05.05.2024

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11.10.19 / »Ausgelistet«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-19 vom 11. Oktober 2019

»Ausgelistet«
Erik Lommatzsch

So mancher hätte bis vor Kurzem gestutzt, wenn er auf den Begriff „Auslisten“ gestoßen wäre. Geläufig war er nicht.

Dies hat sich nun – auch dank Medien – grundlegend geändert. Aufmerksamkeit erfuhr die „Auslistung“ von Produkten der „Spreewälder Hirsemühle“ aus dem Angebot des Leipziger Bio-Lebensmittelanbieters „Biomare“.

Bereits Mitte Juli hatte „Biomare“-Chef Malte Reupert „im Konsens mit allen leitenden MitarbeiterInnen“ ein entsprechendes Schreiben an den Betreiber der Hirsemühle, Jan Plessow, gerichtet. Moniert wurde nicht das von diesem gelieferte Produkt. Grund für die bevorstehende „Auslistung“ war allein der Umstand, dass Plessow sich in der AfD betätigt. Diese „leugnet den menschengemachten Klimawandel“, stelle sich „immer wieder gegen den Artenschutz“ und vertrete Standpunkte, die der Nachhaltigkeit widersprächen sowie „auch viele von uns ganz persönlich ausgrenzen und herabwürdigen“. Freundlicherweise gab der bei den Grünen engagierte Reupert dem Hirsemühlen-Betreiber Gelegenheit, vor der „Auslistung“ auf den „Denkanstoß“ zu reagieren. Plessow nahm umfassend Stellung. Es ging ihm vor allem um die argumentative Darlegung seiner Positionen. Er war bestrebt, die – in der Sache offenbar reibungslose und seiner Ansicht nach politikunabhängige – Geschäftsbeziehung aufrecht zu erhalten. Genützt hat es nichts. Reupert fühlte sich lediglich „zum Schmunzeln“ gebracht und beschied Plessow, es sei „doch logisch, dass sich Ihre Haltung auch auf Ihr Handeln als Unternehmer und damit Ihre Produkte niederschlägt“. Konsequent erfolgte die „Auslistung“ der „AfD-Hirse“.

Durch Aushang erfuhren „Biomare“-Kunden den Grund, „AfD-Mitgliedschaft“ und Leugnung des „menschengemachten Klimawandels“ durch diese Partei. Die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ stellten fest, dass das Ganze für die AfD, die natürlich auf die Angelegenheit aufmerksam machte, ein „gefundenes Fressen“ sei. Den Aushang bezeichnete die Zeitung als „Warnhinweis“. Das „Handelsblatt“ titelte: „Wie sich ein Bio-Unternehmer mit der AfD anlegt“. Mutig!

Inzwischen bringen es auch andere Bioläden, etwa „Alnatura“ oder „Bio Company“, nicht mehr über sich, „AfD-Hirse“ zu vertreiben, und haben ebenfalls „ausgelistet“.

Dass Plessow, der vor 15 Jahren den Hirseanbau in Deutschland wieder eingeführt hat, ein 1a-Bio-Produkt anbietet, dass Hirse von anderen Erzeugern über weite Transportwege herangeschafft werden müsste oder dass neben Plessows Familie über ein Dutzend weiterer Biobauern betroffen ist, scheint nicht so schwer zu wiegen. Böse Partei schlägt Bio.