07.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.03.18 / Von Mohrungen nach Weimar / Herder-Museum schildert in Dauerausstellungen den Werdegang des großen deutschen Aufklärers

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-18 vom 16. März 2018

Von Mohrungen nach Weimar
Herder-Museum schildert in Dauerausstellungen den Werdegang des großen deutschen Aufklärers
Dawid Kazanski

In Mohrungen entstand im Jahr 1986 ein Museum, das den Namen des hervorragenden Vertreters der deutschen Aufklärung Johann Gottfried Herder trägt. Dauerausstellungen schildern seinen Weg von seiner Geburtstadt Mohrungen nach Weimar, seinem Sterbeort.

Mit Sicherheit ist Herder eine bekannte Person für jeden gebildeten Deutschen. Nichtsdestoweniger weiß nicht jedermann, dass Mohrungen eine bedeutende Station in Herders Leben war. Hier kam 1744 der spätere große Dichter, Theologe und Philosoph zur Welt, als das Städtchen nicht mehr als 2000 Einwohner zählte. In seiner Heimatstadt besuchte er die Stadtschule. Seine Ansichten sowie die anfängliche Ausbildung wurden vom deutschen evangelisch-lutherischen Theologen Sebastian Friedrich Trescho geprägt. Zwar verließ Herder mit 18 Jahren seine Geburtsstadt, aber das bestehende Museum erinnert die Besucher bis heute an die Jugendjahre und die Anwesenheit des großen Dichters in Mohrungen. Es muss unterstrichen werden, dass alle musealen Bestände im Schloss der preußischen Familie zu Dohna untergebracht sind. Die Residenz der Adeligen wurde stufenweise ausgebaut und im 17. Jahrhundert vollendet. 1945 wurde das Bauwerk nach dem Einmarsch der Roten Armee abgebrannt. Den gegenwärtigen guten baulichen Zustand verdankt das Schloss dem Woiwodschaftsdenkmalpfleger, der in den 70er Jahren über den Wiederaufbau entschied.   

Im Museum befinden sich mehrere Dauerausstellungen. Eine von ihnen widmet sich dem Leben und den Schaffensperioden von Johann Gottfried Herder. Sie wurde von der Klassik Stiftung Weimar vorbereitet und befindet sich in zwei großen musealen Räumen im ersten Stock. Man kann sich mit Lebensstationen des Schriftstellers auf dem Weg von Mohrungen bis nach Weimar vertraut machen. Die Entwicklungsstadien von Herders Gedanken werden mit Exponaten illustriert, die das gesamte literarische Werk darstellen und durch künstlerische Objekte ergänzt sind. 

Präsentiert werden mehrere Büsten, Porträts und Exemplare einiger Schriften des Philosophen, Bilder seiner Ehefrau und der Menschen, die eine persönliche oder spirituelle Beziehung zu ihm hatten. Eine besondere Stellung nehmen hier Johann Wolfgang von Goethe und Immanuel Kant ein. Ansonsten wird die Ausstellung um ein Stadtmodell bereichert, das veranschaulichen soll, wie Mohrungen zu Herders Lebzeiten aussah. Die Aufmerksamkeit fesselt auch ein speziell arrangiertes Arbeitszimmer, das, mit antiken Möbeln ausgerüstet, eine Vorstellung davon geben soll, in welch einer Atmosphäre die wichtigsten Werke des Gelehrten geschaffen wurden.

Zu den übrigen Dauerausstellungen gehört auch die Sammlung von niederländischen Porträts des 17. Jahrhunderts. Die meisten hier ausgestellten Bilder bergen in sich symbolische Inhalte und veranschaulichen genealogische Zusammenhänge zwischen den dargestellten Mitgliedern verschiedener Adelsfamilien. An symbolhaften Kleidungsstücken, Attributen oder Verzierungen orientiert man sich, wer mit wem verwandt war. 

Wenn man dem Mohrunger Museum einen Besuch abstattet, bekommt man außerdem die Gelegenheit, sich in der Zeit zurück-versetzt zu fühlen. Das erfolgt dank einer anderen Dauerausstellung, die „stilgerechte Innenräume“ heißt und den Besuchern Wohnräume verschiedener Kunstepochen präsentiert. Dazu nutzte man vier Schlosssäle, in denen ein Barockgemach, ein Jugendstil-Salon, ein Salon im Biedermeierstil und ein Kabinett im Stil des Second Empires eingerichtet wurden. Die prächtigen Wohnzimmer begeistern mit originalgetreuen Möbelstücken und stilvoller Dekoration. 

Neben Dauer- zeigt man derzeit im Herder-Museum zwei Sonderausstellungen. Das Thema der ersten ist die abstrakte Kunst. Es werden Bilder und Skulpturen von zeitgenössischen polnischen Künstlern dargestellt. Der gemeinsame Nenner der hier gesammelten Kunstwerke besteht in ihrer Abstraktheit und Gegenstandslosigkeit. Die Betrachter können in die Welt der einzigartigen Formen und Kompositionen eintauchen. Im Erdgeschoss des Museums befindet sich die zweite Sonderausstellung, die mit „Gewinne und Verluste“ betitelt wurde. Man setzt sich mit Ausstellungsstücken wie alten Banknoten, Münzen, Obligationen, Karten von Banksitzen, Panzerkassen, Bauernwerkzeugen oder sogar mit einer Sterbekerze auseinander. Die existenzielle Botschaft der Exposition sei es, nach dem im Ausstellungsraum aufgehängten Zitat von Danielle Steel, dass in jedem Verlust ein Gewinn stecke und jeder Gewinn einen Verlust berge. Die ausgestellten Exponate regen zum Nachdenken darüber an, was der Mensch infolge seiner Taten angesichts verschiedener Lebenssituationen gewinnt oder verliert.