100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg richtet sich der Blick nach Danzig. Der Versailler Vertrag, der Danzig zur Freien Stadt erklärt hat, und der polnische Korridor, der dazu führte, dass auf der Danziger Westerplatte der Zweite Weltkrieg begann, rückten die Stadt in den Mittelpunkt der Weltpolitik.
Vergessen werden sollte darüber hinaus nicht, dass Danzig auch Weltliteratur hervorgebracht hat. Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass stammte von hier. In Danzig lebte und wirkte der Barockdichter Martin Opitz, E. T. A. Hoffmann schrieb eine Erzählung um Danzigs Wahrzeichen, den Artushof, und auch Rainer Maria Rilke dichtete etwas über seinen Aufenthalt in Danzig im Jahr 1899. Und kurz vor Weihnachten sei daran erinnert, dass der Schöpfer von „O du fröhliche“, Johannes Daniel Falk, vor 250 Jahren, nämlich am 28. Oktober 1768, in Danzig geboren wurde.
Allen diesen Persönlichkeiten begegnet man auf Schritt und Tritt in Peter Oliver Loews „LiterarischemReiseführer Danzig“, der jetzt in aktualisierter und erweiterter Ausgabe erschienen ist. Im Prinzip hat Grass mit seinem Erzählwerk bereits einen ewigen Reiseführer über die Stadt geschrieben. In Loews Stadtrundgang wird daher Grass gefühlt auf jeder zweiten Seite zitiert. Dabei überführt er den Literaten eines Fehlers in der „Blechtrommel“: „Merken Sie etwas? Ja richtig, wenn Sie die Heilige-Geist-Gasse hinaufblicken, sehen Sie zwar das Backsteingebirge der Marienkirche, aber eben nicht am Ende dieser Gasse, sondern links über den Häusern aufragend.“
Mit diesem detaillierten Reiseführer in der Hand kommt man in Danzig nur langsam voran. Aber das ist gut so. Man soll sich Zeit dafür nehmen. Es lohnt sich.H. Tews
Peter Oliver Loew: „Literarischer Reiseführer Danzig. Acht Spaziergänge“, 2. aktualisierte und erweiterte Ausgabe mit zahlreichen Karten, Abbildungen und einer Zeittafel, Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2018, broschiert, 408 Seiten, 19,80 Euro