03.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
26.01.18 / Der Endspurt hat begonnen / Berliner Schloss: Wiederaufbau mündet in die Schlussphase – Kostenrahmen eingehalten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-18 vom 26. Januar 2018

Der Endspurt hat begonnen
Berliner Schloss: Wiederaufbau mündet in die Schlussphase – Kostenrahmen eingehalten
Norman Hanert

Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses mündet in seine Endphase. Gehen die Pläne auf, dann entsteht mit dem darin untergebrachten Humboldt-Forum ein internationaler Besuchermagnet in der Mitte der deutschen Hauptstadt. 

Die Stiftung Humboldt-Forum rechnet nach Angaben ihres Vorstandssprechers Johannes Wien mit mindestens drei Millionen Besuchern, die jährlich zu Veranstaltungen und Ausstellungen in das wiederaufgebaute Schloss kommen werden. Wien hat angekündigt, dass es im Humboldt-Forum jährlich mehrere Dauerausstellungen und rund 1000 Einzelveranstaltungen geben soll. 

Den Besuchern des Hauses werden damit im Schnitt pro Tag drei Veranstaltungen geboten. Zumindest in den ersten drei Jahren könnte bei den Dauerausstellungen sogar der Eintritt kostenlos sein. Nicht festlegen wollen sich die Verantwortlichen bislang auf einen konkreten Eröffnungstermin: „Wir werden uns eine gewisse Eröffnungsdramaturgie einfallen lassen, um Sie vielleicht immer wieder mit neuen Dingen zu überraschen“, so der Bauvorstand der Stiftung Humboldt-Forum, Hans-Dieter Hegner. 

Hegner deutet damit die Möglichkeit an, dass die verschiedenen Museen nicht alle an einem Tag, sondern zeitlich gestaffelt den Betrieb aufnehmen. Der Auftakt für eine solches Eröffnungskonzept könnte zum 250. Geburtstag des Naturforschers Alexander von Humboldt am 14. September 2019 erfolgen. Das Forum hat für diesen Tag bereits zu einer „Vorab-Eröffnung“ eingeladen. Die Aufnahme eines  Regelbetriebs für das gesamte Gebäude ist bereits für Ende 2019 angekündigt. 

Bauvorstand Hegner nannte zum Jahresbeginn bei einer Baustellenbegehung einige wichtige Meilensteine auf dem weiteren Weg zur Eröffnung: Schon ab Mai dieses Jahres soll der Umzug einiger großer Ausstellungsobjekte der außereuropäischen Sammlungen beginnen. Bei laufendem Baubetrieb werden dann unter anderem Objekte wie Südseeboote und Südseehäuser aus den Sammlungen des Ethnologischen Museums von Dahlem in die Mitte Berlins überführt. 

Notwendig ist dieser Schritt vor der Beendigung der Bauarbeiten, weil diese Ausstellungsstücke nicht vollständig auseinandergebaut werden können. Nach Hegners Angaben wurden an der Innenfassade des Schlossbaus große Mauerdurchbrüche gelassen. Diese werden erst nach dem Umzug der sperrigen Ausstellungstücke verschlossen. 

Ab Mai sollen die Arbeiten zur Deckung der Schlosskuppel anlaufen. Ab Juni werden dann laut Planung die Gerüste an dem Gebäude verschwunden sein, so dass die Öffentlichkeit erstmals die rekonstruierte Barockfassade komplett sehen kann. Einen Blick ins Innere des wiederaufgebauten Schlosses können Berliner und Berlin-Besucher im August werfen, dann ist ein Tag der offenen Baustelle geplant. 

Im Kontrast zu anderen spektakulären Großvorhaben der öffentlichen Hand liegt der Wiederaufbau des Hohenzollernschlosses bislang nicht nur im Zeitplan, sondern auch im Kostenrahmen. Das Projekt wurde mit knapp 600 Millionen Euro kalkuliert. Davon will der Bund 483 Millionen Euro und das Land Berlin 32 Millionen übernehmen. Teil der ursprünglichen Kalkulation sind zudem 80 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Barockfassaden, die durch private Spenden finanziert werden soll. 

Der Förderverein Berliner Schloss peilt als Spendenziel inzwischen sogar die Marke von 105 Millionen Euro an, um auch eine komplette Rekonstruktion der Schlosskuppel und der Innenportale zu ermöglichen. Private Spender haben mittlerweile 71,3 Millionen Euro gegeben. 

Berücksichtigt man die zusätzlich eingegangenen Sachspenden, dann müssen in den kommenden zwei Jahren noch 30 Millionen zusammenkommen. Auch wenn im Zusammenhang mit dem Spendenaufkommen kürzlich das Wort „Nachholbedarf“ fiel, insgesamt scheint das gesteckte Ziel erreichbar: Laut dem Stiftungsvorsitzenden Wien kommen die Spenden überwiegend aus Deutschland, in vielen Fällen aus Berlin. Viele Kleinspender nutzen offenbar die Möglichkeit, den Baufortschritt beim Schloss per Webcam über das Internet zu beobachten. Das Fallen der Baugerüste in wenigen Monaten könnte vor diesem Hintergrund zu neuer Spendenbereitschaft führen. 

Während es scheint, als sei die bauliche Fertigstellung des Berliner Großprojekts in trockenen Tüchern, sorgt die inhaltliche Gestaltung weiterhin für Diskussionen. Das rekonstruierte Schloss wird nach bisheriger Planung neben Ausstellungen zur Berliner Stadtgeschichte vor allem außereuropäische Sammlungen zeigen. Dazu sollen Bestände des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst von Dahlem in das Humboldt-Forum verlagert werden. Preußen spielt dagegen kaum eine Rolle, was vielfach kritisiert wird. Nach den Vorstellungen des Stiftungsrats könnte die bisherige Stuttgarter Museumsdirektorin Inés de Castro künftig für diese Sammlungen zuständig sein.