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04.10.19 / Handel mit Pseudo-Geld / Stuttgarter Börse macht umstrittene Cyberwährungen salonfähig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-19 vom 04. Oktober 2019

Handel mit Pseudo-Geld
Stuttgarter Börse macht umstrittene Cyberwährungen salonfähig
P.E.

Kryptowährungen wie Bitcoins gelten als die Zukunft des Geldwesens. Börsen-Experten waren lange Zeit skeptisch, doch nun ist der Handel an der Stuttgarter Börse gestartet. Mit der Anwendungssoftware Bison für die Währungen Bitcoin, Ethereum und Co. wagt sie jetzt den ersten Versuch. 

Die Internet-Homepage der BSDEX, des neuen Segments der Börse Stuttgart, enthält allerdings eine deutliche Warnung: „Kryptowährungen wie Bitcoin werden in einem globalen, dezentralen Rechnernetzwerk geschöpft und verwaltet. Sie unterliegen starken Preisschwankungen, sodass Anleger ein erhebliches Marktpreisrisiko tragen. Auch ein Totalverlust des investierten Kapitals ist bei einer Anlage in Kryptowährungen möglich.“

Und man ist auf Abgrenzung bedacht. Das Wort Börse wird im Zusammenhang mit dem Handel von Digitalwährungen vermieden. „Wir sind keine Börse. Dieser Begriff ist vom deutschen Recht klar definiert im Hinblick auf den Handel mit verschiedenen Arten von Wertpapieren wie Aktien“, sagt Dirk Sturz, Geschäftsführer der Stuttgarter Betreibergesellschaft. Kryptowährungen seien eine neue Anlageklasse. Bislang gebe es eigentlich nur Handels-plätze, an denen viele unterschiedliche Unternehmen in verschiedenen Ländern mitwirkten. 

Aktuell gibt es mehr als 2800 Cyberdevisen mit einem Gesamtkapital von rund 266 Milliarden US-Dollar, die bekannteste ist Bitcoin. Mit dem Bitcoin-Handel wurde in Stuttgart gestartet, weitere Cyberwährungen sollen nach und nach folgen. 2020 folgt dann die eigentliche Revolution: der Handel von sogenannten tokenisierten Wertpapieren. Dabei handelt es sich um die digitalisierte Abbildung eines (Vermögens-) Wertes inklusive der in diesem Wert enthaltenen Rechte und Pflichten sowie dessen hierdurch ermöglichte Übertragbarkeit.

Das können im Fall der Stuttgarter Börse Anleihen auf Block­chain-Basis sein, wie sie die Bundesregierung noch 2019 einführen will, oder zum Beispiel digitalisierte Immobilienbeteiligungen. Unter Blockchain versteht man eine unveränderbare digitale Datenbank, die lediglich Hinzufügungen erlaubt. 

„Der Start der BSDEX ist ein weiterer wichtiger Schritt in unserer Digitalisierungsstrategie“, sagte Börsenchef Alexander Höptner gegenüber dem „Handelsblatt“. Und weiter: „Wir haben viel Mühe in den Aufbau der Plattform gesteckt. Mit ihr kann die Börse Stuttgart zum Marktführer der Token-Ökonomie aufsteigen.“

Branchen-Kenner beobachten das Stuttgarter Modell genau. „Es gibt nur wenige deutsche Unternehmen, die eine Blockchain-Strategie so konsequent verfolgen wie die Börse Stuttgart“, sagt Phi­lipp Sandner von der Frankfurt School of Finance and Management. 

Die Konkurrenz reagiert bereits ebenfalls. „Die Pläne nehmen wir ernst. Die Börse Stuttgart hat als öffentlich-rechtlicher Börsenbetreiber einiges an Erfahrung“, sagt zum Beispiel Oliver Flaskämper vom Portal Bitcoin.de, das laut Branchenschätzungen 70 Prozent des deutschen Marktes beherrscht.