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25.10.19 / Menschliches Versagen / Dem Schwarzen Kontinent droht neue Hungerkatastrophe – Terror, Gewalt und Korruption tun ein Übriges

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-19 vom 25. Oktober 2019

Menschliches Versagen
Dem Schwarzen Kontinent droht neue Hungerkatastrophe – Terror, Gewalt und Korruption tun ein Übriges
Peter Entinger

Der Südosten Afrikas gilt seit Jahrzehnten als das Armenhaus der Erde. Nun wird das Trinkwasser knapp. Gesundheitsorganisationen fürchten eine humanitäre Katastrophe. 

Im afrikanischen Simbabwe, dem früheren Rhodesien, führt der Zusammenbruch der Infrastruktur zu chronischem Trinkwassermangel. Es fehlt an allem, sogar am Geld für Chemikalien in den Wasseraufbereitungsanlagen.

Die Vereinten Nationen schlugen unlängst Alarm. Die extreme Trockenheit in diesem Jahr könnte zu einer Hungerkrise in Simbabwe führen. Das Welternährungsprogramm rief die internationale Gemeinschaft im August dazu auf, zusätzliche 331 Millionen Euro für Simbabwe zu spenden. Im November 2017 wurde der mittlerweile verstorbene Ex-Staatschef Robert Mugabe durch einen Militärputsch entmachtet. Bis heute sitzen Generäle im Kabinett, Stimmung und wirtschaftliche Lage sind schlecht. 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief vor wenigen Tagen anlässlich der „Woche der Welthungerhilfe“ zu Spenden für die Hilfsorganisation auf. In einigen Ländern des Südens hätten Dürreperioden, Überschwemmungen und Stürme immer öfter vernichtende Folgen, sagte Steinmeier in einer Fern-sehansprache. „Klimaforscher sagen uns: Diese extremen Wetterphänomene sind Folge des Klimawandels. Und wir wissen alle: Die Erderwärmung trifft am stärksten die Länder, die am wenigsten dafür können.“

Steinmeier erinnerte an die Zerstörungen, die der Zyklon Idai im Südosten Afrikas angerichtet hatte. Von dem tropischen Wirbelsturm waren im März rund drei Millionen Menschen in Mosambik, Malawi und Simbabwe betroffen, mehr als 600 Menschen starben. „Hunderttausende, darunter viele Kinder, leiden bis heute an Hunger. Und viele Menschen haben fast alles verloren“, sagte der Bundespräsident. 

Besonders in Simbabwe ist die Lage katastrophal. Viele Unternehmen schließen, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Inflation ebenso. Es mangelt an Grundnahrungsmitteln, die Benzinpreise steigen ebenso wie die für Strom. Proteste gegen die Preissteigerungen schlugen die neuen Machthaber brutal nieder. Dann schaffte die Regierung vor wenigen Monaten ohne Vorwarnung das Multiwährungssystem ab. Fremdwährungen wie der US-Dollar sind seitdem verboten, die wenigen ausländischen Investoren sind auf dem Absprung. 

„Jüngste Prognosen aus der Region zeigen, dass 41 Millionen Menschen im südlichen Afrika Hunger leiden – 2018 waren es noch 29,4 Millionen Menschen“, warnt die Hilfsorganisation 

Care. Die Vereinten Nationen teilen diese Einschätzung. Mehr als 5,5 Millionen Menschen in Simbabwe haben nach ihren Schätzungen zum Jahreswechsel keinen Zugang zu genügend Nahrungsmitteln. Schon jetzt gelte das dort für mehr als 3,5 Millionen Menschen. 

Im Nachbarland Mosambik mangelt es zurzeit mindestens 1,6 Millionen Menschen an Nahrung, bis Anfang 2020 könnte diese Zahl auf 1,9 Millionen ansteigen. Neben den klimatischen Bedingungen sind auch in Mosambik vor allem instabile Verhältnisse sowie wirtschaftliche Schwäche die Hauptgründe für die Misere. „Armut, Katastrophen, Korruption, Gewalt: Mosambik in Ostafrika, wo heute gewählt wird, ist ein Land der Krisen“, schrieb der Deutschlandfunk kürzlich über die Zustände vor Ort. Seit der Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1975 regiert die Befreiungsbewegung Frelimo. In der vergangenen Woche fanden „freie“ Wahlen statt, die ausländische Beobachter als „grenzwertig“ bezeichneten. 

Die Bereitschaft der internationalen Gemeinschaft zu helfen, ist gering. Und das hat gute Gründe. Im Jahr 2016 hatte die damalige Regierung Kredite in einer Höhe von über zwei Milliarden US-Dollar heimlich aufgenommen, am Parlament und den Gebern vorbei. Drei halbstaatliche Firmen sollten damit angeblich den Kauf von Patrouillenbooten und einer Thunfisch-Flotte finanzieren. Stattdessen versickerte ein großer Teil der Summe aber in dunklen Kanälen. Schmiergelder wurden gezahlt, Verantwortliche mehrerer Ministerien und des Gemeindienstes haben die Hand aufgehalten. 

Es kam, wie es kommen muss-te. Die Währung stürzte ab, die Staatsverschuldung ging nach oben. Es war der Beginn einer schweren Wirtschaftskrise, von der sich Mosambik, in dem 40 Prozent der Menschen Analphabeten sind, nur langsam erholt. In dem Land leben fast 30 Millionen Menschen, lediglich rund 12,9 Millionen haben sich als Wähler registriert. Im UN-Index der menschlichen Entwicklung liegt das Land auf Platz 180 von 189 Ländern.

Die Instabilität in der Region sorgt dafür, dass Klimakrisen schlechter bewältigt werden als in Ländern mit einer funktionierenden staatlichen Ordnung. „Viele Länder, die unter verbreitetem Hunger leiden, sind gleichzeitig stark vom Klimawandel betroffen; Menschen, die ohnehin schon ums wirtschaftliche Überleben kämpfen, geraten bei zunehmenden Extremwetterlagen rasch in existenzielle Not und leiden Hunger“, erklärte der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge gegenüber dpa. 

In Südafrika dagegen konnten Probleme mit Trockenheit durch staatliches Eingreifen gelöst werden. Die Touristen-Metropole Kapstadt erlebte während der vergangenen Monate eine besonders lange Dürrephase, verbunden mit extremer Wasserknappheit, die in diesem Ausmaß, so die Behörden, noch nie dagewesen war. Die Stadt Kapstadt rief die Bevölkerung zum konsequenten Wassersparen auf, die Maßnahmen zeigten Wirkung. Als der Regen kam, wurden die Speicher schnell gefüllt. Die Krise wurde ohne humanitäre Katastrophen überwunden.