28.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.09.18 / Der Generalissimus als Ehemann / Albrecht von Wallenstein ist als genialer Feldherr, brillanter Ökonom und cleverer Politiker bekannt, aber er war noch mehr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-18 vom 21. September 2018

Der Generalissimus als Ehemann
Albrecht von Wallenstein ist als genialer Feldherr, brillanter Ökonom und cleverer Politiker bekannt, aber er war noch mehr
Sibylle Luise Binder

Vor 400 Jahren beging Albrecht von Wallenstein erstmals seinen Geburtstag im Dreißigjährigen Krieg. Wohl kein anderer Name ist mit diesem Krieg im kollektiven Gedächtnis derart verbunden wie der seine. Im Dreißigjährigen Krieg, dieser Urka­ta­strophe der europäischen Geschichte im Allgemeinen und der deutschen im Besonderen machte er Karriere. Der vor 435 Jahren, am 24. September 1583, in Hermanitz an der Elbe geborene Böhme brachte es bis zum Herzog von Friedland und Sagan, Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Graf von Schwerin, Herr von Rostock, Herr von Stargard sowie zum Generalissimus der kaiserlichen Armee. Dass er Karriere machen würde, und das auch noch auf Seiten der Katholiken, war angesichts seiner Herkunft nicht zu erwarten gewesen. 

Denn Wallenstein, der eigentlich Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein hieß, war zwar von Adel, entstammte aber einer protestantischen Familie mit einer vergleichsweise kleinen Grundherrschaft. Der Vater starb früh, und bald folgte seine Mutter ihrem Manne. Im zwölften Lebensjahr wurde Wallenstein Vollwaise. Sein Onkel wurde sein Vormund und ließ ihn zusammen mit dem eigenen Sohn ausbilden. An der protestantischen Akademie in Altdorf fiel er das erste Mal auf: Er wurde der Schule verwiesen, weil er einen Diener halb tot geprügelt hatte.

Sonst fiel er nicht weiter auf. Er unternahm die für junge Herren seines Standes übliche Reise nach Italien, studierte in Padua und Bologna, wurde Schildknappe beim Markgrafen von Burgau in Schloss Ambras – und trat dort zum Katholizismus über.

Ein Katholik, der Regens des Jesuitenkonvikts in Olmütz Veit Pachta, war es denn auch, der seine 1609 geschlossene erste Ehe mit der Witwe Lukrezia Nekesch von Landek vermittelte. Der Jesuit wollte damit verhindern, dass Lukrezia und damit auch ihr bemerkenswertes Vermögen in die Hände eines Protestanten fiel. Wallenstein verwaltete dieses Vermögen klug. So erwarb er damit riesigen Grundbesitz aus vom katholischen Landesherrn eingezogenen protestantischen Gütern. Wallenstein soll seine unwesentlich ältere erste Ehefrau – so die Aussagen von Zeitgenossen – mit Anstand und Galanterie behandelt haben. Als sie 1614 starb, ließ er sie mit großem Pomp in der Wallfahrtskirche von Stiep beisetzen und stiftete dazu noch ein Kartäuserkloster.

Auch Wallensteins zweite Ehefrau war eine gute Partie. Die bei der Eheschließung 1623 erst 22 Jahre alte Maria Elisabeth, genannt „Isabella“, Gräfin von Harrach, galt nicht nur als „anmuthig“, jung, hübsch, intelligent und gebildet, sondern war auch eine Tochter des kaiserlichen Ministers, Mitgliedes des Hofkriegsrates und Grafen Karl von Harrach zu Rohrau. Als das Paar 1623 heiratete, war da wohl schon eine ganze Menge Sympathie und die vertiefte sich. Wallenstein benahm sich seiner jungen Frau gegenüber keineswegs wie ein Landsknecht, im Gegenteil. Die Rechnungsbücher aus dieser Zeit zeigen, dass er sie mit allem verwöhnte, was für Geld zu haben war.

Von Liebe zeugt auch der Briefwechsel zwischen den beiden, der uns den vorgeblich so kühlen Mann in einem ganz anderen Licht zeigt. In seinem vierten Lebensjahrzehnt war er offenkundig ein Mann, der in einer jungen Frau Liebe erwecken konnte. Und mehr noch: Er schien ebenfalls zur Liebe fähig zu sein. In seinen Briefen an sie spricht er davon, wie sehr er sie vermisst und sorgt sich um sie und die Kinder, die ihrer Ehe entsprangen. Er war glücklich und stolz wegen des Söhnchens und betrauerte es sehr, als es starb. Dafür war dann die nach seiner Frau getaufte Tochter Maria Elisabeth sein Augenstern, er fragte in jedem Brief nach ihr, wollte immer wissen, wie sie sich entwickelte und womit sie sich beschäftigte, und man merkt, dass sie ihm sehr am Herzen lag. 

Isabellas Briefe haben etwas Rührendes. Sie sorgte sich um ihren Ehemann, wenn er wieder krank war und malte aus, was sie tun würde, wenn sie nur bei ihm sein könnte. Sie würde „fleißig bei ihm sitzen“ und ihn trösten und umkümmern, und dann würde es ihm bestimmt bald besser gehen. Und Umschläge solle er machen und sich schonen. Sie bete jeden Abend für ihn, und dass er bald zu ihr zurück komme.

Leider hat sie nicht lange Gelegenheit gehabt, ihm ihre Liebe zu zeigen. Bereits ein gutes Jahrzehnt nach der Vermählung, am 25. Februar 1634, starb er in Eger durch die Hand kaisertreuer Offiziere, nachdem er dem Kaiser zu mächtig und bei diesem in Ungnade gefallen war.

Für Isabell und die kleine Maria Elisabeth begann eine schwere Zeit. Man hatte Wallenstein wegen „Verrats“ seine Titel und Güter abgenommen, nun verschleppte man Isabellas Erbforderungen. Erst als sie verarmt, verschuldet und resigniert war, wurden ihr zweieinhalb Jahre nach dem Tod des Gatten „aus christlicher Milde“ die Herrschaften Neuschloß und Böhmisch-Leipa zuerkannt, wo sie dann noch eineinhalb Jahrzehnte lebte. Sie ging keine weitere Ehe ein. Ihre Tochter heiratete Rudolf Freiherr von Kaunitz, doch ist über weitere Nachfahren des Aufsteigers Wallenstein nichts bekannt.