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17.07.20 / Stiftung preußischer kulturbesitz / Auflösung eines einzigartigen Erbes / Seit 1957 wacht die SPK über Preußens Kulturgüter – Jetzt soll alles ganz anders werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29 vom 17. Juli 2020

Stiftung preußischer kulturbesitz
Auflösung eines einzigartigen Erbes
Seit 1957 wacht die SPK über Preußens Kulturgüter – Jetzt soll alles ganz anders werden
Harald Tews

Angestellte kennen das. Wenn externe Berater in eine Firma kommen, um Arbeitsabläufe zu „optimieren“, dann verheißt das meist nichts Gutes. Es ist eigentlich nur ein Tarnmanöver, mit dem die Unternehmensleitung von den eigenen Versäumnissen ablenken will. 

Ähnlich muss man sich das von Kulturstaatsministerin Monika Grütters beim Wissenschaftsrat in Auftrag gegebene Gutachten zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) vorstellen. Die darin empfohlene Zerschlagung der Preußenstiftung, die in Berlin 15 Museumssammlungen und vier weitere Kulturinstitute verwaltet, dient nur der Legitimation und Durchsetzung politischer Entscheidungen, die zuvor längst gefallen sind.

„Dysfunktional“ sei das ganze Kon­strukt der SPK, heißt es im Gutachten, die Stiftung sei „strukturell überfordert“, und verschlungene hierarchische Strukturen würden notwendige Modernisierungen etwa beim Geheimen Staatsarchiv hinauszögern. 2000 Mitarbeiter zählt die SPK, die damit weltweit zu den größten Kultureinrichtungen zählt. Bei einer solchen Zahl blühen dann die metaphorischen Vergleiche. Vom unbeweglichen „Tanker“ („FAZ“) oder der „Titanic“, die auf ihren Untergang zusteuert („Spiegel-Online“), ist da schnell die Rede. Seltsam, dass man Ähnliches nicht vom Pariser Louvre oder dem British Museum hört. Hier sind auch zwischen 2000 und 1500 Personen angestellt, aber eben nur in einer Kulturinstitution und nicht in 19 wie bei der SPK.

Dass die Berliner Museen nicht die Leuchtkraft besitzen wie jene in Paris oder London, die in Vor-Corona-Zeiten dank Kunstschätzen wie der „Mona Lisa“ ungleich mehr Besuchermassen anziehen konnten, liegt auch an der föderalen Struktur Deutschlands. Anders als im zentralistischen Frankreich oder auch in Großbritannien sind hier große Kunstwerke auf mehrere Städte verteilt. Der Dresdner Zwinger, die Münchener Pinakothek oder das Frankfurter Städel konkurrieren mit den Berliner Museen, die außer der Nofretete und dem Pergamonaltar kaum ein Kunstwerk von unvergleichlichem Weltrang besitzen.

Noch ein weiteres Hindernis kommt hinzu: Die Berliner Sammlungen haben sich noch nicht von den Folgen des Zweiten Weltkriegs erholt. Viele Kunstwerke blieben verschollen, so manches landete als Raubkunst in der Sowjetunion. 

SPK führte Sammlungen zusammen

Um das zum Schutz vor den Bomben in Bunkern an verschiedenen Orten in Deutschland ausgelagerte preußische Sammlungserbe wieder zusammenzufügen, wurde die SPK 1957 gegründet. Dadurch wurde nach der Auflösung des Staates Preußen zehn Jahre zuvor auch die Eigentumsfrage beantwortet. Der Einigungsvertrag von 1990 übertrug der SPK schließlich die Aufgabe, die preußischen Kulturgüter aus beiden Teilen Berlins zusammenzuführen.

Seitdem ist die SPK Herrin unter anderem über die Häuser auf der Museumsinsel, das Kulturforum, die auf zwei Standorte verteilte Staatsbibliothek, das Geheime Staatsarchiv, das Institut für Musikforschung und das Ibero-Amerikanische Institut. Aus den Beständen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst in Dahlem speist die SPK außerdem das einer eigenen Stiftung angehörende Humboldt-Forum.

Wenn der Wissenschaftsrat in seinem Gutachten nun die Aufteilung der SPK in vier selbstständige Institutionen empfiehlt, so muss nicht zwangsläufig gleich alles besser werden. Die Trennung von Staatlichen Museen, Staatsbibliothek, Staatsarchiv und Ibero-Amerikanischem Institut bedeutet zusätzliches Personal mit eigenem Präsidenten und Dienststab. Das wird nicht gerade billiger. Der Bund, der mit 75 Prozent an der SPK beteiligt ist – der Rest kommt von der Stadt Berlin und den übrigen Ländern –, wird dabei kräftig zuschießen müssen.

Staatsministerin Grütters wird dabei 

– wie auf Seite 1 beschrieben – mehr Einfluss nehmen können. Das war wohl auch das Ziel. In Zeiten, da man „Beutekunst“ pflichtbewusst restituiert, da im Rahmen des Humboldt-Forums verstärkt über das koloniale Erbe debattiert und politischer Bildersturm betrieben wird, soll nicht nur das preußische Erbe, sondern auch der Name Preußen getilgt werden. Was kommt als Nächstes? Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die in Berlin und Brandenburg preußische Adelssitze verwaltet, sollte sich warm anziehen.