20.04.2024

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Preußische Allgemeine Zeitung - Aktuelle Ausgabe

© Preußische Allgemeine Zeitung Ausgabe 23/16 vom 10.06.2016

S. 1 Preußische Allgemeine Zeitung

Panik statt Plan
Linksruck der SPD und Aufstand der CSU: Das System Merkel zerreißt

Die Politik von reinem Machtkalkül und inhaltlicher Beliebigkeit trudelt ihrem Ende entgegen. Die Groko ist angezählt.

Bundespräsident Gaucks Ankündigung, im Mai 2017 nicht für eine zweite Amtszeit zu kandidieren, hatte den Spitzen von Schwarz-Rot gerade noch gefehlt. Die Suche nach einem Nachfolger dürfte den Prozess der Entzweiung und Erstarrung innerhalb der Großen Koalition weiter vorantreiben. Die wachsende Verunsicherung vieler Akteure wird im Zuge dessen noch offensichtlicher hervorstechen.

Als gäbe es nicht schon genug Ärger: Das Verhältnis der beiden Unionsparteien ist, glaubt man gewichtigen Stimmen, zerrütteter denn je (siehe S. 3: Von Union keine Spur). Just in diesem Moment verlieren die Sozialdemokraten die Nerven und blasen in aller Eile zum Marsch nach ganz weit links. Die jüngst nur noch vernichtend zu nennenden Umfragewerte haben die SPD-Strategen in Todesangst versetzt.

Die SPD hat erkannt, dass Merkel die CDU so weit nach links geführt hat, dass sie die SPD zu zerquetschen droht. Den einzigen Ausweg sehen die Sozialdemokraten darin, so tief ins rote Gedankengut einzutauchen, dass die CDU ihnen unmöglich dorthin folgen kann.

Damit aber wächst die Spannung in der Groko noch weiter. Der CSU ist schon die CDU deutlich zu weit nach links gewandert. Wie sollen die Bayern dann mit einer SPD bis September 2017 weiter koalieren, die ihr Heil in einem spürbar drastischeren Linksruck sucht?

Angela Merkels Strategie stand unter der Losung „Ich will alles“. Durch die Vereinnahmung der Positionen anderer, linkerer Parteien schaffte sie es, die SPD in die Ecke zu drängen. Die FDP hat Merkel in den Jahren 2009 bis 2013 regelrecht zu Tode gehungert. Danach konnte ihre Strategie, rein partei- und machtpolitisch betrachtet, als großer Erfolg gelten.

Jetzt beginnt sie zu scheitern. Der erste Tiefschlag war das Aufkommen der AfD. Die politische Neutralisierung der Konservativen und Nationalliberalen als missachtete, aber zuverlässige Wählerreserve für die Union war damit beendet. Mit der Ankündigung eines Linksrucks seitens der SPD und dem kaum noch einzufangenden Groll der CSU gerät die Überdehnung der „Merkel für alle“-Strategie an den Rand des Zerreißens.

Die Zeit bis zur Bundestagswahl wird von steten Schlagabtauschen in der Groko gekennzeichnet sein. Das könnte zu einer für Deutschland gefährlichen politischen Lähmung führen.

Das ist aber nicht alles: Mit ihrer allein auf den Machterhalt und die Einflüsterungen von Demoskopen und „Politik-Beratern“ gestützten, von Überzeugungen weitgehend freien Linie hat Merkel die bisherige bundesdeutsche Parteienlandschaft in eine historische Sackgasse manövriert. Was wir jetzt erleben, sind panische Versuche, dem Fiasko zu entkommen. Einen tragfähigen Plan scheint keiner der Verantwortlichen zu besitzen.                Hans Heckel


»Keine Diskriminierung«
EuGH-Generalanwältin hält Kopftuchverbot in Firmen für rechtens

Nach Ansicht von Generalanwältin Juliane Kokott kann ein Kopftuchverbot in Unternehmen zulässig sein. Das geht aus ihren Schlussanträgen zu einem Fall aus Belgien hervor, der zurzeit den Europäischen Gerichtshof (EuGH) beschäftigt. Ein Unternehmen hatte einer Muslimin untersagt, bei der Arbeit ein Kopftuch zu tragen. Die Generalanwältin vertritt die Ansicht, dass in einem solche Fall keine unmittelbare Diskriminierung wegen der Religion vorliege. Dies gelte jedenfalls dann, wenn sich das Verbot auf eine allgemeine Betriebsregelung zur Untersagung sichtbarer politischer, philosophischer und religiöser Zeichen am Arbeitsplatz stütze und nicht auf Stereotypen oder Vorurteilen gegenüber einer oder mehreren bestimmten Religionen oder gegenüber religiösen Überzeugungen im Allgemeinen beruhe. In einem solchen Fall liege nämlich keine weniger günstige Behandlung wegen der Religion vor.

Zwar könne das Verbot eine mittelbare Diskriminierung wegen der Religion darstellen, diese könne jedoch gerechtfertigt sein, um eine vom Arbeitgeber im jeweiligen Betrieb verfolgte legitime Politik der religiösen und weltanschaulichen Neutralität durchzusetzen, sofern dabei der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachtet werde. Es spreche vieles dafür, dass das Verbot die berechtigten Interessen der betroffenen Arbeitnehmerin nicht übermäßig beeinträchtige und somit als verhältnismäßig anzusehen sei.

Die Religion sei zwar für viele Menschen ein wichtiger Teil ihrer persönlichen Identität. Während aber ein Arbeitnehmer sein Geschlecht, seine Hautfarbe, seine ethnische Herkunft, seine sexuelle Ausrichtung, sein Alter oder seine Behinderung nicht „an der Garderobe abgeben“ könne, dürfe ihm bezüglich seiner Religionsausübung am Arbeitsplatz eine gewisse Zurückhaltung zugemutet werden. Es könne kein Zweifel bestehen, dass das Verbot geeignet ist, das von der Firma verfolgte legitime Ziel der religiösen und weltanschaulichen Neutralität zu erreichen, so die Generalanwältin. U.M.


Ein perfider Plan
Der türkisch-kurdische Bürgerkrieg erreicht Deutschland

Die Kranken und Schwachen aus Syrien werden nach Europa weitergeschickt. Ärzte, Ingenieure und andere potenzielle Leistungsträger sind fürs eigene Land vorgesehen. Der „Spiegel“ berichtete jüngst als erster über die unfeinen Methoden, mit denen der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan das Flüchtlingsabkommen seines Landes mit der EU  umsetzen lässt.

Tatsächlich folgt er wohl einem perfiden Plan. Syrische Flüchtlinge – mehrheitlich sind es arabisch- stämmige Sunniten – sollen sich in Anatolien ansiedeln und dort ein Gegengewicht zu den revoltierenden Kurden bilden. Ein Bevölkerungsaustausch im großen Maß- stab. Das Land soll arabisiert und islamisiert werden. Entsprechend rücksichtslos gehen türkische Truppen im Kurdengebiet vor. Ganze Stadteile in Diyarbakir und anderen Orten werden zerstört. So entsteht Platz für die Siedlungsgebiete der erwünschten Zuwanderer. Auch die mögliche Aussicht auf Visafreiheit für türkische Staatsbürger passt ins Bild. Sollte sie in Kraft treten, erwarten Experten eine Flut von asylsuchenden Kurden. Von bis zu 500000 ist allein für Deutschland die Rede. Erdogan wird sie mit Freuden ziehen lassen. Mehr noch: Die angestammte Heimat wird er ihnen so trostlos wie möglich gestalten.

In Deutschland würden die Vertriebenen dann den hiesigen Konflikt zwischen Türken und Kurden weiter verschärfen. Schon jetzt stehen sich die kurdische PKK, die extremistischen türkischen „Grauen Wölfe“ und andere Gruppierungen unversöhnlich gegenüber. Zu ersten schweren Auseinandersetzungen ist es bereits gekommen. Vor einer hochexplosiven Lage warnt der Verfassungsschutz. Die Situation in der Türkei würde wie ein Brandbeschleuniger wirken.                FH

                               (siehe Seite 3)


Jan Heitmann:
Ein Kreuz

Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr (VdRBw) bemächtigt sich des Eisernen Kreuzes, um es als „gemeinsames, die Reserve verbin- dendes, verbandsübergreifendes Symbol“ zu verwenden. Der Anstecker für die Zivilkleidung soll „das prägnante Erkennungszeichen all jener sein, die in der Bundewehr gedient haben“.

In einer Gesellschaft, die ihren Streitkräften allenfalls  „freundliches Desinteresse“, so Roman Herzog, entgegenbringt, ist es begrüßenswert, wenn diejenigen, die Wehrdienst geleistet haben, sich sichtbar dazu bekennen. Auch ist es nicht abwegig, dazu auf das Eiserne Kreuz zurückzugreifen, diente es doch früher, wenn auch leicht abgewandelt, an der militärischen Kopfbedeckung als Erkennungszeichen der nichtaktiven Soldaten. Diesen historischen Bezug  scheint der VdRBw indes gar nicht bemerkt zu haben, denn er beschwört nur den „Gleichheitsgedanken“ des 1813 für alle Schichten gestifteten Ordens, um dessen Eignung zu begründen, „die Reserve zu vereinen“.

Nach den Vorstellungen des VdRBw wird das Abzeichen von „unzähligen aktiven und ehemaligen Soldaten“ getragen werden. Dass die Initiative des Verbandes, der gerade einmal 110000 Mitglieder hat, von denen noch nicht einmal alle selbst gedient haben, ein riesiges Echo bei den Millionen ausgeschiedenen Soldaten hervorrufen wird, darf bezweifelt werden. Dennoch, der Versuch ist es wert. Aber, muss es unbedingt das Eiserne Kreuz sein? Es ist nicht einfach ein Symbol, sondern auch eine preußisch-deutsche Tapferkeitsauszeichnung. Eine Degradierung in seiner Urform zu einem bloßen Zugehörigkeitsabzeichen wäre dieser Bedeutung unwürdig.


S. 2 Aktuell

Merkel bleibt dabei
CDU-Chefin würde Grenzen erneut für Massenzustrom öffnen und attackiert Österreich scharf

Die Hoffnung auf einen Lernprozess im Kanzleramt hat sich zerschlagen. Merkel zementiert damit den Riss durch Europa – und lockt weitere Menschenmassen.

Wer im Stillen darauf gehofft hatte, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel von der unkontrollierten Massenzuwanderung des Jahres 2015 zu Einkehr genötigt worden sei, der muss sich von ihren jüngsten Äußerungen ernüchtert fühlen. Im viel zierten Interview mit der Illustrierten „Bunte“ beharrt die CDU-Chefin darauf, mit ihrer plötzlichen Grenzöffnung vergangenen September alles richtig gemacht zu haben. Sie würde es wieder so machen, so Merkel, sprich: Sie würde die deutschen Grenzen vor einem erneuten Ansturm erneut öffnen.

Damit liefert sie den Beleg dafür, dass der Rückgang der Zuwandererzahlen in den ersten Monaten 2016 nichts mit einem Erfolg ihrer Politik zu tun hat. Allein zwei Faktoren waren dafür ausschlaggebend: die Schließung der Balkanroute durch die südöstlichen Nachbarn der Bundesrepublik unter Führung Österreichs und die winterliche Witterung, die eine Überquerung des Mittelmeers Richtung Italien (vorrübergehend) drastisch erschwert hat.

Derweil nimmt der Wanderungsdruck auf die Balkan-Staaten wieder zu. Österreichs Verteidigungsminister Hans Peter Dos­kozil meldet, die Zahl aufgegriffener illegaler Zuwanderer im benachbarten Ungarn sei bereits ähnlich hoch wie im vergangenen Jahr. Budapest bestätigt die Zuspitzung der Lage an der ungarisch-serbischen Grenze. Bis zu 900 Personen würden täglich bei dem Versuch erwischt, von Serbien herüber zu gelangen.

Gleichzeitig nehmen Schlepperbanden neue Wege ins Visier, etwa von Kreta nach Italien oder über den Kaukasus und die Ukraine nach Mitteleuropa (die PAZ berichtete). In Libyen warten laut Europol allein rund 800000 Afrikaner darauf, sich von den Schleppern aufs Mittelmeer bringen zu lassen. Dabei handelt es sich nicht um Kriegsflüchtlinge, sondern um Schwarzafrikaner, die vom höheren Lebensstandard in Europa angelockt werden. Ihnen werde empfohlen, gleich nach Erreichen internationaler Gewässer ein SOS-Signal an die italienische Marine zu senden, dann würden sie gerettet und nach Italien gebracht. Dort werden nach Regierungsangaben 200000 Ankömmlinge in diesem Jahr erwartet. Eine optimistisch niedrige Zahl, wie es scheint: Allein in der letzten Mai-Woche waren mehr als 13000 Menschen in Italien angelandet.

Die italienischen Gemeinden zeigen sich schon jetzt völlig überlastet, wobei die Hauptlast der Versorgung auf die reichen Regionen des Nordens wie die Lombardei oder Venetien fällt. In kurzer Zeit droht daher ein Massenandrang am Brenner-Pass, den Wien, wie bereits angekündigt, im Notfall schließen will.

Wenn Merkel Fehler entdeckt bei der Asylpolitik, dann vor allem bei den europäischen Partnern. So warnt sie Österreich, den Brenner tatsächlich zu schließen. Ebenso besteht sie auf ihrer wirklichkeitsfremden Forderung, der Asylzustrom könnte nur dadurch gestoppt werden, dass man in den Herkunftsländern für Verhältnisse sorgt, welche die Abwanderung unattraktiv erscheinen lassen.

Nach den sehr mäßigen Resultaten von bald 60 Jahren Entwicklungshilfe-Politik drängt sich Kritikern die Frage auf, ob die Kanzlerin diese Forderung ernst meinen kann. Selbst wenn sie es täte, müsste sie wissen, dass Maßnahmen zur grundlegenden Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den Ländern Schwarzafrikas nur in Jahrzehnten Früchte tragen könnten, daher also am derzeitigen Millionenzustrom gar nichts änderten – wenn es überhaupt Aussicht auf Erfolg gibt, woran wegen der Bevölkerungsexplosion in Afrika Zweifel aufkommen (siehe PAZ 22/16).

Statt sich diesen existenziellen Fragen wirklich zu stellen, greift die Kanzlerin erneut jene Länder an, die das akut einzig Mögliche und Notwendige tun, und ihre Grenzen schützen. Wer den Brenner vor dem nächsten Massenansturm schließe, der „zerstört Europa“, so Merkel auf dem Landesparteitag der CDU Mecklenburg-Vorpommern vergangenes Wochenende in Güstrow. Dies war ein direkter Faustschlag gegen Österreich, das die baulichen Maßnahmen zur Sicherung des Übergangs zwischen Nord- und Südtirol bereits ergriffen hat.

Im europäischen Ausland erregt die deutsche Kanzlerin mit solchen und ähnlichen Äußerungen erhebliches Missfallen. Einerseits moniert sie das Fehlen einer europäischen Lösung, andererseits bietet sie selbst neben moralischen Belehrungen nichts an außer realitätsfremden Appellen und weitschweifige Visionen für die Zukunft. Sie profitiert von der Politik der Nachbarn wegen des dadurch zurückgehenden Zustroms nach Deutschland, greift die Partner aber genau wegen dieser Politik scharf an.

Nach den Erfahrungen vom 2015 ist noch ein weiterer Effekt Merkelscher Politik zu befürchten. Damals waren es die offenherzige Aufnahme der Zuwanderer, gekrönt von Gruppen-Fotos der Kanzlerin mit ankommenden Asylsuchern, welche unzählige weitere Menschen auf der Welt erst zum Aufbruch nach Europa motiviert haben dürften. Auch heute wird jedes Wort der deutschen Regierungschefin in Afrika und im Orient genau verfolgt.

Dabei wird Merkels unbeirrte „Willkommens“-Botschaft registriert und noch verstärkt von der Propaganda der milliardenschweren Schlepper-Industrie. So trägt die CDU-Chefin abermals entscheidend dazu bei, die Asylwelle noch einmal deutlich anschwellen zu lassen, denn ihre Botschaft an die nach Perspektiven suchenden Millionen in Afrika und dem Orient lautet: Ihr müsst es nur irgendwie nach Deutschland schaffen, dann seit ihr am Ziel eurer Träume.                   Hans Heckel


»Eine Falle für Gauland«
Journalistenverband verurteilt unseriöse Methoden der Redaktion der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«

Kaum, dass die Empörungsmaschine wegen einer angeblichen Äußerung des AfD-Vize Alexander Gauland über den Fußballspieler Jerome Boateng volle Fahrt aufgenommen hatte, besannen sich seriöse Journalisten des eigentlichen Skandals, nämlich der „totalitären Gauner-Methoden“ (Roger Köppel) der „FAS“-Redaktion. Mancher sieht durch diesen Vorgang bereits das Ansehen des ganzen Berufsstands gefährdet. Unter der Überschrift „Der Shitstorm, der nach hinten los ging“, übt der Landesverband Berlin-Brandenburg des Deutschen Journalistenverbandes deutliche Kritik an den Frankfurter Kollegen. Als Berufsvertretung kommt seiner Stellungnahme besondere Bedeutung zu, weshalb die wichtigsten Passagen hier abgedruckt werden:

Zuerst stellte sich die Frage, ob diese Äußerung überhaupt beleidigend sei oder zumindest rassistisch. Eigentlich besagt sie ja nicht, dass Gauland etwas gegen den Nationalspieler hat, sondern stellt nur die Ressentiments in der Bevölkerung dar. Man muss schon sehr gewagt interpretieren, um das als Rassismus von Gauland zu sehen.

Bevor jedoch im Internet differenziert über diese Frage diskutiert wurde, musste erst einmal ein veri­tabler Shitstorm inszeniert werden.

Die FAS sorgt gleich selbst in Twitter für die nötige Empörung, und ohne auch nur eine Bestätigung von Gauland zu haben und bar jeglicher Beweise für diese Aussage stürzt sich gleich das ganze Netz inkl. der Pseudoqualitätsmedien wie Spiegel, Zeit und unzählige weitere auf die Jagdbeute Gauland.

Journalistische Grundsätze werden mittlerweile über Bord geworfen, falls es gegen die AfD geht. Gleichzeitig zeigen sich die gleichen Medien völlig überrascht, dass sie immer öfters als „Lügenpresse” beschimpft werden.

Die Äußerung wird von AfD-Vize Gauland bestritten. Er hätte keine Ahnung von Fußball und hätte bislang Boateng nicht gekannt. Warum hätte er sich über diesen äußern sollen?

Der unvoreingenommene Beobachter tut sich auch schwer mit der Vorstellung, dass dieser Satz einfach so gefallen sein könnte. Wo ist der Kontext? Warum sollte ein erfahrener Politiker auch so einen Fauxpas machen? Wie kommt man auf Boateng, obwohl Gauland von Fußball keine Ahnung hat? Man ist geneigt an der Darstellung der FAS zu zweifeln.

Dazu nimmt die Politik-Redaktion der FAS wie folgt Stellung:

„Die Äußerung von Herrn Gauland zu Jerome Boateng stammt aus einem Gespräch, das Herr Gauland mit den Berliner Korrespondenten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Eckart Lohse und Markus Wehner am Mittwoch in Potsdam geführt hat. Beide Kollegen haben die Passage aufgezeichnet, ihre Aufzeichnungen stimmen überein. Wie in früheren Gesprächen auch bestand Herr Gauland nicht auf einer Autorisierung von Zitaten. Herr Gauland stufte nur den Teil des Gesprächs, in dem er sich über AfD-Führungspolitiker äußerte, als Hintergrund ein und bat, daraus nicht zu zitieren. Daran hat sich die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung gehalten.“

Nun stellt sich heraus, dass man mit dieser Formulierung den Eindruck einer Tonaufzeichnung und veritabler Beweise erwecken wollte. Nichts davon existiert, wie die FAS mittlerweile zugegeben hat. Es gebe nur ein paar handschriftliche Notizen der beiden Journalisten!

Die FAZ räumt ein, dass nicht Gauland, sondern dass die Redakteure von FAS und FAZ es selber waren, die den Namen und die Person Jerome Boateng in das Hintergrundgespräch eingebracht haben.

Warum bringen die beiden Re­dakteure den Namen Boateng in ein Hintergrundgespräch ein? Geht es um dessen schwarze Hautfarbe? Handelt es sich nicht viel mehr um Rassismus der Journalisten? Jedenfalls instrumentalisieren die beiden Journalisten den Nationalspieler als völlig ungeeignetes Beispiel in einem Gespräch über Integrationsprobleme und Religionen. Boateng hat eine deutsche Mutter, ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und ist auch noch Christ. Es gibt kaum ein ungeeigneteres Beispiel für das Thema des Gesprächs.

Daher ergibt sich automatisch die Frage: Sollte Gauland vorgeführt oder reingelegt werden? Wollte man zeigen, dass er Leute nach der Hautfarbe oder Abstammung beurteilt? Da bekannt ist, dass Gauland sich nicht für Fußball interessiert, konnten die Journalisten annehmen, dass Gauland bestenfalls den Namen Boateng gehört hatte und nicht wusste, dass er Deutscher, Nicht-Migrant und Christ ist.

Besonders gut geeignet ist Boateng allerdings für eine Falle für Gauland. Seriöse Journalisten hätten Gauland das Zitat aus dem Hintergrundgespräch zur Autorisierung vorgelegt. Die beiden Journalisten waren aber wohl froh, dass sie etwas Neues für das AfD-Bashing gefunden hatten und es stand nicht ein seriöser Bericht, sondern nur der Jagderfolg im Vordergrund.

Man muss jetzt den Journalisten noch nicht einmal Lügen, bösen Willen oder ein schlechtes Gedächtnis unterstellen. Die Gesetzeslage reicht für eine sehr unangenehme Lage der beiden Journalisten und der Zeitung.

Der § 186 StGB wird den FAS-Journalisten das Kreuz brechen. Gauland kann Unterlassung fordern und Strafantrag wegen „Übler Nachrede” stellen – und es gibt keine Beweise für die Tatsachenbehauptungen; die Notizen sind keine Beweise, sondern Parteivorbringen, also ziemlich wertlos.

Ob es um 15 Minuten Ruhm ging oder ob eine politische Kampagne gegen die AfD gezündet werden sollte, ist jetzt völlig egal. Die FAS/FAZ hat sich ganz schön vergaloppiert und der langfristige Schaden ist kaum abzuschätzen.

Wie bei Petry [Stichwort Schießbefehl, d. Red.] haben Journalisten abermals alles daran gesetzt, dass ein prominentes Vorstandsmitglied der AfD in ein schlechtes Licht gestellt werden sollte. Die Frankfurter haben dem Journalismus großen Schaden zugefügt.

Der vollständige Text ist unter http://djv-bb.de/der-shitstorm-der-nach-hinten-los-ging sowie in den sozialen Medien abrufbar.


MELDUNGEN

Einreiseverbot für Gorbatschow

Kiew – Die Ukraine hat Michail Gorbatschow mit einem Einreiseverbot belegt. Dieser hatte zuvor gegenüber der „Sunday Times“ seine Ansicht wiederholt, dass Wladimir Putin in Bezug auf die Krimpolitik die richtigen Entscheidungen gefällt habe. Gorbatschow gab sich ob der ukrainischen Maßnahme gelassen: Weder wolle er zurzeit in die Ukraine reisen noch habe er dies in absehbarer Zukunft vor. Die ukrainische Regierung gab sich aber auch danach weiterhin kämpferisch und will nun bei ihren europäischen Partnern ein Einreiseverbot gegen den russischen Politiker und eine finanzielle Lahmlegung seiner Stiftung durchsetzen.  T.W.W.

 

Asylanten bringen Justiz in Not

Bad Hersfeld – Nach den Sozialgerichten sind mittlerweile auch die Strafgerichte als Folge der Zuwandererzustroms überlastet. Wie die Direktorin des Amtsgerichts Bad Herfeld beklagt, stießen die Gerichte „logistisch an unsere Grenzen“. Zur Begründung verweist sie auf den deutlich höheren Zeitaufwand und die Kosten, die mit Prozessen gegen Zuwanderer nachweislich verbunden sind. So ließen die Übersetzungen von Anklageschriften und Eröffnungsbeschlüssen, die Bestellung von Dolmetschern und Gutachtern sowie die Zustellung der Schriftstücke in die Asylunterkünfte den Aufwand für das einzelne Verfahren oft auf das Doppelte des Üblichen ansteigen. Zudem ist die Zahl der Strafverfahren durch die Zuwanderung sprunghaft angestiegen. Allein auf ihrem Schreibtisch seien in diesem Jahr mehr als doppelt so viele Anklagen für das Jugendschöffengericht gelandet wie 2015 zur gleichen Zeit – hauptsächlich gegen Asylbewerber. Bei den Jugendrichter-Einzelsachen richte sich etwa ein Drittel der Verfahren gegen auswärtige Angeklagte, sagte die Gerichtschefin gegenüber der „Hersfelder Zeitung“.     J.H.

 

Kirgisien in Bedrängnis

Bischkek – US-amerikanische Menschenrechts- und UN-Organisationen verstärken ihren Druck auf Kirgisien, den dort als Terroristen einsitzenden Usbeken Asimschan Askarow freizulassen. Die kirgische Regierung sah sich inzwischen genötigt, eine Überprüfung des Falles zu versprechen. In Reaktion darauf kündigte Präsident Almasbek Atambajew an, die Verfassung so zu ändern, dass Organisationen wie der UN-Menschenrechtsrat keinen weiteren Einfluss auf die innere Sicherheit des Landes nehmen könnten. Auch in den Beziehungen zu Russland gibt es Spannungen. Während einer Ansprache zum „Tag des Sieges“ erinnerte Atambajew Russland daran, dass Kirgisien während der Kriegszeit Evakuierte aus Russland freundlich aufgenommen habe. Dasselbe sollten heute auch die kirgisischen Gastarbeiter in Russland erwarten können. Tatsächlich aber seien sie einer Gefährdung durch den, so wörtlich, zunehmenden russischen Faschismus ausgesetzt. Dies war die bisher deutlichste Stellungnahme zu den gesellschaftlichen Verwerfungen innerhalb der regionalen Führungsmacht durch einen GUS-Staatsführer. Einige Tage später äußerte er, dass Vertreter ausländischer Geheimdienste die Opposition des Landes finanzierten und damit dessen Zersetzung betreiben würden.         T.W.W.


S. 3 Deutschland

Mit Machete und Dönerspieß
Im blutigen Kampf zwischen Kurden und Türken droht auch Deutschland zum Kriegsschauplatz zu werden  

Verfassungsschützer schlagen Alarm: Hochexplosiv ist die Stimmung zwischen Kurden und Türken in Deutschland. Wie ein Brandbeschleuniger wirke der Bürgerkrieg in Ostanatolien. Mit Sorge sehen sie auch auf die mögliche Visafreiheit für türkische Staatsbürger. Hundertausende vertriebener Kurden könnten in Deutschland Asyl beantragen und hier gegen den verhaßten Feind weiterkämpfen.

Der fremde Krieg kam am 11. April nach Stuttgart, nach Köln, nach Bielefeld und in andere deutsche Großstädte. Nationalistische türkische Organisationen hatten an diesem Ostersonntag sogenannte Friedensmärsche organisiert. Eine unerträgliche Provokation, befanden in Deutschland lebende Kurden. Unbedingt müsse man sich  dem entgegenstellen, hieß es in den einschlägigen Internetforen. Am Ende prallten deutschlandweit Tausende gewaltbereiter Demonstranten aufeinander. Es gab zahllose Verletzte, darunter allein in Stuttgart 50 Polizisten. Die Ordnungshüter überraschte vor allem die Brutalität der Krawallmacher.

Die Kollegen vom Verfassungsschutz hätten sie vorwarnen können. Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass der Konflikt zwischen dem türkischen Staat und der kurdischen Arbeiterpartei PKK sowie ihrem syrischen Ableger PYD mit zunehmender Härte auch in Deutschland ausgetragen wird. Zu den politischen Gegnern von PKK und PYD zählen neben türkischen Rechtsextremisten wie den Grauen Wölfen, auch die Anhänger der Terrormiliz IS. In Deutschland sind das vor allem salafistische Gruppierungen. Mit Schrecken erinnern sich Augenzeugen an eine Krawallnacht vor zwei Jahren im Hamburger Stadtteil St. Georg. Mit Macheten, Eisenstangen und Dönerspießen gingen Kurden und Islamisten aufeinander los.

Auslöser war damals das Ringen zwischen Kurden und Islamischem Staat um die syrische Stadt Kobane. Heute, angesichts eines blutigen Bürgerkrieges im türkischen Kurdengebiet, ist die Lage nach Einschätzung deutscher Sicherheitsbehörden noch emotionsgeladener. Insbesondere die jugendlichen Anhänger türkischer und kurdischer Organisationen seien bereit, „gewaltsam zu agieren“, warnt etwa der Berliner Verfassungsschutz in einem Lagebericht. Der Nachrichtendienst verweist auf mehrere gewaltsame Angriffe junger PKK-Leute auf türkische Einrichtungen. Bei einem Brandanschlag auf ein Gebäude des Vereins Ditib, des Dachverbands der türkischen Moscheen in Deutschland, entstand ein Sachschaden von 80000 Euro. Im Ok-tober wurde in Berlin wiederum ein Büro der Kurdenpartei HDP mehrmals von Türken attackiert.

Besonders aggressiv geben sich auf türkischer Seite die Grauen Wölfe, auf türkisch „Ülkücü“. Die ultranationalistische Bewegung kämpft für ein großtürkisches Reich. Zu den zentralen Feindbildern der 1961 gegründeten Grauen Wölfe zählen Kurden und Juden. Schätzungen zufolge hat die Bewegung mindestens 10000 Anhänger in Deutschland. Da sie in Dutzende unterschiedlicher Gruppierungen wie Motorradclubs, Sportbünde oder Kulturvereine aufgegliedert ist, lässt sie sich von Staatsschutz nur schwer beobachten. Eines aber plaudern V-Leute immer wieder aus: Die älteren Kader haben mittlerweile enorme Schwierigkeiten, den jungen, heißblütigen Nachwuchs zu steuern. Der blutige Konflikt in der Türkei wirke wie ein Brandbeschleuniger.

Zornige junge Männer machen auf der Gegenseite auch der PKK zu schaffen. Die Arbeiterpartei Kurdistans, wurde 1993 nach Brandanschlägen auf türkische Einrichtungen und einer Geiselnahme im türkischen Generalkonsulat München in Deutschland verboten. 14000 Anhänger kann sie hierzulande trotzdem aufweisen. Mindestens noch einmal so viele Sympathisanten kommen hinzu. Deutschland galt bislang für die PKK „vor allem als Rückzugsraum“, so der Verfassungsschutz. Gänzlich offen ist, was passiert, wenn die Situation in der Türkei weiter eskaliert.

Alle Streitparteien können auf ein gewaltiges Rekrutierungspo-tential zurückgreifen. Fast drei Millionen aus der Türkei stammende Menschen leben in Deutschland. Etwa eine halbe Million davon sind Kurden. Hinzu kommen zehntausende Kurden aus anderen Ländern des Nahen Ostens, in denen die Bevölkerungsgruppe ebenfalls heimisch ist. 

Kommt tatsächlich die Visafreiheit, wie sie zwischen Türkei und der EU ausgehandelt wurde, könnte sich das Kräfteverhältnis noch einmal dramatisch ändern. Dann droht Deutschland eine Welle vor allem kurdischer Asylbewerber. Türkei-Experten rechnen mit mehreren hunderttausend Bürgerkriegsflüchtlingen aus Ost-Anatolien. – Vor allem, weil es einen mächtigen Mann gibt, der ein starkes Interesse daran hat, diese Menschen möglichst weit weg zu wissen: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dürfte froh sein über jeden Kurden, der die Türkei verlässt. Der Hass, den die von ihm Vertriebenen dann mit sich bringen, dürfte sich durch keinen Integrationskurs der Welt mindern lassen.     Frank Horns


Nahostszenen in Bielefeld
Islamische Tschetschenen terrorisieren jesidische Flüchtlinge

Bielefeld ist gleichzeitig ein Zentrum der kurdischen Minderheit der Jesiden und der radikalislamischen Tschetschenen in Deutschland. Beide Volksgruppen stehen sich seit Jahren im Irak als Feinde gegen­über, die Tschetschenen als IS-Kämpfer und die Jesiden als verfolgte nicht muslimische Minderheit. Dieser Konflikt wird nun auch in Deutschland ausgetragen.

Bei Auseinandersetzungen in einer Bielefelder Asylsunterkunft zwischen beiden Gruppen, an denen nach Angaben der „Neuen Westfälischen“ 80 Personen beteiligt gewesen sein sollen, gab es fünf Schwerverletzte. Die Polizei sprach hingegen nur von jeweils 15 Beteiligten, die anderen seien unbeteiligte Zuschauer gewesen. Die Aktivisten-Gruppe „Jesiden Weltweit“ und Vertreter der Jesiden im Saarland sprachen von einem „Hinterhalt“ der tschetschenischen Muslime. Demnach wurden mehrere Jesiden aus der Unterkunft gelockt und anschließend von den Tschetschenen mit Messern und anderen Waffen angegriffen. Danach haben sich vorwiegend jugendliche Jesiden mobilisiert, um ihre Familien zu schützen, woraufhin es zu weiteren Auseinandersetzungen kam. Bei den fünf Verletzten handelt es sich ausschließlich um Jesiden, wie das „Westfalen-Blatt“ mitteilte. Die Polizei brachte die Situation unter Kontrolle, indem sie beide Gruppen in verschiedene andere Asylsucherlager in Ost-Westfalen brachte. Zwei 24 und 42 Jahre alte Tschetschenen nahm die Polizei fest. Mehrere andere Täter konnten dem Zeitungsbericht zufolge nicht gefasst werden.

Zuvor war es in dem Heim immer wieder zu verbalen und teilweise tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Tschetschenen und Jesiden gekommen. Wiederholt sollen die Tschetschenen den Angaben nach die Jesiden aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit beschimpft und schikaniert haben.

In Bielefeld und Umgebung sind Tschetschenen und Jesiden bereits mehrere Male aufeinander losgegangen: 2014 während der völkermordähnlichen Ge­walt­orgien der islamistischen Terrororganisation IS, als Bielefelder Jesiden mit anderen bedrohten Minderheiten wie den Aramäern aus dem Irak gegen die Untätigkeit des Westens angesichts des Vormarsches des IS demonstrierten, war es am Rande von Demonstrationen zu Übergriffen von tschetschenischen IS-Sympathisanten auf Jesiden gekommen.

Die kampf­erbprobten Tschetschenen gelten als Elitetruppe des IS im Irak und Syrien, viele von ihnen sind aus westlichen Ländern, wo sie trotz ihrer Gewaltbereitschaft Asyl erlangt haben, in den Dschihad gezogen. Andere, wie die Brüder Zarnaev, die Initiatoren des grausamen Boston-Marathon-Attentats, führen ihren Dschihad gleich im Westen aus.

Die ersten Jesiden waren bereits vor rund 50 Jahren mit den türkischen Gastarbeitern aus der Osttürkei nach Deutschland gekommen. Viele ihrer Landsleute sind ihnen 2014/2015 aus dem Irak und Syrien gefolgt. Die religiöse Minderheit der Jesiden, deren Angehörige mehrheitlich im Norden des Irak leben, wird im Irak und in Syrien vom radikalsunnitischen IS verfolgt. Sie gelten weder als Christen noch als Muslime. In Deutschland leben zwischen 45000 und 60000 der weltweit etwa 800000 Jesiden.

                Bodo Bost


Von Union keine Spur
Fronten zwischen CDU und CSU verhärten sich weiter

Der Streit der Schwesterparteien CDU und CSU geht munter weiter. Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer beschrieb die Empfindung vieler seiner Parteifreunde, dass Teile der CDU die bayerische Schwester nicht als politischen Partner akzeptierten. Seehofer soll während einer Sitzung des CSU-Vorstands gesagt haben, es gebe „in der CDU mittlerweile Kräfte bis hinein ins Kanzleramt, die CSU als Fehlkonstruktion der Nachkriegszeit darzustellen, die korrigiert werden müsse“.

Bayerns früherer Ministerpräsident Edmund Stoiber sprach ebenfalls von einem historischen Tiefpunkt. Es handele sich um „die größte inhaltliche Auseinandersetzung in der Geschichte der Unionsparteien“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“.

Der Streit zwischen CDU und CSU hatte sich im Zuge der Asylpolitik immer weiter verschärft. Zuletzt hatte die CSU ihrer „großen Schwester“ vorgeworfen, für das Erstarken der Alternative für Deutschland verantwortlich zu sein. Der frühere CSU-Chef Franz-Josef Strauß habe nach der Maxime verfahren, dass es rechts neben der Union keine demokratisch legitimierte Kraft geben dürfe. Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel hat diesen Hinweis zu­rück­gewiesen und gesagt, ein Festhalten an Prinzipien sei „auch von Inhalten abhängig, die man nicht einfach aufgeben darf“, und damit ihren Kurs in der Asylppolitik noch einmal indirekt bekräftigt.

Mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat sich nun erstmals ein prominenter Christdemokrat aus dem direkten Umfeld der Kanzlerin kritisch mit dem Verhalten der eigenen Parteifreunde auseinandergesetzt und zur Mäßigung aufgerufen. „Jetzt ist ein Zustand erreicht, der der Union im Ganzen schadet“, erklärte er gegenüber der „Westdeutschen Zeitung“.

Ihn ärgere, dass die Unionsparteien sich unaufhörlich beharken: „Weil die Zahl der Flüchtlinge erheblich zurückgegangen ist, könnte die Dezibelstärke der Interviews ebenfalls zurückgeführt werden.“ Meinungsunterschiede sollten hinter verschlossenen Türen ausgetragen und nicht noch öffentlich angefeuert werden. Zuvor hatte CDU-Generalsekretär Peter Tauber, derzeit wohl der engste Vertraute der Kanzlerin, die Probleme kleingeredet und davon gesprochen, dass es sich „allenfalls um Nickeligkeiten“ handele.

