben dem siegreichen SPD-Kandidaten fuhr der AfD-Kandidat mit 22,9 Prozent das zweitbeste Resultat ein – die „Linke“ spielte überhaupt keine Rolle.

Solche Resultate dürften neben entsprechenden Umfragewerten an der Spitze der Partei mit Besorgnis gesehen werden. Nämlich auch unter den Wählern und an der Basis der Linkspartei wünschen sich viele einen härteren Kurs bei der Zuwanderungspolitik.

Wie stark eine solche Position gerade bei den Anhängern ist, macht eine Umfrage deutlich, die bereits vor einigen Monaten vom Forsa-Institut veröffentlicht wurde. Dabei gaben 26 Prozent der potenziellen Linkspartei-Wähler an, sie könnten sich vorstellen, bei Demonstrationen gegen die Islamisierung Deutschlands mitzumachen – doppelt so viele wie im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.

Für die Spitze der Linkspartei fast noch alarmierender ist ein Befund des Politikwissenschaftlers Torsten Oppelland von der Universität Jena. Aus seiner Sicht überschneidet sich die potenzielle Wählerschaft von Linken und AfD in den Neuen Bundesländern in beachtlichem Umfang. Was vor diesem Hintergrund der Linkspartei in Brandenburg bei einem Fortgang der Massenzuwanderung droht, ist offenkundig: Der politische Neuling AfD wird sich nicht nur etablieren können, sondern er hat sogar ernsthafte Chancen, vor der immer noch farblosen märkischen CDU zur zweitstärkste Kraft in der Mark Brandenburg zu werden.

Gefährlich werden kann die Ent­wicklung allerdings auch für die SPD. Im Gegensatz zu dem, was aus dem Willy-Brandt-Haus oder dem Kanzleramt zu hören ist, hat Brandenburgs Ministerpräsident daher mehrfach erklärt, dass er von Kanzlerin Merkel Schritte zur Reduzierung der Asylbewerberzahlen erwarte. „Bei der Belastbarkeit der Länder und Kommunen gibt es faktische Grenzen, und denen nähern wir uns rasant“, so eine Warnung, die Woidke bereits im September zum Missfallen mancher Spitzengenossen an die Kanzlerin richtete.

Im November war es Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der sich klare Worte aus Potsdam anhören musste. Woidke erneuerte seine Ablehnung, Asylbewerber aus Berlin zu übernehmen. Brandenburg erwarte in diesem Jahr 40000 „Flüchtlinge“ und sei damit an der Grenze der Belastbarkeit angekommen, so Woidkes Absage an die Berliner Genossen.         

                Norman Hanert


Wie viel »Antifa« steckt in der CDU?
von Theo Maass

Kommt die DDR zurück? Geht Erich Honeckers Wunsch doch noch in Erfüllung, dass der SED-Machtbereich auch auf West-Berlin ausgedehnt wird? Merkmal der Pseudodemokratie in der DDR war das „Bündnis“ der SED mit der CDU und weiteren Parteien sowie gesellschaftlichen Gruppen in der „Nationalen Front“. Bei den Wahlen erreichte sie regelmäßig 99 Prozent.

Einen Tag vor dem Jahrestag des Mauerfalls 2015 waren in Berlin ähnliche politische Verhältnisse zu beobachten. Die Berliner CDU rief zusammen mit den SED-Erben, den Grünen, den Piraten und der SPD zu Protesten gegen eine AfD-Demonstration auf. Auch die linken DGB-Gewerkschaften waren mit von der Partie. Dazu gesellten sich linke Schläger und Straßenkämpfer von der „Antifa“.

Obwohl Tage vor der Kundgebung zwei Anschläge gegen die Europaabgeordnete Beatrix von Storch verübt wurden, stachelte CDU-Generalsekretär Kai Wegner die Linkextremisten sogar noch auf: Die AfD verkünde plumpe Parolen und schüre Ressentiments, behauptete er. Das brauche man in Deutschland nicht. In das Getöse stimmte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka – ebenfalls CDU – ein. Wanka: „Die Rote Karte sollte der AfD und nicht der Bundeskanzlerin gezeigt werden. Björn Höcke und andere Sprecher der Partei leisten der Radikalisierung in der Gesellschaft Vorschub. Rechtsextreme, die offen Volksverhetzung betreiben wie der Pegida-Chef Bachmann, erhalten damit unerträgliche Unterstützung.“ Das Bundesverfassungsgericht untersagte der Ministerin alsbald im  Zuge einer einstweiligen Verfügung das weitere Hetzen gegen die AfD. Sie verletze ihr Neutralitätsgebot als Ministerin. Auch Wegner bekam die verdiente Klatsche. Das „große Bündnis“ bekam nur rund 1000 Teilnehmer zusammen.

Der De-facto-Schulterschluss der Berliner CDU mit gewalttätigen Anti-AfDlern muss bei etlichen Basismitgliedern und Anhängern der Union die Sorge sprießen lassen: „Wie viel Antifa steckt in der CDU? Ist das noch meine Partei?“ In den jüngsten Umfragen werden den Hauptstadt-Christdemokraten deftige Stimmenverluste für die kommenden Landtagswahlen vorausgesagt. Vor Ausbruch der mit dem Namen Merkel verbundenen Asylkrise lag die Spree-CDU in Umfragen bei 30 Prozent. Jetzt sind es nur noch 22. Wankas und Wegners Ausfälle deuten auf nackte Existenzangst in der CDU-Führung. Statt den Aufstieg der AfD als Chance für dauerhafte bürgerliche Mehrheiten zu begreifen, führt der schleichende Verlust ihres bürgerlichen Klientels zu einer babylonischen Gefangenschaft bei den drei Linksparteien. Vom Verlust an Bürgerlichkeit bei der CDU  profitiert sogar die tot geglaubte FDP.


Hetze gegen Warner
Hinweise auf Risiken der »Willkommenskultur« werden diffamiert

Der Vorsitzende des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt, Jürgen Mannke, hat Mädchen vor Sex mit jungen Neuzuwanderern aus fernen Ländern in der Mitgliederzeitung des Verbandes gewarnt: „Es ist nur ganz natürlich, dass diese jungen, oft auch ungebildeten Männer auch ein Bedürfnis nach Sexualität haben. Vor dem Hintergrund ihrer Vorstellungen von der Rolle der Frau in ihren muslimischen Kulturen bleibt die Frage, wie sie, ohne mit den Normen unserer Gesellschaft in Konflikt zu geraten, ihre Sexualität ausleben oder Partnerschaften in Deutschland anstreben können … Schon jetzt hört man aus vielen Orten in Gesprächen mit Bekannten, dass es zu sexuellen Belästigungen im täglichen Leben, vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten, kommt.“

Nach der Veröffentlichung dieser Mahnung brach eine Flut von Angriffen über Mannke herein. Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) wirft dem Lehrer vor, er habe „Gerüchte verstärkt, und Halbwahrheiten verbreitet“. Linkspartei-Landeschefin Birke Bull findet, Mannkes Äußerungen grenzten an Hetze, und die Grünen-Landtagsfraktionschefin Claudia Dalbert sagte: „Das bedient Vorurteile und den rechten Rand.“

Die ebenfalls wahlkämpfende CDU, deren Mitglied Mannke ist, kritisierte ihn etwas zurückhaltender. Seine Wortwahl sei „sehr martialisch und sehr unglücklich“. Mannke selbst entschuldigte sich für den Fall, dass Extremisten seine Warnung missbrauchen könnten, verwahrte sich aber dagegen, sich den Mund verbieten zu lassen. „Ich habe mir vor 1989 nicht den Mund verbieten lassen und tue das jetzt auch nicht.“

Auch Gefahren durch Ausbreitung von Krankheiten durch die oft unkontrolliert Einreisenden werden thematisiert, entsprechende Warnungen indes ebenfalls als „Vorurteil“ stigmatisiert. Nun hat Arne Raue, parteiloser Bürgermeister der brandenburgischen Kleinstadt Jüterbog, vor Kontakten mit Asylanten wegen möglicher Infektionskrankheiten gewarnt.

Auch hier erfolgte die Reaktion auf den Fuß. Clemens Rostock, Landesvorsitzender der Brandenburger Grünen: „Schlimm genug, dass rechte Kräfte vermehrt Gerüchte in die Welt setzen, wonach Flüchtlinge entweder kriminell seien, zu viel Geld vom Staat erhielten oder die Gesundheit anderer gefährdeten.“ Der Angegriffene entgegnet: „Ich kann inzwischen gut damit leben, als Rassist beschimpft zu werden.“         H.L.


Wo alles anfing
Preußens älteste Bahnlinie vor Rückkehr?

Für einen Wiederaufbau der seit Jahrzehnten stillgelegten sogenannten Stammbahn hat sich der Berliner Konzernbeauftragte der Deutschen Bahn, Alexander Kaczmarek, ausgesprochen. „Die Stammbahn liegt wie eine Nabelschnur zwischen Potsdam und Berlin“, so der hochrangige Bahnvertreter gegenüber den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“.

1838 wurde die Stammbahn als erste Bahnstrecke Preußens eröffnet. Bis 1945 haben auf ihr Züge von der Berliner Innenstadt zum Potsdamer Hauptbahnhof über Zehlendorf durchgehend verkehrt. 1961 wurde die Strecke durch den Mauerbau getrennt und später größtenteils demontiert. Überlegungen zu einer Wiederinbetriebnahme sind bislang vor allem an Brandenburgs Landesregierung gescheitert, die keinen ausreichenden Bedarf sah. Derzeit fahren die Züge von Potsdam nach Berlin über die sogenannte Wetzlarer Bahn, die über Charlottenburg und Wannsee führt.

Allerdings sind hier kaum noch Kapazitäten für zusätzliche Züge frei, gleichzeitig wächst der Bedarf durch die steigenden Einwohnerzahlen Potsdams und Berlins. Sollten sich Berlin und Brandenburg für eine Wiederbelebung aussprechen, könnten die Planungen laut Kaczmarek in etwa sieben Jahren beendet sein – einkalkuliert sind dabei sogar eventuelle Klagen von Anwohnern. „Die Bauzeit würde danach bei etwa fünf Jahren liegen, bis auf die Überquerung der A115 und die Einfädelung der Strecke in Griebnitzsee gibt es keine komplizierten Bauten“, so der Bahnmanager zuversichtlich.     N.H.


Säuberung bei den Grünen

Die Grünen-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Spandau hat ihr Mitglied Holger Gorski hinausgeworfen. Gorski hatte auf seiner  Facebook-Seite „zur Abschreckung“ ein Interview des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer gepostet, wo dieser die Meinung kundtat, dass kriminelle Ausländer kein Asyl erhalten dürften und strafrechtlich verfolgt werden müssten. Grünen-Fraktionschefin Ritva Harju erachtet Gorskis Stellungnahmen und Facebook-Postings zur Flüchtlingspolitik als unvereinbar mit dem Grundverständnis der Partei. Gorski jammert: „Ich bin kein rechter Mensch, werde leider als dieser abgestempelt. Bin ziemlich fertig deswegen und muss sagen, dass ich in keiner Demokratie bin, schade.“ Ritva Harju begründet den Rauswurf vor allem damit, dass Gorski den Mitschnitt der Seehofer-Äußerung in einer Talk­show aus einem Netzportal kopiert habe, das von einer Person der „rechten Szene“ stamme.       T.M.


S. 6 Ausland

»Die EU kann auseinanderbrechen«
Luxemburgs Außenminister warnt vor dem vermeintlich Schlimmsten

„Die europäische Integration ist irreversibel.“ Dieser Satz galt quasi als in Stein gemeißeltes Gesetz.  Doch die Staatengemeinschaft scheint an ihrer Belastungsgrenze angekommen zu sein: Ukraine-Konflikt, Euro-Krise und jetzt auch noch die ungelöste Flüchtlingsproblematik.

„Die Europäische Union kann auseinanderbrechen. Das kann unheimlich schnell gehen, wenn Abschottung statt Solidarität nach innen wie nach außen die Regel wird“, sagte der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn der Deutschen Presse-Agentur. Das kleine Großherzogtum führt derzeit turnusgemäß den Vorsitz im Rat der Europäischen Union. Im luxemburgischen Ort Schengen kam es vor 30 Jahren zu einem Abkommen, der den Grundstein des grenzenlosen Personenverkehrs im vereinten Europa legen sollte. Nun fürchtet ausgerechnet der Außenminister Luxemburgs einen Rück­fall in die Vor-Schengen-Zeit. „Deutschland und die meisten EU-Länder haben verstanden, dass die Genfer Flüchtlingskonvention gilt“, erklärte er in Brüssel. In der EU seien aber leider auch „einige dabei, die haben wirklich die Werte der Europäischen Uni­on, was ja nicht nur materielle Werte sind, nicht richtig verinnerlicht“, sagte Asselborn, „und dieser falsche Nationalismus kann zu einem richtigen Krieg führen.“ Um die Probleme Europas zu lösen, bliebe nicht mehr viel Zeit: „Wir haben vielleicht noch einige Monate. Mehr nicht.“

Und der Luxemburger ist nicht der einzige Politiker, der das Projekt Europa vor dem Scheitern sieht. „Europa befindet sich in einer Existenzkrise. Was bisher unvorstellbar war, wird jetzt vorstellbar: Die Desintegration des Projekts Europa“, sagte der Erste Vizepräsident der EU-Kommission Frans Timmermans aus den Niederlanden.

Der Bruch wurde vor rund einem Monat deutlich. Am 15. Ok­tober versammelten sich die 28 EU-Staats- und Regierungschefs zu einem Flüchtlingsgipfel. Heraus kam dabei nichts Produktives. Vielmehr wurde klar, wie sehr die Fronten verhärtet sind. Eine gemeinsame Linie in Sachen Einwanderung gibt es nicht. Die Turbulenzen der Einheitswährung sind zwar noch nicht ausgestanden, aber fanden kaum noch Erwähnung. Und dann war da noch der britische Regierungschef David Cameron, der Ernst macht mit dem Referendum über den EU-Austritt seines Landes. Sein Land werde sich nicht an einer immer engeren Integration der Europäischen Union beteiligen, kündigte Cameron schließlich an. Die Vielfalt der Nationalstaaten sei Europas größte Stärke. Europa müsse sehen, dass die Lösung für jedes Problem nicht immer mehr Europa sei. „Manchmal ist es weniger Europa.“ Großbritannien will die Freizügigkeit innerhalb der EU einschränken, die Niederlassungsfreiheit nicht für Staatsangehörige neuer EU-Mitgliedsstaaten gelten lassen. „Unsere Europäische Union ist nicht in einem guten Zustand. Es gibt nicht genug Europa in der Union, und es gibt nicht genug Union in der Union“, erklärte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Sein Landsmann Asselborn beklagt das Erstarken von Rechtsparteien in den Mitgliedsstarken.

Zuletzt legten die EU-Kritiker in Polen und Dänemark stark zu.  Morten Messerschmidt, EU-Abgeordneter der rechtskonservativen Dänischen Volkspartei (DF) nennt die Union sogar „ein Auslaufmodell“. Es gebe Politiker und Parteien, die das Thema Migration „bewusst ausschlachten“, um Ängste zu schüren, sagte Asselborn daraufhin, und dieser „Irreführung“ müsse man entgegenwirken. Er warnte vor verheerenden Folgen: „Wenn wir keine europäische Lösung für diese Migrationskrise bekommen, wenn immer mehr Länder glauben, dass sie nur national an diese Sache herangehen können, dann ist Schengen tot.“

Doch in den Mitgliedstaaten wächst der Druck. Es gibt kaum eine Wahl, bei der die EU-Kritiker nicht zulegen. In Frankreich könnte Marine Le Pen bei den Regionalwahlen mit ihrem Front National zur stärksten Kraft werden. Die Juristin hat keinen Hehl daraus gemacht, dass sie lieber heute als morgen aus der EU austreten würde. In Österreich laufen der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) mit Heinz-Christian Strache die Wähler in Scharen zu.

Doch so weit wie in England ist man auf dem Festland noch nicht. Getrieben von der Angst, EU-Gegner Nigel Farage mit seiner Unabhängigkeitspartei könnte ihm den Rang ablaufen, hat sich der Konservative Cameron an die Spitze der Skeptiker gesetzt. In der vergangenen Woche stellte er in einem Brief an EU-Ratspräsident Donald Tusk seine Forderungen für eine EU-Reform, welche die Kommission zum Teil als „hoch problematisch“ einstufte. Tusk bezeichnete das Risiko eines EU-Austritts Großbritanniens vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Focus“ als „real“.

Spätestens 2017 sollen die Briten über den Verbleib in der EU abstimmen dürfen. Wenn er in Brüssel und bei den EU-Partnern mit seinen Forderungen „auf taube Ohren“ stoße, „dann müssen wir noch mal darüber nachdenken, ob diese Europäische Union richtig für uns ist“, erklärte Cameron. Großbritannien will künftig die Sozialkassen entlasten und auch Leistungen für EU-Bürger wie Kindergeld streichen, Dinge, die bisher aus EU-Sicht als unverhandelbar galten. Aber in Straßburg und Brüssel ist ohnehin nichts mehr, wie es mal war.            Peter Entinger


»Bleibt in Deutschland«
Schwedens Doppelmoral in der Einwanderungspolitik

In Schweden formiert sich zunehmender Widerstand gegen die inländerfeindliche Politik der Linksregierung des Ministerpräsidenten und Vorsitzenden  der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Schwedens, Stefan Löfven. Einerseits versucht die Regierung, weitere Asylsuchende abzuwimmeln, anderseits gibt sie sich bei entsprechenden Aktivitäten der Opposition empört. Migrationsminister Morgan Johansson bittet die Immigranten: „Bleibt in Deutschland.“ Aktivisten der Schwedendemokraten haben währenddessen auf der griechischen Insel Lesbos und anderswo Flugblätter verteilt. Deren Botschaft lautet: „Kein Geld, keine Arbeit, kein Zuhause“ in Schweden.

Durch die „Masseneinwanderung“ der vergangenen Jahrzehnte sei Schweden zu einem unsicheren Land geworden. Obwohl die Botschaft das transportiert, was die Regierung will, trat sofort die reflexartige Empörung von Medien und regierender Politik in Tätigkeit. Johansson, der im gleichem Atemzug die Migranten bat, lieber in Deutschland zu bleiben, schimpfte: „Sie malen ein Bild von Schweden, das nicht wahr ist.“ Die Schwedendemokraten scheuten vor Lügen nicht zurück. Der Minister kündigte an, Asylbewerber nach Dänemark und Deutschland abschieben zu wollen. Damit ist das Ende der schwedischen Heuchelei keineswegs erreicht. Die schwedische Außenministerin Margot Wallström meinte, Schweden werde keine „dänische Flüchtlingspolitik“ betreiben.

Indessen machte Dänemark deutlich, dass man sich ein eventuelles Rückschieben von Eindringlingen nicht bieten lassen werde. Inger Støjberg, die dänische Integrationsministerin, machte klar, dass Dänemark im Fall einer neuen schwedischen Abschiebepraxis „Gegenmaßnahmen ergreifen“ werde. Støjberg sagte, dass die Schweden mit ihrer „moralischen“ Politik selbst daran schuld seien, „dass sie nun im Morast sitzen“. Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen erklärte, er werde dafür sorgen, dass es in Dänemark keine Zustände wie in Deutschland geben werde.

Nachdem Schweden überflutet wurde, streben einige Eindringlinge von dort aus weiter nach Finnland. In den sozialen Medien gilt das Land als „flüchtlingsfreundlich“ – mit schnellem Asyl, vielen Jobs und Geld vom Staat. Im September kam es zu ersten Volksprotesten. Einige hunderte Menschen forderten an der Grenze zu Schweden: „Stoppt die islamische Invasion.“ Eine Menschenkette blockierte den Verkehr zwischen der schwedischen Stadt Haparanda und der finnischen Stadt Tornio. Außenminister Timo Soini von den „Wahren Finnen“ warf Schweden vor, es täte nichts dagegen, dass Immigranten, darunter auch mögliche Terroristen, auf dem Landweg im Norden nach Finnland kämen. In Oulu protestierten Asylsuchende gegen angeblich schlechtes Essen.

Zwar ergießt sich auch ein Asy­lantenstrom nach Norwegen, aber dort hat die Regierung wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen. Alle Asylsuchenden werden interniert, erhalten innerhalb von 48 Stunden einen (meist ablehnenden) Bescheid und werden dann unverzüglich außer Landes geschafft.        

                Hans Lody


Alternativlose Kandidatin
Clintons Mitbewerber um die US-Präsidentschaft tun sich schwer

Noch ein Jahr haben die Amerikaner Zeit, bis sie einen neuen Präsidenten wählen dürfen. Barack Obama verlässt nach seiner zweiten Amtszeit das Weiße Haus, die Nachfolge-Suche innerhalb seiner Demokratischen Partei verläuft relativ geräuschlos. Wenn ihr nicht noch ein Fehler unterläuft, dann dürfte Hillary Clinton ins Rennen gehen und dies, obwohl sich die Sympathiewerte für die ehemalige First Lady und Ehefrau des Ex-Präsidenten Bill Clinton stark in Grenzen halten. Lediglich der Senator Bill Sanders, der sich als demokratischen Sozialisten feiert, befindet sich noch im Wettbewerb mit Clinton. Ihm gelang es zwar, einige seiner Themen unterzubringen, aber es wird allgemein erwartet, dass er sich in einigen Wochen hinter Clinton einreihen wird. Diese arbeitet mit einem Heer an Beratern und PR-Strategen und kann in Ruhe auf ihren Gegner warten.

17 Kandidaten umfasste das Feld der republikanischen Bewerber vor Beginn der Kandidaten-Kür, mittlerweile habe einige die Segel gestrichen. Präsidenten-Sohn und Präsidenten-Bruder Jeb Bush galt aufgrund seiner Bekanntheit lange als Favorit, aber seine Kampagne kommt kaum in Fahrt. New Jerseys Gouverneur Chris Christie gilt in der Bevölkerung aufgrund seiner liberalen Positionen als beliebter als in der eigenen Partei. Der Libertäre Rand Paul ist wohl auf Grund seiner extravaganten Wirtschafts-Positionen ebenfalls nicht wählbar, und der skandalumwitterte Unternehmer Donald Trump scheint die Lust zu verlieren. Und so führt plötzlich mit Ben Carson jemand die Umfragen an, den zu Beginn niemand auf der Rechnung hatte.

Keine Frage, der pensionierte Neurochirurg bringt eine beträchtliche Bekanntheit mit, und seine offen zur Schau gestellte Gottesfurcht kommt bei den Amerikanern gut an. In einer Biografie gab er an, als Neuntklässler einen Freund mit einem Messer fast umgebracht  zu haben, seine Kindheit sei geprägt von Gewaltphantasien gewesen. Nach der Tat habe er sich im Badezimmer eingesperrt. Dabei sei ihm Jesus Christus erschienen.

Dieser Mix aus Kitsch und Krimi berührte die Herzen der Nation. Nur stimmt sie offenbar nicht. US-Journalisten haben sich die Kindheit des 64-Jährigen genauer angesehen, aber keiner konnte sich an einen solchen Vorfall erinnern. Auch andere Bestandteile seiner Biografie ließen sich nicht verifizieren. Demokratische Strategen sprechen von einem „Sechser im Lotto“. Gegen einen derart unglaubwürdigen Kandidaten erscheine die etablierte Hillary Clinton wie ein Muster an Beständigkeit.

Innerhalb der Republikanischen Partei wird gerätselt, ob nicht doch noch ein Außenseiter das Rennen machten könnte. Marco Rubio, ein Senator aus Florida, konnte in den jüngsten TV-Debatten punkten. Doch ob die Zeit noch reicht, um ihn landesweit bekannt zu machen, bezweifeln US-Kommentatoren.           P.E.


MELDUNGEN

Donald Trump versteht Putin

Washington – Noch vor dem G20-Gipfel in der Türkei, bei dem Oba­ma und Putin miteinander sprachen, hatte der Milliardär Donald Trump in einer Debatte mit Republikanern Verständnis für Putins Militäroperation in Syrien geäußert. Er kritisierte das Weiße Haus, das Aber-Millionen Dollar für Ausrüstung der syrischen Opposition ausgebe, ohne die leiseste Vorstellung davon zu haben, wer diese angeblichen Aufständischen seien. Syriens Präsident Assad sei zwar ein schlechter Kerl, aber möglicherweise sei er für das Land und den Frieden besser als die von den USA unterstützte bewaffnete Opposition. Er wies auf die Situation in Libyen und im Irak hin, wo trotz des US-amerikanischen Einsatzes  mehrerer Milliarden Dollar und Tausender Menschenleben Chaos herrsche.            MRK

 

EU-interne Juncker-Kritik

Hamburg – Laut einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ steht Luxemburgs ehemalige Premier Jean-Claude Juncker im EU-Parlament unter Beschuss, weil er als EU-Kommissionspräsident im Rahmen des „Taxe-Sonderausschusses“ zu luxemburgischen Steuerpraktiken nicht genug Druck auf seine Landsleute aus­übe. Unter anderem hat Sven Giegold, der Koordinator der Grünen im Steuer-Ausschuss des Europaparlaments, der jetzigen luxemburgischen Regierung vorgeworfen, den EU-Parlamentariern wichtige Informationen zu den Steuerregelungen für Großkonzerne in dem Großherzogtum vorenthalten zu haben. Bereits vor einigen Wochen hatte der „Spiegel“ Juncker eine Falschaussage im Zusammenhang mit dem sogenannten Krecké-Bericht zu den Steuerpraktiken Luxemburgs vorgeworfen.      N.H.


S. 7 Wirtschaft

Wenn man die Dritte Welt importiert
Nach Schweden droht auch Deutschland ein Wohlstandsverlust wegen Masseneinwanderung

Ab dem Jahr 2050 wird Deutschland in die Bedeutungslosigkeit abrutschen, so die Prognose, die der einflussreiche US-amerikanische Politologe George Friedman vor einiger Zeit in seinem Buch „Die nächsten 100 Jahre“ aufgestellt hat. Die anhaltende massive Zuwanderungswelle aus der Dritten Welt könnte dazu führen, dass sich der angekündigte Niedergang Deutschlands bereits wesentlich früher einstellt.

Auch wenn bislang noch keine belastbaren Zahlen vorliegen, so ist inzwischen doch klar, dass mit jedem Tag, den die Politik offener Grenzen anhält, der deutschen Gesellschaft enorme finanzielle Belastungen aufgebürdet werden. Die Bundesregierung selbst kalkuliert mittlerweile allein für dieses Jahr mit Kosten von mindestens zehn Milliarden Euro für 800000 Asylbewerber. Nicht enthalten in dieser Rechnung sind Aufwendungen für den sozialen Wohnungsbau. Es fehlen ebenso die Investitionen in die Bildung, die nötig sind, um den Zuwanderern einen Zugang zum Arbeitsmarkt möglich zu machen. Bislang plant Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) noch immer damit, im kommenden Jahr im Bundeshaushalt ohne neue Kredite auskommen zu können. „Die schwarze Null 2016 steht trotz Flüchtlingskrise“, so der Chefhaushälter der Unionsfraktion,  Eckhardt Rehberg.

Wesentlich höher liegen die Schätzungen, die unlängst von den Wirtschaftsforschern des Münchner ifo Instituts vorgelegt wurden. In einem Basis-Szenario wird davon ausgegangen, dass eine Netto-Zuwanderung von 200000 Menschen pro Jahr eine fiskalische Belastung von zehn Milliarden Euro für die einheimische Bevölkerung mit sich bringen wird. Hochgerechnet auf die allein dieses Jahr zu erwartende Gesamtzahl von Asylbewerbern ist demzufolge mit Belastungen zu rechnen, die um die 50-Milliarden-Marke liegen. Die Zahl macht deutlich, welche enorme Bedeutung der Frage zukommt, ob die Möglichkeit eines Familiennachzugs eingeschränkt werden kann und ob im Jahr 2016 der Zuwanderungsstrom unvermindert weitergeht. Im negativen Fall drohen Kosten, die langfristig den gesamten Bundeshaushalt zu sprengen drohen.

Anzumerken ist, dass selbst die Schätzungen des Basisszenarios der ifo-Forscher noch zu optimistisch gewesen sein könnten. Den Berechnungen zugrunde gelegt wurde die Annahme, die derzeit ins Land kommenden Asylbewerber seien ähnlich ausgebildet wie die in Deutschland schon lebende ausländische Bevölkerung. Daran sind allerdings nach den inzwischen vorliegenden Erkenntnissen Zweifel angebracht. So wird bei den Zuwanderern aus Syrien davon ausgegangen, dass es sich bei 15 bis 20 Prozent der Erwachsenen um Analphabeten handelt. Nach anfänglicher Euphorie sprechen deutsche Wirtschaftsverbände mittlerweile auch davon, dass gut 60 Prozent der syrischen Zuwanderer entweder gar keine oder keine den deutschen Standards entsprechende berufliche Qualifikation besitzen.

Wie der Bildungsforscher Heiner Rindermann unlängst im „Focus“ unter Berufung auf eine Studie der TU Chemnitz erklärte, wiesen selbst Asylbewerber mit Universitätsstudium in mathematischen und figuralen Aufgaben nur ein Fähigkeitsniveau von einheimischen Realschülern auf. „Selbst in einer Elitegruppe, Ingenieurstudenten aus den Golfstaaten, ist ein großer Unterschied erkennbar: Deren Kompetenzen liegen um zwei bis vier Schuljahre hinter denen vergleichbarer deutscher Ingenieurstudenten“, so die Einschätzung des Wissenschaftlers Rindermann.

Leicht absehbar ist, welche Entwicklung vor diesem Hintergrund in den kommenden Jahren in Deutschland droht. Vor allem die Löhne für einfache Arbeit werden unter Druck geraten und damit auch gering qualifizierte Arbeitnehmer. Die wahrscheinliche Folge sind steigende Kosten im Sozialsystem um denen zu helfen, die bei diesem Konkurrenzkampf im unteren Lohnsegment auf der Strecke bleiben. Insgesamt droht Deutschland damit eine Entwicklung, die bereits im Jahr 2010 von den Vereinten Nationen in ihrem „Human Development Report“ für Schweden prognostiziert wurde. Noch bis zum Jahr 2010 rangierte das skandinavische Land bei dem Wohlstandsindikator „Human Development Index“ auf Platz 15 der Weltrangliste, für 2015 rechnet man bei der Uno bereits mit einem Abrutschen auf Rang 25. Im Jahr 2030 droht dem einstigen Wohlstandsparadies Schweden, dass es sich nur noch auf Platz 45 wiederfindet. Von Resignation geprägt klingt der Kommentar eines schwedischen Journalisten zu dieser drohenden Entwicklung: „Wir hatten ein vollkommen gutes Land. Ein reiches Land, ein nettes Land, und in ein paar Jahren wird dieses Land weg sein. Wenn man die Dritte Welt importiert, ist es das, was man bekommen wird.“         

                Norman Hanert


Wofür China Geld ausgibt
Hohe Aufwendungen für die äußere und innere Sicherheit

Die Volksrepublik China verfügt heute mit ihren über 2,3 Millionen Soldaten über die personell stärksten Streitkräfte der Welt. Die Armee zählt über 1,6 Millionen Mann, die Luftwaffe über 400000 und die Marine rund 240000. Seit 2012 sieht der Verteidigungshaushalt Pekings eine jährliche Steigerung von über zehn Prozent vor; in diesem Jahr beläuft diese sich um die zwölf Prozent. Die Ausgaben betrugen 1991 umgerechnet 18,9 Milliarden US-Dollar, in diesem Jahr sind es 129,4. Zwar sollen in den folgenden zwei Jahren die Streitkräfte um 300000 Soldaten, besonders in der Armee, reduziert werden, doch sollen die Waffen modernisiert und das Land für einen Cyberkrieg gerüstet werden. Zum Vergleich: Die einzig verbliebene Supermacht hat über 1,4 Millionen aktive Soldaten, gut eine Million Reservisten und hatte vergangenes Jahr einen Militäretat von 633 Milliarden Dollar.

