30.04.2024

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08.01.21 / SPAC-Unternehmen / Einfallstor für Betrüger / Akquisitionszweckunternehmen gelten als Geheimwaffe für Investoren – Gefährlich sind sie allemal

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-21 vom 08. Januar 2021

SPAC-Unternehmen
Einfallstor für Betrüger
Akquisitionszweckunternehmen gelten als Geheimwaffe für Investoren – Gefährlich sind sie allemal
Wolfgang Kaufmann

Viele Investoren suchen händeringend nach lukrativen Anlagemöglichkeiten, während innovative Unternehmen dringend Kapital benötigen. Dabei suchen sie Wege, um den aufwendigen und zudem mit lästigen Kontrollen verbundenen Gang an die Börse zu vermeiden. 

Abhilfe kann in solchen Fällen ein sogenanntes Akquisitionszweckunternehmen schaffen – besser bekannt unter der englischen Bezeichnung Special-purpose acquisition company (SPAC). Ein SPAC arbeitet nach folgendem Prinzip: Im ersten Schritt gründen private Initiatoren eine Mantelgesellschaft, welche keine eigene Geschäftsidee hat. Dann bringen sie das SPAC unter Einsatz ihres Eigenkapitals an die Börse. Das dadurch eingesammelte Geld wird zunächst ganz konventionell zum üblichen Marktzins angelegt. Anschließend suchen die SPAC-Manager nach Unternehmen in der Realwirtschaft mit Zukunftspotential. Sind sie dabei erfolgreich, folgt die Fusion der beiden ungleichen Partner und – wenn alles gut läuft – ein rapider Kursanstieg, der den Anlegern satte Gewinne einträgt.

Als größte SPAC-Gesellschaft, die derzeit nach einem passenden Unternehmen Ausschau hält, gelten die Pershing Square Tontine Holdings des Hedgefonds-Managers William Ackman, die über sieben Milliarden US-Dollar verfügen. In anderen Fällen kam der Zusammenschluss schon zustande und führte auch zum angestrebten Ergebnis. So beispielsweise bei dem Sportwettenanbieter DraftKings und dem privaten Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic.

Befeuert durch die Corona-Krise und die daraus resultierende Flut billigen Geldes, mit dem die Notenbanken versuchen, der angeschlagenen Wirtschaft wieder aufzuhelfen, nahm die Zahl der SPACs im vergangenen Jahr deutlich zu. Waren es 2019 noch 59 neue Akquisitionszweckunternehmen, die 14 Milliarden Dollar einsammeln konnten, wurden 2020 bereits 208 SPACs mit einem Finanzvolumen von rund 70 Milliarden Dollar aufgelegt. 

Abonnenten-Schwindel

Da deren Anteil am Markt für Börsengänge damit auf fast 30 Prozent stieg, befürchten Experten nun eine Blasenbildung. Darüber hinaus rief die SPAC-Euphorie inzwischen auch einige Betrüger auf den Plan.

Ende 2019 kaufte die Modern Media Acquisition Corporation (MMAC) des US-amerikanischen Radiounternehmers Lew Dickey den Musikstreamingdienst Akazoo und brachte ihn an die Börse. Im Mai 2020 flog dann auf, dass die angeblich 4,3 Millionen „Premium-Abonnenten“ von Akazoo in 25 Ländern der Welt überhaupt nicht existierten. Durch den Schwindel standen alle, welche in das MMAC-Akazoo-SPAC investiert hatten, am Ende mit leeren Händen da.

Ähnlich dreist agierte auch der Tesla-Konkurrent Nikola Corporation. Das in Phoenix (Arizona) ansässige Unternehmen, welches emissionsfreie Trucks auf die Straße bringen will, fusionierte im Frühjahr 2020 mit dem SPAC VectoIQ. Ein halbes Jahr nach dem Börsengang stellte sich heraus, dass der medienwirksam vorgeführte Prototyp Nikola One gar keinen eigenen Antrieb besaß und nur bergab gerollt war. Der Aktienkurs von Nikola-VectoIQ sackte daraufhin von 80 Dollar im Juni 2020 auf derzeit rund 16 Dollar ab.