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18.01.19 / Putin zeigt Kante in Königsberg / Zeichen an die Nachbarn: Flüssiggasterminal macht die Region unabhängig von Transitländern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-19 vom 18. Januar 2019

Putin zeigt Kante in Königsberg
Zeichen an die Nachbarn: Flüssiggasterminal macht die Region unabhängig von Transitländern
M. Rosenthal-Kappi

An 8. Januar wurde im Königsberger Gebiet im Beisein von Präsident Wladimir Putin ein Flüssiggasterminal eröffnet. Damit soll die Region von Transitlieferungen via Litauen unabhängig werden.

Für einige Stunden war das Königsberger Gebiet am 8. Januar komplett von der Gaspipeline „Minsk–Vilnius–Kaunas–Kaliningrad“ abgetrennt, nämlich genau für den Zeitraum, in dem unter Beisein Wladimir Putins die Funktionsfähigkeit des neuen Flüssiggasterminals demonstriert wurde. Wie Putin erklärte, soll die Exklave damit unabhängiger von Transitländern werden, die Russland feindlich gesonnen seien.

Deshalb wurde das Flüssiggas- Projekt ins Leben gerufen, bei dem der Tanker „Marschall Wassiljewskij“ flüssiges Erdgas (Liquid Natural Gas/LNG) über See liefert, das dann wieder in Gas umgewandelt wird. Vor der Ostseeküste wurde für diesen Zweck ein fünf Kilometer langer Ponton als Anlandestelle für das flüssige Gas gebaut, von wo aus der Rohstoff in das Leitungssystem von Königsberg eingespeist wird. Bisher wurde das Gebiet lediglich über die Gaspipeline „Minsk–Vilnius–Kaunas–Kaliningrad“ versorgt, die durch Litauen und Weißrussland verläuft.

Über das neue Terminal sollen jährlich 3,7 Milliarden Kubikmeter Gas transportiert werden. So können sowohl der derzeitige Bedarf im Gebiet als auch ein möglicher höherer Bedarf in der Zukunft gedeckt werden. Damit reagiert Russland auf ähnliche Anlagen in den benachbarten Ostsee-Anrainer-Staaten Polen und Litauen, die diese zuvor schon gebaut hatten, um wiederum unabhängig von russischen Gaslieferungen zu sein. Putin räumte ein, dass Flüssiggaslieferungen zwar  teurer seien als die durch Pipelines, aber die Nachbarn, Litauen voran, hätten bei den Transitgebühren ständig an der Preisschraube gedreht. Die Umgehung der Lieferroute mache Russland unabhängig von Monopol-Preisen für den Transit, sagte auch Rustam Tankajew, Mitglied des Komitees für Energetische Strategie der russischen Handelskammer.

Die geostrategische Lage der Königsberger Oblast zwischen Litauen und Polen, die nirgends eine gemeinsame Grenze mit Russland hat, wird in der Energieversorgung deutlich. Lieferungen durch Drittländer sind unumgänglich, womit die Versorgungssicherheit auch von den zwischenstaatlichen Beziehungen abhängt. Litauen verhält sich aus russischer Sicht nicht freundschaftlich. Nach dem Vorfall mit den ukrainischen Seeleuten in der Straße von Kertsch rief die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite die EU dazu auf, die Wirtschaftssanktionen gegen Russland auszuweiten und NATO-Schiffe ins Schwarze Meer zu schicken. Ständig erschrecke sie die Welt mit einer „russischen Invasion“, da die russische Armee an der Grenze zum Baltikum und Polen „zehnmal so viele Kräfte habe wie die NATO“. Tatsächlich torpediert Litauen wie auch Polen den Bau der Pipeline „Nord Stream 2“. 

Mit dem Bau des Flüssigterminals sendet Moskau nicht nur ein Signal an die Nachbarn Litauen und Polen, sondern auch an Weißrussland. Zum Jahresende hatten sich zudem die russisch-weißrussischen Beziehungen abgekühlt, als Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko die russische Regierung beschuldigte, mit Steuertricks die Preise für Gaslieferungen nach Weißrussland erhöhen zu wollen. Kurz vor dem Jahreswechsel war Lukaschenko nach Moskau gereist, um über neue Preisnachlässe zu verhandeln. Der Kreml wollte sich jedoch nicht vom kleinen Bruder erpressen lassen. So musste Lukaschenko mit leeren Händen nach Minsk zurückkehren.

Während der Eröffnungszeremonie des Gasterminals war der Eindruck entstanden, als wolle Russland sich komplett von der Pipeline „Minsk–Vilnius–Kaunas–Kaliningrad“ verabschieden. Diesen Gerüchten widersprach Gouverneur Anton Alichanow. Er sagte, dass die Pipeline an diesem Tag abgeschaltet wurde, habe lediglich Demonstrationszwecken gedient. Die Lieferung über die Pipeline werde auch künftig fortgesetzt. In erster Linie gehe es um die Versorgungssicherheit des Königsberger Gebiets. Es gehe schlicht und einfach um Reserven. Zum Beispiel sei das unterirdische Gaslager, das ebenfalls eingerichtet wurde, von höchster Bedeutung für die Region. Es hat eine Kapazität von 174 Millionen Kubikmetern, die bis zum Jahr 2024 auf 800 Millionen Kubikmeter mit Hinblick auf die industrielle Entwicklung der Region erweitert werden soll.