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19.01.18 / Ansichten einer überzeugten Sozialistin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-18 vom 19. Januar 2018

Ansichten einer überzeugten Sozialistin
Manuela Rosenthal-Kappi

Aus Überzeugung die eigene Meinung zu verleugnen, das könnte ich gar nicht.“ Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht eckt in ihrer eigenen Partei immer öfter an. In „Couragiert gegen den Strom“ legt sie in einem langen Interview mit dem Journalisten Florian Rötzer ihre politischen Ziele dar. Vieles von dem, was die charistmatische Politikerrin sagt, klingt vernünftig, wobei deutlich zutage tritt, dass sie die Kunst der Rhetorik gut beherrscht. So etwa, wenn die pessimistische Umkehrung des Mephisto-Zitats aus Goethes Faust „Ich bin die Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft,“ die Diskreditierung der Gutmenschen veranschaulichen soll.  

Wagenknecht versteht sich als überzeugte Sozialistin, obwohl sie in der DDR nicht studieren durfte, weil sie als politisch zweifelhaft galt. Sie hatte sich nicht an Aktionen der FDJ beteiligt. Stattdessen las sie Hegel und Marx. Noch kurz vor der „Wende“ trat sie in die SED ein, weil sie gewollt habe, dass die DDR nicht verschwinde, sondern sich den sozialistische Iedealen nähere. Erst nach der „Wende“ konnte sie Philosophie studieren. 

Im Gespräch mit Rötzer nimmt Wagenknecht zu verschiedenen Politikfeldern Stellung. Sie fordert mehr Geld für Bildung, weil die Schulen in Deutschland Kindern nicht einmal elementare Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen beibrächten. Genderismus, also ob man Studenten oder Studierende sagt, hält sie nicht für Gleichberechtigung, und eine Frauenquote in Aufsichtsräten löse nur das Problem weniger Frauen. Eine reale Gleichstellung von Mann und Frau könne nur durch  mehr Kitaplätze oder die Rückkehrmöglichkeit von Teil- in Vollzeit erreicht werden.

Wagenknecht spart nicht mit Kritik an Kanzlerin Merkel, etwa bezüglich der Außenpolitik: „Es ist fahrlässig, dass Angela Merkel eine derartige Verschlechterung in den deutsch-russischen Beziehungen zugelassen hat.“

Die Stationierung deutscher Soldaten in Afghanistan ist ihr egenso ein Dorn im Auge wie die Asylpolitik. Für ihren Ausspruch über begrenzte Aufnahmekapazitäten wurde die Linke scharf kristisiert. Sie führt die Asylkrise auf Merkels Versagen zurück.

Mag man auch viele Ansichten und Schlussfolgerungen Wagenknechts nicht teilen, so ist das Buch eine intressante und unterhaltsame Lektüre.

Sahra Wagenknecht: „Couragiert gegen den Strom. Über Goethe, die Macht und die Zukunft“, Westend Verlag, Frankfurt am Main 2017, broschiert, 222 Seiten, 18 Euro


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