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23.08.19 / Der satirische Wochenrückblick mit Klaus J. Groth / Die Schöne und das Biest / Wie die SPD in die Puschen kam und was die CDU-Vorsitzende nie sagen würde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-19 vom 23. August 2019

Der satirische Wochenrückblick mit Klaus J. Groth
Die Schöne und das Biest / Wie die SPD in die Puschen kam und was die CDU-Vorsitzende nie sagen würde

Wer ist denn darauf gekommen? Disney-Produktion wäre das zuzutrauen. Aber die produzieren familientauglich, ein bisschen gruselig darf es zwar schon sein, aber am Ende muss Cinderella Sternenstaub fliegen lassen. Oder so ähnlich. Jedenfalls muss es gut ausgehen. In Hollywood gibt es nur wenige Typen, die sich an eine Story mit Gesine Schwan und Ralf Stegner in den Hauptrollen heranwagen würden. Quentin Ta-rantino vielleicht. Bei dem dürfen auch garstige Typen mal siegen. Früher hätte der Stoff vielleicht Alfred Hitchcock als Vorlage für einen Gruselschocker gedient. Gefeiert und mit Auszeichnungen versehen sind beide. Aber ob die Regisseure sich an dieses Drehbuch gewagt hätten, das darf bezweifelt werden: Gesine Schwan und Ralf Stegner als das Traumpaar des SPD-Vorstandes! Das wäre doch wohl etwas zu hart gewesen. Obwohl, so ganz abwegig ist das doch gar nicht. Denken Sie nur mal an den herzergreifenden Film „Titanic“. Da sehen Sie Leonardo DiCaprio in die See schmachtend, unter Deck Kate Winslet, verloren an die Gewalten des baldigen Unterganges. Wenn das keine Vorlage ist! Und nun stellen Sie sich mal diese Situation im Film mit neuer Besetzung im SPD-Präsidium vor: Ralf Stegner schmachtend am Bug, die Arme weit ausgebreitet, bevor er mit Gesine Schwan untergeht.

Dabei ist Ralf Stegner nicht einmal erste Wahl für Gesine Schwan. Dieser Mehrfachtorpedo der SPD hatte sich vielmehr einen jungen Prinzen zur Seite gewünscht, Kevin Kühnert (verdächtig lange von dem nichts mehr gehört). Aber der Juso-Chef gab ihr einen Korb. Und selbst Genossen, denen sonst nichts suspekt ist, kam diese Liaison suspekt vor. Ralf Stegner, lange unterwegs bei Parship und anderen Kuppelprogrammen im Internet, griff beherzt zu, um der vereinsamten Gesine zu helfen. So ist er eben, der Ralf Stegner, er kann nicht anders. Immer vorn mit sozialistischem Gruß. Selbst wenn es sein letzter Schwanengesang sein sollte. Immerhin, den passenden Gesichtsausdruck zum Zustand seiner Partei hat Stegner bereits. Die Führung einer Partei per Twitter-Account müsste er auch nicht mehr üben. 

Aber man soll niemals den Mut verlieren, Rettung naht. Kaum hatte sich das Duo Stegner/Schwan an die Öffentlichkeit gewagt, da erwachten die Sozialdemokraten nach einer Schrecksekunde aus ihrer Schockstarre. Und das mit einer solchen Wucht, als schleudere ein Lahmer seine Krücken von sich. Gleich zwei Kandidaten aus der ersten Garnitur hoben den Finger: Ich will auch! Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius und Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Bis jetzt hatten sich auf diesen Rängen der Partei alle mucksmäuschenstill verhalten, getreu der Regel, wer sich bewegt, hat schon verloren. Damit ist es nun vorbei. Darum gebührt dem Duo Stegner/Schwan aufrichtiger Dank. Ohne ihren Auftritt lägen die jüngsten Bewerbungen wohl kaum auf dem Tisch. Ralf Stegner hat das sofort erkannt und deren Kandidaturen als Erfolg für sich reklamiert. Der steht ihm zu. Allerdings sollte er sich auch fragen, warum die neuen Kandidaten ihn und seine Partnerin unbedingt nicht hochkommen lassen wollen, warum sie die Rettung der Partei nur noch in der Flucht nach vorn sehen. Dorthin wollten sie ja bisher auf gar keinen Fall.

Eines aber kann ziemlich sicher vorausgesagt werden: Auf 100 Prozent kommt bei der Wahl keiner der Bewerber. Das war und ist vorerst einmalig, das bleibt dem, na, wie hieß er noch gleich, na, der aus Brüssel, nee, nicht Scholz, aber so ähnlich, jedenfalls dem bleiben die 100 Prozent vorbehalten. Das schafft sonst keiner. 

