03.05.2024

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04.05.18 / Folgen der Verwandtenehe werden tabuisiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-18 vom 04. Mai 2018

Folgen der Verwandtenehe werden tabuisiert
Peter Entinger

Die AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag hat eine Anfrage gestellt, die sich mit der Anzahl von behinderten Kindern, die aus einer Ehe unter Verwandten hervorgegangen sind, beschäftigt, und damit eine Welle der Empörung ausgelöst. Dabei existiert das Problem tatsächlich. 

So gibt es seit Jahren mehrere, allerdings meist englischsprachige wissenschaftliche Studien, die belegen, dass Inzestkinder mit höherer Wahrscheinlichkeit an schweren angeborenen Krankheiten leiden als Kinder von nicht verwandten Eltern. Und: „Viele Kinder mit Erbkrankheiten stammen aus Verwandtenehen. Die sind bei Einwanderern Tradition“, schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“). 

Bei den ägyptischen Pharaonen war die Geschwisterehe die Norm, weil „Gottgleiche“ nur unter ihresgleichen heiraten sollten. Diese Traditionslinie soll es in einigen Kulturkreisen bis heute geben. Die Sozialwissenschaftlerin Yasemin Yadigaroglu ist dem Thema nachgegangen und hat ihre Erfahrungen dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) geschildert. „Ich habe in einem Kindergarten gearbeitet und habe feststellen müssen, leider feststellen müssen, dass sehr viele Kinder, Migrantenkinder, von bestimmten Krankheiten betroffen sind. Sei es Mukoviszidose oder Bronchitis. Und sehr auffallend war, dass wirklich deutsche Kinder diese Krankheiten nicht hatten.“ Später sei sie der Sache auf den Grund gegangen und habe dabei feststellen müssen, „dass die Eltern halt den Cousin und die Cousine geheiratet haben und dass die Kinder daraufhin diese Krankheiten haben“.

Selbst die linksalternative „Taz“ berichtete vor einiger Zeit aus einer britischen Studie, die zu dem Schluss kam, „dass 60 Prozent der Todesfälle und schweren Erkrankungen bei Kindern verhindert werden könnten, wenn die Inzucht beendet werde“.

In der Bundesrepublik hängt die Legalität einer Ehe zwischen Verwandten vom Grad der Beziehung ab. Cousin und Cousine beispielsweise dürfen heiraten. In einigen Adelsfamilie sei dies noch gang und gäbe, sagen Experten. 

Wirklich mit dem Thema auseinandersetzen will sich offenbar niemand. Die ehemalige Bundestagsabgeordnete und frühere Gesundheitsexpertin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Stefanie Vogelsang forderte bereits vor fünf Jahren: „Wir müssen das Thema Verwandtenehe endlich offen, aber auch sensibel angehen. Wenn Cousin und Cousine heiraten, wissen sie oft nicht, worauf sie sich einlassen.“ Sie plädierte daher für mehr Aufklärung über Verwandtenehen. Wüssten türkische, aber auch libanesische oder irakische Familien mehr über die gesundheitlichen Risiken, meint die CDU-Politikerin, würden sie vielleicht weniger darauf beharren, dass ihre Kinder Verwandte heiraten. Resonanz auf ihren Vorstoß fand sie damals nicht. Aus Immigrantenkreisen schlug ihr Hass entgegen, und als sie dann in ihrer Berliner Heimat noch vor No-Go-Areas warnte, galt sie als „Rechtsaußen“. 2013 schaffte sie es nicht mehr auf einen Lis-tenplatz. 

Eine ähnliche Erfahrung macht nun die AfD-Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst, die für den Antrag ihrer Fraktion verantwortlich zeichnet. Die vierfache Mutter hat selbst einen behinderten Sohn. Dennoch wurde ihr die Thematisierung der Verwandtenehe als NS-Ideologie ausgelegt. In einer großen Anzeige in der „FAZ“ distanzierten sich Sozialverbände vehement von der AfD. „Wir rufen die Bevölkerung auf, wachsam zu sein und sich entschlossen gegen diese unerträgliche Menschen- und Lebensfeindlichkeit zu stellen“, heißt es in der Anzeige von 18 Organisationen. Die AfD-Parlamentarierin reagierte entsetzt: „Die politische Instrumentalisierung von Behinderten für den offensichtlich parteipolitisch motivierten Kampf gegen die AfD durch mehrere Sozialverbände ist unerträglich. Dass mir als Mutter eines behinderten Sohnes zudem ernsthaft unterstellt wird, ich würde behinderten Menschen das Lebensrecht absprechen, macht mich fassungslos.“ Die von den Sozialverbänden in der Anzeige aufgestellte Behauptung, dass ein „Zusammenhang von Inzucht, behinderten Kindern und Migrantinnen und Migranten“ abwegig sei, halte keiner Überprüfung stand. Es sei wissenschaftlich mehrfach nachgewiesen worden, dass Kinder von verwandten Eltern mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit mit einer Behinderung zur Welt kommen. Peter Entinger