Mit Spannung wird nun eine Klausurtagung der beiden Parteispitzen erwartet, die für den 24. und 25. Juni angesetzt ist. Mittlerweile ist sogar wieder in Frage gestellt, ob der Termin überhaupt stattfindet. „Das Treffen ergibt nur Sinn, wenn was Handfestes raus­kommt“, erklärte Seehofer. „Wir können nicht zusammenkommen, um ein unterhaltsames Wochen­ende zu gestalten, ohne Ergebnis. Das geht nicht.“

So wird schon vor der Tagung kräftig weitergestritten. Sogar der Tagungsort wurde zum Zankapfel. Die Kontrahenten wollen sich weder in Berlin noch in Bayern treffen, ein „neutrales Spielfeld“ wird gesucht. Während Innenminister de Maizière besorgt um Einsicht wirbt, und eine gemeinsame Vorgehensweise im Bundestagswahlkampf anstrebt, bleibt die CSU hart:  „Im Gegensatz zur CDU haben wir stabile Umfragewerte. Das sollte einigen doch zu denken geben“, sagte Generalsekretär Andreas Scheuer.              Peter Entinger


MELDUNGEN

Mehr linke Gewalttaten

Berlin – Im Jahr 2015 ist die Zahl der Straftaten „Politisch motivierter Kriminalität“ (PMK) „geradezu explodiert“. Das hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière bei der Vorstellung der bundesweiten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erklärt. Die PKS verzeichnet dabei eine Mehrheit linker Gewalttaten – nämlich 2246 – und 1485 Gewalttaten von rechts. Die meisten linken Gewalttaten richteten sich gegen die Polizei. Darunter waren sieben versuchte Tötungsdelikte. „Deutlich gestiegen“, heißt es in der PKS, „ist mit 3007 Fällen (plus 31,6 Prozent) der Anteil der Körperverletzungen an den Gewalttaten im Bereich politisch motivierter Straftaten.“ Linke Täter verübten auch mehr Körperverletzungen (1354) als rechte (1177). Bei der PMK-links wie bei der PMK-rechts gab es jeweils acht versuchte Tötungsdelikte. M.L.

 

DHM-Präsident zurückgetreten

Berlin – Der Präsident des Deutschen Historischen Museums (DHM), der Prähistoriker Alexander Koch, musste zurücktreten. Zur Begründung heißt es seitens des DHM-Kuratoriums, dass sich „zuletzt unterschiedliche Auffassungen zur Weiterentwicklung und Führung des Hauses“ ergeben hätten. Die Geschäfte des Präsidenten übt bis auf Weiteres Kochs bisherige Stellvertreterin Ulrike Kretzschmar aus. Für die Suche nach einem Nachfolger Kochs wurde bereits eine Findungskommission aus Mitgliedern des Deutschen Bundestags, der Bundesregierung und des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung sowie Vertretern der Bundesländer eingesetzt. Für die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung (SFVV) ist die Personalie von Bedeutung, weil der Präsident des DHM kraft seines Amtes dem 21-köpfigen Stiftungsrat des SFVV angehört.           M.R.


S. 4 Asteroidenbergbau

Goldrausch der Zukunft?
Glücksritter und Internet-Milliardäre in den USA setzen auf den Asteroidenbergbau

Asteroidenbergbau (asteroid mining) ist das aktuelle Steckenpferd von Glücksrittern und Internet-Milliardären in den USA. Diese wittern eine Neuauflage des Goldrauschs vergangener Zeiten im 21. Jahrhundert.

Objekt der Begierde sind dabei die rund 100000 Kleinplaneten mit einer Größe von 30 Kilometern bis hinunter zu nur wenigen Dutzend Metern, die in relativer Erdnähe kreisen und vermutlich erhebliche Mengen wertvoller Rohstoffe bergen. Auf deren Abbau bereiten sich nun diverse Privatfirmen in den Vereinigten Staaten vor. Als „Branchenführer“ fungieren hier Planetary Resources mit Sitz in Bellevue (Washington) und Deep Space Industries in Mountain View (Kalifornien). Erklärtes Ziel dieser beiden, 2012 beziehungsweise 2013 gegründeten Unternehmen ist die baldige Aussendung von Prospektoren-Sonden zur Lokalisierung von Edelmetallen und Seltenen Erden, wonach dann Roboter die Förderung übernehmen sollen. Außerdem plant man, aus kosmischen Wasservorkommen Raketentreibstoff herzustellen und an die Nasa, die den Flug zum Mars wagen will, für deren Raumschiffe zu verkaufen. Hierfür fanden sowohl Planetary Resources als auch Deep Space Industries zahlungskräftige Investoren, die hoffen, das Ganze möge sich als ähnlich stupende Geldquelle erweisen wie Google, Amazon, Facebook und Co.

Allerdings scheuten in der Vergangenheit viele potenzielle Finanziers vor einem Einstieg in den Asteroidenbergbau zurück, weil die Rechtslage unklar war. Immerhin gibt es ja den Weltraumvertrag vom Ok­tober 1967, der besagt, dass die Erforschung und Nutzung des Alls „Sache der gesamten Menschheit“ sei und zum „Wohle aller Völker ohne Ansehen ihres wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungsstandes“ betrieben werden müsse – was privatwirtschaftlichen Aktivitäten von US-Amerikanern entgegenzustehen scheint. Allerdings weist das Abkommen eine gravierende und jetzt Bedeutung erlangende Lücke auf, weil es genaugenommen nur die „nationale Aneignung durch Beanspruchung der Hoheitsgewalt“ verbietet.

Das bewog Planetary Resources, die Anwaltskanzlei K&L Gates anzuheuern, welche die Verabschiedung von Gesetzen zur Legalisierung des privaten Asteroidenbergbaus initiieren sollte. Und diese Profis auf dem Washingtoner Parkett erreichten durch ihre Lobbyarbeit auch tatsächlich, dass die Kongress-Abgeordneten Bill Posey und Derek Kilmer im Juli 2014 den Entwurf eines entsprechend liberal formulierten „Space Resource Exploration and Utilization Act“ vorlegten. Dieser passierte dann im Laufe des Jahres 2015 den Senat und das Repräsentantenhaus, und zwar als Teil des inhaltlich wesentlich umfassenderen U.S. Commercial Space Launch Competitiveness Act, in dem sämtliche Rahmenbedingungen für die kommerzielle Raumfahrt in den Vereinigten Staaten geregelt sind. Das Gesetz mit der Nummer H.R. 2262 wurde schließlich am 25. November 2015 von Präsident Barack Oba­ma unterzeichnet. Damit ist der Asteroidenbergbau nun nach US-amerikanischem Recht zulässig, da es eindeutig heißt: „US-Bürger … sind autorisiert, jedwede beliebige Ressource auf einem Kleinplaneten … aus kommerziellen Gründen in Besitz zu nehmen.“

Hierdurch ermutigt, beschloss Luxemburg im Februar 2016, eine ähnliche Regelung zu treffen. Dem dürften sich wohl bald weitere Staaten anschließen, um ihrer Wirtschaft gleichermaßen komfortable juristische Rahmenbedingungen für den Bergbau im All zu garantieren.  Wolfgang Kaufmann


Sonden in der Planung
Die technischen Vorbereitungen für den Asteroidenbergbau laufen

Die Suche nach Bodenschätzen auf Asteroiden liegt mittlerweile definitiv im Bereich des Möglichen. So gelang der Nasa-Raumsonde Near Shoemaker bereits am 12. Februar 2001 die Landung auf dem Kleinplaneten Eros. Und die japanische Hayabusa 1 brachte im Juni 2010 sogar schon eine erste winzige Materialprobe vom Asteroiden Itokawa zur Erde zurück.

Dieses technologische Bravourstück sollen die Sonden Hayabusa 2 sowie Osiris-Rex 2020 beziehungsweise 2023 wiederholen – wobei nunmehr die Kleinplaneten Ryugu und Bennu das Ziel sind. Außerdem plant die Nasa für die Zeit nach 2020, im Rahmen der Asteroid Redirect Mission Asteroidentrümmer in die Mondumlaufbahn zu schleppen, wo sie näher untersucht werden können.

Und auch die Privatfirmen Deep Space Industries und Planetary Resources, die mit dem Bergbau im Weltall zukünftig Milliarden scheffeln wollen, arbeiten an entsprechenden Erkundungsfahrzeugen, deren Aufgabe darin besteht, lohnende Himmelskörper zu finden.

Deep Space Industries bastelt derzeit an der nur briefkastengroßen und 25 Kilogramm schweren Miniatur-Sonde FireFly, der 2018 das sechsmal größere Modell DragonFly mit der Fähigkeit zum Einsammeln von Bodenproben folgen dürfte. Als weiteres Suchgerät ist der Prospector-X vorgesehen, der seit Mai 2016 in Kooperation mit einem Luxemburger Unternehmen entwickelt wird und 2021 auf die Reise ins All gehen soll, wobei DSI dann schon 2023 mit der kommerziellen Erschließung der aufgespürten Mineralien zu beginnen gedenkt.

Planetary Resources wiederum setzt auf seine Raumflugkörper vom Typ Arkyd. Dabei erzielte die Firma nicht nur Erfolge. Beispielsweise scheiterte der Start von Arkyd 3 am 28. Oktober 2014 infolge der Explosion der Antares-Trägerrakete. Dafür gelangte die Versuchssonde Arkyd 3 Reflight an Bord der Raumfähre Dragon hinauf zur ISS, von wo aus sie dann im Juli 2015 den Alleinflug antrat. Die hierbei gesammelten Daten dienen nun der Entwicklung des Weltraumteleskops Arkyd-100 für die Lokalisierung abbauwürdiger Kleinplaneten.         W.K.


Eine Idee aus dem 19. Jahrhundert

Die Idee, Bodenschätze auf Asteroiden abzubauen, kam in der Science-Fiction-Literatur zum Ende des 19. Jahrhunderts auf. Erstmals ist wohl in einem Roman von Garret Serviss davon die Rede. Späterhin beschrieben dann unter anderem Isaac Asimov und Jack Williamson den − fiktiven − Asteroidenbergbau.

Außerdem nahm sich auch der russische Raumfahrt-Visionär Konstantin Ziolkowski des Themas an. Punkt zwölf seines Planes von 1926 zur Besiedlung der Galaxie sah vor, die Res­sourcen der vielen Kleinplaneten des Sonnensystems zu erschließen.

Konkret wurde das Ganze aber erst in den 1990er Jahren, als der US-Software-Millionär James Benson die Unternehmen SpaceDev und Benson Space Company gründete sowie anschließend eine Erkundungsmission zum Asteroiden Nereus ins Auge fasste. Allerdings schreckte er letztlich vor den immensen Kosten zurück.

Ein weiterer wichtiger Vordenker auf dem Gebiet des kosmischen Bergbaus ist John S. Lewis, emeritierter Professor für Planetologie an der Universität von Arizona, der seit 2013 als wissenschaftlicher Leiter von Deep Space Industries fungiert. Sein Buch „Asteroid Mining 101: Wealth for the New Space Economy“ von 2014 stellt nun faktisch die Bibel all derer dar, die mit der Ausbeutung kosmischer Bodenschätze reich werden wollen. Darin verweist er immer wieder darauf, dass bestimmte Kleinplaneten, insbesondere die vom Typ M, erhebliche Mengen an Nickel, Kobalt, Platin, Osmium, Iridium, Palladium, Gold und Seltenerdmetallen enthalten. Dabei ist freilich umstritten, wie groß die realen Gewinnaussichten sind. W.K.


Zeitzeugen

Lawrence „Larry“ Page – Als Entwickler der Internet-Suchmaschine Google wurde Page zum Multimilliardär. Sein Vermögen beläuft sich derzeit auf 35 Milliarden US-Dollar. Damit nimmt er Rang 11 in der Liste der reichsten Menschen der Welt ein. Er ist Mitglied der Investorengruppe, die am 24. April 2012 die Firma Planetary Resources aus der Taufe hob. Wie viel Kapital Page dabei einbrachte, ist geheim.

Ian O’Neill – Nach Meinung des promovierten Astrophysikers und Raumfahrtjournalisten, der unter anderem für „Discovery News“ berichtet, sind die Gewinnaussichten von Firmen wie Deep Space Industries und Planetary Resources „überaus vage“. Deshalb hält er das Ganze für reine Spielerei – ein Zeitvertreib exaltierter Neureicher, die „glauben, Asteroidenbergbau sei irgendwie cool“.

Eric Schmidt – Neben Larry Page und Sergey Brin ist Schmidt die dritte hochrangige Führungsperson bei Google, die in das Asteroidenbergbau-Unternehmen Planetary Resources investiert hat. 2008 unterstützte Schmidt den Wahlkampf von Barack Obama, der dann im November 2015 ein Gesetz unterschrieb, das Firmen wie Planetary Resources freie Hand beim Abbau von Bodenschätzen auf Kleinplaneten garantiert.

Frans von der Dunk – Der Professor für Weltraumrecht an der Universität von Nebraska und weltweit anerkannte Experte auf seinem Gebiet prophezeit, dass internationale Abmachungen bezüglich wirtschaftlicher Aktivitäten im Kosmos keine große Bedeutung erlangen werden – an die Stelle solcher Verträge dürfte bald ein weitgehend willkürlich gehandhabtes Gewohnheitsrecht treten, das auf dem Grundsatz beruhe: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“

James Cameron – Im Dezember 2009 brachte der Hollywood-Regisseur den Film „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ auf die Leinwand, der zum erfolgreichsten Streifen der Kinogeschichte avancierte. Er geißelt die rücksichtslose Ausbeutung der Bodenschätze auf einem fernen Himmelskörper durch die Menschheit. Nichtsdestotrotz zählte Cameron dann drei Jahre später zu den Mitbegründern und Hauptinvestoren der Asteroid-Mining-Firma Planetary Resources.


S. 5 Preussen/Berlin

Berlins Arbeitsmarkt brummt
Rückgang der Erwerbslosen stärker als im Bundesschnitt – Auch Brandenburg holt kräftig auf

Die offizielle Arbeitsmarktstatistik zeigt für Berlin die besten Daten seit 25 Jahren, neue Stellen entstehen in fast allen Branchen. Der anhaltende Trend zeigt aber auch Unterschiede und Herausforderungen.

Die Spree-Metropole hat erstmals seit 1990 eine offizielle Arbeitslosenquote unter zehn Prozent. Für Mai gab die Agentur für Arbeit 9,7 Prozent und damit einen neuen Tiefstand bekannt. Die Arbeitslosigkeit ist somit weiterhin rückläufig. Mehr Stellen am ersten Arbeitsmarkt zeugen von der gestärkten Konjunktur der Stadt.

Im Vergleich zum Vormonat gab es im Mai 2,8 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr ganze 7,7 Prozent weniger Arbeitslose. Die Erwerbslosigkeit sank im Jahresvergleich insgesamt von rund 196000 auf 181000 registrierte Fälle. Berlins Politik und Verbände sehen einen anhaltenden Trend. In Brandenburg verläuft die Entwicklung ähnlich positiv: Hier sank die Quote um 3,7 Prozent verglichen mit dem Vormonat und um 7,1 Prozent im Jahresvergleich (von 112900 auf rund 104900). Das Wachstum an Beschäftigung macht die Großregion attraktiv wie nie zuvor in der jüngeren Geschichte.

„Die positiven konjunkturellen Rahmenbedingungen in praktisch allen Branchen bieten noch viele Chancen“, sagte Jutta Cordt, Geschäftsführerin der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit bei Bekanntgabe der Zahlen. Auch Unternehmerverbände sprechen von einem „Plus auf breiter Front“. In vielen Branchen und in den unterschiedlichsten Berufen hat Berlin demnach sichtbar mehr Arbeit zu bieten als noch vor einem Jahr.

„Mit einem Knall durchbricht der Berliner Arbeitsmarkt die Schallmauer. So früh im Jahr hätten wir nicht mit der ersten einstelligen Arbeitslosenquote in der Geschichte der wiedervereinigten Stadt gerechnet“, sagte der Stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Christian Wiesenhütter. Die „robuste Verfassung der Berliner Wirtschaft“ sei daran abzulesen, dass die Erwerbslosigkeit wiederholt prozentual stärker als im Bund gesunken sei.

Vor allem in den vergangenen fünf Jahren nahm die Wirtschaft laut IHK Fahrt auf. Die in dieser Zeit entstandenen 200000 neuen Arbeitsplätze sieht die Kammer in einem engen Zusammenhang mit der gleich hohen Zahl Zugezogener. Wiesenhütter sprach die Herausforderungen an, die sich daraus für die Politik ergäben: Gute Wohn- und Bildungsangebote seien jetzt gefragt, nicht mehr das „alte Berlin“.

Von dem nicht näher beschriebenen „alten Berlin“ berichtete Arbeitssenatorin Dilek Kolat. Sie verbuchte die Zahlen als Erfolg des Berliner Wiedereingliederungsprogramms speziell für Langzeitarbeitslose. „In Berlin machen Langzeitarbeitslose 32,5 Prozent der Arbeitslosen aus. Dieser Anteil liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 37,8 Prozent.“ Berlins Große Koalition sieht rund vier Monate vor der Abgeordnetenhauswahl eine Bestätigung im Arbeitsmarkt. So zeigte sich Bürgermeister Michael Müller (SPD) erfreut, Berlin sei auf einem sehr guten Weg. Müller machte indes auch die gute Wirtschaftslage in Deutschland insgesamt verantwortlich für den Aufwärtstrend.

Der Zuzug, der angespannte Wohnungsmarkt und mehr sozialversicherungspflichtige Arbeit für länger Arbeitslose bleiben indes die großen Herausforderungen für die Politik. Wie eine aktuelle Studie des DGB nahelegt, ist die Langzeitarbeitslosigkeit bundesweit vor allem statistisch gesunken. Nach wie vor werden demnach gerade Ältere und Geringverdiener in die Nichterwerbstätigkeit gedrängt – sind dann aber aus der Arbeitslosenstatistik verschwunden.

Berlins Beratungsangebote sind ebenfalls verbesserungswürdig: Seit 2016 fördert das Land auf Beschluss des Abgeordnetenhauses die mobile Beratung „Irren ist amtlich – Beratung kann helfen“ für Bürger vor den Jobcentern. Der Staat finanziert also eine Beratung vor dem Jobcenter, das eigentlich beraten soll. In Bezirken mit viel Zuwanderung zeigt die Statistik zudem ganz andere Zahlen: 13,9 Prozent Arbeitslosigkeit herrschen beispielsweise in Neukölln. Beschäftigte, die so wenig verdienen. dass sie staatliches Geld beziehen, um das Existenzminimum zu erreichen, bilden überdies eine weitere große Gruppe an der Spree. Insgesamt lebten in Berlin laut Bundesagentur für Arbeit im Oktober fast 120000 erwerbstätige Leistungsberechtigte, sogenannte „Aufstocker“. Dieser Herausforderung in Programmen und Förderung „geparkter“ oder ganz aus der Statistik genommener, eigentlich arbeitswilliger Menschen steht die Stadt nach wie vor gegenüber.

Zwar liegt die Zahl der gemeldeten Stellen am ersten Arbeitsmarkt mit über 23900 noch über den rund 20000 vom Mai vergangenen Jahres.  Allerdings ging ihre Zahl in den vergangenen Monaten wieder leicht zurück. Auch in Brandenburg wuchs die Zahl der offenen Stellen im Jahresvergleich von knapp 15000 auf fast 20000.

Die Mark könnte als Arbeitsumfeld somit vermehrt Berliner anlocken, mitunter sogar mehr Chancen bieten. Die Lage an Berlins Ausbildungsmarkt ist zudem noch angespannt: Auf 13600 vakante Stellen kommen statistisch über 16900 Bewerber. Die Mark hat jungen Menschen ein besseres Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu bieten und empfiehlt sich als Ausweichort für junge Hauptstädter: Dort stehen nämlich 11600 Bewerbern 12000 Lehrstellen offen. Der konjunkturell im Frühjahr üblicherweise anziehende Arbeitsmarkt bietet Berlins Politik vor der Wahl somit viele neue Aufgaben.    Sverre Gutschmidt


Hausverbot für Roma
von Theo Maass

Ingrid S., Inhaberin des Neuköllner Esoterikladen „Regenbogenlicht“, hat ein Problem mit ungebetenen Dauerkunden: „Sie kommen und wollen etwas kaufen, sie bezahlen immer mit einem großen Geldschein, ich gebe das Wechselgeld raus – und am Ende fehlt das ganze Geld aus der Kasse, auch der große Schein, mit dem bezahlt wurde.“ Bei den „Kunden“ handele es sich durchweg um Roma, so S. Die Zigeunerinnen „spielten“ schwangere Frau. Sie nutzten eine Bauch-Attrappe, um das Diebesgut hineinzustopfen.

Von der Polizei kam keine wirksame Hilfe. Schließlich verhängte Ingrid S. ein Hausverbot gegen alle Roma für ihren Laden. „Wie soll ich mich denn wehren“, fragt sie entschuldigend. Auf dem Schild am Ladeneingang stand unter anderem, es handele sich bei den Roma um eine „auf Raub und Betrug spezialisierte Bevölkerungsgruppe“.

Das rief den Grünen-Funktionär Romeo Franz, selbst Angehöriger des deutschen Zigeunervolks der Sinti, auf den Plan: „Es ist eine Schande, dass den Roma nicht die gleiche Sensibilität zukommt wie den Juden.“ Franz hat Ingrid S. wegen des Verstoßes gegen das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz angezeigt. Auch der Staatsschutz der Polizei ermittelt gegen sie.

Später schaltete sich der prominente Grünen-Politiker Volker Beck ein und wandte sich an die Antidiskriminierungstelle des Bundes. „Solche Ausgrenzung aus rassistischen Gründen oder wegen der ethnischen Herkunft ist inakzeptabel“, so Beck, der zudem die Einschaltung der Gewerbeaufsicht gegen Ingrid S. fordert. Die linke „taz“ titelte: „Rassistische Hausordnung“.

In vergleichbaren Fällen wurden Verfahren wegen Volksverhetzung nach einiger Zeit  aufgrund von mangelndem Tatverdacht eingestellt. Das dürfte auch hier der Fall sein. Das weiß natürlich auch Romeo Franz. Entweder ist er selbst hinreichend rechtskundig oder der ihn beratende Rechtsanwalt wird ihm das gesagt haben.

Bei all seiner entschiedenen Härte gegen die Ladenbesitzerin ist übrigens nichts darüber bekannt, dass Franz einmal ein ernstes Gespräch mit den mutmaßlich diebischen Roma gesucht hätte. Als Geschäftsführer einer Stiftung für die Anliegen der Sinti und Roma sollte er hier doch Einfluss haben.

So oder so ist die Frau wohl erledigt, gesellschaftlich und wirtschaftlich. „Ich habe mit Rassismus wirklich nichts am Hut“, beteuert sie. Aber was blieben ihr für Alternativen? Hätte sie sich so lange beklauen lassen sollen, bis der Laden leer gewesen wäre? Dass sie im von Roten und Grünen dominierten Berlin auf Verständnis hoffen kann, ist kaum anzunehmen. Auf Weisung der Polizei hat S. das Schild wieder abgenommen.


Linker Terror nimmt zu
Extremisten wollen den Bau eines Waisenhauses verhindern

Vor den Wahlen zu Berlins Abgeordnetenhaus nimmt Gewalt von links zu – auch außerhalb linker Szeneviertel. Dass Linksextreme den Bau eines Waisenhauses für Zuwanderer mit Gewalt verhindern wollen, beschäftigt aktuell die Politik: Die Täter zerschlugen aus Protest gegen das Heim die Scheiben eines SPD-Büros. In der Nacht zum 29. Mai zündeten sie Barrikaden an, attackierten ein Hotel, die Baustelle einer Wohnanlage, Autos und einen Supermarkt in Berlin-Mitte.

Seit rund zwei Jahren kampieren Rumänen und Bulgaren in Zelten nur wenige hundert Meter vom Kurfürstendamm entfernt am Bahnhof West­end. Zeitweilig sind es bis zu 40 Menschen. Der Bezirk lässt sie gewähren. Die Zustände auf dem Privatgrundstück sind katastrophal, Wasseranschlüsse, Toiletten und Strom fehlen. Der Eigner hatte wiederholt die Räumung angekündigt. Ende Mai sollten die Lagerbewohner den Ort verlassen, forderten Plakate des Eigners. Er will auf dem Grundstück jenes Waisenhaus für Zuwandererkinder bauen.

Nun haben die Menschen das Lager verlassen. Linksextreme wollten mit dem Anschlag auf das Parteibüro genau das verhindern, zerstörten zudem die Plakate, die zur Räumung aufforderten, und drohen mit weiteren Anschlägen: „Im Falle einer Räumung sollten sich die Akteure ihrer Verantwortung bewusst sein.“ Die Polizei bestätigte die Angriffe, der Staatsschutz ermittelt. Doch bisher gelang es den Hintermännern entsprechender Bekennerschreiben und Drohungen auf der linksextremen Internetplattform „Indymedia“ meist, unbehelligt zu bleiben.

Erst kürzlich kritisierte Klaus Schroeder, Professor an Berlins Otto-Suhr-Institut, die Verharmlosung linker Gewalt. Oft seien Polizisten das Ziel, doch seitens der Politik werde behauptet, linke Gewalt richte sich „nur gegen Sachen“. Laut Schroeder führen auch bei Körperverletzungen linke Taten die Statistik an. Anlass der Kritik sind die aktuellen Zahlen zur politisch motivierten Kriminalität auf Bundesebene.

Die Frage der Zukunft wilder Lager bietet in Berlin dessen ungeachtet genug Zündstoff. Immer wieder kampieren Zugewanderte, beispielsweise gestrandete Osteuropäer, im Tiergarten. Die im wilden Lager Westend lebenden zuletzt rund 25 bis 30 Menschen hatten die Verhältnisse nun satt und zogen freiwillig in letzter Minute ab. Laut Medienberichten sind einige bereit, gegen Geld in ihre Heimat zurückzukehren.              SV


Europaweite Polizeiarbeit
In Berlin bleibt die Zahl der Autodiebstähle unverändert hoch

Eine positive Bilanz hat das Landeskriminalamt Berlin zu einem europaweiten Projekt zur Bekämpfung des organisierten Kfz-Diebstahls und der russischsprachigen organisierten Kriminalität gezogen. Das zweijährige Projekt sollte eine intensivere grenzüberschreitende Zusammenarbeit erproben.

Es startete am 1. Januar 2014 gemeinsam mit Estland, Frankreich, Lettland, Litauen, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden und der europäischen Polizeibehörde Europol. Europaweit seien 781 Fahrzeugdiebstähle mit einer Schadenshöhe von mehr als 50 Millionen Euro aufgeklärt worden. Allein in einem Ermittlungskomplex hätten die Polizeikräfte in Polen 90 in Berlin entwendete Premiumfahrzeuge ermittelt, überwiegend Fahrzeuge der Marke Land Rover. Ebenso sei eine Serie von Audi-Diebstählen aufgeklärt worden.

Gemeinsam mit Kollegen aus Griechenland und Georgien habe die Polizei europaweit Tatverdächtige zu 174 Wohnraumeinbrüchen mit einer Schadensumme von rund zehn Millionen Euro ermittelt.  Auch eine Massenproduktion von gefälschten Reisepässen, Identitätskarten und Führerscheinen habe aufgeklärt werden können. Dabei seien 100 Nutzer, Vertreiber, Hersteller und Hinterleute festgenommen worden sowie 138 Durchsuchungen in Tschechien, Österreich, Polen, Italien, Portugal, Frankreich, Belgien und Deutschland erfolgt.

In der Gesamtbilanz des zum 31. Mai beendeten Projekts seien 72 Gruppierungen der Organisierten Kriminalität komplett und 15 Gruppierungen zum Teil zerschlagen worden. 1890 Tatverdächtige seien identifiziert, 575 Haftbefehle erwirkt und 382 Personen festgenommen worden.

Der ermittelte Gesamtschaden liege bei rund 65 Millionen Euro. Ab 2017 soll ein Anschlussprojekt für die verstärkte Zusammenarbeit folgen.

Für die deutsche Hauptstadt kann jedoch überhaupt nicht von einem Fortschritt bei der Aufklärungsquote und den Fallzahlen beim KfZ-Diebstahl gesprochen werden. Im Jahr 2015 wurden in Berlin laut Polizeilicher Kriminalstatistik 6692 Autos gestohlen. Die Aufklärungsquote lag bei nur 13,7 Prozent. 60,7 Prozent aller ermittelten Tatverdächtigen waren Nichtdeutsche, und von diesen waren mehr als die Hälfte Polen. Im Jahr 2014 wurden 6664 Fahrzeuge in Berlin entwendet. Die Aufklärungsquote betrug mickrige 11,9 Prozent.              Michael Leh


S. 6 Ausland

Türkeiurlaub? Nein Danke!
»Erdogan-Faktor«: Touristenzahlen eingebrochen – Buchungsrückgang auch in anderen islamischen Ländern

Angesichts des dramatischen Rückgangs der Touristenzahlen in der Türkei sprechen die Medien hierzulande nun vom „Erdogan-Faktor“, der für diese Misere verantwortlich sei. Doch ist es wirklich nur das Gehabe des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, welches die Urlauber vertreibt?

Auf jeden Fall läuft alles auf ein Desaster hinaus: Bereits den neunten Monat in Folge kamen längst nicht mehr so viele ausländische Besucher in die Türkei wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das führte alleine zwischen dem 1. Januar und dem 30. April zu einem Minus von 700000 Touristen. Gleichzeitig prognostiziert der Statistikdienst Turizmdatabank 5,3 bis 7,6 Millionen weniger Gäste im Gesamtverlauf des Jahres. Hierdurch drohen der Türkei finanzielle Einbußen von bis zu neun Milliarden Dollar – höchst fatal, wenn man die Abhängigkeit des Landes von ausländischem Geld und das Schwinden der Devisenreserven um zwölf Milliarden Dollar binnen Jahresfrist bedenkt.

Den Rückgang der Zahl der deutschen Touristen, der im April bei bemerkenswerten 35,4 Prozent gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres lag, erklären deutsche Zeitungen mit dem „Erdogan-Faktor“: Das türkische Staatsoberhaupt sei in letzter Zeit derart herausfordernd, selbstherrlich und diktatorisch aufgetreten, dass die Deutschen nun das ganze Land dafür abstraften, denn schließlich stehe ja die Mehrheit der Türken hinter dem „Sultan vom Bosporus“.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit, wie auch der prominente Reiseunternehmer Vural Öger klarstellt. Er meint, die enormen Rück­gänge im Türkei-Geschäft – in seinem mittlerweile insolventen Unternehmen VÖ Travel hätten diese sogar 70 Prozent betragen – hätten ihre Ursache nicht vorrangig im Auftreten Erdogans, sondern in der zunehmenden Abneigung der Deutschen, Urlaub in einem islamischen Land zu machen. Und damit dürfte er den Nagel auf den Kopf getroffen haben, denn der Absatz von Reisen nach Ägypten und Tunesien ist ebenfalls stark eingebrochen. Desgleichen verzeichnete das noch relativ stabile Marokko im vergangenen Winter zweistellige Buchungsrückgänge. An Attraktivität verloren darüber hinaus auch die Arabischen Emirate, welche sich zwar weiterhin im touristischen Aufwind sehen, jedoch keine Zahlen vorlegen können, die dies untermauern.

Wie sehr der Islam die Reiseentscheidungen der Deutschen mittlerweile beeinflusst, geht aus Internetforen hervor, in denen Klartext gesprochen wird. So wollen viele Menschen nicht noch mehr Kopftücher sehen, als sie es ohnehin schon auf deutschen Straßen müssen. Frauen beklagen die archaischen Bekleidungsvorschriften und Umgangsformen sowie die permanenten Belästigungen seitens der türkisch-arabischen Männer. Außerdem wird immer öfter ganz offen die Grundsatzfrage gestellt, ob man als sogenannter „Ungläubiger“ sein Geld tatsächlich noch in die islamische Welt tragen sollte – wobei die Antwort zumeist klipp und klar „Nein“ lautet.

Ein weiteres Problem ist die Anschlagsgefahr in der Türkei. Nachdem die Deutschen die Bedrohung durch terroristische Kurdenorganisationen, die in der Vergangenheit gerne auch in Urlaubsorten zuschlugen, lange Zeit zu ignorieren pflegten, scheint die Angst vor den Attentätern des IS nun deutlich mehr Wirkung zu entfalten – nach all den bisherigen Kostproben seiner Brutalität eine sehr verständliche Haltung, die keineswegs aus Erdogans Großmannssucht herrührt.

Deshalb gilt nun für viele Urlauber in diesem Jahr die Faustregel: Urlaub möglichst weit weg von den Zentren des Islam und dem Pulverfass Naher Osten, selbst wenn zwischen Antalya und der syrischen Grenze noch rund 500 Kilometer Luftlinie liegen, was immerhin fast der doppelten Entfernung zwischen dem gleichermaßen hochexplosiven Libyen und der als sicher geltenden Ferieninsel Kreta entspricht. Oder, um es im Stile der Tourismusbranche auszudrücken: Dieses Jahr treten iberische Reiseziele an die Stelle islamischer Destinationen. Das heißt, Spanien und Portugal sind die großen Profiteure der rapide wachsenden Unlust der Deutschen, in die Türkei oder andere muslimisch geprägte Länder zu reisen. Ebenso können sich Italien, Bulgarien, Kroatien und Griechenland über steigende oder zumindest konstant bleibende Buchungszahlen freuen. Allerdings hegen manche Veranstalter noch die Hoffnung, dass die sparsamen Last-Minute-Touristen im Sommer dann doch wieder verstärkt an die Strände der Türkei oder Nordafrikas pilgern.

                Wolfgang Kaufmann


Hat Clinton gelogen?
Neue Vorwürfe in der E-Mail-Affäre belasten die Kandidatin schwer

Kurz vor dem Ende der US-Vorwahlen wird für Hillary Clinton der Umgang mit E-Mails während ihrer Zeit als Außenministerin zu einer zunehmenden Belastung. Clinton hatte während ihrer Dienstzeit von 2009 bis 2013 ihren gesamten E-Mailverkehr über einen privaten Server im Keller ihres Hauses laufen lassen. Während Clinton argumentiert, sie habe damals aus rein praktischen Gründen dienstliche wie private Korrespondenz über ihren eigenen Server abgewickelt, sehen Kritiker ein ganz anderes Motiv: Ganz bewusst soll Clinton versucht haben, ihre dienstlichen E-Mails dem direkten Zugriff des Ministeriums zu entziehen, so der Vorwurf aus den Reihen der US-Republikaner.

Befeuert werden derartige Vorwürfe zusätzlich durch einen Untersuchungsbericht des Au­ßenministeriums für den US-Kongress. Unter anderem wi­derlegt der Bericht die Darstellung Clintons, das State Department habe es ihr erlaubt, Dienst-E-Mails über ihren privaten Server laufen zu lassen. Er habe „keine Belege für eine Genehmigung gefunden“, so der für die interne Kontrolle im Außenministerium zuständige Inspector General des Außenministeriums. Damit steht der Verdacht im Raum, dass Clinton hinsichtlich der Genehmigung nicht die Wahrheit gesagt hat.

Fragen wirft auch ein anderes Ergebnis der Untersuchung auf. Der Prüfer des State Departments hat nämlich herausgefunden, dass auch schon Clintons Vorgänger im Amt einen eher laxen Umgang in ihrer E-Mailkorrespondenz pflegten. Allerdings sind mit Clintons Amtsantritt im Jahr 2009 die Vorschriften für die IT-Sicherheit explizit verschärft worden. Kritisiert wird in dem Bericht zudem, dass Clinton während ihrer Amtszeit auch Hinweise der IT-Abteilung ignoriert habe und auch bei der Aufklärung der Angelegenheit nicht sehr hilfreich gewesen sei.

Vorab an einzelne Medien durchgestochen, dient der Bericht den US-Republikanern als willkommene Munition im Wahlkampf. Inzwischen drohen Clinton neue Negativ-Schlagzeilen. Es ist nämlich auch noch Material aufgetaucht, das den Verdacht nahelegt, Clinton sei als Außenministerin ganz bewusst Sicherheitsrisiken eingegangen. Konkret geht es dabei um eine E-Mail, welche die Enthüllungsplattform „Wikileaks“ veröffentlicht hat. In der Nachricht aus dem Jahr 2011 forderte Clinton einen Mitarbeiter des Außenministeriums offenbar dazu auf, vertraulich eingestuftes Material an ihre private E-Mailadresse zu senden. Im Außenministerium sah man in der Übermittlung von klassifizierten Papieren allerdings ein Problem. Wie aus der E-Mail hervorgeht, regte Clinton daraufhin an, man solle aus dem angeforderten Material einfach ein inoffizielles Dokument machen und ihr auf „unsicherem“ Wege zuschicken.

Zur Sprache kommen könnte dieses Vorgehen bei der laufenden Untersuchung des FBI. Die US-Bundespolizei prüft bereits seit einiger Zeit, ob die ehemalige Außenministerin über ihren privaten Mailserver auch vertrauliche Informationen verschickt oder empfangen hat. Je nach Ausgang der Untersuchung ist es möglich, dass sich Clinton sogar einer Anklage stellen muss.            N.H.


Zurück zur Normalität
Obamas Besuch in Vietnam nähert ehemalige Kriegsgegner einander an

Nach Bill Clinton im Jahre 2000 und George W. Bush 2006 ist Barack Obama der dritte US-Präsident, der Vietnam einen offiziellen Besuch abstattete – 21 Jahre nach Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten und knapp ein Jahr nach der historischen Visite des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei Vietnams, Nguyen Phu Trong, in Washington.

Wichtigstes Ergebnis von Oba­mas dreitägigem Aufenthalt ist sicherlich die endgültige Aufhebung des seit 41 Jahren bestehenden Waffenembargos, das bereits im Oktober 2014 gelockert worden war, „damit Vietnam die Ausrüstung bekommt, die es braucht, um sich zu verteidigen“. Es bestand seit Beendigung des Bürgerkrieges und dem Fall Saigons an das kommunistische Nordvietnam 1975. Verträge im Wert von 16 Milliarden US-Dollar wurden unterzeichnet, darunter über die Lieferung neuer Boote und Radarausrüstung aus US-amerikanischer Produktion an die vietnamesische Küstenwache. Hanoi ist angeblich an viel mehr interessiert, nämlich an luftgestützten Waffensystemen. Doch Oba­ma ließ gleich verlauten, dass jeder Wunsch einzeln geprüft werde.

