Jacek Kurski, Vorsitzender des öffentlich-rechtlichen polnischen Senders TVP und Szymon Szynkowski vel Sek, der stellvertretende polnische Außenminister, haben am 21. März in Warschau ein Abkommen über die Gründung des TV-Kanals „TVP Wilna“ unterzeichnet. Das polnischsprachige Programm für die starke polnische Minderheit in der litauischen Hauptstadt und ihrem Umland soll im Mai starten.
„Eine enge Verbindung mit Polen im Ausland gehört zu den Aufgaben eines öffentlich-rechtlichen Senders“, betont Kurski in einer Pressekonferenz. Der Zugang zum polnischen Fernsehen sei vielen Polen in Litauen nicht genug: „Sie sind keine polnische Minderheit, keine Polonia. Es sind Polen, die immer schon dort gelebt haben, und sie befinden sich allein durch die Grenzverschiebung innerhalb von Territorien oder Grenzen anderer Staaten. Sie sind dort, wo sie immer waren“, erläutert TVP-Chef Kurski. Ein polnischer Sender habe nationale Pflichten zu erfüllen. „Das heißt, dass wir ein Medium der nationalen Identität sind und die polnische Gemeinschaft zu unterstützen haben. Und dazu gehört die Verbindung zu Polen im Ausland“.
Für Außenminister Szynkowski vel Sek stellt der Kanal „TVP Wilna“ ein mediales Gegengewicht zu den russischen Medien dar, die in ihrem Interessengebiet wirken. „Es ist der nächste Schritt in der Präsentation des polnischen Standpunktes in der Welt“, so Szynkowski vel Sek. Bislang betreibt der polnische Staat bereits den Sender Bielsa, einen ebenfalls in Polen stationierten Fernsehsender für Zuschauer in Weißrussland, und seit Kurzem auch „Focus on Poland“, eine englischsprachige Nachrichtensendung von TVP Polonia.
In Litauen leben etwa 150000 Polen, in Weißrussland sogar bis zu 1,2 Millionen in einem Gebiet, das einst das Hinterland Wilnas im polnisch-litauischen Staat sowie später im Zwischenkriegspolen bildete.
Die Ankündigung des Ausbaus der medialen Präsenz für seine Minderheit fällt just in die Zeit, in der auch das mediale Gewicht der deutlich größeren deutschen Volksgruppe in Polen gegenüber der polnischen Volksgruppe in Litauen weiter schwindet. Während Polen die Verbindung mit seinen Landsleuten im Ausland stärkt, kürzt Deutschland die finanzielle Unterstützung der Deutschen in Polen um 25 Prozent, was auch weiter auf die ohnehin schon dürftige Präsenz deutschsprachiger Sendefenster in polnischen Medien oder die ebenfalls dem Zentralverband der deutschen Minderheit angegliederte Zeitung „Wochenblatt.pl“ durchschlagen könnte.
In einem öffentlichen Brief beklagt der Vorsitzende des Deutschen Freundschaftskreises im niederschlesischen Glatz, Horst Ulbricht, die am 13. Februar angekündigte Mittelkürzungen für die Deutschen Minderheit in Polen. Ulbricht fragt: Wer „hat sich diese Provokation nur ausgedacht? Es ist eine Beleidigung unserer ehrenamtlichen Arbeit im Ausland, um unsere deutsche Gesellschaft hier zusammenzuhalten und die Verständigung zwischen den Völkern zu fördern.“ Zudem würden die Anträge von Jahr zu Jahr immer komplizierter – allein durch die erzwungene Zweisprachigkeit in der Einreichung. „Viele ältere Vorsitzende beherrschen die extra komplizierte Verfahrensweise nicht mehr. Gerade Diasporagruppen wie in Glatz hätten kaum noch Möglichkeiten, ihre Projekte gefördert zu bekommen, während sich große Verbände wie in Oppeln bezahlte Buchhalter leisten. „Bemerkt unser Außenminister nicht, dass man die Wähler von Landsmannschaften und deutscher Minderheit im Ausland in die Arme der AfD treibt?“, fragt Ulbricht. Einerseits würde er sich distanzieren wollen, „aber wie reagiert das Volk nach dem Umbau zu einem Vielvölkerstaat?“