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22.09.17 / Banger Blick auf Immobilien / Experten streiten, ob sich bereits eine Blase gebildet hat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-17 vom 22. September 2017

Banger Blick auf Immobilien
Experten streiten, ob sich bereits eine Blase gebildet hat
Norman Hanert

In vielen deutschen Großstädten sind die Preise für Immobilien mittlerweile so stark gestiegen, dass immer öfter von einer spekulativen Blase am Immobilienmarkt die Rede ist. In der Tat scheinen in Großstädten wie Berlin, München und Hamburg die Kosten für einen Wohnungskauf noch schneller und deutlicher zu steigen als die Rendite durch Mieteinnahmen. Dies kann als Zeichen gesehen werden, dass Käufer die Immobilien nicht weniger als längerfristige, renditeabwerfende Anlage betrachten, denn als Spekulationsobjekt, das zum Weiterverkauf bei gestiegenen Preisen bestimmt ist. 

Über die Frage, ob sich auf dem deutschen Immobilienmarkt bereits eine Spekulationsblase bildet, ist man sich unter Fachleuten uneins. Der Hamburger Ökonom Karl-Werner Hansmann sieht inzwischen alle Anzeichen für eine Immobilienblase als gegeben. Der emeritierte Wirtschaftsprofessor der Universität Hamburg hat die Immobilienkrisen in Spanien und den USA nach Gemeinsamkeiten untersucht. Identifiziert hat Hansmann dabei mehrere kritische Punkte, darunter das schnellere Steigen von Kaufpreisen als von Mieten und das starke Ansteigen der Kaufpreise, obwohl sie bereits auf einem hohen Niveau sind. Als weitere Warnsignale sieht der Ökonom die wellenartige Ausbreitung des Preisbooms von Top- auf Randlagen und Umlandregionen. Dazu kommen eine hohe Fremdfinanzierungsquote, durchschnittliche Tilgungsraten unter vier Prozent und niedrige Hypothekenzinsen unter drei Prozent. Aus Sicht des Hamburger Ökonomen sind alle diese Kriterien bereits seit dem Jahr 2015 in Deutschland erfüllt. 

Im Gegensatz dazu sieht der Immobilienexperte Ronald Slabke von der Hypoport AG derzeit keine Blase bei den Immobilienpreisen. Slabe weist auf einen gleichmäßigen, linearen Anstieg der Kaufpreise hin. Aus seiner Sicht sind die Preise auch nicht in bestimmten Lagen zuerst gestiegen, sondern mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in allen Regionen, in denen es eine Nettozuwanderung gab. Auch sieht Slabe keinen besorgniserregend hohen Anteil von Fremdkapital bei den Wohnungsbaufinanzierungen in Deutschland. „Es fließt gerade nicht mehr ,geborgtes Geld‘ in den Immobilienmarkt und bläht die Preise künstlich auf“, so Slabe. 

Auch bei der Bundesbank sieht man derzeit noch keine Immobilienblase. Bereits im Mai sagte Bundesbankvorstand Andreas Dombret bei einem Vortrag: „Im Moment gibt es in Deutschland keine Immobilienblase, die die Finanzstabilität akut gefährdet.“ Allerdings erklärte der Bundesbanker auch, dass bei wichtigen Faktoren wie etwa dem Preisanstieg „die Ampeln langsam auf gelb oder gar dunkelgelb gesprungen sind“. Dombret wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in Deutschland die Preise für Wohnimmobilien seit 2010 im Schnitt um etwa 30 Prozent gestiegen seien. Nach den Auswertungen der Bundesbank waren in 127 Städten, die der Bank als Indikator gelten, die Kaufpreise seit 2010 um fast 50 Prozent gestiegen. Bei sieben deutschen Großstädten machte die Bundesbank sogar einen Preisanstieg von 60 Prozent aus. Aus Sicht Dombrets sind die Preise in den Städten bereits „zu einem guten Teil Übertreibungen“.