Die schlechte Menschenrechtslage in Vietnam ist ein anderes heikles Thema. Letzten Monat wurde die Frau eines inhaftierten vietnamesischen Geistlichen auf dem Weg zu einem Treffen mit dem US-Sonderbotschafter David Saperstein von örtlichen Sicherheitskräften abgefangen und misshandelt. Schon in der Vergangenheit hatte Hanoi politische Gefangene als Faustpfand missbraucht. Mehrere unabhängige Kandidaten wurden daran gehindert, an den zufälligerweise zeitgleich mit Obamas Besuch stattfindenden Wahlen teilzunehmen. Proteste gegen die sehr langsame Reaktion auf eine der schlimmsten Umweltkatastrophen der letzten Jahrzehnte ließ die KPV teilweise gewaltsam niederschlagen. Die Kommunisten sitzen fest im Sattel, Wa­shington dagegen plagt das schlechte Gewissen wegen des Vietnamkrieges, weshalb es in dieser Beziehung eher zurück­haltend auftritt.

Die offensichtliche Annäherung beunruhigt jedenfalls die Volksrepublik China, deren Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer von Vietnam und anderen Ländern wie den Phi­lippinen vehement zurückgewiesen werden. Trotzdem war die Reaktion Pekings auf die Annäherung Hanois an die USA sehr vorsichtig, und man bezeichnete das noch bestehende Waffenembargo als Relikt des Kalten Krieges, das es nie hätte geben dürfen. Man hoffe auf normale Beziehungen zwischen den USA und Vietnam. Da China mit Abstand Vietnams wichtigster Handelspartner ist, muss sich nämlich die vietnamesische Führung in Zurückhaltung üben und offene Provokationen vermeiden.

Obama flog nach Japan zum G7-Gipfel weiter. Hier war er weniger erfolgreich, denn die wichtigsten Industrienationen konnte sich – auch aufgrund der Differenzen zwischen den „Impulsgebern“ Japan und Kanada sowie den „Finanzfalken“ Großbritannien und Deutschland – nicht auf gemeinsame Maßnahmen zur Ankurbelung des weltweiten Wachstums einigen.             

                Markus Matthes


MELDUNGEN

Ukraine benennt Städte um

Kiew – Die Ukraine hat die Namen zweier in sowjetischer Zeit umbenannter Städte geändert. Es handelt sich zum einen um Dnjepropetrowsk beziehungsweise ukrainisch Dnipropetrowsk, das 1776 als Jekatarinoslaw gegründet wurde und 1926 seinen sowjetischen Namen nach einem führenden Kommunisten erhielt. Nach der Umbenennung heißt es jetzt wie der Fluss Dnjepr auf Ukrainisch einfach „Dnipro“. Als zweites erhielt das nahe Dnjeprodzerschinsk – in der Stalinzeit 1936 nach Felix Dzerschinskij, dem Gründer der berüchtigten Geheimpolizei Tscheka benannt – seinen alten Namen Kamjanske beziehungsweise russisch Kamjenskoe zurück. T.W.W.

 

Unruhen in Kasachstan

Astana – In Kasachstan ist es zu erheblichen Unruhen wegen einer geplanten Änderung des Bodengesetzes gekommen. Danach sollten ab dem 1. Juli Ausländer Agrarland für 25 statt wie bisher für zehn Jahre pachten können. In der Bevölkerung ist diese zudem unklar vermittelte Gesetzesänderung weithin als Bodenverkauf an Ausländer wahrgenommen worden. Hierbei spielten sicher auch der Besuch des saudischen Außenministers und die Gründung der Islamischen Organisation für Nahrungssicherheit in eine Rolle, die als Hinweise auf einen Ausverkauf des Landes an arabische Staaten gewertet wurden. Im ganzen Land kam es daher zu Massenprotesten, die teils durch Polizeieinsätze beendet wurden. Zur Beruhigung der Lage hat Präsident Nursultan Nasarbajew mehrere Minister entlassen und ein Moratorium für das Bodengesetz bis Ende des Jahres verkündet. Zudem wurden eine Agentur für Landreform und ein neues Ministerium für Information und Kommunikation gegründet.             T.W.W.


S. 7 Wirtschaft

»Selbst die Asylkrise wirkt positiv«
Euphorische Lagebeschreibung des Vorstandsvorsitzendern der Arbeitsagentur, Frank-Jürgen Weise

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit malt die Gegenwart in den hellsten Farben. Aber zum einen sind seine Zahlen zumindest laut der „Linken“ getürkt und zum anderen lässt die Masseneinwanderung gering qualifizierter Asylsucher eine Zunahme der Arbeitslosigkeit erwarten. 

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist auf den tiefsten Mai-Stand seit 25 Jahren gesunken. Insgesamt waren im Mai 2,664 Millionen Männer und Frauen ohne Beschäftigung, das sind rund 90000 weniger als im Vorjahr. Zuletzt hatte es 1991 ähnlich geringe Zahlen gegeben. „Der Arbeitsmarkt entwickelt sich insgesamt weiter positiv. Die gute wirtschaftliche Lage hat den Bedarf an Arbeitskräften weiter wachsen lassen“, sagte Frank Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA). Er konstatierte: „Die allgemeine wirtschaftliche Lage, seien es Binnennachfrage oder Export, ist gut. Davon profitiert der Arbeitsmarkt.“ Auch die Asylkrise der vergangenen Monate habe sich positiv auf die Zahlen ausgewirkt. Durch den Druck, mehr als eine Million Menschen unterzubringen, zu versorgen, zu beraten, zu schützen und zu unterrichten, habe es in verschiedenen Bereichen wie der Baubranche oder dem Dienstleistungssektor massive Neueinstellungen gegeben.

Doch die von Weise und seiner Agentur verbreitete „Aufschwungs-Euphorie“ verbirgt Probleme und Gefahren. Denn die deutschen Jobcenter müssen sich nach einer Experten-Umfrage, die von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) durchgeführt wurde, in absehbarer Zeit auf einen Ansturm arbeitsloser Asylsucher gefasst werden. Spätestens nach den „Sommerferien“ dürften Hunderttausende von ihnen das Asylverfahren durchlaufen haben und müssten sich dementsprechend arbeitssuchend melden. Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld kommt demnach zu dem Ergebnis, „dass wir ab Spätsommer kräftige Impulse in Sachen Flüchtlingsarbeitslosigkeit sehen werden.“ Heiko Peters von der Deutschen Bank rechnet künftig mit einem Anstieg von 15000 bis 20000 Arbeitslosen pro Monat. Im April seien 136000 Männer und Frauen aus Asylzugangsländern in der Bundesrepublik arbeitslos gemeldet gewesen, diese Zahl könnte sich folglich in wenigen Monaten nahezu verdoppeln.

Allerdings weisen Experten auch darauf hin, dass die Bearbeitungszeit von Asylanträgen in Deutschland immer noch lange dauert. Derzeit würden nur etwa 50000 Bescheide pro Monat erlassen. Wie viele sich in den kommenden Monaten bei den Jobcentern melden werden, hänge davon ab, wie schnell das Bundesamt ihre Asylanträge bearbeite, betonte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Erst als anerkannte Flüchtlinge könnten sie sich offiziell arbeitslos melden. Der große Zustrom an Asylsuchern, die vielfach wegen mangelnder Deutschkenntnisse und oft fehlender beruflicher Qualifikation kaum Chancen haben, rasch auf dem offiziellen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, werde die Nachfrage nach Schwarzarbeit steigen lassen, prognostiziert der Arbeitsmarkt-Experte Friedrich Schneider, der sich seit Jahren mit der sogenannten Schattenwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland und Österreich auseinandersetzt. Der Ökonom, der an der Universität Linz lehrt, geht perspektivisch von rund 300000 Menschen aus, die einer nicht angemeldeten Arbeit nachgehen würden. Dabei käme es auch nicht darauf an, ob die Menschen einen offiziellen Asylstatus hätten: „Die Jobs, die diese annehmen, sind im Niedriglohnsektor und gehen natürlich verloren. So dass die Perspektive für Langzeitarbeitslose gerade in diesem Bereich düster bleibt.“

Doch abgesehen von der Zukunft scheint auch die Gegenwart nicht so rosarot zu sein, wie die BA-Spitze sie malt. Bereits im März bezeichnete die Linkspartei die Quartalszahlen der Bundesagentur als „gefälscht“. In Wirklichkeit seien in Deutschland über 3,6 Millionen Menschen ohne Arbeit, sagte „Linke“-Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn. Die offizielle Statistik beruhe hingegen auf „statistischen Spielereien“. So würde Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles bei den Arbeitslosenzahlen „Hunderttausende einfach herausrechnen“. Sechs Millionen Menschen in Deutschland seien auf die Grundsicherung angewiesen. „Davon tauchen mehr als eineinhalb Millionen in der Arbeitslosen-Statistik aber nicht auf, weil sie krank sind oder Kinder erziehen“, sagte Höhn. Nahles, so der Vorwurf, würde die sogenannten Aufstocker, also Hartz-IV-Empfänger, die neben der Grundsicherung auch noch einen Ein-Euro-Job angenommen hätten, einfach aus der Statistik herausrechnen.

Oppositionspolitiker und Sozialverbände warnen zudem davor, dass es in der Bundesrepublik zu viele sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse gebe. Dazu zählen befristet Beschäftigte, Teilzeitkräfte mit bis zu 20 Wochenstunden, geringfügig Beschäftigte sowie Zeitarbeiter. Derzeit befinden sich rund 7,5 Millionen Menschen in einem solchen Arbeitsverhältnis, hinzu kommen mehr als drei Millionen Menschen mit einem Teilzeitjob von mehr als 20 Wochenstunden. BA-Chef Weise konterte die Zahlen mit dem Hinweis, dass in den vergangenen Jahren eine Trendumkehr stattgefunden habe und die Zahl der Teilzeitverträge nicht noch stärker angestiegen sei.

Besorgnis löste die Meldung aus, dass jedes siebte Kind der Republik von Hartz IV abhängig sei. „Wir haben ein Problem mit Langzeitarbeitslosigkeit der Eltern“, sagt Arbeitsministerin Nahles. Glaubt man dem Experten Schneider wird sich das durch die Schwarzarbeit von Asylsuchern nicht bessern.   Peter Entinger


Deutschland steigt ab
Nicht mehr unter den zehn wettbewerbsfähigsten Ländern

Laut einer Studie der IMD Business School aus Lausanne gehört Deutschland nicht mehr zu den zehn wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften der Welt. Die Forscher sehen den Standort Deutschland lediglich noch auf Platz zwölf. Noch im Jahr 2015 hatte Deutschland im Vergleich auf Rang zehn gelegen.

Für ihre Untersuchung  hat die IMD Business School vier Kate­go­rien mit je fünf Faktoren aufgestellt. Sieht man ins Detail, dann wird ein Mix von Fehlentwicklungen deutlich, welche die Forscher als Ursache für das Zurückfallen Deutschlands sehen: Als langbekanntes Manko gilt etwa die komplizierte Steuerpolitik, bei der Deutschland im aktuellen Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit nur den 52. Platz belegt und damit sogar schlechter als Frankreich abschnitt.

Auch in Sachen Regierungseffizienz und Infrastruktur muss sich Deutschland anderen Staaten geschlagen geben. Von Jahr zu Jahr schlechter schneidet überdies Deutschlands Infrastruktur in dem Vergleich bereits seit dem Jahr 2013 ab. Bislang schätzen die befragten Führungskräfte allerdings die Verlässlichkeit der Infrastruktur in Deutschland noch als gut ein.

Als Pluspunkte der Bundesrepublik nennen die Forscher ebenso das hohe Bildungsniveau, qualifizierte Arbeitnehmer und die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Deutlich verbessern konnte sich Deutschland sogar in der Bewertung internationaler Investments. Kaum überraschend der Befund, dass Deutschland durch seinen Mittelstand punkten kann. Dieser hat einen wesentlichen Anteil daran, dass die Produktivität als gut bewertet wurde. Unter den 60 Staaten, welche die IMD Business School für den Vergleich unter die Lupe genommen hat, nimmt Deutschland bei der Anzahl der kleinen und mittleren Unternehmen sogar eine Spitzenposition ein.

Zweifelhaft bleibt, dass es Deutschland gelingen kann, in den kommenden Jahren wieder in die Spitzengruppe der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften aufzurücken. So konnten die Niederlande, Irland und Schweden ihre Positionierung stark verbessern. Unübersehbar auch, dass einige osteuropäische Volkswirtschaften aufgeholt haben. Gewachsen ist laut der Studie zudem das Risiko politischer Instabilität in Deutschland.

Gerade dieser Befund wurde von einigen Medien herangezogen, auf das Erstarken der AfD aufmerksam zu machen und  Schlagzeilen wie „AfD sorgt für höhere Risiken bei Investoren“ zu präsentieren. Tatsächlich bewertet die Studie die politische Stabilität insgesamt immer noch als eine Stärke der Bundesrepublik. Zudem ist das Erstarken der AfD ein relativ neues Phänomen.

Viele Befunde aus der Studie der IMD Business School lesen sich allerdings wie eine Ohrfeige für die langfristig verfolgte Politik der etablierten Parteien, etwa im Bereich des Steuerrechts oder bei den Investitionen in die Infrastruktur. Durchaus legitim ist daher die Sichtweise, das gewachsene Risiko politischer Instabilität in erster Linie als Folge der bisherigen Arbeit der Parteien in Regierungsverantwortung zu sehen. Ins Bild passend haben die IMD-Forscher die Qualität der Verwaltung, das Steuerrecht und die Kompetenz der Regierung als Minuspunkte für Deutschland genannt.   Norman Hanert


Steuerparadies Hellas
Griechen sind dem Fiskus die Hälfte des BIP schuldig

Daten des griechischen Statistikamtes Elstat deuten darauf hin, dass das Land auf die nächste Rezession zusteuert. Demnach lag die Wirtschaftsleistung des Euro-Landes im ersten Quartal dieses Jahres um 0,5 Prozent unter derjenigen des Vergleichszeitraumes des Vorjahres. Nach unten korrigiert werden musste damit eine Schätzung von Mitte Mai, bei der von einem Rück­gang von 0,4 Prozent ausgegangen worden war. Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass eine Rezession vorliegt, wenn das Bruttoinlandsprodukt eines Landes zwei Quartale in Folge sinkt. Im Fall Griechenlands ist dies mittlerweile seit Jahren der vorherrschende Zustand. Zu befürchten ist, dass die anhaltend schlechte wirtschaftliche Lage auch die Einnahmesituation des griechischen Staates weiter verschlechtern wird.

Wie von der Athener Zeitung „Kathimerini“ unter Berufung auf Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) berichtet wurde, schulden Griechenlands Bürger dem Staat rund 87 Milliarden Euro an Steuern. Die unbeglichenen Steuerforderungen entsprechen damit in etwa der Hälfte des derzeitigen griechischen Bruttoinlandsproduktes (BIP). Lediglich 45 Prozent der ausstehenden Steuern wurden beglichen, so eine mögliche Interpretation der Daten durch den Internationalen Währungsfonds (IWF).

Clemens Fuest, Präsidenten des Münchner Ifo-Instituts, hat die Steuerschulden in Griechenland inzwischen scharf kritisiert. Es sei fragwürdig, von den Steuerzahlern anderer Länder in Europa höhere Beiträge zur Sanierung Griechenlands zu verlangen, wenn die griechischen Bürger die fälligen Steuern nicht zahlten, so Fuest in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Auszugehen ist davon, dass die enormen Steuerschulden in Griechenland nicht nur auf Steuerhinterziehung zurück gehen. Die griechischen Steuerbehörden arbeiten insgesamt immer noch zu wenig effizient beim Einsammeln von Steuern. Ein Teil der Bevölkerung ist zudem wirtschaftlich gar nicht mehr in der Lage, seine Steuerschulden zu begleichen.

Der hohe Anteil an offenen Steuerforderungen lässt an der seit 2010 verfolgten Rettungs- und Reformpolitik für Griechenland zweifeln. Nach Angaben von „Kathimerini“ will der Internationale Währungsfonds (IWF) mit den vorgelegten Daten denn auch seine Einschätzung untermauern, dass Griechenland ohne einen Schuldenschnitt nicht wieder auf die Beine kommen könne.

Während der IWF deutliche Erleichterungen fordert, lehnt die Bundesregierung einen Schuldenschnitt bisher ab. Wenn Griechenland einen Teil der Kredite nicht zurückzahlt, würde dies nach Ansicht von Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln bedeuten, dass die Rettungsstrategie gescheitert ist. Bislang wird an der Darstellung festgehalten, dass nur Kredite vergeben würden, die Griechenland auf lange Sicht ohne Verlust für die Geberländer wieder zurückzahle. Der Streit um weitere Erleichterungen für Griechenland könnte am Ende auf eine für die Bundesregierung gesichtswahrende Lösung hinauslaufen, die einem Schuldenschnitt faktisch gleichkommt, aber nicht so heißt. Möglich erscheint etwa, dass Athens Rück­zahlungsfristen noch einmal um 15 bis 20 Jahre verlängert werden.              N.H.


MELDUNGEN

Saudis wollen keine Panzer

Riad – Seit Jahren sorgen Rüstungslieferungen nach Saudi-Arabien für politischen Streit. Damit dürfte es jetzt ein Ende haben, denn das Königreich will auf den 2011 vereinbarten Kauf von 200 Leopard-Panzern verzichten. Andere Rüstungsimporte aus Deutschland will das Land vorerst zurückstellen. Dazu sagte der Botschafter des Landes, Awwad S. Alawwad, dem „Tagesspiegel“: „Die klare Wahrheit ist, dass wir an dem Panzergeschäft nicht interessiert sind.“ Seine Regierung störe, dass die Debatte über Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien in Deutschland „für interne politische Auseinandersetzungen missbraucht“ werde. Nun dürfen sich andere Länder auf lukrative Aufträge aus Riad freuen. J.H.

 

EC-Karte bei Zahlung vorn

Hamburg – Die Zahlung mit der EC-Karte legte in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozentpunkte zu und löst damit erstmals die Barzahlung als beliebteste Zahlweise ab. Eine Mehrheit der Deutschen lehnt eine Abschaffung des Bargelds ab, gleichwohl kann sich mehr als ein Viertel dieses Szenario zumindest teilweise vorstellen. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Instituts myMeinungsforschung.               U.M.


S. 8 Forum

Totaler Staat
von Thomas W. Wyrwoll

Die Bundesregierung möchte erneut „etwas für die Sicherheit“ tun. So soll es künftig nur noch dann möglich sein, eine Prepaid-Karte für ein Mobiltelefon zu kaufen, wenn man ein Ausweisdokument vorlegt. Diese Registrierung der SIM-Karten-Käufer hätte zwar keinerlei Einfluss auf irgendeines der letzten Attentate gehabt, und jeder Terrorist kann sich unproblematisch eine gebrauchte oder ausländische SIM-Karte zulegen, ohne einen Ausweis vorzulegen. Oder er könnte einen gefälschten Ausweis benutzen.

Staatlich überwacht würde aber durch die neue Regelung der unbescholtene deutsche Normaltelefonierer. Dem totalen Staat geht es offenkundig vorrangig um die Ausforschung des eigenen Bürgers, den er als seinen eigentlichen Feind betrachtet, statt um die Terrorprävention.


Nicht allmächtig
von Friedrich-Wilhelm Schlomann

Über den kürzlich abgehaltenen Parteikongress der „Partei der Arbeiter“ der „Demokratischen Volksrepublik Korea“ ist in Zeitungen vieles geschrieben worden. Einige Blätter glaubten aus der Rede des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un eine gewisse Bereitschaft zu Gesprächen mit den USA, Südkorea, China und Russland herauslesen zu können. Tatsächlich ist dessen alleiniges Ziel, mit Washington und Seoul den seit 1953 ausstehenden Friedensvertrag abzuschießen, in dessen Folge die rund 28500 US-Soldaten Südkorea verlassen sollen. Das ist nichts mehr als Jahre alte Propaganda.

Dass der angekündigte Start einer weiteren Rakete zum Parteitag unterblieb, war kein Anzeichen für einen Verständigungswillen Pjöngjangs, sondern geht auf die Drohung Pekings zurück, in einem solchen Falle sämtliche Ölexporte in den Norden zu stoppen. Einig waren sich alle westlichen Medien, Kim habe den Parteitag zum weiteren Ausbau seiner Macht nutzen wollen. Was sie indes übersehen haben, ist die Tatsache, dass ihm das nur teilweise gelang. Wohl hatte er Erfolg damit, seinen Vertrauten Choe Ryong~hae in eine entscheidene Position im Politbüro zu bringen, wodurch der nun als zweitwichtigster Mann der Staatspartei gilt. Außenminister Ri Su-yong wurde ebenfalls Mitglied des 19-köpfigen Politbüros und dürfte dort bald zum Sekretär für internationale Beziehungen aufrücken. Ri war früher Botschafter in der Schweiz und umsorgte Kim Jong-un und dessen Schwester Kim Yo-jong während ihrer dortigen Schulbesuche.

In diesem Zusammenhang erlitt der Diktator indes seine große Niederlage, die ganz offenbar allen ausländischen Medien entgingt: Seine Schwester, die im Propaganda-Apparat der „Partei der Arbeiter“ tätig ist, wollte er ins Politbüro bringen und ihr eine Position auf Minister-Ebene verschaffen. Seine Vorstöße aber scheiterten am Widerspruch der Delegierten. Sie blieb weiterhin nur ein einfaches Mitglied des Zentralkomitees. Kim ist eben doch nicht allmächtig.


Fasten und Terror
von Bodo Bost

Der Ramadan gilt unter den Muslimen traditionell als Monat des Friedens. Salafisten und Dschihadisten wie der Islamische Staat (IS) rufen jedoch ihre Anhänger im Ramadan ausdrücklich zum Kampf und zu Anschlägen auf. Sie sehen sich in der Tradition des Propheten Mohammed, der auch einige seiner wichtigsten und grausamsten Schlachten im Ramadan geführt haben soll. Ein Märtyrertod im Ramadan soll den Kämpfern im Dschihad nach Ansicht der Salafisten sogar die höchsten und besten Plätze im islamischen Paradies bescheren. Die Paradiesvorstellung ist dabei einer testosterongeladenen irdischen Männerphantasie entlehnt, weshalb auch zumeist Männer zwischen 20 und 40 Jahren sich aufmachen in den Dschihad. Aus diesem Grunde führen gerade die Dschihadisten wie die Taliban in diesem Monat ihre schlimmsten Offensiven durch, weil sie ebenfalls Märtyrer werden wollen. Einige christliche Religionsführer schicken den Muslimen Grußbotschaften zum Ramadan, weil sie annehmen, der religiöse Aspekt des Fastens stehe wie bei Christen und Juden bei der Mehrheit der Muslime im Vordergrund. Dabei ist es längst der politische, gesellschaftliche und juridische Aspekt des Fastens, der die Muslime unter Androhung härtester Strafen in immer mehr Ländern zur Einhaltung des Fastens zwingt.

In Europa wird ein Großteil der Fußball-Europameisterschaft, die am 10. Juni beginnt und bis zum 10. Juli dauert, in die Zeit des Ramadan fallen. Anders als vor vier Jahren bei Olympia, wo einige Athleten wirklich gefastet haben, werden muslimische Fußballer, die häufig zu den bestbezahlten der Welt gehören, sich bei der EM nicht durch Fasten im Hochsommer in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigen lassen. Sie nutzen ein Hintertürchen im islamischen Gesetz, das „Reisende“ vom Fasten dispensiert, aus Fußballern werden dann für vier Wochen Reisende. Der Islamische Staat hat auch bereits angekündigt seine „Reisenden“ zu dem Mega-Fußball-Ereinis in Frankreich zu schicken, die dadurch auch vom Fasten dispensiert sind. In einer Audiobotschaft hat der IS seine Anhänger zu Anschlägen in Frankreich aufgerufen. In einem der Gruppe zugeschriebenen Clip, der auf Twitter verbreitet wurde, werden die Gefolgsleute angehalten, im Fastenmonat Ramadan Angriffe auch auf Menschenmengen während der Fußball-Europameisterschaft vorzunehmen. Vor sieben Monaten war bei koordinierten Anschlägen auf Cafés, Bars und eine Konzerthalle auch das Fußballstadion der Nationalmannschaft in Paris im Visier der Terror-Islamisten. 130 Menschen kamen damals ums Leben. Zu den 51 Spielen in zehn Stadien werden mehr als 2,5 Millionen Besucher erwartet.            Bodo Bost


Frei gedacht
Unsere Nachbarin sagt …
von Eva Herman

Unsere Nachbarin freut sich sehr, dass die Fußball-Europameisterschaft jetzt losgeht. Sie sagt, dass dies eine Gelegenheit zur Vertiefung der Freundschaft zwischen allen Völkern auf der Welt sei. Außerdem seien es ja echte sportliche Herausforderungen an die Nationalmannschaften. Unsere Nachbarin ist natürlich Deutschland-Fan. Sie hat jetzt unsere Hymne auswendig gelernt und wird sie vor jedem Spiel vor dem Fernseher mitsingen. Ihre sozialen Verpflichtungen hat unsere Nachbarin für die nächsten vier Wochen zurückgestellt, alle wissen Bescheid, dass sie die Fußball-EM 2016 aktiv zuhause mitgestalten wird. Sogar ihren ehrenamtlichen Job als Helferin in der naheliegenden Asylsucherunterkunft lässt sie jetzt ruhen: „Es ist deutsche Bürgerpflicht, die eigene Mannschaft, wenn auch nur zuhause am Bildschirm, zu unterstützen!“ Unsere Nachbarin hat umfangreiche Vorarbeit geleistet, sie hatte die Freundschaftsspiele, die der EM vorausgingen, aufgezeichnet und analysiert. „Fußball ist ein Kriegsspiel mit Taktiken, Angriff und Verteidigung“, hatte sie dann festgestellt. „Da wir aber in absolut friedlichen Zeiten leben, brauchen die Menschen ein solches Kriegsspiel als Ersatz, sozusagen!“ Sagt unsere Nachbarin. Sie nimmt die Sache ernst und hat kein Verständnis für jene Leute, die sich für die EM 2016 nicht interessieren wollen: „Das ist ja gerade so, als ob Deutschland im Krieg ist, und von den eigenen Bürgern keine Unterstützung bekommt.“ Natürlich hat sie gleich mehrere Deutschlandfahnen gekauft, die sie aber erst mit dem Anpfiff des ersten EM-Spiels auf dem Balkon aufhängen will. Eine Terrorgefahr sieht sie für die EM nicht, weil „Fußball nix mit Politik zu tun hat“.

Übrigens hat unsere Nachbarin auch im Mai die ganze Nacht über, als der Eurovision Song-Contest 2016 in Stock­holm lief, unserem Land fest die Daumen vor dem Fernseher gedrückt. Als die deutsche Vertreterin Jamie-Lee schließlich auf dem allerletzten Platz gelandet war und einige Leute plötzlich von politischer Einflussnahme orakelten, weil die Sängerin Jamala aus der Ukraine mit dem politisch anmutenden Titel „1944“ gewonnen hatte, da wurde unsere Nachbarin richtig böse. „Spiel ist Spiel, Politik ist Politik, und Musik ist Musik!“, meinte sie. Politische Botschaften hätten in der Unterhaltung nix verloren und die ESC-Manager hätten schließlich laut und deutlich gesagt, „der Song sei regelkonform“. Da dürfe man nichts durcheinanderbringen, „sonst gibt’s schnell einen Knoten“. Vor sowas sollten gerade wir Deutschen uns in Acht nehmen.

Unsere Nachbarin interessiert sich natürlich auch für die internationale Politik und Wirtschaft. Sie ist sehr glücklich darüber, dass „Deutschland wirtschaftlich das stabilste Land in Europa ist“, und dass „wir zum Glück schon lange aus dem Krieg raus sind“. Und sie findet es wichtig, dass „Deutschland seine Lektion gelernt hat: Natürlich müssen wir die Grenzen offenhalten und alle notleidenden Menschen reinlassen. Sie brauchen unsere Hilfe!“ Unsere Nachbarin ist übrigens nicht nur Jogi-Löw-Fan, sondern sie unterstützt die deutsche Kanzlerin, wo sie nur kann. Und unsere Nachbarin kann schon mal unangenehm werden, wenn irgendwelche Leute behaupten, Angela Merkel sei fremdbestimmt und würde jetzt, mit den offenen Grenzen, Deutschland zerstören. Dies sei ja wohl absoluter Quatsch! Auch möchte sie nichts hören darüber, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre: „Schauen wir uns doch um, von überall kommen die Leute her, da sind auch viele Christen und Buddhisten, nicht nur Moslems.“ Deutschland könne sowieso nicht so weitermachen wie bisher, weil „jetzt nämlich alles global ist“. Gegen Kopftücher hat sie nichts, warum auch? Ihre Großmutter hätte schließlich auch oft ein Kopftuch angezogen, wenn es regnete. „Vor allem die Deutschen neigen manchmal zu einer Art Kleinkariertheit, die echt peinlich ist.“ Da findet sie die Linken eigentlich ganz gut, die „uns immer wieder daran erinnern, dass die typisch deutsche Rechthaberei uns schon so manchen historischen Ärger gebracht hat“. Als neulich in der Zeitung stand, dass wohl Hunderte IS-Kämpfer mit dem Asylsucherstrom unerkannt nach Deutschland gekommen seien, äußerte unsere Nachbarin ihr Unverständnis über die ständige Panikmache, „typisch deutsch eben“. Doch das höre jetzt bald auf, wenn auch „andere Kulturen hier das Sagen kriegen“.

Ja, unsere Nachbarin ist inzwischen ganz firm in politischen Fragen, und sie hat da wirklich so ihre eigenen Positionen erarbeitet. So findet sie es absolut richtig, dass die Kanzlerin, angesichts dramatisch sinkender Auflagen, den Zeitungen jetzt vielleicht staatliche Unterstützung gewähren möchte. Man stelle sich nur einmal vor, es gäbe keine Zeitungen mehr. Undenkbar! Es sei eben auch typisch für den Deutschen, dass er knauserig ist: „Weil er auch im Netz alle Infos umsonst kriegt, will er kein Geld mehr für eine Zeitung ausgeben.“ Von sinkendem Vertrauen der Bürger will sie nichts hören, bislang „sind wir doch gut gefahren mit ,Spiegel‘ und ,Stern‘, man muss ja nicht unbedingt die ,Bild‘ lesen“.

Auch die internationale Politik ist für unsere Nachbarin kein Tabuthema. „Weil jetzt eben alles global ist, da können wir uns doch nicht einfach rausziehen.“ Dass die Nato in Osteuropa inzwischen so manche Grenzen besetzt hat und immer mehr Raketenschilde gegen Russland wendet, sieht sie als erwiesene Notwendigkeit an: „Der Russe ist nun einmal unser Feind!“ Das zeige schon die Geschichte. „Da muss man Stärke zeigen, sonst tanzt der Russe einem schnell auf der Nase her­um.“

Unsere Nachbarin kann gar nicht verstehen, dass der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan jetzt sauer auf Angela Merkel ist, nur weil der Bundestag in seiner Armenien-Resolution letzte Woche beschlossen hatte, im Zusammenhang mit der Deportation der Armenier nach Syrien durch das Osmanische Reich im Jahr 1915 den Begriff „Genozid“ zu verwenden. Schließlich hätten die Deutschen ja auch eine Menge einstecken müssen, meinte unsere Nachbarin, „zu Recht“. Jeder müsse seine Suppe selbst auslöffeln, die er sich eingebrockt hat. Und Recht müsse Recht bleiben, schließlich „leben wir jetzt in einer aufgeklärten Demokratie“. Als ich ihr sagte, dass aber auch die USA, Großbritannien und Holland sich gegen die deutsche Haltung ausgesprochen hatten und dies nicht ganz ungefährlich für uns sei, wischte sie die Bedenken mit einer Handbewegung weg. Schließlich könnten wir froh und glücklich sein über die hart errungene „Gesellschaftsordnung der Meinungsfreiheit und Demokratie in Deutschland: Das kann uns keiner wegnehmen:“ Das müss­ten auch die Türken einsehen, wenn sie irgendwann in die EU wollten. „Zum Glück sind wir ja in der EU, geballte Kraft sozusagen“, lachte unsere Nachbarin dabei wissend.

Dass immer mehr Leute sich weigern, zur Wahl zu gehen, dafür hat unsere Nachbarin übrigens gar kein Verständnis. Schließlich erhielte ansonsten immer die falsche Seite Unterstützung, meinte sie letzte Woche, als ich sie mit dem Hund traf. Als ich sie bat, mir das doch näher zu erklären, weil ich diese Floskel noch nie verstanden hätte, sah sie plötzlich auf die Uhr und musste ganz schnell weg.


S. 9 Kultur

Das Geschäft mit den Monstern
Der 500. Todestag von Hieronymus Bosch im August wirft seine Schatten voraus − Ausstellungen in Madrid und Hamburg

Be­sucher müssen bei Kunstausstellungen häufig viel Geduld aufbringen: Man muss mehr Texte le­sen als Bilder gucken. Je spezieller eine Ausstellung auf ein The­ma ausgerichtet ist, desto didaktischer ist sie. Deutlich wird das bei einer Präsentation in Hamburg, die sich im Dunstkreis des Malers Hieronymus Bosch bewegt.

Wer sich für das Werk von Hie­ronymus Bosch interessiert, der muss in diesem Jahr viel reisen. Der Maler von mittelalterlichen Höllenvisionen und Monstern starb im August vor 500 Jahren, was Museen, Autoren und Verlage zum Anlass nehmen, um ihn zu feiern und so auch die eigene Kasse aufzufüllen.

Den Anfang machte das niederländische ’s-Hertogenbosch, wo sich von Februar bis Mai im Noordbrabants Museum 420000 Besucher die „Visionen eines Genies“ ansahen. In Boschs Heimatstadt finden außerdem das ganze Jahr über Veranstaltungen, Stadtführungen und Ausstellungen rund um den Künstler statt, obwohl von ihm kein Originalgemälde in seinem Heimatort verblieben ist.

Denn während seiner Statthalterschaft in den Spanischen Nie­derlanden ließ der Herzog von Al­ba zahlreiche Gemälde El Boscos – so nannten die Spanier Bosch – nach Spanien verfrachten, darunter auch das bekannteste Bosch-Werk, das Triptychon „Der Garten der Lüste“, das einst im Besitz Philipps II. war und drei Jahrhunderte lang in der königlichen Klosteranlage El Escorial hing, ehe es in den Madrider Prado kam.

Dorthin pilgern seit Ende Mai die Bosch-Fans aus aller Welt. Doch die dort gezeigte Jahrhundertausstellung zum Todestag, die noch bis zum 11. September alle bedeutenden Bosch-Werke vereint, wurde durch Querschüsse aus den Niederlanden getrübt. Kurz vor der Eröffnung bestritt das „Bosch Research and Conservation Project“ die Echtheit der Bosch-Heiligtümer „Die sieben Todsünden“, „Die Heilung vom Wahnsinn“ und „Die Versuchung des Heiligen Antonius“. Die Zweifel werden die Besuchermassen nicht davon abhalten, den ganzen heißen Sommer über in den Prado zu strömen.

Im Schatten der Bosch-Manie versucht auch das am Hamburger Rathaus beheimatete Bucerius Kunst-Forum, während der traditionellen Sommerflaute die Kunstliebhaber ins Mu­seum zu ködern. Wer aber denkt, in der Ausstellung „Verkehrte Welt. Das Jahrhundert von Hieronymus Bosch“ auf den hol­ländischen Ma­ler zu treffen, der wird schwer enttäuscht sein. Der Titel ist so etwas wie ein Etikettenschwindel, denn es ist kein einziges Werk von Bosch zu sehen, nicht einmal als Reproduktion.

Dafür wird man mit einer Orgie von 80 Kupferstichen konfrontiert, die man zum großen Teil aus dem Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ausgeliehen hat und die von Künstlern stammen, von de­nen Normalsterbliche noch nie etwas gehört haben. Zu allem Überfluss ist auf den Blättern, die selten größer als eine DIN-A4-Seite sind, ein Gewusel an Miniatur-Figuren und Monstern abgebildet, dass nur stark kurzsichtige Leute im dunklen Licht die Details dieser Wimmelbilder goutieren können.

Wer davon kein Augenkrebs kriegt und danach noch fähig ist zu lesen, der erfährt in den Begleittexten, die Ausstellung wolle zeigen, wie stark Bosch auf die Kunst des 16. Jahrhunderts gewirkt hat. Mit seinen Höllenmonstern schuf er eine Ge­schäftsidee, Bosch selbst war eine „Marke“, die von zahlreichen Künstlern kopiert, um nicht zu sagen: plagiiert, wurde.

Okay, darauf wäre man zur Not noch selbst gekommen, wenn man sieht, dass zahlreiche Motive wie schweinsköpfige Geistliche, menschenfressende Fisch- und Vogelkreaturen oder wollüstige Hundswesen wie aus einem Werk von Bosch geklaut scheinen. Wer wissen will, warum die Faszination nach der Hölle stets größer war als das Streben nach dem Paradies, muss viel lesen. Da erfährt man, dass Bosch nicht ketzerisch handelte, indem er die Welt mit der Hölle gleichsetzte, sondern dass er vor den Sünden warnen wollte. Die Hölle als abschreckendes Beispiel, wenn man sich nicht christlich verhielt, griffen die Künstler bis etwa zum Jahr 1600 auf. Danach wandten sie sich im Zuge des Humanismus und der Reformation dem Diesseits zu. Darstellungen des Individuums lösten die Massenszenen des Horrors ab, welche, so Kurator Michael Philipp, die „Angstlust ähnlich bedienten, wie es die heutigen Gruselfilme tun“.

Das alles ist kulturgeschichtlich interessant, aber braucht es eine Ausstellung für einen solchen Ausflug in die Kunsthistorie? Der Drang der Museen nach originellen Ausstellungsthemen verleitet oft dazu, dass die Exponate nur noch Mittel zum Zweck für eine didaktische Unterweisung in ein spezielles Fachgebiet sind. So sind auch in der Hamburger „Bosch“-Ausstellung die Bilder zweitrangig – das kulturgeschichtliche Thema steht im Vordergrund, das sich ohne die Be­gleittexte kaum erschließen würde.

