18.05.2024

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10.07.20 / Porträt / Monsieur Handlanger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28 vom 10. Juli 2020

Porträt
Monsieur Handlanger
H. Tews

Einer der Gewinner der Corona-Krise in Frankreich heißt Jean Castex. Der den meisten Franzosen völlig unbekannte Bürgermeister der in den östlichen Pyrenäen gelegenen 6000-Einwohner-Gemeinde Prades ist plötzlich der neue Premierminister der Grande Nation.

Der Wechsel des Regierungschefs hatte sich angedeutet. Seit den Gelbwesten-Protesten gegen die Pläne einer Steuer- und Rentenreform liebäugelte Staatspräsident Emmanuel Macron mit einer Kabinettsumbildung. Außerdem wurde ihm sein alter Premier Édouard Philippe zu eigensinnig, da er sich gegen eine von Macron geforderte schnellere Lockerung der Pandemie-Eindämmung wandte.

Da kam Castex ins Spiel. Wohl auf Vorschlag des früheren konservativen Staatschefs Nicolas Sarkozy, dessen stellvertretender Generalsekretär er von 2011 bis 2012 war, wurde Castex Anfang April zum Koordinator der Regierung für den Ausstieg aus der Ausgangssperre bestimmt. 

Als „Monsieur déconfinement“, dem Herrn der Lockerungsmaßnahmen, machte der 55-Jährige einen dreimonatigen Schnellkurs im Regieren. Die für Macron verheerend verlaufenen Kommunalwahlen (siehe Seite 6) boten dann einen geeigneten Anlass zum Regierungswechsel mit Castex an der neuen Spitze.

Mit dem Gaullisten Castex, der vor seinem Amtsantritt die Partei der Republikaner verließ, um dem linken Staatspräsidenten dienen zu können, hofft Macron mit seiner ins Stocken geratenen Bewegung „En Marche“ auf einen Neustart. Bis zu den nächsten Präsidentschaftswahlen haben er und sein Handlanger Castex zwei Jahre Zeit, die Reformpläne besser ans Volk zu verkaufen. Der durch Corona ausgelöste Wirtschaftsabschwung macht das nicht leichter. Dafür soll es der an der Elitehochschule ENA ausgebildete „Mon­sieur déconfinement“ richten.