07.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.07.18 / Gegenwind / Was die Schönheit mit der Bildung zu tun hat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-18 vom 06. Juli 2018

Gegenwind
Was die Schönheit mit der Bildung zu tun hat
Florian Stumfall

Von feministischer Seite kommt ein neuer Vorstoß: Bei Schönheitswettbewerben soll künftig nicht auf Aussehen und körperliche Beschaffenheit, sondern auf soziale Kompetenz und gesellschaftliche Aufgeschlossenheit geachtet werden. Daher: keine Bikinis mehr, keine Abendkleider mit hochhackigen Schuhen, keine Schminke oder andere trügerische, reaktionäre Mittelchen. Jedes Mädchen, das es will, soll teilnehmen dürfen. Niemand sei ausgeschlossen, so die wahrhaft demokratische Parole. 

Szenenwechsel. Es gibt für die Modernen unter den Bildungspolitikern und jenen, die diesen Glauben schenken, ein triumphales Datum: Im Jahr 2017, so die Statistiker, erwarben 53 Prozent der Besucher weiterführender Schulen die allgemeine Studienberechtigung. Das heißt auf Deutsch: Über die Hälfte aller Schüler bekommt das Abitur. 

Bevor wir aber die Frage beantworten, was diese beiden thematisch scheinbar weit auseinanderliegenden Belange miteinander vereint, werfen wir noch einen Blick auf jeden Einzelnen von ihnen.

Da ist die Sache mit der Schönheit. Wie die Bezeichnung „Schönheitskonkurrenz“ bereits anzeigt, geht es darum, um nichts sonst. Niemandem würde es einfallen, bei den Ausscheidungen um die Teilnahme bei Olympischen Spielen eine 80-jährige, gehbehinderte Dame zuzulassen. Sie entspricht nicht den Vorgaben, damit ist das Problem klar. Bei der Schönheit aber soll es anders sein. Warum?

Nun zur Bildung. Vor rund 40 Jahren oder mehr forderte eine damals sehr bekannte FDP-Kulturpolitikerin, die Quote der Abiturienten müsse auf 50 Prozent steigen und erntete damit schallendes Gelächter. Heute ist die Zahl überschritten, und man fragt sich: Wie hat das geschehen können? Es gibt zwei Möglichkeiten der Erklärung. Die eine ist, dass es einen genialischen Schub gegeben hat, der die Begabungen junger Leute hat ins Kraut schießen lassen, und zwar in einem Ausmaß, wie das die Menschheit zuvor nie erleben durfte.

Die andere Möglichkeit ist, dass die Anforderungen an die Schüler immer mehr gesenkt wurden, bis sie dem allgemeinen Durchschnitt der Bevölkerung entspra-

­chen. Gute Menschen werden die erste Erklärung bevorzugen, Realisten hingegen die zweite.

Was aber das Bindeglied zwischen Schönheit und Bildung angeht, so ist eines offensichtlich: Vorstellungen wie diese, eine Schönheitskonkurrenz auf solche Weise zu reformieren, können nicht nur einen Grund haben. Doch gehört dazu jedenfalls eine spezifisch feministische Art der Paranoia, die sich schließlich gegen das eigene Geschlecht wendet. Mit Sicherheit aber wirkt hier ein ideengeschichtliches Krebsgeschwür, nämlich der Glaube an die Gleichheit der Menschen. 

Gleich sind die Menschen im Besitz ihrer grundlegenden Rechte und gleich sind sie – was bedingt in Rechtsstaaten gilt – vor den Schranken des Gerichts. In allem anderen sind sie ungleich. Das ist ja gerade der Grund, warum es Wettbewerbe überhaupt gibt, sei es um ein Krönchen oder einen Studienplatz: Weil sich die unterschiedlichen Fähigkeiten oder Eigenschaften verschiedener Menschen miteinander messen, um zu einer Ordnung zu gelangen. Wären alle gleich, könnte ein Wettbewerb zu keinem Ergebnis führen. 

Der Wahn der Gleichheit richtet deshalb so viel Schaden an, weil er guter, naiver, dummer Überzeugung entspringt. Prominent dokumentiert wurde er als eine der drei Parolen der Französischen Revolution, und er trug schon damals dazu bei, unendliches Unglück über die Menschen zu bringen. Zudem ist ihm von jeher eine wahrhaft lächerliche Irrationalität eigen: Während jener Französischen Revolution wurden unter anderem Kirchtürme zerstört – aus Feindschaft gegenüber dem Glauben, 

sicherlich, aber auch, weil die Türme wegen ihrer Höhe gegenüber den umliegenden Häusern das Prinzip der Gleichheit verletzten.

