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09.03.18 / Au Backe, das wird teuer / In Osteuropa wird dem Dentaltouristen aus dem Westen so richtig der Zahn gezogen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-18 vom 09. März 2018

Au Backe, das wird teuer
In Osteuropa wird dem Dentaltouristen aus dem Westen so richtig der Zahn gezogen
Alexander Glück

Zur Zahnprophylaxe geht es nach Tschechien, die neuen Goldkronen gibt es in Po­len und Zahnimplantate lässt man sich in Un­gan einsetzen. Wegen einer Zahnbehandlung reisen viele Deutsche über die Grenze. Doch vorher sollte man genau vergleichen, denn die günstigen Preise von früher sind Geschichte. Bei kleineren Maßnahmen zahlt man teilweise deutlich mehr als im eigenen Land.

Dentaltourismus ist noch im­mer ein großes Thema. Die Vorstellungen von günstigeren Preisen sitzen tief und werden durch Werbeversprechen weiterhin ge­fördert. Das niedrigere Lohnni­veau in den östlichen EU-Staaten soll eben auch die Preise niedrig halten. Für die Betreiber solcher Praxen ist das eine Geldgrube, während die Patienten aus dem Westen erst hinterher merken, dass die Rechnung überhöht ist.

Das kann man leicht ausprobieren, beispielsweise in der Zahnarztpraxis Dentalcoop in St. Gott­hard im südwestlichen Ungarn. An der Behandlung ist nichts auszusetzen, sie erfolgt mit äußerster Sorgfalt, sehr gründlich und ge­nau. Während man aber in Österreich für eine kleine Zahnfüllung 10,80 Euro und für die Zahnsteinentfernung 18,80 Euro zu zahlen hat, stehen bei Dentalcoop sportliche 130 Euro auf dem Zettel. Das ist das Viereinhalbfache und fast so viel wie in Las Vegas (158 Euro). Diese Rechnung kann man zwar zu Hause einreichen, aber da die Zahnsteinentfernung fälschlich als Mundhygiene fakturiert wur­de, bekommt man für sie schon einmal nichts wieder, und für die Füllung eben nur das, was daheim zu zahlen gewesen wäre.

Nun sind natürlich Zahnärzte in Ungarn nicht an den österreichischen Kassentarif gebunden, es gibt Vertragsfreiheit, und jeder kann sich vorher informieren. Das betont auch Dentalcoop-Direktor Peter Horowitz. Irreführend ist jedoch, dass er den Hinweis darauf, seine Honorare würden ein Vielfaches des österreichischen Vertragstarifs betragen, damit kontert, dass die Patienten in den Kassen-Ordinationen nur den Patientenanteil zu zahlen hätten. Denn der Vertragstarif enthält genau die Honorare, die der Arzt tatsächlich für die jeweilige Leistung bekommt. Irreführend ist auch, die überteuerten Leistungen fortwährend damit zu bewerben, dass sie zu günstigen Preisen zu bekommen wären.

Dentalcoop ist allerdings nicht die einzige Firma, die aus der Gutgläubigkeit westlicher Patienten Geld schlägt: Bei „Zahnarzt Ungarn“ in Wieselburg kostet die Füllung 50 Euro, ein Provisorium (für unsere Ärzte nicht der Rede wert und im Sportfachhandel als billige Tubenware erhältlich) satte 15 Euro. Ein Implantat mit Krone (System Ankylos) kostet 1410 Euro, hinzu kommen Nebenarbeiten wie Röntgen, Anästhesie und anderes. Die Vergleichspreise für Deutschland und Österreich gibt diese Praxis völlig falsch an, so etwa fiktive 120 Euro für eine Zahnfüllung in Deutschland oder Österreich, was um den Faktor 6 zu hoch gegriffen ist. Kostenvoranschläge sind allgemein unverlässlich, weil dem Arzt noch während der Behandlung einfallen kann, dass sie etwas umständlicher wird.

Gerade Implantate sind aber immer wieder das zentrale The­ma der östlichen Anbieter. Bei der Zahnklinik Peterswald kann man sich zwischen „Astra“ (1090 Euro) und „Lašak“ (zu Deutsch: Alles klar, 790 Euro) entscheiden, ohne den Unterschied zu verstehen. Bei „Zahnklinik-tschechien.at“ in Brünn zahlt man „ab“ 950 Euro. Diese Preise sind zwar erkennbar günstiger als die durchschnittlichen 2000 Euro, die man in Österreich für Implantat und Krone anlegen muss, doch kann der Patient weder das verwendete Produkt noch den behandelnden Arzt einschätzen, selbst dann nicht, wenn Zertifizierungen vorgelegt werden. Nach Einschätzung eines österreichischen Kieferchirurgen halten solche Produkte erfahrungsgemäß etwa zwei Jahre, danach kommt es zu größeren Problemen.

Die Frage ist auch, wie schnell bei Komplikationen gehandelt werden kann. In einer Zahnklinik in der Excalibur-City an der tschechischen Grenze zu Österreich kommt der Kieferchirurg überhaupt nur einmal im Monat, wobei sich zwei (aus Prag und Brünn) abwechseln. Liegt die Praxis weiter weg, verursachen auch Anreise und Übernachtung Ko­sten, und es bleibt nach der Be­handlung das Risiko, mit Komplikationen im Regen stehen gelassen zu werden. Dies sollte bei der Wahl der Zahnklinik unbedingt be­dacht werden.