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17.11.17 / Gefährliche Alternative / EU-Liberalisierung öffnet Industriezucker Isoglukose Tür und Tor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-17 vom 17. November 2017

Gefährliche Alternative
EU-Liberalisierung öffnet Industriezucker Isoglukose Tür und Tor
D. Jestrzemski

Ob Fertiggerichte, Getränke, Joghurt, Brot, Süßigkeiten – in sehr vielen verarbeiteten Lebensmitteln steckt seit einigen Jahren der Zuckeraustauschstoff Glukose-Fruktose-Sirup. Unter dieser Bezeichnung firmiert der in Verruf geratene Industriezucker Isoglukose, der aus Maisstärke hergestellt wird. Die englische Bezeichnung „High Fructose Corn Syrup“ enthält den Hinweis darauf, dass Maissirup einen im Verhältnis zu Glukose (Traubenzucker) deutlich höheren Anteil an Fruktose (Fruchtzucker) enthält als Haushaltszucker, der aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr gewonnen wird. 

Anders als Glukose wird Fruktose in der Leber zu Fett abgebaut. Er dämpft nicht das Hungergefühl und fördert somit übermäßiges Essen und Übergewicht. In den USA ist Maissirup längst als ungesunder Dickmacher bekannt. Da Isoglukose bis zu 40 Prozent billiger ist als andere Süßungsmittel, war der Handel in der EU bisher zum Schutz der Rübenbauern stark reglementiert. Der Marktanteil betrug in Europa nur fünf Prozent. 

Zum 1. Oktober 2017 entfielen die protektionistischen Maßnahmen für den Zuckermarkt im Zuge der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik vom 25. Juni 2013. Nach Expertenmeinung wird dies eine deutliche Steigerung der europäischen Produktion von Isoglukose nach sich ziehen. Deren Anteil am EU-Zuckermarkt könnte auf bis zu 20 Prozent ansteigen. Zudem wird ein Preisverfall für Zucker erwartet, was Hersteller veranlassen dürfte, ihren Produkten noch mehr Zucker zuzusetzen. 

Eine 2015 in „The Journal of Nutrition“ veröffentlichte Studie wies nach, dass die zunehmende Fettleibigkeit in den USA seit Mitte der 1970er Jahre mit einem Wechsel vom Kristallzucker zu Isoglukose einherging. Von 1975 bis 1990 stieg der Verbrauch von Maissirup um mehr als 1000 Prozent an. Seit Jahren ist der Konsum des berüchtigten Zuckers in den USA jedoch aufgrund von Aufklärungskampagnen stark rück­läufig. 

Hierzulande bleibt die Warnung vor dem Inhaltsstoff Glukose-Fruktose-Sirup vor allem den Medien überlassen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung verweist in einer Stellungnahme lediglich auf eine Vielzahl aktueller Studien, wonach „die verstärkte Aufnahme von Fruktose über industriell gefertigte Lebensmittel nachteilig auf die Gesundheit wirkt. Sie begünstigt das metabolische Syndrom, also das gleichzeitige Auftreten von Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Insulinresistenz“. Erschwert wird die Verbraucheraufklärung durch eine verwirrende Vielzahl von teilweise ähnlichen Bezeichnungen für diverse Zuckerarten und Zuckeraustauschstoffe auf den Lebensmittelverpackungen, was selbst interessierte Kunden ins Schleudern bringt.