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10.08.18 / Der Mais hat seinen Preis / Die Dürreperiode macht dem pflanzlichen Zuwanderer zu schaffen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-18 vom 10. August 2018

Der Mais hat seinen Preis
Die Dürreperiode macht dem pflanzlichen Zuwanderer zu schaffen
Silvia Friedrich

Der Deutsche Bauernverband rechnet 2018 wegen der langanhaltenden Trockenheit im Schnitt mit 20 Prozent, gebietsweise sogar bis zu 70 Prozent Ernteausfällen. Davon bleibt auch der Mais nicht verschont. In Teilen Brandenburgs stehen Maispflanzen nur kniehoch und drohen zu vertrocknen. Wo ausreichend Regen vorhanden war, etwa im Süden Deutschlands, wird mit guten Erträgen gerechnet. Experten halten eine endgültige Prognose jedoch noch für verfrüht, könnten sich doch mit Niederschlägen die Pflanzen eventuell noch erholen.

Eigentlich kommt der Mais mit dem mitteleuropäischen Klima   gut zurecht. Dabei ist die Pflanze vor 500 Jahren hier „eingebürgert“ worden. Denn als ihre Heimat gilt Mexiko. Ursprünglich entwickelte er sich aus dem Wildgras Teosinte. Dieses besaß nur eine kleine Ähre mit wenigen harten, losen Körnern. Wie die Ureinwohner Amerikas daraus die nahrhafte Kulturpflanze züchteten, ist noch unerforscht. Jedoch entstand im Laufe der Entwick­lung ein kolbenartiger Fruchtstand, wie wir ihn heute kennen. 

Für die Bewohner Mittel- und Südamerikas galt Mais als heilige Pflanze, die sie seit Jahrtausenden gut ernährte. Ihre Schöpfungsmythen enthielten sogar, dass der Mensch von Göttern aus Mais gemacht wurde. Als Christoph Kolumbus 1492 Kuba und Haiti entdeckte, fiel ihm die Maispflanze auf. Die Einheimischen nannten sie „mahiz“. Kolumbus brachte Samen mit nach Europa.

Botanisch gesehen gehört Mais zu den Süßgräsern, somit zum Getreide. Mais liebt es warm. Daher brachte die Pflanze rund ums Mittelmeer gute Erträge und verbreitete sich schnell. Da Mais auch in der Türkei angebaut wurde, galt er lange als „Türkisches Korn oder Weizen“. 

Im südlichen Deutschland zierte er zunächst nur einzelne Gärten. Später züchtete man Sorten, die auch im kühleren nördlichen Klima wuchsen. Jedoch blieb Mais bis zur Mitte der 1960er Jahre nur als Hühnerfutter be­kannt. Das änderte sich schnell.

Heute ist Deutschland ein Maisland mit 2,5 Millionen Hektar Anbau. Neue Züchtungen machten es möglich. Die Pflanze trägt männliche und weibliche Blüten und erreicht Wuchshöhen von mehreren Metern. An jeder Pflanze entstehen immer nur zwei Maiskolben, die Körner in acht bis 16 Längsreihen enthalten. 

Unterschieden wird zwischen Körnermais und Silomais, wobei die Silomaisfläche viel größer ist. Bei diesem wird die ganze Pflanze inklusive Stängel, Blättern und Kolben klein gehäckselt und in Silos konserviert. So erhält man energiereiches Futter für Rinder und Schweine, aber auch den Grundstoff für Biogasanlagen, um Strom und Wärme zu erzeugen.

Mais ist so vielseitig wie kein anderes Getreide. In weiten Teilen der Welt ist er wichtiges Grundnahrungsmittel. Aus Körnermais stellt man Maiskeimöl, Maisstärke, Cornflakes, Grieß, Popcorn und Zusatzstoffe für Lebensmittel her. Sogar zur Herstellung von Papier, Wegwerfgeschirr und Kleidung kann man ihn verwenden. Hält die Dürreperiode länger an, kann man damit rechnen, dass sich solche Maisprodukte verteuern werden.