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02.03.18 / Mythen und Blüten / Frühlingserwachen im Süden Europas – Aber auch auf der Kanalinsel Jersey fängt der Lenz früher an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-18 vom 02. März 2018

Mythen und Blüten
Frühlingserwachen im Süden Europas – Aber auch auf der Kanalinsel Jersey fängt der Lenz früher an
Andreas Guballa

Nicht überall lässt der Frühling  so lange auf sich warten wie in Deutschland. Wir haben vier nicht ganz so ferne Ferienziele mit Blütengarantie zusammengestellt.

Eifersucht kann ja manchmal erstaunliche Blüten treiben. In der Mythologie gar wörtlich: Auf Zypern zum Beispiel, wo sich einst Adonis in Aphrodite verliebte, was Aphrodites Geliebten Ares veranlasste, den Nebenbuhler zu töten. Aus dem Blut des Schönlings sollen dann die roten Anemonen entstanden sein. Die Weißen wiederum aus den Tränen der Liebesgöttin. So steht es in Ovids „Metamorphosen“. 

Doch nicht nur aufgrund von Mythen wie diesen ist die Flora Zyperns legendär. Mit 340 Sonnentagen und gut 20 Grad Lufttemperatur in den Wintermonaten bietet die Insel beste klimatische Voraussetzungen für eine beeindruckende Artenvielfalt. Über 1800 Wildpflanzen wachsen auf der „Insel der Götter“, darunter 45 verschiedene Orchideen.

Seit Januar sprießen die Vorboten und sorgen seitdem für erste Frühlingsgefühle. Von Fe­bruar bis Mai blühen dann Mandeln und Kirschen, Chrysanthemen, Narzissen, Krokusse, Pfingst­rosen, Alpenveilchen und die legendären Anemonen. Die Inselbewohner haben sich ihre Pflanzenpracht auch seit jeher zunutze gemacht. So verwenden sie seit dem Altertum das Harz der Zistrosen als Heilmittel in Salben und Tinkturen – noch vor gut 100 Jahren übrigens gewonnen aus den Bärten der Ziegen, wo der Harz kleben blieb, während die Tiere an den Blüten zupften. 

In den Alpujarras, einem hügeligen Gebiet im Herzen Andalusiens zwischen der Sierra Nevada und der Mittelmeerküste, ist es an den schönen Tagen jetzt bereits über 20 Grad warm. An den schlechten zeigt das Thermometer zehn bis 15 Grad an, nur noch selten regnet es. Die Eisdielen haben jedenfalls längst geöffnet. Und da es bis April noch kaum Touristen in der Gegend gibt, sitzen fast nur Andalusier mit hochgekrempelten Ärmeln in den Straßencafés, um Tapas zu essen und dazu eine „Cervecita“ zu trinken, ein Bierchen. 

Genau jetzt ist die perfekte Zeit, um fernab der quirligen Städte die einsamen Gebirge, die Sierras, mit dem Mietwagen zu erkunden. Die Preise der Autovermietungen sind in den ersten Monaten des Jahres noch niedrig, und wer auf den kurvenreichen Landstraßen unterwegs ist, kann außerdem eines der schönsten Naturschauspiele in dieser Jahreszeit erleben. Denn überall in Andalusien blühen die Mandelbäume. Vor allem um die Gegend um Granada säumen sie viele der kleinen Straßen, die zur „Ruta de los pueblos blancos“ gehören, zur Route der Weißen Dörfer. Ihre geografische Lage auf Gipfeln, an Hängen und Schluchten, lassen sie am Horizont wie weiße Flecken in einer Landschaft von Steineichen, Kork­eichen und Spanischen Tannen erscheinen. Insgesamt zählt man 25 Ortschaften dazu. Die meisten wirken wie Farbkleckse, die ein Maler aus Versehen in die raue Kulisse getupft hat. 

Wer auf der Suche nach warmen Temperaturen in den grünen Norden Portugals reist, wird nicht enttäuscht. Denn nicht Schnee, sondern Millionen weiß-rosa Blüten haben sich wie ein Teppich über die Landschaft gelegt. Dieses Naturschauspiel findet zu einer Zeit des Jahres statt, in der weite Regionen Europas noch im Winterschlaf dämmern. Am besten lässt sich die Mandelblüte mit einem der Sonderzüge der portugiesischen Eisenbahngesellschaft CP entdecken. Auf der etwa dreistündigen Reise von Porto durch die Regionen Alto Douro und Trás-os-Montes ziehen 150 Kilometer fantastische Landschaft am Zugfenster vorüber. 

Ein Höhepunkt der Strecke sind die Weinberge, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Nachdem der Zug den Valdeira Stausee erreicht hat, sieht man die terrassenförmigen Weinberge, die – dank der Mandelblüten – den Eindruck erwecken, als seien sie üppig mit Puderzucker bestreut worden. Anlässlich der Mandelblüte finden jetzt in vielen Orten Feste statt. Tatsächlich mit Süßem verziert, sind die typischen Zuckermandeln eine Spezialität der Region, die bei den Festen meist gereicht wird. Dabei werden die Mandeln bei kleiner Hitze in einem großen Kupferkessel geröstet: Die Kö­chinnen zuckern die Mandeln mit viel Geduld und drehen sie dabei mehrere Stunden lang. Die Son­derzüge fahren ab der ersten März­woche. Die Fahrt kostet 35 Euro pro Erwachsenen.

Als Gärtner auf der britischen Kanalinsel Jersey hat man leichtes Spiel: Der Golfstrom sorgt für milde Temperaturen, die selten einstellig werden, geschweige denn im Winter den Gefrierpunkt erreichen. Und so muss man hier gar nicht den Sommer herbeisehnen. Denn schon ab Februar lassen sich auf den Kanalinseln die ersten Frühlingsboten blicken: Teppiche von Schlüsselblumen, roten und weißen Lichtnelken, Glockenblumen, wilde Narzissen und üppige Kamelienbäume breiten sich verschwenderisch aus. Die kleine Kanalinsel huldigt der britischen Gartenkunst: gepflegte Anlagen mit üppigen Blumenrabatten und Wasserläufen wechseln sich mit prächtigen, naturnahen Parks ab.

Aber „my home is my castle“ gilt auf Jersey nicht: Zu bestimmten Terminen zwischen April und August öffnen Besitzer ihre Privatgärten und führen Besucher stolz durch ihre Anlagen. Auf Jersey gedeihen sogar Pflanzen, die sonst nur im Mittelmeerraum oder auf Madagaskar beheimatet sind. Neben Bougainvillea, Callas und Malven auch Dattelpalmen und Bananenstauden. Wem das nicht exotisch genug ist, der kann im Tropenhaus der Eric Young Orchid Foundation seltene und preisgekrönte Orchideengewächse bestaunen. Später im Jahr wird dann die Blütenpracht im „Battle of Flowers“, dem großen Blumenfest – alljährlich am zweiten Donnerstag im August – gebührend gefeiert.