Um den Abbau wie Abtransport lateinamerikanischer Rohstoffe zu gewährleisten und bei der Bevölkerung wie den Regierungen der Region an Ansehen zu gewinnen, finanziert die Volksrepublik dort zahlreiche Infrastrukturprojekte. Dazu zählen die beiden Staudämme Condor Cliff und La Barrancosa im argentinischen Teil von Feuerland. Die sollen Strom für Buenos Aires und die anderen großen Städte im Norden, aber auch für in chinesischer Hand befindliche Kupferbergwerke erzeugen – das Vorhaben wird von Peking mit 4,7 Milliarden US-Dollar unterstützt.
Viel Geld steckt das Reich der Mitte zudem in die Verkehrswege und -anlagen Süd- und Mittelamerikas. So zum Beispiel in den Hafen von São Luís do Maranhão in Nordbrasilien. Dort liegt die Investitionssumme bei einer reichlichen halben Milliarde Dollar.
Das sind allerdings Peanuts im Vergleich zur geplanten Bahnstrecke vom brasilianischen Atlantik-Hafen Santos bei São Paulo zum peruanischen Hafen Ilo am Pazifik. Die 3755 Kilometer lange Südamerikanische Transkontinentalbahn (Corredor Ferroviario Bioceánico Central) soll rund 60 Milliarden Dollar kosten, wobei der Löwenanteil wiederum von China käme. Die Eisenbahnlinie würde auch durch Bolivien führen, an dessen strategisch wichtigen Lithiumvorkommen China wachsendes Interesse zeigt.
Als ein ähnlich ehrgeiziges Vorhaben gilt der Nicaragua-Kanal (El Gran Canal), der als Konkurrenz zu dem von den USA kontrollierten Panamakanal gedacht ist und dessen Bau weitere 50 Milliarden Dollar verschlingen dürfte. Die will das Hongkonger Konsortium HKND Group bereitstellen, um dann später den 278 Kilometer langen Kanal 100 Jahre lang in Eigenregie betreiben zu können.
Zwar gibt es einigen Widerstand gegen all diese Projekte – entweder aus Gründen des Umweltschutzes oder weil sie mit Enteignungen von Land verbunden sind –, aber die Proteste haben kaum Aussicht auf Erfolg. Dieses gilt umso mehr, wenn chinesisches Geld in Länder fließt, in denen autoritäre oder korrupte Regierungen herrschen.W.K.