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31.01.20 / Kolumne / Verschwiegener Völkermord

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05 vom 31. Januar 2020

Kolumne
Verschwiegener Völkermord
Florian Stumfall

Zu den verpönten Themen der poli­ti­schen Korrektheit gehört in vorderer Linie alles, was unter „Islamophobie“ zusammengefasst wird. Dadurch genießt der Islam einen Sonderschutz, der nicht allen Bekenntnissen zuteil wird, ins­besondere nicht dem Christentum, derjenigen Religion, die Europa in entscheidendem Maße geprägt hat. 

Wer sich Ausfälle gegen den christlichen Glauben erlaubt, wird in Deutschland nach geltendem Recht erst dann belangt, wenn dies zu einer Störung des öffent­lichen Friedens führt. Auf diese Weise wird durch das Gesetz dieser öf­fentliche Friede geschützt, nicht aber die christliche Tradition.

Leider ist diese Hintanstellung des Christ­lichen gegenüber dem Islam in Deutschland nur die eine Seite des Pro­blems. Die andere ist eine offen­kundige Verfolgung christlichen Lebens. Diese spielt sich – vorerst – nicht in der Öf­fent­lichkeit ab, sondern hauptsächlich in den vielen Asylsucherunterkünften ab, die Angela Merkels Immigrationspolitik dem Lande beschert hat. Eine Erhebung des christlichen Hilfswerks Open Doors aus dem Jahre 2016 beziffert im Zeitraum von Januar bis Mai die Fälle der religiös mo­tivierten Gewalt in Asylsucher­unter­künften auf 743. Neuere Erhebungen sind sehr selten, das Thema genießt keinen Vorrang.

Auch außerhalb der Immigrationsszene gibt es Übergriffe. Ein Beispiel aus jüngster Zeit: Am 1. Januar dieses Jahres wurde auf die evangelisch-charis­matische Gemeinde in Tübingen ein Brandanschlag verübt. Hier freilich waren im Gegensatz zu der überwie­genden Zahl solcher Fälle nicht kul­turfremde Zuwanderer die Täter, sondern eine „Feministische autonome Zelle“, die sich forsch zu dem Verbrechen be­kannt hat. Schon vor geraumer Zeit stellte der Politikbeauftragte der Deut­schen Evangelischen Allianz, Uwe Heimowski, fest: „Die Fakten liegen vor und es lässt sich nicht mehr unter den Teppich keh­ren: Christenverfolgung ist auch in Deutschland eine bittere Wirk­lichkeit.“

Brandanschlag auf Gemeinde

So sehr diese Entwicklung in Deutschland betroffen macht, so offenkundig ist es andererseits, dass die entscheidende Aggression gegen das Christentum in anderen Ländern geschieht. Sie bilden in ihrer Hauptsache einen geschlossenen Block: Das reicht vom mittleren bis zum nördlichen Afrika, soweit es islamisch ist, über den ebenfalls islamischen Nahen und Mittleren Osten bis Indien und wei­ter nach China und ins islamische In­donesien. Wenn also hier­zulande in selbstquälerischer Weise über Isla­mophobie geredet wird, gälte es zu be­achten, wie es sich mit dem Schick­sal von Christen in islamischen Ländern verhält.

Wiederum das Hilfswerk Open Doors schrieb zum neuesten Verfolgungs-Index 2019: „Mehr als die Hälfte der 50 Län­der in denen es für die Christen am ge­fährlichsten ist, nach ihrem Glauben zu leben, sind islamisch geprägt. Religions­freiheit gibt es dort nicht, ein Glau­benswechsel ist nur erlaubt hin zum Islam. Die Abkehr vom Islam dagegen gilt als todeswürdiges Verbrechen.“

Eine besonders böse Rolle spielt, wenn auch nicht überraschend, der Islamische Staat (IS), wenn es um die Christenver­fol­gung geht. Dazu drei Beispiele aus jüng­ster Zeit: Am 1. Januar wurde in Nigeria Martha Bulus unmittelbar vor ihrer Hochzeit von Mördern der Boko Haram enthauptet, weil sie Katholikin war. Am 8. Januar töteten 20 islamische Ful­ani 13 Christen in dem Dorf Kulben, und am selben Tag wurden vier Seminaris­ten, Anwärter für das Priestertum, im eben­falls nigerianischen Kaduna ermor­det.

Vergleich mit Völkermord

Mitte Januar hat die britische Regierung einen brandneuen Bericht zur weltweiten Christenverfolgung vorgelegt. Das Er­geb­nis im Vorgriff: Weltweit sind Christen die am meisten verfolgte reli­giöse Gruppe. In Teilen des Nahen Os­tens droht demnach dem Christentum die völlige Auslöschung. Zur Erinnerung: Dort ist der christliche Glaube entstan­den und hatte 600 Jahre geblüht, bevor die Region vom Islam mit Feuer und Schwert erobert wurde.

In dem britischen Regierungspapier heißt es weiter: „Die weltweite Chris­tenverfolgung ist von einem Ausmaß, das sich mit Völkermord vergleichen lässt“, so berichtet der „Catholic Herald“ in seiner Online-Ausgabe. Außen­mi­nister Jeremy Hunt, der die Studie in Auftrag gegeben hatte, machte die „poli­tical correctness“ dafür verantwortlich, dass international auf Regierungsebene keine Anstrengungen unternommen wer­den, den verfolgten Christen zu helfen. 

Die Organisation „Kirche in Not“ schil­dert die Lage weltweit: „Christ zu sein war noch nie so gefährlich wie heute. Nie zuvor sind so viele Christen dis­kriminiert, bedroht und verfolgt worden. Mehr als 200 Millionen Christen sind betroffen und die Tendenz ist steigend. Christen verschiedener Konfessionen sind zwar nicht die einzige Religions­gruppe, die wegen ihres Glaubens be­nachteiligt wird, weltweit aber leiden sie am meisten unter religiöser Diskrimi­nierung oder Verfolgung.“

„Kirche in Not“ verweist auch darauf, dass das Recht auf Religionsfreiheit seit Jahrzehnten und international als Men­schenrecht anerkannt ist, aber die Wirk­lichkeit in vielen Ländern dem nicht ent­spricht. In über 50 Staaten würden Men­schen in ihrer Religionsausübung behin­dert und es komme zu schweren Verlet­zungen der Religionsfreiheit. Die Orga­nisation nennt auch einige Staaten, für die das zutrifft: Nordkorea, Saudi-Arabien, Irak, Iran, Pakistan, Eritrea, Sudan, Ägypten, Vietnam, China, Türkei …

Die Beispiele aus derartigen Staaten soll­ten im einst christlichen Europa zumin­dest Überlegungen dahingehend wach­rufen, welchen Weg dieser Kon­tinent geistig gehen wird, wenn man es dul­det, dass der konstitutive Geist des Christentums vollends ausgelöscht wird. In Sonderheit in Deutschland wäre die Überlegung angebracht, wie sich die Zu­sammenhänge zwischen der Diskrimi­nierung von Christen und der unkontrol­lierten Zuwanderung darstellen. Die Mehrzahl der Fälle, die hierzulande zu beklagen sind, haben mit Zuwanderern aus moslimischen Ländern zu tun. Hier darf die Angst vor Diskriminierung der Täter nicht dazu führen, dass einheimi­sche Christen straflos bedrängt werden.

Der Autor ist ein christsoziales Urgestein und war lange Zeit Redakteur beim „Bayernkurier“.