Als „Sturmvogel der Revolution“ wird Maxim Gorki, zu Deutsch der „Bittere“, mit bürgerlichem Namen Alexej Maximowitsch Peschkow, derzeit in Russland anlässlich seines 150. Geburtstags am 16./28. März gefeiert. In Moskau erinnern zahlreiche Ausstellungen an Leben und Werk des Schriftstellers, so wie die Troizkij-Bibliothek mit „Der bekannte Unbekannte Maxim Gorki“. Gezeigt werden Fotografien, die alle Stationen im Leben des Schriftstellers illustrieren, aber auch erstmals veröffentlichte Manuskripte aus Archiven.
In Samara und Orenburg gibt es Ausstellungen, vielerorts wurden Orte nach ihm benannt wie der Gorki-Park in Moskau, doch auf besondere Weise würdigt man den Sohn der Stadt in Gorkis Geburtsort Nischnij Nowgorod. Auf 20 Großbildschirmen, die an Straßen der Stadt verteilt sind, flimmern Videos mit Zitaten des Klassikers. Das Projekt „Wir lesen Gorki“ lädt einfache Bürger dazu ein, ihre Lieblingswerke des Dichters vorzulesen. Mit dabei sind Künstler, Feuerwehrleute, Chirurgen, Journalisten, Olympiateilnehmer, Musiker und Schüler. Die Stadt hat sich intensiv vorbereitet. Denkmäler und Museumsexponate wurden restauriert sowie alles, was mit dem Namen des Poeten in Verbindung steht, wurde für die Feier herausgeputzt.
Gorki, der als sozialistischer Schriftsteller von den Sowjets gefeiert wurde, war zwar von der Idee her ein Revolutionär. Mit Lenin und der von ihm angezettelten Oktoberrevolution stand er jedoch auf dem Kriegsfuß, nicht zuletzt wegen der atheistischen Ausrichtung der Revolution.
Gorkis revolutionäre Motivation lässt sich mit seiner Herkunft aus bitterarmen Verhältnissen erklären. Schon früh musste er sich als Laufjunge und mit schlecht bezahlten Jobs, unter anderem als Maurer und Nachtwächter, über Wasser halten. Der erwünschte Zugang zur Universität blieb ihm verwehrt. Der junge Peschkow las viel und eignete sich als Autodidakt ein umfassendes Allgemeinwissen an. Seine erste Erzählung „Makar Tschudra“, die 1892 in einer Provinzzeitung erschien, unterzeichnete er mit dem Pseudonym Gorki, das fortan sein Künstlername blieb.
Unter dem Eindruck Anton Tschechows entstanden seine Dramen „Die Kleinbürger“ (1901) und „Das Nachtasyl“ (1902), wobei erst Letzteres ein durchschlagender Erfolg wurde. Sein wohl bekanntestes Werk, der Roman „Die Mutter“ von 1906, Gorkis Verarbeitung des Revolutionsgeschehens von 1905, bezeichnet die Literaturwissenschaft als sein erzählerisch schwächstes Werk. Den Sowjets hingegen galt es als Musterbeispiel des Sozialistischen Realismus. Die Kommunistische Akademie beschloss 1927, Gorki als proletarischen Schriftsteller anzuerkennen. Als solcher genoss er zahlreiche Privilegien.