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11.01.19 / Hexenjagd auf Skiern / In der Schweizer Belalp wird ein Volksfest in den Schnee gezaubert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-19 vom 11. Januar 2019

Hexenjagd auf Skiern
In der Schweizer Belalp wird ein Volksfest in den Schnee gezaubert
Andreas Guballa

Die Belalp ist eigentlich ein verwunschenes Skigebiet im Schweizer Kanton Wallis ohne viel Rummel oder Remmidemmi, auf 2094 Metern über dem Bergdorf Blatten bei Brig gelegen und nur per Seilbahn erreichbar. Doch einmal im Jahr verwandeln sich die rund 60 Kilometer Pisten zum Hexenkessel. Dann heißt es: „D’Häx isch los!“ – Die Hexe ist los! 

Für das vom 12. bis 19. Januar  andauernde Hexenrennen tauschen die Skifahrer ihre Thermoklamotten gegen wallende Ge­wänder, tragen statt der sonst üblichen Sonnenbrillen furchterregende Masken und stellen die Skistöcke in die Ecke, um sich stattdessen mit einem Reisigbesen auszurüsten. Es ist ihre moderne Interpretation einer alten Walliser Sage um die Belalp-Hexe. Am Fuße des Aletschgletschers feiern hunderte ambitionierte Rennfahrer und ebenso viele fantasievoll verkleidete Furien ein riesiges Volksfest auf Skiern. 

Über zwölf Kilometer mit einer Höhendifferenz von 1800 Metern führt die Strecke vom Hohstock hinunter nach Blatten. Ambitionierte Rennfahrer kämpfen bei der rasanten Abfahrt um jede Hundertstelsekunde. Gemütlichkeit hingegen prägt das Rennen der Hexengruppen. Seltsame Ge­stalten in bunten Fetzen sowie mit  grünen Köpfen und krummen Nasen schwingen sich kreischend die Hänge hinunter. Die meisten Hexen brauchen Stunden für die lange Abfahrt. Denn entlang der Rennstrecke gibt es Fondue in Kupferkesseln oder Glühwein aus Feuerschalen. Das hält auf.

Was den Rennfahrern ihre Rennzeit, ist den Hexen ihre Kostümierung: Es wird mit den anderen Teilnehmern gewetteifert und verglichen. Wer hat das schönste Hexenkleid? Wer das witzigste Thema? Wer die originellste Umsetzung? Um die phantasievollen Anstrengungen der Teilnehmer zu würdigen, werden 15 Hexengruppen mit einem Sonderpreis für ihre Kostümierung geehrt. Diese Gruppen werden von einer Jury nach bestimmten Kriterien be­wertet. 

Gefahren wird in verschiedenen Kategorien, auch „Hexenkids“ und echte Könner sind dabei. Übrigens, außer bei den Profis, wird „Rennen“ hier sehr frei interpretiert. Die Strecke ist nicht einmal abgesperrt, sodass jeder Skifahrer zwischen den wilden Gestalten zu Tal wedeln kann.

Das Ziel aller Hexen befindet sich in der „Chiematta“ unter der Bergstation der Gondelbahn auf der Belalp. Nach Erholung und Après-Ski geht es in der Dunkelheit mit Stirnlampe zum „Sternenschlitteln“ auf die sieben Kilometer lange Rodelstrecke hinunter nach Blatten. Vielleicht trifft man unterwegs noch eine verirrte Hexe.


Internet: www.belalphexe.ch