Trotz dieser Verstärkung der Verteidigungsanstrengungen sind in China die Ausgaben für die innere Sicherheit noch um rund 30 Milliarden Yuan höher, was etwa 4,7 Milliarden Dollar entspricht. Das im Juli dieses Jahres erlassene Nationale Sicherheitsgesetz stärkte die Geheimpolizei mit deren ausgedehntem Spitzelsystem mit zusätzlichen Personal und weiteren Machtbefugnissen. Angesichts dieser Schwerpunktverschiebungen bei den Staatsausgaben zog eine große europäische Zeitung die zutreffende Schlussfolgerung: „Die (chinesische) Regierung fürchtet die Gefahr aus dem Innern mehr als jene von außen.“ Nach Einschätzung des ehemaligen US-amerikanischen Außenministers und bekanntesten Asienexperten der USA Henry Kissinger wird China „möglicherweise nach innen derart viel Kraft aufwenden müssen, dass es nicht mehr in der Lage ist, nach außen eine Vorherrschaft auszuüben“.

Man mag dieses recht düstere Bild für eine Übertreibung halten. Tatsache ist, dass die seit Jahren versprochene Erhöhung des Lebensstandards inzwischen zu wünschen übrig lässt. Da die Industrie zu 70 Prozent mit Kohleenergie betrieben wird, bildet sich ein gefährlicher Smog. Nach neuen internen Untersuchungen Pekings sind davon 500 Millionen Chinesen betroffen, Schätzungen zufolge sterben daran jährlich 500000. Seriöse westliche Stellen glauben, dass die Zahl der lokalen Aufstände, die bisher stets durch niedrige Löhne und hohe Verbrechensraten hervorgerufen wurden, im vergangenen Jahr auf eine Million anstieg. Ohne Übertreibung darf man feststellen, dass der Vertrauensverlust der herrschenden Staatspartei im Volke wohl niemals so groß war wie heute. Nach den Angaben der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) stellt die weit und bis in die höchsten Positionen verbreitete Korruption „die ernsthafteste Gefahr für China“ dar. Mehrfach erklärte Präsident Xi Jinping, wenn dieses Problem nicht gelöst werde, wäre dies „das Ende der Partei und des Staates“.

Wer heute der KPCh beitritt, tut es durchweg nur aus Hoffnung auf Privilegien und berufliche Vorteile. China geht nicht paradiesischen Zeiten, sondern ungeheuren inneren Schwierigkeiten entgegen.

                Friedrich Wilhelm Schlomann


Linksruck in Portugal
Der einstige Vorzeigeschuldner droht, ein zweites Hellas zu werden

Nur wenige Wochen ist es her, dass Portugal als Vorzeigebeispiel präsentiert wurde. Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) verlieh am 2. November dem portugiesischen Außenminister Rui Machete stellvertretend für sein Land die „Goldene Victoria“. Portugal, so die Begründung, liefere „ein überzeugendes Beispiel für den erfolgreich gemeisterten Weg aus der Finanzkrise durch eigenständige wirtschaftliche und politische Reformen“ und sei „ein besonders gutes Beispiel für die Stärke und die Werte der europäischen Gemeinschaft“

Inzwischen sind allerdings Warnungen zu hören, Portugal könnte ein zweites Griechenland werden. Realität geworden ist, was sich schon in den ersten Tagen nach den Parlamentswahlen vom 4. Oktober abzeichnete: Portugal wird künftig links regiert. Die zweite Amtszeit von Portugals bisherigem Premier Pedro Passos Coelho währte gerade einmal elf Tage, als er bei der Vorstellung eines erneuten Sparprogramms von einer linken Parlamentsmehrheit abgewählt wurde.

Mit dem Scheitern Coelhos ist der Weg offen für den Sozialisten António Costa, nächster Ministerpräsident Portugals zu werden. Der ehemalige Bürgermeister von Lissabon hat in den vergangenen Wochen erfolgreich ein Bündnis links der Mitte geschmiedet und kann dabei auf 122 der 230 Abgeordneten setzen, 86 von seinen Sozialistischen Partei (PS, Partido Socialista) sowie 19 vom Linksblock (BE, Bloco de Esquerda) und 17 von den Kommunisten. Der Linksblock, ein Sammelbecken radikaler Linker, ähnlich der griechischen Syriza, sowie die als orthodox geltenden Kommunisten haben zugesagt, nichts zu unternehmen, was Costa als Regierungschef schaden könnte. Eine sozialistische Minderheitsregierung scheint damit möglich.

Ausgehen könnte ein Scheitern allerdings von dem vereinbarten Regierungsprogramm. Herzstück des Abkommens ist eine lange Liste von Maßnahmen, mit der weite Teile des mit der Europäischen Union vereinbarten Spar- und Reformkurses zurückgenommen werden sollen. So sollen unter anderem die Pensionen ab dem 1. Januar wieder an die Preissteigerung angepasst, Steuerabgaben für Rentner gestrichen und die Sozialhilfe für Geringverdiener wieder eingeführt werden. Zusätzlich ist vorgesehen, dass Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst schrittweise wieder zurückgenommen werden sowie die 35-Stunden-Woche für Staatsbedienstete eingeführt wird.         N.H.


MELDUNGEN

Israel umwirbt Russen

Jerusalem/Moskau– Israel lockt russische Touristen mit einem Zuschuss von umgerechnet 45 Euro für jede Buchung nach Eilat oder ans Tote Meer. Eine Delegation des israelischen Tourismus-Ministeriums war laut „lenta.ru“ nach Mos-kau gereist, um mit der Tourismusvereinigung ATOR Nachlässe für Charterflüge auszuhandeln. Seit Beginn der Ukrainekrise 2014 hatte Israel zirka 30 Prozent Touristen aus Russland verloren. Nachdem die russische Regierung als Antwort auf den Terroranschlag auf ein Passagierflugzeug Direktflüge nach Ägypten eingestellt hat und sämtliche Reisen nach Ägypten storniert wurden, bietet Israel sich als Ersatzziel an.          MRK

 

Zu viel Steuern eingezogen

Berlin – Nach einer Software-Aktualisierung sind über 82000 Datensätze der Meldebehörden von der Finanzverwaltung nicht korrekt weiterverarbeitet worden. Insgesamt waren davon rund 28000 Arbeitnehmer betroffen, deren Arbeitgeber aufgrund der übermittelten fehlerhaften Daten zum Teil zu viel Lohnsteuer vom Gehalt abgezogen hatten. An dem Elektronischen Lohnsteuerabzugsverfahren nehmen insgesamt 38,5 Millionen Arbeitnehmer teil.         U.M.


S. 8 Forum

Unsportlich zerlegt
von Harald Tews

Sportliche Großveranstaltungen sind heutzutage eher Fluch als Segen. Das sollten die Hamburger bedenken, die in diesen Tagen per Referendum darüber entscheiden, ob sich die Stadt für die olympischen Spiele 2024 bewerben soll oder nicht (siehe S. 3). Vom irrsinnig hohen Kostenfaktor einmal abgesehen, wird die Idee Olympia von innen wie auch von außen immer mehr ausgehebelt. Von innen sind es Verbandsfunktionäre, welche nach dem Prinzip, „eine Hand wäscht die andere“, vorgehen. Warum sollte das Internationale Olympische Komitee (IOC) nicht weniger korruptionsanfällig sein als es die Fifa unter Sepp Blatter war?

Die Aufdeckung des Skandals um angebliche schwarze Kassen, mit denen Deutschland die WM 2006 an sich gezogen haben soll, kommt für Hamburg zu einem denkbar ungünstigen Augenblick. Solche Machenschaften könnten die in der Stadt grassierende Pro-Olympia-Stimmung zum Kippen bringen. Sollten die Hamburger für die Bewerbung stimmen, wird sich die Stadt betont „sauber“ geben. Monetäre Ar­gumente für einen Zuschlag kann man sich dann nicht erlauben.

Noch von einer anderen inneren Seite wächst die Gefahr, dass sich Olympia von selbst erledigt: die Sportler, die mit Doping ihre Leistungen unglaubwürdig machen. Wegen Doping-Vergehen in der Vergangenheit wurde Russlands Leichtathletik-Verband vorläufig von allen internationalen Meisterschaften sus­pendiert. Was ist, wenn man zukünftig noch den Sprintern aus Jamaika, den Marathonläufern aus Kenia, den Schwimmern aus den USA oder sämtlichen Radsportlern auf die Schliche käme und sie ausschlösse? Die olympische Bewegung zerlegt sich so selbst.

Seit dem Terrorakt von Paris wird auch die Anschlagsgefahr von außen immer akuter. Nur dank des mutigen Sicherheitspersonals konnte ein Attentat während des Länderspiels im Stade de France verhindert werden. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, wann solch ein „weiches Ziel“ von Terroristen anvisiert wird. In seiner Biografie „Terror on the Pitch“ über Osama Bin Laden deckte der Autor Adam Robinson auf, wie der französische Geheimdienst bei der Fußball-WM 1998 den Plan radikaler Islamisten vereitelte, während eines Spiels ein Attentat zu verüben. Und ausgerechnet in Frankreich soll in sieben Monaten eine Europameisterschaft stattfinden, aber dann wohl unter einer Sicherheitsblase. Wie sagte doch IOC-Präsident Avery Brundage nach den Anschlägen bei den Olympischen Spielen in München 1972? „The Games must go on.“

Für Sportveranstaltungen müssen immer mehr Sicherheitskosten kalkuliert werden. So rechnet Hamburg mit einer Größenordnung von einer Milliarde Euro. Ein Sicherheits-Wahnsinn, der zudem noch in einer Video-Totalüberwachung für alle Bürger gipfeln wird. Kein Zweifel, die Olympia-Bewerbung ist für Hamburg ein Segen: Sie ist gut fürs Renommee sowie fürs Selbstvertrauen, und sie lässt die Stadt für Touristen attraktiv erscheinen. Aber sie kann zum Fluch werden, wenn Hamburg den Zuschlag erhält. Denn in Zeiten, wo der Sport von innen wie von außen attackiert wird, haben Großveranstaltungen kaum noch einen Sinn und sind bloß eine Belastung für Bürger, Polizei, Politiker und Sportler.


Schuld hat nicht nur eine Seite
von Florian Stumfall

Die Terrorattacken von Paris werden noch lange im allgemeinen Bewusstsein gegenwärtig bleiben, nachdem nun Beteuerungen von Abscheu, Mitempfinden und Betroffenheit gebührlich gewechselt worden sind, dem Umfang des Grauens angemessen. Zu den nach solchen Untaten immer wiederkehrenden Mahnungen gehört die Beschwörung, dass Terrorakte dieser Art, verübt mit Allahs Namen auf den Lippen, überhaupt nichts mit dem Islam zu tun hätten.

Natürlich wird niemand allen Anhängern des Propheten Schuld für Gewalttaten zuschreiben. Doch wenn ein Radikaler für seine Taten Rückendeckung in seiner Lehre sucht, so kann er sie finden. Jeder Anhänger des Propheten ist verpflichtet, diesem in Wort und Tat nachzueifern. Macht sich einer seiner Jünger bewusst, dass Mohammed seit den Tagen seiner Erleuchtung bis zu seinem Tode unablässig Krieg geführt hat, so kann es nicht schwerfallen, daraus nicht nur das Recht, sondern die Pflicht abzuleiten, es ihm auch darin gleichzutun.

Damit ist der nach 1000 Jahren immer noch taufrische Kreuzfahrer-Vorwurf an die christlichen Nationen angesprochen. Dabei wird verschwiegen, dass die Kreuzzüge eine Antwort auf die gewaltsame Islamisierung weiter christlicher Landstriche, einschließlich der Heiligen Stätten in Jerusalem waren. Somit lässt sich der Vorwurf in dieser seiner Einseitigkeit nicht aufrechterhalten.

Das gilt auch für die Gegenwart, wenn auch in umgekehrter Richtung. Nach blutigen Ereignissen wie in Paris erklären die Analysten, die Islamisten würden vom Hass auf die westliche Lebensweise geleitet und deshalb in Europa ihren Dschihad führen. Mag sein. Was sie allerdings darin bestärkt, ist der Umstand, dass der Westen, vertreten durch die Nato, es umgekehrt ebenso macht. Die Nato führt Krieg in Afghanistan, Somalia, Syrien und hat das in anderen Ländern getan, weil ihr die dortige Lebensweise nicht zusagt. Der Westen, allen voran die USA, beansprucht das Recht, sein Urteil über die Kultur anderer Völker zu fällen, und, wenn der Daumen nach unten zeigt, mit Feuer und Schwert einzuschreiten. Mit Arroganz macht man sich keine Freunde, und wenn auch der US-Weltmacht-Anspruch mit einem unerhörten Waffenarsenal vorgetragen wird, so lässt sich doch ein fanatischer Islam davon nicht abschrecken.

Angesichts einer jahrhundertelangen Schwäche der gesamten islamischen Welt ist leicht festzustellen, dass nicht sie es war, die den Streit mit dem Okzident begonnen hat. Seit der türkischen Niederlage vor Wien hätte sie die Kraft dazu gar nicht aufgebracht. Heute ist das anders, und in der langen, schmählichen Zeit des Unterworfen-Seins hat sich Hass genug angesammelt, um heute ganz Europa schaudern zu lassen.     Florian Stumfall


Frei gedacht
Was uns jetzt noch helfen kann
von Eva Herman

Als ich diesmal meine Kolumne an die Chefredaktion abschickte, begann es in meinem Inneren zu rumoren: Die Fakten, die ich zusammengetragen hatte zum Thema Einwanderungschaos und Terror waren derart entmutigend, dass mir die Leser leidtaten. Der Chefredakteur war wohl erleichtert, als ich anbot, einen neuen Text zu verfassen. Nun sitze ich vor meinem PC und möchte in diesen schweren Zeiten Ihnen, liebe Leser, Mut zusprechen.

Beginnen möchte ich mit einer Erfahrung der letzten Monate: Immer mehr Menschen beten, manche, die sich ihr Leben lang Atheisten nannten, geben dies nun unumwunden zu, denn sie wissen anders nicht mehr weiter. Gewiss, die Ereignisse werden immer drückender. Wenn unser System gestern noch unter der Last von Millionen Einwanderern zusammenzubrechen drohte, erscheint uns dies fast als Marginalie gegen die brutalen Terroranschläge in Paris. Aktuell wird über Militäraktionen Europas diskutiert. Jeder weiß, was das heißt. Furcht macht sich breit, die nächsten Anschläge wurden von den Terroristen angekündigt; die Einwanderer strömen indes weiter ungebremst in unser Land.

Was soll man tun gegen die Angst, die langsam emporkriecht, die uns die Massenmedien noch verbieten wollen? Was sollen wir machen? Kämpfen? Aber gegen wen? Gegen die Politiker, das System, die Islamisierung? Gegen die Globalisierung, den Wachstumswahn, die Gewinnmaximierung? Gegen den Zerfall unserer Werte, der Ethik und Moral? Wo fängt man an, wer hört uns zu, wer möchte wirklich etwas zum Guten wenden? Gibt es überhaupt noch Lösungen? Und wenn, bei wem?

Ich muss bei all dem Geschehen an einige Bibelgeschichten denken, nach denen die Menschheit in letzter Minute tatsächlich nur noch durch das Eingreifen des Schöpfers zur Vernunft gebracht werden konnte. Des Schöpfers? Wer war das gleich nochmal? Manche nennen ihn heute das Universum, den Kosmos, andere sprechen von der großen Energie, die alles durchflutet. Die meisten Menschen der westlichen Welt aber glauben, dass Gott in der Kirche zu finden sei. Da jedoch die Kirchen im Laufe der letzten tausende Jahre eine Menge Unheil anstifteten, dies stets noch im Namen Gottes, so haben die allermeisten Menschen das Vertrauen in ihn verloren. Aber ist es wirklich richtig, Gott und die Kirchen auf eine Stufe zu stellen? Wohl kaum. Die Kirchen brauchen Gott, aber Gott braucht die Kirchen nicht. Als der Mensch die Erde betrat, war diese schon fertig. Kirchen waren bekanntlich damals weit und breit noch nicht zu sehen. Erst Millionen Jahre später wurden sie flächendeckend emporgezogen, im Zuge der Zwangschristianisierung im frühen Mittelalter, meist als Markierung Roms, dass man an diesem Flecken nun auch Macht erreicht hatte. Mit der Zwangschristianisierung hatte man auch den Naturglauben der alten Völker beseitigt, der diese einst dazu gezwungen hatte, in Ehrfurcht auf die Knie zu gehen, wenn sie wieder einmal gefehlt hatten. Die meisten Menschen heutzutage sind nicht mehr in der Lage, die Wechselwirkung zu erkennen, die aus ihren falschen Handlungen als Folge für sie entstehen muss. Und so klagen sie lieber darüber, wie ungerecht der Himmel es mit ihnen meine, ohne an das Naturgesetz der Wechselwirkung zu denken, welches da lautet: Was der Mensch sät, das wird er vielfach ernten. Wer Hafer sät, kann keinen Roggen ernten, wer Übles tut, muss Unschönes ernten.

Während der Mensch in früheren Zeiten Schicksalsschläge also nicht nur erduldete, sondern sie meist als Deutung einer höheren Macht annahm, die ihn zum Umdenken bewegen wollte, finden wir heute selbst kaum noch zu derartigen Überlegungen. Im Gegenteil. Eine solche Haltung wird eher milde belächelt oder verspottet. Denn wir sind ja fortschrittlich, modern und hoch entwickelt.

Den mächtigen „Global Players“ kann es nur recht sein, wenn über ihnen niemand mehr ist, an den die Menschen in dieser dunklen Zeit glauben. Dann haben sie freie Bahn. Weswegen zum Beispiel der Gottesbezug auch nicht Einlass in den Maastricht-Vertrag fand, welcher die „Einheit Europas“ ordnen soll. Mal ehrlich: Konnte es je gut gehen, dass dieses riesige, europäische Schiff ohne den richtigen Kapitän gelenkt und manövriert werden konnte? Ohne den Schöpfer, der uns allen, jedem Einzelnen, das Leben schenkte, der uns diese Welt in all ihrer Schönheit und Pracht in Obhut gab, der uns in allumfassender Liebe gewähren ließ Millionen Jahre. Lichtvater, wie ihn die alten Sachsen einst nannten, senkte in uns auch die Liebe, das Licht und die Fähigkeit, die Wahrheit, also seine Naturgesetze zu erkennen. Er vertraute uns, und er vertraute uns seine Erde an. Und was taten wir? Wie gingen wir mit dem Leben um? Wie sieht die Welt heute aus? Verwüstet, ausgenommen wie eine Weih­nachtsgans. Unsere Verantwortung für die Schöpfung, wie haben wir sie wahrgenommen? Der Scherbenhaufen, vor dem wir derzeit stehen, dürfte nur die letzte Auswirkung einer uralten Kette von Verwerfungen sein. Jener Gott, den wir Menschen uns selbst schufen, das Goldene Kalb, lebt in Wirklichkeit nicht, das durch Menscheneitelkeit erdachte System krankt an allen Ecken, nun kollabiert es. Und uns fehlt der Anschluss nach oben.

Der deutsche Physiker Albert Einstein ging einst von einer kosmischen Religiosität als stärkster Triebfeder zur Grundlage seiner Arbeit aus. Er sprach von einem tiefen Glauben an die Vernunft des Weltenbaues und der Sehnsucht nach dem Begreifen derselben. Dass Gott „nicht würfelt“, wie Einstein sagte, zeigt, dass er von dessen gut durchdachtem Weltenplan ausging. Ebenso wie Max Planck äußerte auch Einstein die Ansicht, dass die Energie, welche die Atome in Bewegung hält, alleine die Kraft Gottes sei. Oder sehen wir uns Jahrhundertkomponisten wie Bach, Händel oder Beethooven an und viele andere schöpferisch arbeitende Menschen, die uns bis heute mit ihrer Arbeit beeinflussen. Sie alle einte ein Gedanke als Triebfeder: Es existiert eine höhere Schöpferkraft, die uns lenkt und zuverlässig durch eine Form von Wechselwirkung mit uns umgeht, frei nach dem bib­lischen Grundsatz der Saat und Ernte. Es eint sie die Überzeugung, dass jene urewige Macht eine unerschöpfliche Kraft sein muss, die mit unumstößlichen Gesetzen uns Menschen zur Rechenschaft zieht, uns belohnt oder auch straft. Wäre es vielleicht sogar möglich, dass alle diese beeindruckenden Persönlichkeiten den Zugang zu ihrer genialen Kraft überhaupt nur alleine durch ihre feste Überzeugung erhielten, dass jene übergeordnete Weisheit existiert- nicht nebulös, sondern real und damit zuverlässig wirkend? Gab es durch die sichere Erkenntnis also eine Verbindung nach oben? Warum besitzt unsere Zeit Schaffende dieser Klasse so gut wie überhaupt nicht mehr? Wo sind die weisen, starken Persönlichkeiten, denen wir nur zu gerne vertrauen wollten in dieser schwierigen Zeit? Müssen wir uns nicht fragen, ob wir den Anschluss verloren haben? Eventuell ist ja jetzt die Zeit gekommen, in der wir uns erinnern an die Verbindung nach oben? Johann Wolfgang von Goethe formulierte die Grundlage seines gesamten Seins in einem kurzen Satz: „Wer Gott vertraut, ist schon auferbaut!“ Wohlan denn Herz, nimm Abschied (vom alten Denken) und gesunde.


S. 9 Kultur

Der Pilot, der aus der Kälte kam
Kalter Krieg auf der »Agentenbrücke« − Steven Spielbergs Berlin-Film »Bridge of Spies« kommt in die Kinos

Hollywood-Regisseur Steven Spielberg hat mit Tom Hanks in der Hauptrolle einen Film in Berlin gedreht, der am 26. November in den Kinos anläuft. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges erzählt „Bridge of Spies − Der Unterhändler“, einen Gefangenenaustausch auf der Glienicker Brücke in Potsdam.

Der Agententhriller „Bridge of Spies − Der Unterhändler“ von Steven Spielberg hat das Zeug,  einer der erfolgreichsten Spionagefilme zu werden. Der dreifache Oscar-Gewinner, der Schöpfer von Klassikern wie „Der Weiße Hai“, „E.T.“ oder „Indiana Jones“ ist auch ein Geschichts-Enthusiast. Das bewies er bereits mit Filmen wie „Schindlers Liste“ oder „Der Soldat James Ryan“. Kenntnisse vom Kalten Krieg rühren aus seiner Kindheit. „Mein Vater war wegen Devisengeschäften in Russland, gerade als Francis Gary Powers von den Russen abgeschossen worden war“, erinnert sich der Regisseur.

Und genau um diesen Flieger geht es im Film. Für die CIA flog er mit anderen Piloten in geheimer Mission eines der damals neu entwickelten U-2-Spionage-Flugzeuge. In 70000 Fuß Flughöhe, also doppelt so hoch wie die Passagierflugzeuge und vom sow­jetischen Radar nicht erfasst, sollten sie die Pläne des Gegners erkunden. Powers wurde abgeschossen, überlebte und kam nach einem Schauprozess in Haft. In New York wurde kurz vorher der sowjetische Agent Rudolf Abel vom FBI verhaftet und wartete dort auf seinen Prozess.

Bis hierhin wäre der Film wie viele andere: Spione, zwei feindliche Systeme und der Kampf nach dem Motto, der Bessere wird siegen. Doch weit gefehlt. In der heißen Zeit des Kalten Krieges, in dem es mehr um Worte ging als  um Waffen, in dem Feindbilder Hass aufrecht­erhielten, stellt das Drehbuch von Matt Charman sowie der vierfachen Oscar-Gewinner Ethan und Joel Coen („Fargo“) einen Mann in den Mittelpunkt, der unscheinbarer nicht sein könnte.

Anwalt James Donovan lebt als Versicherungsjurist das durchschnittliche Leben eines Mittelschicht-Amerikaners der 50er Jahre mit Frau, drei Kindern und Haus in einer New Yorker Vorstadt. Von Strafrecht hat er wenig Ahnung. Das teilt er auch Vertretern der Regierung mit, als die genau ihn für den Prozess um Rudolf Abel zur Verteidigung bitten. Eine vermeintlich faire Verhandlung soll es sein, doch sowohl Richter als auch Geschworene haben ihr Urteil von Anfang an im Kopf: nichts anderes als die Todesstrafe für Staatsfeind Abel.

Der auf wahren Begebenheiten beruhende Fall fördert nimmt  nun eine Entwicklung, die sich vom Schwarz-Weiß-Denken üb­licher Spionage-Filme weit entfernt. Zwischen dem Anwalt und dem KGB-Spion entwickelt sich eine tiefe Beziehung. Jeder erkennt den Menschen im anderen, der für seine Ideen lebt. Hollywoodstar Tom Hanks verkörpert den Anwalt Donovan als sympathische, aber nie überzeichnete Gestalt. Mark Rylance ist als So­wjetspion ebenso glaubhaft und frei von Stereotypen.

Selbst, wenn man ihn nicht mögen sollte, stellt man sich Fragen: Warum hatte sich der begabte Maler Abel in die politischen Mühlen begeben? Die US-Bevölkerung forderte seinen Tod. Doch Donovan schaffte es, für ihn eine 30-jährige Haft zu erwirken.

Dieses ist die eine Geschichte. Eine völlig andere spielt sich ab, als es im späteren Verlauf darum geht, Abel gegen Powers auszutauschen. Und wo fanden diese spektakulären Vorhaben statt? Natürlich in Berlin, an der Glienicker Brücke. Als Donovan ins eisige Berlin in der Zeit kurz nach dem Mauerbau reist, verändert sich schon optisch alles. Berlin

16 Jahre nach dem Krieg darzustellen verlangte den Filmemachern einiges ab. Gedreht wurde in New York und Kalifornien. Szenen, die in Berlin spielen, fanden weitgehend an originalen Schauplätzen wie dem Flughafen Tempelhof, dem Checkpoint Charlie und der Glienicker Brücke statt.

Als „Double“ für Berlin fungierte aber auch Breslau, da hier immer noch viele Spuren des Krieges sichtbar sind. In Schlesiens Hauptstadt errichtete das Filmteam eine Mauer − die Berliner Mauer. Hierbei wurde äußerst korrekt gearbeitet, denn die erste Version des „antifaschistischen Schutzwalls“ bestand aus Ze­mentblöcken und Stacheldraht.

Dass Spione auf der Berlin mit Potsdam verbindenden Glienicker Brücke ausgetauscht wurden, ist bekannt. Wie das jedoch real vonstattenging, weiß man eher weniger. Den Höhepunkt des Films bildet in einer dramaturgisch spannend ausgeklügelten Szene der Agentenwechsel auf dieser Brücke. Und auch hier wird der Aspekt, dass es sich bei all den Beteiligten um Menschen aus Fleisch und Blut und weniger um Objekte gegenseitigen Hasses handelte, nicht außer Acht gelassen.

Der Film verhehlt nicht, dass Feindbilder auf beiden Seiten geschürt wurden. Kinder in US-Schulen singen hingebungsvoll die Nationalhymne und bekommen sofort danach Hetz-Filme über mögliche Atomangriffe der Gegner zu sehen. Kritisch anzumerken ist vielleicht die Darstellung, wie Gefangene in Haft behandelt wurden: in der UdSSR schlecht, in den USA gut. Dass dem nicht so war, weiß man spätestens seit dem Irak-Krieg oder Guantanamo.

Der von der Deutschen Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnete Film wurde als „ein spannender, mitreißender und klug erzählter Agententhriller, der bis zur letzten Minute fesselt“, be­zeichnet. Er kann besonders der jüngeren Generation, für die die Nachkriegszeit so weit entfernt ist wie das Mittelalter, einen bildgewaltigen, lehrreichen Geschichtsunterricht liefern.

Auch diejenigen, die heute durch das geeinte Berlin reisen, wie selbstverständlich die Glienicker Brücke überqueren und sich an der wieder erstandenen Schönheit der Seenlandschaft erfreuen, kann der Film zum Nachdenken anregen. Er ist eine gelungene filmische Hilfe, um daran zu erinnern, dass genau hier ein Agenten-Wahnsinn des Kalten Krieges vor nicht langer Zeit passiert ist.                Silvia Friedrich


Pfauenfrohe Welt
In Mannheim schillert der Jugendstil in allen Perlmuttfarben

Die Kunstrichtung tritt unter verschiedenen Be­zeichnungen auf. Man kennt sie als Sezessionsstil, als „Art nouveau“ oder in England auch als „Modern Style“. Hierzulande ist sie als „Jugendstil“ bekannt, ein Name, der auf die 1896 in München gegründete Zeitschrift „Jugend“ zurückgeführt wird.

Der Jugendstil zeichnet sich primär durch eine Sympathie für die geschwungene Linie und eine ornamentale Ge­staltung aus und ist ge­prägt von einer preziös-dekorativen Anmutung. Er grassierte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und be­schränkte sich nicht nur auf die bildende Kunst, sondern bezog alle Bereiche des Lebens mit ein wie Wohnung mit Mobiliar, Vasen, Ge­schirr, Bekleidung, Schmuck, Bücher und Architektur. Beispiele sind Darmstadts Mathildenhöhe oder die Mannheimer Kunsthalle.

In den Räumen der Letzteren ist der zwischen Historismus und Moderne einzuordnenden Kunstgattung zurzeit eine sehenswerte Ausstellung gewidmet. Ihr Titel „Der feine Schimmer: Zu Pfau und Perlmutt im Jugendstil“ signalisiert den ästhetisch hochwertigen Charakter dieser Stilrichtung, die mit über 100 Objekten anschaulich vor Augen geführt wird.

Tierfiguren aus der Nymphenburger Porzellanmanufaktur rangieren am Beginn, und dank einer Klanginstallation hört man das Kreischen der farbenfrohen Pfauen, die im Dekor einst eine große Rolle spielten. Einer der berühmtesten Jugendstilkünstler, Aubrey Beardsley, der bereits als 19-Jähriger von Whistlers berühmtem Peacock-Room, dem Pfauen-Raum, begeistert war, wird in Mannheim mit seinen reich ornamentierten Arbeiten gewürdigt, aber auch Adolph Menzel oder Otto Ubbelohde, beide ebenfalls vom Pfau fasziniert.

Da die ästhetisch hochwertige Schau mit internationalen Leihgaben auf die erste Ausstellung der Mannheimer Kunsthalle von 1907 anspielt, präsentiert sie wichtige Vertreter von einst am selben Ort. Da trifft man im sanierten Jugendstilbau auf René Laliques prächtige Libelle, eine attraktive Kühlerfigur, zu der gleich der altehrwürdige Bugatti mitgeliefert wurde, oder auf Kollegen wie Emile Gallé mit einer prachtvollen, aus Nancy entliehenen Vase.

Edel und formschön sind auch die Arbeiten von Alphonse Mucha oder Joseph Maria Olbrich, dessen „Tischuhr“ die Blicke auf sich zieht, zumal derlei „Hingucker“ als Solitäre inszeniert wurden. Zeitlos erscheint Koloman Mo­sers streng konstruierter Armlehnsessel von 1903, und beim Flanieren durch die – wie anno 1907 − aufgebauten Themenräume trifft man unversehens auf eine sehr „Pfauen“-frohe Tapete des bekannten britischen Gegenwartskünstlers Damien Hirst.      Heide Seele

„Der feine Schimmer“ läuft in der Kunsthalle Mannheim bis zum 17. Januar 2016. Geöffnet täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr. Eintritt: 9 Euro. Internet: www. kunsthalle-mannheim.de


Kleiner Zauberberg
Eleganz des Alters − Der Film »Ewige Jugend«

Kein Ort scheint sich besser zu eignen, um über Themen wie Leben, Liebe oder Vergänglichkeit zu philosophieren als das Davoser Berghotel Schatzalp. Thomas Mann wählte das Sanatorium einst als Schauplatz für seinen Roman „Der Zauberberg“, wo sich moribunde Lungenpatienten so manchen gedanklichen Schlagabtausch liefern.

