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01.09.17 / Gotische Fassade statt unterirdischen Tunnels / Ausgrabungen in Pr. Holland förderten viele Gegenstände zutage – Siedlung existierte schon in der Römerzeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-17 vom 01. September 2017

Gotische Fassade statt unterirdischen Tunnels
Ausgrabungen in Pr. Holland förderten viele Gegenstände zutage – Siedlung existierte schon in der Römerzeit
Leszek Chaburski

Im Juli dieses Jahres haben archäologische Ausgrabungen in Preußisch Holland begonnen, die darauf abzielten, einen unterirdischen Gang zu finden, der die Burg der Deutschordensritter mit der nahe gelegenen Kirche des heiligen Bartholomäus verbunden haben soll.

Die Ausgrabungen wurden von Wissenschaftlern und Studenten der Kardinal-Stefan-Wyszynski Universität aufgenommen, die mit der Stadt eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet hatten. Den Ausgrabungen waren geophysikalische Forschungen und Probebohrungen im Vorjahr vorausgegangen. 1945 war das Schloss abgerissen worden, und seine Gewölbe wurden bisher nicht untersucht.

Die archäologischen Forschungen in Preußisch Holland wurden am 10. August beendet und das Ergebnis der Studie vorgestellt. Was bei den Untersuchungen im vergangenen Jahr darauf hindeutete, dass es sich tatsächlich um einen unterirdischen Gang handelte, erwies sich als falsch. Überreste eines Tunnels, der das Schloss mit der Kirche verbunden hatte, existieren nicht. Stattdessen fand man eine gotische Mauer, vermutlich aus dem 14. Jahrhundert, welche die Burg von der Stadt getrennt hatte. Anhand dieses Funds wird es möglich sein, die ursprüngliche Form der Schlossumgebung zu rekonstruieren. Die Ausgrabungen förderten über 3000 Gegenstände zutage. Es handelte sich meist um Fragmente keramischer Gefäße und Metallstücke sowie Köcher für Pfeile. Es gab sogar Keramikfragmente, die auf den Einfluss der Römerzeit zurückgehen, was darauf schließen lässt, dass die Siedlung schon vor dem Mittelalter existiert hat.

Ein mittelalterlicher unterirdischer Gang findet in vielen historischen Schriften Erwähnung. Wäre dieser Tunnel bei den aktuellen Ausgrabungen entdeckt worden, wäre das in der Tat eine archäologische Sensation gewesen. Was das Georadar aufgespürt hatte, war lediglich eine dicke Schicht aus Ziegelsteinen, wie die Archäologen bei der Ausgrabung in sieben Meter Tiefe sahen. Sie gehen davon aus, dass der Burggraben mit Baumüll von verschiedenen Plätzen Preußisch Hollands zugeschüttet worden ist. Die Trümmer schlugen den steilen Hang hinunter und bedeckten den Boden des alten Grabens. Zahlreiche Dachziegel und andere keramische Gegenstände wurden bei Ausgrabungen gefunden. Einige von ihnen wiesen Brandspuren auf. Weil unter der Ziegelschicht Wasser emporstieg, konnten die Archäologen an dieser Stelle nicht weiter graben. Sie weiteten ihre Suche nach Osten aus und entdeckten eine gotische Fassade, die einst das Ordensschloss gegen den Graben abschloss. An der Wand wurden unter anderem zwei mittelalterliche Bolzen von Armbrüsten gefunden. Laut Archäologen ist die Mauer in so gutem Erhaltungszustand, dass sie freigelegt und als touristische Sehenswürdigkeit zugänglich gemacht werden könnnte. Die archäologischen Forschungen werden von der lokalen Regierung finanziert.