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20.09.19 / Zitrone des Nordens / Die Dithmarscher feiern dieses Wochenende wieder ihre »Kohltage«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-19 vom 20. September 2019

Zitrone des Nordens
Die Dithmarscher feiern dieses Wochenende wieder ihre »Kohltage«
Andreas Guballa

Ein Reisender, der im September in Schleswig-Holstein über die Weiten der saftigen Marsch blickt, taucht ein in ein Meer voll praller Kohlköpfe. In Dithmarschen, dem größten zusammenhängenden Kohlanbaugebiet Europas, wachsen un­ter optimalen Wetterbedingungen und auf fruchtbaren Böden vielfältige Kohlarten. Auf einer Fläche von über 3000 Hektar werden über den für die Region typischen Weißkohl hinaus auch Rotkohl, Rosenkohl, Wirsing, Spitzkohl, Brokkoli und viele weitere Kohl­sorten angebaut. 

Jedes Jahr ernten die Dithmarscher gut 80 Millionen Kohlköpfe – quasi für jeden Bundesbürger einen. Wenn im September zur Huldigung des knackigen Feldgemüses die Dithmarscher Kohltage gefeiert werden, steht die ganze Region buchstäblich Kopf. Das kultige Erntefest zieht an diesem Wochenende wieder zahlreiche Besucher in die Region. Viele Veranstaltungen rund um das gesunde Gemüse verwandeln den Westküstenkreis eine Woche lang in ein riesiges Volksfest.

Dass Kohl zum Markenzeichen des Landstrichs werden konnte, ist vor allem dem Wesselburener Gärtner Eduard Lass zu verdanken. Er revolutionierte Ende des 19. Jahrhunderts den Gemüseanbau in Dithmarschen. Zu Beginn der 1890er Jahre lagen die Korn- und Viehpreise so niedrig, dass eine Alternative gefunden werden musste. Auch die Zuckerrübe galt damals als unrentables Gemüse. Somit begann Eduard Lass, mit dem Gemüseanbau zu experimentieren. 

Das führte schnell zu Erfolg: Durch die optimalen Bodenbedingungen und den ständigen leichten Wind, der als natürlicher Schädlingsbekämpfer agiert, konnte der Kohl prächtig heranwachsen und schon bald gewinnbringend angebaut werden. 

Durch den Kohl erlebte Dithmarschen eine Blütezeit, und viel Geld floss in die Region. In der alten Wesselburener Zucker­rübenfabrik entstand eine moderne Sauerkraut-Konserven-Fabrik. Von hier aus gelangte der Kohl nach ganz Europa. Heute befindet sich auf dem historischen Gelände das „KOHLosseum“, in welchem eine Ausstellung über den Anbau und die Verarbeitung des gesunden Gemüses gezeigt wird. 

Unter seinem englischen Namen „Kale“ ist Grünkohl mittlerweile international zum Trendgemüse aufgestiegen. Insbesondere in den USA erobert das vitaminreiche Gemüse die Küchen. Nicht nur in klassischen Gerichten, sondern in Salat, mariniert oder mit Pasta erfreut er sich dort großer Beliebtheit. Beim Genuss von Kohl wird der Körper mit reichlich Vitaminen und Mineralien versorgt. Bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe und andere Substanzen sollen sogar das Risiko für verschiedene Krebsarten senken. 

Das wertvolle Wintergemüse kann zudem helfen, den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel positiv zu beeinflussen und auf natürliche Weise für eine gute Verdauung zu sorgen. In der Naturheilkunde wird das Gemüse für seine antioxidative und entzündungshemmende Wirkung geschätzt und beispielsweise als Krautwickel oder Krautsalbe verwendet. Wegen seines hohen Mineralstoff- und Vitamingehalts bezeichnet man Kohl zudem auch als „Zitrone des Nordens“.


Das Programm der Dithmarscher Kohltage findet man im Internet: www.dithmarscher-kohltage.de