18.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
31.01.20 / Künstler aus Pommern / Joachim Utech – Bildhauer aus Belgard

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05 vom 31. Januar 2020

Künstler aus Pommern
Joachim Utech – Bildhauer aus Belgard
Hennrita Werth

Joachim Utech wurde am 15. Mai 1889 im elterlichen Haus in der Kösliner Straße, in der pommerschen Kreisstadt Belgard, geboren. Bereits der Urgroßvater und Großvater waren bekannte Baumeister, die sich sich bildhauerisch betätigten. So wuchs Joachim in einem künstlerischen Umfeld auf. In seinen Kindheitserinnerungen schrieb er: „Die bildhauerische Arbeit meines Urgroßvaters und Großvaters führte mich schon als Kind in Richtung Kunst, so wurde ich Bildhauer wie mein Urgroßvater“.

Nach dem Abitur am dortigen Gymnasium im Jahre 1907 ging er nach Berlin, um bei Professor Wrba eine Ausbildung zu beginnen. Der löste jedoch sein Atelier auf. Utecht ging nun nach Kolberg und begann eine Lehre bei dem Bildhauer und Stukkateur Bräger. Die Arbeit empfand er als wenig schöpferisch, er ging wieder nach Berlin an die Kunsthochschule des Westens und studierte ab 1908 an der Berliner Kunstakademie. Anschließend besuchte er von 1911 bis 1913 die Staatliche Kunstschule in Berlin, die er mit der bestandenen Staatsprüfung als Kunsterzieher und Werklehrer verließ. Diese Ausbildung sicherte ihm stets ein sicheres Auskommen. 1913 wechselte er an die Kunstakademie in Leipzig und belegte gleichzeitig Kurse an der Universität und an der Handelshochschule.

Seine Studien wurden 1914 durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Während des Krieges war er Soldat und wurde 1918 schwer verwundet. Im selben Jahr heiratete er. Von 1919 bis 1921 lebte er als freischaffender Künstler in Leipzig. Danach war er von 1921 bis 1925 Kunstlehrer an einem Lyzeum in Insterburg. Die Zeit dort hatte großen Einfluß auf sein späteres künstlerisches Schaffen, er stellte hier seine Arbeiten zusammen mit führenden Expressionisten aus wie Nolte, Kirchner, Schmidt-Rottluff, Pechstein, Feininger u.a. Dann folgten seine Ausstellungen in Königsberg. 1922 befanden sich seine Arbeiten in der Großen Berliner Kunstausstellung, wo sie sehr gute Kritiken erhielten. Anschließend arbeitete er bis 1945 als Studienrat in Belgard. In seiner Heimat trat er am 1. Januar 1930 dem in Stettin gegründeten Künstlerverein „Das Neue Pommern“ bei, es wurden viel beachtete Ausstellungen durchgeführt, z.B. anläßlich des „Pommerschen Städtetags“ in Belgard. Für seine Arbeiten aus Granit, Ton, Marmor und Holz erhielt er große Anerkennung. 

Eine andere Zeit war 1933 angebrochen, zunächst konnte er unbehelligt künstlerisch wirken, doch dann geriet er in den Fokus der neuen Machthaber, seine Werke wurden aus den Museen zumeist entfernt, ja sogar zerstört. 

1945 floh er vor der sich nähernden Roten Armee nach Lüneburg, wo er ab 1946 bis 1952 zunächst am Johanneum und dann an der Wilhelm-Raabe-Schule unterrichtete. 1952 zog er aus gesundheitlichen Gründen nach Daxweiler im Hunsrück um. 1955 ließ er sich in Marburg nieder. Künstlerisch arbeitete er weiter und präsentierte seine Werke auf zahlreichen Ausstellungen. Bemerkenswert: 1957 erhielt er 86 seiner Plastiken aus Belgard, die nach dem Krieg in Stettin eingelagert waren, zurück. Diese Arbeiten stellte er im Marburger Schloss aus. Die Skulptur „Steuermann“ fand den Weg ins Museum Köslin, sie befand sich Jahrzehnte bei dem polnischen Lehrerehepaar Zawidski, die sie unlängst dem Museum Köslin übereignete. Der Steuermann wurde in die Reihe drei weiterer Porträtköpfe, die sich bereits im Museum befinden, eingereiht. 

Jochim Utech starb am 30. März 1960 – seine Werke bleiben.