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13.09.19 / Ein Vorbild unabhängiger Forschung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-19 vom 13. September 2019

Ein Vorbild unabhängiger Forschung

Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt heißt der Jubilar mit vollem Namen. Einer seiner Taufpaten, nach dem er auch benannt wurde, war der preußische Kronprinz und spätere König Fried­rich Wilhelm II. Als sich Humboldt 1799 nach Südamerika aufmachte – sein Taufonkel war da schon zwei Jahre tot –, bekam er vom neuen König Fried­rich Wilhelm III. nur einen feuchtwarmen Händedruck mit auf die Reise. Seine guten Beziehungen zu Regenten – auch das spanische Königshaus stellte ihm lediglich einen Reisepass für dessen Kolonien aus – brachten ihm keine Sponsorengelder ein. Seine Forschungsreise finanzierte Humboldt vollständig aus dem reichen Erbe, das ihm nach dem Tod seiner vermögenden Eltern zur Verfügung stand.

Die Reise zehrte zwar sein Erbe auf, aber das hatte ihm dafür eine Unabhängigkeit als Forscher ermöglicht, von der heutige Wissenschaftler, die zumeist von Drittmitteln auch aus der Industrie abhängen, nur träumen können. Der gelernte Bergbauer Humboldt betrieb seine Feldstudien sogar am eigenen Leib, trank das indianische Pfeilgift Curare, setzte sich den elektrischen Stößen der Zitter­aale aus, paddelte wagemutig zwischen Krokodilen auf dem Orinoko und hielt bei seiner Besteigung des Chimborazo für 20 Jahre mit 5917 Metern den Höhenrekord als Bergsteiger. 

Seine Wissbegier machte nicht vor den Interessen Dritter halt. So kritisierte er offen den Sklavenhandel und den Raubbau der spanischen Kolonisten an der Natur. Daneben besaß er keine Berührungsängste gegen­über Gegnern der Kolonialreiche. Sein Treffen mit dem Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar war mit ein Grund, aus dem die Briten den Wunsch Humboldts verweigerten, den Himalaya zu erforschen. So viel Unabhängigkeitsgeist ist bei heutigen Wissenschaftlern undenkbar. Man sollte sich an Humboldt erinnern, wenn man erfahren will, wie nicht interessengeleitete Forschung geht.tws