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08.11.19 / Keine »spielende« Integration / Gewalttäter beim Fußball: Der hohe Anteil von Immigranten wird kaum diskutiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-19 vom 08. November 2019

Keine »spielende« Integration
Gewalttäter beim Fußball: Der hohe Anteil von Immigranten wird kaum diskutiert
Norman Hanert

Verbandsfunktionäre loben regelmäßig die „integrative Kraft des Sports“ sowie die neue „Buntheit“ und „Vielfalt“ unter den Sportlern. Gerade beim Fußball zeigen sich nun aber auch die Schattenseiten der angeblichen Erfolgsgeschichte. 

Auf Deutschlands Fußballplätzen sehen sich Schiedsrichter nicht nur verstärkt groben Pöbeleien ausgesetzt, Unparteiische werden durch Spieler oder Fans auch immer öfter bedroht und körperlich angegriffen. Bundesweit für Aufsehen sorgte vor Kurzem eine Attacke auf einen Amateurschiedsrichter während eines Kreisliga-Spiels in Hessen. 

Am 27. Oktober hatte in der Partie FSV Münster gegen TV Semd ein Spieler eine Gelb-Rote Karte kassiert. Daraufhin verpasst der Fußballspieler dem Schiedsrichter einen Faustschlag am Kopf. Der Attackierte verlor das Bewusstsein, sackte zu Boden und musste schließlich mit einem Rettungshubschrauber in eine Uniklinik gebracht werden. Laut Medienberichten lief der Schläger vom Platz, ohne sich um das Opfer zu kümmern. Wie Lokalzeitungen berichteten, soll der betreffende Spieler Hayri G. bereits zuvor eine sechswöchige Sperre abgesessen haben. 

Am Wochenende vor dieser Attacke waren in Berlin bereits Amateurschiedsrichter für ein Wochenende in den Streik getreten. Der Berliner Fußballverband (BFV) sah sich in der Folge gezwungen, mehr als 1000 Spiele abzusagen. Gegenüber dem Deutschlandfunk (DLF) sagte Schiedsrichtersprecher Ralf Kisting zum Streik: „Wir wollen auf die Gewalt auf Fußballplätzen aufmerksam machen.“ Laut den Angaben des Schiedsrichter-Ausschusses des Berliner Fußballverbandes ereigneten sich in der laufenden Saison auf den Fußballplätzen der Hauptstadt bereits 109 Vorfälle von Gewalt und Diskriminierung. In 53 Fällen waren dabei Schiedsrichter betroffen. 

Schiedsrichtersprecher Kisting wies gegenüber dem DLF kurz auf den Berlin-Legisten BSV Al-Dersimspor hin. Nach insgesamt vier Platzverweisen gegen die Kreuzberger Mannschaft hatte ein Spieler von Al-Dersimspor den Schiedsrichter der Partie im Kabinentrakt geschlagen. Folge war ein zeitweiliger Boykott des Immigrantenfußballvereins durch Berliner Schiedsrichter.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Gewalt warnte Kisting eindringlich: „Es darf nicht den ersten toten Schiedsrichter in Deutschland geben.“ 

In den Niederlanden ist es im Dezember 2012 bereits zu einem Todesfall gekommen. Der ehrenamtliche Linienrichter Richard Nieuwenhuizen war nach einem Spiel der beiden Jugendmannschaften von ,,Buitenboys‘‘ und „Nieuw Sloten“ zu Boden geschlagen und mehrfach gegen den Kopf getreten worden. Der Familienvater wurde dabei so schwer verletzt, dass er an einer Gehirnblutung starb. Ein niederländisches Strafgericht in Lelystad verurteilte sechs Spieler der Jugendmannschaft des Amsterdamer Vereins      Nieuw Sloten sowie auch den Vater eines der Fußballer zu Haftstrafen. Alle sieben Verurteilten hatten einen marokkanischen Immigrationshintergrund. 

Auch ein Blick auf die Berichterstattung zu konkreten Einzelfällen in Deutschland legt die Vermutung nahe, dass bei der Entwick­lung hierzulande Fans und Spieler mit Immigrationshintergrund einen überproportionalen Anteil an der zunehmenden Gewalt haben. Aussagekräftige Statistiken fehlen bislang. Beobachtern bleibt nur übrig, aus der Berichterstattung der Medien über Vereins- und Spielernamen Rückschlüsse zu ziehen. 

Die Sozialwissenschaftlerin Thaya Vester, die eine Studie zur Situation von Schiedsrichtern in Baden-Württemberg erstellt hat, sprach davon, dass die Stadtstaaten deutlich stärker von Gewalt betroffen seien als die Flächenländer, und äußerte zurückhaltend die Vermutung: „Das hat vielleicht auch mit der Zusammensetzung der Bevölkerung zu tun.“ 

Özgür Özvatan vom Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität Berlin sprach einen bislang wenig beachteten weiteren Aspekt an. Auch Schiedsrichter, Vereinsaktive und Sportfunktionäre, die selber einen Immigrationshintergrund haben, stehen unter erheblichem Druck. Gegenüber dem Deutschlandfunk wies der Wissenschaftler darauf hin, dass „in einigen Fällen Personen mit Migrationshintergrund ins Schiedsgericht berufen wurden“. Diese haben laut Özvatan von Immigrantenfußballvereinen „einen Riesendruck erhalten“, damit sie „dann in diesen Entscheidungen immer für ‚ihre‘ Vereine entscheiden sollen“. 

Die Entwicklung auf den Fußballplätzen stellt die bislang von Verbandsfunktionären verbreitete Sichtweise vom Fußball als Erfolgsgeschichte der Ausländer-Integration erheblich in Frage. Der frühere DFB-Präsident Reinhard Grindel griff beispielsweise zur Formulierung, beim Fußball würde „Integration spielend“ gelingen. 

Nach der schweren Gewalttat in der hessischen Kreisliga verurteilte der DFB die zunehmende Gewalt gegen Amateurschiedsrichter in einer Erklärung. Verbunden war dies mit einem Appell an Polizei, Justiz und auch die Politik, gegen die zunehmende Gewalt mit aller Schärfe vorzugehen.