Dabei kann man den Ausstellungsmachern nicht den Vorwurf einer Fachidiotie machen. Ganz im Gegenteil: Häufig sind solche mit einem didaktischen Ziel konzipierten Themenausstellungen sorgfältiger kuratiert als jene, bei denen man sich damit begnügt, die Werke eines bestimmten Malers aufzuhängen, und die Bilder dann allein für sich sprechen lässt. So wird der Besucher auch

beim − mit 15 Gemälden aufgelockerten – Kupferstich-Gelage in dem von Mitteln der „Zeit“-Stiftung finanzierten Bucerius Kunst-Forum mit lobenswerter Akribie in das hilfreich in acht Kapiteln unterteilte Thema eingeführt.

Doch was hilft es, wenn die Kombination von Text und Bild selbst für denjenigen, der etwas Interesse für Kulturgeschichte mitbringt, auf Dauer eintönig und ermüdend wirkt? Dann lohnt wohl doch eher die Reise nach Madrid, um Bosch und seinem Jahrhundert ganz nahe zu sein. Oder man lese den ausgezeichneten und mit 67 Detailabbildungen von Boschs Werken ausgestatteten Essay „Reisen zu Hieronymus Bosch: Eine düstere Vorahnung“ (Schirmer Mosel Verlag, gebunden, 80 Seiten, 29,80) des holländischen Schriftstellers Cees Nooteboom, der auf anregende Weise dem „Rätsel“ Bosch auf den Grund geht.         Harald Tews

Die Ausstellung im Bucerius Kunst-Forum, Rathausmarkt 1, 20095 Hamburg, läuft bis zum 11. September. Geöffnet täglich von 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr. Eintritt: 8 Euro. Info: www.buceriuskunstforum.de. Der Ausstellungskatalog (Hirmer Verlag, 240 Seiten) kostet im Kunst-Forum 29 Euro, sonst 39,90 Euro.


Kreativer Nonkonformist
Sagrada Familia soll 2026 fertig sein − Schöpfer starb vor 90 Jahren

Antoni Gaudi hat mit seinen Bauwerken das Stadtbild von Barcelona mit großer Entschlossenheit und ebenso großer kreativer Energie geprägt. Der Architekt, der am 25. Juni 1852 im katalanischen Reus geboren wurde und vor 90 Jahren, am 10. Juni 1926, in Barcelona verstarb, gilt als Grand Seigneur des Modernisme, der katalanischen Form des Jugendstils.

Was treibt einen Architekten dazu, Häuser mit runden Fenstern zu bauen, Räume mit runden Wänden, Dächer mit uneben verlaufenden Oberlinien auszustatten und bunte Flicken im Mauerwerk zu verteilen, die willkürlich gesetzt aussehen wie Puzzleteile, die ein Kind in der Wohnung verstreut hat?

Bedenkt man, dass Vater, Großvater und Urgroßvater von Gaudi Kesselschmiede waren, erscheint die Vorliebe für die runde, bauchige Form naheliegend. Ganz offensichtlich hat diese Form großen Einfluss auf Gaudi gehabt. Was nicht wundert, wenn man als Sohn eines Kesselschmiedes aufwächst, früh in der Werkstatt hilft und entsprechend viel Zeit mit den runden Gefäßen verbringt. Kann man sich dann überhaupt noch von diesen Eindrücken befreien? Vielleicht muss man dem Architekten Gaudi angesichts dieser Kindheit nachsehen, dass er aus der Form geratene Gebäude erschaffen hat.

Gaudi war mit seinen ausgefallenen Ideen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Seinen Abschluss in Architektur machte er 1878 an der Universität in Barcelona. Im gleichen Jahr lernte er Eusebi Güell kennen, der sein Mäzen wurde. So entstanden Gebäude, für die Gaudi heute berühmt ist und mit denen Barcelona sein Prestige aufpolieren konnte. Wie der Palau Güell, der Park Güell und die Krypta Colonia Güell. Fabrikant Güell gehörte in der damals aufblühenden Stadt Barcelona zur Gruppe jener, die ihre Finanzkraft einbrachten, um die europäischen Strömungen der Zeit auch in Spanien wirken zu lassen. Gaudi wurde schnell be­kannt und schon früh in seiner Karriere, im Jahr 1882, wurde er mit dem Bau des Gotteshauses Sagrada Familia betraut – bis heute eine Baustelle.

Das Vermächtnis von Gaudi ist Fluch und Segen zugleich. Die Tourismus-Abteilung in Barcelona weiß das Erbe von Gaudi zu schätzen. Besucher stehen Tag für Tag etliche Stunden Schlange, um Casa Battlò und Casa Milà zu besichtigen. Der Preis für den Eintritt beträgt dabei stolze 22,50 Euro pro Person und spült zuverlässig Geld in die städtische Kasse. Auf der anderen Seite verschlingt die Kathedrale Sagrada Familia seit mehr als 100 Jahren Unsummen für ihre jetzt für 2026 vorgesehene Fertigstellung.

Sitzt man dann im Park Güell und erfreut sich an den sonnenbeschienenen herrlich bunten und eigenwilligen Mauern, ist man wieder glückselig und dankbar, dass es Nonkonformisten wie Gaudi gab und auch gibt, die nicht nur stur geradeaus denken und bau­en. Menschen, die etwas Besonderes erschaffen, abseits von den strengen, geraden und oft so unerträglich langweiligen We­gen, die so unendlich ausgetreten sind.       Stephanie Sieckmann


Kosmisches Verhältnis
Mannheimer Kunsthalle entdeckt die Dadaistin Hannah Höch

Mit dem bewusst bedeutungsfreien Begriff „Da­da“ wurde einst die 1916 im Zürcher Cabaret Voltaire gegründete Antikunstbewegung bezeichnet. Es ging dabei nicht nur um die bildende Kunst, sondern auch um die Literatur. Dada breitete sich mit spielerischem Unernst von der Schweiz nach Berlin, Paris und New York aus und liefert in diesem Jahr den Anlass, auf seine Geschichte zurückzublicken. Die Mannheimer Kunsthalle bietet jetzt zum Jubiläum „100 Jahre Dada“ noch bis zum 14. August eine sehenswerte Schau, die Hannah Höch als „Revolutionärin der Kunst“ mit ihrem vor allem nach 1945 geschaffenen Werk beleuchtet.

Höch (1889−1978), die in Gotha geboren wurde und in Berlin-Heiligensee starb, entdeckte mit Raoul Hausmann, mit dem sie eine komplizierte Beziehung verband, die Collage, ein Medium, das ihr Zeit ihres Lebens am Herzen lag. Die Ausstellung wird dem Talent der Künstlerin ge­recht, indem sie einen profunden Einblick in ihr Schaffen garantiert, ihre bildkünstlerischen Qualitäten beleuchtet und nebenbei auch die charakteristischen Stilmittel des Dadaismus erkennbar macht.

Die rund 150 Exponate, in acht Themengruppen unterteilt, dokumentieren die inhaltliche wie formale Bandbreite ihres Œuvres, ihr originelles Formgefühl, die Lust an einer starken Farbigkeit wie auch ihre Naturverbundenheit und ihr offensichtlich zwiespältiges Verhältnis zur Großstadt. Höch galt mit ihren satirischen Klebebildern als wichtigste Fotocollagistin der Berliner Dada-Szene. Ölbilder, Aquarelle, Collagen und Zeichnungen liefern in der Mannheimer Schau hinreichend Belege dafür, wie sie ihre originellen Ideen umzusetzen verstand. Aufschlussreich und fast programmatisch wirkt ihr gleich am Beginn der Ausstellung platziertes „Lebensbild“, in dem sie collageartig Gemaltes mit Fotografien aus ihrer Vita kombiniert. Kompositorisches Geschick verbindet sich hier mit ihrem weit entwickelten Formgefühl. Die nicht chronologisch gegliederte Schau dokumentiert die imponierende inhaltliche Bandbreite im Werk Höchs wie auch ihren ganz besonderen Humor.

Neben idyllischen, dabei farbintensiven Darstellungen der Natur, die einen starken Kontrast bilden zu den rasanten Ansichten von der pulsierenden Großstadt Berlin, gibt sie malend auch Privates preis wie ihre Trennung von Hausmann oder die Abtreibung zweier Kinder, quälende Ereignisse, die sie künstlerisch aufzuarbeiten versuchte.

Die Ausstellung, die sich primär auf die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Arbeiten konzentriert, zeigt aber auch frühere Blätter wie die farbtrunkenden „Floralen Gewächse“ von 1928 oder den apokalyptisch anmutenden „Weltenbrand“, um 1942. Viele Bilder sind ein Fest fürs Auge. Doch die politische hellwache Malerin wird nicht vernachlässigt. 1969 widmete sie eine Collage den Männern, die den Mond er­oberten und pflegte auch weiterhin ein intensives Verhältnis zum Kosmischen. Heide Seele

Geöffnet täglich außer montags 11 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr. Eintritt: 9 Euro. Internet: www.kunsthalle-mannheim.de


S. 10 Geschichte & Preussen

Die Demontage eines Idols
Was Felix Graf Luckner vorgeworfen wird, und wie glaubwürdig die Vorwürfe sind

Sein 50. Todestag im Frühjahr rück­te Felix Graf Luckner wieder einmal und unerbittlich ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Jahrzehntelang wurde er von den Medien und der Öffentlichkeit als romantisch verklärter „letzter Pirat des Kaisers“, als Telefonbücher zerreißender Vortragsredner und Schützenfeste schmückender Held verhätschelt. Heute jedoch ist er moralisch vollkommen erledigt!

Denn war er ja – wie man aus anscheinend sicherer Quelle erfährt und es die Medien gebetsmühlenartig, aber ungeprüft wiederholen – zu Lebzeiten eben nicht der strahlende Segelschiffskapitän und Menschenfreund, sondern ein mehrfacher Päderast, Blutschänder, Devisenbetrüger und Säufer. Schlicht der unappetitliche Typ Mensch, mit dem man nichts mehr zu tun haben möchte.

Das „neue Wissen um die Wahrheit“ und die angeblich dunkle Seite Luckners hat die Öffentlichkeit dem Buchautor Norbert von Frankenstein zu verdanken, der Ende der 90er Jahre auf Grund eigener Recherche im Bundesarchiv einen ganz neuen Luckner hervorzauberte. Frankensteins Werk „,Seeteufel‘ Felix Graf Luckner. Wahrheit und Legende“ ist nun beileibe kein weiteres, abgedroschenes Abenteuerbuch mit Piratenromantik, sondern hier beschäftigt sich der Autor gezielt mit betont fragwürdig dargestellten Hintergründen aus Luck­ners Leben, juristisch glasklar untermauert durch Ermittlungsakten aus der Zeit des Nationalsozialismus, die Frankenstein schließlich in seinem Sinne interpretiert.

Und genau diese Interpretation ist des Pudels Kern. Der „Fall“ Graf Luckner: Nach all seinen erlebten, manchmal sicher auch erdichteten oder ausgeschmückten Abenteuern als Südseehäuptling oder Kommandant des Hilfskreuzers „Seeadler“ im Ersten Weltkrieg wurde Luckner seit den 20er Jahren in Szene gesetzt und vermarktet. Zwar nicht immer unumstritten, war er doch ein Abenteurertyp, begabter Vortragsredner und Medienstar. Seine Manager wie Verleger (Verlag Köhler & Amelung) verdienten gutes Geld mit ihm. Deutschland benötigte saubere Seehelden. Selbstredend genoss Luckner diese große Popularität im In- und Ausland.

Doch Zeiten ändern sich. Nach der sogenannten Machtergreifung 1933 begrüßten viele konservative Deutsche wie auch Luckner die neue Zeit, versprachen doch Adolf Hitler und seine Partei, die Monarchie und die alten Werte zu restaurieren. Mit ungeheurer Naivität unterschätzte Graf Luckner, wie viele andere prominente Zeitgenossen, wer da nun in Deutschland am Ruder war, und ließ sich von Joseph Goebbels einspannen.

Luckner startete 1937 eine mehrjährige Weltreise mit dem Segelschiff „Seeteufel“, auf der er für das „neue Deutschland“ werben sollte. Die Fahrt führte den Grafen mit Ehefrau Ingeborg und Besatzung in australische und neuseeländische Gewässer. Da die gesamte Reise von vorneherein devisentechnisch und politisch problematisch war und der Staat auch einiges an Geld investiert hatte, gab man seitens der NSDAP dem Grafen zwei Aufpasser mit. So richtig traute man diesem Seehelden offensichtlich nicht. Bisher unveröffentlichte Briefe des Bootsmannes Charly Müller von Bord belegen, wie die Lage während der Reise eskalierte und schließlich darin gipfelte, dass Luckner mitten im Pazifik das gesamte NS-Propagandamaterial wutentbrannt schlicht über Bord warf und sogar einen seiner Parteiaufpasser nach einem heftigen Wortwechsel auf die Planken schickte. Nicht nur das sollte Folgen haben.

Zu Hause in Deutschland braute sich darüber hinaus auch etwas zusammen. Graf Luckner stellte im Grunde ein mediales Wirtschaftsunternehmen dar, und unter den Mitarbeitern und Geschäftspartnern begannen während seiner Abwesenheit Kompetenzrangeleien. Hauptakteure waren Luck­­ners Büroleiter in Hamburg, sein Verleger Hermann von Haase (Köhler Verlag), Luckners Tour-Managerin Thea Schneider-Lindemann in Berlin, sein Generalbevollmächtigter Rechtsanwalt Dr. Kist in Hannover und der Hamburger Schiffsmakler Walter Knaak, der auch der Ehemann der (von Luckner nicht anerkannten) Tochter Inga war. In Wirklichkeit ging es im Kern um einen nicht gewährten Kredit von Luckner an Knaak, die Entmachtung des Büroleiters Krüger, der Gelder unterschlagen und Kompetenzen überschritten haben sollte, und um Einnahmen aus den Buchverkäufen beim Köhler Verlag.

Bei Durchsicht aller relevanter Unterlagen des Bundesarchivs kann heute durchaus der Eindruck entstehen, dass sich ab 1938 einige Personen im direkten Umfeld Luckners zusammentaten und aus sehr persönlichen Gründen seine moralische Demontage betrieben und sich dabei direkt ohne Umwege unter anderem der Mithilfe des Reichsführers SS Heinrich Himmler, der Reichskanzlei und nicht, wie in einem normalen Strafverfahren üblich, der polizeilichen Ermittlungsbehörden und der Staatsanwaltschaft bedienten.

Die Anschuldigungen lauteten auf mehrfachen Kindesmissbrauch, Blutschande, verbotene Logen-Mitgliedschaft, Geschäftemacherei mit Juden, Schädigung des Ansehens der Partei im Ausland sowie Devisenvergehen. Die Angelegenheit gewann schnell an Dynamik und am 10. Juni 1939 wurde durch „Führer-Erlass“ Hitlers ein geheimes Sonderehrengericht bestimmt. Luckner selbst erhielt während seiner Rückreise auf „Seeteufel“ brieflich durch seine Managerin Schneider-Lindemann zuerst in Italien Kenntnis über die Vorwürfe. Sie warnte ihn in einem weiteren Brief, der ihn in England erreichte, nicht mehr nach Deutschland zurückzukommen. Luckner hatte also jede Möglichkeit, sich einem hochnotpeinlichen Verfahren zu entziehen, aber er stellte sich nach seiner Rückkehr den Behörden.

Ab diesem Zeitpunkt wird die archivierte Aktenlage plötzlich ungenau. Seltsam eigentlich, wo doch die seinerzeitige Administration penibelst sogar die Reisekosten­ab­rechnungen der Prozessbeteiligten aufbewahrt hat, und noch seltsamer – von einem Strafverteidiger Luckners ist auch nirgends die Rede. Fakt ist: Involviert waren in diesem geheimen Sonderehrengerichtsverfahren erstaunlich viele hochrangige Persönlichkeiten, quasi ein „who is who“ des Dritten Reiches. Im Abschlussbericht vom 18. Dezember 1939 wurden manche der Vorwürfe gegen Luckner fallengelassen respektive konnten nicht bewiesen werden. Den Kindesmissbrauch und die Blutschande jedoch soll der Graf, glaubt man den Unterlagen, quasi zugegeben haben. In den Akten gibt es dazu allerdings nirgends auch nur den geringsten Schriftbeleg mit der Signatur Luckners oder gar ein Geständnis!

Hier geht es nicht um eine romantisch verklärte Heldenrettung oder deutschtümelnde Vereins­meierei. Hier geht es um sachliche Information und Richtigstellung. Der Lucknerprozess erinnert fatal an ähnlich gelagerte und politisch manipulierte Fälle im Dritten Reich wie beispielsweise die Blomberg-Fritsch-Affäre. Moralische Denunziation zwecks Vernichtung des Ansehens.

Kann man Ermittlungsakten aus einem totalitären Staat überhaupt Glauben schenken? Steckte vielleicht noch etwas anderes hinter der Angelegenheit? All das lässt sich heute nicht mehr eindeutig klären, und es wäre unredlich, hier ein abschließendes Urteil zu fällen. Unredlich ist es auch, in einer Diktatur Geschriebenes nur der Auflagesteigerung eines Buches willen für bare Münze zu nehmen und posthum den Ruf eines Menschen zu vernichten. Leider aber fördert das Schaudern der Leser auch heute noch den Umsatz: Sex and crime sells! Der alte „Seeteufel“ hat das mit seinem Ansehen bezahlt.            Michael Buschow


Die älteste von »Gorch Focks« größeren Schwestern
Vor 80 Jahren lief das Segelschulschiff »Horst Wessel«, die heutige »Eagle«, bei Blohm & Voss vom Stapel

Als Folge der Aufrüstung während der NS-Zeit war es mit einem einzigen Segelschulschiff der deutschen Seestreitkräfte nicht mehr getan, und so wurden nach der noch in der Weimarer Zeit auf Kiel gelegten „Gorch Gock“ von 1936 bis 1939 noch drei weitere Segelschulschiffe für die Kriegsmarine bestellt.

Da sich die 1933 vom Stapel gelaufene und in Dienst gestellte „Gorch Fock“ bewährte, entschied man sich für drei ebenfalls bei Blohm & Voss zu bauende Schwesterschiffe. Abgesehen von einigen Modifikationen sollten diese mit 89 Metern Länge, zwölf Metern Breite und maximal fünf Metern Tiefgang allerdings etwas größer ausfallen als das Vorbild.

Der erste dieser Neubauten war die „Horst Wessel“. Am 13. Juni 1936 lief das 2,4 Millionen Mark teure Schiff in Hamburg vom Stapel. Ein Vierteljahr später wurde es in Dienst gestellt. Während der folgenden Jahre unternahm die Bark diverse Auslandsreisen nach Spanien, Norwegen, Schottland und in die Karibik. Nach Kriegsbeginn wurde das Schiff erst in Kiel aufgelegt und dann im Mai 1940 nach Stralsund verlegt, wo es der Marine-HJ als Schulungsstätte diente. Im Dezember wurde es Hilfsstabsschiff für den Admiral der 2. Flotte. Danach lag es wieder in Kiel.

Nach der Kapitulation der Wehrmacht wurde die „Horst Wessel“ wie ihr jüngeres Schwesterschiff „Albert Leo Schlageter“ von den Siegern den USA zugesprochen. Dem letzten Kommandanten der „Horst Wessel“ fiel die undankbare Aufgabe zu, sein Schiff als Reparationsleistung 1946 in die Vereinigten Staaten zu überführen. „Albert Leo Schlageter“ und „Horst Wessel“ fahren heute noch – wenn auch unter anderen Namen, die ihre deutsche Herkunft vergessen lassen. Während die Supermacht die „Albert Leo Schlageter“ 1948 an Brasilien verkaufte, das sie seinerseits 1962 an Portugal veräußerte, unter dessen Flagge das Schiff unter dem Namen „Sagres“ heute noch beziehungsweise wieder als Schulschiff die Meer befährt, fährt die „Horst Wessel“ immer noch unter dem Sternenbanner. Die United States Coast Guard (USCG) nutzt das Schiff ungefähr drei Monate pro Jahr für Schulungsfahrten mit Offizieranwärtern der Küstenwache. Das übrige Dreivierteljahr liegt es in der Regel in seinem neuen Heimathafen New London im Bundesstaat Connecticut.

Vor einem halben Jahrzehnt kehrte die „Horst Wessel“, die nun „Eagle“ (Adler) heißt, zwar zur Stätte ihrer Herkunft zurück. Sie machte in Hamburg an den Landungsbrücken fest und konnte dort auch besichtigt werden. Aber es blieb nur ein Besuch.

                Manuel Ruoff


S. 11 Geschichte & Preussen

»Brüder, zur Sonne, zur Freiheit«
Hermann Scherchen schuf nicht nur die deutsche Textfassung des Arbeiterliedes, sondern dirigierte und komponierte auch

Von dem Komponisten Arnold Schönberg wurde Hermann Scherchen ebenso geprägt wie von der Oktoberrevolution, die er im Ural erlebte. Vor 125 Jahren wurde der sozialistische Dirigent, Komponist und Liedtexter in Berlin geboren; vor 50 Jahren starb er in Florenz.

Am 21. Juni 1891 als Sohn eines Gastwirts in Berlin geboren, erhielt Hermann Scherchen 1898 seinen ersten Violinunterricht, besuchte die Realschule und hat sich sonst ausschließlich autodidaktisch musikalisch weitergebildet. Nach dem einjährigen Examen spielte er als Geiger und Bratschist in Berliner Kaffeehaus-Ensembles und 1907 bis 1912 dort im Blüthner- und Philharmonischen Orchester, in der Krolloper und im Deutschen Theater.

1912 lernte er Arnold Schönberg kennen und dirigierte zum ersten Mal öffentlich, nämlich bei der Uraufführungstournee mit Schönbergs Melodrama „Pierrot Lunaire“, als andere, ältere Dirigenten sich noch scheuten, dessen Werke aufzuführen. Bereits 1913 dirigierte er das Philharmonische Orchester Berlin mit Werken von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Anton Bruckner. Als Kapellmeister des Rigaer Symphonieorchesters im Ostseebad Dubbeln bei Riga 1914 geriet er nach Beginn des Ersten Weltkrieges in russische Zivilgefangenschaft und hatte nach bittersten Entbehrungen dort Gelegenheit, in Schulen Musikunterricht zu erteilen, Chöre zu leiten und am Theater in Wjarta in Sibirien als Kapellmeister deutsche Musikern zu dirigieren. In dieser Zeit schrieb er auf selbstverfertigtem Notenpapier seine ersten Kompositionen, das 1920 erfolgreich in Weimar uraufgeführte Streichquartett op. 1, die Heinrich-Heine-Lieder op. 2, die Klaviersonate op. 5 und das Klaviertrio a-Moll. Dort erlebte er, der sich von Jugend an ohne Parteizugehörigkeit als Sozialist bekannte, begeistert die russische Revolution und schuf nach 1918 die deutsche Textfassung „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ des russischen bekannten Marschliedes der Sozialisten „Smelo, towarischtschi, w nogu“ (Tapfer, Genossen, im Gleichschritt), von Leonid Petrowitsch Radin, der seinerseits hierbei wiederum auf die Melodie des Studentenliedes „Medljenno dwischetsja wremja“ (Langsam bewegt sich die Zeit) zurückgriff.

1918 kehrte Scherchen nach Berlin zurück und gründete dort das Scherchen-Quartett, die Zeitschrift „Melos“ und die „Neue Musikgesellschaft“. 1918/19 dirigierte er fünf Konzerte des Philharmonischen Orchesters Berlin sowie Erst- und Uraufführungen von Max Reger, Gustav Mahler, Schönberg, Béla Bartók, Paul Hindemith, Ernst Krenek und dem Königsberger Heinz Tiessen, der ihm 1926 sein „Vorspiel zu einem Revolutionsdrama“ widmete. Er hielt Vorlesungen über Neue Musik an der Berliner Musikhochschule und schuf als Leiter Berliner Chöre 1920 für den Deutschen Arbeiter-Sängerbund, dessen Bundesdirigent er wurde, Chorkompositionen. 1922 begann er seine Laufbahn als Gastdirigent im deutschsprachigen Raum. 1922 bis 1924 dirigierte er als Nachfolger Wilhelm Furtwänglers die Konzerte der Museumsgesellschaft Frankfurt am Main und 1925 bis 1928 des Leipziger Konzertvereins. 1923 bis 1950 gastierte er zusätzlich im schweizerischen Winterthur.

Ende April 1928 kam er nach Königsberg in Preußen als Dirigent der Symphoniekonzerte und musikalischer Oberleiter des neu eingerichteten Ostmarken-Rundfunks (ORAG) und wurde dort 1929 zum Generalmusikdirektor ernannt. Seit dem 1. September 1928 wurden ein Rundfunkchor und durch Engagements von Musikern aus ganz Deutschland ein Rundfunkorchester aufgebaut, mit dem er bereits im Dezember 1928 sein erstes Erwerbslosen-Konzert gab.

Sein Streben, aus dem Senderaum seltenere Chorwerke darzubieten, wurde im September 1928 mit Georg Friedrich Händels Oratorium „Belsazar“ eingeleitet. Weitere Neuerungen waren die „Königsberger Motette“ als Vesper am zweiten Sonnabend jedes Monats und im Winter jeden Monat eine Sonntagsmorgenfeier mit Werken älterer Meister und bedeutender lebender Komponisten, zu deren persönlicher Mitwirkung er unter anderem Philipp Jarnach, Franz Schreker und Heinz Tiessen einlud. Dazu kamen Sendungen von selteneren Opern und Hörspielen. Für ältere Musik standen ein Cembalo und die Orgel der neuen Universitätsaula zur Verfügung. 1930 führte Scherchen in Königsberg mit elf Schülern seinen ersten Dirigierkursus durch, dem bis an sein Lebensende unzählige Dirigierkurse in beiden Teilen Deutschlands, in ganz Europa und Südamerika folgten. Alle seine diesbezüglichen Erfahrungen legte er in seinem in Königsberg entstandenen 1929 erschienenen „Lehrbuch des Dirigierens“ nieder, das 1933 ins Englische und 1950 ins Spanische übersetzt wurde. Höhepunkte seines dortigen Wirkens wurde das auf seine Initiative in Königsberg im Juni 1930 durchgeführte 60. Tonkünstlerfest des Allgemeinen Deutschen Musikvereins, bei dem unter anderem mit besonderem Erfolg die „Adventskantate“ von Otto Besch uraufgeführt wurde. Am 7. Juni 1930 wurde ihm, der nie eine Hochschule besucht hatte, von der Albertus-Universität der Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät verliehen.

In den vier Jahren seines Königsberger Wirkens hatte er in Fortsetzung der Tätigkeit des dort 1919 gegründeten „Bundes für Neue Tonkunst“ dem eher konservativen Musikleben dieser Stadt die Neue Musik erschlossen, ohne die Klassik und Romantik zu vernachlässigen. Davon zeugten die eindrucksvollen Aufführungen des „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms im November 1930 und die „Missa solemnis“ von Ludwig van Beethoven im April 1931 unter ihm.

Mit einem Konzert im Juni 1931 verabschiedete sich Scherchen als städtischer Generalmusikdirektor, dirigierte noch einige dortige Rundfunkkonzerte bis Ende 1931 und siedelte als musikalischer Berater der Reichsrundfunkgesellschaft mit eigenem elektroakustischem Studio und 20 Gastkonzerten im Rundfunk nach Berlin über. Im Dezember 1932 dirigierte er dort zum letzten Male vor Adolf Hitlers Machtantritt und zog 1933 in die Schweiz, die, abgesehen von kürzeren Aufenthalten in Frankreich, Belgien und Italien, seine ständige Wohnstätte wurde. Dort wirkte er von 1940 bis 1944 als Leiter einer Dirigentenklasse am Berner Konservatorium und 1945 bis 1950 als musikalischer Oberleiter von Radio Beromünster. In Deutschland führte er unter anderem 1949 eine Konzertreise durch und dirigierte 1959 bis 1960 die Nordwestdeutsche Philharmonie in Herford. 1954 bezog er seinen endgültigen Wohnsitz in Gravesano bei Lugano. Dort scharte er in einem neu erbauten elektroakustischen Forschungsinstitut Mitarbeiter aus aller Welt um sich und gab ab 1955 die „Gravesaner Blätter“ heraus. 1964 dirigierte er noch fünf Konzerte in New York und 1965 weitere in Kanada. Am 7. Juni 1966 leitete er in Florenz die Oper „Orfeide“ von Gian Francesco Malipiero. Fünf Tage später, am 12. Juni 1966, neun Tage vor seinem 75. Geburtstag, starb er dort. In Gravesano wurde er beerdigt.

Trotz seines rastlosen Daseins zeugen seine vier Ehen, aus denen neun Kinder hervorgingen, von einem intensiven persönlichen Leben. 1927 bis 1932, also während seiner Königsberger Zeit, war er in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Gerda Müller verheiratet, die unter anderem bei der dortigen Aufführung des Oratoriums „König David“ von Arthur Honegger die Sprechszene der „Beschwörung der Hexe von Endor“ packend darstellte. Ein „zweites Leben“ schuf ihm in Gravesano ab 1954 die letzte zwölfjährige Ehe mit der Züricher Mathematiklehrerin Pia Andronescu, die ihm fünf Kinder schenkte und in seiner Todesstunde in Florenz bei ihm weilte.

Als Musiker und Komponist hatte Scherchen begonnen, als Dirigent, der fern jeder Podiums-Pose ohne Taktstock dirigierte und diesen erst im Alter benutzte, gewann er Weltruhm und hat als solcher rund 200 Kompositionen, darunter Hauptwerke des 20. Jahrhunderts, zur Uraufführung gebracht. Dabei hat er vor allem auch jüngeren Komponisten so manche Anregungen zu ihrem Schaffen gegeben. Hauptanliegen seines Lebens ist es gewesen, die Musik aller Zeiten den Menschen auch unter Ausnutzung der neuesten technischen Errungenschaften werkgetreu „hörbar“ zu machen, wie er es etwa in seiner eigenen Orchesterfassung von Bachs „Kunst der Frage“ praktisch theoretisch hinterlassen hat. Die Berliner Akademie der Künste, die zu seinem 20. Todestag 1986 eine Ausstellung durchführte, besitzt seinen Nachlass, und ein im selben Jahre in der Schweiz gegründeter Hermann-Scherchen-Verein übernahm es, für die Verbreitung des künstlerischen Vermächtnisses dieses Vorkämpfers der Neuen Musik zu sorgen.                E.B.


Romantischer Betrachter von Technik und Industrie
Wie sein berühmter Vater lehrte der Maler Karl Storch der Jüngere als Professor an der Königsberger Kunstakademie

Vor einem Viertel­jahr­hun­dert, am 15. Juni 1991, starb Karl Storch der Jüngere im hohen Alter von fast 92 Jahren. Sechs Tage später wurde er nach der Trauerfeier in der Heilig-Geist-Kirche auf dem Waldfriedhof in Aumühle bei Hamburg beigesetzt.

Als er gerade neun Jahre alt war, wurde sein Vater Karl Storch der Ältere von Ludwig Dettmann an die Königsberger Kunstakademie berufen. In großer Begeisterung verfiel Karl Storch der Jüngere später, wenn er von Ferienaufenthalten auf der Kurischen Nehrung sprach. In der Nähe des Dorfes Rossitten, an der breitesten Stelle der Nehrung, wohnten seine Eltern in den Ferien der ersten Jahre. Das ausgedehnte Möwenbruch, von riesigen Scharen von Vögeln belebt, lag in der Nähe. Beobachtungsspaziergänge mit seinem Vater und oft in Begleitung des Leiters der Vogelwarte, Johannes Thienemann, gehörten zu seinen großen Erlebnissen. Später mieteten sich seine Eltern ein Ferienhaus in Sarlau. Dieser Ort war von Königsberg aus bequemer zu erreichen, besonders im Winter. Der alte Storch hat dort mit seinen Söhnen alle Arten des Wassersports betrieben, im Sommer auf Booten, im Winter auf Segelschlitten. Die Liebe zum Wassersport ist Karl Storch bis in das hohe Alter erhalten geblieben. Vom Ferienquartier Sarka aus unternahm er zeichnend und malend viele Ausflüge in die Dünenwelt, an das Haffufer und an die Ostseeküste. Die Möwenhaken waren sein Lieblingsziel.

Doch lassen wir das bewegte Leben und das vielseitige Schaffen des Künstlers der Rehe nach an unserem Auge vorbeiziehen. Am 25. November 1899 in Berlin geboren, wuchs Karl Storch der Jüngere in Königsberg auf und studierte nach der Entlassung aus der Marine an der dortigen Kunst­akademie bei seinem Vater, dem Professor Karl Storch der Ältere, und 1925 an der Kunstakademie Berlin bei Emil Orlik und Ferdinand Spiegel. In Berlin blieb er auch nach dem Ende des Studiums als freischaffender Künstler. 1930 wurde er Mitglied und Beirat des Vorstandes des Berliner Künstlervereins. Viele Ausstellungen in deutschen Städten, in Venedig, Rom, Helsinki, Athen, Rio de Janeiro und Sidney sowie auf der Weltausstellung in Paris brachten ihm Erfolge. 1932 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Berlin, 1933 wurde er Rompreisträger. In der Ausstellung „Romantik und Gegenwart in Ostpreußen“ in der Kunsthalle Königsberg im Jahre 1933 schilderte er sehr eindringlich die Poesie der Großstadt, der Technik und der Industrie: Schiffskolosse, auslaufende Dampfer, ein Hebekran inmitten des Hafenlebens, eine Großstadtstraße, auf der die Fahrzeuge ihre ehernen Melodien singen. Es zog ihn dabei aber weniger die Sachlichkeit der Maschinen an, er griff sich vielmehr die romantische Seite heraus, die malerische Schönheit der Technik, ihr Vibrieren im Tempo der Gegenwart; das Fließen alles Festen, das nahm er zum Motiv.

Im Zweiten Weltkrieg wurde er zur Marine geholt. 1943 erfolgte die Berufung zum Professor an die Kunstakademie Königsberg, wo schon sein Vater bis 1929 tätig war. Doch er konnte das Amt nicht mehr antreten. Sein künstlerisches Werk aus 20 Jahren wurde in Berlin durch Kriegseinwirkung vernichtet. Nach 1945 versuchte er auf dem Steinberg bei Plön, zusammen mit dem Professor Erik Richter, eine Kunstschule aufzubauen. Nach dem Scheitern dieses Planes zog er nach Wohltorf bei Hamburg. In vielen Ahnengalerien ostholsteinischer Schlösser und Herrenhäuser hängen seine Porträts im altmeisterlichen Stil. Aber auch auf anderen Gebieten zeigte er sein Können. So erfolgte die Wiederaufnahme der Arbeiten zur Vervollkommnung der in den letzten 20er Jahren entwickelten Zellgusstechnik. Zahlreiche Relieftafeln für Kirchenbauten entstanden aus Gießharz. Viele Versuche und Erprobungen mit neuartigen Bootskonstruktionen, Profilflächen für Segel und Windkraftmaschinen wurden durchgeführt in Zusammenarbeit mit Versuchsanstalten. Entwürfe für Möbel ergänzten ebenfalls das weite Gebiet seiner künstlerischen Aufgaben. E.B.


S. 12 Leserforum

Leserforum

Undemokratisches Verhalten eines Österreichers

Zu: Schuss vor den Bug (Nr. 21)

Ich stimme Ihnen insoweit zu, dass die Bevölkerung in Österreich tief gespalten ist. Diese Gräben gibt es aber inzwischen auch in Deutschland und in anderen europäischen Ländern. Ich sehe darin in erster Linie eine Trendwende in der Politik. Immer mehr Menschen wollen diese linke Einheitspolitik nicht mehr. In fast allen Ländern etablieren sich inzwischen neue Mitte/Rechts-Parteien. Ob sich die Österreicher mit ihrem neuen Bundespräsidenten einen Gefallen getan haben, wird sich noch erweisen müssen.

Ich halte es für mehr als bedenklich, wenn ein Bundespräsident schon vor Amtsantritt verkündet, dass er einen vom Volk eventuell einmal gewählten Kanzlerkandidaten der FPÖ nicht vereidigen würde. Ein Bundespräsident, der wie Van der Bellen schon vor Amtsantritt die Rechtsstaatlichkeit mit Füßen tritt, hat sich bereits im Vorfeld selber disqualifiziert. Das erinnert mich sehr an das undemokratische Verhalten im Umgang mit der AfD hier in Deutschland.

Claus Reber, Arnsberg

 

 

Socken anziehen

Zum Leserbrief: Dem Papst ist offenbar nicht alles heilig (Nr. 21)

Nichts hat der Papst auf der Insel Lesbos in Griechenland erreicht. Zwölf Personen, darunter sechs Kinder, hat er mit in den Vatikan Staat genommen. Er hat auch in Lampedusa nicht viel erreichen können. Aber er könnte etwas erreichen, wenn er oder einer seiner Kardinäle bei Herrn Ban Ki-moon so lang auf der Matte stehen würde, bis die „Willigen“ endlich den Vandalen in Syrien den Garaus machen. Und so lange das nicht geschieht, können wir für Flüchtlinge und Asylanten nichts und gar nichts erreichen. Erst dann können wir die idiotische Integration in unserem Land und den Zustrom von Asylanten in einem völlig anderen Fahrwasser regeln. Und wer glaubt, einen Saudi oder einen Erdogan um Hilfe bitten zu sollen, wie Frau Merkel das tut, der gehört zu denen, die versuchen, die Socken mit Messer und Gabel anzuziehen.

Ernst Reiner Langenfeld, Wuppertal

 

 

Beim Abkommen mit der Türkei zahlen EU-Bürger nur drauf

Zu: Zurück zu den Gestaden der Osmanen (Nr. 20)

Nachdem vielfach die Vergreisung und Kinderarmut (wenig Kinder pro Familie) in Deutschland beklagt wurde, hat die Bundesregierung durch unbegrenzte Zuwanderung von jungen Männern, Frauen und Kindern aus der arabischen Welt neue Hoffnung geschöpft, um die Alterspyramide etwas zu verbessern. Die Wirtschaft beklagte mangelnde Arbeitskräfte, insbesondere Ingenieure, Ärzte, Akademiker, Computer-Fachleute und so weiter. Als nun dankenswerter Weise Mazedonien mit technischer Hilfe von Österreich die Grenzschließung beschloss, versiegte der Zustrom von Immigranten zwangsläufig. Nun wurde das sowieso hoch verschuldete Griechenland zur Endstation Chaos. In großer Eile musste unbedingt eine Vereinbarung mit der Türkei geschlossen werden, um einen weiteren Zuzug nach Griechenland zu verhindern.

