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10.11.17 / »Ich hätte geschossen« / Ein Immigrant und ein Grenzschützer über deutsche Fehlleistungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-17 vom 10. November 2017

»Ich hätte geschossen«
Ein Immigrant und ein Grenzschützer über deutsche Fehlleistungen

Beide Menschen könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine, Hans, hat viele Jahre die deutsche Grenze geschützt, der andere, Ahad, ist in den frühen 80ern aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Hans versteht seit 2015 sein Land nicht mehr, Ahad schämt sich für viele orientalische Immigranten, die seit 2015 ins Land kommen. Beide Ansichten und Erlebnisse werfen ein Schlaglicht auf das, was in Deutschland mächtig schief läuft. PAZ-Autor Volker Kleinophorst hat mit Ahad und Hans gesprochen.

Ahad kenne ich schon ziemlich lange. Er lebt seit den frühen 80ern in Deutschland. Wir lernten uns ziemlich bald nach seiner Ankunft kennen. Wie viele Menschen aus seinem Kulturkreis beherrscht er mehrere orientalische Sprachen. Wenn er in der U-Bahn sitzt, kriegt er dadurch viel mit, was uns verschlossen bleibt.

Ahad, ein ruhiger Typ, der lange in der Gastronomie gearbeitet hat, ärgert sich, wie ich erfuhr. Viele seiner Landsleute, die als Asylsucher nach Deutschland kommen, stören ihn. Das wollte ich genauer wissen und traf mich mit ihm. Wir setzten uns in einem Café zusammen. Dort legte er los: „Manche sind kaum da, schon tönen sie rum, wie Scheiße Deutschland ist.“ Ahad versteht das nicht. Er fragt dann: „Ihr kriegt hier, ohne was tun, das Dreifache, was ihr zuhause mit Arbeit verdienen würdet. Und ihr meckert?“

„Was stört sie denn?“, will ich wissen. Seine Antwort: „Die jungen Männer hören nur auf Mullah oder Schlepper. Da haben die ihre Informationen her. Da werden ihnen die Flöhe ins Ohr gesetzt. Jeder Ungläubige ist reich. Aber eigentlich gehört Europa euch‘, heißt es.“ Sogar die, die arbeiten wollen, hätten teilweise absurde Vorstellungen. Ein Syrer habe ihn angesprochen, ob er ihm einen Job besorgen kann. Ahad: „Ich habe gesagt, du musst die Sprache lernen. Kannst du die Sprache, hast du Arbeit, hast du Geld, hast du ein Leben. So funktioniert das hier.“ Ahad weiter: „Ich habe ihn gefragt, ob er das deutsche Wort Schaufel kennt?“ Der Syrer habe gedacht, Schaufel wäre das deutsche Wort für Schaf. „Stell dir vor auf einer Baustelle, sagst du, bring mir die Schaufel. Und er klaut auf der nächsten Weide ein Schaf?“ Diese Vorstellung findet Ahad zu komisch. Ich auch.

Ahad hat bemerkt, wie schlecht sich viele benehmen, die hier sind. Es seien ja auch keine armen Bedürftigen. Wer 5000 Euro für den Schlepper hat, sei eher ein Drogenhändler, Krimineller, oder sogar ein Extremist. Das gelte nicht für alle, aber für viele. „Heute haben nur noch die da unten Geld“, weiß Ahad. Und dann wären da noch jene, die den Kindersegen als Erwerbszweig entdeckt hätten: „Einer erzählte mir, Fünf Kinder reichen hier zum Leben. Ich sage ihm, du nutzt das deutsche Volk aus. Der lachte und sagte, ja, du hast recht.“

Ahad findet es traurig, wie deutsche Gutmütigkeit ausgenutzt wird. Viele würden auch nicht verfolgt, sondern fahren regelmäßig heim. Das ginge problemlos, vor allem, weil die deutschen Ämter das nicht wirklich sehen wollen.

Ahad ist es merklich unangenehm, so über „seine Leute“ zu sprechen. Das ist in seinem Kulturkreis eigentlich ein absolutes Tabu. Doch er lebe hier schon länger als in seinem Geburtsland und fühle sich eben auch als Deutscher. Und als Deutscher findet er einiges nicht in Ordnung.