100 Jahre nach Thomas Mann steht das Hotel Schatzalp im Mittelpunkt eines Films, der wiederum sehr philosophisch angehaucht ist. „Ewige Jugend“ heißt der am 26. November startende Film des italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino, der nun eine Reihe alternder Hollywoodstars auf seinem Zauberberg versammelt. Michael Caine (82), Harvey Keitel (76) und Jane Fonda (77) spielen die Hauptrollen in einem Film, der auf wohltuende Weise in Kontrast steht zum Jugendwahn in den Kinos mit Schauspielern, die kaum der Pubertät entwachsen zu schwerreichen Weltstars aufgebaut werden.

Obwohl Alter, Krankheit und Tod Dauerthema sind, nennt sich Sorrentinos Film im Original „Youth“, also „Jugend“. Ein be­wusst irreführender Titel, da sich die pensionierten Gäste, die sich im Hotel einer Wellnesskur unterziehen, mit aller Kraft gegen das Alter stemmen. So werden sich der von Caine gespielte Dirigent Ballinger und der von Keitel verkörperte Filmregisseur Boyle erst ihres Alters bewusst, als eine junge Schönheit zu ihnen in den Hotelpool steigt.

Dass Sorrentino erfolgreich ge­gen die Sehgewohnheiten des jugendlich dominierten Kinos andreht, hat er schon mit „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ von 2013 be­wiesen. Schon damals stand ein alternder Autor im Mittelpunkt, der sein Leben im morbiden Ambiente Roms zu genießen weiß. Der me­lancholisch anrührende Film gewann sogar einen Oscar als bester fremdsprachiger Film.

Die melancholische Grandezza eines Visconti oder Fellinis ist auch in „Ewige Jugend“ optisch durch Kameraführung und Landschaftsaufnahmen gegenwärtig. Auch wenn dieser italienische Zauberberg nicht ganz so magisch daherkommt wie bei Thomas Mann, so ist er doch ein cineastischer Leckerbissen.        Harald Tews


Ausgebürgert und vergessen

Sein größter Erfolg, der ihn innerhalb der DDR-Grenzen berühmt machte, war sein erster Roman „Beschreibung eines Sommers“, erschienen im Jahr des Mauerbaus 1961 und schon 1962 verfilmt mit Manfred Krug und Christel Bodenstein. Erzählt wird eine Liebesgeschichte im ungewöhnlich heißen Sommer 1959 auf einer Großbaustelle, die an der Politik scheitert. Wenn man so will, kann man diesen Roman, ne­ben Brigitte Reimanns „Ankunft im Alltag“, als erstes Buch einer eigenständigen DDR-Literatur bezeichnen, weil dort die neuen Verhältnisse grundsätzlich be­jaht und zugleich kritisiert werden.

Der Autor Karl-Heinz Jakobs wurde am 20. April 1929 in Kiauken im ostpreußischen Landkreis Elchniederung geboren und noch 1945 als Flakhelfer zur Wehrmacht eingezogen. Nach der Kriegsgefangenschaft übte er die verschiedensten Berufe aus und wurde 1956 von der Baustelle des Kraftwerks Trattendorf bei Spremberg zum Studium am Leipziger Literaturinstitut delegiert, seit 1958 arbeitete er als freier Schriftsteller.

Nachdem er im Herbst 1976 gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestiert hatte, wurde er aus der SED ausgeschlossen und 1979 auch aus dem DDR-Schriftstellerverband, weil er es gewagt hatte, während einer Westreise im Düsseldorfer „Haus des Deutschen Ostens“, dem heutigen „Gerhart-Hauptmann-Haus“, ohne Erlaubnis der DDR-Behörden aufzutreten. Er wurde 1981 ausgebürgert und lebte seitdem in Velbert/Rheinland, wo er noch drei Ro­mane schrieb und am 4. November verstorben ist.

Von grundsätzlicher Bedeutung ist auch sein 1983 veröffentlichter Roman „Das endlose Jahr“, weil er hier ein Thema aufgegriffen hat, das von DDR-Autoren eher gemieden wurde: die mangelnde Aufarbeitung des Stalinismus im SED-Staat.    Jörg Bernhard Bilke


Geldsegen für »Peking«

Die Hamburger können sich auf ein neues Museum freuen, und das Beste dabei: Sie kriegen es fast umsonst. Denn der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat für die Errichtung eines Deutschen Ha­fenmuseums einen Zuschuss von 120 Millionen Euro bewilligt. Damit soll auch die Sanierung und Überführung der Viermast-Stahlbark „Pe­king“ von New York nach Hamburg finanziert werden. Der Segelfrachter wurde 1911 auf der Hamburger Werft Blohm+

Voss gebaut und liegt derzeit an der Pier von Manhattan. Im Frühjahr 2016 soll er von dort nach Hamburg überführt werden, wo es als Wahrzeichen des neuen Museums fungieren soll.

Tatsächlich gibt es bereits ein Hafenmuseum, das als Außenstelle des Museums der Arbeit im Hafengebiet allerdings ein solch kümmerliches Dasein fristet, dass es selbst vielen Hamburgern nicht bekannt ist. Da sich das Gebäude auf dem Kleinen Grasbrook befindet, dort wo 2024 die Olympischen Spiel stattfinden sollen, sofern Hamburg den Zuschlag dafür erhält, ist die spannende Frage, wie das neue, größere Hafenmuseum in dieses Areal mit möglichen Sportstätten sinnvoll eingebunden werden kann. Damit nicht genug: Dank der Lobbyarbeit von Hamburger Bundestagsabgeordneten erhalten die Historischen Museen der Stadt zusätzliche 18 Millionen Euro für Modernisierungszwecke.           tws


S. 10 Geschichte

Gefallen oder gestorben
Wie in deutschen Gedenkanzeigen der Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht wird (Teil 2)

Anders als im Fall eines natürlichen Todes, der jeden Menschen früher oder später heimsucht, stellt sich beim Soldatentod die Sinnfrage: Für wen oder für was haben die Gefallenen ihr Leben verloren oder – etwas pathetisch formuliert – geopfert?

In nicht wenigen Gefallenenanzeigen findet sich ein diese Sinnfrage beantwortendes Wort, das in der heutigen Sprache der Politik und der Medien fast nicht mehr vorkommt: das dort nahezu ausgestorbene Wort „Vaterland“. In den Nachrufen wird dagegen das Vaterland (auch „Heimat“ und „Deutschland“) nicht verschwiegen, wie die folgenden Beispiele zeigen: „In liebevollem Gedenken an meinen Bruder. Er starb für sein Vaterland“; „Er gab sein Leben für die Verteidigung des Vaterlandes“; „Fern der Heimat gab er sein Leben in blühendem Alter von 18 Jahren für sein geliebtes Vaterland“; „Von Idealismus erfüllt, gaben sie ihr Leben für uns und ihr Vaterland“; „Ihm war die schlichte und schöne patriotische Gesinnung vorgelebt und wie selbstverständlich diente er unserem Vaterland“; „gefallen für seine geliebte Heimat und sein Vaterland“; „Sie fielen im Glauben an Deutschland“; „Er gab sein Leben für Deutschland“; mit religiösem Bezug: „Sie starben für ihr Vaterland – Römerbrief 14,7 – 9“. Gelegentlich, aber nur selten, wird der von den Soldaten geleistete Eid erwähnt, so in der Gedenkanzeige für einen Vater und einen Bruder: „Getreu ihrem Eid ließen sie ihr Leben für ihre Heimat“. Trost in der Trauer wird gesucht mit den Worten von zwei Söhnen zum Gedenken an ihren gefallenen Vater: „In der festen Überzeugung, dass sein Tod nicht umsonst war.“

Das Gegenteil von „nicht umsonst“ ist „sinnlos“. In einigen – allerdings nicht vielen – Gefallenenanzeigen geben die Angehörigen ihrer verständlichen Verbitterung Ausdruck, indem sie einen „sinnlosen Tod“ des Gefallenen beklagen und damit auch kritisieren, so in einer 2007 veröffentlichten Anzeige: „Vor 66 Jahren starb unser Vater einen sinnlosen Tod. Gef. 16.8.1941 vor Narwa“, oder: „†16. November 1944 in Serbien. Ich beklage den viel zu frühen und sinnlosen Tod meines lieben Bruders.“

Kritik an den Texten der Gefallenenanzeigen hat der früher an der Universität Frankfurt am Main lehrende Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie Günter Spendel in einer in der Zeitschrift „Recht und Politik“ im Jahre 2005 erschienen Abhandlung geäußert, mit dem Urteil: „Noch heute, nach sechs Jahrzehnten, erscheinen in einer großen Tageszeitung mit dem Eisernen Kreuz versehene Traueranzeigen der Angehörigen, in denen des Ehemanns, Vaters oder Bruders gedacht wird, der in Pflichterfüllung sein Leben für Deutschland geopfert habe. Dass er Opfer eines verbrecherischen Regimes gewesen ist, liest man nicht.“ Die Behauptung, dass man darüber nichts lese, ist allerdings nicht ganz zutreffend: Das Regime, das für den Tod der Gefallenen verantwortlich war, wird zutreffend als kriminell benannt, wenn die Kinder ihres im August 1944 in Rumänien gefallenen Vaters mit der Aussage gedenken: „Ein verbrecherisches Regime schickte auch ihn in den Tod“, oder wenn an einen im Januar 1944 ostwärts von Lemberg vermissten 18-jährigen Bruder mit den Worten erinnert wird: „Er war aufgewachsen im christlichen Elternhaus und er war gefeit gegen jedwede Form des nazistischen Wahns“, oder wenn Geschwister ihren noch am 2. April 1945 in Straubing gefallenen Bruder nicht vergessen mit dem Satz: „Er wurde verantwortungslos in den Tod geschickt.“

Die im Krieg gefallenen deutschen Soldaten waren nicht die einzigen Opfer einer Gewaltherrschaft. Daran erinnert in beachtlicher Weise eine Anzeige, in der die Kinder eines verstorbenen Vaters um dessen drei in Russland gefallene Brüder trauern, dies mit den einleitenden Worten: „Wir gedenken am 8. Mai 2005 allen Opfern des Dritten Reiches und des II. Weltkrieges.“

Auch 60 Jahre nach dem 8. Mai 1945 war es für einen solchen Rückblick nicht zu spät. Erstaunlich lang und für die Angehörigen vermutlich zu lang war allerdings der Zeitablauf, der aus einer anderen Gefallenenanzeige ersichtlich wird: „Nach nunmehr 58 Jahren erhielten wir die offizielle Mitteilung, dass mein Bruder in der zweiten Februarhälfte des Jahres 1945 als Angehöriger einer Artillerieeinheit in Ostpreußen den Tod gefunden hat. Wir trauern um einen lieben Menschen, der gern weitergelebt hätte.“ Ja, weitergelebt hätten wohl gern alle die Toten es Zweiten Weltkrieges und aller Kriege, sofern nicht ausnahmsweise – wie im Fall schwerer Verwundung oder seelischer Verletzung – der Tod als Erlösung von unerträglichen Schmerzen ersehnt wurde oder einer der beim Einmarsch der sowjetischen Truppen nicht seltenen Fälle der Selbsttötung vorlag. In einer In-memoriam-Anzeige für einen im Alter von 19 Jahren in Posen gefallenen Leutnant sind auch weitere Familienangehörige genannt, nämlich ein Ehepaar mit seinen vier Kindern (das älteste acht Jahre alt, das jüngste ein Jahr alt) mit der knappen, aber alles erklärenden Information „†8.5.1945 in Freiberg“ (in Sachsen). Das Alter des in dieser Anzeige genannten 19-jährigen Gefallenen erinnert schließlich auch daran, dass im späten Verlauf des Krieges immer häufiger sehr junge Menschen den Tod fanden, zum Beipsiel als Luftwaffenhelfer. In den Gedenkanzeigen – meist für einen Bruder – liest sich das so: „Luftwaffenhelfer 23.12.1927–15.9.1944“, oder: „Schüler der Oberrealschule Saarbrücken geb. 28. März 1928 Luftwaffenhelfer Saarbrücken-Bellevue gef. 11. Mai 1944“.

Das Stichwort „Luftwaffenhelfer“ führt zum Stichwort „Luftkrieg“. Opfer des Luftkrieges waren Soldaten und Zivilisten, Männer und Frauen, alte Menschen und junge Menschen. Zu lesen ist deshalb: „Zum Gedenken an meine Großeltern. Beide starben am 27. November im Bombenhagel auf Freiburg i.Br.“; „In memoriam“ für zwei Schwestern „*29.12.1925 und 12.1.1929. Sie fanden am 18.3.1945 beim letzten Luftangriff auf Worms den Tod“; „In memoriam“ für eine Apothekenhelferin „*7.2.1924 in Detmold, gefallen am 27.3.1945 bei einem Luftangriff auf Paderborn.“

Der in diesem Zusammenhang verwendete, also auf den Tod einer Zivilperson bezogene Ausdruck „gefallen“ erscheint, jedenfalls was den Gebrauch in der Umgangssprache betrifft, ungewöhnlich; denn nicht jeder kriegsbedingte Tod wird mit dem Wort „gefallen“ beschrieben, wie die Beispiele der in Gefangenenlagern oder in Lazaretten Verstorbenen zeigen, dokumentiert in Anzeigen wie: „Zur Erinnerung an unseren Vater gest. 17.12.1945 im Lager Stalinsk/Sibirien“ oder „gest. 16.10.1945 in Cherespowez/Nordrussland in Gefangenschaft“ oder „Am 12.12.1944 verhungert in einem Todeslager im Osten“ oder „gestorben in russischer Kriegsgefangenschaft am 26. August 1945“ oder „gestorben nach schwerer Verwundung im Lazarett zu Emmendingen (Breisgau)“. Ein auf der Flucht zusammen mit seiner Ehefrau und seiner 16-jährigen Tochter getöteter Landwirt wird nicht unter einem Eisernen Kreuz genannt, sondern unter dem normalen Zeichen des Kreuzes: „Zum Gedenken an meine Eltern und jüngste Schwester † 22. Januar 1945 gegen Mittag auf dem Treck bei Damaslawek (Elsenau) 70 km nordöstlich von Posen“. Ganz schlicht (und vielleicht gerade deshalb besonders ergreifend) liest sich die Anzeige: „Unvergessen ist unser kleiner Bruder geb. 27.4.1945 im Juni 1945 verhungert.“

Es war derselbe Krieg, in dem gefallen und gestorben wurde. Der „totale Krieg“ forderte seine Opfer überall und ohne Unterscheidung nach Geschlecht und Alter. Der Unterschied, dass der Soldat „fällt“ während der Zivilist „stirbt“, ist traditionell verstanden nicht nur ein sprachlicher: Der kriegsbedingte Tod des Soldaten wird – anders als der kriegsbedingte Tod eines Zivilisten – in den Ehrbegriff eingebettet. Schon Thukydides lässt in Perikles’ Rede für die Gefallenen diesen sagen: „Die Gefallenen haben ihre Ehre durch ihr Tun bezeugt.“ Spätere Generationen waren davon überzeugt, der Soldat fällt „auf dem Feld der Ehre“; wenn er im Felde getötet wird, ist dies ein „Heldentod“. Der Soldat opfert sich nach dieser Meinung für andere, er stirbt „für sein Vaterland“, der deutsche Soldat also für Deutschland. „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen“ lautet die Inschrift auf dem – inzwischen von einem Gegendenkmal begleiteten – Gefallenendenkmal im Zentrum von Hamburg.

In Bezug auf die zivilen Luftkriegsopfer – meist Frauen und Kinder – spricht niemand von „Heldentod“, oder dass sie „für Deutschland“ gestorben seien; sie sind eben „nur“ Opfer, so wie in der Gedenkanzeige einer Überlebenden der Bombardierung Dresdens zu lesen ist: „Im Gedenken der Opfer von Dresden. 13. Februar 1945. Zehntauende verbrannten im Phosphor. Zehntausende erstickten in ihren Kellern. Zehntausende fanden unter Trümmern ihr Grab“ – zu viele, als dass diese Toten als „Kollateralschaden“ mit einem Achselzucken abgebucht werden könnten. „Dulce et decorum est pro patria mori“ – „süß und ehrenvoll ist es für das Vaterland zu sterben“ – für diesen altrömischen Spruch haben die in Dresden, in Hiroshima und in allen anderen zerbombten Städten ums Leben gekommenen Frauen und Kinder vermutlich nur Bitterkeit und Unverständnis übrig. Aber auch der Tod eines Soldaten ist nicht „süß“. Gerd Gaiser schildert in „Die sterbende Jagd“ (1953) den Tod eines über der Nordsee abgeschossenen verwundeten deutschen Fliegers, der sich zunächst mit dem Fallschirm hatte retten können, dann aber mit der einsetzenden Flut im Meer ertrinkt: „,Das ist ein verdammtes Elend‘, sagt er, während er bis über den Bauch im Wasser stand und sein Körper zu zittern anfing, „und verdammt und verflucht sollen die sein, die alles so haben kommen lassen, und verdammt und verflucht, die nachher nichts mehr davon hören wollen, und verdammt und verflucht, die es dann noch einmal probieren.“                     

                Ingo von Münch

Gefallen oder gestorben Texte von Gedenkanzeigen für die Opfer des Zweiten Weltkrieges


Das Ende einer Personalunion
Vor 125 Jahren folgten auf Wilhelm III. in den Niederlanden Königin Wilhelmina und in Luxemburg Großherzog Adolph

Gerne wird der österreichische Staatskanzler Klemens Wenzel Lothar von Metternich als „Kutscher Europas“ bezeichnet. Immerhin war Metternich Präsident des Wiener Kongresses, auf dem Europa nach Napoleons Niederlage maßgeblich neu geordnet wurde. Allerdings sollte man darüber nicht die Handschrift Großbritanniens übersehen.

Die Seemacht sah die Seeverbindung ihrer Metropole London zu den Weltmeeren durch den Besitzer der der Themsemündung gegenüberliegenden Küste des Kontinents potenziell bedroht. Deshalb sollte die Gegenküste ei­nerseits nicht in den Besitz einer seefahrenden Großmacht geraten, die mit ihrer Marine Großbritanniens Herrschaft über die Weltmeere gefährlich werden konnte, andererseits aber auch nicht eines Kleinstaats, der leicht Opfer einer seefahrenden Großmacht werden konnte. Die Lösung war die „Schildwacht Englands auf dem Kontinent“. So nannte Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau sehr zutreffend seinen auf dem Wiener Kongress geschaffenen Herrschaftsbereich, der aus dem souveränen Königreich der Vereinigten Niederlande und dem zum Deutschen Bund gehörenden Großherzogtum Luxemburg bestand.

Die Belgische Revolution von 1830 führte dann zu einer Spaltung sowohl des Königreiches als auch des Großherzogtums. Der Süden der Niederlande spaltete sich ab und es entstand mit Belgien ein eigenes Königreich mit eigenem König. Der französischsprachige Teil Luxemburgs wurde Belgien zugeschlagen, der deutschsprachige Teil verblieb dem Großherzog. Den britischen Sicherheitsinteressen wurde durch die Neutralisierung Belgiens Rechnung getragen. Die Niederlande und Luxemburg blieben vorerst weiterhin durch Personalunion miteinander verbunden, waren nun aber keine Nachbarn mehr.

Diese Personalunion über­dauerte den Übergang von Wilhelm I. zu seinem ältesten Sohn Wilhelm II. im Jahre 1840 und den von Wilhelm II. zu dessen ältesten Sohn Wilhelm III. Im Gegensatz zu Vater und Großvater zeugte Wilhelm III. jedoch keinen legitimen Sohn, der ihn überlebt hätte. Seine drei Söhne mit seiner ersten Ehefrau, Sophie von Württemberg, starben bereits 1850, 1879 und 1884. Zwei Jahre nach dem Tode von Sophie heiratete Wilhelm III. ein zweites und letztes Mal. Der mittlerweile 61-Jährige ehelichte 1879 die erst 20-jährige Prinzessin Emma zu Waldeck und Pyrmont, Tochter des Fürsten Georg Viktor von Waldeck und Pyrmont. Die Deutsche schenkte ihrem Gemahl 1880 eine Tochter: Wilhelmina. Da in den Niederlande die weibliche Thronfolge galt, konnte sie nach dem Tode ihres Vaters am 23. November 1890 im Königreich seine Nachfolge antreten. Die Regentschaft übernahm bis zu ihrer Mündigkeit ihre Mutter aus Deutschland. In Luxemburg galt hingegen die männliche Erbfolge. Entsprechend dem Nassauischen Hausvertrag wurde dort statt Wilhelmine aus der heute noch in den Niederlanden den König stellenden  Linie Oranien-Nassau der letzte Herzog von Nassau, Adolph, aus der Linie Nassau-Weilburg Großherzog. Das war das Ende der auf dem Wiener Kongress begründeten Personal­union zwischen dem niederländischen Königreich und dem luxemburgischen Großherzogtum.        

                Manuel Ruoff


S. 11 Preussen

Die deutsche Kaiserin aus England
Vor 175 Jahren kam das älteste Kind Queen Victorias, die Ehefrau Friedrichs III. und Mutter Wilhelms II. zur Welt

Nur wenige Frauen dürften Kronprinzessin gleich zweier Großmächte gewesen sein. Die am 21. November 1840 im Buckingham Palace geborene Victoria Adelaide Mary Louisa war Kronprinzessin sowohl ihrer eigenen als auch der Heimat ihres Ehemannes.

Victoria war das erste Kind von Queen Victoria und deren Prinzgemahl Albert. Und da in Großbritannien auch die weibliche Thronfolge galt, war sie damit Kronprinzessin – bis 1841 ihr ältester Bruder Albert Eduard zur Welt kam. Sie genoss eine entsprechend ausgesuchte Ausbildung. Albert widmete sich mit viel Liebe und Geschick der Erziehung seiner Kinder. Und Victoria wollte nicht, dass ihre Kinder derart unvorbereitet auf die Politik waren, wie sie selber bei ihrer Thronbesteigung. Die Prinzessin war hochbegabt und wissbegierig, aber auch hochfahrend und undiplomatisch direkt, was in Preußen nicht unbedingt gut ankam, wenn sie ihre neue mit der alten Heimat verglich.

Beim preußischen Prinz Fried­rich Wilhelm war es umgekehrt. Er kam als einfacher Prinz zur Welt und wurde erst durch die Thronbesteigung seines Vaters Wilhelm I. 1861 Kronprinz. Wie Victoria wurde auch Friedrich Wilhelm systematisch auf höhere Aufgaben vorbereitet.

Obwohl Wilhelm im Gegensatz zu seiner Ehefrau Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach weniger zum Liberalismus neigte, unterhielt das Ehepaar freundschaftliche Beziehung zu Victoria und Albert. Dieses führte zu der bemerkenswerten Situation, dass der „Kartätschenprinz“ vor seinen liberalen Landsleuten im liberalen Großbritannien Zuflucht suchte und fand.

Angesichts der Freundschaft zwischen den Ehepaaren lag es nahe, engere familiäre Bande zu schließen. Als 1851 in London die erste Weltausstellung stattfand, gehörten auch Wilhelm und Augusta samt ihren beiden Kindern Fried­rich Wilhelm und Luise zu deren Besuchern. Der damals erst elf Jahre alten Victoria kam dabei die Aufgabe zu, den acht Jahre älteren Preußenprinzen durch die Ausstellung zu führen. Friedrich Wilhelm war hin und weg und auch sie fand Gefallen an ihm.

Vier Jahre später besuchte der als ein Bild von einem Mann geltende Prinz die britischen Freunde erneut. Die Queen war skeptisch, dass Friedrich Wilhelm sich auch für das junge Fräulein, zu dem ihr Kind mittlerweile geworden war, noch würde begeistern können, hielt sie ihre Älteste doch für etwas gedrungen. Die Zuneigung der beiden zueinander erwies sich indes als ungebrochen. Zur Liebe kamen ähnliche liberale Ansichten. Und selbst wenn man dem Liberalismus kritisch gegenüber stehen mag, so ist es doch tragisch, dass diesem über Jahrzehnte auf höchste Ämter akribisch vorbereiteten Paar nur 99 Tage auf dem Thron vergönnt waren.

Angesichts der Sympathie welche die beiden und deren Eltern füreinander empfanden, lag eine Hochzeit nahe. Die Queen war verantwortungsvoll genug durchzusetzen, dass ihre Älteste erst ihren 17. Geburtstag abwartete. Ferner setzte die Herrscherin durch, dass die Hochzeit in ihrer Hauptstadt durchgeführt wurde. Am 25. Januar 1858 fand die Vermählung in der Chapel Royal im St. Jame’s Palace statt.

Obwohl Braut wie Bräutigam einem eine Großmacht regierenden Haus angehörten, war die Ehe politisch nicht unumstritten, und das sowohl im Land der Braut wie dem des Bräutigams. Manchen Briten galt Preußen als kleinste der fünf Großmächte als nicht ebenbürtig. Anderen war die Ostmacht zu konservativ und zu russlandfreundlich. Dass Preußen sich im Krimkrieg von allen Großmächten am russlandfreundlichsten verhalten hatte, wirkte noch nach. Auch wurde Victoria durch die Heirat mit dem Preußen zur Schwägerin des Großherzogs von Baden und das badische Fürstenhaus stand im Verdacht, Kaspar Hauser erst um seine Erbansprüche und dann möglicherweise gar auch noch um sein Leben gebracht zu haben. Und in Preußen wurde von konservativer Seite gegen die Ehe eingewandt, dass die willensstarke Prinzessin dem Liberalismus in Preußen zum Sieg verhelfen könnte und die Beziehungen zu Russland leiden könnten. Nicht zuletzt Bismarck entwickelte sich hier zu einem Gegenspieler der Engländerin.

Bismarck obsiegte, wie exemplarisch die Battenberg-Affäre zeigte. Unterstützt von ihrer Schwiegermutter Augusta unterstützte Victoria die Liebe ihrer 1866 geborenen ältesten Tochter Viktoria zu dem gutaussehenden Alexander von Battenberg. Dieser war zwar auf Vorschlag des russischen Zaren 1879 als Fürst von Bulgarien eingesetzt worden, dann jedoch in Ungnade gefallen und schließlich 1886 von russischer Seite zur Abdankung gezwungen worden. Aus Rücksicht auf die Beziehungen zu Russland bemühte sich Bismarck bei Wilhelm I. um ein Verbot der Verbindung zwischen Viktoria und Alexander – und das mit Erfolg.

Ebenso wenig Freude wie der preußische Hof bereitete Victoria ihr Ältester. Sie nahm ihm seine körperliche Behinderung übel: „Er ist wirklich ein kluger kleiner Kerl für sein Alter – wenn nur der unglück­selige Arm nicht wäre – ich wäre so stolz auf ihn.“ Mit ebenso brutalen wie wirkungslosen Methoden ließ sie sein Handikap behandeln. In der Konsequenz baute der spätere Wilhelm II. zu seinem konservativen Großvater Wil­helm I. eine innigere Beziehung auf als zu seinen liberalen Eltern. Auch ihre Schwiegertochter Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg enttäuschte Victoria. Auguste Viktoria war eine Tochter des Herzogs Fried­rich VIII. von Schleswig-Holstein, eines liberalen Freundes Victorias und ihres Mannes. Doch statt zu einem liberalen Korrektiv ihres Sohnes himmelte ihre Schwiegertochter diesen an und bestärkte ihn damit in seinem persönlichen Regiment.

Victoria machte sich über ihren Einfluss nach dem frühen Tode ihres Mannes nach nur 99 Re­gie­rungs­tagen am 15. Juni 1888 nur wenig Illusionen: „Ich glaube, wir werden im allgemeinen nur als vorbeihuschende Schatten angesehen, die bald in der Wirklichkeit durch Wilhelms Gestalt ersetzt werden sollen.“ Ins Ausland wich Victoria zum Leidwesen ihres Sohnes jedoch nicht aus. Vielmehr errichtete sie für ihren Lebensabend zwar fernab vom Berliner Hof, aber sehr wohl noch in Preußen, das Schloss „Friedrichshof“ in Kronberg im Taunus, wo sie im selben Jahr wie ihre Mutter am 5. August 1901 wie ihr Ehemann an Krebs verstarb, wenn auch nicht an Kehlkopf-, sondern an Brustkrebs.        Manuel Ruoff


Der Begründer der interdisziplinären Afrikaforschung
Heinrich Barth widmete sich besonders den Sprachen und der vorkolonialen Geschichte des Schwarzen Kontinents

Johann Heinrich Barth, dessen Lebensweg am 16. Februar 1821 in Hamburg begann, war zwar kein gebürtiger Preuße, erhielt aber während seiner Forscherkarriere immer wieder Unterstützung aus Berlin. Die wissenschaftliche Laufbahn des Sohnes eines vermögenden Fleischereibesitzers begann 1844 mit einer Promotion über den antiken Handel im Mittelmeerraum. Dieser folgte die erste große Forschungsreise entlang der Küste Nordafrikas von Marokko bis Ägypten und weiter nach Syrien und Kleinasien (1845–1847). Danach konnte sich Barth an der Universität zu Berlin habilitieren. Allerdings litt die Lehrtätigkeit des jungen Privatdozenten für Geografie und Geografiegeschichte unter seiner mangelnden Fähigkeit, Sachverhalte anschaulich und fesselnd zu vermitteln. Zudem bestand auch keine Aussicht auf den Erhalt eines Lehrstuhls.

In dieser unbefriedigenden Situation erhielt Barth das Angebot, an der Central African Mission der britischen Royal Geographical Society teilzunehmen. Verantwortlich hierfür war zum einen die Fürsprache des preußischen Botschafters in London, Freiherr Christian Karl Josias von Bunsen, zum anderen gelangte Barth aber auch wegen seiner außergewöhnlich guten Sprachkenntnisse auf die Kandidatenliste: Er konnte sich fließend auf Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch und Arabisch verständigen. Dazu kam die Beherrschung der afrikanischen Sprachen Tamaschaq, Haussa, Fulfulde, Songhai und Kanuri.

Das Unternehmen, das unter der Leitung des Missionars James Richardson stand und von März 1850 bis September 1855 dauerte, diente dem Zweck, die Handelsrouten durch die mittlere Sahara zu erkunden und in Zentral- und Westafrika politische Verbündete für den Kampf gegen den innerafrikanischen Sklavenhandel zu finden. Daher führte die Reiseroute zunächst von Tripolis bis zum Tschadsee und dann durch die islamischen Reiche von Kanem-Bornu und Sokoto westwärts zum Niger beziehungsweise in die sagenhafte Oasenstadt Timbuktu, die bisher nur zweimal von Europäern betreten worden war.

Hier studierte Barth, der seit dem krankheitsbedingten Tod seiner beiden Begleiter Richardson und Adolf Overweg alleine reiste und sich konspirativ Abd el-Kerim (Diener des Allerhöchsten) nannte, sechs Monate lang Quellen zur Geschichte der mittelalterlichen Reiche Zentralafrikas beziehungsweise des regionalen Islam.

Als Barth, der zwischenzeitlich in Berlin und London für tot gehalten wurde, schließlich wieder in Tripolis anlangte, hatte er 20000 Kilometer bisher unbekannter Wegstrecken durch die Sahara und die südlich angrenzenden Gebiete kartografisch aufgenommen und „Vocabularien“ von 49 verschiedenen zentralafrikanischen Sprachen angefertigt. Ebenso konnte er sich die Entdeckung des größten Nebenflusses des Niger, des Benue, sowie des Girgam, der sagenhaften Königschronik des Reiches von Kanem-Bornu, zugutehalten.

Möglich wurden diese Erfolge dabei nicht nur durch englisches Geld, sondern auch aufgrund der laufenden finanziellen Unterstützung seitens der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, der Königsberger Physikalischen Gesellschaft sowie auch König Friedrich Wilhelms IV. persönlich. Der unterstützte die Forschungen Barths vor allem deshalb, weil Alexander von Humboldt diesen in den höchsten Tönen lobte.

