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15.01.21 / Porträt / Sie will die Jusos etwas lehren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-21 vom 15. Januar 2021

Porträt
Sie will die Jusos etwas lehren
H. Tews

Je schwächer die Sozialdemokraten in allen Umfragen abschneiden, desto stärker wird – so hat es den Eindruck – der Einfluss ihrer Jugendorganisation. Der bisherige Juso-Chef Kevin Kühnert kam einem manchmal wie ein Hans Dampf in allen Gassen vor, der den Altvorderen die medial wirksame Show stahl. Das hat zuletzt Finanzminister Olaf Scholz zu spüren bekommen. Weil Kühnert einen bissigen Anti-Groko-Kurs fuhr, trimmte er seine Jungsozialisten auf eine harte linke Linie ein. Vor einem Jahr waren auch die Juso-Stimmen das Zünglein an der Waage, dass nicht das Polit-Schwergewicht Scholz, sondern die unbeschriebenen politischen Blätter Walter Borjans und Saskia Esken neue SPD-Vorsitzende wurden.

Dampfplauderer Kühnert, der 2017 noch ein glühender Anhänger des kläglich gescheiterten SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz war, hat bei den Jusos eine eindrucksvolle Karriere gemacht: vom Juso-Chef zum Vizeparteivorsitzenden – das gab es noch nie. Doch das reicht dem ehrgeizigen Jungpolitiker nicht. Ihm wird nachgesagt, an den Pforten des Kanzleramts rütteln zu wollen wie einst Gerhard Schröder. Um sich für diese utopische Aufgabe zu rüsten, will er 2021 in den Bundestag gewählt werden und hat dafür nun seinen Posten als Juso-Chef geräumt. 

Zu seiner Nachfolgerin haben die Jusos jetzt die 28-jährige Bonner Realschullehrerin Jessica Rosenthal gewählt. Aus der niedersächsischen Deister-Stadt Bad Münder stammend, hat sie in Bonn ein Lehramtsstudium mit den Fächern Deutsch und Geschichte absolviert, trat 2013 in die SPD ein und war von 2018 bis Oktober 2020 Juso-Landeschefin von Nordrhein-Westfalen. Auf dem – wie sich das heutzutage gehört – digitalen Bundeskongress, hat sie angekündigt, Kühnerts ultralinken Anti-Groko-Kurs fortsetzen zu wollen. Mit üblichen Sprechblasen wie Digitalisierungsoffensive für das Bildungssystem, zukunftsgerechter Sozialstaat und Schaffung einer nachhaltigen Industrie bis 2030 sprach sie den ähnlich gestrickten Delegierten aus dem Herzen. Das soll also die Zukunft der SPD sein? So wird selbst Kühnert sie nicht vor dem weiteren Absturz retten können.