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02.02.18 / Auf tönernen Füßen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-18 vom 02. Februar 2018

Auf tönernen Füßen
Wolfgang Kaufmann

Mittlerweile ist der Brite John Cryan der dritte Ausländer in Folge auf dem Posten des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank AG. Seine Vorgänger waren der Schweizer Josef Ackermann und der indischstämmige Manager Anshu Jain. Ähnlich sieht es in anderen DAX-Konzernen wie Adidas, Fresenius, Henkel, RWE und SAP aus. Trotzdem vertritt der Elitenforscher und frühere Soziologieprofessor an der TU Darmstadt, Michael Hartmann, die Ansicht, dass man die Topmanager weiterhin eher im nationalen Rahmen rekrutiere – nachzulesen in dem Buch „Die globale Wirtschaftselite. Eine Legende“.

Seine These begründet Hartmann mit den „stark zunehmenden Widersprüchen und Gegensätzen zwischen den verschiedenen Ländern und Regionen der Welt“. Schließlich habe sich die Lage seit dem Ende des Kalten Krieges erneut dramatisch verändert. Als Beispiel nennt der Autor die Ukraine-Krise, in deren Folge nun die meisten russischen Milliardäre wieder in Moskau leben. Dazu komme der wachsende Unmut vieler Menschen angesichts der negativen Auswirkungen der Globalisierung sowie der Aufstieg nationalistischer Parteien, der es ratsam erscheinen lasse, weniger kosmopolitisch aufzutreten.

Dabei übersieht Hartmann freilich, dass es weiterhin einflussreiche globale Strippenzieher vom Schlage des US-Fondsmanagers George Soros gibt. Überhaupt konzentriert sich das Buch mehr auf das, was die Wirtschaftselite nach außen zeigt, und ignoriert manches, was sie aus gutem Grunde vor der Öffentlichkeit verbergen will, aber nicht kann. Wie ihre Kontakte zu Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen sowie Politikern in angeblichen „Feindstaaten“. Insofern steht Hartmanns Argumentation teilweise auf tönernen Füßen.

Michael Hartmann: „Die globale Wirtschaftselite. Eine Legende“, Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2017, broschiert, 246 Seiten, 24,95 Euro