Für seine wissenschaftliche Leistung erhielt der Deutsche die Große Goldene Medaille der Geographischen Gesellschaften von Paris und London sowie Ehrendoktortitel der Universitäten von Oxford und Jena. Hinzu kam die Ernennung zum korrespondierenden Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften. Außerdem wurde Barth von Queen Victoria zum Ritter des Bathordens erhoben.

Ansonsten hatte sich der Forscher während der Expedition aber auch die Sympathien der Einheimischen erworben. Diese gingen so weit, dass nachfolgende Expeditionsreisende gerne als Verwandte Barths auftraten, weil ihnen das eine freundliche und respektvolle Behandlung garantierte.

Im Anschluss an seine triumphale Rückkehr siedelte Heinrich Barth nach London über, wo er bis Mai 1858 an dem großen fünfbändigen Werk „Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika“ arbeitete, das er Friedrich Wilhelm IV. widmete. Dieses fand allerdings keine besonders positive Aufnahme seitens der Öffentlichkeit, weil es den Leser durch extrem viele und detaillierte Informationen überforderte. So hieß es in einer Rezension im britischen „Spectator“: „Das Gebotene ist ohne Zweifel zu umständlich und weitläufig abgefasst.“

Nach einer weiteren Expedition durch das nördliche Kleinasien kehrte der Entdecker 1859 nach Berlin zurück, wo er infolge des Todes des großen Geografen Carl Ritter zunächst zum Zweiten und dann vier Jahre später zum Ersten Vorsitzenden der Gesellschaft für Erdkunde avancierte. Dahingegen blieb die erhoffte Berufung auf den vakanten Lehrstuhl von Ritter aus – Barth wurde lediglich zum außerordentlichen Professor ernannt. Dadurch bezog er weiterhin kein Gehalt für seine Lehrtätigkeit und musste vorrangig von der Leibrente leben, die ihm Friedrich Wilhelm IV. gewährt hatte.

Schuld daran war nicht zuletzt seine Überzeugung, dass Afrika keinesfalls ein geschichts- und damit auch kulturloser Kontinent gewesen sei. Hierdurch nämlich geriet er in einen heftigen Disput mit Leopold Ranke, Preußens bekanntesten und einflussreichsten Historiker, der dann Barths Berufung zum Ordinarius nach Kräften hintertrieb.

Der dergestalt Niedergehaltene reagierte auf das Ganze, indem er Berlin nach Möglichkeit mied und zwischen 1861 und 1865 noch fünf weitere Forschungsreisen durch Südeuropa und den Balkan unternahm. Diese zeitigten jedoch keine spektakulären Ergebnisse mehr. Die Ausnahme, welche die Regel bestätigt, bildete die erstmalige Besteigung des sagenhaften Bergmassives Olymp in Zentralgriechenland.

Der bedeutendste deutsche Afrikapionier aller Zeiten starb am 25. November 1865 in Berlin an einem Magendurchbruch. Dieser wiederum war wohl die Folge der Schussverletzung, die er 1847 bei einem Raubüberfall im Verlaufe seiner ersten Expedition durch Nordafrika erlitten hatte. Barth wurde gerade einmal 44 Jahre alt.              

                Wolfgang Kaufmann


S. 12 Leserforum

Leserforum

Kritischer Geist des Volkes soll erstickt werden

Zu: Gesellschaftlicher Suizid mit Ansage (Nr. 44)

Mit Bezug auf „unsere Werte“ hat der hessische CDU-Politiker Walter Lübcke denen, die diese Werte nicht teilen, das Verlassen unseres Landes empfohlen. Die Herablassung, mit der Politiker dem Volk begegnen und das Wertegeschwätz gehen mir schon lange auf die Nerven. Der (leider nicht erfolglose) Versuch, den kritischen Geist des Volkes auf diese Weise zu ersticken, ist einfach nur widerlich. „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ (Rosa Luxemburg) – das ist längst vergessen.

Die Werte einer Bundeskanzlerin, die seit Jahren nach der Devise „Not kennt kein Gebot“ regiert, teile ich nicht. Ich teile auch nicht die Werte eines Herrn Schäuble, der trotz einer EU ohne Verfassung sowie klare Regeln und Verträge, die auch eigehalten werden, „mehr Europa“ fordert. Mit seinem Geschwätz von werteorientierter Politik kann er mich nicht täuschen. Der Export „westlicher Werte“ durch die deutsche Politik als Vasall des Führers (from behind) der Supermacht USA (siehe Kosovo oder Ukraine) hat nichts mit meinen Werten zu tun. Den „Fluch der bösen Tat“ (Peter Scholl-Latour) werden wir noch deutlich zu spüren kriegen. Die Kanzlerin und auch die anderen Politiker der Bundesregierung wissen offenbar nicht mehr, wie man Einigkeit und Recht und Freiheit buchstabiert. Ich teile nicht die Werte von Lübcke, Merkel und Genossen, respektiere aber geltende Gesetze und die Normen des Grundgesetzes.

Wenn ich glaube, dass das Verfassungsgericht solche Normen mit seinen Entscheidungen verwässert, muss ich eben versuchen, den eingeschlafenen Souverän zu wecken. Um Gewalt gegen Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte zu begegnen, brauchen wir keine Merkelwerte, Normen des Grundgesetzes und Gesetze reichen völlig aus. Aber mit deren Durchsetzung tut sich ja der Staat allerorten schwer, und es kommt auf die Richtung an, aus der der Angriff erfolgt.

Grundsätzlich hat Herr Lübcke dennoch Recht. Jungen Deutschen, die leistungsfähig und leistungsbereit sind und sich ihren eigenen kritischen Geist bewahrt haben, sage ich: „Verlassen Sie um Ihrer selbst und Ihrer Kinder Willen dieses Land. Deutschland ist verloren.“ Wir Alten sollten uns unserer Verantwortung stellen. 1989 hat uns Gorbatschow die Freiheit geschenkt, keiner sollte sich einbilden, wir hätten sie nur uns selbst und der Großmütigkeit von Mielke, Honecker, Krenz und Co. zu verdanken. Dass wir im Oktober 1989 nicht zusammengeschossen worden sind, ist in Mos­kau und nicht in Berlin entschieden worden. Aber nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss (Goethe, „Faust“). Die meisten von uns haben sich einlullen lassen, die wenigen anderen waren nicht stark oder nicht durchsetzungsfähig genug. Freiheit erobern und bewahren sieht anders aus.

1937 riefen Dibelius und Nie­möller Deutschland zu Gott (Wir rufen Deutschland zu Gott, Verlag Martin Warneck, Berlin 1937). Auch jetzt ist das Vaterland in Gefahr. Wer ruft heute Deutschland zu sich selbst und seine Christen zu Gott? Gibt es niemanden, oder hat die Mediokratie unser Geistesleben schon so wie ein Krake zersetzt, dass selbst Geschrei im Lärm von „Brot und Spiele“ untergeht?

Gerd Kistner, Rampe

 

 

Aufklärung tut not

Zu: Anstieg um 157,9 Prozent (Nr. 46)

Die vorhandenen Kapazitäten sind voll belegt. Der Winter mit Schnee und Eis steht vor der Tür. Die Flut der Masseneinwanderung muss gestoppt werden! Es ist ein Irrsinn, dass Parteien statt zu handeln, sich um Transitzonen beziehungsweise Einreisezentren streiten.

Stattdessen müssen schnellstens alle Möglichkeiten einer großangelegten Aufklärung in Zeitungen, öffentlichen Medien und so weiter in all den Ländern, die als sicher gelten, vorgenommen werden, damit sich die dortigen Menschen erst gar nicht auf den Weg machen, ihre Heimat zu verlassen. Vorausgesetzt natürlich, dass Deutschland seine Grenzen für die entsprechenden Länder auch wirklich schließt. Entsprechende Gesetze muss man doch in Notsituationen ändern können! Den betreffenden Menschen muss klar mitgeteilt werden: Deutschland wird ab sofort keine weiteren „Flüchtlinge“ aus den als sicher bezeichneten Ländern aufnehmen – andere europäische Länder wollen oder können es gar nicht mehr tun (siehe Schweden).

Auch sollte man den Auswanderern deutlich vor Augen führen, welche Belastung – von Kosten ganz zu schweigen – es für sie bedeutet, wenn sie umkehren und in ihre Heimat zurückkehren müssen, weil es für sie an der Grenze kein Weiterkommen gibt.

Da, wo die Bevölkerung vor kriegerischen Handlungen flieht, muss alles getan werden, dass einerseits das Land befriedet wird, andererseits die dortigen Menschen Unterstützung erhalten, wenn sie in der Nähe ihres Heimatlandes in Notunterkünften abwarten, bis sich die Lage beruhigt hat, um dann zum Wiederaufbau in ihre Heimat zurückkehren zu können. Auch das müsste von den westlichen Wertegemeinschaften gefördert und unterstützt werden. Es ist unverantwortlich (oder so gewollt?), dass ausgerecht zum jetzigen Zeitpunkt die notwendigen Gelder vom UNHCR gekürzt worden sind.

Die für die Aufnahme und Unterbringung bereitgestellten Gelder werden viel ertragreicher ausgeschöpft und angelegt, wenn man vor Ort den Menschen damit helfen kann.

Gut ausgebildete Leute werden in diesen Ländern dringender benötigt als irgendwelche Fachkräfte in Deutschland, die erst noch die deutsche Sprache lernen und in die entsprechende Arbeitsweise eingeführt werden müssen (erklärter Nutzen in etwa zehn Jahren!). Der Fachkräftemangel kann nicht durch unbegrenzte Einwanderung bewältigt werden.

Um die massenhafte Einwanderung zu stoppen, muss mit der Schließung der Grenzen und der großflächigen Aufklärungsarbeit in den Heimatländern und – falls möglich – bei den sich bereits unterwegs befindlichen Migranten schnellstens begonnen werden. Nur so könnte eine Begrenzung der Flüchtlingsströme möglich sein und damit manches größere Leid vermieden werden.

Inge Keller-Dommasch, Jonen/Schweiz

 

 

Man unterwandert

Zu: Meinungsfreiheit in Gefahr (Nr. 45)

Es gab eine Zeit, da konnte man auch über Politsatire im deutschen Fernsehen noch lachen. Das geht inzwischen kaum noch. Auch in diesem Bereich entwickelt sich alles immer mehr zu einer einheitlichen Meinungsmache.

Das unendliche Debattieren und Diskutieren sowie den Parteienstreit halte ich für eine einzige Hinhaltepolitik gegenüber der Bevölkerung, denn so viele Vorschläge und Meinungen auch kommen mögen – solange niemand tätig wird, fließen die Flüchtlingsströme ungehindert weiter ins Land, und auch ausländische Straftäter sowie diejenigen, die keine Chance auf Asyl in Deutschland haben, bleiben hier. Irgendwann ist es zu spät. Der Dümmste müsste längst verstanden haben, dass es sich um eine gezielte Unterwanderung gegen Deutschland handelt.

Frank W. Schöne, Hoyerswerda

 

 

Aus Seehofer, Schäuble und de Maizière spricht die Vernunft

Zu: Blufft Seehofer bloß? (Nr. 45)

Seehofer, Schäuble und de Maizière ziehen am gleichen Strang, und zwar in der richtigen Richtung. Es geht darum, Flüchtlingen zu helfen – soweit und solange sie der Hilfe bedürfen. Es geht aber nicht darum, Hunderttausende, ja Millionen von Menschen aus Nahost, Afghanistan und anderen Ländern in Asien oder in Afrika auf Dauer nach Deutschland umzusiedeln. In der EU steht Deutschland sehr allein da. Eine Verteilung auf alle EU-Länder wird es kaum noch geben. Schon die Verteilung von 160000 Flüchtlingen aus Italien und Griechenland findet nicht statt, ausgenommen von zahlenmäßig äußerst bescheidenen PR-Aktionen, an denen fast mehr EU-Prominenz teilhat als Flüchtlinge. Jeden Tag kommen zusätzlich 10000 Menschen in Deutschland an.

Deutsche Gerichte reden eine deutliche Sprache, zum Beispiel: Auch in einer schwierigen Situation dürfen der Rechtsstaat und die Rechte Dritter nicht außer Kraft gesetzt werden (Hamburg).

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat völlig Recht, wenn er Transitzonen an der Grenze fordert, ähnlich denen auf den deutschen Flughäfen. Wenn Heidelberg über den SWR verkündet, seine Flüchtlings-Organisation könne Vorbild sein für Registrierzentren in diesem Land, dann wird geflissentlich übersehen, dass diese Stadt schon mitten in Deutschland liegt.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière wiederum hat völlig Recht, wenn er die Sonderbehandlung der syrischen Flüchtlinge aufheben will – sie ist nicht rechtens. Im November 2014 entschied die Bundesregierung, so gut wie allen Syrern pauschal den Status eines Flüchtlings nach der Genfer Flüchtlingskonvention zu geben. Dies stellt sie Asylberechtigten gleich. Dumm der Araber, der sich keinen syrischen Pass besorgen würde, bevor er sich auf die Reise nach Almanya macht. Das Assad-Regime stellt in seinen  Botschaften in den Nahost-Ländern gerne solche Pässe aus und verdient noch dabei. Dies alles wissend fordert Thomas de Maizière zu Recht: „Wir müssen wieder nach dem Gesetz handeln und den Flüchtlingsstatus jedes Syrers genau prüfen.“ Flüchtlinge, auch Syrer mit subsidiärem Schutz bekommen zunächst eine Aufenthaltserlaubnis für ein Jahr, der Familiennachzug wird für zwei Jahre ausgesetzt.

Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble stellte sich hinter de Maizière. In der ARD sagte er, „wir müssen natürlich den Familiennachzug begrenzen“, die Aufnahmekapazität sei begrenzt. Er sei dafür, dass sich die Koalition rasch verständige. Schäuble muss sich große Sorgen machen um Deutschlands Finanzen. Von Frau Merkel haben wir die Zusage, dass es keine Steuererhöhung gibt − aber Abgaben, wie den Soli? Hält sie Wort, so muss Herr Schäuble sparen, Leistungen kürzen, ja streichen – wo?

Der Ministerpräsident von Bayern sagte, man müsse, wie rechtlich vorgesehen, „nicht nur bei Afghanen, sondern auch wieder bei Syrern genau prüfen, ob sie wirklich persönlich verfolgt werden“. Dies bedeute, dass Menschen, die nicht direkt dem Krieg in Aleppo oder Homs entflöhen, sondern etwa aus der Türkei, aus Jordanien oder dem Libanon kämen, nicht länger nach der Konvention behandelt werden könnten. Könnten Flüchtlinge grundsätzlich davon ausgehen, ihre Familien nachholen zu können, entfalte dies weitere Sogwirkung – weitere Hundertausende würden nachfolgen.

Befolgt die deutsche Regierung unter Angela Merkel diese Grundsätze nicht, so fügt sie allen Schaden zu: den Flüchtlingen, die wirklich persönlich Gewalt, Folter, Vergewaltigung erlebt haben – sie gehen in der großen Zahl unter −, dann all den Menschen, die zurzeit in Deutschland leben, auch der EU, den anderen EU-Staaten, die sich von Deutschland abkehren und damit die schon vorhandenen dezentralen Kräfte innerhalb der EU verstärken, ja ganz Europa und den Hunderttausenden von Wirtschafts-Flüchtlingen, die denken, in Al­manya den Garten Eden gefunden zu haben.

Nur Gutmenschen können gegen die Vernunft-Haltung der zwei Minister und des Ministerpräsidenten sein – weil sie ihnen zu vernünftig ist.

Jürg Walter Meyer, Leimen bei Heidelberg

 

 

Rückkehr dümmlicher Propagandaparolen

Zu: Misstöne in der Oper (Nr. 45)

Als ich vor einiger Zeit als ehemaliger „Randdresdner“ jene Stadt an der Elbe besuchte, fielen mir sofort die zahlreichen Parolen auf, die aus dümmlichen Sprüchen und aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten bestanden und öffentliche Gebäude der Stadt „zierten“. Natürlich wurde mir sofort bewusst, dass sie vor allem gegen die „Pegida“-Bewegung gerichtet waren und die sogenannte „Willkommenskultur“ für Asylanten vertraten.

Gleichzeitig wurde mir schmerzlich bewusst, dass es gerade einmal ein Vierteljahrhundert her ist, dass man mit ähnlichen Mitteln der Demagogie die einstigen DDR-Bürger auf den Kurs der SED zurückholen wollte.

„Der Sozialismus siegt“, „Dem Volke zum Nutzen – der Republik zu Ehren“, so prangte es von Plakaten und Spruchbändern.

Immer dann, wenn die Herrschenden nicht mehr wissen, was sie mit ihrem Volk anstellen sollen, belästigen sie es mit den Mitteln der grenzenlosen Verblödung. Inzwischen gehen sie auch dazu über, den Rat von Bertolt Brecht zu befolgen: Sie suchen sich ein neues Volk.

Parolen an kulturellen Stätten – wie zum Beispiel an der Semperoper – wirken dann besonders peinlich. Ein Plakat an der Kasse des Stadtmuseums mit dem allseitig bekannten Spruch des „Welcome ...“ trug allerdings einen fast sarkastischen Charakter. Oder war das etwa auch Absicht?

Übrigens: In einer thüringischen Kleinstadt gab es zu DDR-Zeiten eine der üblichen Parolen an einer Friedhofsmauer: „Alles heraus zum 1. Mai!“ Solche Fehlplatzierungen könnten heutzutage allerdings besonders unangebracht wirken.

M. Kristen, Duderstadt

 

 

Letzter Akt

Zu: Es geht „an die Existenz“ (Nr. 44)

Es hat den Anschein, dass der letzte Akt der deutschen Tragödie angebrochen ist. Die von außen in Gang gesetzte Masseneinwanderung führt durch seine Vermischung zu einer ethnischen, kulturellen und religiösen Auflösung von Volk, Nation und Kultur. Das Zentrum Europas verwandelt sich in einen undefinierbaren Schmelztiegel. Die Frage ist, ob Europa den Willen hat, dieser Destabilisierung des Zentrums energisch entgegenzutreten.

Reinhard Uhle-Wettler, Timmendorfer Strand

 

 

Schlechte Rechner

Zu:  Bernsteinboom ergreift Königsberg (Nr. 46)

In dem Artikel über den Bernsteinboom in Königsberg sind Ihnen in obigem Umrechnungsfehler beim Gegenwert der Rubel in Euro unterlaufen.

Da 70 Rubel in etwa einem Euro entsprechen, sind die von Ihnen genannten Preise von 138000 Rubel für einen Kilogramm Bernstein nicht 22000 Euro, sondern nur etwa 2000 Euro. Gleiches gilt auch für die von Ihnen genannten weiteren Preise in diesem Artikel.

Joachim Anker, Karlsruhe


S. 13 Das Ostpreußenblatt

Volkstanzwerkstatt mit Außenwirkung
Steigende Teilnehmerzahlen zeugen von wachsendem Interesse an der LO-Veranstaltung in Heilsberg

Das Hotel Górecki in Heilsberg war vom 6. bis 8. November Zentrum der ermländischen Volks-tänze. Edyta Gładkowska, die Vertreterin der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein, organisierte dort eine Werkstatt für Kinder und Jugendliche der Deutschen Minderheit in Ermland und Masuren.

Das Interesse für die vierte Volkstanzwerkstatt der Landsmannschaft Ostpreußen war noch größer als im Vorjahr. Edyta Gład-kowska hatte mit 50 Teilnehmern geplant, doch im großen Tanzsaal des Hotels Górecki tummelten sich knapp 60 Kinder und Jugendliche. „Die Organisationen hatten ihre Kinder bis kurz vor Anmeldeschluss eingetragen“, sagt sie, „und da es uns auf eine weite geografische Streuung ankommt, wollten wir niemandem absagen.“ Da die Gruppe dadurch für einen Instrukteur zu groß wurde, mussten zwei Tanzlehrer die jungen Menschen anleiten. Das wirkte sich auf die inhaltliche Arbeit positiv aus, denn es machte eine Aufteilung der Teilnehmer und ein besseres Eingehen auf die speziellen Bedürfnisse möglich. Zum einen waren die Altersunterschiede ziemlich groß, zum anderen die tänzerischen Erfahrungen unterschiedlich. Die jüngsten Mitglieder der Tanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein trainieren häufig, einige Schüler und Studierende nur bei Gelegenheit. Dazu kommen noch andere Faktoren wie die spezifische Beweglichkeit bei Mädchen und Jungen.

Anna Ciechowska von der Heilsberger Volkstanzgruppe „Perła Warmii“ (Perle des Ermlands) hatte sich am Sonnabend Vormittag die Jungen vorgenommen: „Manche Schrittfolgen, die wir tanzen, erfordern ein hohes Maß an Koordinierung der Bein- und der Armarbeit und dazu noch deren gegenseitige Abstimmung.“ Kein einfaches Unterfangen, das zu vermitteln. Für den Anfang war sie aber sehr zufrieden: „Es sind deutliche Verbesserungen sichtbar. Viele Bewegungsabläufe automatisieren sich doch erst mit der Zeit und regelmäßigem Training.“ Paweł Sadowski, der normalerweise für die Nachwuchsarbeit von „Perła Warmii“ zuständig ist, sieht das ähnlich: „Das, was wir auf der Werkstatt in der Kürze der Zeit vermitteln, muss danach verinnerlicht werden, und das heißt üben und nochmal üben.“ Denn es steckt viel Arbeit in den locker und leicht aussehenden Auftritten beim Volkstanz. Das ist vielen Leuten nicht bewusst, so der Tänzer: „Jungen sind wie hier häufig in der Minderheit, weil Tanzen als nicht männlich gilt. Einige meiner Kollegen haben mit uns trainiert und wissen es jetzt besser.“

Auch den Teilnehmern der Volkstanzwerkstatt ist inzwischen klar, dass sie am Montag ein Mus-kelkater erwartet. Doch den jungen Tänzern macht ihr Hobby Spaß und sie sind mit Freude beim intensiven Programm dabei, um so viele fachliche Instruktionen wie möglich aufzuschnappen. „Bei solch einem Treffen können wir leider nicht allzu konkret arbeiten, aber wir geben Impulse – eine bestimmte Musik, typische Schrittfolgen oder Tipps zur Körperhaltung, die beim Volkstanz sehr wichtig ist“, erklärt Paweł Sadowski.

Genau das ist es, was die Betreuerinnen der Tanzgruppen brauchen, deren Schützlinge an der Werkstatt teilnehmen. Während die älteren Aktiven von „Saga“ eher ihr Können auffrischen, bekommen die jüngeren neue Erfahrungen geboten. Auch die Tänzer aus Neidenburg, die vor Kurzem beim 5. Kulturfestival der Deutschen Minderheit in Breslau ihren ersten großen Auftritt hatten, können ihren Horizont erweitern. Außerdem sind erstmals Schüler aus Groß Lemkendorf [Lamkowo] dabei, wo Deutsch als Minderheitensprache unterrichtet wird. Danuta Debek, die Trainerin der dortigen Gruppe „Mała Warmia“ (Kleines Ermland) machte eifrig Notizen. „Vor einem Jahr waren wir zu spät dran und konnten nur zuschauen. Diesmal sind die Kinder selbst aktiv“, freut sie sich. Die Impulse aus der Werkstatt werden also angenommen, und in Kürze können die Zuschauer der jeweiligen Gruppen die Früchte der Arbeit genießen.        Uwe Hahnkamp


Treuespende für Ostpreußen

Liebe ostpreußische Landsleute, verehrte Leser

der Preußischen Allgemeinen Zeitung und des Ostpreußenblattes,

was wir für unsere dreigeteilte Heimat Ostpreußen tun können, verwirklichen wir überwiegend mit Hilfe Ihrer Spenden. Wie in den Jahren zuvor folgten Sie im vergangenen Jahr zahlreich dem Treuespendeaufruf und ermöglichten uns damit die Fortsetzung unserer vielschichtigen Arbeit zum Besten Ostpreußens und seiner Menschen. Es sind die vielen kleinen Zuwendungen, die entscheidend zum Gesamtaufkommen beitragen, einige unserer Weggefährten konnten sogar namhafte Beträge erübrigen.

Bitte unterstützen Sie auch 2015 mit einer Spende die Fortsetzung unseres Engagements für Ostpreußen.

Allen Spendern sage ich ein herzliches Dankeschön!

Der satzungsgemäße Auftrag zur Förderung der Völkerverständigung, der Heimatpflege und Kultur, der Wissenschaft und Forschung wird durch eine Vielzahl von Projekten, welche die Landsmannschaft Ostpreußen mit Hilfe der

Treuespende durchgeführt hat, mit Leben erfüllt. Beispielhaft seien das Kulturseminar „Ostpreußen in Spiel- und Dokumentarfilmen vor 1945“ (13.–15. März), das Ostpreußische Musikwochenende (22.–25. Mai), die Werkwochen in Allenstein (7.–14. Juni) und Bad Pyrmont (12.–18. Oktober), das historische Seminar „Stationen der ostpreußischen Geschichte“ (25.–27. September), der Kommunalpolitische Kongress (10.–11. Oktober) oder das kulturhistorische Seminar „Ost- und westpreußische Gedenktage“ (2.–6. November) genannt. Diese thematisch unterschiedlich ausgerichteten Veranstaltungen haben eines gemeinsam: Sie tragen dazu bei, das Wissen um Ostpreußen auch nachwachsenden Generationen näherzubringen. Nur so können wir verhindern, dass das Land zwischen Weichsel und Memel in wenigen Jahren zur „Terra incognita“ wird.

Die kulturelle Breitenarbeit der Landsmannschaft Ostpreußen ist seit Jahrzehnten mit dem Ostheim in Bad Pyrmont verbunden. Generationen von Ostpreußen haben in dem Haus Wissenswertes über den deutschen Osten erfahren und für viele Besucher ist das Ostheim im Laufe der Jahre zur Ersatzheimat geworden. Unter anderem mit Hilfe der Treuespen-de ist es gelungen, das Haus trotz des Ablebens der Erlebnisgeneration und der damit verbundenen zurückgehenden Besucherzahlen am Leben zu halten. Nach fast 60 Jahren wird die Landsmannschaft Ostpreußen Ende des Jahres den Betrieb des Ostheims einstellen, da das Haus nicht zuletzt wegen der Brandschutzauflagen nicht mehr wirtschaftlich zu führen ist. Dies bedeutet jedoch nicht das Ende der Seminararbeit für Ostpreußen. Die Landsmannschaft Ostpreußen wird ihre Tagungen in vollem Umfang mit Gastveranstaltungen zunächst in anderen Häusern (unter anderem in der politischen Bildungsstätte Helmstedt) fortführen. Der Erwerb eines günstiger gelegenen Ersatzobjekts wird erwogen.

Einen besonderen Erfolg bei der so wichtigen Jugendarbeit konnte die Leiterin des Verbindungsbüros der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein, Edyta Gładkowska, verbuchen. An der von ihr organisierten dritten Sommerolympiade für die deutsche Jugend in Sensburg (27.–28. Juni) nahmen erneut über 100 Jugendliche im Alter zwischen 8 und 15 Jahren aus den deutschen Vereinen in Allenstein, Bartenstein, Braunsberg, Heilsberg, Johannisburg, Lötzen, Lyck, Mohrungen, Neidenburg, Ortelsburg, Rastenburg und Sensburg teil. Die Veranstaltung wurde von der Landsmannschaft Ostpreußen und dem polnischen Ministerium für Verwaltung und Digitalisierung finanziell unterstützt. Zweifelsohne ein Beleg, dass die Landsmannschaft im südlichen Ostpreußen ein akzeptierter Partner ist. Dank der finanziellen Hilfe der Treuespende sind wir im Normalisierungsprozess mit unseren östlichen Nachbarn ein gutes Stück vorangekommen, und zwar nicht trotz der Vertriebenen, sondern wegen der Vertriebenen.

Im Rahmen des Stipendiums der Landsmannschaft Ostpreußen für Absolventen der Kant-Universität in Königsberg wurde im Wintersemester 2014/15 erneut einem russischen Jura-Studenten ein fünfmonatiger Studienaufenthalt am Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Marburg ermöglicht. Die aktuelle politische Eiszeit mit Russland wegen der Ukraine-Krise zeigt, wie wichtig es ist, dieses Ausbildungsangebot auch in Zukunft aufrechtzuerhalten, um angehende russische Juristen an kontinentaleuropäische Rechtsstandards heranzuführen und mit internationalen Rechtssätzen vertraut zu machen.

Mit dem Ableben der Erlebnisgeneration schwindet auch das Wissen um Ostpreußen. Viele Menschen sind über den herausragenden Beitrag des Landes für die deutsche und europäische Geschichte nur unzureichend oder gar nicht informiert. Aus diesem Grund unterstützt die Treuespende Einrichtungen wie das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg oder das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen, die mit ihren Projekten und Ausstellungen auch Menschen außerhalb des Vertriebenenbereiches ansprechen. Aktuell wird der Transport der Exponate aus dem Ostheim in Bad Pyrmont nach Lüneburg vorbereitet. Darunter befindet sich die Bronzefigur des Trakehnerhengstes „Hessenstein“, die nach der Eröffnung des Erweiterungsbaues den neuen Eingangsbereich des Landesmusems schmücken wird. 

Auch das von der Landsmannschaft Ostpreußen betriebene Bildarchiv Ostpreußen hat seine Bestände erweitern können. Mit mittlerweile fast 80000 Aufnahmen handelt es sich um das weltweit größte frei zugängliche Bildarchiv für Ostpreußen.

So unterschiedlich die mit Hilfe der Treuespende durchgeführten Aktivitäten der Landsmannschaft Ostpreußen auch sind, eines haben Sie gemeinsam: Sie tragen dazu bei, das Wissen um Ostpreußen in der Öffentlichkeit wachzuhalten.

Um dies alles fortführen zu können, benötigen wir Ihre Hilfe und Ihre Spende – aus Treue zu Ostpreußen!

Wir geben Ostpreußen Zukunft.

Stephan Grigat

Rechtsanwalt

Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Bitte benutzen Sie für die Überweisung Ihrer Spende den

beiliegenden Zahlungsvordruck

oder geben Sie ihn an Freunde und Bekannte weiter.

Das Spendenkonto bei der HSH Nordbank lautet:

Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Konto-Nr.: 113 647 000 – BLZ 210 500 00

IBAN: DE16 2105 0000 0113 6470 00 – BIC: HSHNDEHH


Störungen des Verkehrs

Straße Nr. S7: Liebemühl [Miłomłyn], Baustelle. Straße Nr. 7: Liebemühl [Miłomłyn] – Osterode [Ostróda], Baustelle; Zalusken [Załuski] – Napierken [Napierki], Baustelle. Straße Nr. 7j: Zalusken [Załuski] – Neidenburg [Nidzica], Baustelle. Straße Nr. 16: Sawadden [Zawda] – Freystadt [Kisielice], Baustelle; Stanowo – Bergfriede [Samborowo], Baustelle; Osterode [Ostróda] – Martenshöh [Marciniaki], Baustelle. Straße Nr. 51: Allenstein [Olsztyn] – Pagelshof [Ameryka], Baustelle. Straße Nr. 53: Ortelsburg [Szczytno] – Olschinen [Olszyny], Baustelle. Straße Nr. 57: Dietrichswalde [Ciemna Wola] – Gallingen [Galiny], Randstreifenarbeiten; Gallingen [Galiny] – Wusslack [Wozławki], Baustelle; Bischofsburg [Biskupiec] – Dimmern [Dymer], Baustelle. Straße Nr. 63: Klimken [Klimki] – Primsdorf [Prymowo], Baustelle; Ogonken [Ogonki] – Possessern [Pozezdrze], Randstreifenarbeiten; Biestern [Bustry] – Kampen [Kap], Baustelle. Straße Nr. 65: Lyck [Ełk] – Herzogskirchen [Gaski], Baustelle; Stradaunen [Straduny], Erneuerung der Brücke. Straße Nr. 65c: Umgehungsstraße von Treuburg [Olecko], Baustelle. E.G.


