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26.10.18 / Runder Tisch für Köthen / Anhaltischer Kirchenpräsident sieht keine Alternative zum Gespräch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-18 vom 26. Oktober 2018

Runder Tisch für Köthen
Anhaltischer Kirchenpräsident sieht keine Alternative zum Gespräch
Bodo Bost

Der Tod eines 22-jährigen Deutschen, der den Streit zwischen zwei afghanischen Asylsuchern schlichten wollte, hat die Menschen in der anhaltischen Kleinstadt Köthen nachhaltig verunsichert. Teile der Bürgerschaft hatten sich in die Trauermärsche eingereiht. Der bislang ungeklärte Tod des Deutschen hat die Stadtgesellschaft polarisiert, zwischen den Immigrationskritikern und den Immigrationsbefürwortern, zwischen den Globalisierungsbefürwortern und den Globalisierungskritikern. 

Im Zusammenhang mit den Ereignissen in Köthen hat jetzt der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig zu einem respektvollen Umgang der Menschen miteinander aufgerufen. In einem Kommentar für die in Weimar erscheinende „Mitteldeutsche Kirchenzeitung“ schreibt er: „Die tiefgreifende Spaltung in der Gesellschaft ist vermutlich zu lange unterschätzt worden.“ Um diese Spaltung zu überwinden, schlägt Liebig, der auch Vorsitzender des Evangelischen Presseverbandes in Mitteldeutschland (EPVM) ist, vor, Runde Tische wie zur Zeit der sogenannten Wende in der Stadt Köthen wiederzubeleben, damit die Menschen wieder ins Gespräch kämen. Die Evangelische Landeskirche Anhalt ist mit etwa 32000 Gemeindemitgliedern die kleinste Landeskirche Deutschlands.

 Es gebe keine Alternative zum Gespräch, unterstreicht der im niedersächsischen Hildesheim geborene Kirchenpräsident. Er ist auch der evangelische Kirchenvertreter im Petersburger Dialog, einer Plattform, die auf Verständigung zwischen Russland und Deutschland setzt. Kritiker halten das Angebot des Kirchenpräsidenten jedoch nicht ganz zu Unrecht für naiv. 

Während der „Wende“, als politische Strukturen weggebrochen sind und ein politisches Vakuum entstand, konnten Gespräche Probleme lösen. Heute bestehen jedoch demokratische politische Strukturen und es gibt Verantwortlichkeiten in Politik und Gesellschaft, welche die Rahmenbedingungen bilden. Mit diesen können die praktischen Probleme gelöst werden, wenn die Verantwortlichen ihre Verantwortung ernst nehmen. Das Problem ist jedoch, dass bei der Masseneinwanderung die Politik versagt und die Menschen vor Ort allein gelassen hat. In einigen Orten der einstigen DDR, das sollte ein Kirchenpräsident wissen, ist heute dank der ungesteuerten Massenzuwanderung aus muslimischen Ländern der Islam und keine christliche Konfession mehr die stärkste organsierte religiöse Gruppe. Deren Integrationsbereitschaft wird auch durch Runde Tische nicht gesteigert. Deshalb stößt das Konzept der Runden Tische innerhalb der Köthener Bürgerschaft auf keine große Gegenliebe. Es gilt der bekannte Spruch, „wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründ ich einen Arbeitskreis“. 

Viele Einwohner in Köthen erinnern sich noch an die Runden Tische während der „Wende“. Damals wurde auch viel versprochen und danach hat sich die Politik des Stärkeren doch durchgesetzt, und es wurden keine Rück­sichten auf die Gespräche am Runden Tisch und die Gegebenheiten vor Ort, wie die Arbeitsplätze, genommen. Deshalb sitzen die Wunden der vergangenen 30 Jahre immer noch tief.