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16.03.18 / Der andere Aufschrei der Frauen / Viele Missbrauchsopfer bewaffnen sich – mit Worten. Auch auf die Gefahr hin, dass Adressaten diese in den falschen Hals kriegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-18 vom 16. März 2018

Der andere Aufschrei der Frauen
Viele Missbrauchsopfer bewaffnen sich – mit Worten. Auch auf die Gefahr hin, dass Adressaten diese in den falschen Hals kriegen
Alexander Glück

Die sozialen Medien machen es möglich, dass sich Frauen gegen Männergewalt zur Wehr setzen. Was mit „MeeToo“ begann, setzt sich jetzt mit „120 Dezibel“ (oder „120db“) fort: Frauen beklagen sich über Ausländergewalt – und werden dafür sofort verleumdet.

Eine alles andere als rechts eingestellte sozial engagierte Mutter, die in Kandel ans Mikrofon ging und spontan ihre Erfahrung mit Gewalt durch Immigranten schilderte, wird seither als „Nazi“ be­schimpft. Seit die Zwischenfälle mit eingewanderten Menschen zunehmen, bei denen Deutsche zu Schaden kommen, hat das linke Lager diesen Begriff immer schnell zur Hand. Des Rassismus und der Ausländerfeindlichkeit wird man sogar von Politikern be­zichtigt, wenn man sich lediglich darum sorgt, ob es wirklich klappen kann mit dem Versuch einer Integration, deren Scheitern in Europa fast flächendeckend do­kumentiert ist: Allein im Kölner Karneval 2018 wurden bisher an die 70 Sexualstraftaten angezeigt. 

Bewegungen im Internet können am Anfang Kampagnen sein. Zu einem großen Thema werden sie aber nur dann, wenn sehr viele Menschen das Bedürfnis haben, sich ihnen anzuschließen. Was Anfang Februar auf Twitter und Facebook unter dem Hashtag „120db“ seinen Anfang nahm, hat binnen zwei Wochen Hunderttausende erreicht, sprang auf andere Länder in Europa über und wurde in Russland, Großbritannien, den USA, Frankreich und Italien Gegenstand interessierter Presseberichterstattung. Auch in Tschechien und Polen ist die Aufmerksamkeit dafür groß. Aber nur in Deutschland wird „120db“ als eine Art „MeToo“ für Ausländerfeinde dargestellt.

„Das ist Unsinn“, meint Dunja G., eine Mutter von drei Kindern, die selbst einen Migrationshintergrund hat: „Ich unterstütze die Aktion, weil Frauenrechte nicht davon abhängen, in welcher Partei man ist. Ich wurde in der 

S-Bahn belästigt. Warum soll ich das nicht twittern dürfen?“

Um „120db“ auf die Spur zu kommen, ist es hilfreich, zunächst einmal die Geschichten der Frauen auf sich wirken zu lassen, die angesichts einer radikal veränderten Lebenswirklichkeit dringenden Gesprächsbedarf sehen:

„Seit 2016 bin ich von so vielen Männern/Migranten belästigt worden wie nie zuvor. Habe ich das erzählt, folgten Rassismus­keule und Relativierung. Ich sehe und erfahre die Realität – doch ich darf sie nicht benennen! Deshalb unterstütze ich ,#120db‘“, schreibt eine Frau auf Twitter und bringt damit auf den Punkt, weshalb diese Sache zum Selbstläufer geworden ist.

Darren Andrews, selbst ein Schwarzer, twitterte (übersetzt): „Ich bin schwarz. Und ich stehe voll hinter dieser Aktion. Vergewaltigung und Mord einer Frau durch jemanden, der eigentlich nicht in dieses Land gehört, ist sehr schwer zu akzeptieren. Es ist vermeidbar.“

Dóra Molnár schrieb: „Mein Erlebnis mit afrikanischen Drogendealern: Gehe mit meinem Freund an der Gruppe vorbei, sie fragen ihn: ‚U want Hasch, Koks, anything?‘ Er lehnt ab. Nächste Frage: ,How much is your wo­man?‘ Er: ‚Not to buy and not to sell.‘ Ich seitdem: Pfefferspray und Messer in der Tasche.“

Unter dem Namen „Wunderkind“ erschien folgender Tweet: „Was ist los in diesem Land? Mütter, die aufschreien. Frauen, die sich bewaffnen. Medien, die wegschauen.“

Von Alessandra wurde gepostet: „Ich wurde ausgelacht und beleidigt dafür, dass ich im Bus ein Buch gelesen habe. Weil Frauen sowas nicht dürfen. Ich wurde angefasst, verfolgt, angeschrien. Beim Feiern, beim Kaffeetrinken, beim Nichtsdenkend in der Stadt unterwegs sein.“

Und von Christiane: „Meine Tochter wurde im Zug Sobernheim von Arabern ‚angemacht‘, hatte Angst, weil sechs ,Refugees‘ sie im Visier hatten! Sie hielt mit mir Telefonkontakt und bekam Instruktionen, sich in Nähe der wenigen Deutschen zu begeben! Im Windschatten der Deutschen zum Auto geschafft.“

Wer solche Beiträge schreibt, muss deswegen nicht automatisch politisch rechts stehen, wird aber von politisch Aktiven aus dem linken Lager sofort dort verortet. Dem liegt eine ähnlich irrige Annahme zugrunde wie die Auffassung, dass Frauen aus dem rechten Lager sich nicht für Frauenrechte einsetzen können, weil sie ja in ihrer politischen Heimat sowieso nichts zu melden haben.

Die nicht unbedingt linke, aber deswegen noch lange nicht dumme Philosophin Caroline Sommerfeld lieferte kürzlich wichtige Anhaltspunkte dafür, wieso sich deutsche Feministinnen der alten Schule die neuen, alltäglich gewordenen Lebenssorgen ihrer Geschlechtsgenossinnen nicht zu eigen machen können. Sie weist darauf hin, dass sich der deutsche Feminismus nach 1968, ausgehend von persönlichen Anliegen, räumlich immer entferntere Kampfanliegen gesucht habe. Heute gehe es dabei um globale Frauenrechtsprobleme. Die Vergewaltigung einer inländischen Frau löse dort keine Empathie mehr aus, folglich stünden diese Leute eher in der Gegendemonstration.

Bleibt die Frage, ob „120db“ überhaupt ein feministisches Anliegen ist. „Mit unserer Kampagne wollen wir anderen Frauen Mut machen, aufzustehen und aktiv zu werden gegen eine Tendenz, deren Opfer vor allem wir Frauen sind“, schreiben die Initiatorinnen auf www.120db.info. „Wir wollen ein Sprachrohr für jene Frauen werden, die Opfer von Ausländerkriminalität geworden sind und bisher keine Plattform gefunden haben, um ihre Geschichten zu erzählen. Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, welche Folgen eine verfehlte Politik nach sich ziehen kann. Nicht zuletzt wollen wir die Sorgen und Ängste derjenigen publik machen, die sich auf dem Weg von der Arbeit oder abends an der Bushaltestelle nicht mehr sicher fühlen.“

Das zielt nicht darauf ab, Frauen aus einer behaupteten Zweitrangigkeit zu befreien, wie es linker Dialektik entspricht, sondern formuliert den An­spruch, ein Dasein in Würde zu verwirklichen. Das ist kein Frauenrecht, sondern steht als Recht auf körperliche Unversehrtheit sogar im Grundgesetz.