S. 14 Ostpreussische Familie

Lewe Landslied,              
liebe Familienfreunde,

es ist erfreulich, wenn auf fast aussichtslos erscheinende Suchanzeigen ein kurzer Hinweis aus unserem Leserkreis kommt, der Aufklärung bringen könnte. Es sind nur ein paar Namen und Daten, aber sie könnten Herrn Alexander Süß weiterhelfen, der sich bemüht, die Familiengeschichte der in Masuren beheimateten, weit verzweigten Sippe Weylo zu erforschen, der auch seine Mutter entstammt. Er möchte die zahlreichen, heute noch vorhandenen Namensträger einander zuordnen und ist da in seinen Nachforschungen schon recht erfolgreich. Aber es gibt noch einige Fälle, in denen er nicht weiter kommt, und hierzu gehören die vermiss­ten Schwestern Auguste Fallik geborene Weylo aus Klein Lasken und Anna Fehr geborene Weylo aus Regeln. Über diese beiden Frauen erhielten wir aus unserem Leserkreis einige Angaben, die Herrn Süß ein Erfolg versprechendes Weiterforschen ermöglichen. Auguste, die mit ihrer Schwester 1944 nach Sachsen evakuiert wurde, ist in der ehemaligen DDR geblieben, sie soll im Raum Gadebusch (PLZ 19205) gelebt haben und dort auch verstorben sein. Ihr richtiger Ehename war Fallik, unter diesem gab es bis vor einigen Jahren in dem Gebiet der von unserem Informanten genannten PLZ weitere vier Personen, von denen drei leibliche Nachkommen von Auguste Fallik sein können. Soweit diese uns übermittelten Angaben als Kurz-Info für Herrn Süß und auch an unsere Leserinnen und Leser – vielleicht hören wir bald mehr von Herrn Süß, der auch einige Anrufe bekommen hat und schon erfreuliche Gespräche führen konnte. Die meisten Träger des Namens Weylo sind den aus den Kreisen Lyck und Treuburg stammenden Linien zuzuordnen. So viel für heute über diese Namensforschung, über die wir sicher noch weiter berichten werden. Bei der E-Mail Adresse von Herrn Süß hat sich ein Fehler eingeschlichen. Richtig lautet sie AlexanderSuess@web.de

Zuerst gehen wir aber wieder auf Spurensuche, und die führt zu dem Ausgangspunkt Losser in den Niederlanden, denn dort wohnt Frau Rita Voogd-Duursma, die als Enkelin einer Ostpreußin sich jetzt an uns gewandt hat. Sie ist keine Leserin unserer Zeitung, hat sie wohl auch bisher nicht gekannt. Den Tipp, sich an unsere Ostpreußische Familie zu wenden, erhielt die Niederländerin vom Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg. Sie wurde aber schon im Voraus darüber unterrichtet, dass die Suche schwierig sein würde, denn sie führt über 100 Jahre zurück, und die Zeit hat viele Spuren verwischt. Das muss­te auch die Enkelin selber erfahren, denn sie sucht seit langen Jahren in Deutschland und Holland nach Informationen über die Herkunft ihrer Großmutter und deren Familie – bisher vergeblich. Ob wir erfolgreicher sein werden, ist zu bezweifeln, denn die Großmutter wanderte bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit ihrer Familie nach Westdeutschland aus. Sie gehörten zu den Masuren, die aus Existenzgründen „nach oberwärts“ gingen, wie man damals sagte, und im Ruhrgebiet Arbeit und Brot fanden. Und da hierüber einige genaue Angaben vorliegen, könnte es doch sein, dass wir fündig werden.

Aber schön der Reihe nach. Die Großmutter von Frau Voogd-Duursma wurde als Marie Schliginski am 18. Dezember 1890 in Trossen, Kirchspiel Rhein, Kreis Lötzen geboren. Ihre Eltern waren Johann Schliginski, *14. Dezember 1863, und Auguste geborene Niedsweski, *7. März 1863. Wann sie auswanderten und wohin, ist nicht bekannt. Während des Ersten Weltkrieges müssen sie in Dortmund gewohnt haben, denn dort heiratete Tochter Marie Schliginski im Jahr 1915 den Holländer Lodewijk (Ludwig) Duursma. Aus der Ehe ging der am 20. August 1916 geborene Sohn Siegfried Johann Duursma hervor, der Vater von Rita. Anscheinend sind die familiären Verbindungen zwischen ihm und seinen ostpreußischen Verwandten nie abgerissen, denn Frau Voogd-Duursma kann sich noch an einen Besuch bei ihrer Oma kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern, bei dem auch andere Familienmitglieder anwesend waren. Großmutter Marie forderte ihre Enkelin Rita auf, dass sie doch mit ihrer etwas älteren Kusine Renate spielen sollte, was sie auch gerne tat. Frau Voogd-

Duursma nimmt an, dass eine der anwesenden Frauen, die „Tante Ida“ gerufen wurde, Renates Mutter war. Der Nachname lautete wahrscheinlich Nowak. Dass die Erinnerung nicht trügt, beweist ein Foto, das Rita im Nachlass ihres Vaters fand und auf dem diese Kusine Renate zu sehen ist. Wo der Besuch stattfand, kann Frau Voogd-Duursma nicht genau sagen, es müsste Dortmund – vielleicht auch Duisburg oder Hamm (?) - gewesen sein. Es blieb bei diesem einmaligen Besuch, sodass sich die Holländerin nicht an weitere Verwandte erinnern kann. Sie weiß aber, dass ihre Großmutter mehrere Brüder und Schwestern gehabt hat. Eine Schwester, Auguste, hat in Deutschland gelebt, ihr Ehename ist nicht bekannt. Bruder August soll im Ersten Weltkrieg gefallen sein. Über weitere Verwandte gibt es keine Angaben.

Wenn wir nun auf die Suche nach der Familie Schliginski aus Trossen gehen, deren Mitglieder entweder in der Heimat geblieben oder ebenfalls ausgewandert sind, tut sich eine weitere Schwierigkeit auf. Wie Frau Rita andeutet, soll der im Ruhrgebiet lebende Zweig den masurischen Namen abgelegt und sich in „Schlegel“ umgetauft haben. Ob und wie weit das alle Familienmitglieder betrifft, ist nicht festzustellen. Die Holländerin hat auf ihrer bisherigen Verwandtensuche auch bereits eine Familie Schliginski in Norddeutschland ausfindig gemacht, leider konnte aber keine verwandtschaftliche Beziehung festgestellt werden. Unsere Suche dürfte sich in erster Linie auf die Nachkommen der Geschwister von Marie Schliginski konzentrieren, vor allem auf jene „Kusine Renate“, mit der Frau Rita als Kind gespielt hat. Die Holländerin wäre für jeden Hinweis dankbar, denn sie möchte auf jeden Fall die Herkunft ihrer ostpreußischen Großmutter aufhellen, die über ihre Kindheit und Jugendzeit nie gesprochen hat. Vielleicht gelingt uns das wenigstens ein bisschen. (Rita Voogd-Duursma, Mozartstraat 29 in 7582 ES Losser, Niederlande, E-Mail: voogd.ray@planet.nl)

Von den Zuschriften zu den in den letzten Folgen veröffentlichten Fragen und Themen möchte ich einige an unseren Familienkreis weitergeben, denn sie dürften auch andere Leser und Leserinnen interessieren, vor allem wenn sie mehrfach gestellt wurden. In Folge 36 hatten wir ein Foto von der Kirche in Juditten veröffentlicht, das einen Leser zu der Frage veranlasste, ob es sich um eine alte Aufnahme handele oder ob die Kirche noch heute so stehe. Ja, sie steht noch und wird auch wieder als Gotteshaus benutzt, allerdings von der russisch-orthodoxen Kirche. Die Geschichte dieses ältesten Baudenkmals des Samlandes, einer Wallfahrtskirche, für die im Jahr 1255 der Grundstein gelegt wurde, wird ausführlich in dem Dokumentarband „Gottes Häuser in Königsberg“ von Heinz D. Rainer Ney behandelt, der jetzt – kaum acht Monate nach dem Erscheinen – bereits in der zweiten Auflage vorliegt. Ein unerwarteter, aber verdienter Erfolg für den geborenen Brandenburger. „Freuen Sie sich mit mir“, schreibt Herr Ney, und das hätte ich auch ohne diese Aufforderung getan, denn er hat viel Mut, Hoffnung und sieben Jahre Fleißarbeit aufbringen müssen, um die von ihm geplante Herausgabe zu realisieren. Die Ostpreußische Familie hat ihn, wenn er sie für seine Recherchen benötigte, auch nicht enttäuscht. Auf die heutige Bestimmung der Juditter Kirche geht der Autor in dem Buch nur mit einem kurzen Satz ein, das Thema soll ausführlich in Band II behandelt werden, der die jüngere Kirchengeschichte Königsbergs zum Inhalt hat und an dem Herr Ney intensiv arbeitet, da dieses Ergänzungswerk bereits im Frühjahr erscheinen soll. So ist also in Band I nur vermerkt, dass das Gotteshaus heute die Bezeichnung „Heilige Nikolauskathedrale“ trägt. Mehr darüber finden wir in einem Königsberger Stadtführer, der – von einem russischen Philologen der Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität in Königsberg erstellt – zu Erinnerungen und Erkundungen einlädt und in dem die Geschichte der Juditter Kirche eingehend und historisch korrekt behandelt wird. Und eben auch ihre jüngste Geschichte, wie zu lesen ist: „Während des Krieges blieb sie unbeschädigt, aber dann stand sie viele Jahre ungepflegt und wurde stark zerstört. In der Mitte der 80er Jahre stellte sie eine Ruine dar. Zu jener Zeit war in dem Gebiet keine wirkende Kirche mit Ausnahme eines Baptistenhauses. Die Christen der russisch-orthodoxen Religion baten vielmalig die Stadtbehörden um Erlaubnis, ihnen eine beliebige und sogar zerstörte Kirche zu überlassen. Die Ruine Juditter Kirche war für die Gebietsbehörden nicht von großem Wert, so wurde endlich die Bitte der Gläubigen erfüllt. Bald war sie wieder hergestellt, und schon im Dezember 1986 wurde die Kirche eröffnet. Sie wurde dem Heiligen Nikolaus, dem Patron der Seeleute und Reisenden, gewidmet. Die Kirche in Juditten war die erste Kirche, die nach dem Krieg im Gebiet eröffnet wurde. Von außen betrachtet sieht die Kirche ähnlich wie in früheren Zeiten aus, aber im Innern ist sie eine russische Kirche mit allen Eigenarten.“ Erwähnt wird von dem russischen Professor, dass im Pfarrhaus von Juditten der Wegbereiter für die deutsche Klassik, Johann Christoph Gottsched, geboren wurde. Und auch, dass 1943 auf dem Friedhof der berühmte Bildhauer Stanislaus Cauer seine letzte Ruhestätte fand, „der viele Jahre die Straßen und Plätze von Königsberg mit seinen Werken geschmückt hat“. Wie noch heute das von Cauer geschaffene Schillerdenkmal, das seit nunmehr 80 Jahren auf dem Platz gegenüber dem Neuen Schauspielhaus steht. Unser „Königsberger Wanderer“ Jörn Pekrul hat es für uns aufgenommen.

So viel für heute, lewe Landslied und Familienfreunde.

Eure Ruth Geede


Es ist still geworden um Eichendorffs Geburtsort
Nach der »Wende« war das Schloss Lubowitz vor den Toren Ratibors Gegenstand großer Ambitionen

Kaum waren die Grenzen offen, erlebte der heute zweisprachig beschilderte, etwa 350 Seelen zählende Geburtsort des Freiherren Joseph Karl Benedikt von Eichendorff die bis heute größte Manifestation in der Geschichte der anerkannten deutschen Volksgruppe. Zu einer europapolitisch verpackten Veranstaltung sprachen 1990 Otto von Habsburg und Herbert Hupka zu den im Lande verbliebenen Deutschen.

Helmut Kohl und sein polnischer Amtskollege Tadeusz Mazowiecki rückten den für die Deutschen im Lande so symbolträchtigen Ort in eine Reihe mit Kreisau, dem Ort des Widerstandes gegen Adolf Hitler, oder Agnetendorf im Riesengebirge, wo Gerhart Hauptmann am 6. Juni 1946 starb. Kreisau, Agnetendorf und Lubowitz sollten künftig einmal ein Begegnungsort der Jugend werden. Die beiden ersteren nahmen diese Rolle auch bald ein. Die relative Nähe zur Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen machte es diesen Standorten recht einfach. Doch in Lubowitz blieben die Fortschritte bescheiden. Das hatte wohl zwei Gründe. Die Stärke der deutschen Volksgruppe in Oberschlesien und mithin gerade um Ratibor war in der Republik Polen manchem ein Dorn im Auge, und die Deutschen tappten in eine Falle.

Da eine Restaurierung des erst zu Kriegsende zerstörten Geburtschlosses des Freiherrn zu aufwendig erschien, wurde in den folgenden Jahren das benachbarte und verfallene ehemalige Restaurant zum Eichendorff als Begegnungsstätte renoviert. Zwar halfen das Bundesinnenministerium, der Freistaat Bayern und die Gemeinde, doch wurde hier gerade körperliche Arbeit von Menschen vor Ort aus Überzeugung und mit Herzblut geleistet. Während Prestigeobjekte mit großen Fördergeldern jonglieren, blieb man hier der eigenen Mentalität treu, sprich bodenständig und bescheiden. In eigener Regie verwaltet, fehlte wissenschaftliche Expertise von Außen. Eichendorffforscher in der Bundesrepublik nahmen die Herrschaften in Eichendorffs Geburtsort kaum ernst, hatten sie doch den Eindruck, der Dichter werde hier allzu volkstümlich nur für die Arbeit an der eigenen geschundenen Identität herangezogen.

In Lubowitz prallen bis heute kaum auflösbare Widersprüche aufeinander. Und so wartet das nächste „große Highlight“ derzeit auf die meist jährlich identische Schar der Enthusiasten. „Das Oberschlesische Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrum (OEKBZ) in Lubowitz lädt zur Gedenkfeier aus Anlass des 158. Todestages von Joseph von Eichendorff ein“, lautet die Formel für den 28. November, bei der 2015 im Grunde wieder nur eine Ziffer zum Vorjahr geändert wurde.

Nach einer Heiligen Messe und der anschließenden Prozession mit Grablichten zum alten Friedhof geht es in den Bankettsaal zur Gedenkfeier. Eine Überraschung ist dieses Jahr allenfalls der Auftritt des Jugendstreichquartetts

„4-Ever”, nachdem sonst im Grunde zu allen Geburts- und Todestagen die „Mährische Pforte“ aufspielt. Ältere Damen und Herren werden Tränen der Rührung in den Augen haben, wenn ihre und andere Enkel rezitieren, dass der Mond die Erde geküsst habe. Die meist zu jungen Rezitierenden können die Inhalte auch gar nicht fühlen, oft reicht dazu auch das sprachliche Verständnis nicht.

Anspruchsvolle Jugendbegegnungen oder hochrangige wissenschaftliche Symposien gibt es nicht. Spötter nennen das Eichendorffzentrum „Hochzeitshaus“, da Einkünfte wie auf anderen Dörfern eher mit Hochzeitsfeiern erwirtschaftet werden. Das Gemälde Eichendorffs funkelt dann stets im Schein der Diskokugel auf. Das deutsche Konsulat gewährt artig seine Zuschüsse, doch ohne die Publikationstätigkeit der Oppelner Historikerin von der deutschen Volksgruppe Joanna Rostropowicz gäbe es hier im Grunde keine Kultur, die über Ansprüche gewöhnlicher Dorfgemeinschaftshäuser hinaus ginge. Im Haus kann eine komplette Busreisegruppe übernachten, doch die anreisenden Vertriebenen werden von Jahr zu Jahr weniger und junge Zielgruppen werden gar nicht als potenzielle Nutzer identifiziert. Da ist es fast schon konsequent, dass die deutsche Volksgruppe hier im Nirgendwo kaum ihre jährlichen Jugendfreizeiten veranstaltet. Dass Lubowitz so hart an der Grenze beider oberschlesischer Woiwodschaften liegt, lässt den Ort noch zusätzlich marginalisiert zurück. Und seitdem mit ganz anderem Geschmack nun auch das Schloss im nahen Groß Neukirch [Polska Cerekiew] an der Durchgangsstraße renoviert ist, lassen sich selbst regionale Besonderheiten noch schwerer für Lubowitz bewerben. Warten wir auf den 10. März 2016. Dann hat Eichendorff immerhin wieder Geburtstag – seinen 227.             

                Edmund Pander


S. 15 Glückwünsche

Wir gratulieren

ZUM 103. GEBURTSTAG

Busch, Olga, geb. Pfeffer, aus Lyck, am 23. November

ZUM 102. GEBURTSTAG

Klockenhoff, Gertrud, geb. Sachs, aus Groß Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, am 23. November

ZUM 99. GEBURTSTAG

Grust, Frieda, aus Albrechtsfelde, Kreis Treuburg, am 26. November

ZUM 96. GEBURTSTAG

Reinicke, Helene, geb. Kossat, aus Groß Budlacken, Kreis Wehlau, am 26. November

Völklein, Margarete, geb. Glie-mann, aus Lyck, Hindenburg-straße 32, am 24. November

ZUM 95. GEBURTSTAG

Borchardt, Frieda, geb. Christochowitz, aus Kölmersdorf, Kreis Lyck, am 23. November

Franke, Gertrud, geb. Lemke, aus Reimannswalde, Kreis Treuburg, am 26. November

Laun, Hedwig, geb. Ludwig, aus Nußberg, Kreis Lyck, am 27. November

ZUM 94. GEBURTSTAG

Fladda, Willi, aus Königshöhe, Kreis Lötzen, am 27. November

Gorny, Gertrud, geb. Eberwein, aus Widminnen, Kreis Lötzen, am 23. November

Littwin, Fritz, aus Kalgendorf, Kreis Lyck, am 22. November

Möller, Gerda, geb. Jaschinski, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 25. November

Nischik, Hedwig, geb. Nowak, aus Willenberg, Kreis Ortelsburg, am 27. November

Schönland, Gertrud, geb. Schories, aus Klemenswalde, Kreis Elchniederung, am 25. November

Tuttas, Anna, geb. Chmielewski, aus Wittenwalde, Kreis Lyck, am 21. November

Viehöfer, Ursula, geb. Leber, aus Königsberg, Deutsch Ordensring 84, am 22. November

ZUM 93. GEBURTSTAG

Hardt, Waltraut, geb. Willumeit-Schwark, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 24. November

Konietzko, Günter, aus See-dranken Mühle, Kreis Treuburg, am 27. November

Krüger, Gertrud, geb. Szech, aus Milussen, Kreis Lyck, am 22. November

Tessen, Lilly, aus Adlersdorf, Kreis Treuburg, am 23. November

ZUM 92. GEBURTSTAG

Brüggemann, Hildegard, geb. Kulschewski-Kantner, aus Grabnick, Abbau, Kreis Lyck, am 25. November

Ciesla, Alfred, aus Fröhlichshof, Kreis Ortelsburg, am 25. November

Feige, Margarete, geb. Groß, aus Steinberg, Kreis Lyck, am 23. November

Kaiser, Elfriede, geb. Pogorzelski, aus Mostolten, Kreis Lyck, am 21. November

Lasogga, Ruth, aus Rastenburg, am 23. November

Roggon, Robert, aus Treuburg, am 21. November

Rossmannek, Fritz, aus Alt Keykuth, Kreis Ortelsburg, am 24. November

Weckwerth, Eva-Maria, aus Walden, Kreis Lyck, am 24. November

ZUM 91. GEBURTSTAG

Borgelt, Magdalene, geb. Janno-witz, aus Kalkhöfen, Kreis Ebenrode, am 22. November

Brencz, Liesbeth, geb. Votel, aus Hohenwalde, Kreis Heiligenbeil, am 22. November

Galpin, Edith, geb. Gurklies, aus Grünhausen, Kreis Elchniederung, am 23. November

Gresch, Johannes, aus Neiden-burg, am 24. November

Kumutat, Käte, aus Skören, Kreis Elchniederung, am 21. November

Kupski, Herbert, aus Luckau, Kreis Ortelsburg, am 27. November

Pukropski, Erich, aus Wasienen, Kreis Neidenburg, am 25. November

Rogowski, Ernst aus Groß Jerutten, Kreis Ortelsburg, am 24. November

Roos, Elisabeth, geb. Jäger, aus Medenau, Kreis Samland, am 23. November

Tollkühn, Lieselotte, aus Irglacken, Kreis Wehlau, am 22. November

ZUM 90. GEBURTSTAG

Ackermann, Lisette, geb. Reiser, aus Fließdorf, Kreis Lyck, am 24. November

Beister, Robert, aus Kleschen, Kreis Treuburg, am 26. November

Göttsche, Christel, geb. Samel, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 25. November

Heidenreich, Margarete, aus Lyck, am 21. November

Heumann, Günther, aus Neiden-burg, am 22. November

Jelonnek, Erwin, aus Hansbruch, Kreis Lyck, am 25. November

Kahl, Charlotte, aus Neukirch, Kreis Elchniederung, am 25. November

Kopania, Elfriede, aus Erben, Kreis Ortelsburg, am 21. November

Plau, Helga, geb. Schäffer, aus Palmnicken, Kreis Samland, am 24. November

Podien, Gerhard, aus Groß Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, am 22. November

Schulze, Elfriede, geb. Petereit, aus Loye, Kreis Elchniederung, am 21. November

Schumann, Anneliese, geb. Warias, aus Grünau, Kreis Elchniederung, am 21. November

Seinwill, Fritz, aus Neu Trakehnen, Kreis Ebenrode, am 21. November

ZUM 85. GEBURTSTAG

Arendt, Willi, aus Pobethen, Kreis Samland, am 23. November

Auschra, Helmut, aus Fichtenfließ, Kreis Tilsit-Ragnit, am 26. November

Babbel, Hilde, geb. Gawer, aus Gauleden, Kreis Wehlau, am 26. November

Bartsch, Regina, geb. Lammers, aus Großudertal, Kreis Wehlau, am 26. November

Boe, Heinz, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 25. November

Czerwinski, Oswald, aus Lyck, am 27. November

Dargel, Grete, geb. Kallnich, aus Samplatten, Kreis Ortelsburg, am 22. November

Drews, Irmgard, geb. Jorzick, aus Sareiken, Kreis Lyck, am 27. November

Duziak, Christel, geb. Bialluch, aus Langsee, Kreis Lyck, am 24. November

Gieseler, Hildegard, geb. Hinz, aus Waltershausen, Kreis Neidenburg, am 23. November

Gilberg, Edith, geb. Taubert, aus Scharnau, Kreis Neidenburg, am 24. November

Grigo, Edith, geb. Krüger, aus Kelchendorf, Kreis Lyck, am 21. November

Heine, Elfriede, geb. Frommer, aus Schloßbach, Kreis Ebenrode, am 27. November

Janz, Manfred, aus Tranatenberg, Kreis Elchniederung, am 23. November

Krause, Hanni, geb. Losch, aus Neidenburg, am 25. November

Menzel, Hedwig, aus Klein Nuhr, Kreis Wehlau, am 25. November

Menzel, Manfred, aus Klein Nuhr, Kreis Wehlau, am 25. November

Möckel, Günter, aus Klein Rödersdorf/Fuchsberg, Kreis Heiligenbeil, am 22. November

Müller, Heinz, aus Altkirchen, Kreis Ortelsburg, am 25. November

Nowitzki, Alfred, aus Bunhausen, Kreis Lyck, am 25. November

Opalla, Rita, geb. Sotzek, aus Markgrafsfelde, Kreis Treuburg, am 26. November

Seidler, Johannes, aus Schloßbach, Kreis Ebenrode, am 25. November

ZUM 80. GEBURTSTAG

Bukowski, Edeltraut, geb. Farin, aus Talhausen, Kreis Sensburg, am 27. November

Glowatz, Hans, aus Lyck, am 26. November

Gundlach, Hannelore, geb. Walk-höfer, aus Schwentainen, Kreis Treuburg, am 25. November

Hartwich, Günther, aus Schwengels, Kreis Heiligenbeil, am 26. November

Höfchen, Elly, aus Memel, am 26. November

Karla, Ortwin, aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, am 24. November

Kays, Manfred, aus Klein Leschienen, Kreis Ortelsburg, am 21. November

Kulinna, Kurt, aus Gortzen, Kreis Lyck, am 24. November

Meißner, Ingo, aus Blumstein, Kreis Preußisch Eylau, am 21. November

Osterloh, Elfriede, geb. Stumber, aus Talussen, Kreis Lyck, am 26. November

Pietrzyk, Gertrud, aus Kölmers-dorf, Kreis Lyck, am 23. November

Rogalski, Kurt, aus Willkassen, Kreis Treuburg, am 26. November

Rudat, Siegmar, aus Tawellen-bruch, Kreis Elchniederung, am 24. November

Schäfer, Frauke, geb. Podlech, aus Corjeiten, Kreis Samland, am 25. November

Schröder, Ursel, geb. Pietischek, aus Goldenau, Kreis Lyck, am 27. November

Schulz, Werner, am 21. November

Stieler, Martel, geb. Heise, aus St. Lorenz, Kreis Samland, am 27. November

Westermann, Ruth, geb. Wiemer, aus Antonhain, Kreis Ebenrode, am 24. November

Zintl, Ursula, geb. Bedritzki, aus Moschnen, Kreis Treuburg, am 22. November

ZUM 75. GEBURTSTAG

Fischer, Waltraut, geb. Radzio, aus Merunen, Kreis Treuburg, am 21. November

Illau-Krücken, Roswitha, geb. Illau, aus Lötzen, am 27. November

Jörgensen, Hildegard, geb. Schwede, aus Skören, Kreis Elchniederung, am 24. November

Joswig, Ernst, aus Wilhelmshof, Kreis Ortelsburg, am 24. November

Noack, Erika, geb. Pawlack, aus Seckenburg, Kreis Elchniederung, am 23. November

Pfeifer, Ingrid, geb. Deirowski, aus Reuß, Kreis Treuburg, am 25. November

Stascheit, Winfried, aus Plein, Kreis Elchniederung, am 26. November


S. 16 Heimatarbeit

Aus den Heimatkreisen

LYCK

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesensee, Diesberg 6a, 41372 Niederkrüchten, Telefon (02163) 898313. Stellvertr. Kreisvertreter: Dieter Czudnochowski, Lärchenweg 23, 37079 Göttingen, Telefon (0551) 61665. Karteiwart: Siegmar Czerwinski, Telefon (02225) 5180, Quittenstraße 2, 53340 Meckenheim.

Zum obligatorischen Herbsttreffen der Mittleren Generation in der Kreisgemeinschaft Lyck kamen in diesem Jahr 36 Teilnehmer aus allen Gegenden Deutschlands im Oktober in Weißenburg zusammen.

Nach einer langen Anreise in das herbstliche Frankenland  begann unsere Zusammenkunft am Freitagnachmittag mit der Begrüßung durch die Sprecherin der Gruppe, Heidi Mader. Im Anschluss an das gemeinsame Abendessen wurde der Programmablauf der folgenden Tage besprochen. Die Kreisvertreterin, Bärbel Wiesensee, referierte kurz über den letzten Lyckbesuch unter anderem mit den Schwerpunkten der Bruderhilfeauszahlung und der feierlichen Enthüllung eines Gedenksteines am Friedhof Mostolten. Die nächsten anfallenden Termine, wie das Seminar 2016 in Göttingen, das vorgezogene Herbsttreffen 2016 auf dem Gestüt Gorlo in Melle und das Heimattreffen 2016 in Hagen, wurden allen Anwesenden zur Teilnahme nahe gelegt. Weiterhin kündigte Heidi Mader eine weitere Ostpreußenfahrt für 2017 an.

 Der erste Abend klang dann im hauseigenen Kellergewölbe, mit Vorfreude  auf den nächsten Tag und in einer gemütlichen Geselligkeit aus.

Am Sonnabend brachte uns nach dem Frühstück ein Bus in das benachbarte Ellingen. Vor dem Deutschordensschloss hat uns der Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen, Wolfgang Freyberg, in Empfang genommen und begrüßt. Lothar Trinoga hat vor dem Eingangsportal allen Teilnehmern ein Gläschen Sekt auf seinen Geburtstag kredenzt, worauf  sich die Gruppe mit einem lautstarken Ständchen bedankte.

Nach einem einleitenden kleinen Vortrag zur Geschichte des Deutschen Ordens und des Kulturzentrums wies uns Direktor Freyberg auf die Bedeutung einer solchen Stätte hin. Danach konnte sich jeder in den Sammlungen umsehen. Durch wechselnde Schwerpunkte der Ausstellungen ist ein erneuter Besuch dieses Kulturzentrums immer wieder lohnenswert.

Durch einen Mittagsimbiss gestärkt, fuhren wir zu einer beeindruckenden Besichtigung der Hohenzollernfestung Wülzburg, oberhalb von Weißenburg. Hier teilten wir uns in zwei Gruppen auf und durchliefen die weitläufigen Anlagen mit einer fachkundigen Führung. Die Anlage ist im 16. Jahrhundert entstanden und nie zerstört worden. Sie hat einen 143 Meter tiefen Brunnen. Neu für uns war auch, dass die Wülzburg ein Notaufnahmelager für mehr als 10000 Heimatvertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte.

Da der Limes in der unmittelbaren Nähe von Weißenburg lag, gibt es heute einige historische Ausgrabungsstätten zu bewundern. So suchten wir die Römischen Thermen auf, um uns in die Wellnesswelt der damaligen Römerzeit des 2. Jahrhunderts nach Christus entführen zu lassen. Dank der ausführlichen  Erläuterungen zu den sichtbaren Spuren der ehemaligen Bauten erhielten wir einen imposanten Eindruck der früheren Zeit. Der erlebnisreiche Tag klang nach einer Erholungspause mit einem gemeinsamen Abendessen im Goldenen Adler aus.

Auch am Sonntag waren wir weiter auf den Pfaden der örtlichen touristischen Angebote, so stand eine Besichtigung des Apothekenmuseums im Stadtzentrum von Weißenburg auf dem Programm. Die Exponate stammen aus der Zeit nach 1882. Es ist erstaunlich, dass sie all die Wirren der Vergangenheit überstanden haben. Den Abschluss bildete eine sehr kompetent geleitete historische Altstadt-Führung. In der ehemals Freien Reichsstadt, die von allen Kriegen und Scharmützeln verschont geblieben war, schauten wir uns unter anderem das Ellinger Tor, die St. Andreas-kirche, das Gotische Rathaus mit dem Marktplatz und den Schweppermannsbrunnen an. Vor dem Hotel Rose endete mit einem großen Lob an Heidi Mader das sehr gut organisierte und gelungene Treffen. Mit den am Wochenende zahlreich gewonnenen neuen  Eindrücken trat nun jeder erfreut die Rückreise an.

                Bärbel Wiesensee

 

PREUSSISCH EYLAU

Kreisvertreterin: Evelyn v. Borries, Tucherweg 80, 40724 Hilden, Telefon (02103) 64759, Fax: (02103) 23068, E-Mail: evborries@gmx.net. Kartei, Buchversand und Preußisch Eylauer-Heimatmuseum im Kreishaus Verden/Aller Lindhooper Straße 67, 27283 Verden/Aller, Telefon (04231) 15589, Bürozeiten: dienstags von 13 bis 15 Uhr, E-Mail: preussisch-eylau@landkreis-verden.de, Internet: www.preussisch-eylau.de.