Und dieser Vertrag mit der Türkei hat es in sich. Es soll quasi ein Austausch von Menschen stattfinden. Aus türkischen Lagern sollen ausgewählte Syrer und Iraker direkt nach Europa, sprich Deutschland geflogen werden. Als Gegenleistung soll die Türkei ab Vertragsdatum Illegale aus Griechenland wieder zurücknehmen.

Als besondere Zutat werden von der EU sechs Milliarden Euro bis 2018 den syrischen und irakischen Flüchtlingen in den türkischen Lagern für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Türkei selbst eine Auswahl vornimmt. Nicht Ingenieure, Ärzte, Akademiker und andere gut ausgebildete Kräfte werden nach Europa kommen, sondern Kranke, Alte und weniger gut Ausgebildete werden Deutschland und Europa bereichern. Gar nicht so dumm, diese Türken. Wie heißt es doch so schön bei Frau Holle: Alles kommt zurück, das Pech und das Glück, alles kommt zurück.

Belohnt werden sollen türkische Staatsbürger, also auch Kurden, mit der Visafreiheit für drei Monate und zwar pro Halbjahr. Ich fürchte, da soll zusammenwachsen, was nicht zusammengehört. Liebes Deutschland, da können wir uns auf was gefasst machen! Damit kommen wir vom Regen in die Traufe. Dann müssen wir noch öfter die Straßenseite wechseln, um nicht nass zu werden. Wer will diesen Ansturm noch kontrollieren? Wie wird das Kommen und insbesondere das Gehen überprüft? Bleibt uns wirklich nur noch die Auswanderung? Aber wohin? Vielleicht nach Grönland oder gar Feuerland? USA und Kanada sind ja auch keine Alternative mehr.

Diese komplizierte Vereinbarung wäre überhaupt nicht nötig. Wenn die EU-Staaten und Europa als Ganzes nicht mehr ihre Grenzen gegen illegale Einwanderung schützen können oder wollen, sollten die Verantwortlichen diese notwendigen Maßnahmen in andere Hände legen, denn das eigentliche Problem ist noch nicht vorbei. Afrika ruft.

Erstaunlich, wie leichtfertig mit unseren Steuergeldern umgegangen wird. Zu den sechs Milliarden kommen noch geschätzte 20 Mil­liarden Euro dazu (2016). Von allen Bürgern entzogene Steuergelder sind keine Privatgelder, die man großzügig vergeben kann. Wo bleibt die Verantwortung für das deutsche Volksvermögen? Die deutschen Familien, insbesondere jene mit Kindern, haben das Nachsehen. Kein Wunder, dass die Wahlumfragen bei den verantwortlichen Regierungs-Parteien in den Keller rauschen. Macht nur weiter so!

In Deutschland gilt immer noch der Grundsatz, wer den Schaden verursacht, muss dafür auch aufkommen − und zahlen. Irgendwie und irgendwann! Spätestens bei den nächsten Wahlen. Es ist gut möglich, dass das Abkommen mit der Türkei wegen der Menschenrechtsauflagen von Brüssel scheitern kann.

Wilhelm Jäckel, Damme

 

 

Fünf mal Danke

Zu: Er kann’s nur falsch machen (Nr. 29)

Wer die Liberalisierung auf die Spitze treibt, öffnet Menschen mit schlechten Absichten die Tür, und die steht in Deutschland scheunentorweit auf! Danke an die Politikerkaste und ihre mediale Gefolgschaft, die dies noch kleinreden wollen und sich lieber darüber aufregen, wer nun wessen Nachbar sein will.

Danke auch an die Justiz, die bei Straftätern mit Migrationshintergrund Milde walten lässt, aber eingeborene Deutsche, die sich bei einem Angriff mit Pfefferspray zur Wehr setzen, strafrechtlich verfolgen lässt. So erst kürzlich geschehen in München. Und dies wird nicht das einzige Beispiel sein.

Danke auch an den „ehrenwerten“ Richter, der neulich einen „schutzbedürftigen“ Flüchtling, der als Sexualstraftäter überführt worden ist, davonkommen ließ, um dem „Pöbel“ nicht in die Hände zu arbeiten.

Danke auch an den Herrn Bundesjustizminister Heiko Maas, der mit seiner selektiven Rechtsauffassung dazu beiträgt, dass in dieser Bundesrepublik Deutschland eine Ungleichheit im Recht entstanden ist. Schutzrechte scheinen hier nur für Menschen mit der „richtigen politischen Auffassung“, sogenannte Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund zu gelten.

Danke auch an die Damen Feministinnen, die mit der Gleichmacherei der Geschlechter zu dieser Wehrlosigkeit der Gesellschaft beigetragen haben. Und Gender zu einer Wissenschaft erklären zu wollen, ist nun wirklich „Des Kaisers neue Kleider“.

Wir Bürger können uns nur helfen, indem wir diese Pharisäer 2017 abwählen und ihrer Gefolgschaft das Wasser (Steuermittel) abgraben.

Barbara Kanwischer, Braunschweig


S. 13 Das Ostpreußenblatt

Aufräumen zum Gottesdienst
Deutsche und Polen entrümpelten die Kirche in Warpuhnen und feierten dann gemeinsam

Neun Mitglieder des Vereins „Freunde Masurens“ flogen nach Masuren, um mit polnischen Freunden die Kirche in Warpuhnen [Warpuny], in der seit über 20 Jahren keine Gottesdienste mehr stattfanden, von jahrelangem Unrat zu säubern.

Die Kirche ist von einem Geschäftsmann im Jahre 2014 für über 62000 Euro von außen vor dem Verfall gerettet worden. Das Dach wurde dicht gemacht, über 200 kleine Fenster eingesetzt und der Turm gesichert. Da die Kirche durch die eingeschlagenen Fenster und das kaputte Dach „offen“ war, konnten Vögel dort ungehindert rein und rausfliegen und andere Tiere Unterschlupf finden. Dem entsprechend war der Zustand.

In der Satzung der „Freunde Masurens“ heißt es „Der Verein unterstützt und fördert den Erhalt des europäischen Kulturgutes“. Die Kirche in Warpuhnen sollte die Premiere sein.

Für einige der Mitglieder war es etwas ganz Neues und zwei Mitfahrer waren zum ersten Mal in Masuren und der Republik Polen überhaupt. Gerade diese beiden waren von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der polnischen Freunde angetan.

Der Arbeitseinsatz, gemeinsam mit 25 polnischen Helfern aus Warpuhnen und Sorquitten [Sorkwity], verlief reibungslos und gut vorbereitet ab. Das Gotteshaus wurde von Laubbergen, Staub und weiterem Unrat befreit und anschließend für den Dankgottesdienst am darauffolgenden Sonntag um 14 Uhr stilvoll hergerichtet. Von über 200 Kerzen erleuchtet, erstrahlte es da in seiner alten Würde.

1000 Einladungskarten waren in Warpuhnen und Umgebung verschickt und verteilt sowie Plakate aufgehängt worden. Und die Menschen kamen, sodass die Kirche voll wurde. Die Feuerwehr musste sogar auf der Straße zeitweilig den Verkehr regeln.

Die über 500 Gottesdienstbesucher, darunter auch der Parlamentspräsident der Woiwodschaft Ermland und Masuren, der Landrat, Samtgemeindebürgermeister, die Bürgermeisterin und einige Vertreter von Presse und Radio betraten die Kirche und schritten den Gang ehrfurchtsvoll an den vielen Lichtern entlang.

Die älteren Menschen, aber auch die jüngeren und die Kinder waren ergriffen. Eine ältere Frau legte weinend einen Blumenstrauß am Altar nieder und sagte mit tränenerstickter Stimme: „Hier in dieser Kirche bin ich konfirmiert worden und ich habe den Verfall über die vielen Jahre verfolgt und hätte es nicht für möglich gehalten, dass auf einmal ein Wunder geschieht und die Kirche gerettet wird. Dass ich das noch erleben darf, ist meine allergrößte Freude und ich bin Ihnen sehr sehr dankbar dafür.“ Auch für die Bewohner von Warpuhnen, die zum Teil die Kirche nur als verwahrlostes Gebäude kennen, erschien es wie ein Märchen und sie waren glücklich dabei zu sein.

Nachdem vor dem Gottesdienst Bernd Krutzinna bewegende alte ostpreußische Lieder gesungen hatte, zogen am Sonntag pünktlich um 14 Uhr sieben Geistliche ein: Pastor Mutschmann, Pastor Tegler, Bischof Bazanowski, Pastor Mendroch, Pastor Juroschek, Prälat Jodko und Prälat Wyrostek. Sie schritten über einen vier Meter langen roten Teppich, der vom Verein am Tage vorher noch auf die Schnelle gekauft worden war, in die Kirche zu dem von allen gemeinsam gesungenen Lied „Jesu geh voran …“

Nach der Begrüßung von Pastor Mutschmann traten zwei Mitglieder der „Freunde Masurens“ vor den Altar und hielten die Liturgie. Dieser sehr festliche Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet von den Chören der evangelischen Kirche aus Sorquitten und der Deutschen Minderheit in Giźycko, von Bernd Krutzinna mit den zwei geistlichen Liedern „So nimm denn meine Hände“ und „Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte“ und von Kerstin Harms, der Vorsitzenden des Vereins Freunde Masurens e. V. auf der Trompete mit „Nun danket alle Gott“.

Pastor Tegler hielt von der Kanzel eine bewegende und anrührende Predigt. Der Mitgründer der „Freunde Masurens“ wurde in dieser Kirche getauft, konfirmiert und vor über 50 Jahren getraut; seine älteste Tochter Romy wurde hier ebenfalls getauft.

Nach der Predigt hielten die evangelischen und katholischen Geistlichen sowie Laien aus den Kirchenvorständen, der Politik und der Bundesrepublik die Fürbitten. Den Segen erteilte Rudolf Bażanowski, seit 1992 Bischof der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Anschließend bedankten sich die „Freunde Masurens“, besonders aber Pastor Tegler, bei Alfred Siwik mit einer Urkunde. Siwik hatte alles erst ermöglicht, indem er vor dem Winter 2014 die Kirche von außen abgedichtet und so vor weiterem Verfall durch Witterungseinflüsse und Zerstörungswut bewahrt hatte.

Zum Abschluss spielte Kerstin Harms auf der Trompete für alle Gottesdienstbesucher, aber vor allem für die vielen katholischen das Lied „Czarna Madonna“ (Schwarze Madonna). Erst summten viele Menschen nur mit, doch dann ging es wie eine Welle von vorne nach hinten und es sangen immer mehr das Lied mit, bis zum Schluss die ganze Kirche von kräftigem Gesang erfüllt war. Dieses bewegende Erlebnis wird bei allen tief in Erinnerung bleiben.

Der Einsatz der „Freunde Masurens“, um das 150. Jubiläum der evangelischen Kirchengemeinde in Warpuhnen zu feiern, führte zu Überlegungen bei dem Samtgemeindebürgermeister von Sorquitten, der Bürgermeisterin von Warpuhnen und dem Landkreis Sensburg [Mragowo], die Kirche als Gotteshaus weiter zu erhalten und mit Leben zu füllen. Das ist auch der Wunsch des Vereins und dieser wird sich dafür einsetzen, dass weitere Erhaltungs- und Renovierungsarbeiten an der Kirche vorgenommen und durchgeführt werden. K.H.

Nähere Informationen erteilt der Verein „Freunde Masurens e.V.“, Hauptstraße 1a, 21379 Scharnebeck, Telefon/Fax (04136) 910573, E-Mail: info@freunde-masurens.de


MELDUNGEN

Interesse an deutschem Erbe

Rauschen – Das ostpreußische Seebad Rauschen war Gastgeber der Tourismusmesse „PRO Turizm“, bei der neben dem ­russischen Markt vor allem das Königsberger Gebiet im Mittelpunkt stand. Insbesondere dessen deutsches Erbe und der Bernstein begeisterten das Publikum. Gouverneur Nikolaj Zukanow beschwor das „mythische“ chinesische Interesse am Bernstein und ließ seine Königsberger wissen, dass sie angesichts eines künftigen Besucherzustroms aus Fernost wohl bald Chinesisch lernen müssten. Tatsächlich kam es bei der Messe zu einer Fernsehschaltung nach Peking, von wo aus der Direktor der Föderalen Agentur für Tourismus (Rosturizm), Nikolaj Koroljow, neue Zahlen präsentierte. Demnach hätten 2015 1,3 Millionen Chinesen die Russische Föderation besucht – womit sie erstmals reisefreudiger „selbst als die Deutschen“ gewesen seien. Dabei übersah er freilich großzügig, dass die chinesischen Besucher durchaus nicht nur aus touristischen Gründen einreisten. Russland befinde sich, so der Minister, jetzt unter den zehn wichtigsten Touristenzielen weltweit, und Königsberg sei bei den Besuchern die fünftbeliebteste Stadt im Lande. Ostpreußen besitze ein gewaltiges touristisches Potenzial, wobei seine Behörde eine Steigerung der Besucherzahlen nicht nur aus China, sondern auch aus dem Iran, Korea und anderen Ländern anvisiere. Um diese Gäste aber in geeigneter Weise zu empfangen, müsse insbesondere die Ausbildung der im Tourismus Beschäftigten noch deutlich verbessert werden.           T.W.W.

 

Störungen des Verkehrs

Allenstein – Straße Nr. S7: Liebemühl [Miłomłyn], Baustelle. Straße Nr. S7j: Rontzken [Raczki] – Zalusken [Załuski], Baustelle. Straße Nr. 7: Elbing [Elblag] – Jazowa, Baustelle; Liebemühl [Miłomłyn] – Osterode [Ostróda], Baustelle; Osterode [Ostróda] – Hohenstein [Olsztynek], Baustelle; Zalusken [Załuski] – Napierken [Napierki], Baustelle. Straße Nr. 7j: Zalusken [Załuski] – Neidenburg [Nidzica], Baustelle. Straße Nr. 15: Rheinsgut [Rynskie] – Mörlen [Morliny], Baustelle. Straße Nr. 16: Osterode [Ostróda] – Alt Jablonken [Stare Jabłonki], Baustelle; Lyck [Ełk] – Klein Ruttken [Rutki], Baustelle. Straße Nr. 22: Elbing [Elblag] – Fichthorst [Jegłownik], Baustelle. Straße Nr. 51: Heilsberg [Lidzbark Warminski], Baustelle; Allenstein [Olsztyn] – Pagelshof [Ameryka], Baustelle. Straße Nr. 53: Kosno – Scheufelsdorf [Tylkowo], Baustelle. Straße Nr. 58: Bialla [Biała Piska], Baustelle. Straße Nr. 59: Moythienen [Mojtyny], Brückenarbeiten. Straße Nr. 63: Arys [Orzysz] – Johannisburg [Pisz], Brücken­ar­bei­ten. Straße Nr. 65: Goldap [Gołdap] – Treuburg [Olecko], Brückenarbeiten; Löbelshof [Chojniak] – Stradaunen [Straduny], Baustelle. Straße Nr. 65a: Lyck [Ełk], Baustelle.            PAZ


S. 14 Ostpreussische Familie

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

da hat mir unsere Leserschaft wieder einmal einen großartigen Anfang für unsere Kolumne geliefert. „Es ist immer wieder fünf vor zwölf und oft genug auch schon nach zwölf“, schreibt Frau Inke Stuertz aus Wöhrden, und sie meint damit die Suche nach Angehörigen oder Menschen aus deren Umfeld. Sie sagt das aus eigener Erfahrung, denn sie bemüht sich mit bewundernswerter Akribie, ihre Familiengeschichte so lückenlos wie möglich zu dokumentieren. Was ja bei ostpreußischen Vorfahren nicht ganz einfach ist, weil viele Spuren bedingt durch Krieg, Flucht und Verschleppung im Sande verlaufen, denn die Zeitzeugen, die vielleicht hätten Auskunft geben können, leben nicht mehr. Aber immerhin ist es für sie, die Familienforscherin in eigener Sache, in erster Linie „fünf vor zwölf“, und nachdem sie Archive durchforstet, bei Stadtverwaltungen nachgefragt und die betreffenden Heimatkreise bemüht hat, wendet sie sich an die Ostpreußische Familie in der Hoffnung, von unseren älteren Leserinnen und Lesern einige Auskünfte über die genannten Personen zu erhalten. Und die sind schon eine ganze Menge – aber genaue Angaben über Namen und Daten erleichtern die Suche, zumal sich die Vorgänge zumeist im Zeitraum der Flucht und in den Jahren danach abgespielt haben – wie gesagt: Es ist fünf vor zwölf!

Es handelt sich fast ausnahmslos um die Familie ihrer Großmutter Stuertz, einer geborenen Hermel aus Mallwen, Kreis Schloßberg, deren Fluchtweg die Enkelin nachvollziehen will. Hierzu ihre Fragen:

„Am 25. Januar 1945 kam meine Großmutter mit ihrer Mutter und zwei Brüdern in Königsberg in der Cranzer Allee (18) bei der Familie Neumann unter. Gibt es noch Nachfahren, mit denen ich Kontakt aufnehmen könnte? Am 25. Februar 1945 sollen die Flüchtlinge von Pillau nach Neufahrwasser gefahren sein. Wer weiß, um welches Schiff es sich handeln könnte, und ist gegebenenfalls mit diesem gefahren? Oder gibt es Berichte darüber?“

Letztere gibt es mit Sicherheit nicht, aber vielleicht erinnert sich noch jemand an die Fahrt von Pillau nach Neufahrwasser und kann diese auch zeitlich zuordnen.

Weiter führt die Spur nach Pommern, wo die Großmutter und ein Cousin von ihr gelandet waren. Hier kann die Enkelin die Namen mehrerer Ortschaften angeben, die wahrscheinlich Zwischenstationen auf der weiteren Flucht waren: Grambow, Morgow, Dorphagen, Schwessow, Körlin und Neukirchen im Kreis Regenwalde. „Wer erlebte in dieser Region den Russeneinfall und blieb dort als Flüchtling?“ möchte Frau Stürtz gerne wissen. Ihre Großmutter verließ 1946 Pommern und kam in den Westen. Zwischenzeitlich war sie im Quarantänelager Jüterborg gewesen. Hierzu stellt die Enkelin die Frage, ob es noch Zeitzeugen gibt, die ebenfalls dort waren. Der Cousin blieb in Pommern, jedenfalls lebte er dort noch im Jahr 1949.

Soweit die Angaben von Frau Inke Stuertz zum Fluchtweg ihrer Großmutter. Sie geht nun weiter gezielt auf die Suche nach Verwandten aus der Familie Hermel und da sie viele Namen nennt, könnte es hier schon Erfolge geben. An erster Stelle steht Fritz Hermel, auch ein Cousin ihrer Großmutter. Er könnte 1942 in Kummeln geboren sein. Sein Vater Max Hermel verstarb bereits 1942, der Junge ging mit seiner Mutter Elise auf die Flucht. Sie verstarb bereits 1947 in Mühlendorf, Kreis Regenwalde. Der elternlose Junge kam zu dem kinderlosen Ehepaar Hermann und Hedwig Eichholz in Neukirchen. Es könnte sein, dass er und seine Nachfahren heute noch in Pommern leben. Des Weiteren sucht Frau Stuertz Nachfahren von Willi Hermel und seiner Frau Olga geborene Regehr. Die Familie, zu der auch die Töchter Gisela, *1935, und Hannelore, *1928, gehörten, wohnte in Königsberg, Auguste-Viktoria-Allee 17. Nach der Flucht lebte die Familie in Iserlohn/Grüne i. W. Nachfragen in Iserlohn haben nichts ergeben. Willi Hermel hatte eine Schwester Luise verheiratete Brethke, die in Deutsch-Eylau lebte. Auch hier werden Nachfahren gesucht.

Damit enden zwar die Wünsche der Enkelin, die ihre eigene Familie betreffen. Aber da war noch die Familie Schwarzien, und was es mit der auf sich hat, erklärt Inke Stuertz so: „Mein Urgroßvater Hermel hatte in den 1960er und 1980er Jahren Kontakt zu dieser Familie, und ich möchte ihn wieder aufnehmen. Es handelt sich um die Nachfahren von Otto Schwarzien, *1919 in Schockwethen, Kreis Stallupönen, und seiner 1921 dort geborenen Ehefrau Martha geborene Derwein. Vielleicht lebt ja sogar noch einer von ihnen. Die letzte bekannte Anschrift ist Am Stadtwalde 6 in Remscheid-Lennep“. Durch den Briefwechsel mit Frau Inke Stuertz’ Urgroßvater könnten sich einige Daten und Angaben erhalten haben, die für ihre Familienchronik wichtig sind. Für uns ist es erfreulich, dass sich eine Nachfahrin aus der Enkelgeneration so intensiv bemüht, eine ostpreußische Familiengeschichte aufgrund aller noch möglichen Informationen lebendig zu erhalten. (Inke Stuertz, Klaus-Nissen-Straße 14 in 25797 Wöhrden, Telefon 04839/9530693, E-Mail: inke.stuertz@web.de)

Immer wieder taucht in unserer Kolumne der Name der „Wilhelm Gustloff“ auf, deren Untergang am 30. Januar 1945 im Rahmen der größten Rettungsaktion der Geschichte noch immer die Gemüter bewegt. Über 9000 Menschen fanden damals den Tod, und viele Schicksale blieben bis heute ungeklärt und werden sich auch nicht klären lassen. Auch unsere heutige „Gustloff“-Frage beschäftigt sich mit diesem Problem, obgleich es sich nicht um einen vermissten Menschen handelt, sondern um einen Säugling, der das Unglück überlebte und dessen Herkunft unbekannt ist. Aber das ist auch nicht der Kernpunkt der Frage, die Dr. Volker Vogel aus Staufen i. Br. an uns stellt, sondern es geht um den weiteren Verbleib des Kindes. Hier spielt die Tante von Herrn Dr. Vogel eine Rolle, die zu jener Zeit Oberin in dem Sanatorium Siloah in Kolberg war, das Überlebende des gesunkenen Schiffes aufnahm, darunter auch den Säugling, den jemand mitgenommen und dort abgegeben hatte. Hierüber berichten die Aufzeichnungen der Oberin, die aber über das weitere Schicksal des elternlosen Jungen nichts mehr besagen. Da sich Herr Dr. Vogel schon lange damit beschäftigt, hatte er versucht, herauszufinden, in welche Obhut das Baby dann gekommen war, und wurde bei Herrn Heinz Schön fündig. Von ihm erfuhr er, dass der kleine Junge später von einer Familie von Dameros adoptiert worden sei. Da der inzwischen verstorbene Heinz Schön keine näheren Angaben machte oder machen konnte, blieben weitere Fragen offen, die Herrn Dr. Vogel nun zu der Suche nach dem Findling von damals bewegt. Der müsste ja allerdings heute auch schon im Seniorenalter sein, und es ist fraglich, ob ihn dieser Suchwunsch erreicht. Vielleicht kommen ja aber Hinweise von Leserinnen und Lesern, die über diese Adoption etwas wissen oder weitere Suchwege aufzeigen können. (Dr. Volker Vogel, Am Mühlebach 8 in 79219 Staufen i. Br. Telefon 07633/8069232.)

Wenn mal wieder ein Großbrief die Familienpost dominiert, als dessen Absender Bernd Dauskardt aus Hollenstedt erkennbar ist, dann erwartet mich mit Sicherheit eine Überraschung, das heißt: Unser emsiger „Ermittler vom Dienst“ ist mal wieder für die Ostpreußische Familie tätig gewesen. Und ebenso sicher ist es, dass dies irgendwo im nördlichen Ostpreußen war, was sich beim Öffnen des Briefes als richtig erweist, weil der Ortsname Prökuls sofort ins Blickfeld gerät. Aber beim weiteren Lesen merkt man, dass auch das Baltikum eine Rolle spielt in Form der „Kurland-Armee“, mit deren Ende sich Bernd Dauskardt in seinem Textbeitrag zuerst befasst, um dann weiter auf das Schicksal eines zu dieser Einheit gehörenden Soldaten einzugehen.

Machen wir es kurz: Diese Einheit harrte „Gewehr bei Fuß“ bis zum Kriegsende in Livland aus, ohne dass sie zum Einsatz kam. Die Masse der Angehörigen geriet nach der Kapitulation in russische Kriegsgefangenschaft, nur wenigen Soldaten gelang die Flucht aus dem Kessel. Zu ihnen gehörte auch ein Soldat, der sich nach Litauen durchschlagen konnte: Werner Gerstung. Sein Schicksal beschäftigt Herrn Dauskardt sehr, zumal sich sichtbare Spuren ergaben, die nach Prökuls führen. Denn nun kommen die „Waldbrüder“ ins Spiel, über die unser Informant schreibt:

„Recherchen vor Ort in Litauen ergaben, dass sich in Prökuls/heute Priekule eine Gedenkstätte befindet, die das Ansehen und das Andenken an die ,Waldbrüder‘ wach hält, an jene litauischen Widerstandskämpfer, die im Baltikum bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein verbissen gegen die Rote Armee kämpften. Zu ihnen gehörten auch ehemalige Soldaten der deutschen Wehrmacht. Man zeigte mir auf einem Gruppenbild von Widerstandskämpfern einen deutschen Soldaten – keinen unbekannten, sondern den Hauptmann Werner Gerstung aus ,Bavaria‘, der 1952 bei Kämpfen gefallen sein soll. Sein Grab ist bekannt, es liegt in der Nähe von Heydekrug.“

Da die Herkunft nach Bayern hinweist, hat Herr Dauskardt hier bereits recherchiert und fand auch den Namen „Gerstung“ mehrfach, aber keine direkten Hinweise auf den Genannten. Ebenfalls ergebnislos blieb die Suche in entsprechenden Archiven. Vielleicht können nun unsere Leserinnen und Lesern helfen, Verwandte von Werner Gerstung zu finden oder andere Hinweise zu bekommen, um die vorhandenen Mosaiksteine zu einem geschlossenen Lebensbild dieses deutschen Soldaten und baltischen Widerstandskämpfers zusammenfügen zu können. (Bernd Dauskardt, Eichenweg 8 in 21279 Hollenstedt, Telefon 04165/80343.)

Eure Ruth Geede


Der tote Lassalle statt des fliegenden Schlesiers
Berliner Sozialdemokraten wollen die Direktverbindung zwischen ihrer Stadt und Breslau wieder aufleben lassen

Die Bundesländer Berlin und Brandenburg bezuschussen mit 200000 Euro einen an Wochenenden verkehrenden „Kulturzug“, der Besucher aus Berlin in die Kulturhauptstadt Europas Breslau fährt. Die Deutsche Bahn schmückt sich mit diesem Angebot, obwohl gerade sie die traditionelle Hauptverkehrsachse in die deutschen Ostgebiete lahmgelegt hatte. Der Widerstand gegen das verkehrspolitische Trauerspiel kommt allerdings nicht aus den Reihen der deutschen Konservativen, sondern überraschenderweise der SPD und ihrer polnischen Genossen vom Bündnis der Demokratischen Linken (Sojusz Lewicy Demokratycznej, SLD).

Für den 16. Juli planen die Berliner Sozialdemokraten einen zusätzlichen Sonderzug unter dem Namen „Ferdinand Lassalle Express“. Der Hauptinitiator und Präsident der ersten sozialdemokratischen Parteiorganisation im deutschen Sprachraum und Gründungsvater der SPD stammte aus Breslau und ist dort auf dem Jüdischen Friedhof begraben. Im Breslauer Stadtmuseum ist ein Saal Lassalle gewidmet.

Doch nicht nur wegen Lassalle fühlt sich in Berlin mancher Sozialdemokrat Schlesien verbunden. In Berlin, das in preußischer Zeit besonders durch den Zuzug aus dem Osten zur Metropole anwuchs, heißt es häufig: „Jeder zweite Berliner ist ein Schlesier.“ Und so hat sich in der Berliner SPD ein Kreis zusammengefunden, der sich der sozialdemokratischen Tradition der Partei in Schlesiens Hauptstadt verpflichtet sieht.

Das Drama um die Bahnverbindungen gen Osten hatte am 13. Dezember 2014 seinen Höhepunkt gefunden. An diesem Tag fuhr nach 161 Jahren erstmals kein Fernzug mehr aus Schlesien in die deutsche Hauptstadt. Und schon vor der damaligen Einstellung dauerte diese umstiegsfreie Verbindung mit üppigen fünf Stunden doppelt so lange wie 75 Jahre zuvor die Fahrt des „Fliegenden Schlesiers“. Zur offiziellen Abschiedsfahrt 2014 hatten sich der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß, die brandenburgische Infrastrukturministerin Kathrin Schneider und aus dem Europaparlament auch der grüne Vorsitzende des Verkehrsausschusses Michael Cramer eingefunden. Dieser ärgerte sich, weil eine heutige Fahrzeitreduzierung quasi zum Schnäppchenpreis zu bekommen wäre: „Ich kenne kein weiteres Projekt in Europa, wo man mit 100 Millionen so viel Fahrzeit einsparen könnte. Aber ich kenne Milliardenprojekte wie Lyon–Turin (26 Milliarden) oder „Stuttgart 21“ (zehn Milliarden), und mit einem Prozent davon könnten wir diese Verbindung hier in Schuss bringen.“

Während die polnische Bahn von Breslau bis zur Grenze längst elektrifiziert und saniert ist, hatte die Deutsche Bahn den Zug zum Lückenschluss zuletzt auf einen nur 40 Kilometer pro Stunde langsamen Bummelabschnitt von Kohlfurt nach Sohrau gezwungen und den einst von Hamburg über Berlin und Breslau bis Krakau fahrenden Eurocity Wawel häppchenweise verkürzt. Zeitgleich wurde ein „IC-Fernbus“ installiert, der die Fahrgastzahlen des Zuges weiter verminderte und der geplanten Abschaffung des Zuges so das letzte Argument lieferte.

Am 16. Juli wollen die sozialdemokratischen Aktivisten mit ihrem Sonderzug nun mit Vertretern des Berliner Senats und anderen Parlamentariern die Lage diskutieren. „Dafür haben wir einen polonisierten modernen LINT-Triebzug gechartert, der 140 Stundenkilometer fahren darf“, verrät Organisator Jürgen Murach von der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Im kommenden Jahr will die Berliner SPD dann in einer neuerlichen Aktion zumindest einen Nachkriegsgeschwindigkeitsrekord Berlin–Breslau mit einem Sonderzug aufstellen, denn der von 1936 bis Kriegsbeginn fahrende „Fliegende Schlesier“ war zu seiner Zeit das Modernste, was auf den Schienen der Welt unterwegs war, und bleibt wohl vorerst unerreicht.

Ein Stufen-Konzept zur Revitalisierung des Eisenbahnfernverkehrs Berlin–Breslau des Fachausschuss Mobilität der Berliner SPD sieht vor, dass ein neuer EC – diesmal unter dem Namen „EC Ferdinand Lassalle“ – über den neuen Flughafen BER in Schönefeld und die Gütermagistrale östlich von Hoyerswerda über die Neiße fährt. In einer weiteren Stufe soll ab 2025/30 dann mit der Elektrifizierung und dem Ausbau der kürzeren Verbindung Cottbus–Forst–Sagan–Liegnitz auf 200 Kilometer pro Stunde die Rückkehr zur alten Trasse folgen.       

                Edmund Pander


S. 15 Glückwünsche

Wir gratulieren

ZUM 100. GEBURTSTAG

Lubowitz, Martha, aus Dreimühlen, Kreis Lyck, am 12. Juni

ZUM 97. GEBURTSTAG

Meyel, Benno, aus Osterode, am 15. Juni

Reincke, Grete, geb. Summek, aus Borschimmen, Kreis Lyck,am 11. Juni

Wedler, Richard, aus Friedlau, Kreis Elchniederung, am 10. Juni

ZUM 96. GEBURTSTAG

Müller, Traute, geb. Breitmoser, aus Kreuzingen, Kreis Elchniederung, am 14. Juni

Pinsch, Else, geb. Höpfner, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 15. Juni

Räthe, Elli, aus Alt Katzkeim, Kreis Samland, am 15. Juni

ZUM 95. GEBURTSTAG

Fligge, Heinz, aus Drugehnen, Kreis Samland, am 10. Juni

Freier, Anna, geb. Kraft, aus Keipern, Kreis Lyck, am 15. Juni

Nolting, Margarete, geb. Althoff, aus Keipern, Kreis Lyck, am 15. Juni

Pluschke, Walter, aus Schlakalken, Kreis Samland, am 13. Juni

Stähle, Edeltraut, geb. Rogalla, aus Wittenwalde, Kreis Lyck, am 13. Juni

ZUM 94. GEBURTSTAG

Balewsky, Elly, geb. Bähr, aus Loye, Kreis Elchniederung, am 11. Juni

Czymoch, Edeltraut, geb. Broziewski-Schliesky, aus Lissau, Kreis Lyck, am 15. Juni

Ehrlicher, Dr. Christel, aus Regeln, Kreis Lyck, am 16. Juni

Fischer, Erna, geb. Panteleit, aus Ebenrode, am 14. Juni

Hain, Helene, geb. Heske, aus Augam, Kreis Preußisch Eylau, am 13. Juni

Lausterer-Roth, Dr. Eva, aus Rhein, Kreis Lötzen, am 13. Juni

Meixler, Edith, geb. Döhring, aus Frischenau, Kreis Wehlau, am 15. Juni

Objartel, Hanna, geb. Kobjolke, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 10. Juni

ZUM 93. GEBURTSTAG

Borchert, Kurt, aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, am 14. Juni

Herold, Marta, geb. Bialloch, aus Markshöfen, Kreis Ortelsburg, am 13. Juni

Hollstein, Käte, aus Klein Blumenau, Kreis Samland, am 14. Juni

Izydorezyk, Frieda, geb. Borkowski, aus Steinberg, Kreis Lyck, am 16. Juni

Jelinski, Kurt, aus Kelchendorf, Kreis Lyck, am 15. Juni

Kraska, Hanna, geb. Heise, aus Pobethen, Kreis Samland, am 12. Juni

Krause, Bruno, aus Lyck, Litzmann-Straße 8, am 15. Juni

Kuhnert, Margarete, geb. Schirwat, aus Ebenrode, am 13. Juni

Laleicke, Johanna-Frieda, geb. Loyall, aus Reinkental, Kreis Treuburg, am 13. Juni

Lange, Herta, geb. Wittke, aus Nadrau, Kreis Samland, am 10. Juni

Maass, Erna, geb. Raeder, aus Altbruch, Kreis Ebenrode, am 16. Juni

Pruß, Hildegard, aus Eichensee, Kreis Lyck, am 12. Juni

Schiborr, Anne, aus Tilsit, am 10. Juni

Steffens, Reinhold, aus Groß Lasken, Kreis Lyck, am 15. Juni

Stiebel, Paul, aus Auersberg, Kreis Lyck, am 14. Juni

Streicher, Margarete, geb. Kubat, aus Alt Seckenburg, Kreis Elchniederung, am 11. Juni

Tulowitzki, Hilde, aus Neufließ, Kreis Ortelsburg, am 11. Juni

ZUM 92. GEBURTSTAG

Czerwonka, Ernst, aus Lengau, Kreis Treuburg, am 14. Juni

Kemmesies, Hilde, geb. Kryak, aus Teichwalde, Kreis Treuburg, am 16. Juni

Klein, Bernhard, aus Richau, Kreis Wehlau, am 14. Juni

Koos, Liesbeth, geb. Dölinski, aus Reichenwalde, Kreis Lyck, am 11. Juni

Kujawa, Käthe, geb. Marzischewski, aus Lyck, Yorkplatz 6, am 14. Juni

Marquart, Käthe, geb. Wagner, aus Reinkental, Kreis Treuburg, am 14. Juni

Perkuhn, Lisbeth, geb. Balschus, aus Grenzberg, Kreis Elchniederung, am 16. Juni

Scherf, Gertrud, geb. Sawetzki, aus Schiewenau, Kreis Wehlau, am 10. Juni

Schütz, Alfred, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 16. Juni

ZUM 91. GEBURTSTAG

Berkau, Hans, aus Altkirchen, Kreis Ortelsburg, am 15. Juni

Enders, Christel, geb. Gampert, aus Lötzen, am 16. Juni

Franke, Waltraut, aus Scharfenrade, Kreis Lyck, am 10. Juni

Hennecke, Lilli, geb. Peßlin, aus Argemünde, Kreis Elchniederung, am 10. Juni

Koppel, Ewald, aus Michelsdorf, Kreis Ortelsburg, am 14. Juni

Royla, Erika, geb. Hoppe, aus Lyck, Jorckstraße 19, am 13. Juni

Seifert, Erich, aus Schiewenau, Kreis Wehlau, am 13. Juni

Sobottka, Hans, aus Farienen, Kreis Ortelsburg, am 14. Juni

ZUM 90. GEBURTSTAG

Artmann, Gertraud, geb. Petz, aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, am 14. Juni