Obwohl wir uns schon lange kennen, weiß ich kaum etwas über Ahads Religion. Sie spielte zwischen uns nie eine Rolle. Heute bei unserem Gespräch frage ich ihn danach. Er wird zugeknöpft. Als ich ihm nochmal absolute Anonymität zusichere – er heißt selbstredend auch nicht Ahad – erklärt er: „Da, wo ich herkomme, wirst du Moslem, wenn du geboren bist. Ich praktiziere es nicht, aber ich behalte das für mich. Auch um meine Familie zu schützen.“ Doch eines ist ihm wichtig klarzustellen: „Ein Gläubiger tötete nicht, und er vergewaltigt nicht.“

Ahad dürfte wählen. Macht er aber nicht. Er befolgt einen Rat seines Vaters. Der hat ihm gesagt: „In einem fremden Land musst du dich neutral verhalten.“

Auf einem Fest treffe ich Hans*. Er war Bundeswehrsoldat und hat später als Grenzschützer gedient. „Wie sieht er die Einwanderungssituation? Was ist eine Grenze, und was macht sie aus?“, möchte ich von ihm wissen. Er beginnt zu erzählen: „Ich bin mit 17 zum Barras, zur Bundeswehr, gegangen. Danach habe ich für die Zollverwaltung Grenzaufsichtsdienst gemacht, bis 1993 das Schengenabkommen, also die Abschaffung der europäischen Binnengrenze, in Kraft getreten ist.

Damals sei seine Aufgabe klar definiert gewesen. „Wenn ich Patrouille gelaufen bin und jemanden aufgegriffen habe, der über die sogenannte Grüne Grenze ins Land kommen wollte, habe ich ihn gestellt und kontrolliert. Die deutsche Grenze vor unberechtigten Eindringlingen und Einfuhren von Schmuggelware abzusichern, dafür habe ich mein Geld gekriegt.“

Wenn sich der Eindringling hätte ausweisen können und grundsätzlich einreiseberechtigt war, zum Beispiel ein EU-Bürger des Nachbarlandes, habe er ihn passieren lassen. Allerdings nicht, ohne ihm eine Gebühr für die Ordnungswidrigkeit eines versuchten Grenzübertrittes außerhalb der Kontrollpunkte aufzubrummen. „Das waren 20 Deutsche Mark.“ Hans erzählt weiter: „Hatte jemand keine Papiere, die ihn zur Einreise berechtigten, habe ich ihn sistiert, also mit zur Dienststelle genommen, um die Personalien festzustellen. Wenn nichts gegen ihn vorlag, haben wir ihn zurückgeschickt.“

Jetzt wird er deutlicher: „Hätte der sich allerdings bedrohlich verhalten, wären gar mehrere gekommen, hätte einer beispielsweise ein Messer gezogen, dann hätte ich geschossen.“ Schusswaffengebrauch an der Grenze? Ist das nicht schlimm und verabscheuungswürdig? Hans schüttelt den Kopf und erklärt: „Dazu war ich verpflichtet. Ich war verpflichtet, die Grenze zu schützen. Natürlich auch mit der Waffe. Andernfalls hätte ich mich strafbar gemacht.“

Die Diskussion über Äußerungen von Politikern zum Waffengebrauch an der Grenze findet er allenfalls kindisch. „Ein Staat definiert sich über Staatsgebiet, Staatsvolk und seine Staatsgrenze. Wenn ich nicht bereit bin, diese Grenze mit der Waffe zu verteidigen, dann habe ich auch keinen Staat.“ Was aktuell passiere, sei doch ein Witz. Hans erzählt von Frontex, der „Europäischen Agentur für die Grenze und Küstenwache“: „Nach Schengen hat man in Europa die Binnenkontrollen abgeschafft. Dafür sollten die Außengrenzen geschützt werden mit Frontex. So hat man es versprochen. Das macht man aber nicht. Nein, anstatt die Grenzen zu schützen und die Illegalen wieder zurückzubringen, sammelt Frontex sie ein und bringt sie in die EU. Der Grenzschutz stellt Schlepperdienste zur Verfügung, statt seinen Job zu machen.“

Komme dieser eingeschleuste Trupp dann an die deutsche Grenze, werde er einfach durchgewunken. Papiere oder nicht sei egal. „Aber dann braucht man da auch keinen hinzustellen.“

Was hält er denn von den Forderungen, die Grenzen generell abzuschaffen? Hans: „Seine Grenze für jeden zu öffnen, ist weltfremd, ja selbstmörderisch. Bisher haben nur einige wenige europäische Staaten ihre Binnengrenzen abgeschafft. Alle anderen Länder der Welt haben ihre noch, und sie wollen weder sie noch deren Verteidigung aufgeben. Gerade wer illegal in muslimische Länder einreist, muss mit drakonischen Strafen rechnen. An allen Grenzen der Welt wird im Zweifelsfalle geschossen. Wenn ich eine Grenze habe, muss ich auch Herr dieser Grenze sein.“

* Name von der Redaktion geändert