Am 3. Oktober feierten die Bewohner von Tharau [Wladimirowo], im russischen Teil Ostpreußens, dem heutigen Oblast Kaliningrad gelegen, die Geburtstage ihrer Stadt: 700 Jahre Tharau und 70 Jahre Wladimirowo. Begeisterung, Freude und auch Stolz strahlten aus den Gesichtern der zahlreichen russischen und den leider nur wenigen deutschen Besuchern an diesem so herrlichen Spätsommertag.

Die Feier begann vor der heutigen orthodoxen Kirche in Tharau, einem kulturgeschichtlich bedeutenden Bau im backsteingotischen Baustil aus der Zeit des Deutschen Ritterordens, mit Ansprachen des Vertreters der Orthodoxen, gefolgt von den Worten des Bürgermeisters von Tharau. Anschließend folgte die Begehung des erst kürzlich renovierten Parks auf der anderen Straßenseite, in dem mächtige Eichen und Linden als Zeitzeugen für die von schweren Schicksalsschlägen heimgesuchte deutschen Bevölkerung stehen.

Fabian Abraham von Braxein, preußischer Minister unter Fried-rich dem Großen und Gutsherr von Tharau, ließ diesen Park nach französischem Vorbild anlegen und an einer Stelle des Parks vier mächtige Eichen in Rombenform, ausgerichtet in die vier Himmelsrichtungen, anpflanzen. Sie stehen für Kraft, Fruchtbarkeit, Mutterschaft und Glück als Symbole allen menschlichen Lebens nach der Gedankenwelt der alten Prussen. Eine Bodenplatte aus Marmor erinnert heute wieder an diese Denkweise.

Nach Besichtigung des zur Hälfte fertiggestellten Gewölbes der Kirche von Tharau begannen im Saal des Heimatmuseums Lesungen von Texten ostpreußischer Dichter. Eigene Verse und Gedanken trug Irina Lobenko vor. Sie ist die heutige Leiterin des Heimatmuseums, die in bewundernswerter Weise und mit Leib und Seele dieses Kulturzentrum aufgebaut, weiter entwickelt und die diesjährigen Feierlichkeiten organisiert und gestaltet hat.

Am frühen Nachmittag eröffnete die Rede des Bürgermeisters von Tharau und Wittenberg, Makarow, die eigentlichen Feierlichkeiten für die Bevölkerung. Für die deutsche Seite richtete Michael Banzhaf, Generalkonsul des Königsberger Gebiets und damit Vertreter des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland, verbindende Grußworte an die deutsch-russische Bevölkerung, die mit viel Beifall – trotz schwieriger politischer Zeiten – aufgenommen wurden.

Als Vertreter der Kreisgemeinschaft Preußisch-Eylau und Beauftragter für Tharau überreichte Vorstandsmitglied Joachim Anker, selbst Tharauer, das von den Nachkommen der Familie Erna und Paul Boldt, seinerzeit Kantor von Tharau, gestiftete Gipsmodell der „Ännchenbüste“ des heutigen Simon-Dach-Denkmals in Memel [Klaipeda]. Viel Applaus der Zuschauer begleitet von lauten „Spasibo–Rufen“, schlossen sich als Dank für diese Geste an. So manche Freudentränen waren auf den Gesichtern zu erkennen: „Ännchen“ war an ihre Geburtsstätte des Jahres 1619 zurückgekehrt. 70 Jahre hatte man auf diesen Augenblick gewartet.

Vor der Bühne im Freien folgten Aufführungen zahlreicher Jugendgruppen im Alter zwischen fünf und 15 Jahren in bunten, selbstgeschneiderten Kostümen. All dies begleitet von viel Gelächter und guter Laune bis spät in den Nachmittag hinein.

Am Rande dieser wunderbaren Feier sei dem Betrachter dennoch die Frage gestattet: Ob diese Anstrengungen nicht doch der stärkeren Unterstützung seitens des russischen Gouverneurs, des Patriarchats der Orthodoxen Kirche in Moskau als Eigentümerin der Kirche von Tharau, der Ministerien für Kultur und Tourismus und anderer Regierungsstellen im Königsberger Gebiet bedürfen.

Bis heute gehen die Restaurierungsarbeiten an der Kirche nur sehr schleppend voran und werden nahezu ausschließlich mit Geldern deutscher Investoren aus Industrie und vor allem privater Seite finanziert. Bislang waren dies etwa 300000 Euro. Es ist nur schwer erklärbar, warum die sehr vermögende Orthodoxe Kirche neue Gotteshäuser in Königsberg, Preußisch Eylau, demnächst wohl auch in Wittenberg und anderswo errichtet, aber angeblich kein Geld für die Finanzierung der noch erforderlichen Arbeiten bis zur Fertigstellung der Kirche von Tharau aus dem 14. Jahrhundert habe.

Hinzu kommt die mangelhafte Infrastruktur nach und in Tharau sowie zur Kirche selbst, die dringend der Erneuerung bedarf. Wo bleiben die Gelder für diese Maßnahmen? Man hat den Eindruck, dass diese in erster Linie in Königsberg investiert werden, etwa 1,5 Millionen für die Renovierung des Museums für Geschichte.

Dabei wäre es ein Leichtes, den Namen Tharau für den Tourismus – nicht nur aus Russland, sondern auch aus dem Ausland – in Verbindung mit anderen Kulturgütern wie Mühlhausen, Arnau oder Heiligenbeil zu vermarkten. Das Königsberger Gebiet hat mit seiner einmalig schönen Landschaft, seinen unendlich langen Eichenchausseen und den bewundernswerten Kulturgütern mehr zu bieten als nur Königsberg.

„Ännchen“ feiert 2019 ihren 400. Geburtstag. Die Bevölkerung möchte bis dahin ein „Ännchen-Denkmal“ im Freien, rechts auf einem kleinen Hügel vor der Kirche errichten. Der Unterzeichner wird über Stillstand oder hoffentlich Fortschritt wieder berichten!

Joachim Anker, geboren in Königsberg, aufgewachsen in Tharau bis 1945, heute Karlsruhe

 

TILSIT–STADT

Stadtvertreter: Hans Dzieran, Stadtgemeinschaft Tilsit, Postfach 241, 09002 Chemnitz. Geschäftsführer: Manfred Urbschat, E-Mail: info@tilsit-stadt.de.

Wir trauern um Elfriede Satzer. Dein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen und wollte doch so gern noch bei uns sein. Gott hilf uns, diesen Schmerz zu tragen, denn ohne dich wird vieles anders sein.

Fern der Heimat hat uns unsere Schriftführerin, Elfriede Satzer, nach schwerer Krankheit, am 9. November für immer verlassen. Ihr Leidensweg endete kurz vor ihrem 82. Geburtstag. Die Nachricht von ihrem Tode hat uns sehr betroffen gemacht und es ist schwer die richtigen Worte zu finden. Sie war ein zuverlässiger und hilfsbereiter Mensch und für uns Johanna-Wolff-Schüler-Tilsit unersetzbar. In liebevollem Gedenken nehmen wir Abschied von unserer Kameradin. Wir werden sie nie vergessen und ihr Andenken in Ehren halten.

                Irmgard Steffen,

                Schulsprecherin


S. 17-20 Heimatarbeit

Landsmannschaftliche Arbeit

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vors.: Uta Lüttich, Feuerbacher Weg 108, 70192 Stuttgart, Telefon und Fax (0711) 854093, Geschäftsstelle: Haus der Heimat, Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart, Tel. und Fax (0711) 6336980.

Landesgruppe – Sonnabend,  21. November, Busfahrt zum Herbstmarkt im Deutschordensschloss in Ellingen. Uta Lüttich ist für die Landsmannschaft Ostpreußen mit einem großen Handarbeitsstand in Ellingen vertreten. Alle Landsleute sind herzlich eingeladen, an dem Tagesausflug teilzunehmen. – Mittwoch 25. November, 18 Uhr, Großer Saal, Haus der Heimat, Schloßstraße 92: Jürgen W. Schmidt, der Erste Vorsitzende des Preußeninstituts aus Remscheid, spricht über „Bismarck und die Frauen“.

Anlässlich seines 200. Geburtstages wird im Vortrag auf Otto von Bismarcks Verhältnis zu den drei wichtigsten Frauen in seinem Leben – Mutter, Ehefrau und Geliebte – sowie auf die bürgerlichen Vorfahren Bismarcks mütterlicherseits eingegangen. Es wird sich zeigen, dass Bismarck zwar kein unkomplizierter, doch stets ein preußischer, dass heißt ein korrekter und ehrenhafter Mann war. Sein Verhältnis zur Mutter war leider aus mancherlei Gründen, ähnlich wie bei Kaiser Wilhelm II. oder Kurt Tucholsky, seit frühester Jugend ziemlich gestört. Dafür war er ein treusorgender Gatte und ein seine Frau aufrichtig liebender Ehemann. Die sogenannte „Geliebte“ war insofern auch gar keine richtige Geliebte, aber immerhin ein Geheimnis in seinem Leben, welches erst Jahrzehnte nach seinem Tod durch Indiskretion herauskam.

Es erwartet Sie ein interessanter Vortrag mit anschließender Dis-kussion, zu dem Sie, Ihre Freunde und Bekannten, herzlich eingeladen sind. Der Eintritt ist frei.

Frauengruppe – Mittwoch 2. Dezember 14.30 Uhr, Kleiner Saal, Haus der Heimat: Adventsfeier mit Liedern, Gedichten und Geschichten zur Weihnachtszeit und dem beliebten Grabbelsack. Die Mitglieder der Kreisgruppe und Gäste sind herzlich eingeladen.

Ludwigsburg – Mittwoch, 25. November, 15 Uhr, Kronenstuben, Kronenstraße 2: Stammtisch.

 

BAYERN

Vorsitzender: Friedrich-Wilhelm Böld, Telefon (0821) 517826, Fax (0821) 3451425, Heilig-Grab-Gasse 3, 86150 Augsburg, E-Mail: info@low-bayern.de, Internet: www. low-bayern.de.

Landesgruppe – Der Landesdelegierten- und Kulturtag am

31. Oktober im bayerischen Ellingen übertraf alle Erwartungen. Nach den kurzen Einführungen von Landeskulturreferent Jürgen Danowski, der Bezirksvorsitzenden Heide Bauer und dem Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen, Wolfgang Freyberg, hielt Schwester Gudrun Wilken anlässlich des Reformationstages eine kurze Andacht, bevor Christian von Redecker das Wort ergriff und am Beispiel des Heimathauses seiner Familie über „das Wiedererstehen ostpreußischer Schlösser“ berichtete.

Nach ihm beschrieb Gabriela Czarkowska-Kusajda, die eigens aus Allenstein angereist war, das Projekt „Unbeschwerte Zeit!? – Jugendjahre auf ostpreußischen Gütern und Landschlössern“ und berichtete über den Stand der Forschungen. In der anschließenden Podiumsdiskussion unter dem Motto „Kultur ist, was bleibt“, die von Jürgen Danowski moderiert wurde, debattierten Christian von Redecker, Gabriela Czarkowska-Kusajda, der Journalist René Nehring und Wolfgang Freyberg sehr engagiert über das Thema, wobei man fast das Mit-tagessen mit den beliebten Königsberger Klopsen verpasst hätte.

Nach dem Essen führte die Lüneburger Kulturreferentin Agata Kern durch die Ausstellung „Erinnertes Leben – Gelebte Erinnerung: Arno Surminski zum 80. Geburtstag“, bevor der persönlich anwesende Schriftsteller aus seinen Werken zu lesen begann. Diese Lesung war ohne Zweifel der Höhepunkt der Veranstaltung, die musikalisch wunderbar passend von der Erlanger Gruppe „Ihna“ in kaschubischer Tracht umrahmt wurde.

Im Rahmen der sich anschließenden Landesdelegiertentagung konnte der Landesvorsitzende Friedrich-Wilhelm Böld den früheren Jugendvorsitzenden Rüdiger Stolle als stellvertretenden Landesvorsitzenden und den ebenfalls aus der Nachwuchsarbeit stammenden Würzburger Rechtsanwalt Jochen Bauer sowie den 33-jährigen Augsburger

Stadtrat Marc Zander als Referenten für den Landesvorstand  gewinnen. Erstmals gehören damit dem Landesvorstand nur Mitglieder der Bekenntnisgeneration an.

                R. Claaßen

Nürnberg – Dienstag, 24. November, 15 Uhr. Haus der Heimat, Imbuschstraße 1 (Endstation der U): Bericht zum Thema „Die Salzburger auf ihrem Weg nach Ostpreußen“. – 29. November, 15 Uhr, Haus der Heimat: „Wir feiern Advent“. Gäste herzlich willkommen!

 

BERLIN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch, Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon (030) 2547345, E-Mail: info@bdv-bln.de, Internet: www.ostpreussen-berlin.de. Geschäftszeit: Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalb der Geschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

Heilsberg, Rößel – Sonnabend, 28, November, 15 Uhr, Seniorenfreizeitstätte Maria-Rimkus-Haus, Gallwitzallee 53, 12249 Berlin: Nikolausfeier. Anfragen Heilsberg: Erika Hackbarth, Telefon (033762) 40137. Rößel: Ernst Michutta, Telefon (05624) 6600.

Angerburg, Darkehmen, Goldap – Donnerstag, 3. Dezember, 14 Uhr, Restaurant Oase Amera, Borussiastraße 62: Adventsfeier. Anfragen: Telefon (030) 7712354.

Bartenstein – Sonnabend, 5. Dezember, 14 Uhr, Zimmer 21, Rathaus Zehlendorf,  Kirchstraße 1–3, 14163 Berlin: Gemeinsames Treffen. Anfragen: Elfriede Fortange, Telefon (030) 494 44 04.

Tilsit-Ragnit, Tilsit-Stadt – Sonnabend, 5. Dezember, 15 Uhr, Ratskeller Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 102, 10585 Berlin: Gemeinsames Treffen. Anfragen: Hermann Trilus, Telefon (03303) 40 38 81.

Frauengruppe – Mittwoch, 9. Dezember, 13.30 Uhr, Pflegestützpunkt, Wilhelmstraße 116–117, 10963 Berlin: Weihnachtsfeier. Anfragen: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

 

BREMEN

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Telefon (0421) 25 09 29, Fax (0421) 25 01 88, Hodenberger Straße 39 b, 28355 Bremen. Stellvertrende Vorsitzende: Marita Jachens-Paul, Ratiborer Straße 48, 27578 Bremerhaven, Telefon (0471) 86176. Landesgeschäftsführer: Jörg Schulz, Am Anjes Moor 4, 27628 Uthlede, Telefon (04296) 74 77 01.

Bremen – Sonnabend, 28. November, 15 Uhr, Atlantic-Hotel beim Bremer Flughafen: West- und Ostpreußische Adventsfeier. Die Adventsandacht hält Helmut Lask, Diakon der Martinsgemeinde Lilienthal. Die musikalische Umrahmung gestaltet das Ehepaar Bielski. Harmonisch und besinnlich wollen die Feiernden zusammen kommen, um gemeinsam Lieder zu singen und sich an weihnachtlichen und heimatlichen Geschichten zu erfreuen. Die Kosten der Kaffeetafel betragen 10 Euro pro Person. Eine Anmeldung in der Geschäftsstelle, Telefon (0421) 3469718, ist unbedingt erforderlich und wird ab sofort erbeten.

– Tagesfahrt –

Am Mittwoch, 9. Dezember 2015, findet unsere Tagesfahrt zum neu eröffneten Westpreußischen Landesmuseum in Warendorf statt. Hier das Programm: Abfahrt in Bremen – ZOB (vor dem Cinemaxx) um 8 Uhr, Ankunft in Warendorf ca. 10.45 Uhr. Von 11 Uhr bis 12.30 Uhr Führung durch das Westpreußische Landesmuseum. Um 12.30 Uhr Spaziergang zum Mittagessen (zirka 500 Meter), kein Bustransfer möglich. Von 13 bis 14.30 Uhr Mittagessen (Büfett). Danach bis 16 Uhr: Zeit zur freien Verfügung im Warendorfer Weihnachtswäldchen. Um 16 Uhr Rückfahrt nach Bremen. Ankunft gegen 19 Uhr.

Der Preis pro Person beträgt 42 Euro (ermäßigter Preis für Mitglieder: 22 Euro). Leistungen: Fahrt, Eintritt und Führung im Museum, Mittagsbüfett. Anmeldungen direkt bei JWD-Busreisen (Frau Venderbosch, Telefon 0421/4854633).

                Heinrich Lohmann

 

HAMBURG

Erster Vorsitzender: Hartmut Klingbeutel, Haus der Heimat, Teilfeld 8, 20459 Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mobiltelefon (0170) 3102815. 2. Vorsitzender: Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69 b, 22459 Hamburg, Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

Landesgruppe – Sonnabend, 5. Dezember, 14 Uhr, (Einlass ab 13 Uhr), Traditionshaus Lackemann, Litzowstieg 8, 22041 Hamburg-Wandsbek: Vorweihnachtsfeier. Verse, Gedichte und kleine Vorträge in Bild und Ton sollen verzaubern und alle Teilnehmer auf die schöne Adventszeit einstimmen. Der Chor „Abendklang“ unter der Leitung von Lilia Berschin lädt mit weihnachtlichen Liedern zum Zuhören und Mitsingen ein. Durch die Veranstaltung führt Siegfried Grawitter vom Kulturreferat. Die Begrüßung wird der 1.Vorsitzenden der Landesgruppe, Hartmut Klingbeutel, übernehmen.

Mit U1 und Bussen ist das Traditionshaus Lackemann gut zu erreichen. Von U1 und Busbahnhof Wandsbek-Markt sind es nur wenige Gehminuten. Wenn Sie von der Wandsbeker Marktstraße den Durchgang „Hinterm Stern“ zwischen Quarree und Hotel Tiefenthal durchgehen, sehen Sie das Restaurant Lackemann. Parkmöglichkeit: Parkplatz Quarree, Parkhaus P2.

Bei Rückfragen: Siegfried Grawitter, Evastraße 3b, 22089 Hamburg, Telefon (040) 205784.

HEIMATKREISE

Insterburg, Sensburg – Die Heimatkreisgruppe trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat (außer im Januar und im Juli) zum Singen und zu einem kulturellen Programm um 12 Uhr im Hotel Zum Zeppelin, Frohmestraße 123–125, 22459 Hamburg. Kontakt: Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69b, 22459 Hamburg. Telefon und Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

Stadtgemeinschaft Königsberg – Diens-tag, 24. November, 14.30 Uhr (Einlass 14 Uhr), Café Harmonie, Alsterdorferstraße 579, Hamburg-Ohlsdorf: Adventlich-besinnliches Beisammensein. Anmeldungen bei Brigitte Reimer, Telefon (040) 873495, oder Christel Neumann, Telefon (040) 6720489.

Osterode – Sonnabend, 28. November, 14 Uhr, Magnolienzimmer, Restaurant Riebling, Fuhlsbüttler Straße 755: Weihnachtsfeier mit gemeinsamer Kaffeetafel. Weihnachtslieder und Erzählungen bilden den weihnachtlichen Rahmen. Das Restaurant liegt am S/U-Bahnhof Ohlsdorf, Ausgang Fuhlsbüttler Straße. – Freitag, 27. November, 15 Uhr, Harders Kamp 1: Lesung aus dem „Redlichen Ostpreußen“.

Heiligenbeil – Sonnabend, 28. November, 14 Uhr, AWO-Seniorentreff, Bauerbergweg 7: Weihnachtsfeier, Mit Gedichten, Liedern, Geschichten und Bildern „aus dem Schatzkästchen der Kreisgruppe Heiligenbeil“ wollen sich die Teilnehmer auf die Adventszeit und das Weih-nachtsfest einstimmen. Mitglieder und Freunde der Gruppe sind herzlich eingeladen, ebenso alle Heiligenbeiler, die um Hamburg herum wohnen.

Ab den U-Bahnstationen Billstedt, Wandsbek-Markt und Hammer-Kirche ist der Seniorentreff mit der Buslinie 116 zu erreichen. Ab der Haltestelle Bauerberg sind es dann noch einmal zwei Minuten Fußweg. Anmeldung bitte bei Landsmann Konrad Wien, Telefon (040) 32049041, bis zum Freitag, 27. November. Der Kostenbeitrag für Kaffee und Kuchen beträgt 5 Euro.

Elchniederung – Dienstag, 1. Dezember, 14 Uhr, Haus Lackemann, Litzowstieg 8, Hamburg-Wandsbek: Nachmittagstreffen mit Erinnerungen an die Adventszeit in unserer Heimat sowie zum Schabbern und Singen miteinander. Bitte ein Julklapp-Päckchen mitbringen. Gäste sind herzlich willkommen. Nähere Informationen bei Helga Bergner, Telefon (040) 5226122.

 

HESSEN

Vorsitzender: Eberhard Traum, Wächtersbacherstraße 33, 63636 Brachtal, Telefon (06053) 708612.

Darmstadt/Dieburg – 6. Dezember, 15 Uhr, Luise-Büchner-Haus, Neu-Kranichstein: Frohe und besinnliche Stunden bei einer vorweihnachtlichen Feier mit dem Jahrgangschor von Christian Keller aus Ober-Roden. Auch Gedichte und Geschichtchen kommen zu Gehör. Ein besonderer Gruß gilt den Mitgliedern, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen nicht an der Veranstaltung teilnehmen können.

Dillenburg – Bei der letzten Monatsversammlung sprach Ingrid Nowakiewitsch über den schlesischen Dichter Joseph von Eichendorff. Er wurde 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor geboren. Seiner Familie gehörten damals mehrere Güter in Schlesien, die aber während der Notzeiten der napoleonischen Besetzung verkauft werden mussten. Die Familie war katholisch und österreichisch gesinnt, denn Schlesien war ja erst kurz vor Eichendorffs Geburt an Preußen gefallen, als Folge der Kriege zwischen Friedrich II. und Maria Theresia. Joseph und sein Bruder Wilhelm wurden in strengem preußischen Geist erzogen, zuerst von Hauslehrern und ab 1801 im Internat des Maria-Magdalena-Gymnasiums in Breslau. Joseph von Eichendorff studierte später in Heidelberg. Sein juristisches Abschlussexamen legte er in Wien ab. Er strebte zunächst einen Beamtenposten in Österreich an, was ihm aber nicht gelang. So versuchte er sein Glück in Preußen. Er war Regierungsrat in Breslau, Danzig, Marienwerder und Berlin. Von 1824 bis 1844 bekleidete er ein Amt in Königsberg, von wo er den Wiederaufbau der Marienburg organisierte. Nach seiner Pensionierung lebte er in verschiedenen Städten; zuletzt zog er zu seiner Tochter nach Neiße, wo er 1857 an einer Lungenentzündung starb.

Eichendorff war sehr naturverbunden, was sich vor allem in seinen Gedichten – die ersten erschienen 1826 – bemerkbar machte. Viele von ihnen sind, vertont von Robert Schumann und Felix Mendelssohn-Bartholdy, zu Volksliedern geworden, wie „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ und „O Täler weit, o Höhen“. Diese stehen auch in seinem wohl bekanntesten Werk, der Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“, der Geschichte eines Knaben, der aus der heimischen Mühle entläuft, durch die Lande wandert und sogar bis Italien kommt.

In dieser Erzählung zeigt sich ganz die romantische Natur Eichendorffs. Seine Naturbeschreibungen sind einzigartig. Kritiker nannten ihn „den letzten Ritter der Romantik“. Er hat aber auch mehrere Romane mit historischem Hintergrund geschrieben, sowie Literaturabhandlungen wie zum Beispiel 1851 „Der deutsche Roman des 18. Jahrhunderts in seinem Verhältnis zum Christentum“. Erhalten sind auch einige Fragmente von Dramen. In den Jahren 1846 bis 1853 übersetzte er elf geistliche Schauspiele des Spaniers Calderon.

Eichendorffs romantische Lyrik wurde von seinen Kritikern so ausgedrückt: Seine Kunst ist es, das Gemüt wie mit einem Zauberstab zu berühren, dass alle verborgenen Quellen rauschen, oder die Berge, Wälder und Ströme zu unseren Füssen liegen und die Glocken im Tal erklingen und der heilige Morgen um unsere Sinne erblüht.

                Ingrid Nowakiewitsch,

                Schriftführerin

Kassel – Beim Treffen im Okto-ber stand das Pommernland im Blickpunkt der Gruppe. Zunächst zeigte Gerhard Bierent von der befreundeten sudetendeutschen Landsmannschaft den Film „Als der Osten noch Heimat war – Pommern“. Daran anschließend entwickelte sich ein Gesprächsaustausch über das Gesehene und Gehörte. Auch eigenes Erleben und landeskundliches Wissen kam zur Sprache. Kein Wunder, dass beim Vergleich mit Ost- und Westpreußen viele Ähnlichkeiten festgestellt wurden. Schließlich ist ja die erdgeschichtliche Entwick-lung dieselbe, und die bis 1945 prägende Struktur der Landbewirtschaftung zeigt viele Gemeinsamkeiten auf. Eine noch bedeutendere Rolle jenseits der Weichsel spielte der Großgrundbesitz. Auf ihn fielen 60 Prozent der Landesfläche. Namen wie von Puttkamer, von Platen, von Thadden und andere sind noch nicht ganz vergessen.

Als wichtige Einnahmequelle galt vor allem der Kartoffelanbau, auch das Federvieh und der Eiermarkt spielten eine nicht unwesentliche Rolle. Doch all das verging: der deutsche Zungenschlag ebenso wie die typischen deutsch geprägten Kleinstädte, Dorfidyllen, prächtigen Schlösser und Herrenhäuser – auch die zauberhaften Küstenbäder nicht zu vergessen. Geblieben ist wohl die landschaftliche Schönheit der Provinz, gleichwohl schwebt über allem die wehmütige Zeile: „Pommernland ist abgebrannt“

                Gerhard Landau

Wetzlar – Sonntag, 29. November, 19 Uhr, Restaurant „Grillstuben“, Stoppelberger Hohl 128: Zur Advents- und Weihnachtsfeier lädt die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen. Dabei wird der ehemalige Vorsteher der Königsberger Diakonie, Pfarrer im Ruhestand, Dieter Nebeling, eine Andacht halten. Kontakt: Kuno Kutz, Telefon (06441) 770559.

– Bericht –

Die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen hat im den Grillstuben in Wetzlar ihr Erntedankfest gefeiert. Dabei erinnerte Pfarrer Karl-Oskar Henning an das Schicksal der Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. „Wir haben gedankt für das, was uns nach den schrecklichen Erlebnissen zugefallen ist. Heute können wir weitergeben, was wir erhalten haben“, sagte Pfarrer Henning im Blick auf die Flüchtlinge, die derzeit nach Deutschland kommen.

Der Pfarrer im Ruhestand erinnerte auch an die Deutsche Einheit. Dies sei durch die Gnade Gottes geschehen. Auch nach 25 Jahren dürften die Menschen dafür dankbar sein. Für die Besucher hatte der Vorstand frisch gepflückte Äpfel mitgebracht. Karla Weyland (Rauschenberg) erinnerte in ihrem Vortrag „Sie haben oft gezecht und hoch den Wein gepriesen“ an westpreußische Weine. Sie eröffnete ihr Referat mit einem biblischen Zitat: „Ich bin der Weinstock. Ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts tun“ aus dem Johannesevangelium, Kapitel 15, Vers 5.

Schon die frühen Asiaten, Griechen und Römer hätten gewusst, wie man Wein durch Gärung aus dem Saft der Trauben herstellt. Das Getränk werde 450 mal in der Bibel erwähnt. In Königsberg, Tapiau, Tilsit, Rastenburg und Memel in Ostpreußen habe es einst Weinbau gegeben. Es gibt Aufzeichnungen des Deutschen Ordens, dass im Jahr 1379 die Erträge der Weinberge mit 608 Tonnen angegeben wurden. Wenn die Ernte beendet und die letzten Trauben im Fass waren, trank die Ritterschaft auf das Wohl des Hochmeisters. Vor allem die Weinberge um die Stadt Thorn hätten den Deutschen Orden mit Wein zur kirchlichen Messe, aber auch zu Gelagen versorgt. Der Wein aus Westpreußen, Thornscher Wein genannt, war längere Zeit ein bedeutender Handelsartikel. Auch in Danzig wurde Wein angebaut. Dem Bomster Wein gaben Zeitzeugen kein gutes Zeugnis. Da ist die Rede davon, dass das Getränk sehr sauer war. „Setzt man dir einen Bomster Wein vor, dann bitt ich dich sieh dich fein vor, dass du nichts davon verschüttest, und nicht dein Gewand zerrüttest, weil er Löcher frisst in die Kleider, und auch in das Schuhwerk, leider“. Friederike Preuß trug mit einem Gedicht des Lyrikers und Liederdichters Max von Schenkendorf (1783–1817) über die Muttersprache zu der Feier bei.

Wiesbaden – Donnerstag, 26. November, 18 Uhr, Haus Waldlust, Wiesbaden-Rambach: Festliches Wildessen.

 

MECKLENBURG- VORPOMMERN

Vorsitzender: Manfred F. Schukat, Hirtenstraße 7 a, 17389 Anklam, Telefon (03971) 245688.

Anklam. – Sonntag, 29. November, 11 bis 16 Uhr, Mehrzweckhalle „Volkshaus“, Anklam (Baustraße/Nähe Markt): Adventsfeier. Eingeladen sind alle Landsleute aus Ost- und Westpreußen, aber auch Pommern, Schlesier und Sudetendeutsche. Angehörige und Gäste sind ebenfalls herzlich willkommen. Auf dem Programm stehen die Jahresversammlung 2015 mit Jahresrückblick, Kassenbericht und den Vorhaben für 2016 sowie eine Adventsandacht mit feierlichem Jahresgedenken. Vorbereitet sind ein gemeinsames Mittagessen, eine weihnachtliche Kaffeetafel und ein schönes Angebot an Bärenfang und Heimatbüchern. Ein Ohrenschmaus wird das Advents-Konzert mit dem Blasorchester Greifswald und dem Shanty-Chor Karlshagen.

– Hinweis –

Am 29. November endet zugleich die Aktion „Weihnachts-päckchen für Ostpreußen 2015“. Wie jedes Jahr zum 2. Advent geht von Anklam aus ein Transport mit der Fähre zu den deutschen Vereinen im Memelland, das heute zu Litauen gehört. Im Volkshaus ist noch Gelegenheit, Päckchen im Wert von 10 bis 15 Euro abzugeben. 

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke, Alter Hessenweg 13, 21335 Lüneburg, Telefon (04131) 42684. Schriftführer und Schatzmeister: Gerhard Schulz, Bahnhofstraße 30b, 31275 Lehrte, Telefon (05132) 4920. Bezirksgruppe Lüneburg: Manfred Kirrinnis, Wittinger Straße 122, 29223 Celle, Telefon (05141) 931770. Bezirksgruppe Braunschweig: Fritz Folger, Sommerlust 26, 38118 Braunschweig, Telefon (0531) 2 509377. Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto v. Below, Neuen Kamp 22, 49584 Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

Braunschweig – Mittwoch, 25. November, 15 Uhr, Stadtparkrestaurant (Eingang Sozialverband), Jasperallee 42: Treffen mit Totengedenken an die in diesem Jahr verstorbenen Mitglieder und einem Bericht von der Ostpreußischen Landesvertretung in Bad Pyrmont.

Osnabrück – Freitag, 20. November, 15 Uhr, Gaststätte Bürgerbräu, Blumenhaller Weg 43; Treffen der Frauengruppe. – Donnerstag, 26. November, 14 Uhr, Gaststätte Bürgerbräu, Blumenhaller Weg 43: Literaturkreis. – Sonntag, 29. November, 15 Uhr, Parkhotel Osna-brück: Adventsfeier. Anmeldung: Donnerstag, 19. November bei Else Tober, Telefon 1393614 oder Barbara Kleine, Telefon 74282

– Bericht –

Am Erntedanknachmittag begrüßte Bruno Romeiks, der den stellvertretenden Vorsitzenden Dietmar Kutz vertrat, Mitglieder und Gäste. Dem Ehrenvorsitzenden Alfred Sell, der infolge Krankheit an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte, wurden Genesungswünsche übermittelt. Nach der Kaffeetafel sang man gemeinsam das Westpreußenlied. Anschließend erinnerte Pastor Hans-Jürgen Kuhlmann in seiner Ansprache an die Erntezeit, die in der Kinderzeit noch mit viel Mühe verbunden war und Schwerarbeit bedeutete, da alles vom Schneiden bis zum Transport des Getreides mit der Hand getan werden musste. Er zitierte aus dem Gedicht von Matthias Claudius: „Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn“.

