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20.12.19 / Meldungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-19 vom 20. Dezember 2019

Meldungen

Dittchenbühne bekam Flügel

Ein anonymer Spender hat dem Elmshorner „Forum Baltikum – Dittchenbühne“ einen Flügel des renommierten Herstellers Ibach übereignet. „Ein überraschendes Weihnachtsgeschenk, für das wir uns ganz herzlich bedanken!“, freute sich Dittchenbühnen-Chef Raimar Neufeldt. „Der Flügel verbessert die Voraussetzungen für musikalische Auftritte von Künstlern bei uns noch weiter!“ 

Das Unternehmen „Rud. Ibach Sohn“ im westfälischen Schwelm war bis zur Einstellung der Produktion 2007 der älteste noch produzierende Klavierhersteller der Welt. Im Jahr 1794 gegründet gehörte das Unternehmen zu den führenden Herstellern von Klavieren und Flügeln. Richard Strauss, Johannes Brahms, Franz Liszt und Richard Wagner spielten auf den Konzert-Flügeln von Ibach. Und jetzt haben auch Musiker bei Auftritten an der Dittchenbühne diese Möglichkeit.EB





Eine überfällige Darstellung

George Turner füllt mit dem Titel „Was wollen die hier?“ eine Lücke in der Erinnerungsliteratur über die Eingliederung der deutschen Vertriebenen im Westen. Mehr als 70 Jahre sind vergangen, zwei Nachkriegsgenerationen sind herangewachsen, die erste ist schon im Rentenalter – nicht nur zeitlich, sondern auch thematisch sind die ersten Nachkriegsjahre mit den Erfahrungen der Vertriebenen inzwischen ferne, unwirkliche, unrealistische Vergangenheit.

Turner berichtet ganz konkret am eigenen Beispiel im niedersächsischen Ebstorf im Kreis Uelzen, welche kleinen und großen Hindernisse, Umstellungen und Anpassungen zu meistern waren. Er schildert alle Details des „Ankommens“: die Zuweisung der Flüchtlinge im Einzelnen in erst langsam sich bildenden Strukturen der einheimischen Verwaltung, die überwiegende Unterbringung in Dörfern und Kleinstädten auf dem Lande, das kommunale Leben auf dem Nullpunkt, die Zoneneinteilung, die Konkurrenz der späteren Flüchtlingswellen zu den bereits früh Angekommenen, die schwierige Situation der Einheimischen, die Haus und Herd mit den ungebetenen Fremden teilen mussten.

Die alles beherrschende Lebensmittelkarte, den Tausch- und Schwarzmarkt, Schieber und Hamsterer kommen vor, ebenso das Ährenlesen, die Großstädter, die in überfüllten Zügen aufs Land zogen, um mit ihrem Schmuck, Teppichen und anderen Wertgegenständen Lebensmittel einzutauschen, was zur Aussage führte, manche Bauern hätten Teppiche im Kuhstall liegen. Die Verpachtung von Obstbäumen, die Sorge um Beschaffung von Brennmaterial, die Fuhrgeschäfte der Flüchtlinge mit eigenem Fuhrwerk, die schwierige Versorgung in den ländlichen Schulen, die Sorge vor Überfremdung bei Flüchtlingsquoten von mehr als 50 Prozent im Verhältnis zu den Einheimischen und die Währungsreform 1948 als Zäsur werden beschrieben. Am Ende zieht Turner ein prägnantes Fazit und eine Bilanz. Respekt, Dank und Anerkennung für diese überfällige Darstellung.W.R.

George Turner: „Was wollen die hier?“, Berliner Wissenschaftsverlag 2019, 65 Seiten, 12 Euro