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13.10.17 / Hauptwerk des Pfarrers, Lehrers und Dichters Donalitius in verbesserter Übersetzung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-17 vom 13. Oktober 2017

Hauptwerk des Pfarrers, Lehrers und Dichters Donalitius in verbesserter Übersetzung
Dagmar Jestrzemski

Am Anfang der weltlichen litauischen Literatur steht das Versepos „Metai“ (Jahreszeiten) des Pfarrers, Lehrers und Dichters Christian Donaleitis (Kristijonas Donelaitis, 1714–1780). Donaleitis gilt den Litauern als ihr Nationaldichter. Seine „Metai“ entstanden als lose Folge von realistischen Szenen aus dem harten Leben der litauischen Bauern, zum Gotteslob und zum Lob aller Herrlichkeiten der Natur im Kreislauf der Jahreszeiten. Im Verlag Langewiesche-Brandt ist unter dem Titel „Die Jahreszeiten“ eine neue, von Gottfried Schneider gefertigte Übersetzung der „Metai“ erschienen, die sechste des einzigartigen literarischen Schatzes. 

Donaleitis, der sich den latinisierten Namen Donalitius zulegte, war ab 1743 bis zu seinem Tod lutherischer Pfarrer im Kirchspiel Tollmingkehmen in Preußisch-Litauen, das von Deutschen und Litauern bewohnt wurde. Er predigte in deutscher und litauischer Sprache und soll auch in beiden Sprachen geistliche Lieder geschrieben und übersetzt haben. Von seinen Fabeln und Gedichten ist zu seinen Lebzeiten nichts ge­druckt worden. Mit dem Titel „Das Jahr in vier Gesängen“ wurde der handschriftlich überlieferte Text der „Metai“ auf Anregung des preußischen Kultusministers Wilhelm von Humboldt erstmals 1818 als litauisch-deutsche Ausgabe veröffentlicht. Der frühere Berliner Pfarrer Gottfried Schneider hat sich mit dem Werk von Donalitius intensiv auseinandergesetzt und kannte die Mängel der früheren Übersetzungen dessen Hauptwerks. 

Die litauische Sprache beherrscht Schneider aufgrund seiner Tätigkeiten in Wilna (Vilnius) und Memel [Klaipeda]. In seiner Nachdichtung der „Metai“ sind die fast 3000 litauischen Verszeilen unter Beibehaltung der Hexameterform in eine wohlklingende, fließend lesbare deutsche Textversion übertragen worden, die bereits in der Fachwissenschaft mit Anerkennung aufgenommen wurde. 

Donalitius wuchs als Sohn eines litauischen oder – vielleicht aus Schottland – eingewanderten Kölmers (freien Bauern) und einer deutschen Mutter in Lasdinehlen bei Gumbinnen auf. Seine Ausbildung erhielt er an Königsberger Lehranstalten. Als Pfarrer lebte er weiterhin in der zweisprachigen Umgebung Preußisch-Litauens, unterhielt sich auf Litauisch mit den Bauern und sprach Deutsch mit den ostpreußischen Verwaltungsbeamten sowie mit den Freunden und zu Hause mit seiner Frau. Den königstreuen Donalitius erbitterte gleichwohl der krasse Standesunterschied zwischen Deutschen und Litauern. Den von ihm beklagten Verfall alter Werte und Sitten der litauischen Bauern führte er auf kulturelle Einflüsse der Preußen, Franzosen und Schweizer zurück.

Schneiders Übersetzung setzt Akzente, die dem Inhalt gerecht werden. Es galt, die wechselnden Stimmungen und den Ton des Dichters aufzugreifen, der in den „Metai“ mal pastoral und oft als Mahner in Erscheinung tritt, manchmal aber auch nur die herkömmlichen Gebräuche der Bauern, die er einzeln beim Namen nennt, auf poetische Weise dokumentieren wollte. In vielen kleinen Stücken stellte er ihr Leben als Drama dar, so wie es von dem Einzelnen ja auch empfunden wurde. Es heißt, dass Donalitius seine Verse gelegentlich auch von der Kanzel predigte. Eine andere Öffentlichkeit gab es für die Anliegen der kleinen Leute nicht. Mit der Übersetzung von Gottfried Schneider wurde nun die Voraussetzung dafür geschaffen, dass dieses Werk der Weltliteratur aus dem Bestand der „UNESCO-Bibliothek der Literaturmeisterwerke Europas“ zukünftig auch im deutschsprachigen Raum die ihm gebührende Verbreitung findet.

Kristijonas Donelaitis: „Die Jahreszeiten“, Aus dem Litauischen übersetzt von Gottfried Schneider, Langewiesche-Brandt Verlag, Ebenhausen bei München 2017, broschiert 128 Seiten, 14,80 Euro