Der Chor unter Leitung von Else Tober brachte Lieder zum Erntedank zu Gehör. Die Gedichte „Spätsommer“ von Agnes Miegel und „Erntedank“ von Käte Sender wurden vorgetragen. Gemeinsam sang man zudem die Lieder „Bunt sind schon die Wälder“, „Es dunkelt schon in der Heide“ und „Kein schöner Land“. Bruno Romeiks dankte den Mitgliedern, die den Erntetisch so reich gestaltet hatten. In seinem Schlusswort trug er das Gedicht „Maienregen – Gottessegen“ von der Dichterin Frieda Jung vor. Der Erntedanknachmittag endete mit dem gemeinsamen Gesang des Ostpreußenliedes.

                Barbara Kleine

Oldenburg – Die Landsmannschaft Ostpreußen und Westpreußen Oldenburg befasste sich auf ihrer November-Versammlung mit der Heimatarbeit. Der Heimatkreisvertreter für Elbing-Stadt und -Land in der Landsmannschaft Westpreußen, Günther Kuhn, wohnhaft in Rastede, Oldenburg, berichtete, wie er zu diesem Amt kam und wie er seine Heimatkreisarbeit betreibt und mit welchem ideellen Engagement er versucht, ‚seine‘ Elbinger zusammenzuhalten. Durch eine jährlich organisierte Reise nach Elbing, ein Heimatkreistreffen in Bremerhaven und viele persönliche Kontakte per Telefon und brieflich konnte er, unterstützt von seiner Frau, eine umfangreiche Personenkartei aufbauen, die er in Mappen und Listen dorfweise zusammengestellt hat. Viele Nachfragen aus der Zuhörerschaft, darunter einige Elbinger, zeigten das große Interesse auch heute noch an Heimatarbeit und – in zunehmendem Maße – an Familienforschung. Das Ostpreußen- und das Westpreußen-Lied durften bei diesem informativen Austausch nicht fehlen.

Im nächsten Monat, am 9. Dezember begehen wir unsere Adventsfeier, wieder mit einem Basar zum Advent. Freunde und Bekannte sind herzlich willkommen.         Gisela Borchers

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Geschäftsstelle: Buchenring 21, 59929 Brilon, Tel. (02964) 1037, Fax (02964) 945459, E-Mail: Geschaeft@Ostpreussen-NRW.de, Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

 Bad Godesberg – Der Stammtisch findet jeweils am 3. Mittwoch des Monats im Erkerzimmer der Stadthalle statt. – Mittwoch, 2. Dezember, 13 Uhr, Erkerzimmer. Stadthalle: Weihnachts-essen der Frauengruppe.

Bielefeld – Sonntag, 29. November, 15 Uhr, Wohnstift Salzburg, Memeler Straße 35: Adventsfeier.

Düsseldorf – Jeden Mittwoch, 18.30 Uhr, Eichendorff-Saal, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH), Bismarckstraße 90: Chorprobe der Düsseldorfer Chorgemeinschaft „Ostpreußen-Westpreußen-Sudetenland“ unter Leitung von Radostina Hristova.  – Montag, 23. November, 19 Uhr, Ausstellungsraum, GHH: Eröffnung der Ausstellung „So wurde ihnen die Flucht zur Heimat. Joseph Roth und Soma Morgenstern – Eine Freundschaft“. Die Ausstellung des „Deutschen Exilarchivs 1944–1945“ wird bis zum 5. Februar zu sehen sein. – Donnerstag, 26. November, Konferenzraum GHH: Vortrag und Lesung von Helmut Braun unter dem Motto „Im Hochland fiel der erste Schuss. 1848 – Lyrik in den Zeiten der Revolution“. – Mittwoch, 2. Dezember, 15 Uhr, Raum 311, GHH: Ostdeutsche Stickerei mit Helga Lehmann und Christel Knackstädt. – Donnerstag, 3. Dezember, 19 Uhr, Konferenzraum, GHH; Filmvorführung „Ein Pass für Deutschland“. Anschließend Gespräch mit Heinz-Günter Hüsch und Razvan Georgescu.– Donnerstag, 3. Dezember, 19.30 Uhr, Raum 412, GHH: Offenes Singen mit Barbara Schoch. – Sonntag, 6. Dezember, 10 Uhr, GHH: Weihnachtsmarkt der Landsmannschaften. Dienstag,

8. Dezember, 19 Uhr, Konferenzraum, GHH: Vorweihnachtliche Lesung mit Hajo Buch. – Mittwoch, 9. Dezember, 15 Uhr, Eichendorff-Saal, GHH: Filmvorführung von „Schloss Lekow – Renaiccance eines Gutes in Pommern“.

Ennepetal – Sonntag, 22. November, 11.30 Uhr, Ostdeutscher Gedenkstein, Mittelstraße, Ennepetal: Gedenktreffen zum Totensonntag. Donnerstag, 3. Dezember, 18 Uhr, Heimatstube: BdV-Vorweihnachtsfeier

Essen – Die Kreisgruppe der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen traf sich am 16. Oktober in der Gastronomie St. Elisabeth. Unser Vorsitzender, Bernhard Kehren, gratulierte den zwei Geburtstagskindern des zurückliegenden Monats, musikalisch unterstützt von der ganzen Gruppe.

Wie in jedem Oktober feierten wir auch in diesem Jahr das Erntedankfest. Vorab wurden die aktuellen politischen Themen erörtert. Dadurch ist der Erntedank fast zu kurz gekommen. Unsere Sorgen und Ängste galten besonders der aktuellen Flüchtlingspolitik. Die optimistische Äußerung von Angela Merkel „Wir schaffen das“, wird von immer mehr Menschen in Frage gestellt. Besonders bekannt gewordene Vorkommnisse in den Flüchtlingsunterkünften, wie sexuelle Belästigungen der weiblichen Reinigungskräfte und Schlägereien sind durch die vorhandenen Sicherungskräfte und freiwilligen Helfer nicht mehr zu bewältigen. Wie sollen diese Menschen dauerhaft integriert werden?

Erste beschlossene Maßnahmen der Bundesregierung: Asylverfahren beschleunigen und nicht Berechtigte schneller abschieben, Verantwortung auf viele Schultern verteilen, ganz Europa muss mithelfen – machen uns wenig Hoffnung. Inzwischen zweifeln auch die vielen freiwilligen Helfer am Gelingen der Integration. Dazu kommt auch die Sorge, dass mit dem Flüchtlingsstrom viele Terroristen in unser Land kommen und die Kosten nur durch „massive Steuererhöhungen“ zu bewältigen sein werden.

Zum Thema „Erntedank“ wurde über die moderne Feldarbeit gesprochen. Heute ist nicht mehr Handarbeit angesagt, sondern modernste Technik wird eingesetzt. Besonders interessierte auch, dass unsere alten Apfelsorten nicht mehr angebaut und verkauft werden, weil die EU einheitliche Apfelsorten haben wollte. Nur auf alten Streuobstwiesen kann man noch wenige dieser alten Sorten finden.

Zum Lied „Wir pflügen und wir streuen ...“, das wir im Anschluss sangen, erzählte uns Bernhard Kehren, wie, wann und warum es entstanden ist. Frau Neumann berichtete von ihrer Ostpreußenreise „Zu Gast in Schlössern und Herrenhäusern“, die sie zusammen mit Frau Woldeit bis nach Masuren führte. Es war eine wunderschöne Reise mit vielen Ausflügen, Besichtigungen, Schiffsfahrten auf dem Spirdingsee und dem Oberländer Kanal und Begegnungen mit freundlichen Menschen in der Heimat Ostpreußen. Dazu zeigte sie ein zusammengestelltes Album mit den interessantesten Bildern ihrer schönen Reise.

Mit dem Singen von Herbst- und Dankliedern, begleitet auf dem Akkordeon von Julius Wermter, wurde unser gemütlicher Nachmittag bei Kaffee und Kuchen beendet. Wir freuen uns auf unser nächstes Treffen am 20. November zum Thema „Die aktuelle politische Situation in der Bundesrepublik“.          Erika Dietz

Gütersloh – Sonnabend, 5. Dezember, 15 bis 22 Uhr, Spexarder Weihnachtsmarkt: Am Stand der Landsmannschaft Ostpreußen können verschiedene selbstgemachte Spezialitäten aus Ostpreußen probiert werden: Grütz-wurst (Graupenspeise), Bigos (Sauerkrauteintopf), Barschtsch (Rote-Beete-Süppchen), Bärenfang (Honigschnaps) und Schmalz. Nähere Informationen unter Telefon (05241) 29211.

Neuss – Sonntag, 29. November, 15 Uhr, Marienhaus, Kapitelstraße 36: Adventsfeier mit besinnlichen Liedern, Gedichten und Chorgesang. Es gibt Kaffee, Kuchen und ostpreußische Spezialitäten. Einlass ist ab 14 Uhr. – Donnerstag. 3. Dezember, 15 Uhr, Ostdeutsche Heimatstube, Oberstraße 17: Tag der offenen Tür mit Kaffee und Kuchen.

Viersen – Sonnabend, 5. Dezember, 14.30 Uhr, Dülkener Hof, Lange Straße: Vorweihnachtsfeier. In bekannter Weise wird für das leibliche Wohl bei Kerzenschein gesorgt. Für reichlich Kaffee und Kuchen erbitten wir einen Unkostenbetrag von sechs Euro pro Gedeck. Wie immer sind Gäste gerne gesehen und jederzeit herzlich   willkommen.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Wormser Straße 22, 55276 Oppenheim.

Mainz/Stadt – Sonnabend, 28. November, 15 Uhr, Mundus Residenz, Große Bleiche 44: Adventsfeier. Die Veranstalter bitten um Gaben für die Tombola.

 

SACHSEN

Vorsitzender: Alexander Schulz, Willy-Reinl-Straße 2, 09116 Chemnitz, E-Mail: alexander.schulz-agentur@gmx.de, Telefon (0371) 301616.

Limbach–Oberfrohna – Sonnabend, 12. Dezember, 14 Uhr, Eschemuseum: Weihnachtsfeier. Dazu lädt die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen alle Landsleute und Gäste auf das Herzlichste ein. Der Weihnachtsmann bereitet für alle eine kleine Überraschung vor. Alte Sitten und Bräuche zur Weihnachtszeit in Ostpreußen werden an die Kindheit erinnern. Die Kinder der Gerhart-Hauptmann-Oberschule werden die Teilnehmer mit ihren Beiträgen erfreuen. Für musikalische Unterstützung sorgt Herr Weihe. Ein weiterer Programmpunkt: Es werden wichtige Informationen für das neue Jahr bekannt gegeben.

– Bericht –

Unser Ostpreußisches Erntedankfest ist seit vielen Jahren zu einer lieb gewonnen Tradition geworden und wir konnten es schon oft mit vielen fröhlichen Menschen feiern. Am 17. Oktober 2015 war es wieder einmal so weit. Ein wunderbares Herbstwetter lockte viele Teilnehmer zu unserem Erntedankfest. Unser Saal erstrahlte in bunter Farbenpracht des Herbstes. Der Raum wurde bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Vorbereitungen dazu hatten die Vorstandsmitglieder mit viel Liebe schon lange Zeit vorher getroffen. Landsmann Horst Braczko hatte Mais und Getreide auf seinem Feld angebaut. Daraus fertigte er wunderschönen herbstlichen Schmuck. Damit konnte der gesamte Festsaal des Eschemuseums geschmückt werden. Ein großes Dankeschön an Horst Braczko von uns allen für diese Leistung.

Sehr stolz sind wir auch auf die junge Generation, die uns mit ihrer großen Unterstützung hilfreich zur Seite steht. Die Kinder, Enkel und Urenkel der Familie Weihe leisten vollen Einsatz bei der Vorbereitung und Durchführung unserer Veranstaltungen. Herzlichen Dank euch allen. Dank auch an Ingeborg Christoph. Die Rechtsanwältin war eigens aus Berlin angereist. Sie unterstützt seit langer Zeit die Arbeit der Jugend. Auch diesmal übergab sie eine großzügige finanzielle Spende. Zu den weiteren Ehrengästen zählten der Landesvorsitzende Alexander Schulz, der Vorsitzende der KG Torgau Reinhold Beierling und der Vorsitzende der KG Oelsnitz im Vogtland Kurt Jurgeit. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Leipzig Peter Wolf brachte einen fröhlich geschmückten Kürbis als Geschenk mit und übergab eine Spende für die weitere Arbeit unserer Gruppe, Herzlichen Dank. Noch ein schöner Erfolg: Zwei Besucherinnen, die zum ersten Mal teilnahmen, hat es so sehr gefallen, dass sie Mitglied in der Kreisgruppe werden möchten.

Nun aber zum Festgeschehen: In bäuerlicher Kleidung und mit Erntewerkzeugen marschierte die Bauernfamilie durch den Saal. Allen zur Freude voran die Allerjüngsten, ein Mädchen und ein Junge. Helga Büchner rezitierte das Gedicht: „Ein Stückchen Brot“. Dann wurde die Erntekrone von Elli Springwald und Hannelore Kedzierski in ostpreußischen Trachtenkleidern hereingetragen.

Mit musikalischer Unterstützung von Kurt Weihe sangen wir das Lied: „Nun danket alle Gott!“ Die Schüler der Gerhart-Hauptmann- Oberschule führten ein buntes Kulturprogramm durch. Sie erfreuten uns mit frohen Liedern vom Herbst und erhielten großen Beifall. Eine zweite Gruppe der Schüler hatte ihre Bernsteinarbeiten ausgestellt. Seit langer Zeit gibt Kurt Weihe Anleitung und Unterstützung zur Verarbeitung mit Bernstein. Der gemischte Chor Langenberg, unter der Leitung von Frau Gladen führte uns nun weiter durch den bunten Herbst mit frohen Herbst- und Heimatliedern. Danach wurden von Elli Springwald, Anneliese Marschall, Helga Büchner und Hannelore Kedzierski Gedichte und Sketche  vorgetragen.

Nun folgte eine erholsame Pause. Die Frauen hatten Kuchen gebacken. Es gab belegte Brote mit Wurst aus eigener Schlachtung. Schmalzbrote standen auf den Tischen. Es wurde plachandert ohne Ende. Nach der Pause erzählte Elli Springwald die Geschichte vom selbst gebackenen Brot. Zum Ende hin gab dann Reinhard Gerullis, Vorsitzender LG Limbach-Oberfrohna, die nächsten Veranstaltungen bekannt. Alle wurden herzlich eingeladen zu unserer Weihnachtsfeier am 12. Dezember um 14 Uhr in das Eschemuseum.

                               Hannelore Kedzierski

 

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Michael Gründling, Große Bauhausstraße 1, 06108 Halle,  Telefon privat (0345) 2080680.

Gardelegen – Freitag, 27. November, 14 Uhr, Begegnungsstätte VS Gardelegen: Beisammensein zur Vorweihnachtszeit.

Magdeburg – Dienstag, 24. November, 13 Uhr, Immermannstraße: Stickerchen. – Freitag, 27. November, 15 Uhr, TuS Fortschritt, Zielitzer Straße: Singkreis.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vors.: Edmund Ferner. Geschäftsstelle: Telefon (0431) 554758, Wilhelminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

Flensburg – Sonntag, 22. November, 15 Uhr, Kapelle Am Friedenshügel: Gedenkfeier der Vereinigten Landsmannschaften Flensburg zum Totensonntag mit Pastorin Silke Wierk. Anschließend Kranzniederlegung auf dem Ehrenhain. – Donnerstag, 26. November, 19 Uhr, Restaurant Borgerforeningen, Holm 17: Veranstaltung der Preußischen Tafelrunde. Nach dem Essen spricht Wilhelm von Boddien zum Thema „Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses als Humboldt-Forum“. Anmeldungen bitte bis zum 20. November an Wolfgang Kans-torf, Venusbogen 19, 24943 Flensburg. – Mittwoch, 9. Dezember, 15 Uhr, Gemeinschaftsraum, AWO-Servicehaus Friesischer Berg, Mathildenstraße 22, 24937 Flensburg: Adventsfeier mit Kaffee und Kuchen. Zum Programm gehören  Adventslieder, ernste und heitere Geschichten sowie Gedichte zum Advent aus Ostpreußen. Eigene Vorträge bitte mitbringen. Anmeldungen bis zum 4. Dezember Winfried Brandes, Telefon (0461) 74816.

Malente – Sonntag, 6. Dezember, 15 Uhr, Lenter Kate, Bahnhofstraße 13A: Besinnliche Feierstunde bei Kaffee und Kuchen zum Abschluss der Jahresarbeit. Jeder kann mit Beiträgen auf die Weihnachtszeit einstimmen. Angehörige sind herzlich eingeladen. Für Mitglieder liegt der Kostenbeitrag bei drei Euro. Anmeldungen bis Montag, den 30. November, im Blumenhaus Franck, Bahnhofstraße 26. Telefonische Anmeldungen unter (04523) 2659 nur in dringenden Fällen. Allen Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen können, wünscht der Vorstand eine friedliche Weihnachtszeit und ein gesundes neue Jahr, 

Mölln – Sonntag, 29. November, 15 Uhr, Quellenhof: besinnliche Adventsfeier. Auch in diesem Jahr gibt es einen Basar, der schon um 14 Uhr eröffnet wird und zum  Einkaufen von kleinen Weih-nachtsgeschenken, selbstgebackenen Plätzchen, Büchern und sonstigem ei


S. 21 Lebensstil

Asche zu Asche
Friedhofskultur im Wandel − Trend zu Urnenbestattungen schafft auf Friedhöfen viele Freiflächen

Am 22. November, dem Totensonntag, wird wieder der verstorbenen Angehörigen gedacht. Wa­ren auf Friedhöfen bislang Gräber wichtige Orte des Trauerns, so sind es heute immer öfter Urnenstätten.

Der Umgang mit Tod und Trauer prägt die Bestattungskultur einer Gesellschaft. Während man früher selbstverständlich auf der Familiengrabstätte zur letzten Ruhe fand, werden inzwischen durch die zunehmende Mobilität auch der Ort und die Art der letzten Ruhestätte neu definiert, um den Bedürfnissen der Menschen besser gerecht zu werden. Dazu gehört auch die bewusste Auseinandersetzung mit der Thematik bereits zu Lebzeiten, denn Bestattungsvorsorge ist kein Tabu-Thema mehr. Und die letzte Ruhestätte kann aus vielen Möglichkeiten individuell auswählt werden.

Jahrhundertelang war ausschließlich die klassische Erdbestattung im Sarg üblich. Der Friedhof lag meistens direkt neben der örtlichen Kirche, für Arme und Abtrünnige gab es ungekennzeichnete Flächen am Friedhofszaun. Das Familiengrab entsprach der gesellschaftlichen Stellung, und der Zustand wurde von der Gemeinde kritisch beäugt. Der erste Wandel ergab sich durch das Aufkommen der Feuerbestattung, welche die christlichen Kirchen wegen des Widerspruchs zur leiblichen Auferstehung jahrhundertelang abgelehnt hatten, die dann aber aus hygienischen Gründen zum Ende des 19. Jahrhunderts wieder möglich wurde.

Mit zunehmendem Bevölkerungswachstum wurden auch die Plätze neben den Kirchen knapp. Deshalb wurden in größeren Städten Friedhofsflächen ausgewiesen, die nicht mehr direkt den Kirchen unterstanden. Dort war viel Platz für klassische Familiengräber, aber auch für Gemeinschaftsgrabanlagen. Brüderschaften, Zünfte und Innungen unterhielten schon seit dem Mittelalter gemeinschaftliche Gräber. Sie hatten eine gemeinsame Sterbekasse, aus der die Begräbniskosten bezahlt wurden. Mit dem Aussterben vieler alter handwerklicher Berufe gerieten auch diese Gräber oft in Vergessenheit.

Heute werden gemeinschaftliche Grabanlagen auf den Friedhöfen oftmals unter ein Thema gestellt, zum Beispiel Apfelhain, Rosen- oder Schmetterlingsgarten. Dort wird die Bepflanzung vom Friedhof passend abgestimmt und die Grabsteine sollten das Motto gestalterisch aufnehmen. Dabei bleiben die Gräber selbst aber immer individuell.

Eine thematisch sehr besondere Anlage ist ein Fußball-Fanfriedhof, den es bislang für die Anhänger des HSV in Hamburg und Schalke 04 in Gelsenkirchen gibt. Auch Baumgräber auf Friedhöfen sind sehr beliebt. Vielerorts kamen anonyme Grabfelder auf. Die Urnenbestattung dort wurde häufig gewählt, wenn der Verstorbene keine Angehörigen hatte oder diese nicht mit der Grabpflege belasten wollte. Diese Art der „spurenlosen“ Bestattung ist jedoch rückläufig, da viele Friedhöfe Urnen-Grabanlagen gestaltet haben, zum Beispiel mit einem historischen oder bildhauerisch besonderen Grabmal in der Mitte und besonderer Bepflanzung, deren Pflege automatisch von den Friedhofsgärtnern übernommen wird. Die Namen sowie die Geburts- und Sterbedaten der Verstorbenen werden auf eine Platte eingraviert, sodass es kein anonymes Grab ist, aber dennoch keine weitere Pflege anfällt.

Zu diesen pflegeleichten Anlagen gehören auch die immer mehr aufkommenden Kolumbarien, die eigentlich aus dem südlichen Raum stammen. Die Bezeichnung leitet sich vom lateinischen Wort für Taubenschlag ab, weil dazu eine optische Ähnlichkeit besteht. Die Daten der Verstorbenen stehen dort auf den Steinplatten der Urnennischen. Eine besondere Form gibt es teilweise in Kapellen, dort sind die Urnen mit Dekorationsbeigaben hinter Glastüren sichtbar. Eine exklusive Form der Ruhestätte ist ein Mausoleum. Auf vielen historischen Friedhöfen stehen noch ehemals prachtvolle Bauten, mit denen die besondere gesellschaftliche Stellung der Familien auch auf dem Friedhof dargestellt wurde.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts kam es so zu regen Bautätigkeiten auf den Friedhöfen. Nach vielen Jahrzehnten Pause lebte das In­teresse an Mausoleen wieder auf. So wurden auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg historische Mausoleen im Rahmen von Grabmalpatenschaften übernommen und für die eigene Nutzung saniert, aber es werden auch überall auf dem Friedhof neue Mausoleen gebaut. Dabei steht heutzutage das Interesse an einer oberirdischen Bestattungsform im Vordergrund, die Mausoleen werden meistens in schlichter Kapellenform errichtet.

Nach wie vor ist auch die Seebestattung eine klassische Art der anonymen Beisetzung, ebenso wie die in sogenannten Friedwäldern. Dabei handelt es sich um einen Bestattungswald außerhalb von Friedhöfen auf einem frei zugänglichen Grundstück, das speziell für diesen Zweck genehmigt wurde. Das in Deutschland geltende Bestattungsrecht sieht eigentlich den Friedhofszwang vor, so dass eine Urne nicht auf dem Wohnzimmerschrank aufbewahrt werden darf. Da jedoch die einzelnen Bundesländer für die Bestattungsgesetze zuständig sind, gibt es inzwischen in Bremen unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, im eigenen Garten die letzte Ruhestätte zu finden.

Im Ausland gelten großzügigere Bestimmungen zur Bestattung, und so ist es über verschlungene Wege auch möglich, die Asche zu einem Diamanten pressen zu lassen oder sie mit einer Rakete in den Weltraum zu schießen, wo sie dann verglüht. Unabhängig von der Bestattungsart finden sich die Namen und Daten von Verstorbenen inzwischen auch auf Internet-Trauerportalen, oder deren Facebook-Seiten werden posthum weiterbetrieben.

Friedhöfe sind mittlerweile Wirtschaftsunternehmen, die sich gegen Konkurrenz behaupten müssen. Deshalb werden Vorträge und Rundgänge angeboten, um die vielfältigen Angebote zu präsentieren. Viele Friedhöfe, die jahrzehntelang unter der Enge litten, haben jetzt durch die starke Bevorzugung von Urnen- anstelle von Sargbegräbnissen oder alternativer Beisetzungsarten viele freie Flächen. Diese können jedoch nur nach offizieller Entwidmung anders genutzt werden, und die Umwandlung muss behutsam erfolgen. Durch die jahrzehntelangen Belegungsfristen, die bei Familiengrabstätten auch immer wieder verlängert werden können, stehen viele Friedhöfe hier vor einer bis weit in die Zukunft reichenden Aufgabe.   Britta Heitmann


Als die Kisten flimmern lernten
Welttag des Fernsehens naht − Ein Berliner Student löste mit seiner Erfindung alles aus

Am 21. November gedenkt man mit dem „Tag des Fernsehens“ an das erste Weltfernsehforum der Uno, das im November 1996 stattfand. Auf diesem Gipfeltreffen befassten sich Experten erstmals mit der Zukunft dieses Mediums. Doch ein Blick zurück ist mindestens genauso spannend. Mattscheibe nannte man das Fernsehgerät, bevor die Flimmerkiste von modernen Flachbildschirmen abgelöst wurdet.

Tatsächlich begann alles mit einer Scheibe. Als der aus Lauenburg in Pommern stammende  Student Paul Nipkow (1860−1940) am Heiligabend 1883 in seiner Berliner Wohnung hockte, sehnte er sich nach seiner Familie in Pommern, die er aus Geldmangel nicht besuchen konnte. Ein Gedanke ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Wie schafft man es, Bilder über weite Strecken zu übertragen? Nach langem Grübeln kam er auf eine Idee, die die Grundlage für unser heutiges Fernsehen bildete.

Das Telefon war bereits erfunden. Sprache konnte man also übermitteln, aber ging das auch mit Bildern? Dem Geheimnis auf die Spur kam der leidenschaftliche Tüftler beim Betrachten einer brennenden Kerze. Kniff er die Augen zusammen, sah er nur noch einzelne Strahlen oder Punkte. Doch diese setzten sich dennoch wieder zu einem ganzen Bild zusammen. Wenn man also ein Bild Punkt für Punkt zerlegte, diese Punkte übertragen konnte und sie dann in weiter Ferne wieder zu einem Bild zusammensetzte, müsste es gehen.

Am Weihnachtsabend entwickelte er die sogenannte Nipkow-Scheibe: eine mit Löchern versehene Scheibe, mit deren Hilfe er das Bild, das er übertragen wollte, Punkt für Punkt abtastete. Das Bild konnte so zerlegt, die Lichtpunkte später in Stromstöße umgesetzt und elektronisch weitergeleitet werden. Am anderen Ende setzten sich die Punkte schließlich Zeile für Zeile wieder zusammen. Die Scheibe musste sich dabei so schnell drehen, dass das Auge den Punkt- und Zeilenwechsel nicht mehr nachvollziehen konnte.

1884 erhielt Nipkow das Patent über das mechanisch-optische Verfahren zur Bildabtastung. Über 40 Jahre später, 1928 auf der Funkausstellung in Berlin übertrugen die ersten Apparate postkartengroße, unscharfe Bilder über eine gewisse Entfernung. Der schottische Erfinder John Logie Baird schaffte es am 3. Juli 1928 erstmals, farbige Bilder zu senden. Doch dauerte es noch viele Jahrzehnte, bis diese Technik ausgereift war.

Die Nipkow-Scheibe wurde mit einer Handkurbel betrieben. Klar, dass so die Übertragungsgeschwindigkeit und die Qualität der Bilder bald nicht mehr ausreichten. Die Bilder waren dunkel und unscharf und die Auflösung von 30 Zeilen pro Bild eine Herausforderung an die Augen. Der Physiker Karl Ferdinand Braun erfand bereits 1897 eine Röhre, die Braun’sche Röhre. Mit deren Hilfe konnten elektronische Strahlen ebenfalls Punkt für Punkt, aber wesentlich leistungsfähiger an den Bildschirm gelenkt werden. Bis heute funktionieren Fernseher mit Bildröhren so.

1929 wurde in Deutschland die erste Nachrichtensendung ausgestrahlt. Damit begann das Fernsehzeitalter. Jedoch hatte noch niemand einen Fernsehapparat zuhause. In Berlin wurden Fernsehstuben eingerichtet, in denen man Sendungen gemeinsam sehen konnte. Doch war die Qualität der Übertragung schlecht, und es gab nur dreimal in der Woche eine kurze Sendung.

1935 startete der Fernsehversuchsbetrieb vom Sender „Paul Nipkow“. Seit Anfang der 1930er Jahre hatte sich die von Manfred von Ardenne entwickelte elektronische Bildabtastung durchgesetzt. 1939 gab es die ersten Fernsehmodelle für private Zwecke, deren Herstellung durch den Krieg gestoppt wurde. Erst in den 50er Jahren hielten die Flimmerkisten Einzug in viele Haushalte. Immer mehr Menschen konnten sich nun einen Fernseher leisten, und die Technik war inzwischen entscheidend verbessert. Ab 1967 war man soweit, die Bilder farbig übertragen zu können.

Seit einigen Jahren sind die Röhrenbildschirme durch neuere, anders funktionierende Flachbildschirme abgelöst worden. Beim heutigen hochauflösenden Fernsehen (HDTV) wird ein Bild in 1080 Zeilen mit über zwei Millionen Pixeln zerlegt. Davon konnte Nipkow noch nicht einmal träumen.         Silvia Friedrich


Kleine Farbenlehre
Wo man schwarz sieht und wo nicht

Fast wäre sie 2014 „Wort des Jahres“ geworden, Schäubles „schwarze Null“. Manche Sprachkundler sahen dieses Schwarz als positive Ausprägung, anders als „schwarz arbeiten“ (fahren, ärgern, hören). Aber dem seien Begriffe vor wie Schwarzkittel (Wildschwein), Schwarzerde, Schwarzwurzel, Schwarzbrot oder Lützows Schwarze Jagd. Von der SS (Schwarzes Korps) bis zum IS unter schwarzer Flagge passt schwarz auch zu Zeichen des Extremismus. Das ist bei anderen Farben ähnlich, wie „gelbe Ge­fahr“, „grüne Flagge“ (des Propheten), „weißer (roter) Terror“ oder „Braunhemden“.

Modemacher erkundeten, dass Schwarz nur bei 7,3 Prozent der Deutschen be­liebt ist, weit hinter Blau (25), Rot (14,3), Grün (13,3) und Gelb (7,4). Linguisten ist das egal, da sie Farbadjektive nach „Sagen“ und „Meinen“ unterscheiden: Man sagt Blau und meint blaue Blume, UN-Blauhelme, Blaustrumpf, blauer Brief („Versetzung gefährdet“), Blauhemd, blauer Montag, blau machen (oder sein, also betrunken) oder blauer Dunst.

Ähnlich ist es mit Weiß: weiße Weste (Unschuld), weißer Fleck (Unwissen), weiße Fahne (Ergeben), Weißes Haus (Machtzentrum). Dito mit Grün: grüne Hölle (Dschungel), grüner Junge (unreif), Grünrock (Jäger), grüne Lunge (Park), grüner Tisch (nur Theorie), grüner Zweig (Erfolg). Also ist alles im grünen Bereich.

Die wohl schillerndste Farbe ist das warm-dynamische Rot, das für Blut, Feuer, Liebe, Mut und Hingabe steht, auch als politische Reizfarbe, wie Hitler 1925 in „Mein Kampf“ ausführte: „Als Farbe wurde grundsätzlich Rot gewählt, sie muss unsere Gegner am meisten empören.“ Die Gegner waren SPD und KPD mit ihren roten Fahnen.

