Der verheerende Großbrand, der vor einer Woche das Nationalmuseum von Rio de Janeiro komplett zerstörte, hat auch altägyptische Mumien eingeäschert. Archäologen können nur froh darüber sein, dass viele Mumien aus der Inkakultur weltweit in solchen Museen aufbewahrt werden, die hoffentlich feuerfest sind.
So zählt zu den Sammlungsbeständen der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen eine weibliche Mumie in Rückenlage mit gekreuzten Unterschenkeln. Sie stammt aus Peru und ist über 500 Jahre alt. Ihre Hände sind fest zu Fäusten geschlossen und ruhen auf dem Oberkörper. Die Mumie ist eine der Vorzeigeobjekte der neuen Sonderausstellung „Mumien – Geheimnisse des Lebens“. Vom 16. September bis 31. März 2019 präsentiert das Museum Zeughaus mehr als 50 Mensch- und Tiermumien aus verschiedenen Naturräumen und Kulturen.
Gut zehn Jahre nach der ersten großen Mumien-Schau in Mannheim erzählt man dort anhand neuer Forschungsergebnisse die Geschichte des Mädchens aus Peru. Inszenierte Laborbereiche sowie eine Virtual-Reality-Station bieten dabei interessante Einblicke in die Methodenwelt moderner Mumienforschung.
Dank computertomografischer Aufnahmen erhielten die Wissenschaftler einen zerstörungsfreien Einblick in die Hände der Mumie und entlockten ihnen eine einzigartige Geschichte. Ohne die zu Fäusten geballten Hände gewaltsam öffnen zu müssen, entdeckte man darin zwei kleine Gegenstände, die man als Kinderzähne identifizierte.
Die Mannheimer Ausstellung zeigt auch die weltweit erste geröntgte menschliche Mumie. Es handelt sich um eine altägyptische Kindermumie aus dem Sammlungsbestand des Senckenberg Naturmuseums in Frankfurt am Main. Nur wenige Monate nach Wilhelm Conrad Röntgens revolutionärer Entdeckung der nach ihm benannten Strahlen machte ein Frankfurter Forscherteam im Jahr 1896 die ersten zerstörungsfreien Aufnahmen von der bandagierten Mumie. Neben der Kindermumie sind in Mannheim auch die originale Röntgenaufnahme sowie historische Geräte aus den Anfangszeiten der Röntgentechnik zu sehen.
Seitdem hat die Forschung große Fortschritte gemacht. Gut 120 Jahre nach der ersten Untersuchung entlockten Wissenschaftler der Mumie mit modernen Analysemethoden detailreiche Erkenntnisse. „Heute wissen wir, dass es sich bei der Kindermumie um einen Jungen handelt, der ungefähr im Alter von vier bis fünf Jahren zu Tode kam. Die Mumie wurde auf den Zeitraum 378 bis 235 vor Christus datiert. Der mumifizierte Körper weist Anomalien wie beispielsweise eine Trichterbrust auf. Diese Informationen stammen unter anderem aus einer CT-Untersuchung, die präzise Bilder von den menschlichen Überresten innerhalb der textilen Umhüllung lieferte“, fasst Wilfried Rosendahl, Direktor an den Reiss-Engelhorn-Museen, den aktuellen Stand zusammen.
In der Ausstellung erlebt man als Besucher Mumienforschung hautnah mit. In inszenierten Laborbereichen lernt man einzelne Forschungsmethoden kennen. Neben Röntgenanalytik und Computertomografie werden auch 3-D-Oberflächenscanning, Paläopathologie, physische Anthropologie sowie Traumatologie vorgestellt, die zusammen faszinierende Einblicke in das Innere einer Mumie gewähren. So wird für alle Zeiten deren Geheimnis enthüllt, bevor sie als mögliches Brandopfer in der Urne landen.
Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr, Eintritt: 13,50 Euro. Begleitend zur Ausstellung findet vom 11. bis 12. Oktober das Symposium „Unsterblichkeit – Traum oder Trauma?“ statt. Internet: www.rem-mannheim.de