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29.09.17 / Gastarbeiter sollen raus / EU erwägt Arbeitsverbot für Nordkoreaner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-17 vom 29. September 2017

Gastarbeiter sollen raus
EU erwägt Arbeitsverbot für Nordkoreaner
B.B.

Die Europäische Union hat Nordkorea neue Sanktionen angedroht. Im EU-Außenausschuss wird über die Ausweisung nordkoreanischer Gastarbeiter und ein Einreiseverbot für Arbeiter aus Nordkorea diskutiert. Es gibt keine offiziellen Statistiken, aber etwa 1000 Nordkoreaner sollen in der EU mit entsprechenden Visa oder Arbeitsgenehmigungen erwerbstätig sein. Etwa 800 in Polen, 100 auf Malta, 54 in Deutschland und jeweils neun in Schweden und Italien. 

Ein niederländisches Forschungsinstitut schätzt, dass allein die nordkoreanischen Gastarbeiter in Polen jährlich rund 15 Millionen Euro verdienen und 90 Prozent von ihrem Lohn an den Fiskus abführen müssen. Seit Kim Jong-un an der Macht ist, haben der nordkoreanische Menschenhandel und das Zwangsarbeitslagersystem nicht nur im eigenen Land drastisch an Bedeutung gewonnen. Der Diktator soll die Zahl der Arbeiter des Regimes verdoppelt haben, auf insgesamt 100000, berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf Menschenrechtsorganisationen. Laut dem indonesischen Anwalt Marzuki Darusman, der als Sonderberichterstatter des UN-Menschenrechtsrates damit beauftragt ist, Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea zu untersuchen, erhält die Demokratische Volksrepublik Korea durch die Schröpfung ihrer Bürger im Ausland 1,2 bis 2,3 Milliarden US-Dollar im Jahr. In etwa 40 Ländern arbeiten nordkoreanische Zwangsarbeiter. Sie bauen Monumente für afrikanische Diktatoren, arbeiten in mongolischen Minen, in chinesischen Textilfabriken, auf Großbaustellen im Nahen Osten und in Russland. Auch an den Baustellen in Katar für die Fußball-WM sollen nordkoreanische Arbeiter beteiligt sein. Konkrete Zahlen gibt es jedoch nicht.

Dem Heer der Arbeiter ist ein Heer von nordkoreanischen Aufsehern und Agenten beigegeben, welche die Arbeiter unter Kontrolle halten. Sie sollen garantieren, dass diese kein Internet und auch keine mobilen Telefone nutzen, dass sie sich nicht von der Baustelle entfernen und auch ihre Freizeit gemeinsam unter Kontrolle verbringen. Die Arbeitsbedingungen sind katastrophal, Arbeitszeiten zwischen zwölf und 16 Stunden, teilweise sogar 20 Stunden sind an der Tagesordnung. Pro Monat haben die Zwangsarbeiter einen oder zwei Ruhetage, an denen sie Propagandavideos schauen müssen. 

Die meisten nordkoreanischen Zwangsarbeiter, geschätzt rund 30000, sind in Nordkoreas Nachbarland Russland stationiert. Vor allem auf den Baustellen im Osten des Landes setzten viele Bauherren auf nordkoreanische Arbeiter, berichtet der britische Nachrichtensender BBC. So soll in Wladiwostok eine prestigeträchtige, staatlich geförderte Autobahnbrücke von nordkoreanischen Zwangsarbeitern gebaut worden sein.

Im Januar 2015 stellte eine spanische Abgeordnete des Europäischen Parlaments eine Anfrage an die EU-Kommission. Sie wollte wissen, ob die Kommission von Vereinbarungen zwischen einem EU-Staat und Nordkorea wisse, welche die Entsendung von Arbeitskräften beträfen und ob die EU etwas unternehme, um die Situation nordkoreanischer Zwangsarbeiter zu verbessern. Die Antwort der Kommission lautete, nordkoreanische Arbeiter seien in der EU tätig nach den Gesetzen des jeweiligen Gastlandes. Zwangsarbeit sei in allen EU-Mitgliedsstaaten verboten.