Generell ist Rot die Farbe mit dem am vielfältigsten Gemeinten: rote Abendsonne, roter Hahn (Brand), rote Karte (Fußball), roter Teppich (Ehre), rotes Tuch (Abneigung), keinen roten Heller haben (Armut), rot sehen (außer sich sein), rote Zahlen (Pleite).

War noch was? Bei sächsischen Touren ins Blaue trifft man auf die Flüsse Weiße und Schwarze Elster, die außer ihren altslawischen Namen nichts gemeinsam haben. Die Slawen entliehen von Hunnen und Mongolen die geografische Verwendung von Farben: Weiß war Nord (Weißes Meer, Weißrussland), Rot und Schwarz Süden (Schwarzes Meer, Rot-Russland für Ukraine). Moskau war eine Mikrodemonstration dessen: Die nördliche Altstadt als Weiße Stadt und das südlich gelegene Zentrum als Roter Platz.   Wolf Oschlies


S. 22 Neue Bücher

Mit Gewicht und Wucht
Deutschlands Rolle in der EU

Was ist schon Europa? Der Berliner Politologe Herfried Münkler (64) hat in seinem Buch „Macht in der Mitte. Die neuen Aufgaben Deutschlands in Europa“ bissige Sottisen für den (relativ) kleinen Erdteil parat: Er charakterisiert ihn als „Vorgebirge der asiatischen Landmasse“, als bloße Halbinsel Asiens. Nach derlei geographischer Plänkelei widmet sich Münkler allerdings der tatsächlichen Bedeutung unseres Kontinents, und da wird Europa zum globalen Riesen.

Es sei der politische, ökonomische und kulturelle Mittelpunkt der Welt, schreibt Münkler. Deutschland aber bilde nach der Wiedervereinigung nicht nur das geografische, sondern auch das politische und ökonomische Zentrum Europas. Es hat 20 Millionen Einwohner mehr als Frankreich. Es erbringt mit nur

8 Prozent Territorium und 17 Prozent Bevölkerung 27 Prozent der EU-Wirtschaftsleistung. Da liegt Münklers Forderung nahe, dass Deutschland in Europa führen müsse. Daraus aber wird einstweilen nichts. Die Gründe dafür sieht der Politologe unter anderem in den deutschen „Verwundbarkeiten“. Die europäischen Nachbarn nutzen sie aus und kochen „antideutsche Affekte“ hoch. Mit Beschwörungen der Geschichte, mit Fokussierung auf die Untaten des Dritten Reiches fördern sie offensiv „eine moralische Desavouierung deutscher Positionen“. England habe diese Klaviatur immer bespielt, andere greifen neuerdings in die Tasten. Sie thematisieren deutsche Kriegsverbrechen neu, sie machen angebliche Reparationsansprüche geltend und sie schmähen Deutschland mit denunziatorischen Karikaturen. Es gäbe nun einmal keine „europäische Identität“, nur eine diffuse Unzufriedenheit mit Brüssel, die neuerdings besonders mit Anklagen gegen Berlin durchsetzt sei. Deutschland eigne sich bestens als Sündenbock für die eigenen Probleme und Schwierigkeiten. Das alles werde sogar noch zunehmen, wenn sich die USA weiter aus Europa zurückzögen und Deutschland dadurch an Bedeutung gewinne. 

Was aber ist aus deutscher Sicht zu tun? Zunächst einmal habe man sich zu lange in die komfortable Position zurückgezogen, aus der zweiten Reihe zu führen, rügt Münkler. Dieses notorisch zurückhaltende Vorgehen sei historisch verständlich, aber es werde den aktuellen Anforderungen nicht gerecht. Die Deutschen müss-ten härter werden, und den Wunsch aufgeben, von allen geliebt zu werden. Immerhin sei man „Zahlmeister der EU“. Da könne man auch bereit sein, den „Zuchtmeister“ zu spielen. Allerdings mit Bedacht: Deutschlands europäische Mittellage soll vermitteln und ausbalancieren, nicht zur Hegemonie tendieren. Er verweist auf den deutschen Denker Constantin Frantz. 1859 – damals im preußischen Staatsdienst stehend – postulierte er, dass die Deutschen auf die Bildung eines Nationalstaats verzichten sollten, um sich als Schutzmacht der zahlreichen kleinen Nationen Mitteleuropas zu profilieren. Heutzutage könne das „Europaprojekt“ nur unter stärkerer deutscher Führung aus Stagnation und Rückentwicklung aufsteigen.

Ein europäisches „Bürgerprojekt“ werde es wohl nie geben, ahnt Münkler, sieht das aber nicht als Makel: „Die europäische Integration war und ist ein viel zu komplexer Prozess, als dass man diesen der begleitenden Kontrolle und Einspruchnahme der Bevölkerung aussetzen könnte.“ Man mag dem zustimmen oder nicht, auf jeden Fall kommen Münklers Gedanken mit Gewicht und Wucht daher. Sein Buch ist eine empfehlenswerte Lektüre.   Wolf Oschlies

Herfried Münkler: „Macht in der Mitte. Die neuen Aufgaben Deutschlands in Europa“, Edition-Körber-Stiftung, Hamburg 2015, gebunden, 203 Seiten, 18 Euro


Merkelsche Bastapolitik
Ein konfuses Buch zur CDU

Franz Walter,  Politologe in Göttingen, bringt mit wechselnden Mitautoren Publikationen heraus, die auf wenig Gegenliebe stoßen. 2013 wurde seine Studie über Bürgerproteste als „wissenschaftliches Brimborium“ gerügt, 2014 war sein „Forschungsprojekt“ zur grünen Pädophilie kaum mehr als ein peinlicher Persilschein für die Ökopartei. Über „Die CDU – Entstehung und Verfall christdemokratischer Geschlossenheit“ lässt sich  ebensowenig Gutes sagen. Inhaltlich wirkt das Buch konfus, Da wird der CDU eine „römisch-katholische Wählerbastion“ zugeschrieben, um gleich darauf ihre „in wesentlichen Teilen protestantische“ Mitgliedschaft zu betonen Offensichtlich haben Walter und sein Team wenig für die CDU übrig, schätzen aber Angela Merkel: Sie  pflege eine neue „Diskussionskultur“. Ihr Führungsstil hebe sich positiv von der Schröderschen Basta-Politik ab. Aber ist das wirklich so? Inwieweit unterscheidet sich eigentlich Merkels Mantra von der „Alternativlosigkeit“ von den Basta-Sprüchen ihres Vorgängers?          Wolf Oschlies

Franz Walter, Christian Werwath, Oliver D’Antonio: „Die CDU – Entstehung und Verfall christdemokratischer Geschlossenheit“, Nomos Verlag, Baden-Baden 2014, broschiert, 273 Seiten, 24 Euro


Bismarck im Überblick
Sechs besonders lesenswerte Bücher und Reihen über den »Eisernen Kanzler«

Das Bismarckjahr 2015 geht zu Ende. Allerdings hat der 200. Geburtstag Otto von Bismarcks (1. April 1815 – 30. Juli 1898) in der Öffentlichkeit keine so intensive Beachtung gefunden wie etwa das Ende des Zweiten Weltkrieges oder der Abwurf der ersten Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki vor 70 Jahren. Blickt man allerdings auf die Publizistik, so kann man von einem nachlassendem Interesse nicht sprechen. Die schon seit einigen Jahren währende intensive Auseinandersetzung mit Politik und Person des ersten Reichskanzlers hat sich fortgesetzt und neben der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung auch mehrere populäre Darstellungen gebracht. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien einige besonders lesenswerte Titel genannt.

Dazu zählt sicherlich die in diesem Jahr erschienene Biographie „Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert“. Für den Autoren, Christoph Nonn, einen in Düsseldorf lehrenden Neuzeithistoriker, ist Bismarck ein „pragmatischer preußischer Konservativer“, dessen vorrangiges Ziel es gewesen sei, Preußens Macht zu wahren und zu mehren. Bismarck, so Nonn, lebte in der altpreußischen Welt des Adels. Die großen Veränderungen wie die bald nach der Reichsgründung einsetzende Industrialisierung habe er letztlich nicht verstanden. Wie eigentlich alle Biografen unterscheidet auch Nonn zwischen dem reaktionären Innenpolitiker und dem pragmatischen, von der „Saturiertheit“ des vereinten Deutschlands ausgehenden und auf einen stabilen Frieden in Europa zielenden Außenpolitiker Bismarck.

Die flüssig erzählte Biografie, die wie oft bei diesen Büchern ihre Dynamik schon durch das bewegte Leben dieses Politikers selbst bekommt, bettet das Geschehen in Preußen und Deutschland ein in die damalige Geschichte Europas. Wie Seismografen reagierten die wichtigen fünf Zentren London, Paris, St. Petersburg, Wien und Berlin auf die geringsten Gefährdungen des europäischen Gleichgewichts. Diese Stabilität der, wie man heute sagt, internationalen Beziehungen erörtert Nonn in einem nachdenklichen Vergleich der Reichsgründung von 1871 und der Wiedervereinigung von 1990.

Noch in den Jahren der deutschen Teilung war gleichzeitig in der Bundesrepublik und der DDR der erste Band einer umfangreichen Bismarck-Biographie des in der DDR lebenden Historikers Ernst Engelberg herausgekommen, dem 1990 ein zweiter Band, – insgesamt dann über 1600 Seiten – folgte. Das Buch erregte seinerzeit beträchtliches Aufsehen, weil hier ein zwar marxistisch denkender, aber ohne ideologische Enge argumentierender Wissenschaftler dem „Eisernen Kanzler“ eine ungewöhnlich freundliche Reverenz erwies. Jetzt hat sein Sohn Ernst die schon vom Vater geplante Kürzung des Werkes ausgeführt und  im selben Verlag  herausgegeben, der schon die damaligen Ausgaben publiziert hatte.

Auch diese 864 Seiten umfassende „Kurzfassung“ besticht durch die immense Faktenfülle, durch einen lebendigen Erzählstil, der einmal mehr an die Mahnung des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt auf dem Deutschen Historikertag 1980 in Hamburg erinnert: Historiker sollten populärwissenschafliche, also verständliche Bücher schreiben. Der Leser durcheilt Engelbergs Buch geradezu atemlos, auch hier ist das Geschehen weit auf Europa ausgeweitet. Natürlich übte der DDR-Historiker Engelberg harsche Kritik an Bismarcks Politik gegenüber der „gemeingefährlichen Sozialdemokratie“. Letztlich fällt sie aber nie plump oder herabsetzend aus. Gleichzeitig ist das Buch eine Würdigung der Bismarckschen Friedens- und Stabilitätspolitik.

Wer es kürzer mag, ist mit dem kleinen, schlicht „Bismarck“ betitelten Bändchen des früher in Köln lehrenden Historikers Eberhard Kolb gut bedient. Kolb stellt fest, dass heute sowohl die Glorifizierung des Kanzlers als auch dessen Dämonisierung endgültig vorbei seien.

Bismarck habe als nüchterner Machtpolitiker aus einem altpreußischen Verständnis heraus gehandelt; so müsse man heute seine Politik sehen. Der kleine Band gefällt gleichermaßen durch die dichte Darstellung der Ereignisse als auch durch die Einordnung in innerdeutsche und europäische Situationen. Mitunter verständlicher als in umfangreichen Büchern wird hier Bismarcks oft erbitterter Kampf mit den wechselnden Fronten im Reichstag deutlich. Hier war er um 1890 derart in der Defensive, dass er ernsthaft an einen Staatsstreich von oben dachte, also an eine Umwandlung des Reiches in einen reinen und damit wieder absolutistisch regierten Fürstenbund. Das Zerwürfnis darüber mit dem jungen Kaiser Wilhelm II. führte letztlich zu seiner Entlassung.

Bei Goethe oder Beethoven wird mitunter geraten, nicht so viel über sie zu studieren, sondern sie direkt zu hören oder zu lesen. Das  ließe sich auch von Bismarck sagen. Selbst schärfste Kritiker bescheinigen ihm eine Meisterschaft in Sprache und Stil. Seine Braut- und Ehebriefe an Johanna von Puttkamer (sie hat ihr „Ottochen“ fast 50 Jahre lang mit rührender Liebe umsorgt) gelten zu Recht als Preziosen deutscher Briefliteratur. „Bismarck original“ findet man in der „Neuen Friedrichsruher Ausgabe“ im Schönigh-Verlag Paderborn. Herausgeber sind neben dem schon genannten Eberhard Kolb unter anderem die Historiker Klaus Hildebrand und Lothar Gall (dessen hochgelobte Bismarck-Biografie von 1972 „Der weiße Revolutionär“ noch immer als Taschenbuch bei Ullstein zu haben ist). Neu ist die Friedrichsruher Ausgabe, weil die frühere, schon bald nach Bismarcks Tod einsetzende Sammlung seiner Schriften und Briefe einfach nicht mehr heutigen Ansprüchen genügte.

Die neuen Friedrichsruher-Bände sind in vier Abteilungen unterteilt. Das bekannteste Werk „Gedanken und Erinnerungen“ ist vor vier Jahren erschienen. In der Abteilung Schriften 1871 bis 1898 kam zuletzt ein Band zu den Jahren 1888 bis 1890 heraus. Er umfasst die hochdramatischen Jahre bis zur Entlassung.

Im privaten Kreis war Bismarck ein geistvoller Plauderer und liebenswürdiger Gesellschafter. Das spiegelt sich in unzähligen Anekdoten, die über ihn kursieren. Eine  Auswahl haben zwei Wissenschaftler von der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh zusammengetragen  Das kleine Bändchen von Ulrich Lappenküper und Ulf Morgenstern liest man mit Freude und Gewinn. Wer dem „Eisernen Kanzler“, der Bismarck letztlich doch gar nicht war, bislang eher misstraute, kann nach dieser Lektüre leicht zu seinem Fan werden – und sich vielleicht sogar auch für die gesamte Bismarck-Familie interessieren. Dann ist Axel Schnorbus und Alexander von Bismarcks Buch „Die Bismarcks in Döbbelin. Eine Familiensaga aus acht Jahrhunderten“ zu empfehlen. Schloss und Gut Döbbelin nahe Stendal, heute zu Sachsen-Anhalt gehörend, zählen zum ältesten Besitz der Familie. Den ersten Bismarcks wurde es im März 1344 vom dortigen Markgrafen verliehen. Die Anlage hat Kriege und die DDR überstanden. Die früheren Besitzer konnten zurückkehren und haben das heruntergekommene Anwesen wieder zu einem blühenden Zentrum der Region gemacht. Die „Familiensaga“ aus dem Herder-Verlag lässt nicht nur  die bewundernswerte Energie heutiger Bismarcks erahnen, sondern blickt ebenso auf die Höhen und Tiefen der Familiengeschichte seit den Angangsjahren zurück.

Bismarck und kein Ende? Man möchte es glauben, auch wenn es letztlich, wie ein Vergleich der Biografien zeigt, meist nur um Nuancen geht. Emotionen sind noch da, aber schwächer geworden. Eines scheint sicher: Die unselige, nach 1945 angeblich so zwangsläufige Linie Luther – Bismarck – Hitler gilt nicht mehr. In Schillers „Wallenstein“ findet sich das geflügelte Wort: „Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte“. So auch bei Bismarck. Aber gerade das macht wohl historische Persönlichkeiten aus. Man kann ihnen gegenüber einfach nicht gleichgültig sein.          Dirk Klose 

Christoph Nonn: „Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert“, C.H. Beck Verlag, München 2015, gebunden, 416 Seiten, 24,95 Euro

Ernst Engelberg: „Bismarck. Sturm über Europa“, Siedler Verlag, München 2014, gebunden, 864 Seiten, 39,99 Euro

Eberhard Kolb: „Bismarck“, C.H. Beck Wissen, München 2014; broschiert, 144 Seiten, 8,95 Euro

Eberhard Kolb, Klaus Hildebrand. Lothar Gall u. a. (Hrsg): Otto von Bismarck. Gesammelte Werke (acht Bände bislang), Schönigh-Verlag, Paderborn 2005–2014, gebunden, 616­–856 Seiten, 58–87 Euro

Ulrich Lappenküper und Ulf Morgenstern: „Otto von Bismarck. Sein Leben. Die besten Anekdoten über den Eisernen Kanzler“. C.H. Beck Verlag, München 2015; broschiert, 128 Seiten, 9,95 Euro

Axel Schnorbus, Alexander von Bismarck: Die Bismarcks in Döbbelin. Eine Familiensaga aus acht Jahrhunderten. Herder Verlag, Freiburg 2015, gebunden, 240 Seiten, 29 Euro


S. 23 Rautenberg Buchhandlung

Rautenberg Buchhandlung


S. 24 Panorama

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Waren’s die Nazis? / Warum Merkel die Täter von Paris nicht nennt, was man »instrumentalisieren« darf und was nicht, und wie man Protest erstickt

Wer waren eigentlich die Täter von Paris? Fragen wir die Frau, die schon von Amts wegen am besten Bescheid wissen muss im Land – unsere Kanzlerin. Angela Merkel hat am Tag danach eine offizielle Stellungnahme abgegeben zu dem Massaker, dem mindestens 132 Menschen zum Opfer fielen.

Darin lesen wir, die Täter waren – „die“. Wie bitte? Ja, wer denn jetzt? Wer ist mit „die“ gemeint? Das sagt die Kanzlerin nicht, sie erwähnt die Täter mit keinem Wort, außer mit der Bezeichnung „die“: An die Franzosen gerichtet verspricht sie: „Wir werden gemeinsam mit Ihnen den Kampf gegen die führen, die Ihnen so etwas Unfassbares angetan haben.“

Gegenüber den Tätern verhält sich Merkel mit dieser Formulierung natürlich sehr taktvoll, indem sie ihnen die schmachvolle Erwähnung in dem grausigen Zusammenhang erspart. Wir indes stehen angesichts von so viel rhetorischer Rücksichtnahme etwas ratlos da.

Wenn uns schon die Worte nicht weiterbringen, dann vielleicht die Taten, mit denen Politik und Behörden auf den Massenmord reagieren. Und siehe da: Es gibt einen Hinweis! Der Verfassungsschutz hat angekündigt, als Reaktion auf Paris 250 zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Na also, und wenn wir jetzt noch erfahren, gegen wen die Leute eingesetzt werden, dann haben wir bestimmt die Information, wer an der Seine gemordet hat.

Von den 250 neuen Verfassungsschützern werden 150 eingestellt zur besseren Bekämpfung des Rechtsextremismus. Danach müssen es Nazis gewesen sein, die in der französischen Hauptstadt dieses unfassbare Gemetzel angerichtet haben. Aus diesem Grunde wurde als erste Reaktion ja auch der Schutz der Asylheime in Deutschland verstärkt.

Wie? Was höre ich Sie sagen? Das in Paris waren gar keine Nazis, sondern Islamisten? Na, Sie sind gut, und wie erklären Sie mir dann die gezielte Aufstockung beim Verfassungsschutz und das mit den Asyllagern? Und wieso liest man im Netz überall, dass wir wegen Paris vor allem besorgt sein sollten vor angeblichen Islamfeinden wie den Pegida-Spazierern?

Das liegt wahrscheinlich daran: Als ein verrückter Mann auf die Kölner Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker eingestochen und die Frau beinahe getötet hatte, stellte der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner fest: „Pegida hat in Köln mitgestochen.“ Derselbe Stegner ließ nun verlauten: „Versuche, (die) Pariser Gewalttaten von rechts zu instrumentalisieren, sind pietätlos gegenüber den Opfern und widerwärtig.“

Das eine darf also „instrumentalisiert“ werden, das andere nicht, daher das Gewürge um die Täter von Paris. Deren Schandtat lässt sich nämlich nicht so einfach in Stellung bringen, um die Gegner der herrschenden Politik mit blutigem Dreck zu bewerfen, wie dies dem Genossen Stegner im Falle des Reker-Attentats so virtuos wie gewissenlos gelungen ist.

Vielmehr sieht man die Gefahr, dass böse Geister Rückschlüsse aus Paris ziehen könnten hinsichtlich von Fragen wie Multikulti, offene Grenzen und Massenzuwanderung. Ergo müssen wir versuchen, die Pariser Vorfälle von allen Hintergründen und Verursachern zu trennen, bis sie völlig losgelöst von allen Zusammenhängen schwerelos im Raum schweben wie ein entfernter Himmelskörper, der mit uns, unserer Politik oder vordringenden radikalreligiösen Strömungen auf unserem Planeten nicht das Geringste zu tun hat.

Keiner zieht diese Linie gründlicher durch als die Kanzlerin. Bei ihr haben die Täter nicht nur keinen Hintergrund und kein Motiv. Sie besitzen nicht einmal einen Namen, daher nennt sie sie bloß „die“.

Ob die Deutschen das wohl mitmachen? Vernunftbegabte Staatsbürger haben ja diese ekelhafte Angewohnheit, nach „Fakten“ zu fragen, nach „Ursachen“, also nach den Hintergründen. Insbesondere, wenn es sich um einen Massenmord handelt, der auch sie demnächst treffen könnte, wenn sie an einem Berliner Glühweinstand stehen, ein Rock-Konzert in Hamburg besuchen oder in einem Münchener Café sitzen, wenn sie durch Dresden schlendern oder in Köln Tauben füttern – völlig egal, der Schatten des Todes aus der Hand des Islamischen Staates liegt ab sofort allerorten über uns. Mit dieser Gewissheit im Nacken könnten die Menschen etwas unbequem werden, was bei Politikern nie gut ankommt.

Dem begegnen die hohen Herrschaften mit einer ausgefeilten Doppelstrategie. Einerseits werden die Bürger eingeschüchtert: Wer die Nerven verliert oder gar etwas ins Unreine spricht, was ihm (mit ein  bisschen bösartiger Phantasie) als islamfeindlich oder gar rechtsradikal ausgelegt werden könnte, der bekommt Ärger. Daher verharren die Menschen in sprachloser Trauer um die Pariser Opfer oder in atemloser Furcht vor dem, was ihnen selbst drohen könnte, statt dass sie nach Hintergründen fragen oder eine eigene Meinung äußern.

Das wirkt ganz wunderbar: Hören Sie mal Leuten zu, die ihr Unbehagen über die Asylflut zum Ausdruck bringen wollen! Herrlich, wie die sich um sich selbst winden und das übliche, eingetrichterte Ausflüchte-Repertoire absondern: „Nicht, dass Sie jetzt glauben, ich sei irgendwie rechts oder so, ich habe sogar mal die Grünen gewählt!“ Absolut erbärmlich, das Gequatsche, soll heißen: Die Einschüchterung funktioniert blendend!

Es sei denn, die Deutschen durchschauen das Spiel irgendwann. Das werden wir daran erkennen, dass sie plötzlich sagen: „Was schimpfen Sie? Ich sei rechts? Stimmt, da liegen Sie absolut richtig, und jetzt?“ Dies wäre das Signal, dass es gefährlich wird. Denn wer so trotzig dagegenhält, der hat das Zaumzeug des Untertanen abgelegt und sich zum frei denkenden Bürger emanzipiert, mit anderen Worten: Er ist eine Bedrohung.

In dem Moment muss die zweite Stufe der Strategie eingeleitet werden. Was ist überhaupt „rechts“? Einst bezeichnete man, wenn kein „-extrem“ oder „-radikal“ drangehängt war, damit das bürgerliche Lager von den Nationalliberalen über die Christdemokraten bis zu den Konservativen.

Inzwischen ist es gelungen, „rechts“ zum politmoralischen Straftatbestand umzulügen. Um die damit erreichten Möglichkeiten zu nutzen, müssen die „Rechten“ aber auch ab und zu „die  Maske fallen lassen“. Hier kommen die 150 zusätzlichen Rechtsextremismus-Bekämpfer beim Verfassungsschutz ins Spiel. Diese Leute ausgerechnet als Reaktion auf Paris einzustellen, ist nämlich keineswegs so balla balla, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Seit der NPD-V-Mann-Affäre haben wir’s schwarz auf weiß, dass der Verfassungsschutz nicht nur Beobachter, sondern vor allem emsiger Mitveranstalter, nicht selten gar Hauptveranstalter rechtsextremer Umtriebe in Deutschland ist. So liegt der Verdacht nahe, dass die 150 zusätzlichen Kräfte vor allem Schwung in diese Szene bringen sollen, damit „rechts“ das Wort für das absolute Böse bleibt und die Deutschen voller Schrecken derart gebannt auf das Treiben „am rechten Rand“ blicken, dass alles andere in den Hintergrund tritt.

So könnten staatliche Rechtsextremisten-Darsteller bei Pegida-Demos mitlaufen und im günstigen Moment was Scheußliches sagen, damit der herbeigeeilte Staatssender das „wahre Gesicht der angeblich besorgten Bürger“ zeigen kann. Mit dieser Masche erstickt man Protest weitaus effektiver als mit simpler Gegenpropaganda der Marke „Pack“ und so. Wer wollte in so einem Moment noch von Islamisten reden? Oder vor offenen Grenzen und wachsenden Ghettos in unseren Städten warnen? Und wer will dann noch „rechts“ sein?

Als Angela Merkel kurz vor den Pariser Anschlägen wohlgemut verkündete, „die Kanzlerin hat die Lage im Griff“, haben einige Kommentatoren nur bitter gelacht. Das war verfrüht. Die haben nämlich bloß nicht verstanden, wie die Frau Merkel das gemeint hat.


MELDUNGEN / ZUR PERSON

Denkmal geschändet

Mainz – Vermutlich linksextreme Täter haben in der Nacht zum Volkstrauertag das Denkmal für die Opfer der Rheinwiesenlager in Bretzenheim bei Mainz geschändet. In den Lagern hatten US-Truppen 1945 deutsche Gefangene unter freiem Himmel eingepfercht, Zigtausende kamen hier um. Der Anschlag steht vermutlich im Zusammenhang mit einer NPD-Veranstaltung, die am Trauertag dort stattfand.             H.H.

 

Erneut Anschlag auf Petrys Büro

Borna – Auf das Büro der sächsischen AfD-Fraktionsvorsitzenden Frauke Petry, die auch Bundeschefin ihrer Partei ist, in Borna bei Leipzig wurde ein Anschlag verübt. Es ist laut AfD der 22. Anschlag auf ein Büro der Partei. Im August war bereits Petrys Büro in Leipzig angegriffen worden. Unterdessen ist die AfD laut einer Umfrage des „Insa“-Instituts auf 10,5 Prozent bundesweit angewachsen und damit an Linkspartei und Grünen vorbei zur drittstärksten Kraft aufgestiegen.        H.H.

 

Der mit der roten Karte spielt

Nach dem Motto, „Die Spiele müssen weitergehen“, entschied der Deutsche Fußball-Bund (DFB), das Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden am vergangenen Dienstag nicht abzusagen. Hätte der wegen „schwarzer Kassen“ bei der WM-Vergabe von 2006 zurückgetretene DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auch so entschieden? Da ihm oft ein direkter Draht zu den Spielern nachgesagt wurde, hätte er ihnen nach dem vom Attentatslärm geprägten Spiel gegen Frankreich vielleicht eine Erholung vom Schockzustand gegönnt.

Reinhard Rauball, der den DFB seit dem 9. November gemeinsam mit Rainer Koch kommissarisch leitet, tickt anders. Er hatte sich für die Ansetzung des Testspiels ausgesprochen. Weil er als verantwortungsbewusstes Alpha-Tier wenig zimperlich ist, brachte ihn das sowohl an die Spitze des Bundesliga-Klubs Borussia Dortmund wie auch des Ligaverbandes, der für die Vermarktung der Profiligen zuständig ist.

In Tagen, da der Sport national wie international wegen Korruptionsvorwürfen und als weiches Terrorziel in der Krise steckt, kommt Rauball eine wichtige Be­deutung zu. Er ist der Präsidentenmacher. Da der 68-Jährige wegen der Altersgrenze selbst nicht als DFB-Chef kandidieren will, nimmt er im Vorfeld Einfluss auf die an­stehende Wahl. Die Amateurverbände, die sich intern für den CDU-Mann Reinhard Grindel als Niersbach-Nachfolger ausgesprochen hatten, wies SPD-Mann Rauball sofort in die Schranken.

Auch beim Fußball geht es nicht ohne politisches Farbenspiel. So wird Rauball demjenigen die rote Karte zeigen, der als zukünftiger DFB-Präsident keine Ambitionen auch auf das höchste Fußballamt hat – das des Fifa-Chefs. Denn auch für Sepp Blatter wird ein Nachfolger gesucht. Bei der Fifa gibt es keine Altersgrenze. Vielleicht ist das ja etwas für Rauball.        Harald Tews


MEINUNGEN

Mit beißendem Spott quittiert Burkhard Müller-Ullrich auf der „Achse des Guten“ (16. November) die Empörung darüber, dass Finanzminister Schäuble den unkontrollierten Zuwandererstrom als „Lawine“ bezeichnet hat:

„Dieser zur Begriffs-Comedy verkommene Journalismus könnte (und wird eines Tages) jedes beliebige Wort skandalisieren: Oh, er hat ‚Flut‘ gesagt – Schweinerei! Er sprach von ‚Problem‘ – der Verbrecher! Er schämte sich nicht, von ‚Zustrom‘ zu reden. Wann endlich wird der ‚Spiegel‘ seine Selektorenliste mit den Ausdrücken, die er zu verpönen gedenkt, der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen?“

 

 

Finanzexperte Thorsten Schulte kritisiert, dass die Politik pauschal bestreitet, was Umfragen, Geheimdienstberichte und Augenzeugen bestätigen: Dass unter den „Flüchtlingen“ auch IS-Sympathisanten sind. Auf „Kopp online“ (16. November) prophezeit er:

„Kommt es doch zu Anschlägen und inneren Unruhen, an denen Flüchtlinge beteiligt sind, wird die gesamte Öffentlichkeit den Blick auf ... den unkontrollierten Zugang und die Kontrollpflichten des Parlaments gegenüber der Bundesregierung und der Bundeskanzlerin richten. Dann schlägt die Stunde der Wahrheit.“

 

 

Springer-Chef Mathias Döpfner fordert in der „Welt“ (15. November) ein Ende von falscher Offenheit und stattdessen den Kampf für unsere Freiheit:

„Die Flüchtlingskrise und nun die Terrorwelle von Paris sind die Brandbeschleuniger eines Kulturkampfes, der seit Langem schwelt ... Die schrankenlose Weltoffenheit von heute ist nur die Vorhut einer neuen Welle hässlichster Xenophobie. Am Ende stehen Staatskrise und Ausschreitungen bis hin zum Bürgerkrieg. Die Antwort kann nur eine Politik der Stärke, der entschiedenen und selbstbewussten Verteidigung von Rechtsstaat, Demokratie, Religionsfreiheit, Marktwirtschaft und Menschenrechten sein.“

 

 

Michael Klonovsky schrieb auf seinem Blog „Acta diurna“ (11. November) zum Tode von Helmut Schmidt:

„Sei sein Tod Anlass, daran zu erinnern, dass es in diesem Land Kanzler gab, die imstande waren, in freier Rede zusammenhängende Sätze mit passabler Syntax und einem erkennbaren Inhalt zu formulieren und die damit dem Zuhörer zumindest suggerierten, er, Sprecher, halte ihn für ein vernunftfähiges, überzeugenswürdiges Wesen und nicht für einen unmündigen Idioten, dem wahllos Wortbrocken und Satzstummel ins Maul gestopft gehören, auf dass er es auch künftig halte.“

 

 

Lisa Caspari sieht in der „Zeit“ (11. November) Anzeichen für ein Ende der Ära Merkel:

„Vielleicht aber, das wäre die dramatischere Variante, glaubt die Kanzlerin noch an ihr ,Wir schaffen das‘ und ist damit inzwischen so allein, dass längst andere für sie regieren. Darauf deutet das eigenmächtige Handeln von Innenminister Thomas de Maizière hin. Über seine Entscheidung, das Dublin-Verfahren wieder anzuwenden, wusste das Kanzleramt nichts.“