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01.06.18 / Älter als das Internet / Wir alle kennen Streithammel, Intriganten, Lästermäuler, Trolle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-18 vom 01. Juni 2018

Älter als das Internet
Wir alle kennen Streithammel, Intriganten, Lästermäuler, Trolle

Trolle sind im Grunde viel älter als das Internet. Wir alle kennen sie – es sind Menschen, die gerne einen Streit anzetteln und eskalieren lassen, Klatsch verbreiten und gerne mal einen gegen den anderen ausspielen. Wohl genauso alt sind professionelle Trolle, die genau dieselben Dinge im Auftrag von Kaisern und Königen, gewählten Regierungen und Diktatoren, Geheimdiensten oder Unternehmen tun. Das Ministerium für Staatssicherheit nannte das „operative Zersetzung“, etwa wenn der Freundeskreis eines missliebigen Menschen oder ein Dissidentenzirkel gesprengt werden sollte. 

Die Bezeichnung „Troll“ selbst als Name für Online-Störenfriede tauchte in den 90er Jahren auf. Damals trafen sich die vorwiegend US-amerikanischen Internetnutzer im sogenannten Usenet. Natürlich fielen Quertreiber ziemlich schnell auf. Zudem brachten natürlich alle ihre Offline-Streitigkeiten mit in die neue Online-Welt. Eine raue und mitunter brutale Online-Kultur entstand. Mit dem Wachsen des Internets, dem Entstehen neuer elektronischer Treffpunkte wie Chats, Foren oder den Online-Kommentarspalten breitete sich diese Online-Kultur weiter aus. Allerdings wurde da nichts neu erfunden. Die Art Gespräch, die früher auf kleinere Kreise beschränkt geblieben war, fand nun öffentlich statt. Jeder konnte mitmachen. Kurznachrichtendienste wie Twitter wirkten als Verstärker.

Gleichzeitig entdeckten nach dem Ende des Kalten Krieges westliche Militärtheoretiker den Informationskrieg für sich. Sie postulierten nun, wie das ihre sowjetischen Kollegen schon lange getan hatten, dass die Verbreitung von Informationen und das Durchsetzen einer dominanten Erzählung Teil der kriegerischen Auseinandersetzung sei. Das wiederum gehörte zu einer größeren Strategie, zu der auch elektronische Spionage und Sabotage gehörten. Der Cyberspace, den viele einfach als Kommunikationsmedium sahen, wurde als Schlachtfeld gedacht. 

Das zeigte sich recht deutlich an der Informationspolitik der NATO während der Balkankriege, aber auch an der US-amerikanischen Vorbereitung des Golfkriegs von 2003. Russland wiederum, seines militärischen Potenzials aus Sowjetzeiten beraubt, nutzte den elektronischen Datenraum mehr und mehr für Versuche, andere Staaten zu beeinflussen. Multinationale Konzerne kamen auf ähnliche Ideen. Das Ergebnis sind staatliche und kommerzielle Trollfabriken.F.L.