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25.08.17 / Im Kreis gelaufen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-17 vom 25. August 2017

Im Kreis gelaufen
Hans Heckel

Eine alte, wenngleich etwas platte Weisheit behauptet: Wenn du im politischen Spektrum nur weit genug nach links läufst, kommst du irgendwann ganz rechts wieder heraus. Man nennt dies die „Kreistheorie“, wonach ganz rechts und ganz links nicht etwa die am weitesten voneinander entfernten Pole der ideologischen Palette darstellen, sondern im Gegenteil Tür an Tür wohnen.

Aus den USA rinnt gerade eine   bizarre Bestätigung dieser Theorie zu uns herüber. Dort haben es linksradikale Kämpfer als Untat ausgemacht, wenn weiße Menschen Elemente aus „nichtweißen“ Kulturen übernehmen, etwa die gerade im linksalternativen Milieu beliebten Rasta-Frisuren, bunt-luftige afrikanische Frauengewänder oder indischen Körperschmuck. Dass Weiße so etwas tragen, verwerfen die Kämpfer als „kulturelle Aneignung“, die sie als eine Art neokolonialen Raub anprangern (siehe S. 12).

Ohne es zu ahnen, wandeln solche Linken auf den Pfaden der (von der von der Romantik beseelten) Radikal-Nationalisten des 19. Jahrhunderts. Die machten sich auf die Suche nach dem „wahren“, dem „rein“ Deutschen, Französischen, Russischen oder Englischen und trachteten danach, alle fremden Einflüsse aus ihrer Nationalkultur zu tilgen. Das Fremde habe ihre Kultur „verunreinigt“ und müsse entfernt werden. Historiker sehen in diesem Reinheitsstreben eine der Wurzeln des mörderischen Völkerhasses, der das 20. Jahrhundert überschatten sollte. 

Nun also kehren ausgerechnet stramm linke Kreise zu eben solchem „Reinheitsstreben“ zurück, wenn auch in Form seiner Umkehrung: Ihnen geht es nicht um die vermeintliche Reinerhaltung der europäischen, weißen Kulturen, sondern um den „Schutz“ nichtweißer Kulturen vor uns. Im Resultat landen sie jedoch bei den gleichen Denkmustern wie ihre Vorläufer vor 200 Jahren.

Ohne es zu ahnen, räumen sie damit auch gleich das Versprechen der „multikulturellen Gesellschaft“ ab. Das besteht (bestand?) darin, dass das Eindringen fremder Kulturen durchweg eine „Bereicherung“ darstelle. Doch die Voraussetzung für Bereicherung ist eben „Aneignung“. Nur was man sich „aneignet“, nicht bloß materiell, sondern gerade auch geistig-kulturell, kann einen „reicher“ machen. Oft hat die wohldosierte Übernahme und Interpretation auswärtiger kultureller Einflüsse die eigene Kreativität beflügelt. Ohne diese „Aneignung“ verharrt die Konfrontation mit dem Fremden in der bloßen Beschau.

Nicht allein die „Kreistheorie“ findet somit ihre Bestätigung, sondern auch die, dass sich Geschichte bisweilen wiederholt. Allerdings, wie es heißt, nicht eins zu eins, sondern als Tragödie oder als Farce. Hier läuft gerade Letzteres an.