Für die Pinguine naht die härteste Zeit des Jahres: der Winter auf der Südhalbkugel. In der Antarktis, wo sie leben, herrschen in diesen Tagen neben der Polarnacht auch dauerhaft eisige Temperaturen. Um zu überleben, müssen sich die Tiere in den Wochen vorher ausreichend Fettreserven anfuttern.
Um dabei nicht zu viel Energie zu verschwenden, haben sie sich ein strategisches Jagdverhalten angeeignet. Denn um bei bis zu 150 Tauchgängen pro Tier und Tag ein Optimum an Beute zu machen, antizipieren die flugunfähigen Wasservögel vorher den Jagderfolg und passen Tauchgeschwindigkeit, Flossenschlag und Eintauchwinkel nach Bedarf dem erwarteten Beutevorkommen an.
Wie das funktioniert, haben Meeresbiologen auf den französischen Crozetinseln, einem Vulkaninselarchipel im südlichen Indischen Ozean, an Königspinguinen untersucht. Dazu statten sie sechs Männchen mit Messgeräten aus, die Daten über die Tauchdauer und die Frequenz des Flossenschlags liefern.
Wie die Auswertung von 7631 Tauchgängen ergab, veränderten die Pinguine Tempo, Tauchwinkel und Flossenschlag so, dass sie nach erfolgreicher Jagd exakt zu der Stelle zurückkehren, an der sie abgetaucht waren. Wenn sie an einem bevorzugen Flecken im Meer gut gefressen haben und an die Meeresoberfläche zurückgekehrt sind, versuchen sie offenbar diese Stelle wieder zu erreichen, bevor die Fische weitergezogen sind. Auch verkürzen die Vögel bei Jagderfolg die Erholungsphasen an der Wasseroberfläche und erhöhen das Tauchtempo.
Die Forscher folgern, dass die Pinguine vor jeder Futtersuche gezielt Erwartungen entwickeln, meist auf der Basis vorheriger Tauchgänge. Vermuten die Vögel in der Tiefe viele Fische, legen sie beim Abtauchen in rund 100 Meter Tiefe mit dem Tempo zu, und zwar umso mehr, je tiefer sich die Fischschwärme aufhalten. Auch holen sie dann beim Start mehr Atemluft, um länger jagen zu können – eine strategische Entscheidung, mit der sie den Jagderfolg maximieren. Doch taucht dabei ein Problem auf: Das Extra an Luft behindert die Tiere zunächst. Sie müssen dann mehr Energie aufwenden, um den Auftrieb an der Wasseroberfläche zu überwinden und in die Tiefe vorzustoßen. Dafür haben sie auf dem Rückweg mehr Schubkraft.
Anders verhalten sich Königspinguine nach erfolglosen Tauchgängen. Sie drifteten beim Auftauchen vom Ausgangspunkt der Jagd ab. Statt steil in einem Winkel von 60 Grad aufzusteigen, orientierten sie sich kurz vor dem Auftauchen stärker seitlich. Damit bewältigten sie die für jeden Taucher kritische Phase der Dekompression. Die bei der Jagd erfolgreichen Tiere meistern die Dekompression auf andere Weise: Sie steigen zwar steil auf, verlangsamen aber das Tempo merklich. Fast lotrechtes Abtauchen unter schnellem Flossenschlag sowie lange Tauchstrecken können sich die Tiere mit Blick auf die eigene Energiebilanz nur leisten, wenn der Tauchgang Erfolg verspricht.
Getaucht wird fast nur im kurzen antarktischen Sommer. Jetzt im Winter brüten sie fernab des Wassers dichtgedrängt in Kolonien ihr eines Ei aus und trotzen gut genährt der Dunkelheit und der Kälte.