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21.12.18 / Tummelplatz für »Gotteskrieger« / Neuer Dschihad in Mosambik – Einem der christlichsten Staaten Afrikas droht islamistischer Terror

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-18 vom 21. Dezember 2018

Tummelplatz für »Gotteskrieger«
Neuer Dschihad in Mosambik – Einem der christlichsten Staaten Afrikas droht islamistischer Terror
Bodo Bost

Radikal islamische Kämpfer terrorisieren den Norden von Mosambik. Nach dem Fund der weltweit viertgrößten Gasreserven richten die „Gotteskrieger“ in der Region immer mehr Massaker an.

Zwölf Menschen, vor allem Frauen und Kinder, sind am 23. November im Norden von Mosambik, im Grenzdistrikt Nagane in der Provinz Cabo Delgado, bei einem mutmaßlich islamischen Anschlag auf grausame Art getötet worden. Seitdem sind Tausende Menschen aus der Region auf der Flucht ins benachbarte Tansania. 

Schon seit einem Jahr terrorisieren radikale Moslems in Cabo Delgado die Bevölkerung. Die Rebellion fällt zusammen mit der Entdeckung und Ausbeutung von vielversprechenden Gasvorkommen vor der Küste der Provinz. Der Angriff ist die dritte Aktion dieser Art in der Region innerhalb eines Monats. 

Die Attacken haben sich verstärkt, seit fast 200 Terror-Verdächtige in Verbindung mit den Anschlägen in der Region in der Provinzhauptstadt Pemba vor Gericht stehen. Unter ihnen sind neben Einheimischen auch Tansanier, Somalier und Kenianer. Vor allem die Anwesenheit von Somaliern lässt befürchten, dass das Modell der Al Shabab, die seit 

20 Jahren die Bundesrepublik Somalia in die Islamsteinzeit zu­rückführen will, jetzt auch in Mosambik angekommen ist.

Eigentlich gehört Mosambik wie auch Zentralafrika zu den christlichsten Ländern des Kontinents. Bis zu 90 Prozent der Bevölkerung in diesem vor fast 

500 Jahren von Portugal kolonisierten Land gehören christlichen Kirchen an. Trotzdem häufen sich jetzt im äußersten Norden des Landes, im Grenzgebiet zu Tansania, islamistische Überfälle mit Massakern nach IS-Art.

Vor allem die Provinz Cabo Delgado ist Ziel des neuesten radikalislamischen Gotteskriegs, des Dschihads, in Afrika. Mehr als 100 Menschen haben bereits dabei den Tod gefunden. 

Mosambik wird gemeinhin nicht mit „Gotteskriegern“ in Verbindung gebracht, sondern eher mit dem langen Konflikt mit der Kolonialmacht Portugal, die 1975 abgezogen ist. Diesem Konflikt folgte eine jahrzehntelange Konfrontation zwischen der siegreichen ehemals sozialistischen Befreiungsbewegung Frelimo (Mosambikanische Befreiungsfront) und der ehemaligen Anti-Frelimo-Guerilla Renamo (Mosambikanischer Nationaler Widerstand). 

Dieser Konflikt hatte erst vor einigen Jahren mithilfe der römischen Friedensbewegung San Egidio ein Ende gefunden. Anfang Mai starb der historische Renamo-Führer Afonso Dhlakama, kurz nach einer Einigung mit der Regierung auf eine Verfassungsreform zur Dezentralisierung des riesigen Landes.

Aktuell ist eine Sekte namens Ahlu Sunnah Wa-Jamâ für die blutigen Überfälle im Norden des Landes verantwortlich. Erstmals trat Ahlu Sunnah Wa-Jamâ, was so viel wie „Anhänger der Tradition und der Gemeinschaft“ bedeutet, im Jahr 2015 in Erscheinung. Ihre Mitglieder wollen das Scharia-Recht in Mosambik einführen, wo nur zehn Prozent der Bevölkerung muslimisch sind. 

Die Zahl der Sektenmitglieder, die meist lange Bärte tragen, wird auf 1500 geschätzt. Sie lehnen wie Boko Haram in Nigeria die Staatsmacht ab und fordern die Bevölkerung auf, westliche Bildung und Krankenhäuser zu meiden. Über die Verbindung zu anderen Extremistengruppen herrscht Rätselraten. Weder die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) noch al-Kaida haben sich bislang zu der Gruppe geäußert. 

Im Oktober 2017 besetzten Islamisten zwei Tage lang die Stadt Mocìmboa in der Provinz Cabo Delgado und verwickelte die Polizei in heftige Kämpfe mit 17 Toten. In Mocìmboa liegt die Kernzelle des Aufstandes. Beobachter vermuten, dass sich die Gruppe junger und radikaler Moslems im Norden des Landes aus Protest gegen die Korruption der örtlichen Behörden bei der Vergabe öffentlicher Aufträge bei den Erdgasfunden vor der Küste gegründet hatte. Unterstützt und vielleicht gesteuert wird der Aufstand vor allem von Islamisten aus Somalia, Tansania und Kenia. 

Mosambiks Norden gehörte vor der Kolonisierung durch Portugal zum arabischen Händlerreich Sansibar/Pemba, das Ostafrika über den Indischen Ozean mit Oman auf der Arabischen Halbinsel verband und den Sklavenhandel im Indischen Ozean jahrhundertelang kontrollierte. Erst durch die deutsche Kolonie Ostafrika wurde der Einfluss arabischer Händler seit 1885 endgültig gebrochen. Sansibar gehört heute zu Tansania, aber die gesellschaftlichen und familiären Verbindungen entlang der Küste des Indischen Ozeans sind bis hinunter nach Pemba islamisch dominiert geblieben.

Durch radikale kenianische und somalische Prediger, die im Sudan oder Saudi-Arabien ausgebildet wurden, kam der früher in Ostafrika nicht heimische radikale Islam bis nach Tansania, die Komoren und eben auch nach Mosambik. Über den Indischen Ozean, der zum Teil immer noch von radikalislamische Piraten beherrscht wird, kamen Mosambikaner nach Somalia und Kenia, diese bilden jetzt den Kern der neuen Terrortruppe. 

Viele junge Mosambikaner versprechen sich von den radikalen Moslems materielle Vorteile wie etwa Stipendien für das Studium zum Beispiel an der „Africa International University“ im Sudan. Diese Stipendien werden in der Regel über die neuen Moscheen vergeben. Bei diesen Studien handelt es sich jedoch um nichts anderes als um raikalislamische Lehren, die vor allem von Saudi-Arabien finanziert werden. Ein Szenario, das aus einem Dutzend anderer Länder Afrikas bereits bekannt ist.