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08.02.19 / Senioren im Visier / Experten wollen Älteren die Fahrerlaubnis einschränken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-19 vom 08. Februar 2019

Senioren im Visier
Experten wollen Älteren die Fahrerlaubnis einschränken
Frank Bücker

Der Ehemann von Großbritanniens Königin Elisabeth II., Prinz Philip, ist 97 Jahre alt und wurde als Autofahrer in kurzer Zeit zweimal auffällig. Zunächst verursachte der        royale Senior einen Unfall mit Blechschaden, zwei Tage später hielt ihn die Polizei an, weil er nicht angeschnallt war. Sind ältere Fahrer per se gefährlicher als der Durchschnitt? 

Die Zahlen geben das nicht her: 2014 machten ältere Menschen ab 65 Jahren in Deutschland zwar 20,8 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, waren aber nur zu 12,6 Prozent an Unfällen beteiligt. Natürlich kann auch diese Zahl interpretiert werden. Anderseits waren 2015 zwei Drittel der Unfallbeteiligten über 64 Jahre alt. 

ADAC-Angaben zufolge besitzen in Deutschland etwa 1,7 Millionen Menschen im Altern von 75 bis 84 Jahren ein Auto. In Berlin gibt es 363871 Führerscheininhaber über 70 Jahre. Der damalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte sich seinerzeit in die Debatte eingeschaltet und Zwangsmaßnahmen als Altersdiskriminierung verworfen. 

Vorfälle wie der von Prinz Philip werden von Befürwortern genereller Einschränkungen des motorisierten Individualverkehrs angeführt, um ihre Auffassungen in die Öffentlichkeit zu bringen. Egon Stephan von der Universität Köln, Leiter der „Obergutachterstelle des Landes NRW zur Beurteilung der Kraftfahreignung“, spricht sich bei Bedarf für örtliche oder zeitliche Einschränkungen der Fahrerlaubnis aus. Für Senioren jedenfalls, die durch Unsicherheiten am Steuer aufgefallen seien. 

Als „Unsicherheit“ kann beispielsweise „zu langsames Fahren“ herangezogen werden. Der Berliner Verkehrspsychologe Helmuth Thielebeule hat sich nun in die neue Debatte eingeschaltet. Er fordert „Fürsorgepflicht“ der Familienmitglieder und Beratung. „Wenn Sie einschätzen, dass Sie bei den Großeltern im Auto nicht mehr sicher sind, müssen sie es unterbinden.“ 

Beratung? Thielebeule hat eine Beratungsfirma. Dort können sie „alles“ machen lassen – für ein Honorar von 80 Euro je Stunde. Eine Berliner Boulevardzeitung präsentiert denn auch eine lange Latte von empörten Senioren, die ihren Führerschein nicht abgeben wollen. Thielebeule aber besteht auf seinem Standpunkt: „Die meisten Senioren wollen den Punkt, an dem ihre Fahrtauglichkeit nachlässt, nicht zur Kenntnis nehmen.“