Bauer, Erika, geb. Palm, aus Grenzberg, Kreis Elchniederung, am 14. Juni

Buchholz, Fritz, aus Groß Keylau, Kreis Wehlau, am 13. Juni

Czabania, Lieselotte, geb. Hasenpusch, aus Lyck, Morgenstraße 34, am 10. Juni

Eybe, Lisa, geb. Matthes, aus Uderhöhe, Kreis Wehlau, am 13. Juni

Fleig, Hedwig, geb. Loyall, aus Reinkental, Kreis Treuburg, am 13. Juni

Froese, Waltraut, geb. Smorra, aus Urbanken, Kreis Treuburg, am 10. Juni

Gwiasda, Hans, aus Ittau, Kreis Neidenburg, am 12. Juni

Hallwaß, Martha, geb. Rattay, aus Groß Blumenau, Kreis Ortelsburg, am 10. Juni

Langer, Hilde, geb. Topeit, aus Lakendorf, Kreis Elchniederung, am 16. Juni

Lorenz, Alice, geb. Bergau, aus Barthenen, Kreis Samland, am 15. Juni

Schediwey, Gerda, geb. Konstantin, aus Rodental, Kreis Lötzen, am 10. Juni

Schröder, Elisabeth, geb. Stobbe, aus Grünwiese, Kreis Heiligenbeil, am 11. Juni

Tölg, Gertrud, geb. Priebe, aus Wickenau, Kreis Neidenburg, am 10. Juni

Wolfeneck, Elisabeth, geb. Schwan, aus Rosignaiten, Kreis Samland, am 12. Juni

Wysocki, Manfred, aus Lyck, am 14. Juni

ZUM 85. GEBURTSTAG

Bartkowski, Paul, aus Neidenburg, am 10. Juni

Behrendt, Hans, aus Wehlau, am 15. Juni

Blaseio, Helmut, aus Nußberg, Kreis Lyck, am 15. Juni

Borowski, Adelheid, geb. Olk, aus Deutschheide, Kreis Ortelsburg, am 15. Juni

Borris, Gerhard, aus Eichensee, Kreis Lyck, am 15. Juni

Domsch, Hans-Joachim, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 15. Juni

Dorobeck, Ruth, geb. Siegmund, aus Scharnau, Kreis Neidenburg, am 15. Juni

Drewke, Lena, geb. Roggmann, aus Wosegau, Kreis Samland, am 15. Juni

Falß, Ursula, geb. Cziesso, aus Seliggen, Kreis Lyck, am 16. Juni

Gramatzki, Erwin, aus Wehlau, am 15. Juni

Horst, Elfriede, geb. Eichberger, aus Ebenrode, am 13. Juni

Jesseit, Marie, geb. Sulimma, am 12. Juni

Kließ, Gerhard, aus Stosnau, Kreis Treuburg, am 13. Juni

Kludzuweit, Gerhard, aus Wittkampen, Kreis Ebenrode, am 16. Juni

Krieg, Hildegard, aus Neidenburg, am 15. Juni

Krumm, Herbert, aus Rehbusch, Kreis Ebenrode, am 16. Juni

Melenk, Horst, aus Kuglacken, Kreis Wehlau, am 14. Juni

Michalzik, Irmhild, geb. Haut, aus Waldwerder, Kreis Lyck, am 12. Juni

Nolde, Helga, geb. Stripling, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 16. Juni

Oliver, Sieglinde, geb. Zielinski, aus Sonnau, Kreis Lyck, am 14. Juni

Paduch, Ernst, aus Altkirchen, Kreis Ortelsburg, am 14. Juni

Patz, Gustav, aus Groß Blumenau, Kreis Ortelsburg, am 13. Juni

Ruge, Joachim, aus Pillau, Kreis Samland, am 15. Juni

Scherotzki, Erich, aus Thomken, Kreis Lyck, am 11. Juni

Schreiber, Ilse, geb. Kluwe, aus Widminnen, am 16. Juni

Schubien, Elfriede, geb. Schweda, aus Großwalde, Kreis Neidenburg, am 11. Juni

Sievers, Ruth, aus Merunen, Kreis Treuburg, am 13. Juni

Stenzel, Werner, aus Banners, Kreis Mohrungen, am 12. Juni

Szechowiak, Günter, aus Lyck, am 15. Juni

Thür, Anneliese, geb. Petscheleit, aus Pillau, Kreis Samland, am 11. Juni

von Borstel, Gerda, geb. Lehmann, aus Drusken, Kreis Ebenrode, am 13. Juni

Wandel, Ingrid, geb. Mlinarzik, aus Giesen, Kreis Treuburg, am 16. Juni

Wilhelm, Elfriede, geb. Wolter, aus Mulden, Kreis Lyck, am 16. Juni

ZUM 80. GEBURTSTAG

Borowski, Erika, geb. Glaubitz, aus Klein Jerutten, Kreis Ortelsburg, am 11. Juni

Fischer, Hanni, geb. Perle, aus Mildenheim, Kreis Ebenrode, am 12. Juni

Giesecke, Ruth, geb. Grabowski, aus Neidenburg-Schloßgut, am 16. Juni

Haase, Alfred, aus Adelau, Kreis Elchniederung, am 10. Juni

Hamann, Hildegard, geb. Lyssewski, aus Rosenheide, Kreis Lyck, am 14. Juni

Heinemann, Günther, aus Groß Birkenfelde, Kreis Wehlau, am 13. Juni

Heinrichs, Karin, geb. Giessing, aus Medenau, Kreis Samland, am 15. Juni

Jendreizik, Emmi, geb. Michaelsen, aus Ittau, Kreis Neidenburg, am 14. Juni

Kadgiehn, Ernst, aus Wilkendorf, Kreis Wehlau, am 11. Juni

Kargoll, Erwin, aus Maschen, Kreis Lyck, am 13. Juni

Karkowsky, Luci, geb. Kurrat, aus Altenkirch, Kreis Tilsit-Ragnit, am 12. Juni

Kischke, Fritz, aus Seckenburg, Kreis Elchniederung, am 10. Juni

Krusch, Gerhard, aus Hohenwiese, Kreis Elchniederung, am 14. Juni

Lockowandt, Horst, aus Königswalde, Kreis Lyck, am 10. Juni

Löffler, Mathes, aus Lengfriede, Kreis Ebenrode, am 13. Juni

Mildt, Herbert, aus Poppendorf, Kreis Wehlau, am 11. Juni

Möller, Gisela, geb. Schneider, aus Camstigall, Kreis Samland, am 13. Juni

Runz, Friedrich, aus Sonnenmoor, Kreis Ebenrode, am 11. Juni

Schuhmann, Irmgard, geb. Jotzo, aus Rogonnen, Kreis Treuburg, am 12. Juni

Sieg, Eberhard, aus Treuburg, am 10. Juni

Sommerfeld, Gerhard, aus Güldenboden, Kreis Mohrungen, am 10. Juni

Sreball, Herbert, aus Hohenberge, Kreis Elchniederung, am 12. Juni

String, Gertraud, aus Plostwehnen, Kreis Samland, am 14. Juni

Sychold, Hildegard, geb. Ananias, aus Seehag, Kreis Neidenburg, am 12. Juni

Westphal, Gerhard, aus Schackwiese, Kreis Elchniederung, am 13. Juni

ZUM 75. GEBURTSTAG

Eisenberg, Helga, geb. Kendziorra, aus Wappendorf, Kreis Ortelsburg, am 13.Juni

Ellwanger, Klaus, aus Auerbach, Kreis Wehlau, am 10. Juni

Gresch, Waldemar, aus Dietrichsdorf, Kreis Neidenburg, am 10. Juni

Gruner, Ruth, geb. Kanigowski, aus Neidenburg, am 14. Juni

Jewan, Marie, geb. Widder, aus Pilsen, am 12. Juni

Kaminski, Karin, aus Arys, Kreis Johannisburg, am 13. Juni

Koppetsch, Dieter, aus Obrotten, Kreis Samland, am 10. Juni

Kownatzki, Renate, aus Roggen, Kreis Neidenburg, am 12. Juni

Kraft, Wolfgang, aus Weißensee, Kreis Wehlau, am 16. Juni

Olbrisch, Reinhold, aus Liebenberg, Kreis Ortelsburg, am 12. Juni

Reich, Max, aus Kirchspiel Weidenau, Kreis Elchniederung, am 16. Juni

Ribitzki, Helmuth, aus Neidenburg, am 11. Juni

Rothe, Hans-Walter, aus Birkenmühle, Kreis Ebenrode, am 16. Juni

Schwarzat, Fritz-Jürgen, aus Ebenrode, am 12. Juni

Tetzlaff, Helga, geb. Schlosser, aus Kobulten, Kreis Ortelsburg, am 13. Juni


S. 16 Heimatarbeit

Aus den Heimatkreisen

ALLENSTEIN LAND

Kreisvertreter: Hans-Peter Blasche, Lankerstraße 40, 40545 Düsseldorf, Telefon (0211) 17181290; (02131) 902700 (dienstl.), Telefax (02131) 902430 (dienstl.) Geschäftsstelle: Gemeindeverwaltung Hagen, Postfach 1209, 49170 Hagen, Telefon (05401) 9770. www.allenstein-landkreis.de

18. Juni, Essen: Kirchspieltreffen Grieslienen, Stabigotten, Wemitten, Plautzig und Honigswalde ab 10 Uhr in den Südtiroler Stuben, Freiherr-vom-Stein-Straße 280. Informationen: Hildegard Gerigk, Ginsterweg 7, 40880 Ratingen, Telefon (02102) 471477.

 

ANGERBURG

Kreisvertreter: Kurt-Werner Sadowski. Kreisgemeinschaft Angerburg e.V., Landkreis Rotenburg (Wümme), Postfach 1440, 27344 Rotenburg (Wümme), Landkreis: Telefon (04261) 9833100, Fax (04261) 9833101.

Angerburger Tage am 17. und 18. September in Rotenburg (Wümme): Am Sonnabend startet die Busfahrt vom Rotenburger Kreishaus aus nicht, wie in der letzten Ausgabe angekündigt, um 15 Uhr sondern schon um

13 Uhr. Am Sonntag ist die Theodor-Heuss-Schule, ab 9.30 Uhr geöffnet und nicht erst ab 9.50 Uhr. Um 11 Uhr findet in der Aula der Schule eine Feierstunde statt. Oberstudiendirektorin Iris Rehder vom Rotenburger Ratsgymnasium wird die Gastrede halten.

 

INSTERBURG − Stadt und Land

Vorsitzender Stadt & Land: Reiner Buslaps, Am Berg 4, 35510 Butzbach-Kirch-Göns, Tel.: (06033) 66228, Fax (03222) 3721953, E-Mail: R.Buslaps@t-online.de. Kreisgemeinschaft Insterburg Stadt & Land e. V.,  Geschäftsstelle, Am Marktplatz 10, 47829 Krefeld, Postfach 111 208, 47813 Krefeld, Tel.: (02151) 48991, Fax (02151) 491141, E-Mail: info@insterburger.de, Internet: www.insterburger.de, Bürozeiten: Montag – Freitag von 8 bis 12 Uhr.

Im Rahmen der Partnerschaft der evangelischen Kirchengemeinde St. Nicolai Oranienburg mit der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Insterburg (Tschernjachowsk) ist der Insterburger Kammerchor „Harmonia“ vom 14. bis 19. Juni 2016 nach Oranienburg eingeladen. Er wird hier und in der Umgebung einige Konzerte geben:

Dienstag, 14. Juni, 12.15 Uhr, evangelische St. Nicolai-Kirche,  16515 Oranienburg.

Mittwoch, 15. Juni, 16 Uhr, Seniorenwohnpark am Kirschberg, 16321 Bernau-Lobetal.

Mittwoch, 15. Juni, 19 Uhr, evangelische Maria-Magdalenen-Kirche 17268 Templin.

Freitag, 17. Juni, 18 Uhr, evangelische Kirche, 16727 Velten, 

Sonnabend, 18. Juni, 17 Uhr, Evangelische Kirche, 16515 Oranienburg–Schmachtenhagen.

Die Konzerte in Velten und Schmachtenhagen sind ein gemeinsames Projekt mit dem Ökumenischen Chor Oranienburg an der St. Nicolai-Kirche mit der  Messe „Solenelle“ von Louis Vierne für Chor und Orgel. Der Chor „Harmonia“ ist ein sehr guter vier- bis sechs-stimmiger A-capella-Chor, zum Teil auch mit eigenen Solisten (aus dem Chor heraus). Er ist einer der besten Chöre aus dem Königsberger Gebiet. Sein Konzertprogramm besteht aus russischer, deutscher und europäischer geistlicher, klassischer und volkstümlicher Musik.

Weitere Informationen zu den Konzerten erhalten Sie von Konrad und Ruth Schmidt, Telefon (03301) 3077, E-Mail: konrad-ruth.schmidt@t-online.de

Außer in Oranienburg und Umgebung gastiert der Chor auch am Sonntag, dem 19. Juni, in der evangelischen Stadtkirche in 36381 Schlüchtern, Beginn ist um 19.30 Uhr, sowie am Montag, dem 20. Juni in 36396 Steinau in der evangelischen Katharinenkirche, Beginn: 19.30 Uhr.

Weitere Informationen zu diesen Konzerten erhalten Sie von Pfarrer Manfred Bächler, Telefon (06661) 607131, E-Mail: baechler.schluechtern@t-online.de

Der Eintritt bei allen Konzerten ist frei. Durch Kollekten bei den Konzerten sollen die Fahrtkosten für den Chor aufgebracht werden.

Heimatgruppe Schwerin –Mittwoch, 15. Juni, 12 Uhr, Gaststätte „Kaktus“, Dreescher Köpmark: Gemeinsames Treffen der Heimatgruppe Schwerin. Informationen: Helga Hartig, Telefon (0385) 3922633, E-Mail: hehartig@web.de.

Heimatgruppe Sachsen – Donnerstag, 16. Juni, 12 Uhr, DRK-Begegnungsstätte, Eschenweg 60, 08060 Zwickau: Vortrag „20 große Ostpreußen“ bei der Heimatgruppe Sachsen. Informationen: Kurt Klaus, Telefon (037296) 17661.

Heimatgruppe Köln: Treffen jeweils am 4. Mittwoch im Monat. Nächste Zusammenkunft am Mittwoch, 22. Juni.  Informationen: Carola Maschke, Telefon (0221) 796942, E-Mail: C.Maschke@netcologne.de.

Heimatgruppe Kiel: Treffen in jeden Monat am zweiten Donnerstag im Café Rebecca in der Matthias-Claudius-Kirche in Kiel-Suchsdorf. Informationen: Hellmut Jucknat, Telefon (0431) 311972.

 

LÖTZEN

Kreisvertreter: Dieter Eichler, Bilenbarg 69, 22397 Hamburg. Geschäftsstelle: Ute Eichler, Bilenbarg 69, 22397 Hamburg, Telefon (040) 6083003, Fax: (040) 60890478, E-Mail: KGL.Archiv@gmx.de

Sonnabend, 18. Juni, ab 15.30 Uhr, Lötzener Heimatmuseum in der Patenstadt Neumünster, Sudetenlandstraße 18 H (Böcklersiedlung): Vortrag (mit Bildern) von Dr. Timo Ibsen, Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie, Schloß Gottorf, Schleswig. Er spricht zum Thema „Einem Mythos auf der Spur. Neue Ausgrabungen am frühmittelalterlichen Fundplatz Wiskiauten im ehemaligen Ostpreußen.“, Der Vortrag berichtet nach einer allgemeinen Einführung in die ostpreußische Archäologie über alte und neue Forschungen in Wiskiauten und stellt die Ergebnisse der jüngsten Ausgrabungen vor. (Weitere Informationen unter: www.wiskiauten.eu)

Eintritt – wie immer  - frei, Spenden willkommen.

Ab 10 Uhr besteht Gelegenheit zum Besuch der Dauerausstellung und der Sonderausstellung „Weite und Heimlichkeit – masurische Bilder ostpreußischer Künstler“. Die 30 Kunstwerke – überwiegend Leihgaben des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg – werden noch bis einschließlich 16. Juli zu sehen sein.

 

LYCK

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesensee, Diesberg 6a, 41372 Niederkrüchten, Telefon (02163) 898313. Stellvertr. Kreisvertreter: Dieter Czudnochowski, Lärchenweg 23, 37079 Göttingen, Telefon (0551) 61665. Karteiwart: Siegmar Czerwinski, Telefon (02225) 5180, Quittenstraße 2, 53340 Meckenheim.

Der Oberbürgermeister der Lycker Patenstadt Hagen in Westfalen, Erik Olaf Schulz, besuchte Ende Mai den Landrat Marek Chojnowski in Lyck. Er wurde begleitet von Bürgermeister Hans-Dieter Fischer, seinem Mitarbeiter Peter Mook, der Kreisvertreterin Bärbel Wiesensee und dem Kreisältesten Gerd Bandilla. Schulz besuchte auch die Deutsche Minderheit und legte auf dem großen Umbettungsfriedhof Bartossen ein Angebinde nieder.

Beim Landrat Chojnowski bedankte er mit folgendem Schreiben: „Unsere Delegation ist wohlbehalten in Deutschland angekommen und das Tagesgeschäft hat uns nun wieder voll im Griff. Trotzdem denke ich noch viel an unsere Fahrt in Ihre faszinierende Stadt und die überaus reizvolle Umgebung. Ich persönlich hatte vorher noch nie die Gelegenheit, nach Polen zu reisen. Umso begeisterter war ich von Ihrem Land und den vielen freundlichen Menschen.

Wir haben in Elk wunderbare Tage verbringen dürfen. Insbesondere das abendliche Grillen auf dem ehemaligen Hof unseres Freundes Gerd Bandilla haben uns begeistert. Ich betrachte es als außerordentlichen Gewinn, Sie persönlich kennen gelernt zu haben. Im Namen unserer gesamten Delegation möchte ich mich herzlich für den Besuch bei Ihnen sowie für die Bereitstellung des Busses für unseren Transport bedanken. Wir werden den Besuch in Elk nicht vergessen. Ich würde mich freuen, wenn wir uns in den kommenden Jahren wieder einmal persönlich treffen können – gerne auch bei einem Besuch Ihrerseits in Hagen.“

Dem ist nichts hinzuzufügen!

 

SENSBURG

Kreisvertreterin: Gudrun Froemer, In der Dellen 8a, 51399 Burscheid, Telefon (02174) 768799. Alle Post an: Geschäftsstelle Kreisgemeinschaft Sensburg e.V., Stadtverwaltung Remscheid, 42849 Remscheid, Telefon (02191) 163718, Fax (02191) 163117, E-Mail: info@kreisgemeinschaftsensburg.de, www. kreisgemeinschaftsensburg.de

18. Juni, Hemer: 15. Treffen des Kirchspiels Ukta im Paul-Schneider-Haus, Ostenschlahstraße 2, 58675 Hemer ab 8.30 Uhr. Der Festgottesdienst findet um 11 Uhr statt. Anschließend besteht Gelegenheit, Erinnerungen und Neuigkeiten auszutauschen. Für das leibliche Wohl werden in bewährter Weise Norbert Kratz und Friedhelm Hoffmann sorgen. Weitere Informationen: Rolf W. Krause, Alte Poststraße 12, 42555 Velbert, Telefon (02052) 1309.

24. bis 27, Juni, Eberbach:  31. Ortstreffen Steinhof und Groß Steinfelde im Hotel „Krone-Post“, Hauptstraße 1, 69412 Eberbach/Neckar. Buchungen sind direkt beim Hotel vorzunehmen: Telefon (06271) 806620, Fax (06271) 80662299. Sonnabend ist der Haupttag des Treffens. Weitere Informationen: Berthold Hirsch, Webskamp 17, 26197 Großenkneten, Telefon (04435) 5223.

20. Kirchspieltreffen Hoverbeck und 15. Ortstreffen Selbongen

Am 9. April fand in Unkel am Rhein im „Weinhaus zur Traube“ das 20. Kirchspieltreffen Hoverbeck sowie das 15. Ortstreffen Selbongen statt. Insgesamt hatte sich mehr als 70 Teilnehmer eingefunden, darunter auch einige aus anderen Kirchspielen und Dörfern. Kirchspielvertreterin Christine Birkner begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste, denen sie die herzlichen Grüße der Kreisvertreterin Gudrun Froemer übermittelte. Im Anschluss erhoben sich die Teilnehmer von ihren Plätzen und gedachten der Verstorbenen aus ihren Reihen.

Nikolaus von Ketelhodt berichtete, dass die Polen ihm sein nur äußerlich renoviertes und unter Denkmalschutz stehendes Elternhaus mit insgesamt zwölf Hektar Land zum Preis von 500000 Euro zum Kauf angeboten hätten. Er hat dieses Angebot abgelehnt.

Vor dem Mittagessen spendierte Bernhard Peling allen Teilnehmern ein Glas Rheinwein. Die Anwesenden dankten ihm dafür herzlich. Bei gemütlichem Beisammensein und lebhafter Unterhaltung vergaßen wir die Zeit. Die Stimmung an diesem Tag bei schöner Aprilsonne unter dem Dach frischer Weinranken  war heiter und erfüllt von Erinnerungen und Reiseberichten in die Heimat. Alles. Was nicht er besprochen werden konnte, wurde auf das nächste Treffen verschoben. Das wird wieder im „Weinhaus zur Traube“ in Unkel am Rhein stattfinden und zwar am 8. April 2017.                 Edith Gorski

 

TILSIT–STADT

Stadtvertreter: Hans Dzieran, Stadtgemeinschaft Tilsit, Postfach 241, 09002 Chemnitz. Geschäftsführer: Manfred Urbschat, E-Mail: info@tilsit-stadt.de.

Die Ausgabe 98 von „Land an der Memel - Tilsiter Rundbrief“ hat inzwischen alle Bezieher erreicht und wieder viel Zustimmung ausgelöst. Alle Tilsiter, die den Heimatbrief nicht bekommen haben, sei es durch nicht gemeldeten Wohnungswechsel oder durch langjährige Spendenabstinenz, haben die Möglichkeit, ein Exemplar anzufordern bei Siegfried Dannath-Grabs, Angelikastraße 13, 01099 Dresden. 


Mit Zirkusshow und Erbsensuppe

Singen, tanzen, staunen, Spaß haben – das Sommerfest in Allenstein ruft Der Veranstaltungsort ist spektakulär, das Ereignis am 18. Juni wird es mit Sicherheit auch. Denn dann treffen sich die Ostpreußen und ihre Freunde im Amphitheater in Allenstein (Olsztyn) zum Sommerfest.

Seit 1992 veranstaltet die Landsmannschaft Ostpreußen (LO) gemeinsam mit dem Verband der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM) und den örtlichen deutschen Vereinen das alljährliche Ereignis. Abwechselnd wird es federführend vom VdGEM oder der LO organisiert. Eine erfolgreiche Kooperation, denn die ostpreußischen Sommerfeste erfreuen sich bei der deutschen Minderheit in Masuren und im Ermland großer Beliebtheit. Üblicherweise nehmen alle im VdGEM organisierten Vereine – gegenwärtig sind es 22 – mit ihren Mitgliedern sowie ihren Sing- und Tanzgruppen teil. Das Sommerfest ist für sie alle eine einmalige Möglichkeit, ihre Kulturarbeit einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Der dortige Auftritt ist Bestätigung und Ansporn zugleich, das reichhaltige heimatliche Kulturgut in seiner Ursprungsregion dauerhaft zu erhalten. Immer wieder motiviert es auch begeisterte Besucher, sich ebenfalls in den deutschen Vereinen zu engagieren.

Die örtliche polnische Bevölkerung wiederum nutzt die Gelegenheit, sich über die deutschen Vereine und ihre Kulturarbeit zu informieren. Hiervon wird zunehmend Gebrauch gemacht. Gleiches gilt für die Vertreter der polnischen Kommunalverwaltung. Es zeigt Jahr für Jahr mehr die gewachsene Akzeptanz der deutschen Volksgruppe wie der landsmannschaftlichen Organisationen auf kommunaler Ebene im heutigen Polen. Insgesamt werden rund 1000 Teilnehmer erwartet.

Vom Ablauf her orientiert sich das diesmal von der LO ausgerichtete Sommerfest am 18. Juni an den bisherigen Veranstaltungen. Um 10.30 Uhr ist ein ökumenischer Feldgottesdienst geplant, es folgen Grußworte durch Vertreter der Stadt, Woiwodschaft, Marschallamt und Generalkonsulat. Im Anschluss halten Heinrich Hoch, der Vorsitzende des VdGEM, und Stephan Grigat, der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, kurze Ansprachen. Es folgen die Auftritte der Chöre und Tanzgruppen. Mittags wird für alle Teilnehmer kostenfrei eine Erbsensuppe gereicht. Als besondere Attraktion ist am Nachmittag die rasante Zirkusshow der Gruppe Carnival geplant. 


S. 17-20 Heimatarbeit

Landsmannschaftliche Arbeit

BUND JUNGES OSTPREUSSEN

Vorsitzender: Marius Jungk, Gst.: Buchtstr. 4, 22087 Hamburg, Tel.: (040) 4140080, E-Post: kontakt@junge-ostpreussen.de, www.junge-ostpreu­ssen.de.

Sonntag, 19. Juni: Kleines Ostpreußen- und Schlesiertreffen auf Schloss Burg bei Solingen. Der BJO nimmt mit einem Infostand an der Veranstaltung teil. Beginn der Veranstaltung: 11 Uhr, Kundgebung: 14 Uhr.

Freitag, 24. bis Sonntag, 26. Juni: Wanderwochenende zur Ostpreußenhütte im Salzburger Land. Infos: www.junge-ostpreussen.de/ 47-0-Aktivitaeten.html

Montag, 8., bis Sonntag, 21. August: BJO-Sommerfahrt ins Memelland. Weitere Informationen: www.junge-ostpreussen.de/47-0-Aktivitaeten.html

Freitag, 30. September, bis Montag, 3. Oktober, Bad Honnef: BJO-Herbstseminar und BJO-Bundestreffen. Thema des Seminars:  „150 Jahre Deutscher Krieg – Preußen und Österreich in Geschichte und Gegenwart“. Weitere Informationen unter:     www.facebook.com/events/ 1032910313418878/

Donnerstag, 24., bis Sonntag, 27. November: Adventstreffen im ostpreußischen Osterode. Informationen: www.junge-ostpreus-sen.de/47-0-Aktivitaeten.html

Donnerstag, 29. Dezember, bis Dienstag, 3. Januar: Silvesterfahrt nach Ostpreußen: Informationen: www.junge-ostpreussen.de/47-0-Aktivitaeten.html

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vors.: Uta Lüttich, Feuerbacher Weg 108, 70192 Stuttgart, Telefon und Fax (0711) 854093, Geschäftsstelle: Haus der Heimat, Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart, Tel. und Fax (0711) 6336980.

Landesgruppe – Freitag, 10. Juni: Fahrt mit dem Bus nach Bad Mergentheim zur Ausstellungseröffnung „Vom Zauber alter Städte – eine Reise vom Frischen Haff über die Masurischen Seen bis zur Weichsel“. Den Eröffnungsvortrag hält Wolfgang Freyberg, Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen im bayerischen Elllingen.  Die Ausstellung nimmt die Besucher mit auf eine virtuelle Reise von der Stadt Elbing in der Nähe des Frischen Haffs über die Städte des Ermlands und Masurens bis zum Hauptsitz des Deutschen Ordens, der Marienburg. Auf über 40 anschaulich gestalteten Wandtafeln wird die interessante Geschichte der mittelalterlichen Städtegründungen erzählt, auch Informationen zu den Städtewappen, die sich meist bis in die heutige Zeit erhalten haben, fehlen nicht. Dargestellt sind unter anderem Kupferstiche und Aquarelle aus dem 17., 18. Und 19. Jahrhundert, die es in einer solchen Dichte bisher nicht zu sehen gab. Erstmalig werden in einer solchen Dokumentation auch lokale Sagen vorgestellt. Auskunft und Anmeldung bei Hans-Werner Schwalke, Telefon (0711) 512907, Fax: (0711) 516041, Mobil 01712683443, E-mail: westpreussen_stuttgart@gmx.de. Abfahrt ist in Pforzheim um 9 Uhr vom ZOB und in Stuttgart vom 9.45 Uhr vom Karlsplatz. Die Fahrtkosten betragen bei 17 Personen 33 Euro und bei 29 Personen 29 Euro.

Frauengruppe – Freitag, 17. Juni, 10 Uhr, Großer Saal, Haus der Heimat, Stuttgart: BdV-Frauentagung zum Thema: „Identität schützen – Menschenrechte achten“. Es geht unter anderem um die Frage, ob sich Identität in der Familie fortsetzen kann. Zum Ende der Veranstaltung wird es gegen 17 Uhr einen kleinen Imbiss geben. Der neue Landesgeschäftsführer Hartmut Liebscher wird die Tagung als Gelegenheit nutzen sich vorzustellen. 

Ulm/Neu Ulm – Sonnabend, 11. Juni, 14.30 Uhr, Ulmer Stuben: Monatliches Treffen.

 

BAYERN

Vorsitzender: Friedrich-Wilhelm Böld, Telefon (0821) 517826, Fax (0821) 3451425, Heilig-Grab-Gasse 3, 86150 Augsburg, E-Mail: info@low-bayern.de, Internet: www. low-bayern.de.

Ansbach – Sonnabend, 11. Juni: Tagesausflug nach Mödlareuth (siehe Altmühltal) – Sonnabend, 18. Juni: Busfahrt zur Jahreshauptversammlung des Bundes der Vertriebenen in Feuchtwangen. Abfahrtszeit (Christ-König): 13.30 Uhr. Zustiegsmöglichkeit um 13.35 an der Haltestelle Danziger Straße,

Altmühltal – Sonnabend, 11. Juni: Tagesausflug nach Mödlareuth an der ehemaligen Zonengrenze mit Besuch des Deutsch-Deutschen Museums. Gemeinsame Fahrt im Reisebus. Auskunft und Anmeldung bei Landsmann Bethke, Telefon (09831) 80061.

Bamberg – Mittwoch, 15. Juni, 15 Uhr, Hotel Wilde Rose, Keßlerstraße: „Insterburg in Ostpreußen“ – Vortrag.

Landshut – Dienstag, 21. Juni, 14 Uhr, Gasthof Zur Insel, Badstraße 16, 84028 Landshut: Zusammenkunft.

München – Sonnabend, 18. Juni, 14.30 Uhr, Haus des Deutschen Ostens: „Der deutsche Osten in alten Bildern“ – Filmvorführung. Zu Beginn wird es eine gemeinsame Kaffeetafel geben.

 

BERLIN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch, Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon (030) 2547345, E-Mail: info@bdv-bln.de, Internet: www.ostpreussen-berlin.de. Geschäftszeit: Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalb der Geschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

Bartenstein – Treffen der Gruppe. Anfragen bitte an Elfi Fortange, Telefon 4944404, richten.

Gumbinnen, Johannisburg, Lötzen, Sensburg – Dienstag, 21. Juni, 13 Uhr, Restaurant Muna, Albrechtstraße 52, 12167 Berlin: Sommerfest mit Essen. Anfragen für Gumbinnen bei Joseph Lirche, Telefon (030) 4032681, für Johannisburg und Sensburg bei Andreas Maziul, Telefon (030) 5429917, für Lötzen bei Gabriele Reiß, Telefon (030) 75635633.

 

HAMBURG

Erster Vorsitzender: Hartmut Klingbeutel, Haus der Heimat, Teilfeld 8, 20459 Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mobiltelefon (0170) 3102815. 2. Vorsitzender: Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69 b, 22459 Hamburg, Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de.

KREISGRUPPEN

Gumbinnen – Sonnabend, 11. Juni, 14 Uhr, Traditionshaus Lackemann, Litzowstieg 8, 22041 Hamburg: Heimatnachmittag. Neuordnung der Heimatkreisgruppe. Für ein abwechslungsreiches Programm mit Filmvorführung ist gesorgt. Über jeden neuen Gast würden wir uns sehr freuen. Das Haus Lackemann ist mit der U1 bis Wandsbek Markt gut zu erreichen. Zwischen dem Einkaufszentrum Quarree und dem Hotel Thiefenthal den Durchgang „Hinterm Stern“ nehmen, dann sind es nur wenige Schritte zum Restaurant. Für Pkw-Anreisende Parkhaus 2. Bei Rück-fragen: Siegfried Grawitter, Telefon (040) 205784.

Heiligenbeil – Die Kreisgruppe Heiligenbeil feiert ihr Sommerfest am 18. Juni, um 14 Uhr, im AWO Seniorentreff, Am Gojenboom 46, in den neuen Räumen der AWO, im Stadtteilhaus „Horner Freiheit“. Die Mitglieder der Gruppe wollen ihr „Neues Domizil“ mit allen ihren Freunden und Gästen gebührend feiern. Bei Kaffee und Kuchen, wollen wir in geselliger Runde fröhliche und besinnliche Stunden miteinander verbringen. Sie erreichen den AWO Seniorentreff mit der U3 Richtung Billstedt/Mümmelmannsberg, bis Horner Rennbahn, hier den Ausgang, Am Gojenboom benutzen, direkt daneben ist das Stadtteilhaus „Horner Freiheit“. Für Rollstuhlfahrer und Rollatoren gibt es einen Fahrstuhl, der zum Einkaufszentrum hinaufführt. Von hier sind es dann nur wenige Minuten Fußweg bis zum Stadtteilhaus.

Insterburg, Sensburg – Die Heimatkreisgruppe trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat (außer im Januar und im Juli) zum Singen und einem kulturellem Programm um 12 Uhr, Hotel Zum Zeppelin, Frohmestraße 123–125. Kontakt: Manfred Samel, Fried-rich-Ebert-Straße 69b, 22459 Hamburg. Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: manfred-samel@hamburg.de 

 

HESSEN

Vorsitzender: Ulrich Bonk, Stellvertretender Vorsitzender: Gerhard Schröder, Engelmühlenweg 3, 64367 Mühltal, Telefon (06151) 148788

Darmstadt/Dieburg – Wieder kann man von einem gelungenen Treffen der LOW-Gruppe am 21.Mai in Kranichstein sprechen. Unser Aufruf, sich an unseren Treffen zu beteiligen war sehr erfolgreich. Frühlingshaft geschmückte Tische und die Musik von Herrn Fischer stimmte gut auf den Nachmittag ein, und man lies sich Kaffee und Kuchen schmecken.

Unter musikalischer Begleitung durch Herrn Fischer wurden die Anwesenden durch Gerhard Schröder und Christian Keller begrüßt und unserer Verstorbenen gedacht. Nach den geistlichen Worten von Herrn Turowski konnte Anni Oest die Geburtstagskinder beglückwünschen, und das wie immer mit einem kleinen Gedicht. Mit Gesang, Gedichten und kleinen Geschichten – auch in Mundart – wurde der Frühling begrüßt. Unser neues Mitglied Günther Berg hatte zwischenzeitlich seine Schallplattenanlage aufgebaut, und wir konnten uns dann an ostpreußischen Klängen sowie Kurzgeschichten erfreuen. Im Anschluss brachte uns Herr Fischer noch einen Auszug aus seinem musikalischen Repertoire zu Gehör. Diese Melodien animierten dazu, das Tanzbein zu schwingen.

Mit einem Trompetensolo von Herrn Fischer und abschließenden Worten wurde unsere schöne, gesellige Zusammenkunft beendet. In den Monaten Juni und Juli machen wir Sommerpause. Unser nächstes Treffen findet dann wieder am 13. August 2016 statt. Alle Mitglieder und Freunde werden rechtzeitig informiert. Wir wünschen eine schöne, entspannte Sommerzeit und hoffen, dass wir uns alle gesund und erholt im August wiedersehen.

Dillenburg – Bei der letzten Monatsversammlung ging der Vorsitzende Dietmar Balschun zunächst auf den für uns alle überraschenden Tod der langjährigen Kassenwartin der Gruppe, Margitta Meier, ein. Nach dem Kaffeetrinken las er dann die Geschichte „Die Bibel des Salzburgers“ von Karl Hasselbacher vor.

Ein Ehepaar erlebt den ersten ostpreußischen Schneesturm, im warmen gemütlichen Heim in der neuen Heimat. Durch das Sausen des Sturms hören sie Wölfe heulen und dann Hilferufe. Der Mann greift seine Flinte, läuft ins Freie und erschießt den Wolf, der gerade einen jungen Mann angesprungen und zu Boden gerissen hat. Die eiserne Kiste, die er wie einen Rucksack auf den Rücken gebunden hat, verhindert, dass ihm der Wolf das Genick durchbeißen kann. Man schleppt den jungen Mann ins Haus und legt ihn zum Aufwärmen ins warme Bett. Da erkennt die Frau in ihm ihren Sohn Rupert, den man bei der Vertreibung im Salzburger Land zurücklassen musste. Der Vater hatte ihm damals noch die in einer Kiste im Garten vergrabene Familienbibel anvertraut. Als die Bedrängnisse für den jungen Protestanten zu groß wurden, hatte er sich die Bibel geholt und sich auf den langen Weg zu den Eltern gemacht, die er nach langem Durchfragen und Suchen gefunden hatte. Der Schuss des Vaters auf den Wolf und vor allem die Bibel in der Kiste retteten ihm das Leben. 

Nach der Geschichte wurde noch lange darüber gesprochen, welche Rolle die Bibel im Leben eines Menschen spielen kann.

                Ingrid Nowakiewitsch,

                Schriftführerin

Hanau – Ost- und Westpreußen feierten zusammen mit Gästen in der Sandelmühle ihr Frühlingsfest. Die Vorsitzende Dorle Wein begrüßte alle Gäste. Gemeinsam wurden dann das Ostpreußenlied und das Westenpreußenlied gesungen. Danach gab es Kaffee und Kuchen. Mit Akkordeonbegleitung wurden Volkslieder wie „m schönsten Wiesengrunde“, „Ännchen von Tharau“ oder „Kein schöner Land“ angestimmt. Dazwischen wurden Gedichte vorgetragen. Lieselotte Schneider las „Die Schürze meiner Großmutter“, Dorle Wein vom „Hundchen und Huhnchen“ und Barbara Karpa vom „Frühling“. Rotraut Schmiedt truf „Friehlingsahnen“ und „Im Maien“. Natürlich wurde auch tüchtig plachendert. Mit dem Abendlied „Es dunkelt schon in der Heide“ ging der schöne gemütliche Nachmittag zuende.

Wiesbaden – Dienstag, 14. Juni, 14.30 Uhr, Wappensaal, Haus der Heimat, Friedrichstraße 35: Heimatnachmittag der Frauengruppe. – Sonnabend, 18. Juni, 15 Uhr, Großer Saal, Haus der Heimat: Die überwältigenden Schönheit der Nehrungslandschaft mit Wanderdünen und Haff zeigt der Film „Die Kurische Nehrung und die Maler von Nidden“. In Spielszenen ist zu sehen, wie die Künstler in Nidden und der näheren Umgebung lebten und arbeiteten. – Donnerstag, 23. Juni, 12 Uhr, Gaststätte „Haus Waldlust“, Ostpreußenstraße 46, Wiesbaden-Rambach: Stammtisch. Serviert wird Spargel mit Schinken. Es kann auch nach Speisekarte bestellt werden. Wegen der Platz- und Essendisposition bitte unbedingt anmelden bis spätestens 17. Juni bei Irmgard Steffen, (0611) 844938. ESWE-Busverbindung: Linie 16, Haltestelle Ostpreußenstraße. – Sonnabend, 25. Juni, 11 Uhr, Kranichstraße, Wiesbaden-Kohlheck: Feierstunde am BdV-Gedenkstein.