Jetzt muss Olaf Scholz unter den Genossinnen auf Brautschau gehen. Bleibt noch die Frage, ob die Sozialdemokraten mit dem Beschluss zur Doppelspitze die Zeichen der Zeit mutig genug erkannt haben. Warum muss eine Doppelspitze eigentlich unbedingt aus einer Frau und einem Mann gebildet werden? Könnten nicht auch zwei Frauen oder zwei Männer eine Doppelspitze bilden? Nur mal so gefragt. Da ergäben sich vollkommen neue Perspektiven. 

Na ja, soweit sind wir noch nicht ganz. Aber keine Sorge, das kommt schon noch. Auch wenn der Fortschritt eine Schnecke ist, irgendwann erreicht jede Schne-cke ihr Ziel. Vor vier Monaten 

bürstete der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, dieser grüne Sarrazin, mal wieder wider den Strich. Der Parteigrüne mäkelte an der jüngsten Werbekampagne der Deutschen Bundesbahn herum. Sie zeigt im Internet Reisende unterschiedlicher Hautfarbe. Palmer begründete seine Kritik so: „Welche Gesellschaft soll das abbilden? Menschen, die so aussehen, als hätten sie keinen Migrationshintergrund, sind bei den Bildern in der Minderheit.“ Der Bundesgeschäftsführer der Grünen belehrte Palmer prompt: „Die Bahn ist für alle da, und dass sie mit Vielfalt wirbt, begrüße ich. Es zeigt die gesellschaftliche Realität.“ Vielleicht ist diese Realität noch nicht ganz erreicht, aber es wird mit Fleiß daran gearbeitet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung griff jetzt die bunte Vielfalt in der Anzeige „Ich BAFÖG meine Zukunft“ auf. Gezeigt werden zwei junge Frauen und ein farbiger Mann. Burcu und Alina heißen die Frauen, Abib der Mann. Erneut wird die gesellschaftliche Realität der Vielfalt ins Bild gesetzt. Für Leser, denen die Namen Burcu und Abib noch nicht ganz geläufig sein sollten (man kann ja immer noch dazulernen), eine kleine Fortbildung. Der türkische Frauenname „Burcu“ bedeutet „Wohlgeruch“, „schöner Duft“. Der arabische Männername „Abib“ leitet sich vom „Ährenmonat“ ab. In der „gesellschaftlichen Realität“ finden sich diese Namen trotz ihres Wohlklanges allerdings noch eher etwas seltener. Eltern, die sich allein schon deshalb verdächtig machen, weil sie ihre Kinder gerne auf eine kostenpflichtige Privatschule schicken, suchen für den Nachwuchs andere Namen aus. Und Eltern, die die Privatschule nicht bezahlen können, suchen auch andere Namen aus. 2019 wurden Mädchen besonders häufig Emma, Mia, Hannah oder Hanna, Emilia und Lina genannt. Jungen dieses Jahrganges heißen Ben, Jonas, Paul, Henry oder Henri und Finn. Daraus lässt sich auch einiges zur „gesellschaftlichen Realität“ folgern. Irgendwie muss sie doch anders sein, als sie in der staatlichen Werbung vorzugsweise dargestellt wird.

Nein, Annegret Kramp-Karrenbauer hat nicht den Rausschmiss von Hans-Georg Maaßen aus der CDU gefordert. Überhaupt nicht. Wie kommen Sie denn auf sowas? Sie hat doch nur gesagt, dass es aus gutem Grund hohe Hürden gebe, jemanden aus einer Partei auszuschließen. Sie hat schließlich nicht gesagt, leider gebe es hohe Hürden. Und die CDU hat sie schon gar nicht erwähnt. Also bitte immer schön beim gesprochenen Wort bleiben. Dann hatte die CDU-Vorsitzende im nächsten Satz gesagt, sie sehe bei Herrn Maaßen keine Haltung, die ihn noch wirklich mit der CDU verbinde. Also auch da ist wieder nicht von einem Rausschmiss die Rede. Allenfalls ist das so zu verstehen: Maaßen kann doch gehen, wenn es ihm in der CDU nicht gefällt. Der aber denkt gar nicht daran. Offenbar halten andere in der CDU immer noch große Stücke auf ihn. Hätte sonst Sachsens Landtagspräsident Matthias Rößler den Verfassungsschützer im Ruhestand als Wahlkampfhelfer angefordert? Geht nicht das Gerücht, Maaßen werde Sachsens neuer Innenminister? Vielleicht können wir mit einer kleinen Formulierungshilfe Kramp-Karrenbauer aus der Patsche helfen. Heiner Geißler, seinerzeit CDU-Generalsekretär, hatte nach einer missglückten Äußerung in einem Interview, die aber leider mit einem Tonband aufgenommen und somit nicht zu bestreiten war, kurzerhand erklärt, es handele sich um eine an Verfälschung grenzende Fehlinterpretation. Das war noch hohe Schule des politischen Leugnens. Nicht diese lasche Verteidigung Kramp-Karrenbauers, sie habe nie den Parteiausschluss Maaßens gefordert. So sei das nicht gesagt worden. Um sich dann auf die Zunge zu beißen: Aber gemeint gewesen.