Journalisten sollten eigentlich informieren und zugleich eine professionelle Distanz zum Gegenstand ihrer Darstellung wahren. Das ist jedoch offensichtlich nicht die Leitlinie von Michaela Wiegel, der Frankreich-Korrespondentin der „FAZ“. Denn ihr Buch „Emmanuel Macron. Ein Visionär für Europa“ kommt als Mittelding zwischen anbiedernder Hofberichterstattung und unkritischer Schwärmerei für den juvenil erscheinenden Strahlemann im Élysée-Palast daher. Teilweise gerät Wiegel dabei sogar in pseudoreligiöse Verzückung, wenn sie beispielsweise wähnt, der französische Präsident wirke wie „von einem überirdischen Auftrag beseelt“.
Ansonsten versucht die Autorin dem Leser permanent und mittels zahlreicher argumentativer Wiederholungen weiszumachen, dass Macron keineswegs an das Geld der Deutschen wolle, wenn er einen EU-Finanzminister mit eigenem Budget, EU-Steuern und Solidaritätsfonds zur Unterstützung „ärmerer Länder“ fordere – vielmehr strebe der Franzose nur das Beste für die Bundesrepublik und deren Bürger an. Ein absoluter Tiefpunkt der politischen Publizistik mit reichlich Fremdschämpotenzial.
Michaela Wiegel: „Emmanuel Macron. Ein Visionär für Europa“, Europa Verlag, Berlin 2018, gebunden, 216 Seiten, 19,90 Euro