 

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Vorsitzender: Manfred F. Schukat, Hirtenstraße 7 a, 17389 Anklam, Telefon (03971) 245688.

Parchim – An jedem dritten Donnerstag, 14.30 Uhr, Café Würfel, Scharnhorststraße 2: Treffen der Kreisgruppe. Gemütlicher Nachmittag, um über Erinnerungen zu sprechen, zu singen und zu lachen. Weitere Informationen: Charlotte Meyer, Kleine Kemenadenstraße 4, 19370 Parchim, Telefon (03871) 213545

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke, Alter Hessenweg 13, 21335 Lüneburg, Telefon (04131) 42684. Schriftführer und Schatzmeister: Gerhard Schulz, Bahnhofstraße 30b, 31275 Lehrte, Telefon (05132) 4920. Bezirksgruppe Lüneburg: Manfred Kirrinnis, Wittinger Straße 122, 29223 Celle, Telefon (05141) 931770. Bezirksgruppe Braunschweig: Fritz Folger, Sommerlust 26, 38118 Braunschweig, Telefon (0531) 2 509377. Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto v. Below, Neuen Kamp 22, 49584 Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

Osnabrück – Freitag, 17. Juni, 15 Uhr, Gaststätte Bürgerbräu, Blumenhaller Weg 43: Treffen der Frauengruppe, – Donnerstag; 28. Juni, 16.30 Uhr, Hotel Ibis, Blumenhaller Weg 152: Kegeln.

Rinteln – Sonnabend, 18. Juni, 19 Uhr, Großer Saal der Evangelischen Stadtmission, Waldkaterallee 1A, Rinteln: Konzertveranstaltung mit dem Kammerchor „Credo“ aus dem ostpreußischen Gumbinnen.  Angehörige und Freunde sowie interessierte Gäste aus Nah und Fern sind ebenfalls herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei, Spenden für den Chor und die Arbeit in Gumbinnen werden gern entgegengenommen. Informationen zum Konzert sind unter www.myheimat.de/2757115 anzuklicken. Informationen zur landsmannschaftlichen Arbeit der Gruppe gibt es beim Vorsitzenden Joachim Rebuschat unter Telefon (05751) 53 86 oder über: rebuschat@web.de

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Geschäftsstelle: Buchenring 21, 59929 Brilon, Tel. (02964) 1037, Fax (02964) 945459, E-Mail: Geschaeft@Ostpreussen-NRW.de, Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

Landesgruppe – Sonntag, 19. Juni, 11 Uhr, Schloss Burg, Schloßplatz 2, 42659 Solingen: Kulturveranstaltung der Landsmannschaften Ostpreußen und Schlesien.

– Bericht –

Die aufschlussreichen und sich ergänzenden Referate des ehemaligen verteidigungspolitischen Sprechers der CDU/CSU und Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Verteidigung, Willy Wimmer, und des Vorsitzenden der „Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU“ (OMV) im Rhein-Sieg-Kreis, Hans Eifler, zum Verhältnis zu Russland fanden anlässlich unserer Frühjahrstagung nicht nur vor Ort die ungeteilte Aufmerksamkeit der anwesenden Zuhörer, sondern stießen auch im Netz auf hohe Resonanz. Beide Beiträge sind als Videos unterhalb des Veranstaltungsberichtes einzusehen: www.ostpreussen-nrw.de/Info/Landesgruppe/2016/index.htm#OBF.

Am 19. Juni 2016 steht nun mit dem Ostpreußen- und Schlesiertreffen auf Schloss Burg unsere zentrale Jahreskundgebung bevor, mit der wir an der Gedenkstätte des Deutschen Ostens in der Öffentlichkeit Präsenz zeigen. Hauptredner in diesem Jahr ist Walter T. Rix. Das Programm ist unter folgender Adresse zu finden: www.ostpreussen-nrw.de/Div/Schloss-Burg-2016/PDF/LO-NRW-Schloss-Burg-2016.pdf.

Im Vorfeld der Feiern des Landes Nordrhein-Westfalen zum 70. Jahrestag seiner Gründung ist es dem Bund der Vertriebenen (BdV) ein wichtiges Anliegen, an das Schicksal und die Aufbauleistung der Vertriebenen zu erinnern. In einer Gedenkstunde im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus am 9. April konnten Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Oppositionsführer Armin Laschet begrüßt werden. Außerdem wählte die BdV-Landesversammlung NRW Rudi Pawelka zum neuen Vorsitzenden: www.ostpreussen-nrw.de/aktuelles/NRW/2016/Besuch-beim-BdV-NRW.htm

Wir freuen uns, den Historiker Dr. Stefan Scheil zur Herbsttagung der Landsmannschaft Ostpreußen NRW am 29. Oktober in Oberhausen begrüßen zu dürfen. Er wird uns über seine aktuellen Forschungen informieren. Weitere Einzelheiten unter: www.facebook.com/events/523409744507444/ Das aktuelle Rundschreiben 2/2016 mit einer Information zur Zwangsarbeiterentschädigung ist im Netz unter www.ostpreussen-nrw.de/Info/rundschreiben.htm zu finden.

Bad Godesberg – Jeweils am ersten Mittwoch des Monats, 15 Uhr, Erkerzimmer, Stadthalle: Treffen der Frauengruppe. – Jeweils am dritten Mittwoch des Monats, 15 Uhr, Erkerzimmer: Stammtisch. Gäste herzlich willkommen.

Bielefeld – Die Kreisgruppe bietet eine Busfahrt zum großen Heimattreffen der Ostpreußen und Schlesier nach Schloß Burg an der Wupper am Sonntag, 19. Juni, an. Alle schlesischen Landsleute sind herzlich eingeladen sich zu beteiligen. Es gibt folgende Zustiegsmöglichkeiten:

8.30 Uhr: Abfahrt bei Busunternehmen Dieckhake in der Friedhofstraße in Steinhagen.

9 Uhr: Bielefeld Brunnenstraße am Theater

9.30 Uhr: Oerlinghausen

Der Endpreis richtet sich nach der Gesamtteilnehmerzahl und wird zwischen 10 und 20 Euro betragen. Anmeldung beziehungsweise weitere Informationen unter Telefon (05202) 5584.

Bonn – Montag, 20. Juni, 8.30 Uhr, Alter Zoll, Bonn: Sommerausflug auf dem Rhein mit der Poseidon. Abfahrt in Bad Godesberg (Bastei): 9 Uhr. Weiterer Einstiegshalt in Königswinter. Die Fahrtkosten betragen 32 Euro, für Senioren ab 60: 22,40 Euro. Anmeldung bis zum 10 Mai bei E. Mathiak, Telefon (02222) 9391615 oder bei M. Ruhnau, Telefon (02241) 311395,

Dortmund – Montag, 20. Juni, 14.30 Uhr, Heimatstube, Landgrafenschule (Eingang Märkische Straße): Gemeinsames Treffen.

Düsseldorf – Jeden Mittwoch, 18.30 Uhr, Eichendorffsaal, Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH), Bismarckstraße 90: Probe der Düsseldorfer Chorgemeinschaft Ostpreußen-Westpreußen-Sudetenland unter der Leitung von Radostina Hristova. – Donnerstag, 16, Juni, 9 Uhr, Busbahnhof Worringer Straße: Tagesfahrt ins Westfälische Freilichtmuseum Hagen und zum Sorpe See im Naturpark Homert im Hochsauerland. – Donnerstag, 16. Juni, 19 Uhr, Raum 412, GHH: Offenes Singen mit Marion Cals. – Freitag, 17. Juni, 19 Uhr, Eichendorff-Saal, GHH: „Heimat – Heimatliebe, Heimatsehnsucht, Heimatweh“ – Musikalische Lesung mit der Sängerin Isabell Kusari. – Montag, 20. Juni, 19 Uhr, Konferenzraum, GHH, „20 Jahre deutsch-ponischer Nachbarschaftsvertrag. Die Zusammenarbeit in der Praxis“ – Vortrag von Cornelius Ochmann. – Donnerstag, 23. Juni, 8.45 Uhr bis 18 Uhr: Tagesexkursion zur Sonderausstellung „Parkomanie – Die Gartenlandschaften des Fürst Pückler“ in der  Bonner Bundeskunsthalle.  – Mittwoch, 29. Juni, 19 Uhr, GHH: „75 Jahre Unternehmen Barbarossa – Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941“ – Vortrag von Professor Dieter Pohl aus Klagenfurt.

Gütersloh – Sonnabend, 11. Juni, 13 Uhr, Kapellenschule, Dr.-Th.-Plaßmann-Weg 10, Avenwedde-Amt: Fahrradtour in die nähere Umgebung. Um leckeren Kuchen und eine Thermoskanne mit Kaffee wird gebeten. Das anschließende Grillen beginnt etwa um 18 Uhr an der Kapellenschule. Anmeldung bei Josef Block, Telefon (05241) 34841 oder Marianne Bartnik, (05241) 29211. – Donnerstag, 16. Juni, 15 Uhr, Café Villa Dr. Murken, Neuenkirchener Straße 12: Treffen der Frauengruppe. – Sonntag, 19. Juni,  9.45 Uhr, Autobahnparkplatz Verler Straße: Gemeinsame Fahrt zum Ostpreußen- und Oberschlesiertreffen auf Schloss Burg bei Solingen. Information und Anmeldung bei Josef Block, Telefon (05241) 34841.

Köln – Dienstag, 21. Juni, 14.30 Uhr, Bürgerzentrum Köln-Deutz, Tempelstraße 41 – 43: Versammlung der Ostpreußenrunde.

Neuss – Donnerstag, 23., bis Sonntag, 26. Juni: Jahresausflug nach Würzburg. Anmeldung: Peter Pott, Zollstraße 32, 41460 Neuss, Telefon (02131) 3843400. Programm bitte anfordern.

Witten – Montag, 20. Juni, 15 Uhr, Veranstaltungsraum, Evangelisch Lutherische Kreuzgemeinde Witten: ostpreußische Kaffeetafel mit humorvollen Beiträgen.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Wormser Straße 22, 55276 Oppenheim.

Mainz/Stadt – Donnerstag, 23. Juni, 15 Uhr, Mundus Residenz, Große Bleiche 44: Alfred Zachau Berichtet von seiner „Reise nach Ostpreußen“,

 

SACHSEN

Vorsitzender: Alexander Schulz, Willy-Reinl-Straße 2, 09116 Chemnitz, E-Mail: alexander.schulz-agentur@gmx.de, Telefon (0371) 301616.

Limbach-Oberfrohna – Donnerstag, 23. Juni: Tagesfahrt mit Besuch der Vertriebenengedenkstätte in Freiberg

 

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Michael Gründling, Große Bauhausstraße 1, 06108 Halle,  Telefon privat (0345) 2080680.

Magdeburg – Dienstag, 28. Juni, 13 Uhr, Immermannstraße: Treffen der Stickerchen. 

Gardelegen – Mittwoch, 22. Juni: Fahrt ins Ruppiner Land mit Schifffahrt.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vors.: Edmund Ferner, Julius-Wichmann-Weg 19, 23769 Burg auf Fehmarn, Telefon (04371) 8888939, E-Mail: birgit@kreil.info

Landesverband – Sonntag, 26.  Juni, 10 Uhr, Haus der Heimat, Kiel: Vertreterversammlung der  , Landesgruppe Schleswig-Holstein. Die Tagesordnung: 1) Begrüßung, Eröffnung und Feststellung der Ordnungsmäßigkeit der Einladung durch den Landesvorsitzenden Herrn Ferner, 2) Totenehrung, 3) Grußworte, 4) Genehmigung des Protokolls der Vertreterversammlung vom 21. Juni 2015, 5) Rechenschaftsbericht des Landeskulturreferenten, zugleich als Landesvorsitzender 6) Wir singen Volkslieder, 7) Beiträge in ostpreußischer und schleswig-holsteinischer Mundart von Frau Henning, 8) Bericht über die letzte Tagung der OLV in Bad Pyrmont von Herrn Gerigk, 9) Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2015, 10) Bericht der Kassenprüfer, 11) Entlastung des Vorstands und der Kassenführung, 12) Genehmigung des Haushaltsplans für 2016, 13) Ehrungen, 14) Mittagspause, 15) Vortrag „Königsberg – Kaliningrad, eine Stadt mit zweifachem Erbe“ von Professor  Steindorff, 16) Aussprache, 17) Wir singen Volkslieder, 18) Verschiedenes, Frau Harder berichtet unter anderem über das Treffen der Deutschen Minderheit in Ostpreußen, 19) Kaffeetrinken, 20) Die Vertreterversammlung schließt mit dem Ostpreußenlied.

Bad Schwartau – Donnerstag, 16. Juni, 14.30 Uhr, AWO-Begenungsstätte, Auguststraße 34a, 23611 Bad Schwartau: Monatstreffen mit Wolf-Rüdiger Ohlhoff und einem Diavortrag über den Flüchtlingszustrom, in Lübeck nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Referent spricht über die katastrophale Versorgungslage, die Entnazifizierung und den Neustart des kulturellen und politischen Lebens im Lübeck der Nachkriegsjahre – mit vielen bisher noch nicht gezeigten Fotos und Interviews mit Zeitzeugen.

Pinneberg – Terminänderung – Nicht am Sonntag, 19. Juni, sondern am Sonnabend, 18. Juni, findet um 15 Uhr im Restaurant Mondea, Mühlenstraße 70d der Vortrag „Die preußischen Königinnen“ von Frau Bergener statt.


Sie waren Opfer, keine Täter
Sowjetsoldaten vergwaltigten hunderttausende Frauen und Mädchen. Krasses Unrecht wird den Opfern auch heute noch zugefügt.

Anlässlich eines Seminars der Landsmannschaft Ostpreußen in Helmstedt hielt der Jurist und Publizist Ingo von Münch einen vielbeachteten Vortrag zu einem der schlimmsten Kapitel deutscher Geschichte: „Die Massenvergwaltigung deutscher Frauen und Mädchen 1944/45 in der Sicht der Gegenwart und Zukunft“. Die PAZ veröffentlicht von Münchs Vortrag in einer gekürzten Version.

Der Sachverhalt ist als Faktum unbestreitbar: In der Zeit zwischen Ende 1944 und Mitte 1945 wurden nicht hunderte, nicht tausende sondern hunderttausende deutscher Frauen und Mädchen von sowjetischen Soldaten vergewaltigt. Die Tragödie begann in Ostpreußen und setzte sich später in den anderen von der Roten Armee besetzten Gebieten fort. Vergewaltigungen wurden auf deutschem Boden zwar auch von französischen, amerikanischen und britischen Soldaten begangen, aber nirgends in einem solchen Ausmaß und in solcher Brutalität wie durch die sowjetischen Soldaten. Es ist keine Übertreibung festzustellen, dass die Massenvergewaltigungen 1944/45 zu den schlimmsten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkrieges gehören.

Der vorliegende Beitrag will sich der Gegenwart und der Zukunft widmen – konkret: Wie werden diese Kriegsverbrechen heute wahrgenommen und wie beurteilt? Relativ einfach lässt die Frage sich – leider – hinsichtlich der Täter beantworten, nämlich mit dem Wort Schweigen. Soweit bekannt existiert keine umfassende Veröffentlichung in Russland oder in anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion zu diesem Thema. Der „Große Vaterländische Krieg“ und der „Sieg über den Faschismus“ sind zwar in der dortigen Geschichtsschreibung und im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit allgegenwärtig, aber eben ohne die an den deutschen Frauen und Mädchen begangenen Verbrechen. Was die Täter selbst betrifft, so könnte eine wohlwollende Interpretation ihres Schweigens die sein, dass den einen oder anderen Täter wenigstens gelegentlich ein schlechtes Gewissen plagt. Eines der wenigen Zeugnisse hierfür ist der Bericht des Schriftstellers und damaligen Vizepräsidenten des russischen PEN-Clubs Anatoli Streljanyi. In seinen „Beobachtungen zum Tages des Sieges“ berichtet er über Gespräche mit russischen Kriegsveteranen im Jahr 1990. Einer, der im Krieg bis Berlin gekommen war, gestand: „Wir haben da Fehler gemacht. Ich hatte da zum ersten Mal etwas mit einer Frau. Es war eine Deutsche. Man geht auf sie zu, sagt ‚Frau, komm!‘ und führt sie irgendwohin. Ich habe mich nie daran erinnert. Aber als ich sechzig wurde, erinnerte ich mich plötzlich. Jetzt muss ich ständig daran denken. Wir haben da Fehler gemacht.“

Anatoli Streljanyi, der diese Äußerungen dankenswerterweise publik gemacht hat, ist – wie erwähnt – ein russischer Schriftsteller. Dies erinnert uns daran, dass schon vor ihm andere, sogar bekanntere russische Schriftsteller die Vergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen, vor allem in Ostpreußen, nicht verschwiegen haben. Man kann es Lew Kopelew und Alexander Solschenizyn nicht hoch genug anrechnen, dass sie es mit ihren literarischen Zeugnissen gewagt haben, am Bild des ruhmvollen Helden der Sowjetunion zu kratzen und an die Wahrheit zu erinnern. Staatliche Stellen aber werden sich im heutigen Russland kaum finden lassen, die gewillt sind, das dunkle Kapitel der Massenvergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen aufzuarbeiten.

Wie aber sieht der Umgang mit dem Thema in Deutschland, aus? Was müsste getan werden, was sollte nicht getan werden? Bei der Wiedergutmachung von erlittenem Unrecht denkt man zunächst an Bestrafung und Entschädigung. Eine Bestrafung der scheidet aus, weil sie gegenwärtig weder zu ermitteln sind noch in Deutschland leben. Ganz abgesehen davon, dass eine Strafverfolgung der 1945 und 1946 begangenen Vergewaltigungen (anders als Mord) nach deutschem Recht inzwischen wegen lange zurückliegender Verjährung nicht mehr möglich wäre.

Eine eigentlich gebotene finanzielle Entschädigung der Opfer ist wenig wahrscheinlich und käme mit fortschreitender Zeit auch immer weniger von ihnen zugute. Damit bleibt als bitteres und trauriges Fazit: Der deutsche Staat hat an nicht wenige Menschen und Organisationen finanzielle Entschädigungen wegen krimineller Handlungen, die in der NS-Zeit begangen worden sind, geleistet – zuletzt an ehemalige Zwangsarbeiter und an ehemalige russische Kriegsgefangene. An die Frauen und Mädchen als Opfer von Vergewaltigungen durch russische oder westalliierte Soldaten wurde nicht gedacht.

Was könnte trotzdem getan werden? Das Mindeste, was die Opfer erwarten können, ist ein verständnisvolles ehrendes Gedenken. Der Erinnerung dienen – als besonders sichtbare Zeichen – Denkmäler. In London gibt es sogar eines für die durch Kriegseinwirkungen ums Leben gekommenen Tiere. In Deutschland allerdings existiert, soweit mir bekannt, kein einziges von der Bundesrepublik, einem Bundesland oder einer Gemeinde geschaffenes Denkmal für die vergewaltigten Frauen und Mädchen.

Es blieb einem jüngeren polnischen Künstler, nämlich dem 26 Jahre alten Studenten der Danziger Kunstakademie Jerzy B. Szumczyk, vorbehalten, ein Denkmal zu schaffen, das die Vergewaltigung einer hochschwangeren deutschen Frau durch einen Rotarmisten darstellt, dies mit der auf dem Sockel angebrachten Inschrift „Frau, komm!“ Nur als Fußnote ist dazu noch anzumerken, dass aufgrund eines Protestes des russischen Botschafters in Warschau die Skulptur zunächst von der polnischen Polizei verhüllt und kurz darauf von der Danziger Straßenreinigung abtransportiert wurde, mit unbekanntem Ort. Was bleibt, ist die Erinnerung an das Werk des polnischen Künstlers, der an deutsche Opfer erinnern wollte. Jedenfalls: Was in Polen möglich war, müsste auch in Deutschland möglich sein.

Die Leiden der betroffenen Frauen und Mädchen sollten nicht vergessen werden. Ein solches Erinnern hat nichts, aber auch überhaupt nichts mit einer Relativierung deutscher Kriegsverbrechen zu tun, ebenso wenig mit einer Aufrechnung der Verbrechen der einen Seite gegen die der anderen Seite oder mit einem sogenannten Revisionismus.

Die Frage einer Revision stellt sich allerdings in einer ganz anderen Stoßrichtung, nämlich gegen die deutschen Opfer. Worum geht es dabei? Es geht zunächst um die Zahl der 1944/45 von sowjetischen Soldaten vergewaltigten Frauen und Mädchen. Verständlicherweise sind damals in Deutschland und bis heute in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion keine statistischen Erhebungen angestellt worden. Jedoch gibt es Krasses verlässliche Schätzungen. Die niedrigste besagt, dass etwa 1,4 Millionen deutscher Frauen und Mädchen allein von russischen Soldaten vergewaltigt worden sind. Eine andere Zahlenangabe nennt ebenfalls 1,4 Millionen Opfer, dies aber nur für die Gebiete jenseits von Oder und Neiße, sowie zusätzlich 500000 im Gebiet der späteren sowjetischen Besatzungszone, insgesamt also 1,9 Millionen. Wieder eine andere Zahl geht von insgesamt zwei Millionen aus. Letztlich kann es für einen vernünftigen und sensiblen Betrachter dahingestellt bleiben, ob „nur“ 1,4 oder 2 Millionen Frauen und Mädchen 1944/45 von sowjetischen Soldaten vergewaltigt worden sind. Es geht um Menschen und um deren Leiden. Schon jede Zahl über einer Million ist ein Beweis für das unvorstellbare Ausmaß jener Kriegsverbrechen der Roten Armee.

In ihrem Buch „Als die Soldaten kamen. Die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkrieges“ rechnet die Autorin Miriam Gebhardt die Vergewaltigungsopfer aller fremden Soldaten, also auch die der amerikanischen, britischen und französischen, auf 860000 herunter. Dies aufgrund einer von der Zahl der Besatzungskinder ausgehenden spekulativen Hochrechnung. Klaus-Dietmar Henke hat in seiner Besprechung des Buches unter der Überschrift „Rechenfehler und Ungereimtheiten“ zutreffend festgestellt, dass jene „Berechnung“ in Wahrheit eine Fehlspekulation“ ist. Jedenfalls merkt man die Absicht der Autorin: Sie möchte das Ausmaß der Vergewaltigungen jedenfalls durch russische Soldaten herunterrechnen, getreu dem von ihr gewünschten Motto: Es waren viel weniger Opfer als üblicherweise angenommen.

Angesichts des Buches von Miriam Gebhardt lautet eine Antwort auf die Frage „Was nicht geschehen sollte?“ auch, dass die Opferrolle nicht mit einer angeblichen Täterrolle vermischt werden darf. Diese Feststellung ist notwendig, weil die Autorin in ihrem in Teilen durchaus verdienstvollen Buch zwar zunächst richtig ausführt, dass es nicht „natürlich“ sei, „die Wut auf den Kriegsgegner durch sexuelle Gewalt an den Frauen auszuleben“, und dass den Vergewaltigungsopfern nicht ihr Opferstatus abzusprechen sei, „weil sie der Nation der Aggressoren angehörten.“ Sodann aber will sie eine von ihr so genannte „Ambiguität der Täter- und Opferrolle“ anerkennen. Sie schreibt: „Seit den neunziger Jahren ist es kein Geheimnis mehr, dass deutsche Frauen und Mädchen nicht nur Opfer waren. Sie haben mehrheitlich der nationalsozialistischen Ideologie zugestimmt, sie waren im schlimmsten Fall aktiv an der Verfolgungs- und Vernichtungspolitik beteiligt.“ Sie gelangt schließlich zu dem aberwitzigen Schluss: „Es ist vollkommen klar, dass viele Vergewaltigungsopfer mindestens potentiell auch Täterinnen waren. Selbst Kinder waren nicht immer unschuldig, sondern haben sich unter Umständen an Schikanen von Zwangsarbeitern beteiligt, jüdische Mitschüler gemobbt und sich für Angehörige einer Herrenrasse gehalten.“

In einer Besprechung dieses Buches habe ich mir die Frage erlaubt, woher die 1962 geborene Autorin dies alles wissen will. Von der „Gnade der späten Geburt“ war einmal die Rede. Jedoch gibt es offensichtlich auch eine Ungnade der späten Geburt: Je jünger die Kritiker der vergangenen deutschen Geschichte sind und umso weniger oder gar nicht sie die Zeit vor 1945 selber miterlebt haben, umso härter fällt ihr Urteil aus, und umso mehr finden pauschalierende Verallgemeinerungen statt. Ich (Jahrgang 1932) kann der Autorin versichern, dass meine Mutter mich nicht zu einem Angehörigen einer „Herrenrasse“ erzogen hat, und dass ich auf keiner der von mir in der NS-Zeit besuchten Schulen erlebt habe, dass ein jüdischer Schüler von einem anderen Mitschüler gemobbt wurde. Schließlich: Was die von Miriam Gebhardt behaupteten Schikanen von Kindern (!) gegenüber Zwangsarbeitern betrifft, so habe ich in der Zeit meiner Kindheit solche Schikanen nie bemerkt. 

Die von Miriam Gebhardt vorgenommene Verschiebung der Position der Frauen als Opfer in eine Position von Täterinnen erinnert fatal an die Sprachregelung in der früheren DDR. Uwe Tellkamp schildert in seinem Buch „Der Turm“, eine Besprechung in einem Verlag der DDR, in der es um die Frage der Genehmigung zur Veröffentlichung eines Romans geht, in dem die Autorin die Vergewaltigung von deutschen Frauen durch russische Soldaten erwähnt. Der Verlagsleiter herrscht seine Lektoren an: „Ich möchte – nein! Ich verlange von Ihnen, dass diese Szene verschwindet. Natürlich hat es das gegeben, wovon Fräulein Schevola (die Autorin, d. Verf.) meint berichten zu müssen. Aber die Frage ist, wem das nützt, wenn sie davon berichtet!“ Und weiter: „Mein Gott, wer hat denn den Krieg angefangen! Das ist die Gegenrechnung, und die jammert nun, bloß weil ein paar Nazi-Weiber …“.

Was die Opfer der Massenvergewaltigungen erwarten können, was sie verdient haben, ist tiefes Mitgefühl und großes Verständnis. Wer immer mit einem jener Opfer spricht, sollte diesem klarmachen, dass es keinerlei Grund gibt, sich für das Erlittene zu schämen. Allein die Täter, die sich unter Androhung von Waffengewalt Frauen und Kinder unterwarfen, müssen sich schämen. Deshalb besteht auch kein Grund für die Opfer einer Vergewaltigung, über ein solches Verbrechen zu schweigen. Dies geschieht allerdings häufig, wie das Beispiel des in einem Zeitungsbericht „Ich sagte nur: Frag mich nicht“ veröffentlichten Briefes eines durch Kriegsvergewaltigung gezeugten Kindes schildert: „Meine Mutter, Jahrgang 1920, flüchtete Anfang Februar 1945 aus Ostpreußen vor den Russen. Mit über 92 Jahren erzählte sie mir aufgewühlt – anlässlich eines Krankenhausaufenthaltes und im Angesicht des Todes – dass mein leiblicher Vater ein Angehöriger der russischen Armee ist. Sie wurde von einem Kommandanten der russischen Armee vergewaltigt. Ihre Schwester erwähnte mir gegenüber vor vielen Jahren, dass dieser Mann wohl aus Armenien stammen würde und er meine Mutter ‚geliebt‘ habe. Gerade in den letzten Lebensjahren konnte ich noch viele Informationen aus dem Leben ihrer Familie in Ostpreußen erfahren. Ausgeklammert hat sie immer den Punkt, wie ich ‚entstanden‘ bin. Aber Sie war dann erleichtert und letztendlich froh, dass sie dieses Geheimnis los geworden ist – nach 66 Jahren. Ein Arzt fragte sie seinerzeit, ob sie das Kind (also mich) haben wollte. Sie bejahte dies.“

Schließlich sollte man aber auch keines der Opfer zu sehr bedrängen, über die schlimmen Erlebnisse zu erzählen. Alles ist und bleibt eine Frage des Taktes, der Sensibilität und des Sich-hinein-Denkens in die Seele des Opfers.


S. 21 Lebensstil

Frachterreise zum eigenen Ich
Sturmfahrt auf dem größten deutschen Handelsschiff − Erzfrachter »Peene Ore« trotzt Orkane und bietet Raum für Meditation

Bei einer Fahrt durch die Biskaya wurde das größte unter deutscher Flagge fahrende Frachtschiff, die „Peene Ore“, in einem Orkan kräftig durchgeschüttelt.

Im Hamburger Hafen verdunkelt eine graue Stahlwand den Himmel: „Peene Ore“ verraten die weißen Lettern am hoch aufragenden Steven. Die Kletterpartie über die 16 Meter hohe Gangway an Bord des größten deutschen Schiffes verlangt Schwindelfrei­heit − und Handschuhe.

Erzstaub hat die Geländer rot eingefärbt wie alles an Deck. Kapitän Günter Appel überwacht die Beladung der „Peene Ore“, die mit einer Ladefähigkeit von 322000 Tonnen als zweitgrößter Massengutfrachter der Erde gilt. Der very large ore carrier (VLOC), benannt nach dem längsten Fluss in Mecklenburg-Vorpommern, der Peene, fährt als Flaggschiff der in Ro­stock und Hamburg ansässigen Reederei F. Laeiz. Das traditionsreiche Schifffahrtsun­ternehmen war Eigner so berühmter Viermastbarken wie „Pamir“ und „Passat“, die einst unter Segeln Getreide, Phosphat und Salpeter von Südamerika über den Atlantik karrten.

Morgens fünf Uhr lässt ein tiefes Grummeln den Schiffsgiganten erzittern: Auslaufen. Sechs Schlepper zerren den 332 Meter langen und 58 Meter breiten 78-Millionen-Dollar-Koloss von der Pier ins Hafenbecken und dann unter der Köhlbrandbrücke hindurch. Voraus läuft ein Boot der Wasserschutzpolizei unter Blaulicht. „Elbe traffic“ warnt über Funk vor dem „außergewöhnlichen Fahrzeug“ und gibt der „Peene Ore“ freie Fahrt. Eine schifffahrtspolizeiliche Sondergenehmigung macht es möglich. Mit 11,70 Meter Ballasttiefgang und neun Knoten rutscht der gewaltige Frachter elbabwärts. In den Blankeneser Villen schläft man noch. „Bei Tage hätten wir für Verdunkelung gesorgt“, scherzt Kapitän Appel. Acht Stunden später gehen die Lotsen von Bord. Der wachhabende Zweite Offizier legt die Hebel auf „volle Fahrt voraus“.

„Peene Ore“ nimmt jetzt allein ihren Weg Kurs Englischer Kanal und Atlantik. 34000 PS bringen sie auf 16 Knoten bei einem Ta­gesverbrauch von 98 Tonnen oder vier Tanklastzügen Schweröl. Davon sind 6800 Tonnen gebunkert worden. Der Zehn-Meter-Propeller mit seinem 95-Tonnen-Gewicht bringt die autobahnbreite Hecksee zum Kochen. Die Nordsee empfängt den Bulk-Carrier stürmisch und kühl. Erste Gischtkaskaden steigen über die 24 Meter hohe Back. Via Ticker laufen Warnungen über extreme Sturmstärken und Seegangshöhen ein. „Das kann uns wenig an­haben“, meint der Kapitän. Das zweieinhalb Fußballfelder lange Hauptdeck biegt sich im Rhythmus der anrennenden Brecher durch: über einen Meter auf und nieder. Mit nur noch fünf Knoten boxt sich der Riese voran – und überholt dabei noch alle anderen Mitläufer. Die inzwischen über zwölf Meter hoch gehende See überschüttet die kleineren Frachter mit Wasserbergen.

Kaum ist die legendäre Ile d‘Ouessant, der nordwestlichste Punkt Frankreichs, gerundet, setzt die Biskaya noch eins drauf. Der Wind heult in Orkanstärke 12 mit über 75 Knoten um die Aufbauten. Der Koloss gerät allmählich aus der Fassung. In den Kammern fliegt alles, was nicht niet- und nagelfest gezurrt ist, durcheinander. Geräte werden aus der Verankerung gerissen, Schreibtischlampen splittern, Geschirr und Gläser gehen zu Bruch. Selbst der Schiffsfahrstuhl bleibt hängen. Bis zu 30 Grad rollt und torkelt der zitternde Gigant nach jeder Seite. An Deck könnte man Bergsteigen, doch das tobende Orkantief würde einen Menschen glatt über Bord fegen. Selbst Kapitän Appel kann sich nicht erinnern, jemals solche Bewegungen bei diesem Schiff erlebt zu haben. Mit Betroffenheit hört die Besatzung vom Untergang eines Chemikalientankers im gleichen Seegebiet. Zum Glück konnten alle Mann des 6000-Tonners gerettet werden. Irgendwo bei Cap Finisterre treiben 20 von Deck eines Frachters losgerissene Container, vor denen die Küstenwache warnt.

Querab der Kanarischen Inseln hat sich der Atlantik beruhigt. Die Sonne nimmt täglich an Kraft zu, heizt Luft und Wasser auf. Gelegenheit zum Bad im 28 Grad warmen Meerwasser-Pool, der täglich zwei Mal frisch gefüllt wird.

Nach 4302 Seemeilen heißt es erst mal: Ende der Reise. Der 23-Tonnen-Anker rasselt auf Reede vor dem brasilianischen Punta do Madeira in den Grund. Zwei Tage sind für das Laden der gigantischen Erzmenge eingeplant. Sie entspräche 40 Eisenbahnzügen mit je 100 Waggons à 80 Tonnen. Zu­sammen mit dem Wasser müssen in nur 28 Stunden 550000 Tonnen umgeschlagen werden, ungefähr so viel wie der Jahresumschlag des Hafens Stralsund kurz nach der Wende. Für Landgang mit heißen Samba-Rhythmen, kühlen Drinks und „leichten Mädchen“ bleibt keine Zeit. Schon in wenigen Stunden läuft die „Peene Ore“ aus: mit Erz aus dem Amazonas-Becken rund ums Kap der guten Hoffnung durch die Sunda-Straße nach Japan. 58 Tage ohne jeden Hafen! Eine echte Herausforderung an die Crew und den einzigen Passagier, denn die Frachterreise ist eine Reise an sich. Das Wichtigste dabei ist, dass man nicht an Bord ist, um „die Zeit zu verbringen“, sondern im Gegenteil, um „Zeit zu haben“. Mit dem Frachter zu reisen bedeutet, der Hektik und Nachrichtenflut des modernen Lebens zu entgehen und die wahren Werte wiederzufinden, sei es auch nur für wenige Momente. Es ist wie eine Rückkehr und innere Reise zu sich selbst.

Per Frachter zu reisen bedeutet auch, wieder Verbindung zu sich selbst aufzunehmen, zu unseren Träumen, Vorstellungen, unserer Vergangenheit und Zukunft. Die Dauer so einer Reise im Radfah­rertempo erlaubt uns, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten: Bücher zu lesen, für die man nie die Zeit hatte; zu schreiben, zu malen, eine Fremdsprache aufzufrischen, zu träumen, zu denken, zu meditieren, aufzutanken, sich der Natur und den Elementen anzunähern, den Himmel zu betrachten, die Sterne zu entdecken, die Farben, die verschiedenen Töne, die wechselnden Landschaften der See zu betrachten, die Gischt auf der Haut zu spüren, dem Wind zuzuhören, das Murmeln der Wellen zu vernehmen, Delphine, fliegende Fische oder Seevögel zu beobachten, das Dröhnen des Schiffstyphons zu spüren, den Geschichten der Seeleute zuzuhören. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, die man mit wachen Sinnen nutzen und mit denen man sich den eigenen Träumen hingeben kann. Peer Schmidt-Walther

Buchbare Reisen bei Baltic Reisebüro/Reederei F. Laisz, Lange Straße 1a, 18055 Rostock; Telefon (0381) 4582018; E-Mail: k.schroeder@ baltic-reisebuero.de


Zu neuen Welten gerudert
Bis heute wichtiges irisches Transportmittel − die Curragh-Boote

Es gehört zu den Mythen der Seefahrt rund um die Er­kundung der Erde: Zwischen den Jahren 565 und 573 soll sich der irische Abt Brendan mit einem Dutzend Glaubensbrüdern zu einer Fahrt auf den Atlantik hinausgewagt haben, die sie bis nach Amerika führte. Als Fahrzeuge hätten sie keine langen Wikingerschiffe gehabt, sondern Boote aus einem leichten Holzgerüst, das mit Tierhäuten bespannt gewesen sei. Die Bewohner der irischen Westküste hatten diese Bauweise entwickelt, weil es keine Strände gab, an denen sie schwere Boote an Land hätten ziehen können. Also mussten sie so leicht sein, dass drei, höchstens vier Mann sie herausheben und an Land tragen konnten, obgleich sie mehr als sieben Meter lang waren.

Die Boote mussten aber auch seetüchtig sein. Denn vor dem Südwesten der irischen Küste bauen sich lange Wellen auf, die vom offenen Atlantik heranlaufen, von der felsigen Steilküste reflektiert werden, sich mit den ursprünglichen Wellen überschneiden und sich dann noch höher aufsteilen, wenn sie wieder aufeinandertreffen.

Die Menschen an der Küste nannten solche Boote Curraghs und waren täglich auf sie angewiesen. Ob sie mit Neugeborenen zur Taufe fuhren, als junge Paare zu Trauung oder ob sie ihren letzten Weg antraten, immer mussten sie auf dem Weg zu anderen Inseln mit dem Boot fahren. Erst als Fischfangschiffe mit starken Motoren von Hand geruderte Boote ersetzten, verloren die mit Häuten bespannten Curraghs an Bedeutung und gerieten in Vergessenheit. Nur einige der alten Spantengerippe hingen noch hier und dort in Bootsschuppen und zeugten von der alten Zeit.