Dieses Prinzip wirkt noch heute mit unverminderter Kraft. Es ist der kaum hörbare Basso continuo der Merkelschen Einwanderungspolitik. Diese hat stets vermieden, zwischen kulturell verwandten und kulturfremden Einwanderern zu unterscheiden. Dabei wurde spätestens Ende der 60er-Jahren klar: Schwierigkeiten mit Neubürgern gab es nie, solange diese aus Italien oder Spanien kamen, erst mit der Zuwanderung aus islamischen Ländern wurde ein Problem sichtbar. 

Es ist indes kein Zufall, dass zur selben Zeit die Mär vom „selben Gott“ in die Welt gesetzt wurde, an den angeblich Christen wie Mohammedaner glauben – eines der groteskesten Produkte des Gleichheitswahns überhaupt. Mit einer Asylpolitik aber, die darauf beruht, ungeprüft und unerkannt jeden ins Land zu lassen, den es danach gelüstet, gibt man dem Gleichheitsprinzip freie Hand: Wozu prüfen, wenn es doch grundsätzlich keine Unterschiede gibt? 

In der Wirklichkeit aber herrscht das Problem der Integration. Es wird in den politisch korrekten Medien als eine Aufgabe des Staates beschrieben, nicht als Bringschuld der Neuankömmlinge. Gegen diese Auffassung spricht die Wirklichkeit. Denn dort, in den konkreten Fällen, wo es Integration tatsächlich gibt, ist dies das Verdienst des Einzelnen, der sich seinem neuen Milieu angepasst hat, nicht die Leistung von Politikern, Bürokraten oder Sozialarbeitern. Allein daran ist zu erkennen, wie Integration geschehen kann – gewollt, nicht verordnet und daher nie einklagbar. Deshalb wird es immer Unterschiede geben, wo Gleichheitsfanatiker alles einebnen wollen. Um es in der Symbolik schwüler Regenbogenfarben auszudrücken: Mischt man sie, wird gar nichts bunt, sondern es entsteht ein hässliches Braun.

Doch der Gleichheitsgedanke wirkt über seine Absicht hinaus. Die globalpolitischen Fädenzieher wie George Soros oder Tom Barnett betreiben das Geschäft der Migration im großen Umfang. Geht es nach ihnen und Ihresgleichen, so wird die Zuwanderung nach Europa vor allem aus Afrika erst dann ein Ende finden, wenn in den Ländern Europas solche Zustände herrschen wie jetzt in Afrika. Das heißt, wenn Europa nicht mehr attraktiv, weil verschieden von Afrika ist, jedenfalls, was die materiellen Lebensumstände angeht.

Dann entstünde Gleichheit und täte es, wie sie es immer tut: orientiert am geringsten Wert. Um es einfacher zu sagen, am Geleitzugprinzip. Es gehört die geistige Dürftigkeit grüner Weltbetrachtung dazu anzunehmen, die Völkerwanderung von Süd nach Nord würde irgendjemandem helfen, und nicht allen schaden. Es gilt hier das marxistische Paradoxon: Dadurch, dass man die Reichen ausbeutet, hat man noch nie einen Armen reich gemacht.

So gesehen wird offenbar: Die derzeitige politische Krise in Deutschland und darüber hinaus ist weit mehr als ein Streit zwischen CDU und CSU, mehr auch als das uneinsichtige Festhalten an der Macht durch eine Kanzlerin, deren Abtreten überfällig ist, und in seinen Folgen weiterreichend über all die praktisch-politischen Probleme einer unkontrollierten Invasion hinaus. Die Schwierigkeiten, die Deutschland heute und in absehbarer zu bewältigen hat, hättten nie entstehen können ohne den Irrglauben an die Egalität der Menschen, Dinge und Verhältnisse, und da tut es nichts zur Sache, dass dieser Irrglaube von einer vorgeblich bürgerlichen Kanzlerin befördert wurde. Dieser Irrglaube hat als Bestandteil aller politischen Ideologien etwas zutiefst Totalitäres und ist daher schwer auszurotten. Und mit einigen EU-Gipfeln ganz sicher nicht.