18.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.01.20 / Seelige Kinderzeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01 vom 03. Januar 2020

Seelige Kinderzeit

In ihrem Elternhaus auf dem Land, in Schimmerwitz im tiefsten Hinterpommern, liegt am 29. Januar 1949 eine junge Mutter in den Wehen. Sie dauern lange, bis in die Nacht. Erst um 0.15 Uhr des 30. Januar kommt ein Mädchen zur Welt. Ihre Mutter sagt: „Sie wollte ein Sonntagskind werden, deswegen ließ sie sich so viel Zeit.”

Das Marjellchen war gesund und gedieh prächtig. Es bekam den Namen Eleonore. Ein Bübchen war schon da, drei Jahre früher geboren. Die Zeit verging, und für die Kinder rückte wieder eine Adventszeit heran, der Weihnachten folgte. Es war Winter mit viel Frost und Schnee. Die Kachelöfen waren immer gut geheizt, und dadurch war es mollig warm in den Stuben. Für Holz sorgte der Opa.

Am Tag vor dem Heiligen Abend heizte Opa draußen im alten Backhaus den großen Steinofen, und Oma bereitete den Teig für das Brot und den Kuchen zu. Das Heizen dauerte über eine Stunde, bevor die Brotleibe in den Ofen geschoben werden konnten, und erst eine halbe Stunde später kamen die Kuchen hinein.

Heiligabend schmückte die Mutter mit den Kindern den Weihnachtsbaum. Das Warten auf den Weihnachtsmann mit den Geschenken war auch damals groß, obwohl diese noch sehr, sehr bescheiden waren.

Auf einmal hörten die Kinder ein Klingeln vor der Haustür und der erwartete Weihnachtsmann kam. Er trug einen Sack und eine Rute, doch er drohte nicht so sehr, weil das Mädchen und der Junge noch klein waren. Freundlich unterhielt er sich mit ihnen und überreichte die Geschenke.

Das Marjellchen erhielt eine Tüte voller Kekse, Pfeffernüssen mit Zuckerguß und Haselnüssen. Und dann kam zum Vorschein – eine Stoffpuppe mit einem hübschen Gesicht. Der Kopf bestand aus Gips und sie trug ein bunt kariertes Kleidchen. Die Kleine nahm die Puppe an sich, betrachtete sie kurz und legte sie zur Seite, auf einen Stuhl.

Das Mädchen drehte sich dem Weihnachtsmann zu, nahm allen Mut eines kleinen Kindes zusammen und sagte laut: „Lieber Weihnachtsmann, schenk mir doch ein Pferdchen.” Er sah sie verduzt an, die Großeltern und die Eltern ebenso, denn ein Pferdchen hatte er nicht im Sack.

Nun ja, bis zum Geburtstag von Klein-Eleonore dauerte es nicht mehr lange, an dem sie drei Jahre alt sein würde. Opa machte sich im kalten Winter in seiner Werkstatt an die Arbeit, denn ein Pferchen mußte her. Pünktlich am 30. Januar standen zwei braune Pferde da, eins für die Marjell, das andere für den Lorbas. Sie waren aus Holz, braun gestrichen, mit einer dunklen Mähne aus dunklem Fell, einem Schweif aus echtem Pferdehaar und auf Rädern.

Das war das schönste Geschenk, das Eleonore je bekommen konnte. Sie war überglücklich. Mit diesem Pferdchen hat sie viele Jahre gespielt und es gibt es auch heute noch.

Lydia Zander, Schimmerwitz-Wald im „Blauen Ländchen“