Dort entdeckte sie Padraig Ó Duinnín, baute solche Boote nach und brachte sich die alte Rudertechnik bei. Mittlerweile hat er in der südwestirischen Stadt Cork das Unternehmen Meitheal Mara gegründet, das Curraghs auf Bestellung baut. Es sind begehrte Boote, denn seit 1992 gibt es in Cork auch einen Ruderclub, dessen Mitglieder regelmäßig trainieren und auch zu Regatten antreten. Seit 2005 wird alljährlich der Ruderwettbewerb Ocean to City ausgetragen, der über 15 Seemeilen geht und in Cork endet. Am 5. Juni startete zuletzt das Rennen in dem kleinen Dorf Crosshaven an der Bucht von Cork, wo der ältester Jachtclub der Welt, der 1720 gegründete Royal Cork Yacht Club, seinen Sitz hat.

Die Strecke ist eine sportliche Herausforderung mit stark wechselnden Winden. Aber was sind solche Windverhältnisse schon gegen die Herausforderungen, denen sich der Abt Brendan mit seinen Glaubensbrüdern im 6. Jahrhundert stellte? Ihr Bericht liest sich zwar wie ein Märchen aus uralter Zeit. Aber wenn man die geschilderten Erlebnisse einmal mit heute über die Welt bekannten Fakten vergleicht, dann sind Erzählungen von feuerspeienden Bergen im Norden (Island), einem klebrigen Meer (Sargassosee) und einem Kristallpalast in der See (Eisberg) durchaus glaubhaft.

Wie sich die leichten Curraghs für Seestrecken eignen, das hatten Mitglieder des Naomhoga Chorcai, des Currach Rowing Clubs, erprobt. Sie ruderten von der Küste des nordirischen County Antrim aus nach Schottland. Sie benötigten dazu einen Tag und sieben Stunden, während der sie sich abwechselten und eine Nacht an Land verbrachten.     Eigel Wiese


Wie ein Sprung ins Wasser
Fahrt mit der historischen elektrobetriebenen Schynigge-Platte-Bahn

Ein langgezogenes „Ohh“ und „Ahh“ ist im Zugabteil zu hören, als die Gipfel des Berner Oberlands auftauchen. Die Berg-Trinität Eiger, Mönch und Jungfrau, die am rechten Zugfenster erscheint, sorgt bei den auf Holzbänken kauernden Passagieren für einen Stimmungsausbruch: Aus dieser Hubschrauber-ähnlichen Perspektive haben die meisten die majestätischen Gipfel noch nie gesehen.

Wer mit der Bahn auf die Schynigge Platte hinauffährt, der hat ab spätestens 1500 Höhenmetern die Berggiganten vis-à-vis vor sich. Auch wer häufig diese Strecke fährt wie die Zugführer, die Restaurantbetreiber auf dem Berg oder die Paraglider, die mit ihren Gleitschirmen von oben herab in Richtung Interlaken schweben, auch für den ist die Aussicht angesichts wechselnder Jahreszeiten und Wetterverhältnisse nichts Alltägliches, son­dern stets etwas Neues.

Seit ziemlich genau 100 Jahren befördert die Bahn in der Sommerzeit ab Juni unzählige Wanderer und Tagestouristen auf den knapp 2000 Meter ho­hen Berg, den die Schweizer wegen seines Plateaus Schynigge Platte tauften. Gäbe es die Bahn nicht, dann wäre das Bergplateau oberhalb des Brienzer- und Thunersees das ganze Jahr über verwaist. So aber stürzen sich an sonnigen Tagen ganze Besuchermassen in die Bahn, um oben den Panoramablick auf die beiden wie zu Füßen liegenden türkisfarbenen Seen sowie auf die 4000er Gipfel zu genießen.

Dass sie in historischen elektrobetriebenen Zügen fahren, ist wohl den wenigsten Fahrgästen bewusst. Seit 1914, als die Strecke elektrifiziert wurde, befördern die Zahnradwagen die Gäste zuverlässig die bis zu 25 Prozent steile Strecke hoch und wieder runter. Nur wenn Schnee liegt, wird nicht gefahren. Im Führerhaus verursachen die alten Elektrogeneratoren einen solchen Krach, dass die Triebwagenfahrer Ohrstöpsel tragen. Nur langsam geht es auf der kurvenreichen Strecke voran. Maximal 20 Stundenkilometer schafft das alte Gerät, sodass die etwas über sieben Kilometer lange Strecke erst nach 52 Minuten bewältigt ist. Dafür kann man in Ruhe die sich ständig wechselnden Fernsichten genießen. Erst kommen bei der Bergfahrt links der Brienzer-, dann der Thunersee in den Blick und wenn die Baumgrenze erreicht ist endlich rechts die schneeweißen Berggiganten zwischen Grindelwald und Lauterbrunnen. Hat man die Bergstation erreicht, herrscht im Restaurant alsbald Hochbetrieb.

Ab Ende Oktober ist hier „tote Hose“. Da auf der Schynigge Platte kein Wintersport be­trieben wird, fährt auch die Bahn in der Wintersaison nicht. Es wäre wegen Lawinengefahr auch zu gefährlich. Wie steil das Gelände ist, kann man mit der Schynigge-Platte-Bahn im Sommer bei der Talfahrt erleben, wenn die Seen vor einem auftauchen: Man hat den Eindruck, als stürze man mit der Bahn direkt ins Wasser hinein.       Harald Tews


S. 22 Neue Bücher

Königinnen der Lüfte
Mythos Rosinenbomber

Die Douglas DC-3 war das Arbeitstier des US-Militärs. Viele Flugzeuge dieser Bauart flogen während der Berliner Blockade als Militärversion C-47 in der Luftbrücke. Ihren größten Kriegseinsatz hatten sie als C-47 am 6. Juni 1944, dem D-Day, als Tausende von alliierten Fallschirmsoldaten mithilfe von umgebauten Douglas DC-3 über der Westfront absprangen.

„Kein anderes Flugzeug hatte je so große Auswirkungen auf die Geschichte der Zivilluftfahrt wie die DC-3“, schreibt Francisco Agullo, Ko-Autor des Buches „Douglas DC-3. Backstage“ aus dem Schweizer AS Verlag, und fügt hinzu, dass diese Maschinen das Fliegen sicher und bequem machten und bald zum Flaggschiff so mancher Fluggesellschaft wurden.

Agullos Leidenschaft für die Fliegerei zeigte sich bereits in der Kindheit. Nach einem Maschinenbaustudium flog er im Norden Kanadas, danach als Buschpilot in Afrika. Später flog er in Europa Douglas- und Boeing-Maschinen. Der Autor liebt alte Flugzeuge und hat mit diesem Buch eine Liebeserklärung an die Douglas DC-3 geschrieben. Es sei ein großartiges Flugzeug, das 2015 seinen 80. Geburtstag feierte und ist eine Legende der Lüfte, die − wenn auch nur für historische Flüge − immer noch Passagiere befördert.

Sie dient auch als Ersatzteillager oder als beeindruckender Blickfang, ausgestellt in Museen. Ihre Schönheit strahlt bis heute. So ist es ein wahres Vergnügen, die zahlreichen Fotos zu betrachten, die unter anderem vom Ko-Autor und von dem Flugzeugmechaniker und Luftfahrt-Enthusisasten Michael Prophet beigesteuert wurden. 112 Abbildungen beleuchten den Mythos Douglas DC-3, deren Vielzahl von Spitznamen auch die Liebe zum Objekt deutlich macht. So wurde sie auch Doug, Dizzy, Methusalem, Gooney Bird, Skytrain, the Grand Old Lady und häufig „Dakota“ genannt. Dass der Autor hier eine Hommage an seine DC-3 abliefert, sieht man an jeder Großaufnahme. Der zweisprachig auf Englisch und Deutsch verfasste Begleittext liefert die ausführlichen Erläuterungen zur Geschichte dieses großartigen Flugzeugs. Es gäbe keinen Ersatz dafür, lässt Agullo wissen, außer einer DC-3.

Für Flugzeugbegeisterte weiterhin erwähnenswert ist der Band  „Super Constellation. Backstage“. Bereits 2014 erschien in zweiter Auflage im AS Verlag das Buch über die „Königin der Lüfte“, die Super Constellation. Dieses als weltweit schönstes je gebautes Verkehrsflugzeug geltende Luftgefährt zeichnet sich durch vier starke Doppelstern-Motoren und drei markante Heckflossen aus. Nach Plänen des Milliardärs Howard Hughes entwickelte der Konstrukteur Kelly Johnson dieses spektakuläre Flugzeug. Zwischen 1943 und 1958 wurden insgesamt 856 davon gebaut.

Erst die modernen Jets lösten die Majestät der Lüfte ab. 2004 überführten Fans eine noch flugfähige Constellation aus den USA in die Schweiz. Nach der Restaurierung, was mangels Geldes nicht einfach war, erfolgte eine Wiedergeburt dieses Pracht­stücks. Allein die Fotos machen dieses Werk sehr wertvoll und sehenswert. „Wer immer das Glück hat, eines Tages einer Constellation zu begegnen, kann gegenüber so viel Perfektion, Schönheit und technischer Raffinesse nicht gleichgültig bleiben“, sagte Hollywoodstar und Hobbypilot John Travolta. Silvia Friedrich

Francisco Agullo, Michael Prophet: „Douglas DC-3 – Backstage“, Zürich 2015, AS Verlag, gebunden, 104 Seiten, 39,90 Euro. Ernst Frei, Urs Mattle, Katsuhiko Tokunaga: „Super Constellation – Back­stage“, Zürich 2014, AS Verlag, gebunden, 104 S., 39,90 Euro


Krise ist immer
Gegenwart als Geschichte − Europa aus Sicht eines Historikers

Die alte Frage, was zuerst war, Ei oder Henne, ist so lustig wie müßig. Eine „richtige“ Antwort gibt es nicht. Auch in der Geschichtswissenschaft bleibt eine zeitweise hitzig geführte Diskussion, ob Geschichte von großen Männern gemacht oder von politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Strukturen geprägt wird, letztlich offen. Auch hier kann beides sein: Für große Männer spricht der Erfolg gut geschriebener Biografien, für die Strukturgeschichte steht das hohe Lob für die mehrbändigen Werke jüngst von Heinrich August Winkler und Hans-Ulrich Wehler.

Zu letzteren zählt auch das Buch von Andreas Rödder. Er lehrt Neueste Geschichte an der Universität Mainz, und in der Tat glaubt man mitunter, eine unmittelbare Gegenwartsanalyse vor sich zu haben und nicht die Arbeit eines Historikers, der doch qua Profession vor allem auf die Vergangenheit schaut. Aber in der unmittelbaren Gegenwart war Rödder schon früher zu Hause, wovon sein vielgerühmtes Buch von 2011 über die deutsche Wiedervereinigung zeugt.

Rödders „Kurze Geschichte der Gegenwart“ ist alles andere als kurz: Auf knapp 400 Seiten liefert er eine „historische Bestandsaufnahme“, wobei Deutschland im Mittelpunkt steht, aber selbstredend ständig auch in seinen europäischen, transatlantischen und globalen Verflechtungen analysiert wird. Das mit immensem Wissen so vieler unterschiedlicher Sachgebiete geschriebene Buch (mit 50 Seiten Anmerkungen und 30 Seiten Literaturangaben) nennt in acht Kapiteln die wichtigsten, die heutige Politik prägenden Themen: Die digitale Revolution, die Herausbildung einer globalisierten Wirtschaft, den Zusammenhang von Energiepolitik und Klimawandel, die gesellschaftlichen Veränderungen bei Familien, zwischen den Geschlechtern und im Feminismus, weiter die ausufernde Konsumgesellschaft und den demografischen Wandel.

Die letzten Kapitel behandeln den europäischen Integrationsprozess einschließlich der Eurokrise und schließlich die internationale Politik seit den großen Veränderungen von 1989/90. Für Rödder ist das „Wirtschaftswunder“ in der Bundesrepublik eine „historische Ausnahmesituation“. Durch den Fleiß der Menschen, durch eine kluge Wirtschaftspolitik und begünstigt durch den gewaltigen Nachholbedarf nach der totalen Zerstörung konnte für eine relativ kurze Zeit diese „goldene Ära“ entstehen. Aber 1973 ging sie mit der ersten Ölkrise zu Ende, und wenn es gegen Ende der 1990er Jahre zu einem erneuten Boom kam, so aus ganz anderem, vielfach fragwürdigem Handeln in Wirtschafts- und Finanzpolitik. Allem Krisenmanagement in Europa zum Trotz sei die europäische Wirtschafts- und Währungsunion eine „Fehlkonstruktion“.

Rödder bringt eine Fülle von Thesen, die teilweise ein regelrechtes Aha-Erlebnis der Erkenntnis auslösen: Die Freisetzung der Märkte hat, wie die Weltfinanzkrise ab 2008 zeigte, paradoxerweise zu einer Staatshaftung für Märkte und Finanzen geführt. Das Wirtschaftswachstum erzeugte seinerzeit seinen eigenen Widerspruch. Wo Prinzipien ohne Rücksicht auf Erfahrungen verabsolutiert werden, entsteht Ideologie. Die Postmoderne mit ihrem beliebigen „anything goes“ hat gerade im Gegenteil zu neuen Bindungen und Zwängen geführt. Die Politik der Europäischen Kommission zeigt eine „Ambivalenz“ von Liberalisierung bei gleichzeitiger Regulierung (siehe die „Krümmung“ bei Bananen und Gurken!). Paradox ist auch, dass Europa gerade durch Krisen letztlich immer wieder vorankam. In der internationalen Politik bedeutet der Aufstieg einer Macht keineswegs automatisch den Abstieg einer anderen.

Deutschland, so sagt es Rödder sehr bestimmt, muss mit dem „Dilemma“ seiner Größe und Stärke leben. Ihm bleibe die ständige „Gratwanderung“ zwischen nationalen Interessen und europäischer Integration, zwischen deutscher Führung und internationaler Einbindung. Falsch sei es, Tendenzen der Vergangenheit einfach in die Zukunft fortzuschreiben, jede Situation, ob in der Politik, in der Wirtschaft oder in gesellschaftlichen Fragen, sei neu.

Das Fazit dieses lesenswerten Buches, das allerdings einige Konzentration erfordert, lautet: Es gibt keinen historischen Normalfall. „In aller Regel, so besagt die historische Erfahrung, gibt es keine Entwicklung in eine Richtung, weder in eine schlechtere, aber auch nicht in eine bessere Welt. Und es kommt fast immer anders als gedacht.“ Dirk Klose

Andreas Rödder: „21.0 Eine kurze Geschichte der Gegenwart“, München 2015, C. H. Beck Verlag, gebunden, 494 Seiten, 24,95 Euro


Bilder aus dem Märchenland
Fotokünstler legte 70000 Kilometer zu mythischen deutschen Orten zurück

Jede Region unserer Heimat hat ihre Sagen und Märchen: Im Harz sind es Hexen, an der Küste Geisterschiffe oder Klabautermänner,  in Hameln Rattenfänger, und kaum eine Burg kommt ohne Gespenster aus. Tatsächlich wirken solche Lokalitäten ausgesprochen mystisch – was Fotografen in Bildern einzufangen vermögen.

Ein solcher Künstler mit der Kamera ist Kilian Schönberger, von Hause aus Diplom-Geologe, jedoch seit 2013 als freier Architektur- und Landschaftsfotograf tätig. Von ihm stammt der großformatige Bildband „Sagenhaftes Deutschland“. In diesem werden die alten Überlieferungen und Mythen mit stimmungsvollen Aufnahmen kombiniert, welche die Vielgestaltigkeit und Schönheit unseres Landes zeigen. Desgleichen schärft das Buch die Sinne dafür, wie weit doch viele lokale Sagen in die Vergangenheit zurückreichen – oft sogar bis in „heidnisch“ vorchristliche beziehungsweise germanische oder keltische Zeiten. Ansonsten boten aber auch reale historische Ereignisse reichlich Nährboden für spannende Geschichten, die an Naturgegebenheiten geknüpft sind, wobei es oftmals um den Dreißigjährigen Krieg, Räuberbanden sowie Raubritter geht.

Als Geologe hat Schönberger dabei ein besonderes Faible für Berge und Felsen, die er meisterlich in Szene zu setzen weiß: hier findet man selbst als Kenner der jeweiligen Landschaft Aufnahmen von verblüffender Authentizität oder von Details, an denen die meisten Menschen achtlos vorübergehen. Dafür erspart der Fotograf dem Betrachter Ansichten, die dieser schon tausendmal in einschlägigen Werbeprospekten oder weniger inspirierten Veröffentlichungen gesehen hat.

„Sagenhaftes Deutschland“ ist also ein empfehlenswertes Werk: es verbindet die reichhaltigen Überlieferungen über die Geschichte unserer Heimat mit phantastischen Aufnahmen, sodass eine harmonische Einheit von Wort und Bild entsteht, die ihresgleichen sucht. Dabei scheut sich Schönberger, der für den Bildband beeindruckende 70000 Kilometer kreuz und quer durch alle Bundesländer zurückgelegt hat, freilich auch nicht, über die Zerstörung so mancher Idylle zu berichten. Diese resultiert zumeist aus einer übertriebenen touristischen Erschließung sowie der unsäglichen „Energiewende“. Es tut immer wieder weh, zu sehen, wie die allgegenwärtigen Windkraftanlagen unsere Umwelt verschandeln und stimmungsvolle Sichtachsen ruinieren, ohne dass hier Teufel oder böse Geister ihre Hände im Spiel gehabt hätten. Wolfgang Kaufmann

Kilian Schönberger: „Sagenhaftes Deutschland. Eine Reise zu mythischen Orten“, München 2015, Frederking & Thaler Verlag, 240 Seiten, gebunden, 49,99 Euro


Lacherfolg mit Goethe
Erziehungsziel verfehlt − Ein Weimarer Mädchenpensionat sollte Agnes Miegel zur Hausfrau formen, sie wurde Dichterin

In der Klassikerstadt Weimar hat Agnes Miegel von 1894 bis 1896 zwei Jahre in einem Mädchenpensionat verbracht. Diese Zeit dokumentierte die Königsberger Dichterin in persönlichen Erinnerungen und Briefen, die in dem Band „Als ich nach Weimar in die Pension kam …“ versammelt sind. Der Leser wird aber damit überrascht, dass sich gut die Hälfte des 150 Seiten umfassenden Bandes ganz allgemein den Mädchenpensionaten in Weimar um 1900 widmet. Die Herausgeber des Buches, Marianne Kopp und Jens Riederer, verfügen über detailliertes, fundiertes Wissen zu Agnes Miegel einerseits und zu den Weimarer Mädchenpensionaten andererseits, die sich zu einem sorgfältig recherchierten Gesamtbild ergänzen.

Die Einführung fasst die Entwicklung der Frauenbildung im 19. Jahrhundert zusammen, von der allgemeinen Schulpflicht für Mädchen zur höheren Töchterschule und zu deren exklusiver privater Alternative, dem Mädchenpensionat. Sie zeigt die damals üblichen Bildungsstandards und das Ziel der Ausbildung in der Vorbereitung auf die Rolle als Dame und Hausfrau. Die zeitgenössische Kritik an den Lerninhalten, die als oberflächlich, aber auch als für die zukünftigen Hausfrauen überflüssig angesehen wurden, prägten das Bild der Pensionate ebenso wie ihre oft verkitschte Darstellung in den sogenannten Backfischromanen.

Am Beispiel Weimar gelingt es, ein genaueres Bild zu entwerfen: von der Anzahl der Schülerinnen, deren sozialer Herkunft, der Leitung der Pensionate, bis zu den Lehrern und Lerninhalten. In der Stadt befanden sich ungewöhnlich viele Pensionate, was auch in ihrem Ruf als Klassikerstadt begründet gewesen sein mag. So wurde in den Weimarer Pensionaten besonderer Wert auf „bildungsbürgerliche“ Inhalte gelegt, auf Besuche von Theateraufführungen, Konzerten und Museen.

Die von Agnes Miegel besuchte „Pension Koch“ steht hier als typisches Beispiel. Akribische Recherchen in Archiven, Adressbüchern, Zeitungsanzeigen, privaten Sammlungen ermöglichen ein erstaunlich genaues Bild sowohl der lokalen Gegebenheiten, als auch der dort tätigen Personen. 

Die Quellenedition zeigt die Zeit im Mädchenpensionat aus einer ganz persönlichen Perspektive. Sie besteht hauptsächlich aus Auszügen aus Briefen Agnes Miegels, die kenntnisreich von Kopp ediert worden sind. Agnes Miegel zeigt sich hier als fleißige, originelle Briefschreiberin, die ihre persönlichen Erinnerungen lebendig erzählt. Selbstironisch beschreibt sie sich als „ein ungezogener dicker Junge“ in Wollstrümpfen, parodiert den Sonntagsbrief an die Eltern, und berichtet stolz von ihrem komödiantischem Talent: „Der Groschen fiel erst in der lieben alten ‚Pension Koch‘ bei einem sehr guten Weimarer Lehrer (bei dem ich zuerst meinen größten Lacherfolg hatte, als ich ihm Goethes ‚Osterspaziergang‘ treuherzig-begeistert auf gut Ostpreußisch vortrug!!-).“

Für das Einzelkind waren die im Pensionat geknüpften Freundschaften besonders wichtig und bestanden teilweise lebenslang. Dazu gehören auch die schwärmerische Verehrung einer Dame aus der Weimarer Gesellschaft oder die Verklärung der früh verstorbenen Freundin zum „Jugend­ideal“. Der vermeintlichen Oberflächlichkeit der im Pensionat vermittelten Bildung widersprechen ihre Erinnerungen an erste dichterische Versuche, die im Pensionat gefördert wurden, und eindrückliche Bildungserlebnisse wie eine Faust-Aufführung im Weimarer Theater. 

In der Einführung beklagt Riederer die Lücken im Stand der aktuellen Forschung zu den Mädchenpensionaten um 1900. Das Buch trägt dazu bei, offene Fragen zum Thema kompetent zu beantworten. Dass die spätere Verbindung Miegels zu den Nationalsozialisten nur ganz flüchtig erwähnt wird, mag manchen Leser befremden. Ob das bei einer Beschreibung der Mädchenpensionate um 1900 zwingend dazugehören sollte, mag der Leser selbst entscheiden.                Elisabeth Lauer/tws

Jens Riederer, Marianne Kopp (Hrsg.): „Als ich nach Weimar in die Pension kam …: Aus Briefen und Erinnerungen von Agnes Miegel über ihre Zeit im Mädchenpensionat 1894 bis 1896“, Bad Nenndorf 2015, Agnes-Miegel-Gesellschaft, gebunden, 160 Seiten, 16,95 Euro. Zu beziehen über Agnes-Miegel-Gesellschaft, 31542 Bad Nenndorf, Agnes-Miegel-Platz 3, Telefon: (05723) 917317, E-Mail: post@agnes-miegel-gesellschaft.de


S. 23 Anzeige Rautenberg Buchhandlung

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S. 24 Panorama

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Schlampige Regie / Wenn die Wahrheit gleich um die Ecke liegt, wie eine Inszenierung in die Hose geht, und worauf sich Afrikas Potentaten freuen dürfen

Die Wahrheit zu suchen, sei ein spannendes, aber bisweilen mühsames Geschäft, sagen die Philosophen. Die müssen es wissen. Doch zum Glück liegt die Wahrheit manchmal auch gleich um die Ecke und muss nur aufgelesen werden.

„Spiegel“-Autor Jan Fleischhauer ist dies gerade mit Alexander Gauland gelungen. Dessen Aussagen müsse man gar nicht groß analysieren und umständlich fragen, was er hiermit oder damit gemeint haben könnte. Wir müss­ten ihn nur wörtlich nehmen und schon wüssten wir, was er will.

Im Interview mit dem Magazin verheddert sich der Politiker ein wenig in der Frage, ab wann jemand schon Deutscher sei oder sich erst noch integrieren muss. Damit, analysiert Fleischhauer, lande Gauland bei der Abstammung als Kriterium fürs zweifelsfreie Deutschsein, womit sich der Mann als „völkisch“ entlarvt habe.

Blattschuss: Als größte und finsterste Sumpfblüte der „völkischen Bewegung“ gilt der Nationalsozialismus. Mit anderen Worten: Fleischhauer schwingt die Nazi-Keule, er sagt es nur nicht so deutlich wie die dumpfen „Antifa“-Schreier.

Das mit dem „wörtlich nehmen“ machen wir gerne mit. Gauland hatte ja gesagt, dass es in Deutschland Leute gebe, die Menschen aus sehr fremden Kulturen nicht so gern zum Nachbarn hätten – Aufschrei! In dem von Fleischhauer untersuchten Interview schleudern die beiden „Spiegel“-Leute dem AfD-Vize daraufhin entgegen: „Indem Sie sagen, die Leute wollen Fremde nicht, billigen Sie diese Haltung.“ Wie bitte? Wer eine unangenehme Angelegenheit beim Namen nennt, der befürwortet sie automatisch? Auf so einen Quatsch muss man erst mal kommen.

Wir fühlen uns in die okkulte Welt der Magie versetzt, wo das bloße Aufsagen eines verfluchten Wortes die Welt zum Einstürzen bringen kann. Oder die Benennung von etwas Finsterem das Grauen selbst heraufbeschwört. Durch die beliebten Romane über den Zauberlehrling Harry Potter geistert immer ein Finsterling, der so böse ist, dass sie über ihn nur sprechen als „von dem, dessen Name nicht genannt werden darf“. Strenggläubige Christen haben gegen die Potter-Filme demonstriert, eben weil dort die bei den Christen verpönte Magie verherrlicht werde.

Über diese Protestierer  haben wir damals gelacht, aber möglicherweise haben Potter und Co. bei einigen Nachwuchs-Journalisten tatsächlich bleibenden Schaden angerichtet: Indem wir über Fremdenfurcht reden, billigen wir diese – oder reden sie womöglich gar herbei! Denn das ist ja immer die nächste Stufe der Verdammung: „Sie schüren diffuse Ängste!“ Also heißt es beim Thema Fremdenfurcht wohl künftig: „Diese Haltung, die nicht beim Namen genannt werden darf.“

Die Wirklichkeit wird allein dadurch besser, dass wir sie schöner aussehen lassen, dachte sich auch ein Fernsehteam aus Österreich, das nach Schwäbisch-Gmünd reiste, um Asylbewerber dabei zu filmen, wie sie beim Aufräumen nach der Flut helfen.

Leider aber waren da keine solchen, die halfen. Also karrte man mithilfe der Stadtverwaltung eigens Asylbewerber  herbei, die, so das Lokalblatt „Rems-Zeitung“, gar nicht wussten, worum es überhaupt geht. In „blitzsauberen Turnschuhen“ und „mit flotter Musik aus Smartphones“ seien die „Flüchtlinge“ in Begleitung von „Krawattenträgern“ angerückt. Die Leute vom Filmteam haben sie sogar gebeten, beschädigte Sachen, welche die einheimischen Helfer längst aus den Kellern geborgen hatten, wieder hinunterzutragen, um sie dann für die Kameras erneut heraufzuschleppen.

Da ist den Gmündnern der Kragen geplatzt. Es soll zu Handgreiflichkeiten zwischen den Einheimischen und dem Kamerateam gekommen sein. Nur Minuten, nachdem die Filmleute abgerückt waren, haben auch die Asylbewerber das Weite gesucht.

Der Sprecher des Rathauses beschwichtigt, man habe für das verspätete Fernsehteam aus Österreich nur nachstellen wollen, dass „sich die Flüchtlinge tatsächlich für die Flutopfer einsetzten“, schreibt die „Rems-Zeitung“, die allerdings anfügt: „Die empörten Bewohner aus der Weststadt wissen jedoch von diesem Einsatz nichts.“

Wie kann eine gut gemeinte Inszenierung nur so in die Hose gehen? Der Regie sind schwere Vorwürfe zu machen: Selbstverständlich hätte man nicht bloß die „zu uns geflüchteten“ Fluthelfer-Darsteller engagieren müssen, sondern auch deutsche Darsteller,  die so tun, als seien sie die Flutopfer, nachdem die echten  Gmündner komplett entfernt worden sind. Denen hätten die Verantwortlichen ja irgendwas von Seuchengefahr oder so erzählen können.

Am professionellsten wäre es gewesen, die überflutete Stadt gleich ganz in den Bavaria-Filmstudios nachzubauen: Seriöse Nachrichten aus der Traumfabrik, fast wie echt und garantiert unverkeimt von der störenden Wirklichkeit, die für eine politpädagogisch hilfreiche Darstellung ohnehin viel zu „diffus“ daherkommt. So durchinszeniert erst kann die „Macht der Bilder“ ihre ganze Wirkung entfalten.

Diese Macht ist nämlich ein zweischneidiges Schwert, das bei unsachgemäßer Handhabung auch den verletzen kann, der die Klinge schwingt. Das musste „Panorama“-Moderatorin Anja Reschke schon im Januar erdulden, als sie bei „Hart aber Fair“ vom Kollegen Frank Plasberg auf die Rolle genommen wurde.

Plasberg wollte von Reschke wissen, warum bei der damals jüngsten „Panorama“-Sendung bei einem Einspielfilm von den Zuwanderertrecks fast nur Frauen und Kinder zu sehen waren, wo doch die große Mehrheit der zu uns Drängenden junge Männer seien. Reschke, sichtlich verunsichert, behauptete frech, den besagten Film vor der Sendung gar nicht gesehen zu haben (wenig glaubwürdig) und erklärte, dass es sich wohl um die neuesten Bilder  von der Lage handele, Muster: gerade erst reingekommen, keine Zeit mehr zum Gegenchecken. Gerade erst reingekommen? In dem Filmbeitrag war deutlich frühherbstliches Laub zu erkennen, das man im Januar doch eher selten findet. Glücklicherweise war Plasberg so taktvoll, die Kollegin Reschke nicht auf dieses botanische Detail anzusprechen. Der Gute ist ja kein Sadist.

Solche dilettantischen Inszenierungen und derben Manipulationen haben einen hässlichen Effekt: Wenn Asylbewerber oder Flüchtlinge wirklich bei der Flutschäden-Bewältigung mitschuften (was es natürlich auch gab), fragen die Leute vor dem Fernseher nicht mehr, wer denn dieser hilfsbereite Iraker sein mag, sondern danach, wer das Drehbuch geschrieben hat und wann auch dieser Schwindel wohl aufgedeckt wird.

Das drückt auf eine Stimmung, die sich ohnehin bald wieder verdüstern wird, denn gerade erst baut sich die nächste Asylflut-Welle auf, wie wir berichteten. Obwohl das EU-Türkei-Abkommen schon zur Farce geschrumpft ist, will die EU das ägäische Modell auch auf Afrika ausdehnen. 62 Milliarden Euro will man etlichen afrikanischen Regierungen oder wem auch immer zukommen lassen, um den Zustrom zu begrenzen.

Wird’s was? Aber sicher. Zwar schickt sich Kenia gerade an, mehr als eine halbe Million Somalier und Süd-Sudanesen aus dem Land zu jagen, und Libyen signalisiert, dass es keine Lust habe, die Europäer zu unterstützen. Doch das dürfen wir getrost als Anlaufschwierigkeiten verbuchen.

Schon bald werden die (bekanntlich jeder Korruption abholden) Regierungen des schwarzen Kontinents entdecken, wie einfach sie den Europäern die Milliarden aus der Nase ziehen können, indem sie ihnen mit der Androhung der nächsten Wanderungswelle einen ordentlichen Schrecken versetzen. Denken wir nur an 2017, wenn in Deutschland und Frankreich gewählt wird! Spätestens dann wird dieses fabelhafte Geschäftsmodell zur vollen Blüte reifen.


MELDUNGEN / ZUR PERSON

SPD erstmals bei 18 Prozent

Berlin – Nach einer Studie des Prognos-Instituts lag die SPD Ende Mai erstmals bei nur noch 18 Prozent Zustimmung. Prognos macht keine eigenen Umfragen, sondern ermittelt seine Resultate, indem es die Erhebungen anderer Institute mit den teils gravierend davon abweichenden Wahlergebnissen verrechnet. Danach lag die Union bei 29, die AfD bei 19, die Grünen bei elf, die Linkspartei bei neun und die FDP bei acht Prozent.    H.H.

 

Sex-Attacken werden mehr

Berlin – Sex-Attacken wie zuletzt in Darmstadt würden sich in Zukunft häufen, warnt der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt. Ebenso wie bei den Silvester-Exzessen von Köln, den Düsseldorfer Japan-Tagen, dem Berliner Karneval der Kulturen oder der Erlanger Bergkirchweih könne die Polizei solche Massenübergriffe mit ihrem derzeitigen Personal kaum verhindern. Wir stünden vor einer „neuen Herausforderung“.       H.H.

 

Der Danziger Anarchist

Als andere noch diskutierten, handelte er. Rupert Neudeck zögerte nicht, als vietnamesische Bootsflüchtlinge in den 1970er Jahren zu Zehntausenden mit winzigen Fischerbooten aufs offene Meer flüchteten und er sie mit dem Frachter „Cap Anamur“ aus dem Wasser fischte. Am 31. Mai ist der gebürtige Danziger, der selbst ein Flüchtlingskind war und um Haaresbreite das später von den Sowjets versenkte Flüchtlingsschiff „Wilhelm Gustloff“ verpasste, nach einer Herzoperation im Alter von 77 Jahren gestorben.

„Solange da Elend ist, muss ich da sein!“, sagte der Mann mit dem weißen Seemannsbart, der nach seiner Promotion über Sartre und Camus viele Jahre als Redakteur beim Deutschlandfunk beschäftigt war. Zur gegenwärtigen Asylkrise hatte er wieder seine eigene Meinung, die vom gängigen politischen Zeitgeist abwich. So sagte er Anfang des Jahres, dass man den Zuwanderern klarmachen müsse, dass sie auch Pflichten haben. Wenn sie diese nicht wahrnehmen, müsse man ihnen sagen, „dass sie in diesem Fall wieder abgeschoben werden. Und das muss auch sofort durchgeführt werden.“ Und statt mit einem eigenen Schiff à la „Cap Anamur“ die Not im Mittelmeer zu lindern, plädierte er für eine „strategische Partnerschaft“ mit den afrikanischen Ländern, damit es durch eine vom Westen finanzierte Ausbildungsoffensive nicht erst zu Wirtschaftsimmigranten kommt.

Neudeck blieb bis zum Lebens­ende ein unabhängiger Geist, der sich mit keiner Partei gemein machte oder sich von politischen Gruppierungen instrumentalisieren ließ. So schlug der Israel-Kritiker auch das Bundesverdienstkreuz aus: „Als Nicht-Regierungs-Organisation sollten wir mit dem Staat in Konkurrenz sein und nicht uns vom Staat auszeichnen lassen. Das ist der letzte Rest von christlicher Anarchie in mir.“  H. Tews


MEINUNGEN

Der indisch-pakistanisch-stämmige „Spiegel“-Journalist Haznain Kazim schrieb auf „Twitter“ (5. Juni) an die AfD:

„Gewöhn dich dran: Wir sind hier, werden immer mehr und beanspruchen Deutschland für uns. Ob du willst oder nicht.“

 

 

Roger Köppel geißelt in der Schweizer „Weltwoche“ (2. Juni) die Hetzjagd ehemaliger Qualitätsmedien, angeführt von der „Frankfurter Allgemeinen“, gegen den AfD-Vizechef Alexander Gauland:

„Die Inquisition ist zurück; Schauprozesse überall. Mit totalitären Methoden ver­suchen die Etablierten, ihre Weltsicht, ihre Machtansprüche durchzusetzen. In Deutschland bekommt dies gegenwärtig Alexander Gauland zu spüren ... Die Journalisten haben ihn schon lange im Fadenkreuz. Sie lauern, ja sie lechzen geradezu danach, den hochgebildeten früheren Staatssekretär und Buchautor politisch abzuschießen ... Das Wesen der Inquisition besteht darin, dass sie nicht herausfinden will, wie es wirklich gewesen ist. Die Inquisition will denunzieren, verurteilen, vernichten.“

 

 

Hildegard Strausberg warnt in der „Welt“ (6. Juni) vor der immer brachialeren Politisierung der katholischen Kirche:

„Ich habe es bisher als wohltuend empfunden, dass meine Kirche sich in der Vergangenheit nicht so hat politisieren lassen wie die evangelische. Aber das scheint sich zu ändern. Der Katholikentag in Leipzig war ein guter Beweis dafür: politische Prominenz ohne Ende, bei immer geringer werdenden Teilnehmerzahlen.“

 

 

In einem bemerkenswerten Aufsatz über den Niedergang der Linken deckt Alexander Grau im „Cicero“ (4. Juni) auf, wie sich die Linke zum Erfüllungsgehilfen eines brutalen Finanzkapitalismus gemacht hat:

„Im Namen individueller Emanzipation wurde die traditionelle Familie diskreditiert mit dem Ergebnis, das Familienleben – und das Bild gelungener weiblicher Existenz – der Verwertungslogik des Arbeitsmarktes anzupassen. Und auch das im Namen des Multikulturalismus gepflegte Ideal eines global verschieb- und austauschbaren Arbeits- und Konsumheeres deckt sich auf das Wunderbarste mit entsprechenden ökonomischen Interessen. Ein linkes Denken jedoch, das nichts anderes liefert als die Herrschaftsrhetorik des globalisierten Kapitalismus, hat seine eigene Bankrotterklärung unterschrieben.“

 

 

Thilo Sarrazin deckt in der „FAZ“ (6. Juni) einen gern verbreiteten Irrtum zur Wirkung von Einwanderung auf:

„Ökonomen weisen immer wieder auf die wirtschaftlich positiven Folgen von Einwanderung hin. Oft differenzieren sie dabei nicht ausreichend ... Einwanderung ist nämlich wirtschaftlich nur dann positiv, wenn die Einwanderer im Durchschnitt qualifizierter sind als die aufnehmende Bevölkerung, anderenfalls verbraucht sie Wohlstand, statt ihn zu schaffen. Nach diesem Kriterium war die gesamte Einwanderung aus dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika nach Europa, wie sie seit 1960 stattfand, wirtschaftlich nachteilig und ist es auch weiterhin.“