19.05.2024

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24.04.20 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17 vom 24. April 2020

Für Sie gelesen
Wolfgang Kaufmann

Wenig Substanzielles

Der britische Schriftsteller John le Carré alias David John Moore Cornwell ist eine Legende auf dem Gebiet des Agentenromans – unvergessen sein „Der Spion, der aus der Kälte kam“ aus dem Jahre 1963.

Allerdings verpassen alternde Legenden oft den Zeitpunkt, sich in Würde zurückzuziehen. Das gilt auch für le Carré. Sein Metier war der Kalte Krieg, wohingegen ihn die Komplexität der Welt seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ und des Beginns des „Krieges gegen den Terror“ beziehungsweise der Eskalation der Europa- und Asylsucherkrise zu überfordern scheint. Davon zeugt le Carrés neuer Roman „Federball“, der wohl das Vermächtnis des 88-Jährigen darstellen soll, aber letztlich nur als endlose und wenig substanzielle Schimpftirade gegen den Brexit, die „rechtspopulistischen“ EU-Gegner sowie Donald Trump und Wladimir Putin daherkommt.

Zu allem Überfluss hat le Carré diese Suada dann auch noch in eine ausgesprochen langatmig aufgezogene Rahmenhandlung eingebettet: Der abgehalfterte britische Auslandsspion Nat muss sich kurz vor der Rente plötzlich mit russischen Oli-garchen, Doppelagenten, inkompetenten Vorgesetzten und seiner aufsässigen Tochter herumschlagen. Aber eben im Schneckentempo sowie ohne jedweden Esprit oder gar Witz. Und mit einem ebenso unlogischen wie realitätsfernen Ende.

John le Carré: „Federball“, Ullstein Buchverlage, Berlin 2019, gebunden, 351 Seiten, 24 Euro