29.04.2024

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08.11.19 / Mehr als peinlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-19 vom 08. November 2019

Mehr als peinlich
Hans Heckel

Das endlose Gezerre um das Berliner Einheitsdenkmal ist eigentlich zum Lachen. FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg ist verständlicherweise entnervt: „Das endlose Planungschaos um diese Einheitswippe zeigt: Irgendwas ist immer – mit Berlins Senats-Bürokraten ist kein Staat zu machen.“ 

Seit mehr als 20 Jahren, Helmut Kohl war damals noch Kanzler, kreist die Debatte um ein würdiges Denkmal zur Deutschen Einheit in Berlin. Schließlich einigten sich die Verantwortlichen auf eine gigantische, begehbare Schale vor der Westfassade des als Humboldtforum wiedererstehenden Schlosses.

Schon der Entwurf machte einen merkwürdigen Eindruck. Ihm geht alles Erhabene ab. Dabei handelt es sich um den historischen Triumph von Einheit und Freiheit zum Ende eines von entsetzlichen Verwerfungen zerfurchten Jahrhunderts, der hier ein sichtbares Zeichen erhalten soll. Die Einheitswippe, wie der Volksmund den Entwurf schnell taufte, strahlt dagegen Lauheit und fast schon Gleichgültigkeit aus. Wie eine Pflichtübung, entworfen und beschlossen von Menschen, die mit dem historischen Anlass, der hier gewürdigt werden sollte, wenig anfangen können.

Nun hat sich die Realisierung des Entwurfs immer wieder verschoben. Jetzt sollen Fledermäuse, die ihre Heimstatt an der Stelle gefunden haben, den nächsten Hinderungsgrund abgeben. Lächerlich.

Dass die an anderer Stelle vielfach belegte Unfähigkeit der Berliner Stadtbürokratie an der peinlichen Geschichte ihren erheblichen Anteil hat, mag niemand bezweifeln, der sich nur die unglaubliche Geschichte des immer noch nicht fertiggestellten Großflughafens BER vor Augen führt.

Doch hier kommt womöglich noch etwas anderes ins Spiel. Nämlich jener Aspekt, der sich in dem mutlosen Entwurf bereits manifestiert. Der Triumph, dessen gedacht werden soll, wurde von jenen, die heute in Berlin das Sagen haben, nicht als Sieg, sondern als historische Niederlage, als Schmach empfunden. Entsprechend gering bis nicht vorhanden ist ihre Motivation, das Projekt angemessen voranzubringen. 

An der Spree dominiert eine „Elite“, die im Kern ihres Bewusstseins diesem Land, seiner Geschichte und daher erst recht seinen Erfolgen misstrauisch bis zutiefst ablehnend gegenübersteht. Insbesondere Daten wie der 17. Juni 1953 und das Ende der DDR haben sie zu Gegnern ihres eigenen Volkes gemacht, weil diese Nation sich im Zweifel immer wieder gegen linksradikale Machtansprüche zur Wehr gesetzt hat, mal ohne, mal mit Erfolg.

Die Distanz, die in weiten Teilen der politischen Linken Deutschlands zum eigenen Volk gewachsen ist, zeigt sich auf vielerlei Weise. Die traurige, peinliche und skandalöse Geschichte des „Einheitsdenkmals“ ist nur ein Gesicht dieser tiefen Entfremdung. Aber eines, das besonders plastisch demonstriert, welche Kräfte hier am Wirken sind.